Immer mal wieder hört man von englischen Fussballtouristen, die in die Bundesligastadien pilgern, um nochmal "echte Fussballatmosphäre" zu schnuppern. Wie groß der Unterschied zwischen dem Eventcharakter der BPL und dem der Bundesliga wirklich ist, sei mal dahingestellt - aber zumindest Stehplätze gibt´s noch, und ein Ticket kostet in der Regel auch kein Wochengehalt.
Nun hab ich mit Interesse den
offenen Brief von Tom Reed gelesen, dem Initiator von Football Action Network, der via 11Freunde eindringlich davor warnt, den englischen Weg zu gehen und jegliche Tradition dem Kommerz unterzuordnen.
Eine Stimme, der ich gerne etwas Gehör verleihen würde. Da spricht jemand aus leidvoller Erfahrung. Die Argumente, die so im Raum stehen und auch hier im MTF immer wieder gelesen werden, reichen von "das kann man sowieso nicht aufhalten" bis "zum echten Fussball kann man ja immernoch in die Regionalliga gehen". Aber ist das wirklich die einzige Alternative? Kann es keinen Weg geben, die Bundesliga aufgrund der vollen Stadien und des hohen Niveaus (auch ohne die Schweinsteigers und Firminhos) als Topliga zu etablieren, ohne den Spielplan an die TV-Konzerne zu verkaufen? Und muss 50+1 wirklich fallen? Hier wird die nahe Zukunft zeigen, was in Hannover passiert, wenn nämlich Herr Kind aufgrund seines langjährigen Engagements die Ausnahme zur noch bestehenden 50+1-Regel bildet.
Ich möchte kein Plädoyer gegen den modernen Fussball halten, aber ich finde, dass die Bundesliga etwas besonderes ist. Der Zuspruch aus England ist zwar ganz nett, wirft bei mir aber die Frage auf, ob die Zukunft des deutschen Fussballs wirklich allein vom fetten TV-Deal abhängt.