@agentgarcia
Danke für dein kurzes Feedback, hoffe du bleibst dabei
Kapitel 4: Vorbereitung
Doch bevor es zum Erstkontakt kam lernte ich sowohl unseren Sportdirektor Thomas Meggle, als auch meinen zukünftigen Co-Trainer Abder Randame kennen. Beide machten einen sehr sympathischen Ersteindruck und ich war zuversichtlich mit beiden in der Zukunft gut zusammenarbeiten zu können.
Abder zeigte mir das Trainingsgelände bevor er irgendwann meinte:
„So, ich werde zu den Jungs gehen, hier das ist unser Raum! Dort kannst du dich umziehen. Ich schicke die Jungs nach draußen um sich ein wenig warm zu machen. Dann komme ich dich holen.“ Ich nickte und er drehte sich auf dem Absatz um und verschwand. Aufgeregt zog ich meinen neuen Trainingsanzug an. Die Vereinsfarben standen mir gar nicht so schlecht, wie ich grinsend vorm Spiegel bemerken durfte.
Irgendwann betrat Randame wieder die Kabine.
„Komm es ist soweit!“ In Gedanken ging ich nochmals in mich, als wir langsamen Schrittes, aber unaufhaltbar in Richtung des Trainingsplatzes liefen. Von weitem erkannte ich die Spieler, die als geschlossene Gruppe den Platz umrundeten. Dabei bemerkte ich wieder einmal wie groß doch unser Kader war. Wir platzierten uns an einer der Eckfahnen. Nachdem die Jungs noch zwei Runden absolviert hatten kamen Sie schließlich vor uns zum Stehen und bildeten einen Halbkreis. Ich kam nicht umhin die neugierigen Blicke einiger Spieler zu bemerken. Konträre Ausnahme war vor allem Markus Thorandt der mich mit skeptisch eisigem Blick ins Visier genommen hatte.
„Hi Jungs, schön dass wir uns heute auch endlich kennenlernen. Ich denke zu meiner Person direkt brauch ich nicht mehr viel sagen. Ich bin froh ab heute Teil dieses Teams zu sein und freue mich darauf mit euch arbeiten zu dürfen.“Etwas unsicher hatte ich begonnen zu reden, doch je länger ich sprach desto selbst sicherer wurde ich. Ich erzählte vom Potenzial dass ich in jedem Einzelnen sah und erklärte auch, dass ich einen Platz im Oberen Tabellenmittelfeld für durchaus realistisch hielt.
Am Ende meines Monologs waren die neugierigen Blicke, vielen lächelnden Gesichtern gewichen und selbst Markus Thorandts Miene hatte sich etwas aufgehellt. Er war es auch der mich im Anschluss im Namen der Mannschaft willkommen hieß. Aber wie es nun mal so ist Enden irgendwann alle Worte und weichen den Taten und so begann unserer erste Trainingseinheit und unser langer Weg in eine hoffentlich erfolgreiche Saison…
Die ersten Tage gestalteten sich durchaus haarig. Nicht weil es nicht gut lief, sondern weil unser Trainerteam darum bemüht war jeden einzelnen der Jungs ans Limit zu pushen. Das Gute? Die Jungs zogen eisern mit.
In dieser Zeit wurde dann auch bekannt wie unsere erste Saisonetappe aussehen sollte. Der Verein hatte ein zweiwöchiges Trainingslager in der Schweiz organisiert. Außerdem waren einige Freundschaftsspiele angesetzt worden.
Ein kleiner Überblick:
Alemannia Aachen (H)
SV Ried (A)
SGS Großasbach (A)
Eintracht Norderstedt (A)
Hertha BSC Berlin (H)Aber natürlich wurden nicht nur die Testspiele bekannt gegeben, sondern auch der Spielplan für die neue 2. Liga Saison, als auch die erste Runde des DFB Pokals.
In der Liga erwischten wir Gott sei Dank ein Heimspiel zum Auftakt. Der Gegner hingegen bereitete mir schon auf dem Papier Unbehagen. Es ging gegen Union Berlin. Eine Aufgabe an der wir uns durchaus messen lassen konnten. Gefolgt vom ersten Auswärtsspiel ausgerechnet beim Getränkegiganten Rb Leipzig. Im DFB Pokal hatten wir mehr Glück und bekamen mit dem FT Braunschweig einen Gegner der Kategorie unangenehm, aber machbar.
In der Kategorie Transfers tat sich erst einmal wenig. Wie ich angekündigt hatte wollte ich zuerst allen Spielern die Chance geben sich zu präsentieren, wobei ich diesen Vorsatz beinahe über Board geworfen hatte als ich Phillip Heerwagens Gehaltszettel zu sehen bekam…
Generell bin ich ein Verfechter von einem 2-TW Kader und wenn mein 3. Torwart in der 2. Liga über 300.000 € alleine an Grundgehalt im Jahr bekommt, ist es zumindest bedenkenswert dort vielleicht noch einen Verkauf zu tätigen.
Nach der ersten Woche nahm ich mir außerdem Sören Gonther während des Trainings zur Seite.
Ich hatte bemerkt, dass Sören die anderen mitreißen konnte und hatte mich nach längerer Überlegung dazu entschieden ihn zum Kapitän zu ernennen, was er auch freudestrahlend bejahte. Unser Keeper Phillipp Tschauner übernahm den Vizeposten.
