Rückrunde 2017
Wir nutzten die gut einmonatige Sommerpause für ein paar Freundschaftsspiele, in denen wir einmal mehr nicht wirklich glänzten. Lediglich die Niederlage gegen
Aalborg war einkalkuliert. Hoffentlich würden wir uns in den Pflichtspielen von einer besseren Seite präsentieren können...
Tatsächlich gelang es uns, mit einer Reihe guter Ergebnisse zu starten. Fünf Spiele ohne Niederlage zum Auftakt, darunter auch das wie ein Sieg bejubelte 0:0 beim großen Favoriten
Odd Grenland. Plötzlich hatten wir zu den direkten Aufstiegsplätzen aufgeschlossen! Ausgerechnet beim Tabellenletzten
Notodden erhielt unsere Euphorie einen herben Dämpfer. Bei denen lief zu diesem Zeitpunkt gar nichts zusammen und ausgerechnet gegen uns klappte plötzlich alles. Eigentlich ein Spiel für den Frust-Thread, doch das verkniff ich mir, da wir trotz allem überperformten. Im Anschluss an die bittere Niederlage folgten nämlich erneut hervorragende Wochen, in denen wir die Topteams
Stabæk und
Moss schlugen, sowie gegen das ebenfalls favorisierte
Sarpsborg einen Punkt holten. Auf eine vermeidbare Niederlage gegen
Asker antworteten wir nochmals mit einigen guten Spielen, das 1:1 beim feststehenden Meister
Fredrikstad gehörte noch dazu. Still und heimlich hatten wir uns im oberen Tabellendrittel festgesetzt und der Aufstieg wurde langsam zum Thema unter den Fans und in der Stadt. Dann kam das Spiel gegen
Kongsvinger. Ein Sieg und wir würden auf Aufstiegsplatz zwei liegend in das Saisonfinale gegen
Odd gehen. Doch wir hielten dem Druck nicht stand. Wir zeigten Nerven und, daraus resultierend, ein schlechtes Spiel. Dass wir aus dem Grottenkick noch wenigstens einen Punkt mitnahmen, verdankten wir den Gastgebern, deren Leistung ebenfalls ziemlich schwach war. Damit gingen wir in das letzte Heimspiel der Saison mit einem klaren Handycap. Hätten wir bei
Kongsvinger gewonnen, würde uns ein Unentschieden reichen. So allerdings ging nun
Odd mit zwei Zählern Vorsprung in die Partie, weshalb wir gegen den klar stärkeren Gegner offensiv agieren mussten. Ich mache es kurz: es reichte nicht. Zu abgeklärt waren die Gäste, zu unerfahren meine Spieler. Letztendlich verloren wir verdient mit 1:3.
Am Ende zog sogar noch
Sarpsborg an uns vorbei, weshalb wir die Saison auf Platz 4 abschlossen, welcher uns für die Play-Offs qualifizierte. Das war immer noch ein toller, ein wahnsinnig großer Erfolg, nachdem uns der Abstiegskampf prognostiziert wurde, allerdings war es doch bitter, wenn der direkte Aufstieg so zum Greifen nah war...
Die Aufstiegs-Play Offs sind in Norwegen eine echte Tretmühle. Wer schon mal dort gespielt hat, wird wissen wovon ich rede, für alle anderen erläutere ich kurz das System: Qualifiziert für die Play-Offs sind die Teams auf den Plätzen 3-6. In unserem Fall also
Sarpsborg FF,
Mjøndalen IF,
Moss FK und
Strømmen IF. Dann spielt der 3. zu Hause gegen den 6., der 4. hat Heimrecht gegen den 5. Ein Rückspiel gibt es nicht. Die Sieger der beiden Spiele treffen dann im Heimstadion des in der Tabelle höhrer platierten Teams aufeinander. Soweit so gut, dazu später mehr. Sehen wir uns erst mal an, was die Aufstiegsspiele für uns bereit hielten.
Wir waren 4., also hatten wir im Halbfinale Heimrecht und trafen auf den 5.
Moss FK. Die Geschichte des Spiels war schnell erzählt. Wir machten unsere Hausaufgaben gründlich und führten bereits nach zehn Minuten mit 2:0. Im Anschluss daran ließen wir nichts mehr anbrennen und zogen verdient in die nächste Runde ein. Dort wartete mit
Sarpsborg wie befürchtet die schwierigere der beiden möglichen Aufgaben. Zudem auswärts. Glücklicherweise fiel die Partie genau auf meinen Geburtstag, was meine Mannschaft zum Anlass nahm, mir das schönste aller Geschenke zu machen. Wir zeigten das vielleicht beste Spiel unter meiner Amtszeit und auch der Torwart der Gastgeber schien mit mir zu sympathisieren, da er am 0:1 alles andere als unschuldig war.
