Ich habe Swansea City übernommen. Prognose 10. Platz, die einzige Vorgabe des Präsidiums ist es, Ballbesitzfußball zu spielen.
Die erste Elf ist okay, aber es mangelt an der Qualität in der Breite, was mir angesichts des vollgepackten englischen Spielplans Sorgen bereitet. Mit 5 Millionen Transferbudget lässt sich da auch nicht viel machen. Ein paar Tage nach Vorbereitungsbeginn flattern aber zwei verführerische Angebote rein: Chelsea will Sigurdsson, PSG Fernández. Ich lasse beide gehen, pokere etwas bei den Verhandlungen, und 53 Millionen Euro werden in die Kasse spült. Das Geld wird reinvestiert in ein Dutzend talentierter Spieler um die 20 für alle Mannschaftsteile – Qualität in der Breite erfolgreich verbessert und das Fundament für eine gute Zukunft gelegt. In dieser Saison finden sich in der ersten Elf aber in der Regel neun oder zehn Spieler, die vorher schon da waren.
Mit dem Ballbesitzfußball klappt es und die Ergebnisse stimmen auch. Wir kassieren die wenigsten Gegentore der Liga, klettern früh auf Rang 3 und behaupten ihn bis Saisonende, hinter Chelsea und Arsenal. Dabei kam uns entgegen, dass ein paar der großen Klubs vor allem zu Saisonbeginn stark schwächelten. Van Gaal räumt den Trainerposten früh für Ancelotti, Klopp scheitert in Liverpool und geht nach Sevilla. Der Blick nach Deutschland: Tuchel wird noch während der Hinrunde entlassen, Bayern gewinnt alles inklusive CL. Löw wird nach der EM von Markus Babbel beerbt.
In den Pokalwettbewerben die Erwartungen erfüllt, in der Liga ein sensationeller 3. Platz, den Kader für die Zukunft gut aufgestellt – alles supi in Wales? Oh nein! In der Winterpause gerate ich mit dem sparsamen Vorstand aneinander, als ich eine Verbesserung der Jugendeinrichtungen fordere und das, wie schon die meisten anderen Anträge vorher, abgelehnt wird. Voller Frust stecke ich die Geschichte der Presse. Es folgt die Vorladung zum Gespräch mit dem Vorstand – mit dem Hinweis, dass ich sofort entlassen werde, wenn ich das Gespräch ablehne. Also gehe ich mal hin, und eigentlich vertragen wir uns dabei auch wieder. Für den Rest der Saison werden allerdings wirklich alle meine Anträge abgelehnt, und ich komme mir teilweise schon arg verkohlt vor. Als ich wieder eine Verbesserung der Jugendeinrichtungen fordere, bekomme ich zum Beispiel zu hören, dass man Spieler kaufen kann und sie deswegen nicht selbst ausbilden muss. Okay?
Für die Saison 2016/2017 freue ich mich angesichts der sicheren CL-Einnahmen und des verrückten neuen TV-Vertrags aufs große Geld … und werde enttäuscht. 25 Millionen Euro Transfer- und zehn Millionen mehr Gehaltsbudget – gepaart mit dem Minimalziel EL-Platz - hauen mich wirklich nicht vom Hocker. Ich wittere eine Schikane des Vorstands. Während der Hinrunde will mich Arsenal als Wenger-Nachfolger, ich unterhalte mich mal ihnen und da sind ganz andere Summen im Spiel. Aber ich denke mir „Vorstände sind temporäre Erscheinungen“ und bleibe bei Swansea, irgendwann wird es schon besser. Und der Kader wird ja trotzdem weiter aufgewertet, auch dank ablösefreier Verpflichtungen und des lukrativen Abgangs von Ki, der sich nicht mit der Rotation anfreunden wollte.
Die zusätzliche Belastung durch die Champions League tut uns aber nicht gut, außerdem wage ich noch taktische Experimente, die uns Punkte kosten. Lange dümpeln wir in der Liga um Platz 8 herum. In der CL landen wir in einer Gruppe mit Bayern. Im Auftaktspiel schnuppern wir an der Sensation, kassieren aber in der 86. das 1:1 durch Lewandowski, es folgen Niederlagen in Lissabon und Kiew. Zuhause gegen Kiew gelingt der erste Dreier, danach kriegen wir in München eine Packung … aber der eine Punkt aus dem ersten Spiel gegen die Bayern, die sonst alle Spiele gewinnen, ist noch Gold wert: am letzten Spieltag springen wir mit einem Sieg gegen Lissabon und dann 7 Punkten und einer Tordifferenz von -3 auf den zweiten Platz und stehen im Achtelfinale. Dort treffen wir auf Real Madrid. Mit dem 1:1 zuhause und dem 0:1 auswärts kommen wir sehr gut davon, sind aber raus.
In der Liga klettern wir letztlich doch noch und werden am Ende Fünfter, mit dem schlechtesten Sturm der oberen Tabellenhälfte aber Siegen gegen den aufgestiegenen Erzrivalen aus Cardiff, dazu kommt der Vorstoß ins Halbfinale des FA Cups. City wird Meister und CL-Sieger. Alles in allem haben wir die Erwartungen also wieder übertroffen. Lässt sich der Feind im eigenen Haus, der Vorstand, davon beeindrucken? Ja! Zuerst wird meinem Drängen nach besseren Trainings- und Jugendeinrichtungen endlich nachgegeben, am Saisonende veranlassen sie dann sogar eine erneute Verbesserung ganz ohne Bitten meinerseits und bauen auch noch von sich aus das Stadion aus. Außerdem werden mir am Ende der Saison 100 Millionen Transferbudget für die kommende zur Verfügung gestellt. Ka-ching! Dummerweise wollen Superstars aber nicht zu Swansea wechseln, was mich vor Probleme stellt, das Geld sinnvoll auszugeben. Nach ein paar Transfers fürs erste Team erinnere ich mich an die Worte des Vorstands: man kann Spieler kaufen, statt sie selbst auszubilden. Ich ziehe meine eigenen Schlüsse daraus, miste die U21 und U18 gnadenlos aus, und kaufe knapp 30 talentierte Jungs im Alter 14-19. Danach sind immer noch so viele Millionen übrig, man weiß gar nicht, wohin damit.
Der Blick nach Deutschland: Leverkusen wird Meister vor Gladbach und Wolfsburg, und stimmt dann zu, Calhanoglu für 51 Millionen an Schalke zu verkaufen, dieser kann sich mit den Königsblauen aber nicht übers Gehalt einigen und bleibt.
Die dritte Saison startet mit Begehrlichkeiten anderer Vereine. Alle möglichen Topklubs wollen meine Spieler, Inter Mailand will mich. Ich blocke alles ab und nehme mir vor, die EL zu rocken und nächstes Jahr wieder CL zu spielen. Ob der Vorstand will oder nicht.