Die erste Zeit verging wie im Flug und schon stand das erste Testspiel Zuhause gegen die Alemannia aus Aachen an. Ich hatte mir vorgenommen in den Testspielen kräftig zu rotieren und in der Halbzeit die komplette Mannschaft jeweils auszutauschen.
Vor knapp 10.000 Zuschauern gab ich mein Debüt auf der Trainerbank und … wurde herb enttäuscht. Lange verlief das Spiel auf einem niedrigen Niveau, viel Mittelfeldgeplänkel und wenig Kreativität unsererseits. So etwas wird dann meistens bestraft. Kurz vor Schluss fangen wir uns einen Konter der zum 1:0 führt, nur um durch den geliehenen Julian Koch in der 89. Minute wieder auszugleichen. Dabei blieb es und schon jetzt wurde mir klar, dass dieser Job kein Zuckerschlecken werden würde.
Dennoch sog ich einige positive Eindrücke in mich auf. Der positivste: Ich hatte richtig Bock drauf vor Ausverkauftem Haus im Ligabetrieb an der Seitenlinie zu stehen. Bereits die 10.000 Zuschauer gegen die Alemannia sorgten für eine tolle Stimmung.
Doch kaum hatten wir das Aachenspiel analysiert reisten wir in die Schweiz um unser Trainingslager zu absolvieren. Die Bedingungen waren herausragend und das sommerliche Wetter ließ die Jungs ordentlich schwitzen. Von stundenlangen Läufen durch die Schweizer Höhen bis zu Tagesetappen mit dem Bike durchliefen die Jungs das volle Programm und unser Trainerteam natürlich mit.
Selbstverständlich testeten wir auch wieder. Gegen den SV Ried, der ungefähr auf unserem Niveau anzusiedeln war, kamen wir allerdings kaum über Ansätze hinaus. Zur Pause lagen wir bereits mit 0:2 in Rückstand. Durch einen Elfmeter kamen wir zwar nochmals heran, für ein richtiges Comeback waren wir aber offensiv zu harmlos.
Den Auftakt unserer Vorbereitung hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Besserung in Sicht? Keineswegs!
Zum Abschluss des Trainingslagers wollten wir uns noch mit der SGS Großasbach messen. Direkt in der 1. Minute unterlief Tschauner ein absolut kapitaler Bock der mich böses für dieses Spiel ahnen ließ. Doch zumindest dieses Mal zeigten wir ordentliche Ansätze und drehten das Spiel auf 2:1 dank zweier Kopfballtore. Bezeichnend. Aus dem Spiel heraus offenbarten wir in der Vorbereitung eklatante Schwächen. An diesen Stellschrauben würde ich noch einiges zu drehen haben.
In diesen Tagen wurde auch die Verletztenliste wieder ein Thema bei uns. Waren seit Saisonende Himmelmann und Halstenberg bereits langzeitverletzt, erlitt nun auch Philipp Heerwagen eine schwere Schulterverletzung und sollte uns 2-3 Monate fehlen. Damit waren bis auf Tschauner alle Torhüter außer Gefecht gesetzt. Ob wir jemanden aus der Amateurmannschaft hochziehen oder auf Himmelmanns Genesung spekulieren würden.
Bei unserem vorletzten Test gegen Norderstedt zeigten wir erstmals gute Ansätze und entschieden das Spiel mit 3:0 für uns. Endlich trafen wir dabei auch durch zwei sehr gute Spielzüge aus dem Spiel heraus. Das dieses Ergebnis aber keinesfalls über zu bewerten war, dürfte jedem klar gewesen sein.
Dennoch hatte ich erstmals Licht am Ende des Tunnels gesehen, ohne dass wir davor wegrannten. Auch neben dem Platz gab es in diesen Tagen erfreuliche Nachrichten. Der Verein hatte die am Saisonende auslaufenden Verträge mit Schachten, Daube und Kalla bis 2017 verlängert. Nach meinen bisherigen Eindrücken eine gute Entscheidung, auch wenn es aus finanzieller Sicht durchaus belastend war, da die Gehälter der drei erheblich erhöht wurden. Auch hier gab es somit eine Schattenseite.
Ich war nun schon fast einen Monat bei St. Pauli und konnte kaum fassen wie schnell die Zeit verging. Nun stand bereits unser letzter Test vor dem Ernstfall an. Die Hertha aus Berlin war zu Gast und wir wollten vor halb gefülltem Stadion zumindest ein paar Ausrufezeichen setzen.
Was ich sah war zumindest schon in vielen Belangen besser als in der bisherigen Vorbereitung. Ich hatte das System auf 4-2-3-1 umgestellt und wollte dass die Jungs sicher standen um dann aus der Tiefe heraus Nadelstiche zu setzen. Dies gelang in der ersten Hälfte sehr gut, wir standen sicher und hatten die ein oder andere Offensivaktion, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. In der zweiten Halbzeit war es dann soweit, wir kassierten das 0:1 nach einer Ecke. Völlig unnötig! Danach ging es bergab. Hertha schnürte uns hinten ein und legte noch das 2:0 nach.
Obwohl wir gegen einen Erstligisten gespielt hatten wurde wieder unsere fehlende Offensivkraft deutlich. Wäre alles nicht so schlimm, wenn wir zumindest hinten die individuellen Fehler abstellen würden.
Mir schwante böses für den Saisonauftakt und der rückte unweigerlich näher…