Irgendwie hat es mir in den letzten Tagen wieder in den Fingern gekribbelt, hier wieder weiterzumachen, also ist hier, nach langer Zeit, das nächste Kapitel!
Blick nach oben?
Nach 7 Punkten aus den letzten drei Spielen waren wir wieder auf Kurs, und insbesondere Francis Massampu hatte in diesen Spielen mit 5 Toren seine Torgefahr wieder entdeckt. Die ohnehin schon gute Stimmung im Training verbesserte sich ebenfalls wieder um einen Hauch, und in den Einheiten war die Leichtigkeit wieder zurück, die uns in der letzten Saison so stark gemacht hat.
Einzig auf unsere U19 sprang der Funke nicht ganz über, die Junioren wurden in der zweiten Pokalrunde mit 4:0 von Stade Reims hinweg gefegt.
Einige Pariser Amateurvereine stiegen in der sechsten Runde des Coupe de France in den Wettbewerb ein. Neuilly brauchte 120 Minuten für ein 3:1 gegen Dutemple, Poissy schickte Ailly mit 6:1 zurück an die Somme, Maccabi setzte sich mit 3:1 bei Onet-Le-Château durch, unser traditioneller Rivale Racing machte gegen Grand-Quevilly FC bei einem 6:0 kurzen Prozess. Unsere alten Ligakonkurrenten aus Créteil machten beim 2:0 gegen La Vitré Überstunden, der PFC hingegen blamierte sich bei den Viertligisten aus Evreux durch eine 3:2-Niederlage nach 120 Minuten. Auch bekannte Clubs, die in den letzten Jahren ins Amateurlager abgerutscht waren, bestritten die Pokalrunde. Die mittlerweile noch viertklassige CS Sedan, mit einem Kader, der mit Namen wie Jean-Alain Boumsong oder Rachid Ghezzal insgesamt eher über die Qualität eines guten Ligue 2-Vereins verfügte, schoss Loos-en-Gohelle mit 6:0 aus deren Stadion, die Fünftligisten vom FC Le Mans machten es beim 5:0 in Sablé, zu dem der aus unserem Nachwuchs ausgeliehene João Gama eine Vorlage beisteuerte, kaum weniger deutlich. Die AS Cannes verabschiedete sich auf Korsika nach Elfmeterschießen gegen den EF Bastia, der FC Sète schließlich, der seine beste Zeit in den 30er Jahren hatte und 1934 sogar das Double gewinnen konnte, beendete seine Partie gegen Paulhan-Pézénas in Unterzahl mit 2:0. Wir konnten uns dies das Treiben bei TF1 anschauen, da in dieser Runde die Mannschaften der ersten beiden Ligen noch geschont wurden.
Den Aufwind in der Liga konnten wir im nächsten Spiel gut gebrauchen, denn es stand die nächste Runde im Ligapokal auf dem Plan. Der Wettbewerb kam uns in dieser Saison gerade recht, da es hier gutes Geld zu verdienen gab, das wir wirklich benötigten - und die Auslosung konnte man als zweischneidiges Schwert betrachten. Wir empfingen den FC Lorient, den derzeitigen 15. der Ligue 1 und einen Verein in der Krise. Zwar konnten die Bretonen am letzten Spieltag der AS Monaco ein 0:0 abringen, jedoch waren
les Merlus vor dem Tor eher Makrelen - sechs Tore in zwölf Spielen wiesen auf eine nicht vorhandene Offensivreihe hin. Dazu fehlten neben Raphaël Guerreiro (ja, genau, die Batterie) auch der von Arsenal geliehene Yaya Sanogo im Sturm, der bissige Santiago Martínez, 20-maliger uruguayischer Nationalspieler in der Mittelfeldzentrale, und der dritte Keeper Fabien Audard. Dennoch waren wir gewarnt, stand doch nach wie vor genügend Qualität auf dem Platz. Im Sturm sollte Anderson Costa, talentierte Leihgabe von Coritiba wirbeln, und hinter ihm hatte auch Enzo Reale seinen Leistenbruch überwunden und war wieder bereit, Zuckerpässe nach vorne zu spielen. In der Abwehr schließlich machte der ivorische Internationale Lamine Koné die rechte Seite dicht. Auf der Bank schließlich saßen mit Altmeister Jérémie Aliadière und dem nach einer Bänderzerrung wieder genesenen Vincent Aboubakar weitere Sturmoptionen - rein nominell war es nicht erklärbar, wie diese Mannschaft eine derartige Ungefährlichkeit verbreiten konnte.
