Champions League Special 2018
Weil die Färöer so eine Fußballgroßmacht sind und die UEFA 5-Jahreswertung quasi dominieren, darf Havnar Bóltfelag die erste Qualifikationsrunde überspringen und entgeht somit Duellen auf Augenhöhen gegen die Meister aus Andorra, San Marino oder Gibraltar. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich weiss es nicht so recht.
Übrigens hat der FC Barcelona die letzte Ausgabe der Champions League gewonnen. Das ist alles andere als überraschend, aber dass der Trainer Fatih Terim hieß, fand ich schon bemerkenswert. Der Imperator also.
2. QualifikationsrundeDie Auslosung ergibt, dass wir auf den Meister aus Aserbaidschan treffen.
Der Gegner sagt mir tatsächlich etwas, da der BVB in der Europa League auch mal nach Bergkarabach musste. Qarabag Agdam hat seitdem aber mit internationalen Spielern ordentlich aufgerüstet. Im Jahr 2018 spielen dort Finnen, Israelis, Gabuner, Mazedonier, Spanien, Brasilianer, Holländer, Spanier… Der in Deutschland bekannteste Akteur dürfte aber der deutsch-Azeri Dimitrij Nazarov sein, der in Deutschland u.a. in Karlsruhe spielte. Nazarov ist bei Agdam aber nur Einwechselspieler. Das zeigt schon, dass dort ein ganz ordentliches Niveau herrscht. In den letzten drei Jahren schafften sie es immer in die dritte CL Quali Runde und scheiterten dort gegen Apoel Nikosia, Legia Warschau und Olympiacos Piräus.
Danach scheiterten sie immer extrem knapp im EL Playoff und zwar gegen Maccabi Tel Aviv, Trabzonspor und Rubin Kazan nach Auswärtstorregel. Es hätte für uns sicherlich noch schlimmer kommen können, spielt aber eigentlich keine Rolle, denn chancenlos sind wir sowieso.
An dieser Stelle möchte ich noch den färöischen Fussballverband loben. Was ich bislang immer für eine Art kleine Sommerpause hielt, ist lediglich eine Lücke im Spielplan, damit sich die Europapokalqualifikanten in Ruhe auf ihre Spiele konzentrieren können. Sehr nett.
Zudem dürfen wir im Tórsvøllur Nationalstadion spielen. Das hat nicht nur 6.000 Sitzplätze, sondern auch einen Naturrasen und dieser ist natürlich in einem extrem schlechten Zustand. Das ist sicherlich kein Nachteil für uns Amateure.
HinspielAufstellungen
Ja, ich lasse mit einer Fünferkette spielen. An sich bin ich kein Freund von asymmetrischem Spielsystemen, aber das vorhandene Spielermaterial schreit geradezu danach. Cieslewicz ist unser mit Abstand schnellster Spieler und der ist als Rechtsaußen am effektivsten. Die technisch starken Justinussen und Mouritsen sollen ihm möglichst die Bälle servieren. Der laufstarke Linksverteidiger Ellefsen darf gerne mal eine Flanke bringen, wenn er es rechtzeitig nach vorne schafft. Das sind zumindest meine theoretischen Gedankengänge. In der Praxis wurde es in Ermangelung an adäquaten Gegnern lediglich gegen FK Krasnodar ausprobiert. Das lief immerhin auf ein schmeichelhaftes Unentschieden hinaus.
Über 2.800 Zuschauer wollen sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen und in den ersten 45 Minuten funktioniert die ultra defensive Taktik perfekt. Nach vorne geht zwar rein gar nichts, aber den Azeris gelingt ebenfalls nichts. Außer ein oder zwei Einzelaktionen passiert insgesamt nichts. Die Schussstatistik geht mit 10:4 an den Gegner, die Foulstatistik gewinnen aber wir mit 9:0. Die Zuschauer sind aus dem Häuschen und ich gebe den Spielern mit, dass sie weiterhin genauso zu treten müssen.
In der 57. Minute passiert es dann aber doch, Reynaldo ist auf links nicht zu halten, die Flanke wird lang und länger und aus ganz spitzem Winkel köpft El Jadeyaoui ein. Erste Chance, erstes Tor. Das ist richtig ärgerlich!
Knapp 10 Minuten später macht wieder der Brasilianer Reynaldo, der mittlerweile für Aserbaidschan aufläuft, Alarm, er lässt drei meiner Jungs mit Leichtigkeit stehen und scheitert dann am stark reagierenden Joensen. Der Reynaldo ist so flink und beweglich, dass man ihn nicht mal ordentlich foulen kann.
