Warum haltet ihr dem Footman die Treue, obwohl er in Deutschland nur vergleichsweise umständlich erhältlich ist?
Das Reizvolle am SI-Manager ist einfach die unglaubliche Tiefe und die Langzeitmotivation. Es ist tatsächlich möglich, ganz wie in der Realität, Spieler für wenig Geld irgendwo auszugraben, die sich zu Stars entwickeln. Dazu kommt die hervorragende Recherche der Datenbank, die nun in der Kooperation mit Prozone mündet. Der von Bloody zitierte Artikel aus dem Guardian (
http://www.theguardian.com/technology/2014/aug/12/why-clubs-football-manager-scouting-tool) bringt das gut auf den Punkt. Ergänzend dazu bietet die gleiche Zeitung noch einen weiteren Artikel, der den Mehrwert der FM-Datenbank für Prozone schön dokumentiert:
http://www.theguardian.com/football/2014/aug/11/football-manager-computer-game-premier-league-clubs-buy-playersDie Langzeitmotivation stellt sich dadurch ein, dass die eigene Mannschaft permanent weiter entwickelt werden muss, um sich nicht das über Jahre mühsam Erarbeitete in einer halben Saison wieder zu zerstören. Es ist einfach unglaublich schwer, eine echte Topmannschaft zu formen, und noch schwerer, diesen Status auch zu halten - ganz wie in der Realität, ein Blick in den derzeitigen Tabellenkeller der Bundesliga, in dem sich doch einige Meister und CL-Teilnehmer der vergangenen 10 Jahre tummeln, bestätigt das. Den Kader permanent weiter zu entwickeln, ohne radikale Umbrüche einleiten zu müssen oder nur gelegentliche Strohfeuer zu entfachen, ist eine echte Herausforderung. Auch im taktischen Bereich finde ich es großartig, meine Maßnahmen auf dem Platz tatsächlich zu erkennen. Wenn ich erkenne, dass ein Außenverteidiger gerne innen aushilft und so Lücken auf seiner eigentlichen Position lässt, ich das erkenne, ihm die Anweisung gebe, außen zu bleiben, und er seine Flanke nun tatsächlich dicht hält - das sind Momente, in denen das Leben als virtueller Trainer Spaß macht, und der FootMan bietet reichlich davon.
Wie sehr stört euch der ausbleibende Deutschland-Release und das Ausbleiben einer offiziellen deutschen Übersetzung in den letzten Jahren?
Mich als Anglisten stört es nicht, jedoch konnte ich in meinem Freundeskreis schon beobachten, wie ein paar Ein- und Umstiegsversuche an der anfangs fehlenden deutschen Übersetzung gescheitert sind. Die Sprachdatei des Meistertrainerforums befindet sich meiner Ansicht nach durchaus auf Augenhöhe mit den werksseitigen Lokalisationen - dass die Datei ein Freizeitprojekt ist, heißt nicht, dass hier keine Fachkräfte am Werk sind, die teilweise ein einschlägiges Sprachstudium vorweisen können -, daher finden hier diejenigen, die sich im Englischen nicht wohl fühlen, eine tolle Möglichkeit, einfacheren Zugang zu bekommen.
Den Erwerb finde ich persönlich nicht allzu kompliziert, aber auch hier mag es den einen oder anderen potenziellen Neuling geben, der einfach nicht auf das Spiel aufmerksam wird, weil er es nicht im deutschen Steam-Portfolio findet. Bei einfachster Recherche finden sich allerdings schnell reichlich Möglichkeiten, das Spiel als legalen Download zu erwerben - es bedarf allerdings nach wie vor ernsthaften Interesses und vor allem dem Wissen über die Existenz des FootMan, das nicht immer vorhanden ist.
Welche Features gefallen euch am meisten am Footman, mit denen kein anderer Fußballmanager aufwarten kann?
Wenn ihr früher Anstoss und den Fußballmanager von EA gespielt habt - warum seid ihr zu den SI-Managern gewechselt? Wo seht ihr die Unterschiede zu deutschen Manager?
Der Football Manager hat, wie ich denke, einen ganz anderen Fokus als der EA-FM, den ich noch bis 2013 ausschließlich gespielt habe. Bei EA nimmt das Drumherum, wie der Ausbau des Stadionumfeldes, das Verkaufen von Werbeplätzen und TV-Rechten, kurzum der gesamte Wirtschaftszweig, eine sehr bedeutende Rolle ein, der Sport an sich ist also nicht allein im Fokus, worunter die fußballerische Umsetzung leider gelitten hat. In der Breite war das alles ganz interessant zu spielen, nur wurde es schnell relativ einfach, Mannschaften aus den unteren Ligen in Rekordzeit zu Champions-League-Siegern zu formen, worunter die Langzeitmotivation bei mir gelitten hat und ich auf der Suche nach Alternativen bei SI gelandet bin. Deren Manager kannte ich zwar schon lange - bereits Ende der 90er bin ich über den (damals noch) CM gestolpert, nur der Umstieg fiel mir aufgrund des erheblich höheren Schwierigkeitsgrades schwer.