In die Halbzeit gingen wir mit einem beruhigenden Vorsprung von 0:2, doch ich mahnte zur Vorsicht, da
Sarpsborg sicher noch einmal alles versuchen würde. Die Mannschaft verstand den Warnschuss, spielte furios weiter und machte mit dem 0:3 schon in der 52. Minute alles klar. Das späte 1:3 war nur noch Ergebniskosmetik. Wir hatten die Relegation der
Adeccoligaen souverän gewonnen!
Nun ist man als Sieger dieses "Endspiels" jedoch nicht gleich der Aufsteiger, sondern tritt noch in einem endgültigen Play-Off mit Hin- und Rückspiel gegen den 14. der
Tippeligaen an. Das ganze unmittelbar nach den vorherigen Relegationsspielen, während der Erstligist die ganze Zeit regenerieren konnte. Ich wusste zwar um diese Regelung, dennoch ärgerte ich mich über die für uns doch sehr ungünstige Ausgangslage.
Gegen den spielerisch deutlich überlegenen Erstligisten
Bodø-Glimt ließ ich taktisch sehr defensiv spielen. Immerhin sprach die Moral für uns. Wir hatten gerade zwei wichtige Spiele gewonnen, zudem eine starke Saison hingelegt, während der Gegner direkt aus dem Abstiegskampf kam. Zudem durften wir zunächst auswärts antreten, im entscheidenden Rückspiel hätten wir also unsere Fans im Rücken. Vielleicht könnte es uns ja gelingen, den Favoriten aus einer gefestigten Defensive heraus zu frustrieren und dann entscheidend zu kontern? Wir gerieten im Hinspiel zwar in Rückstand, doch glichen durch einen ebenjener Konter aus und fuhren mit einem hervorragenden Ergebnis zurück nach
Mjøndalen. Im Rückspiel gab es für uns keinen Grund, etwas an der Spielweise zu ändern.
Bodø-Glimt musste schließlich treffen, wir hatten keinen Druck und waren fest entschlossen, mit unseren gefährlichen Kontern das Spiel zu entscheiden und die Sensation perfekt zu machen.
Und dieses Vorhaben ging unglaublich gut los! In der 33. Minute traf Andersen Aase, der er erst im Laufe der Rückrunde zu uns gestoßen war und unser Angriffsspiel enorm belebte, per Kopf zum 1:0! Jetzt brauchten die Gäste schon ein Tor, um überhaupt erst in die Verlängerung zu kommen. Doch unsere Defensive stand. Und wenn sie es einmal nicht tat, war Torwart Thomas Skjelin zur Stelle und hielt uns mit seinen Paraden im Spiel. Aber in der letzten Minute der ersten Hälfte war auch er machtlos. Ein satter Linksschuss von der Strafraumgrenze fand seinen Weg in den Winkel unseres Tores. In der zweiten Halbzeit war somit alles wieder offen und unsere gute Ausgangslage war dahin. Mit fortwährender Spieldauer machten sich nun auch immer mehr die konditionellen Auswirkungen des zuletzt strammen Spielplans bemerkbar. Immer öfter musste Skjelin retten, weil die Gäste es schafften, unsere Abwehr zu entblößen. Auf der anderen Seite waren wir zwar auch nicht komplett abgemeldet, jedoch einfach nicht zwingend genug gegen die abgeklärten Verteidiger des Erstligisten. Wir kämpften uns in die Schlussphase, 82 Minuten waren bereits gespielt, als ein Eckball halbhoch in unseren Strafraum geschlagen wurde und ausgerechnet Skjelin am kurzen Pfosten zu zögerlich agierte, letztlich daneben griff und dem Gegner das 1:2 ermöglichte... Ausgerechnet er, der uns so lange im Spiel gehalten hatte, verschuldete jetzt unser Ausscheiden. Wir warfen noch einmal alles nach vorne, kamen sogar zu einigen Möglichkeiten, doch das Glück war uns heute nicht treu. Stattdessen jubelten die anderen und unsere Saison endete so, wie sie begann: mit einem krassen Torwartfehler.
Was bleibt nach dieser Niederlage zu sagen? Ja, wir sind enttäuscht. Ja, wir wären gerne aufgestiegen. Aber nein, die Saison ist deswegen nicht schlecht gewesen. Wir haben großartiges geleistet. Mit dem Ziel des Klassenerhalts gingen wir in die Saison, mit einem phänomenalen 4. Platz schlossen wir sie ab. Niemand hätte das für möglich gehalten. Beim Vorstand ist man unendlich glücklich über das Erreichte und natürlich wurde mein Vertrag längst um ein Jahr verlängert, aber logischerweise rechnet keiner mit einer zweiten solchen Saison.
Doch ich will mehr...