In Hamburg steigt die Sonne langsam auf und beleuchtet die Hafenkrane. Es ist früher Morgen. In den menschenleeren Bürogebäuden, die nahe an den Trainingseinrichtungen gelegen sind, hat Dietmar Beiersdorfer sein gewohntes Gremium versammelt, auch Sportchef Peter Knäbel ist anwesend. Thomas von Heesen, Carl-Edgar Jarchow, Bernd Wehmeyer und Marinus Bester wissen alle, worum es geht. Zwar war eben gegen Greuther Fürth der Abstieg "souverän" abgewendet worden, aber noch bei der letzten Besprechung war Trainer Mirko Slomka unrasiert und in zerrissenen Jeans erschienen. Als wäre dies nicht schon alleine ein Entlassungsgrund, wirkte er ohnehin schwer gezeichnet. Tiefer gewordene Falten, bleiche Haut und dunkle Augenringe waren klare Anzeichen. Sie deuteten auf
akute HSVitis in. Der Verein hatte Slomka gebrochen. Dem Aufsichtsrat war klar, dass ein neuer her musste. Doch wer?
Magath mag den Aufsichtsrat nicht, Tuchel druckst komisch herum, Labbadia verprasst noch die Abfindung aus Stuttgart. Verflixt. Doch den Lodda probieren? Oder was ist mit Slom... ach ja, geht nicht. Knäbel: "Zur Not würde ich mich anbieten..." Besser nicht.
Einen gäbe es da. Ein Holländer mit dänischer Mutter. Vielsprachig. Hatte zwar noch nicht viele Vereine, aber immerhin mehr als Knäbel. Scheint kein ganz einfacher Typ zu sein, aber war in Italien ganz erfolgreich. Nein, nein, kein Catenccio. Gepflegter Offensivfussball. Albert de Stijl heisst der Mann. Ratlosigkeit in der Runde. Eigentlich kennt den keiner, wer schaut schon Serie A? Niemandem fällt allerdings ein Widerspruch ein, sogar Knäbel schmollte lediglich verschnupft vor sich hin. Es hatten ohnehin alle Hunger, es wäre angenehm, wenn diese Trainerentscheidung etwas schneller gefällt würde als die letzten. Die nächste findet gewöhnlich eh im September statt. Alle blickten sie hoffnungsfroh zu Beiersdorfer, der das letzte Wort hatte.
"Ähm ja. Mit Holländern haben wir ja keine schlechten Erfahrungen. Wir werden ihn mal einladen. Hoffentlich kommt er rasiert und nicht in löchrigen Hosen..."
Das Bewerbungsgespräch wurde keine lange Sache. Ich war natürlich sehr am Job in Hamburg interessiert, klar. Ist ja nahe an beiden Heimatländern, gute Sache. Beiersdorfer schien auch überzeugt. Kurz legte er seine Forderungen dar: "Albert, das wichtigste ist, dass die Uhr am laufen bleibt. Sie ist wohl unser bestes Mittel um die Gegner medial zu entnerven. Ausserdem kann Sky gelegentlich noch einen Sonderbeitrag darüber anfertigen. Ansonsten möchten wir, dass der HSV zumindest einen
Mittelfeldplatz belegt. Über den Europapokal können wir immer noch reden, wenn wir zwei, drei Spiele nicht verloren haben. Wir wollen in Hamburg
Ballbesitzfussball sehen und dass
Spieler aus der Jugend hochkommen (das spart viel Geld!)." - "Damit kann ich gut leben. Ich persönlich möchte nur, dass mir der Knäbel nicht in die Aufstellung quasselt." Diplomatische Antwort. In meinen Gedanken sieht es anders aus: Ballbesitz möchte der? Hat der die letzten paar Jahre verpasst. Der HSV hatte nur so viel Ballbesitz, weil er ständig zurücklag. Aber gut, ich mag die bisherige Taktik (hinten HW4 - vorne Lasogga oder Standards) eh nicht. Junge Spieler? Versuchen wir das. "Ach, etwas noch", merkte ich an. "Ich möchte
offensiv spielen lassen (dann fallen die Abwehrfehler vielleicht weniger ins Gewicht...). Und ich will, wenn dann
junge Spieler mit Potential verpflichten. Keine Altstars." - "Ja, von mir aus. Das ist mir ehrlich gesagt egal. Probiere das ruhig aus. Ich habe den Bruno und den Felix notfalls mal auf Kurzwahltaste..."
