Arabische Nächte
~ Juni 2016 - Dezember 2016
Etisalat Egyptian Premier LeagueDie Hinrunde in der Liga ist beendet und wir sind schon kampflos Hinrundenmeister. Da wir zwei Spiele weniger auf dem Buckel als die Konkurrenz haben, aber mehr Punkte, kann man uns diesen imaginären Titel nicht mehr weg nehmen. Doch der Reihe nach!
Mit Aboutrika und Ghaly beendeten zwei Legenden ihre Karriere; "Abou" wurde mein Assistentrainer, während Ghaly Cheftrainer bei Ligakonkurrent Police Union wurde. Durch den Zerfall zweier Führungsspieler sondierte ich den Markt in Afrika recht intensiv und blieb bei zwei Spielern hängen. Für das defensive Mittelfeld konnte ich vom Meister Ismaily Amr Soleya verpflichten, während das schwere "Abou" Erbe der Algerier Youcef Belaili antreten muss. Der 24 Jährige kam vom ES Tunis, die mit ihm als einer der Topscorer die afrikanische Champions League gewinnen konnten. Da Belaili ablösefrei zu haben war, schlug ich sofort zu. Ebenfalls neu ist der in den Niederlanden geborene Marokkaner Soufiane Lagmouchi kam ablösefrei aus Emmen, an ihm waren nur Raja Casablanca dran und so bot ich mit und gewann. Ibrahim Yehia kam im Doppelpack mit Ahmed Ali von Ismaily zu uns: Yehia kostete 150.000 Euro und ist Innenverteidiger, während Ali ablösefrei kam und das als amtierender Torschützenkönig. Der 30 Jährige schoss 13 Tore und im Vorjahr sogar 18! Unsere neue Nummer #1 kam von Haras El-Hadoud zu uns und kostete nur 60.000. Da Stammkeeper Ahmed Adel für 300.000 Euro nach Europa zu Elfsborg ging, verpflichtete ich den 27 Jährigen Mohamed Abougabal, ein Schnäppchen. Unser finaler Neuzugang war auch der teuerste: Für 900.000 kam aus Südafrika von den Mamelodi Sundowns Kermit Erasmus. Der Südafrikaner stürmte bei den Sundowns neben England-Latte Peter Crouch (!) und die beiden bombten ihr Team förmlich ins Halbfinale der CAF Champions League. Während Erasmus bei uns leider für den CAF Confed Cup gesperrt war, holten seine Sundowns auch ohne ihn die Champions League gegen Zamalek und wurden so erstmals die Könige Afrikas!
Wir spielten uns in einen Lauf und verloren die ersten acht Spiele nicht bis zum Derby gegen Zamalek. Auch mein zweites Derby konnte ich als Trainer von Al-Ahly nicht gewinnen: Zamalek siegte unverdient vor 75.000 Zuschauern mit 2:1. Der Wurm war drin! Gegen den amtierenden Meister Ismaily kamen wir mit 3:1 unter die Räder, ehe wir uns mit einem 7:1 Al-Gaish den Frust von der Seele ballern konnten. Seit dem haben wir jedes Spiel hoch gewonnen: 4:0, 5:0, 6:1, 4:0, 4:0 und 5:1.
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CAF Confed Cup, oder auch: Arabische Nächte!![](http://i.imgur.com/VAqgkTF.png)
Urks, war das knapp! Direkt das erste Spiel in der Gruppenphase (vergleichbar mit einem Viertelfinale) verloren wir gegen Ligakonkurrent Wadi Degla SC mit 3:2. Unser Traumstart, den ich noch angekündigt hatte, war für die Katz! In Rabat beim FUS waren die Jungs sehr nervös, in der Pause peppelte ich sie auf und wir gewannen schlussendlich noch mit 3:0. Hätten wir hier verloren, wäre es das wohl schon für uns gewesen. In Angola bei Petro de Luanda spielten wir 4:4. Dolly Menga, 23 Jähriger ehemaliger u.a. Benfica Spieler, zeigte uns die Grenzen auf und senkte uns vier Buden ein! Gott sei Dank legten wir immer nach, die "Hinrunde" im Confed Cup war wirklich sehr holprig. Wir hatten sehr viel Glück und hätten auch alle drei Spiele verlieren können. Als wir zuhause Wadi Degla mit 3:1 schlugen gab es den größten Beifall meiner Trainerlaufbahn, doch nicht für den Sieg sondern weil ich Klublegende Mohamed Aboutrika in der 88. Minute die stehenden Overtionen gegönnt hatte. Abou verließ uns in diesem Spiel als Spieler und beschwörte nach dem Spiel die Truppe in der Kabine: "Macht mich stolz". Gegen Rabat und Luanda hatten wir wieder Probleme und spielten beide Spiele 1:1. Gegen Luanda zuhause waren wir zwischenzeitlich sogar raus aus dem Wettbewerb, fremde Hilfe rettete uns.
