Vesa Tauriainen Die Spieler tummelten sich in kleineren Gruppen auf der Seite der Haupttribüne. Zur Erholung von den Konditionseinheiten, aus dem ersten Trainingsabschnitt, sollten sie nun ein wenig den Ball hochhalten. Es war deutlich zu spüren, dass keiner der beiden Trainer dabei zusah. Der Platzwart wird am folgenden Tag seine helle Freude haben, wenn er die Löcher wieder stopfen musste. In Ermangelung eines Torwarttrainers beschäftigte sich Klhav Kalash mit Kalle Rönkkö, dem derzeit einzigen Torwart im Team. Vesa Tauriainen hatte damit zu tun, über die komplette Spielfeldlänge der, jeweils vom Torwart aus gesehen, rechten Spielfeldhälfte, Hütchen zu verteilen.
Nach dem am Wochenende das erste Saisonspiel gegen Kuopio PS überraschenderweise gewonnen wurde, wollte das Trainergespann es am Montag danach nicht gleich wieder mit Kondition übertreiben. Konditionell hat die Mannschaft ohnehin schon einen akzeptablen Stand erreicht, welcher es ermöglichen sollte, über die komplette Spieldauer mitzuhalten. Daher stand an diesem Tag eine Taktikübung an. Da N’Guema nur des französischen mächtig war, erklärte er bereits nebenbei dem Dolmetscher die Übung, damit dieser später nichts falsch verstand. Nachdem alles aufgebaut war, gab er einen kurzen Pfiff von sich und die Spieler sammelten sich um ihn.
„Wir werden heute einen Spielzug trainieren, welcher es uns ermöglicht, das Mittelfeld des Gegners über kurze direkte Pässe schnell zu überwinden.“ Er drehte sich zu den Hütchen.
„Jedes der Hütchen, welche ihr hier seht, entspricht der rechten Hälfte unseres vier-fünf-eins Systems. Begonnen wird der Spielzug immer beim Torwart, welcher den Ball als Abstoß oder aus der Hand spielt, ins zweite Tor wird Khlav gehen. Alle anderen Positionen rücken erstmal nach jedem Durchlauf eins nach, dies dient schlicht und einfach dazu, dass jeder auch die Positionen der anderen kennt, vor allem die seiner Anspielstation. In den nächsten Tagen werden wir die Übung dann positionsgebunden durchführen.“ Vesa ging Richtung Strafraum
„Der Torwart spielt den Ball kurz auf den Innenverteidiger, welche den Ball mit einer hundertachtzig Grad Drehung mitnimmt und sofort an den zentralen Mittelfeldspieler weitergibt. Dieser kommt ihm in dem Moment schon mit einem kurzen zackigen Antritt, welchen er mit einem energischen - HEY - beginnt, entgegen. Ich möchte sehn, dass der Ball gefordert wird, von allen. Dieses HEY muss an jeder Station vor dem kurzen Antritt zu hören sein! Der Mittelfeldspieler lässt den Ball zurück auf den Außenverteidiger prallen, welcher den Ball direkt weiter zum offensiven Mittelfeldspieler schickt, der steht am selben Hütchen wie der Stürmer. Der offensive lässt den Ball wieder zurück zum zentralen prallen, welcher den Ball dem Flügelläufer in den Lauf spielt. In dem Moment startet der Stürmer in einem kleinen Bogen in den Strafraum, dort bekommt er eine Flanke vom Läufer und wenn ich sage Flanke, dann meine ich auch Flanke! Soweit alles verstanden?“ Keiner traute sich etwas zu sagen. Er wartet bis der Dolmetscher fertig übersetzt hat.
„Dann verteilt euch, da wir zu viel sind besetzt ihr auch die Läuferposition doppelt und der Rest stellt sich bei den Innenverteidigern hinten an.“Vesa Tauriainen, in Rovaniemi geboren, war mit seinen dreiunddreißig Jahren noch Jung. Er hatte Ende der vorletzten Saison seine Karriere dort beendet, wo er sie auch begann, in Rovaniemi. Vesse, wie er auch genannt wird, brachte es in seiner aktiven Zeit auch auf einen Einsatz in der Finnischen Nationalmannschaft. 1990 wurde er beim Spiel gegen Irland in Dublin nach einundsiebzig Minuten für Jari Litmanen eingewechselt, das Spiel endete eins zu eins.
Es dauerte eine Weile bis alle Spieler verstanden hatten was er von ihnen wollte doch am Ende machte es einen ansehnlichen Eindruck. Erst nach einer Stunde hatte Khlav erbarmen und beendete die Übung.
„So zum Abschluss noch ein lockeres Spielchen ohne besondere Regeln, Kalle du gehst ins große Tor, das andere Team nimmt Gelb und stellt sich ein kleines an die andere Strafraumgrenze. Mordon du teilst die Mannschaften ein, Vesse du kommst mal bitte kurz mit.“ Mit diesen Worten begab er sich zur Ersatzbank wo sein Heft lag.
„Was gibt’s?“ Vesa wollte beim Abschlussspiel mitmachen, dies war offensichtlich.
„Vesse, dass sich andere Vereine deine Dienste sichern wollen ist ein offenes Geheimnis und ich kann dich nicht zwingen hier zu bleiben. Aber ich möchte dir noch einmal sagen, dass du für den Verein unentbehrlich bist. Daher habe ich ein Anliegen. Ich mach es kurz, ich hätte dich hier gerne als Co-Trainer. Mir gegenüber sind hier viele noch skeptisch, sowohl von den Fans als auch von den Spielern aber vor dir scheint hier jeder Respekt zu haben und genau sowas ist unbezahlbar. Wir können hier großes erreichen, stell dir nur mal vor unsere Horden würden Euro…“Geht das schon wieder los Vesse erkannte rechtzeitig worauf dies wieder hinauslief und unterbrach ihn
„Das klingt interessant und für mich ist das hier ja auch eine Herzensangelegenheit. Ich möchte allerdings trotzdem eine Nacht darüber schlafen.“ Damit zog er sich ein gelbes Hemd über und verschwand im Spielgeschehen.
Nach dem Training fanden sich in der Kabine noch einmal alle zur Auswertung des Spieles gegen KuPS zusammen. Viel war nicht zu sagen, dass zwei zu eins war mehr als Verdient. Das Team präsentierte sich im Gegensatz zu den Freundschaftsspielen überraschend geschlossen. Kuopio besaß nur einen Torschuss, welcher allerdings drin war. Nichts desto trotz war Rovaniemi physisch und wohl auch psychisch in allen belangen überlegen.