Über Deutschland lacht die Sonne... Über Hamburg die ganze Welt... Na, hoffentlich nicht mehr lange.
Der HSV also. Den Verein muss man nicht mehr grossartig vorstellen. Glorreiche Vergangenheit mit Titeln und tollen Spielern wie Felix Magath, Hrubesch, Seeler, Keegan und sogar Kaiser Franz. Die Gegenwart ist minder glanzvoll, Abstiegskampf, Chaos und finanzielle Engpässe. Wir werden sehen, was sich da machen lässt. Ich sehe es ähnlich wie der Vorstand. Mit einem Mittelfeldplatz wäre ich vorerst zufrieden, möchte aber so bald wie möglich wieder das eine oder andere Wörtchen oben mitreden. Ich möchte eine Mannschaft aufbauen, die gewissermassen ein
fussballerisches Nordlicht darstellt und viele Spieler aus Deutschland, Holland und Skandinavien enthält. So dass schlussendlich der Norden über den Süden vielleicht sogar das eine oder andere Mal triumphieren kann, wer weiss?
Team um das Team und Transfers
Zu meinen ersten Amtshandlungen im Verein gehörten drei neue Trainer für meinen Stab. Der HSV hatte leider keinen einzigen fähigen Torwarttrainer, Stefan Wächter sollte sich vielleicht unterklassig umschauen oder doch wieder selbst ins Tor stehen. Nebenbei waren meine Co-Trainer eher auf die Defensive spezialisiert. Da habe ich nachgeholfen. Neu im Stab sind mit
Ebbe Sand und
Ulf Kirsten zwei ehemalige Superstürmer. Hoffentlich können meine Jungs davon was mitnehmen. Ausserdem verstärkt uns Vizeweltmeister
Grégory Coupet (auch da zur Not die Hoffnung, dass er noch fit genug wäre, unseren Kasten zu hüten ^^). Eine runde Sache.
Leider sind die Kriegskassen leer und auch die neuen Helfer an der Linie arbeiten nicht umsonst. Etwas Kohle musste her, da kam das
Angebot von Florenz für Marcell Jansen für 2M gerade recht. Hauptsache ich kriege etwas Kohle und spare sein hohes Gehalt ein. Sein Vertrag wäre ohnehin ausgelaufen. Da ich mit Ostrzolek und Marcos zwei weitere LV habe: Schleife drum und sag Bernardeschi schöne Grüsse von mir! Ansonsten (noch) keine Transfers, auch keine geplant, aber etwas Geld ist noch übrig. Ich muss aber erst den Saisonstart abwarten, vielleicht brauche ich was für die Nerven.
Hier noch ein kleines Schmankerl, das ganz gut zeigt, wie es beim HSV so läuft...
Knäbel und ich können uns also gegenseitig feuern. Mal schauen, wer den Finger schneller am Abzug hat, wenn's erst wird...
Taktik
Offensiv soll's sein, das ist klar. Der Vorstand gibt's teilweise vor, ich will es auch so. Durch die Kaderzusammenstellung, an der ich nicht viel ändern kann, ergibt sich klar, dass wir mit Viererkette spielen. Dazu haben wir sehr viele Aussen-, aber nur zwei gelernte Mittelstürmer im Kader. Alles bereit für verschiedene Versionen des breit angelegten 4-3-3.
In der Vorbereitung habe ich mich auf diese beiden Varianten festgelegt, die aber ggf. abgeändert werden (müssen). Vor allem die Rolle des Stürmers ändert sich je nachdem, wer denn spielt.
Mannschaft- Sie haben die roten Hosen an
René Adler: Gute Vorbereitung, passende Attribute, deutsch und Führungsspieler. Er wird die Nummer Eins.
Jaroslaw Drobny: Voraussichtlich nur ein Bankplatz in seiner letzten Saison.
Johan Djourou: Schnell, antizipationsstark und gutes Passspiel. Er dürfte vorerst gesetzt sein, auch wenn er einen Teil der Vorbereitung verpasst hat.
Cléber: Sehr schnell für einen IV, das mag ich. Hat gute Karten. Leider enorme Konzentrationsböcke. Seine Nickerchen kosteten mich schon in Testspielen ordentlich Nerven.
Heiko Westermann: HW4, eine Institution. Kann ganz passabel überall in der Abwehr spielen, das war's aber auch. Bleibt Kaderspieler.
