So, auch ich habe Pillars durchgespielt und möchte das Game einmal kritisch würdigen. Dabei gehe ich etwas auf bermerkenswertes ein und hauptsächlich auf Aspekte, die für mich von gesteigertem Interesse sind. Hierbei muss sich PoE Vergleiche mit Baldurs Gate und Icewind Dalte gefallen lassen.
Story - Besser als alle anderen Rollenspiele der vergangenen Jahre. Aber im Vergleich mit Baldurs Gate und Planscape Torment zieht es, wenngleich diese Spiele schon wesentlich älter sind, für mich klar den Kürzeren.
Aufgaben - Hier sehe ich zumindest Baldurs Gate vorne. Sehr schön ist aber, dass viele Quests auf unterschiedliche Arten gelöst werden können. Erhöht auch den Wiederspielwert. Baldurs Gate aber noch vielfältiger. Man denke an das Sklavenschiff, den Gerber oder schon den Kampf hinaus aus Irenicus Verlies. Bei diesem Vergleich gibt es bei PoE noch recht viele Hol- und Bringaufträge, auch wenn diese häufig unterschiedlich abgeschlossen werden können.
Charaktere - Ungewöhnliche Klassen mischen sich mit klassischen Vertretern. Besonders bei den Rassen gibt es ein paar Neuerungen. Ich persönliche finde jedoch, dass die Aumaua nicht hätten sein müssen. Es passt irgendwie nicht. Unterschiedliche Fähigkeiten sind sehr schön und lassen den Spieler mittendrein sein.
Balancing - Auch nach dem letzten Patch muss hier noch nachgebessert werden. Würde ich jetzt eine richtig starke Truppe erstellen wollen, wären dies 5 Medien und ein Blocker - Wohl ein Paladin mit Höchstwerte auf Entschlossenheit und Wahrnehmung. In diesem Durchgang hat der Barde diese Rolle eingenommen. Auch weil er für seine Fähigkeiten keine Stärke oder Gewandtheit braucht. Keiner ist seltener umgekippt. Die Medien würden mit den Donnerbüchsen draufhauen und ihre Zauber loslossen. Im Vergleich zum Barden können sie diese von Beginn an weg nutzen. Lähmen und Beherrschung ist fast das ganze Spiel über ungemein nützlich. Kämpfercharaktere machen gut Schaden, der Schurke ist richtig geskillt noch überlegen, aber vorsichtiger zu spielen. Den Kleriker habe ich, ebenso wie den Magier nicht probiert. Hauptkritikpunkt ist die Stärke des Mediums. Aber auch die Gruppenzusammenstellung ist hier natürlich entscheidend. Bei Baldurs Gate und Icewind Dale würde mir die Auswahl derzeit aber schwerer fallen - vielleicht auch weil die Auswahl größer ist.
Charakterentwicklung - Die gute Infinity Engine ist zurück. Aber die Charakterentwicklung folgt ihren eigenen Regeln. Stärke für Nahkampfschaden, Intelligenz für Magie. So braucht auch der Nahkampfschurke viel Stärke und nicht etwa Gewandtheit, um seinen Schaden zu erhöhen. Schade ist auch, dass keine große Planung bei der Verwendung von Fähigkeiten nötig ist. Beim nächsten Kampf stehen die meisten wieder zur Verfügung und Wellen kommen so gut wie nie. Auch Zauber werden von Büchern abgerufen. Bei anderen RPRs müssen die Zauber bis zum nächsten Schlafen geplant werden. Sehr gut finde ich hingegen die Idee mit der Rast.
Schwierigkeitsgrad - Machen wir mit den Rastvorräten weiter. Ich habe den vorletzten Schwierigkeitsgrad gewählt und hatte daher max. 2 Rastvorräte zur Verfügung. Ich weiß nicht, ob ich einmal die 0 stehen hatte. Mit wenigen Ausnahmen fand ich es viel zu einfach. Ich bin ziemlich durchmarschiert. Den größten Frust hatte ich, wenn ich - wegen der Leichtigkeit - lange nicht gespeichert habe und dann in eine Falle gelaufen war. Zu viele Rastvorräte waren verteilt, zu selten musste ich wirklich ausruhen. Ich habe es auch nicht mal annährend geschaft meine Festung auszubauen, obwohl ich immer so schnell wie möglich weitergemacht habe. Die drei schwersten Kämpfe (2x Drache; Endkampf) sind gut gewählt. Es kam mir aber zu selten vor. Baldurs Gate und insbesondere Icewind Dale II hatte einige Kämpfe, wo ich oftmals andere Strategien ausprobieren musste. Hier war Thaos beim zweiten Versuch gefallen, indem ich ihn gleich am Anfang entzaubert hatte. Er hat keine 20 Sekunden gestanden. Fazit: zu leicht!
Möglichkeiten - Man kann schmieden, tränke brauen und auch trinken, Ausrüstung verbessern und vieles mehr. Wow... aber ich habe nur meine Ausrüstung aufgewertet. Ich musste nie eine Falle legen und habe im ganzen Spiel keinen Trank getrunken oder eine Spruchrolle benutzt. Dies hätte auch zum Schwierigkeitsgrad gepasst, weil es für mich einfach nicht nötig war. Ich habe nach dem Endkampf sogar festgestellt, dass ich noch zwei Slots nicht belegt hatte (einen Helm und einen Gürtel). Weil es mir zu einfach war, brauchte ich meine Ausrüstung nicht regelmäßig überprüfen oder aufwerten.
Sonstiges - In die Seelen schauen... super Idee, aber was in der Story nützlich ist, war ansonsten überflüssig. Ich habe die Charaktere und ihre Geschichten schnell links liegen gelassen. Hier hätte die Zeit besser anders investiert werden können. Auch in der Spielzeit steht es den Klassikern meiner Meinung nach. Ich habe bislang 78 Stunden gespielt, dabei aber mehrfach von vorne begonnen.
Endfazit: Keine große Schwierigkeit bei den Kämpfen, weniger Klassen als die "veraltete" Konkurrenz, auch in der Story steht es nach... und dennoch wohl das beste Rollenspiel in diesem Stil, welches in den letzten 10 Jahren erschienen ist. Ich habe mich sicherlich oftmals kritisch angehört, aber grundsätzlich hat mir das Game sehr viel Spaß gemacht. Den Vergleich mit meinen Favoriten - Baldurs Gate komplett + Icewind Dale II - muss Pillars nicht scheuen (ein großes Kompliment dafür). Überflügelt hat PoE sie aber nicht.
LG Veni_vidi_vici