Meine Damen und Herren,
ich bedanke mich dafür, dass Sie an diesem besonderen Tag so zahlreich erschienen sind. Heute konnten wir nach einer tollen Saison mit
vielen wichtigen Beiträgen von Seiten der Spieler zweifellos den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern, wohl der größtmögliche Erfolg im Vereinsfußball: Wir sind TRIPLESIEGER IM ILS! Auf die
souveräne Meisterschaft folgte der Sieg im
Europa Cup, und endlich, endlich der lang ersehnte Triumph im
Champions Cup!
Das wird natürlich gebührend gefeiert, doch ich muss auch eine ernste Ankündigung machen. Die Spieler und die Verantwortlichen haben es bereits erfahren: Mit sofortiger Wirkung beende ich meine Karriere als Trainer. Zu den Gründen werde ich am Ende der Rede noch kommen. Ich danke Ihnen allen für die außergewöhnliche Unterstützung, die ich in meinen neun Jahren im ILS als Cheftrainer des FC Basel erfahren durfte. Auf diese schöne Zeit möchte ich zurückblicken, indem ich die außergewöhnlichsten und bemerkenswertesten Spieler würdige, die ich in meiner Zeit beim FC Basel trainieren durfte.
-------------------------------------------------------------------------------------------
Zunächst unsere Aufstiegshelden aus vergangenen Jahren:
Ich denke da an unseren Flügelflitzer
Thanasis Karagounis, der unermüdlich die Linien rauf- und runterflitzte und mit seinen Flanken ein ganz wichtiger Baustein für den rasanten Aufstieg des Vereins war. Leider haben ihn seit seinem Abschied aus Basel einige schwere Verletzungen zurückgeworfen und er kämpft bei Fenerbahçe um den Anschluss an die erste Mannschaft. Viel Erfolg dabei, Vorlagenkönig!
Ein anderer Spieler ist
Granit Xhaka, ein Eigengewächs aus dem Verein. Unser Spielmacher spielte nicht immer auffällig und riss das Geschehen nur selten an sich, doch es war allen klar, dass er noch mehr auf dem Kasten hat. Und so führte ihn sein Weg über Dortmund zu den Königlichen aus Madrid, das sind mal illustre Stationen!
Auch denke ich an
Joe Allen. Joe kam damals in der Winterpause unserer ersten Saison im ILS aus Neapel und war zu der Zeit ein neuer Rekordtransfer für unseren Verein. Von Anfang an war er als Taktgeber und Stabilisator eine ganz wichtige Stütze und der Motor unserer Mannschaft. Er begleitete uns bis ganz nach oben und durfte sich mit dem Top League-Titel gen Mailand verabschieden. Dort kommt er leider kaum mehr zum Zug, hoffentlich findet er in diesem Sommer einen Verein, der seine Hilfe zu schätzen weiß.
Natürlich könnte man diese Liste noch deutlich weiter führen, doch das würde den Rahmen sprengen.
-------------------------------------------------------------------------------------------
Nun zu den Jungs, die auch heute anwesend sind: Sie haben mich schon seit Jahren begleitet und waren in dieser Saison tragende Stützen für diesen unfassbaren Triumph waren. WIR HABEN DAS TRIPLE, MÄNNER!
Erst mal möchte ich mich bei einem Mann bedanken, der oft übersehen wird:
Jérémy Frick! Du bist nun schon seit neun Spielzeiten unser zweiter Torwart, mit kurzer Unterbrechung als Leihspieler in Genua. Unfassbar, wie du dich immer in den Dienst der Mannschaft stellst und einfach für uns da bist, wann immer wir dich brauchen. Die Reservistenrolle ist keine leichte, insbesondere für einen Mann deiner Qualität - darüber hatten wir ja einige Diskussionen, doch ich freue mich darüber, dass wir letztendlich immer auf einen grünen Zweig gekommen sind. Deinen Beitrag kann man nicht genug würdigen, danke, danke, danke!
Egoitz, meine Scouts haben dich kurz nach meiner Ankunft in Basel entdeckt und ich war gleich begeistert von dir, weshalb ich dich dann auch in der Winterpause verpflichtet habe. Über Jahre warst du ein absolut zuverlässiger Arbeiter auf der Linksverteidigerposition und hast dich stetig weiterentwickelt. Außerdem hast du es in die spanische Nationalmannschaft geschafft und bist dort mittlerweile Stammlinksverteidiger, einen Applaus dafür!
Daniel, du spielst nun schon fünf Jahre lang hier in Basel. Ich erinnere mich noch daran, wie sich die Scouts des Vereins über dein Potenzial stritten, als es darum ging, ob wir dich, diesen jungen Waliser, ablösefrei verpflichten sollten. Einer meinte gar, du seist bereits am Limit angekommen. Das war – wie sich schnell herausstellen sollte – natürlich keineswegs der Fall! Vom Start weg warst du ein wichtiger Spieler, doch wie schnell du zu einem so unglaublich kompletten Spieler wurdest, ist wirklich bemerkenswert. Für uns tratst du meistens als Innenverteidiger auf, doch auch die Rolle als Spielmacher könnte ich dir völlig bedenkenlos anvertrauen. Nur als Stürmer sollte man dich nicht aufstellen, denn das mit dem Fuß und dem Tor müsstest du noch üben!