Im Halbfinale bekamen wir den stärksten Löwen aus dem Kongo: TP Mazembe! Die Krähen gewannen schon viermal die Champions League und auch im Hinspiel waren sie brandgefährlich und gingen in Führung. Wir kamen zurück und schlugen sie in ihrer Höhle 3:1! Damit war mir klar, das wir auf Luanda treffen würden, denn diese hatten ebenfalls mit 3:1 gewonnen zuhause gegen die Kaizer Chiefs. Es kam aber anders! Wir spielten 3:3 und feierten den Finaleinzug, während 85.000 Südafrikaner ihre Chiefs ins Finale hievten: Das 2:0, was die Overtime brachte, fiel erst in der 89. Minute. Der moralische Vorteil war bei den Löwen und diese gewannen das Elfmeterschießen.
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Was ein Gegurke! Mit viel Glück stolperten wir uns zu einem 1:1, und das zuhause, und retteten uns damit ins Rückspiel. Die Südafrikaner waren besser, mir platzte der Kragen, die Mannschaft schwieg. Ich wusste das uns im Rückspiel, diesmal, 88.000 Chiefs empfangen würden..
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Wow! Mein erster Titel als Profitrainer und dann gleich ein kontinentaler Wettbewerb! Der dreifache Ali sicherte uns den Pokal, den ersten Confed Cup Sieg von Al-Ahly, und ganz Kairo war Rot-Weiß. Was wir dort mit den Chiefs gemacht hatten, war ein Wunder. Sie hatten so gut im Hinspiel gespielt und dann dieses Desaster vor 88.000 Menschen. Der Wahnsinn für mich, die Hölle für meinen Kollegen.
Bahrain olé![](http://i.imgur.com/UZCit6t.png)
Ganz anders hatte ich mir das vorgestellt. Wir starteten die finale WM-Qualifikationsstage gegen die Volksrepublik China vor heimischen Publikum. Erstmalig war ich also im Diensten des Bahrains tätig, obwohl ich noch kurz zuvor in Kairo rumlungerte. Nach einer zweifachen Führung waren es plötzlich die Gäste die kurz vor Ende führten. Mir wurde warm, im ohnehin schon schwülen Kilma, ich hoffte auf den Beistand von oben und bekam ihn in Form von Allawi der noch den Ausgleich markieren konnte. Vier Tage später war es wieder Allawi, der diesmal den Kuwait "abschoss". Vier Punkte nach zwei Spielen, es laß sich vollkommen in Ordnung, wäre da nicht meine Angst. Das Team spurtete überhaupt nicht mehr, anscheinend kannte es auch meine Taktik nicht mehr. Mir schwante Böses!
Gegen Jordanien bekamen wir die Quittung. Die Jordanier waren bärenstark, nicht umsonst hatten sie die Uzbeken auf Platz zwei verdrängt, sie gewannen mit 2:1 und das völlig verdient. Ich hatte eigentlich gerade Spiele wie Jordanien und Kuwait als sichere Siege eingeplant, doch daraus wurde nichts. Zuhause gegen die Vereinigten Arabischen Emirate setzte es ebenfalls ein 1:2 für den Gegner ein: In der 90. Minute säbelte mein erfahrenster Verteidiger in wahrer Saladin Manier einen VAE-Spieler um, die Folge: Elfmeter und das 2:1 für die VAE! Uff, ich musste schon zum Rapport beim Verbandschef, plötzlich war das Golf spielen mit dem Prinzen weg. Natürlich verloren wir auch in Tokio gegen Japan und das mit 5:0. Der Bahrain, gestartet als Kandidat für Platz 2 oder 3, hatte die rote Laterne in der Hand. Noch war alles machbar, noch!
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