Slobodan Rajkovic: Langsam mit wenig Finesse. Der Arbeiter aus Serbien darf sofort gehen, wenn er mag. Ist aber noch lange verletzt.
Matthias Ostrzolek: Guter LV mit genug Drang nach vorne. Nase vorn.
Ronny Marcos: Der Paradiesvogel zeigte eine offensiv tolle Vorbereitung, hinten aber kaum zu sehen. Ich glaube, Cléber würde ihn auf der Strasse nicht erkennen.
Dennis Diekmeier: Stammkraft hinten rechts, auch er gut im Vorwärtsgang. Leider öfters angeschlagen.
Ashton Götz: Talentiert, wird DD Dampf machen.
Marcelo Diaz: Egal, ob im DM oder im ZM, er ist mein bester und einziger verlässlicher Aufbauspieler. Schlägt dazu tolle Standarts und bewegt sich instinktiv richtig. Hoffentlich fällt er nie aus. Nie.
Valon Behrami: Einsatzfreudig, umtriebig, aggressiv und mitreissend. Das spielerische lassen wir mal aussen vor. Super geeignet, um neben einem Aufbauer wie Diaz umher zu wuseln.
Petr Jiracek: Ordentlicher Spieler für DM und ZM, kann fast alle Rollen ganz passabel spielen. Wichtiger Kaderspieler.
Gojko Kacar: Ich weiss nicht, was alle gegen den haben. Ein Fels in der Brandung, kann DM und IV spielen. Leider noch sehr lange verletzt.
Matti Steinmann: Schon früh im Kader. Technisch gut, talentiert. Wird sicher ein paar Minuten sammeln können.
Lewis Holtby: Wird entweder im OM oder als dritter ZM mit Freiheiten zum Einsatz kommen. Feiner Techniker, gute Einstellung.
Maximilian Beister: Hamburgs Robben. Gutes Passspiel, dribbelstark und hält gerne drauf mit der linken Klebe. Leider auch mit einer ähnlichen Krankenakte. Hoffentlich bleibt er fit.
Zoltan Stieber: Wird eher rechts spielen, da ich Flügel mit inversen Füssen bevorzuge. Leider eine schwache Vorbereitung.
Nicolai Müller: Aus demselben Grund eher links. Gute Vorbereitung, wird sicher viel spielen.
Ivo Ilicevic: Ich mag den, aber in den Testspielen fiel er stark ab.
Gouaïda: Überraschung der Vorbereitung. Spielte links und zentral richtig stark!
Julian Green: Keine Ahnung, was die Leihe soll. Wird kaum viel zum Einsatz kommen, ich bilde lieber die eigenen Spieler aus. Pech.
Ivica Olic: Wird keine tragende Rolle mehr spielen, trotz des Duracell-Effektes. Passt mir nirgends rein.
Pierre-Michel Lasogga: Kante im Sturmzentrum, als Target Man wird er auflaufen. Aber begeistert von ihm bin ich nicht.
Artjoms Rudnevs: Keine Ahnung, wieso, aber der traf sehr oft in den Testspielen. Wird seine Chancen kriegen.
Rafael van der Vaart: Kapitän des Teams und in neuer Rolle. Wenn ich mit beweglichem Mittelstürmer agieren will, ist er mein (einziger) Mann. Kann aber auch weiter hinten spielen. Schade verdient er mit Abstand am meisten, so wird der Vertrag wohl tendenziell eher nicht verlängert...
Kapitän ist wie gesagt mein Landsmann van der Vaart. Dahinter folgen Johan Djourou, HW4 und René Adler, die Verantwortung übernehmen sollen.
Ganz ordentlich sieht die Jugend aus, wie ich finde. Neben Steinmann, Gouaïda und Marcos, die ja schon bei uns rumturnen dürfen und Jonathan Tah, der verliehen ist, machen doch einige dieser Jungs Hoffnungen.
Vorbereitung
Viele kleinere Verletzungen, aber nichts ernstes. Überraschend gute Resultate in den Testspielen, nur mit Siegen, sogar gegen Inter und Juve. Hamburg träumt bald wieder vom Europapokal... Wie jeder Manager weiss, ist eine gute Vorbereitung mit dem ersten verpatzten Ernstkampf nichts mehr wert. In Hamburg schon mal gar nicht.
Also wird der Saisonstart abgewartet. Im Pokal geht's los bei
Carl-Zeiss Jena. Glück auf und Wech haun!
Lob, Anregungen und Kritik gerne gelesen.