Ebenfalls in der Saison 2015-16 kamen drei Spieler, die die letzten Jahre ganz entscheidend mitgeprägt haben:
Mark Correa,
Frits van der Ende und
Victor Uche.
Mark, du bist ein fantastischer Spielmacher im zentralen Mittelfeld. Dein Passspiel und deine technischen Fähigkeiten sind nicht von dieser Welt. Immer wieder schaffst du es, die gegnerische Abwehr mit genialen Anspielen in die Schnittstellen zu übertölpeln, obwohl sie doch genau weiß, was zu erwarten ist. Und hey, diese Saison bist du sogar ohne Platzverweis ausgekommen! Komm’ nach deiner Verletzung gut wieder zurück, das Team braucht dich.
Frits, dank dir brauchte ich mir um die Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld überhaupt keine Sorgen zu machen. Du bist im Defensivverhalten so intelligent und erstickst so viele Angriffe im Keim, dass es eine Freude ist! Und auch offensiv legst du immer weiter zu und bist mittlerweile wirklich ein kompletter Spieler, den jeder Trainer weltweit gerne in seiner Mannschaft hätte. Ich fühle mich geehrt, dass du ausgerechnet uns für den nächsten Karriereschritt nach der Eredivisie ausgewählt hast.
Victor, als mir unsere Scouts einen Bericht über dich gaben, dachte ich an einen Scherz. So ein grandioser Spieler konnte doch nicht in Finnland unter Vertrag stehen! Doch tatsächlich war es so, wir anderen Vereine haben in Nigeria wohl nicht gut genug gesucht. Für Peanuts kamst du zu uns und tatst dich erstmal schwer – bei der Umstellung von Veikkausliga auf Top League auch wenig verwunderlich. Doch immer öfter tratst du sowohl als Vorbereiter als auch als Torschütze in Erscheinung, auch wenn bei deinen eigentlich überragenden Weitschüssen seit einiger Zeit irgendwie der Wurm drin ist. Aber das wird schon wieder! Doch nicht nur auf dem Platz bist du wichtig für den FC Basel: Deine unglaublich professionelle und ehrgeizige Einstellung zum Spiel vermittelst du mit Freuden an unsere jungen Talente und hilfst ihnen so bei ihrer Entwicklung enorm. Dafür danke ich dir von ganzem Herzen.
Ich komme zu unserem Vizekapitän,
Gürkan Weiler. Dass du bei unseren Erzrivalen, dem FC Zürich, angefangen hast, habe ich dir mittlerweile verziehen. Die Schweiz kann sich glücklich schätzen, einen Spieler wie dich zu haben. Du rennst und rennst und rennst, bist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und machst dann noch dazu das Richtige mit dem Ball. Du warst schon mit 18 so reif, dass du regelmäßig für uns in der Top League auf dem Platz standest - in der Startelf, wohlgemerkt. Du bist zu einer bemerkenswerten Führungspersönlichkeit geworden und füllst das Amt des Vizekapitäns mit Bravour aus - und wenn Serge irgendwann einmal kürzer treten will, weiß ich, wer sein Nachfolger als Teamkapitän sein wird. Bleib, wie du bist, du bist ein toller Kerl!
Philipp, auf einen Spieler wie dich kann der gesamte FC Basel unglaublich stolz sein. Du bist eine richtige Identifikationsfigur für den Verein. Als echter Basler Junge hast du sämtliche Jungendmannschaften durchlaufen, bevor du als schlaksiger Junge mit Anfang 16 schon ins kalte Wasser der Profimannschaft geworfen wurdest. Das war weiß Gott keine einfache Aufgabe und es konnte auch nicht von Anfang an klappen, doch mit deinem Fleiß und dem unbedingten Willen, besser zu werden, hast du dich schnell in der Mannschaft etabliert und bist mit gerade einmal 20 Jahren schon fast ein alter Hase. Ich glaube, du weißt noch gar nicht, wie unfassbar gut du wirklich bist. Und auch, wenn dir noch gelegentlich die Nerven flattern, wie im diesjährigen Champions Cup-Finale, als du einige 100%ige Chancen versemmeltest, letztendlich hast du trotzdem Erfolg, auch in großen Momenten: Großartig, wie du das vorentscheidende 2:0 dann erzielt hast. Die Zukunft gehört dir!
