Dieser Blick
Diese Augen... Dieser Blick... Er verfolgt mich in meinen Gedanken, in meinen Träumen. Ich kann ihm nicht entkommen. So sehr ich es auch versuche, überall begegne ich diesem... Blick...
Immer wieder führt er mich zurück an diesen Tag, an diesen Moment. Dieser eine Abschnitt meines Lebens. Der Augenblick indem ich die Entscheidung traf, zwei Leben grundlegend zu verändern. Eines dieser Leben ist mein eigenes, und wäre nur ich allein betroffen, dann hätte sich alles anders entwickelt. Doch der Weg, den ich beschloss zu gehen, beeinflusste nicht nur mich. Wenn ich mich damals nur anders entschieden hätte, ich würde nicht verfolgt von diesen Augen... Diesem Blick...
Doch ich wollte dem Ruf in mir folgen. Dieser Stimme die sagte: „Tu es einfach!“. Selbst die Vorstellung an mögliche Konsequenzen konnte mich nicht stoppen. Zu lange hatte ich sie ignoriert, diese Stimme. Je mehr ich sie zu unterdrücken versuchte, desto lauter schrie sie. Wie ein Waldbrand, der mit einer kleinen Glut beginnt, wurde dieses innere Feuer stärker und stärker. Jede Ablenkung, jeder Versuch diese Energie auf andere Dinge zu lenken war zum Scheitern verurteilt. Die letzte Barriere, die das Unglück verhindern konnte, war meine Angst. Die Angst davor erwischt zu werden, vor dem Gefängnis, aber vor allem vor mir selbst. Doch letztlich schrie meine innere Stimme auch diese fort. Sie gewann die Oberhand und sollte von da an über meine Zukunft entscheiden. Und auch über ihre Zukunft...
Diese Augen... Als ich sie das erste mal sah war es wie ein Gemälde, dessen Farben und Konturen einen sofort in den Bann ziehen. Blau, wie ein wolkenloser Himmel. In ihnen war ein Glanz der mich unverzüglich zum lächeln brachte. Als ich sanft durch ihr dunkelblondes Haar fuhr, traf mich das erste Mal dieser Blick. Ich konnte es zuerst nicht einordnen, doch er bohrte sich in mich hinein. Für eine Sekunde, einen kurzen Moment, zögerte ich. Bilder rasten durch meinen Kopf, Sequenzen des Für und Wieder. Doch letztlich meldete sich meine innere Stimme: „Mach es! Es ist zu spät um jetzt noch umzukehren!“.
Dieser Blick... Selbst jetzt kann ich ihn nicht vergessen. Fragend nach dem Grund durchbohrt er meine Seele. Der Unschuld beraubt haben ihre Augen den Glanz verloren, doch verfolgen sie mich bis zu diesem Moment.
Ich spüre wie das Blut an meiner Hand bereits zu trocknen beginnt. Als ich herab schaue, sehe ich wie das Messer noch in meiner Brust steckt. Ihr Vater hatte mich aufgespürt, getrieben von Rache und dem Misstrauen an unserem Rechtssystem. Nun wird er in Handschellen abgeführt.
Um mich herum wird alles schwarz und Kälte umgibt mich. Doch in der Dunkelheit kann ich ihn ein letztes Mal sehen...
Dieser Blick...