Am real existierenden Sozialismus war jetzt bestimmt im Rückspiegel auch nicht
alles schlecht.
Spaß beiseite, wo gerade die große Rückschau einsetzt, die ersten Anstoss-Teile möchte ich als Spiele ihrer Zeit nicht missen. Wie schon mal gesagt: Die ersten Championship-Manager der Neunziger mundeten mir persönlich gar nicht mal so arg, und eine Zeit lang uferte das Micromanagement in Anstoss nicht in Blendwerk ohne Effekt aus (Zimmerbelegung Trainingslager A3, unausgegorene Spielberechnung, die die ganzen Microoptionen im Training hinfällig machte, Sim-City-Vereinsgelände mit etlichen verschiedenen Bäumchen zur Auswahl, etc.). Unhöflich könnte ich sagen: Damals gab es nichts Besseres. Aber tatsächlich hatte Anstoss damals '93, Freiburg war gerade das erste Mal überhaupt Bundesliga, in einem trockenen Genre eine kleine Multimedia-Sensation. DIe Torszenen waren handcoloriert, es gab für die Zeit recht spritzige Interaktion mit der Presse, die Höhe der Ablösesummen und Gehälter war im Vergleich zum deutschen Hauptkonkurrenten Bundesliga Manager ziemlich realistisch, das Mittendrin-Gefühl war damals echt gut, obwohl auch viel über die damals ungewöhnlich hübsche optische Verpackung funktionierte. Und die Sponsorenverhandlungen, die im Kern selbst im aktuellsten Fussball Manager noch genau so funktionieren (der PC setzt einem einmal die Saison drei Vorauswahlen vor, mit denen man dann verhandelt), waren damals sehr spannend, denn sie konnten auch scheitern. Die spätere World Cup Edition simulierte gar den kompletten Tagesablauf während eines WM-Turniers, stündlich plante man Turniertage, auch recht frisch und ein Ansatz, den es seither nie mehr gab
Auch die Nachfolger waren spaßige Spieler ihrer Generation, durchaus. Bereits in A3 ging es aber mit dem Micromanagement in die Breite los (siehe oben), das Köhler dann beim Fussball Manager in Jahren ohne Intervention aus Kanada fortführen konnte, während sich an der Kernsim um den Fußball vergleichsweise wenig verbesserte -- trotzdem waren die letzten Fussball Manager schon aufgrund der Reputationswerte, die es in Anstoss 1-3 nie so richtig gab, am Transfermarkt hoch überlegen, ditto Talentsystem: Besonders Netzwerkspiele in A3 verwandelten sich ganz schnell in Rennen um die "riesigen" Talente - wer mehr davon hatte, hatte die Geschichte im Sack. Dann klickte man weiter, weiter, weiter. Und das 3D-Spiel war als große Neuerung zu A2-Gold schon damals sehr durchwachsen. Bei A4 war ziemlich offensichtlich, dass der Sourcecode aus A3 nicht mehr verwendbar war, hier wurde von neuem Team innerhalb kurzer Zeit ein komplett neues Spiel auf die Beine gestellt. Und die Kandidaten danach waren im Vergleich nach dem A4-Flop bereits Projekte mit deutlich schlankerem Budget, obwohl auch sie sicherlich die ein oder andere Idee hatten -- der in diesem Fall ins bieder-blödelnde umschlagende deutsche WiSim-Humor gehörte für mich allerdings eher nicht dazu:
http://www.anstoss-base.de/Anstoss_2005/Fanbabe2.jpgTrotzdem, spätestens an Samstagen polterte das ganze Text-Berechnung-aus-Zufalls-Textblöcken-Gerüst auseinander,auf das sich Ascaron auch dank Anstoss-Nostalgikern jetzt mangels Budgets konzentrieren konnten. Es entstammt hüben wie drüben im Kern aus den 1990er Jahren des Genres:
http://www.anstoss-zone.de/phpBB3/viewtopic.php?f=5&t=11873 So, genug Nostalgieschau. Schwerst am Thema vorbei auch noch. Trotzdem gibt es bei fast jedem Manager, der je eingestellt oder gar nicht erst fortgeführt wurde -- es sind eine Menge --, Dinge, die auch heute noch durchaus frisch wirken.