Berat, du bist auch schon seit sieben Jahren bei uns, wir beide kennen uns aber schon ein Jahr länger, erstmals begegneten wir uns bei den Olympischen Spielen in London. Das waren Zeiten! Da kam der 18-Jährige mit einer Gesichtsbehaarung, die eher auf einen 50-Jährigen schließen ließ, und entpuppte sich als Rohdiamant in der Innenverteidigung. Ein Jahr später ließ ich den logischen Schritt folgen und holte ihn zum FC Basel. Seitdem ist Berat eine absolute Institution, ein Fels in der Brandung. Viele Stürmer sind schon an ihm verzweifelt, so gut und abgeklärt erledigt er seine Aufgaben dahinten. Ich kann kaum glauben, dass du schon 26 bist, Berat! Deinen Alter-Mann-Bart hast du ja auch immer noch. Mach einafch so weiter wie bisher, denn das ist alles ideal so.
Und nun einen Sonderapplaus für unseren Rekordtorwart, der zum zweiten Mal in Folge den goldenen Handschuh für die meisten Spiele ohne Gegentor geholt hat:
Yann Sommer! Seit seiner Jugend ist unsere Nummer 1 für den FC Basel im Einsatz und ist just seit dem Einstieg in das ILS, also schon seit 9 Jahren, unumstrittener Stammkeeper. Vor ein paar Jahren sind Yann und ich ein wenig aneinandergeraten, doch heute können wir zum Glück darüber lachen. Es bleibt zu resümieren, dass er immer ein sicherer Rückhalt und Organisator war, ohne ihn wären die starken Defensivleistungen nicht möglich gewesen. Insbesondere nicht die überragende Abwehr in dieser Saison, dank der wir nach 30 Spieltagen erst 10 Gegentore kassieren mussten. Die zehn weiteren in den unwichtigen Spielen, als die Meisterschaft schon klar war: geschenkt! Ich kann mir keinen besseren Torwart für unseren FC Basel vorstellen und hoffe, dass er noch viele Jahre lang für den Verein im Kasten steht!
Serge, du kamst in meiner zweiten Saison nach Basel. Du warst schon immer eine starke Persönlichkeit, die immer alles für ihr Team gibt, das spiegelte sich über Jahre ja auch in deiner Kartenstatistik wider! Rechts hinten macht dir kaum jemand etwas vor, du bringst deine Leistung - egal in welcher Liga, egal gegen wen. Außerdem warst du immer ein guter und verlässlicher Ansprechpartner und bist seit über zwei Jahren auch ein herausragender Kapitän für diese Mannschaft. Nicht nur für deine sportlichen Leistungen, auch dafür möchte ich dir ganz herzlich danken.
Natürlich fehlt noch ein Spieler. Ein ganz besonderer Spieler. Der wohl jetzt schon beste schweizerische Fußballer aller Zeiten. Sie wissen alle, wen ich meine. Meine Damen und Herren,
Jonas Suter!
Unglaublich, dass ich ernsthaft überlegen musste, ob ich wirklich die Basler Rekordsumme von 8,5 Mio. € für dich ausgeben sollte. Doch glücklicherweise tat ich das. Sie erinnern sich bestimmt noch daran, liebe Gäste, wie Jonas ganz Basel schon in seinen ersten Einsätzen für sich gewann: Weitschüsse, Freistöße, alles Mögliche; er brachte die ganz hohe Torjägerkunst in den St. Jakobspark. Die besten Mannschaften der Welt als Gegner in der Top League? Egal, denn die Tore sind überall gleich groß! Jonas gab mir das Gefühl, unschlagbar zu sein. Wenn er auf dem Platz stand, war ich mir sicher, dass unsere Truppe mehr Tore als der Gegner schießen kann. Und das war meistens auch der Fall. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass der FC Basel ohne Suter ein Abstiegskandidat in der Top League gewesen wäre; stattdessen belegten wir gleich in der ersten Saison den vierten Platz. Es folgten überragende Spielzeiten mit grandiosen Torquoten; vorletzte Saison brauchte er im Durchschnitt keine 90 Minuten pro Tor! Von Vorlagenzahlen im zweistelligen Bereich ganz zu schweigen. Auch diese Saison holte er sich die
Torjägerkanone in der Top League. Ganz ehrlich: Ich verstehe nicht, wie Jonas seine Torquote halten oder sogar verbessern konnte, nachdem sich die Gegner gegen uns zunehmend hinten reinstellten und Weitschusstore immer unmöglicher wurden. Aber irgendwie schafft er das einfach. Und deshalb habe ich so ein Vertrauen in ihn. Als Jonas Anfang des Jahres seinen längst überfälligen Goldenen Ball bekam, hatte ich das Gefühl, eine entscheidende Mission erfüllt zu haben. Das war der Tag, an dem ich entschied, bei einem Sieg im Champions Cup meine Laufbahn zu beenden. Und als wir dann im Finale waren und Jonas auf dem Platz stand, war ich mir sicher: Das wird mein letztes Spiel als Trainer des FC Basel. Und so war es ja auch. Ein letztes Mal trat Jonas für mich zum direkten Freistoß an. Unwiderstehlich hämmerte er das Ding unhaltbar unter die Latte. Traumstart. Und auch, wenn es ein harter Kampf war: Dank dir reichte es. Und wir haben das Triple.
Mir fehlen die Worte … Danke für alles. Mach’s gut und adieu.