In der Pressekonferenz vor dem Spiel erlaubte sich Christian Gourcuff, der Trainer der Seehechte, in jedem Fall die erste Unsportlichkeit. Auf die Frage, wie er denn die Sturmkrise zu überwinden gedenke, antwortete er:
"Einfach schießen, Vince Planté lässt schon irgendwann ein krummes Ding durchrutschen. Der ist immer für einen Bolzen gut." Auch wenn ich nicht völlig begeistert von meinem Schlussmann war, das konnte ich mir nicht unwidersprochen anhören. Von Karim darauf angesprochen, wurde ich deutlich:
"Solch ein Urteil über einen meiner Spieler ist nicht nur unprofessionell sondern schlicht und ergreifend eine Frechheit. Vince hat uns schon zahlreiche Punkte gesichert und gehört auf der Linie zu den stärksten Keepern der Liga. Dazu hat er seinen Spielaufbau in dieser Saison stark verbessert, die Einschätzung meines werten Herrn Kollegen ist also vollkommen haltlos, solche Angriffe kann er sich sparen." "Monsieur Heiko, glauben Sie wirklich, dass Sie eine Chance gegen Lorient haben?" "Karim, Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir eine großartige Offensive haben. Wenn wir unser Potenzial auf den Platz bekommen, dann können wir auch einen Erstligisten nach Hause schicken - gerade mit unseren großartigen Fans hier im Stade Bauer. Nancy und insbesondere Troyes waren auch keine Laufkundschaft. Allerdings müssen wir den Gegner ernst nehmen, auch wenn les Merlus derzeit in der Liga das Tor nicht trifft." Karim war nun auch überzeugt.
"Das klingt vernünftig. Viel Erfolg für das Spiel!"Wir konnten fast aus dem Vollen schöpfen, einzig Zahir Gacem sollte erst in gut einer Woche wieder voll belastbar sein. Ansonsten konnte ich auf die gleiche Mannschaft bauen, die am vorherigen Freitag das 2:2 in Nîmes erreicht hatte. Dazu setzte ich noch Ouma Diaby und Jean Mbuba auf die Bank, da im Ligapokal sieben Auswechselspieler erlaubt waren. Taktisch entschied ich mich, Massi Kanté als Sonderbewacher für Enzo Reale abzustellen - seine Pässe zu unterbinden sah ich als Schlüssel dazu, die Partie erfolgreich zu gestalten.
Das Spiel: Beide Mannschaften begannen verhalten. Nach sieben Minuten jedoch köpfte van Iperen einen langen Ball nach vorne, Kanté ließ im Mittelfeld nach rechts prallen, und Partouche warf den Turbo an. Allan Patrick kam nicht richtig in den Zweikampf, mein Rechtsaußen konnte an den kurzen Pfosten flanken - aber Keeper Reynet konnte den Ball gerade noch dem völlig freien und einköpfbereiten Massampu vom Scheitel fausten! Rogie versuchte es volley mit dem Nachschuss aus 18 Metern, aber Reynet hatte mit dem unplatzierten Schuss keine Mühe. Der anschließende Abschlag kam gleich wieder zurück, Red Star kombinierte sich durch das Mittelfeld, El Baillal legte nach links heraus auf den aufgerückten Bonnet, der sofort Livaja steil in den Strafraum schickte. Mein Linksaußen erreichte den Ball gerade noch vor der Auslinie, spielte kurz in den Fünfmeterraum, wo El Baillal herangesprintet kam und knallhart flach auf den kurzen Pfosten abzog - Reynet schaffte es mit einem unfassbaren Reflex, das sichere 1:0 zu verhindern, einige Zuschauer im mit knapp 6900 Zuschauern gut gefüllten Stadion waren schon aufgesprungen!
Nach einer knappen Viertelstunde blieb Danilo Quipapá nach einem Kopfballduell liegen, offenbar hatte er sich bei der Landung das Knie verdreht. Der Innenverteidiger biss jedoch zunächst auf die Zähne und spielte weiter. Lorient blieb harmlos, bis auf gelegentliche uninspirierte Ecken und Distanzschüsse hatten meine Viererkette und Torhüter Planté einen ruhigen Abend. Ganz anders Red Star: Nach 20 Minuten spielte Rogie im Mittelfeld mit Übersicht nach vorne zu El Baillal, der den Ball mit der Hacke genau zwischen Danilo Quipapá und Allan Patrick hindurch in den Strafraum spielte. Partouche schaltete am schnellsten, war vor Allan Patrick am Ball und legte direkt in die Mitte - wo sich Massampu von Danilo Quipapá gelöst hatte und flach nach rechts unten zielte, aber Reynet brachte irgendwie noch seine Fingerspitzen an die Kugel! Mittlerweile hatten es les Merlus einzig ihrem hervorragenden Tormann zu verdanken, dass sie noch keinem Rückstand hinterher liefen. Von der Offensive war weiter nichts zu sehen, auch Reale war hervorragend zugedeckt.
