Mein indischer Kollege, der hier bei uns in Deutschland arbeitet, meinte, da spielt ganz viel mit rein.
Erstens hat sich Indien zu sicher gefühlt. Die hatten eine niedrige Inzidenz, haben dann sogar enorm viel AstraZeneca-Impfstoff an Covax gespendet (die Initiative der WHO).
Dann kam diese religiöse Geschichte mit im Ganges baden, das war wohl ein einziges Superspreader-Event, dann kamen auch noch Lockerungen und Leichtsinn (wie bei meinem Kolegen, der mit 150 Gästen heiraten musste).
Dann hat Indien ein Gesundheitssystem, das im staatlichen Bereich mangelhaft und im privaten sehr teuer ist. Sauerstoff wird knapp, Personal sowieso, die Impfmoral ist schlecht, Impfstoff selbst aber auch knapp, wir diskutieren lieber über Patente, als wirklich zu helfen.
Die haben dort genau das Problem, das wir hier mit den Massnahmen vermeiden wollten und vermieden haben: komplette Überlastung.
Im Endeffekt hat mein Kollege sogar noch "Glück" gehabt, dass er ein Beatmungsgerät und eine Dialyse bekommen hat, ganz zu schweigen von Schmerzmitteln. Er hätte auch auf einer Trage vor der Klinik sterben können.