Ach doch, da darf man schon gefrustet sein. Ich sehe das immer so: man verbringt einen enorm großen Teil seiner (wachen) Lebenszeit mit Arbeit. Da sollte man schon irgendwas machen, dass einem in irgendeiner Form auch sinnvoll erscheint. Sei es weil man seine Arbeit wirklich sinnstiftend findet, man Spaß daran findet, sie einen fordert oder man einfach ein einem tollen Team arbeitet. Das Komplettpaket werden ohnehin nur die Wenigsten bekommen, aber sobald man sich fragt, wofür man den ganzen Tag eigentlich ackert und was einem das im Leben bringt, bin ich der Meinung, dass etwas schief läuft und man sich einen Alternativplan zurechtlegen sollte. Und ich finde, mit Ende 20 ist man noch lange nicht zu alt, um sich nach was Anderem anzugucken oder vllt. sogar ganz von vorne anzufangen (z.B. eben ein Studium). Klar, je älter man wird, desto mehr hat man sich sein Leben eingerichtet und desto mehr "Zwängen" unterliegt man (sei mal dahingestellt, wie viele davon wirklich real sind). Grundsätzlich bin ich aber der absoluten Überzeugung, dass man immer eine für sich passende Lösung findet, die den eigenen Umständen Rechnung trägt. Ist halt nicht unbedingt der leichteste Weg.
Danke euch für eure Antworten!
Den leichtesten Weg will ich gar nicht wählen. Hab ich bisher auch nicht, wenn ich auch selbst daran Schuld bin
Ich nehme aktuell schon so etwas wie eine Karriereberatung in Anspruch, was mir auch weiterhilft, gerade um auch mein vielleicht etwas festgefahrenes Sinnbild von dem, was ich gerne machen würde, zu lösen.
Was machst du denn aktuell beruflich und was hast du gelernt respektive vorher studiert?
Studiert hatte ich zu einem Bauingenieurwesen, da war ich aber gerade ganz frisch aus der Schule und hatte damals ziemlich Probleme mit Selbstwertgefühlt etc. durch ein Problem mit meiner Stimme. Hab damals absolut keinen Anschluss bei den Kommilitonen gfeunden und kam mir total fehl am Platz vor, weswegen ich dann nach einem Semester wieder aufgehört hatte. Danach hatte ich mehr oder weniger ein Jahr Pause, wo ich beim Onkel in der Firma ausgeholfen hatte, und hatte dann Logistik angefangen. Hat mir eigentlich ganz gut gefallen, aber dort hatte sich nach zwei Semestern das Ganze in drei verschiedene Vertiefungsfächer geteilt, und in dem Vertiefungsfach wo ich Spaß dran hatte waren im dritten Semester noch 8 Kommilitonen und kein einziger meiner Gruppe. Auch da hatte ich noch die Probleme mit meiner Stimme und ich hab dann leider viel zu schnell die Flinte ins Korn geworfen und bin damals den einfachen Weg gegangen.
Ich bin dann mit 25 durch einen Freund auf ein Bundesamt bei mir um die Ecke aufmerksam geworden und hab dort meine Ausbildung zum Finanzwirt gemacht. Wobei "Dort" eben nicht passt, die praktische Ausbildung hat in den Bundesländern an den Finanzämtern stattgefunden und hat mit meiner jetzigen Arbeit wirklich nichts gemeinsam. Die aktuelle Arbeits kann man gut als Fehlerausbügeln der Finanzämter bezeichnen, mit technischen Systemen auf Stand 1995. Es fehlt in der Verwaltung leider an gut bezahlten IT-Jobs, dementsprechend ist die technische Austattung (abgesehen von der persönlichen Ausstattung wie Laptops, höhenverstellbare Schreibtische etc.) leider wirklich in einem schlechten Zustand. Kann mir aktuell defintiv nicht vorstellen, mein Berufsleben dort zu verbringen, gerade da auch Aufstiegsmöglichkeiten wie in der freien Wirtschaft fehlen.
Ich schließe mich da DeDaim an. Es gibt viele Punkte an der man seine Arbeit bewerten kann. Die Menschen, die dir sagen, dass der Gedanke doof ist, denke dabei in dem Moment nur an die Sicherheit im Beruf. Wenn du deine Arbeit nicht als sinnvoll ansiehst, sie dich nicht ausreichend fordert, du keine Anerkennung erfährst, ist die Sicherheit irgendwann eine Eigenschaft die von dir persönlich extrem hoch priorisiert sein muss, um die Defizite ausgleichen zu können.
Vielleicht finden sich Wege die du begehen kannst, ohne gleich die Sicherheit komplett über Bord zu werfen aber trotzdem eine Perspektive zu bekomme. Studieren lässt sich auch im Fernbetrieb neben der Arbeit. Und im ÖV kommt langsam auch das Modell an, die zu arbeitenden Stunden pro Woche zu reduzieren. Eventuell kannst du da etwas kombinieren.
Je nach dem, was du studiert hast und wie lange kannst du dir vielleicht Leistungen anrechnen lassen und verkürzt damit die Zeit auch noch etwas.
Ansonsten ist es natürlich auch eine Option zu sehen, ob du dich in deiner aktuellen Stelle irgendwie quer oder nach oben bewegen kannst. Im System bist du ja schonmal und vielleicht gibt es andere Abteilungen in denen sich Stellen mit anderen Beschäftigungen auftun oder es finden sich Wege zusätzliche Verantworten zu übernehmen in denen du etwas machen kannst was dir mehr Spaß macht.
Fernstudium ist definitiv auch eine Möglichkeit, die in Betracht kommt. Stundenreduzierung gibt es bei uns nur, wenn es sich um ein Studium handelt, welches für den gehobenen Dienst Voraussetzung wäre. Das wäre in meinem Fall ein Jurastudium, welches für mich eher nicht in Frage kommt. Ansonsten gibt es das nur, sofern man Kinder hat oder Pflegebedürftige Angehörige. Daher heißt es dann eher Studium neben einer 41-Stundenwoche. Ist machbar, aber auch nur solange ich keine Kinder habe.
Bezüglich querwechsel: Zumindest Amtsintern erst nach 5 Jahren (3 Jahre Probezeit + 2 Jahre bis zu A7 Besoldung, bevor ein Wechsel möglich ist). Zumal andere Fachbereich eben auch erst nach diesen 5 Jahre eine Möglichkeit sind, die Chance dort eine Stelle zu bekommen aber sehr gering sind. Daher tendiere ich aktuell wirklich eher auch den kompletten Wechsel in Richtung duales Studium. Wobei ich leider auch sagen muss, dass ich mit 800€ Gehalt wärend des Studium alleine durch Haus und Auto keine Chance sehe. Ans Haus bin ich aktuell familiär gebunden, was wiederum eine ganz andere Geschichte ist.