Durch die Reduktion auf das fußballerische Geschehen und die Entwicklung der Mannschaft geht SI einen anderen Weg als EA, wodurch natürlich der Vergleich der beiden etwas hinkt. War man in der einen virtuellen Welt noch nahe am seligen Jean Löring - "ich als Verein..." - so hat man sich bei SI tatsächlich mit einem Vorstand herumzuschlagen, der dem Trainer eben nicht jeden Wunsch von den Augen abliest und mich so zwingt, auch einmal unter suboptimalen Rahmenbedingungen zu arbeiten. Dazu ist es im Vergleich erheblich schwieriger, langfristig Erfolg zu haben, da sich Taktiken auch einmal abnutzen können und Veränderungen erfordern - irgendwann kennt einfach die KI meine Kniffe und hat Gegenmittel parat. Dadurch muss ich meine Mannschaft permanent verbessern und variabel bleiben - ein einfaches Klicken durch die Saison funktioniert hier einfach nicht.
Auch die Umsetzung meiner Taktik auf dem Platz ist wesentlich nachvollziehbarer als beim doch arg actionlastigen EA-Produkt - allein dadurch, dass in allen Darstellungsweisen dieselbe Matchengine genutzt wird und die tatsächlichen 90 Minuten durchgerechnet werden. So werden nicht nur Zufallsergebnisse vermieden - bei EA habe ich es nicht nur einmal erlebt, dass ich nach einem unerklärlichen Debakel neu gestartet habe und ohne personelle oder taktische Veränderungen meine Spieler plötzlich eine Fußballgala zelebrierten -, das gesamte Spiel mit allen Vorkommnissen ist näher an einem echten Match. Dazu ist es großartig zu sehen, welche Effekte taktische Umstellungen haben können, und dass es nicht nur den einen Weg zum Erfolg gibt. Hier liegt wahrscheinlich der größte Suchtfaktor im Spiel, es gilt immer wieder, Krisen zu bewältigen, die Mannschaftsaufstellung den Gegebenheiten anzupassen, kurz, seine Fähigkeiten als Manager Spieltag für Spieltag neu zu beweisen. Das habe bei EA vermisst, hier ging der Weg nur steil und dauerhaft nach oben, was schnell langweilig wurde - ein Titelabo birgt halt keine Herausforderung.
Kurzfassung: EA mag eine gute Wirtschaftssimulation geboten haben - als Fußballmanager bietet SI jedoch einfach die größere Herausforderung.
Wie wichtig/gelungen empfindet ihr den Rollenspiel-Aspekt des Footmans mit seinen Spielergesprächen und Pressekonferenzen?
Derzeit halte ich den Stellenwert noch für angemessen. Interviews und Pressekonferenzen gehören einfach dazu, und ein positives Standing bei den Medien hat mir bereits bei einer Managerstation den Kopf gerettet - wobei es recht einfach ist, sich dieses Standing mit überlegten Antworten zu verschaffen. Bei Spielergesprächen ist es ähnlich, auch hier gibt es Aktionsmöglichkeiten, bei denen ausgeschlossen ist, dass sie nicht funktionieren, genauso wie Aussagen, die bei jedem Spieler dieser Erde schlecht ankommen. Da ich es jedoch für ausgeschlossen halte, menschliches Verhalten sicher vorherzusagen und zu berechnen, setzt SI diesen Aspekt im Rahmen der technisch vorhandenen Möglichkeiten schon recht gut um.
Was stört euch schon immer am Footman?
Ich würde mir wünschen, Einzelgespräche mit Spielern anderer Vereine oder deren Beratern führen zu können, um diese für meinen Verein zu interessieren. Im 2014er Jahrgang, den ich noch spiele, kann ich leider nur in der Presse über mein Interesse sprechen, was in der Realität wohl die letzte Option für einen Manager sein sollte, der nicht Rummenigge heißt und gerne Ausstiegsklauseln in der Bild breit tritt. So könnte ich effektiver auf auslaufende Verträge eingehen und Sorge tragen, dass diese nicht verlängert werden.