Mitten in diese Drangphase erkämpfen wir uns mal eine Ecke, Hansson kommt vollkommen frei zum Kopfball und trifft leider nur an die Latte!
![Sad :(](http://www.meistertrainerforum.de/Smileys/default/sad.gif)
Weiterhin ist Qarabag Agdam natürlich spielbestimmend und gefährlich. Dennoch wechsele ich offensiv, eine knappe Niederlage wäre ein Achtungserfolg, wirklich nützen tut eine Heimniederlage aber auch nichts.
Wir kommen trotzdem nicht mehr gefährlich vors Tor und der Gegner verwaltet geschickt und so verlieren wir mein erstes Europapokalspiel mit 0:1. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, aber so sind die Chancen für das Rückspiel natürlich verschwindet gering.
RückspielJetzt komme ich zu einem persönlichen Problem: Aus "gewissen Gründen" habe ich keine Ausweispapiere, die ich benutzen könnte. Dementsprechend kann ich nicht ins Ausland reisen. Ins visumspflichtige Ausland erst Recht nicht. Meine Ausreden entnehme ich folgendem Schlachtruf.
„Erste Runde Krankenschein,
dann die Oma tot
Überstunden nehmen wir zur Not
Dann kommt die Kündigung, scheißegal
Havnar Bóltfelag spielt international
Europapokal, Europapokal.“
Meine Auswahl an Ausreden ist also gering, aber es werden wohl ohnehin nicht viele Reisen werden. Leider halten die Amateure vom färöischen Fernsehen eine Liveübertragung nicht für nötig, also muss ich einen osteuropäischen Livestream nutzen. Wenn meine Schilderungen also etwas haken, wisst ihr zumindest woran das liegt.
Wir starten mit exakt der gleichen Aufstellung wie im Hinspiel. Qarabag Agdam behält die Grundformation ebenfalls bei, bringt lediglich einen neuen Spieler.
In der zweiten Spielminute gelingt uns fast die Sensation. Nach einem abgefangenem Freistoss kontern wir über Cieslewicz, der legt auf Ellefsen quer, dessen Flanke wird zunächst abgewehrt. Den zweiten Ball köpft Mouritsen per Bogenlampe Richtung Tor, der Keeper läuft einfach drunter her, doch der Ball wird gerade noch auf der Linie geklärt. Cieslewicz bekommt den Rebound, geblockt! Das war eine fette Doppelchance. Solche Chancen muss man einfach nutzen, wenn man die fussballerische Unterlegenheit irgendwie kompensieren muss.
Nach 5 Minuten hat Qarabag Agdam dann eine große Chance. Joensen kann Poepons Schuss nur zur Seite abklären, Reynaldo setzt den Ball aus spitzem Winkel an den Außenpfosten.
In Spielminute 13 passiert es dann, Flanke auf Cristian, der nimmt den Ball technisch perfekt mit der Brust an, dreht sich und nagelt den Ball ins lange Eck. 1:0 für die Azeris.
Den Rest der Halbzeit spielt nur noch QA, wir können uns bei Joensen bedanken, dass wir nur mit 0:1 hinten liegen.
Die zweite Halbzeit geht wieder gut los, der Gegner ruht sich schön aus, wir kommen besser ins Spiel. Doch Justinussen vergibt leider die große Kopfballchance zum Ausgleich. In der 67. Minute vergibt dann Cieslewicz völlig freiststehend und zwar sehr, sehr kläglich Richtung Eckfahne.
In der 75. Minute werde ich dann leicht wahnsinnig und wechsele auf meine Heimspieltaktik 4-4-2 Diamond Wide. Ich will mir nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben. Als erstes müssen wir dann direkt einen Konter zum 0:2 fressen. Immerhin gelingt uns so aber noch der Ehrentreffer durch den eingewechselten Pall Klettskaro, damit hat sich die Umstellung definitiv trotzdem gelohnt.
Somit findet unsere Europapokalsaison ein schnelles Ende. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, Fussball spielen können sie leider nicht besser und kämpferisch haben sie den letzten Tropfen Blut herausgequetscht. Peinlich wurde es auch nicht und neben den Zuschauereinnahmen, spuckte die UEFA noch ordentlich Prämien aus.
Der Kontostand beträgt sagenhafte 700k Euro! Und was macht der Vorstand? Antrag auf Ausbau der Trainingseinrichtungen? Abgelehnt. Antrag auf Ausbau der Jugendeinrichtungen? Abgelehnt. Lediglich das Youth Coaching wird verbessert. Einen Antrag auf Profistatus habe ich noch nicht eingereicht, dafür ist mir das Polster noch zu klein und vermutlich wäre auch das einfach abgelehnt wurden.