SaisonstartDer Auftakt zur neuen Saison hat es in sich. Als Vorjahrescupfinalist spielen wir gegen den amtierenden Meister Sillamäe Kalev. Die 1951 gegründete Mannschaft gewann letzte Saison erstmals den Meistertitel und den Pokal, sind also haushoher Favorit gegen uns. Wir halten aber von der ersten Minute an gut mit und gehen sogar durch Rene Roivassepp in Führung. Nach Pass von Penic muss er nur noch einschieben. Die Führung hält rund 20 Minuten, da packt Valev die Sense aus und holt Heiko Tamm von den Beinen. Den fälligen Elfmeter verwertet Gussev sicher.
Nur zwei Minuten später reißen wir abermals die Hände in die Höhe, Sander Laht mit einem tollen Dribbling und einem noch besseren Abschluss. Mit dem 2:1 geht es in die Kabine, es scheint angerichtet.
Leider sehen uns geistig bereits im Siegerolymp, denn unsere Gedanken sind sichtbar nicht mehr beim Spielgeschehen. Valov köpft den Ball unbedrängt auf Podelis, der dankbar zum Ausgleich einschiebt. In der Folge kommen wir nicht mehr ins Spiel, Podelis netzt nach einem Eckball unbedrängt zur erstmaligen Favoritenführung. Die Entscheidung folgt auf dem Fuß, in der 58. ist es abermals Gusev, der aus abseitsverdächtiger Position kein Erbarmen zeigt.
Schade, aber die größere Klasse setzt sich durch. Wir reisen also mit leeren Händen aus der Hauptstadt ab, wobei das eh in Wirklichkeit niemanden interessiert: Nur 323 Zuseher fanden sich beim Spiel ein.
Gegen Aufsteiger JK Vändra Varpus (Gründungsjahr 2009) wollen wir gleich mit einem Heimsieg starten, aber es wird ein hartes Stück Arbeit, denn der Außenseiter wehrt sich standhaft. Wir sind meist nur aus der Distanz gefährlich, sprich eigentlich gar nicht. Eine Standardsituation muss schließlich aushelfen, Sander Lahti setzt einen Eckball genau auf den Kopf von Kluge, die Erleichterung ist den 135 unverbesserlichen Zuschauern anzusehen. Da fällt der verschossenen Elfmeter von Lahti nur 5 Minuten später nicht mehr ins Gewicht.
Zweites Spiel, zweiter Aufsteiger. JK Pärnu, international nur bekannt durch seine Frauenmannschaft, die 2013 gegen den VfL Wolfsburg mit einem Gesamtscore von 0:27 aus der Championsleague ausstieg. Ganz so leicht wollen es uns die Herren nicht machen, Salong profitiert von einem Stellungsfehler in der Hintermannschaft, die 210 Zuschauer jubeln. Noch vor dem Seitenwechsel können wir ausgleichen. Penic legt sich den Ball zum Freistoß hin, kurzer Anlauf, in den Winkel. 1:1. Nach der Pause wollen wir uns von unserer Schokoladenseite zeigen, nach toller Vorlage von Piiroja vollendet Viira zur erstmaligen Führung. Eine Viertelstunde vor Schluss die Entscheidung. Reinsalu wird im Strafraum gefällt, Lahti nützt die Gelegenheit zum 3:1. Salong kann in der 92. Minute erneut verkürzen, aber direkt bei Wiederanpfiff sorgt Viira nach Traumpass von Naaber für Ruhe im beschaulichen Pärnu.
Die Pflicht wurde erfüllt, im dritten Spiel innerhalb von 8 Tagen treten wir bei der Zweiten von Tallinna Levadia an. Jetzt wirds aber kompliziert: Eigentlich spielen wir gegen die tatsächliche Truppe von Levadia Tallinn, denn bis 2004 firmierte die Mannschaft als eigenständige Truppe. Parallel dazu gab es ein Team namens Levadia Maardu, in besagter Saison 2004 fusionierten beide Mannschaften, Maardu tritt seither als Levadia Tallinn in der ersten Liga an, das tatsächliche Urteam Levadia Tallinn als zweite Mannschaft in der zweiten Liga. Verwirrt? Ich auch. Seither wurde das Team bereits 6mal Zweitligameister, ohne aber aufsteigen zu dürfen.
Wir starten gut in dieses Spiel, Viira setzt den vorne herumlümmelnden Kluge ein, der trocken abstaubt. Die 300 Ur-Tallinner sind erstmal ruhig. Aber das die Mannschaft Klasse hat, zeigt sich in den restlichen 89 Minuten. Es entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem Levadia kurz vor der Pause durch Alve sogar ausgleichen kann. Ich setze in der zweiten Hälfte alles auf eine Karte, und werde belohnt. Viira, 164 cm groß, köpft völlig unbeeindruckt von seinen körperlichen Voraussetzungen zum 2:1 ein und krönt unsere Schlussoffensive.
Spitzenspiel, 1. gegen 2., das wollen sich 142 Zuschauer nicht entgehen lassen, ein Hexenkessel also. Ajax Lasnamäe stammt ebenfalls aus der Hauptstadt Tallinn, und ist ein wenig die Fahrstuhlmannschaft der estnischen Fußballs. 2005 gab es gegen Kuressaare ein legendäres Aufstiegsduell, das Ajax nach zwei Spielen nur aufgrund der Auswärtstorregel für sich entscheiden konnte und schlussendlich aufstieg.
Das Spiel ist von der ersten Minute an ausgeglichen, die Tore schießen aber zunächst nur wir. Raido Reinsalu steht zweimal goldrichtig, zweimal fungiert Penic als Vorlagengeber. Nachdem Viira in der 33. auch noch zum 3:0 abstaubt, lehne ich mich erstmal zurück. In der zweiten Halbzeit schrauben wir etwas zurück, aber zuvor darf Urmas Rajaver einen Lattenschuss von Penic zu seinem ersten Saisontor abstauben. Die Gegentore in der 88. und 92. jucken uns nicht mehr, Ajax lässt im Laufe des Spiel einfach zu viele Torchancen liegen, wir sind wiederum eiskalt vorm Tor.
Das letzte Spiel im März führt uns wieder nach Tallinn, wo wir nicht nur zum Shoppen vorbeischauen wollen. Die U21 von Flora Tallinn empfängt uns in der Le Coq Arena, wir zeigen wieder eine ansprechende Leistung. Raido Reinsalu hat Spaß am Toreschießen gefunden und eröffnet in der 15.Minute, Penic wieder einmal der Architekt. Der Assistkönig der Liga legt auch das 2:0 auf, Janar Tükk fegt den Ball vom 16er ins lange Eck. Flora kommt kurz vor dem Pausenpfiff nochmal zurück, Meerits verkürzt. Wir sind weiter bemüht, drängen auf die Entscheidung, die uns aber erst kurz vor Schluss gelingt. Penic bringt den Ball scharf in die Mitte, der Tormann wehrt den Ball in die Mitte ab, wo Kluge gar keine andere Möglichkeit mehr hat als zu treffen.
Tabelis