Weiter lief das Spiel nur in eine Richtung. Kanté spielte aus dem Mittelkreis nach vorne zu Massampu, der etwas unpräzise weiter nach rechts zu Partouche spielte. Mein Rechtsaußen musste sich strecken, um vor dem etwas schläfrigen Allan Patrick am Ball zu sein, brachte den Ball allerdings mit einer Grätsche wieder in die Mitte zu El Baillal, der dem 17-jährigen Léo Andre zunächst die Beine verknotete, um dann aus 15 Metern flach nach links abzuziehen - wieder hieß die Endstation Reynet, während ich vor der Bank auf die Knie ging und flehend eine Dopingprobe für diesen torhütenden Oktopus forderte!
Nach einer halben Stunde kam Lorient erstmals gefährlich vor das Tor. Abdullah schickte Reale auf die Reise, Kanté pflückte gerade Blumen, Noordhoff kam nicht richtig hinterher, konnte allerdings doch unterbinden, dass der Taktgeber nach innen zog - der Abschluss aus spitzem Winkel sieben Meter rechts vor dem Tor landete jedenfalls gleich mehrere Meter über der Latte im Fangnetz, was von den Zuschauern mit "Ça plane pour moi"-Gesängen quittiert wurde. Wenig später hielten sie jedoch die Luft an, denn auf einmal waren die Bretonen hellwach. Anderson Costa chippte den Ball gefühlvoll in den Lauf von Abdullah, Noordhoff war nicht richtig bei ihm und konnte das Zuspiel auf den gestarteten Mão nicht verhindern, Rivieyran hob erst das Abseits auf und reklamierte dann, während der junge brasilianische Stürmer seinen Freiraum nutzte und aus 12 Metern flach und platziert nach rechts unten abzog - Planté entschärfte erstklassig, konnte die Kugel aber nicht festhalten, die an der Strafraumgrenze Abdullah vor die Füße prallte, der kurz nach rechts ausbrach und es gleich wieder versuchte, doch Planté boxte das Geschoss aus dem rechten Knick! "Olé Planté!" tönte es nun aus dem Block, und "Christian, tu l'a vu?", als Antwort auf die Kommentare des gegnerischen Trainers vor dem Spiel. Von mir gab es hingegen einen Anpfiff:
"Jungs, bleibt wach und HAUT DENEN VORNE ENDLICH DIE NUSS INS NETZ, MAAAAAAAANNNNNNNN!"Weiter war allerdings jetzt das Momentum bei den Gästen: Traoré wurde am linken Flügel steil geschickt, Rivieyran störte dies allerdings nicht weiter, die Flanke kam genau auf Mãos Kopf, der unbedrängt einnickte -
1: auf seinem Jubellauf wurde der Torschütze von einem Pfiff gebremst und starrte nun den Assistenten ungläubig an, denn der hatte die Fahne oben, und weit oben war nun auch mein Puls!
"Leute, hört auf zu pennen und fangt endlich wieder an, DIE ZU DECKEN!" Die Abseitsposition war zwar hauchdünn, aber das Gespann hatte es richtig erkannt.
Kurz vor der Pause zog El Baillal noch einmal einen Sprint an, lief unbedrängt auf den Strafraum zu, Allan Patrick stellte sich ihm in den Weg - und stoppte ihn recht hölzern 19 Meter halbrechts vor dem Tor mit einer Grätsche. Der Schiri erkannte dies als taktisches Foul und zückte die erste gelbe Karte des Spiels. El Baillal spielte den Freistoß clever an der Mauer vorbei auf Partouche - aber dessen Verhalten war eher das Gegenteil, denn er startete einen Hauch zu früh, Abseits! Kurz danach war Pause, die Fans sahen eine unterhaltsame erste Hälfte, mir jedoch fehlten die überfälligen Tore, und so forderte ich meine Spieler auf, endlich den Ball ins Netz zu bringen - hinter Reynet.
Die zweite Hälfte begann mit fußballerischer Magerkost, offenbar waren meine Abwehrspieler wieder wach, und auch Christian Gourcuff hatte eine Möglichkeit gefunden, seine Abwehr abzudichten. So waren die Höhepunkte der zweiten Hälfte auch zunächst die Auswechslungen. Bis zum ersten ernsthaften Torschuss schrieben wir die 70. Minute, doch der durchaus platzierte Distanzschuss des für El Baillal eingewechselten Derouard stellte Reynet aus 18 Metern vor keine allzu großen Probleme. Wenige Minuten später war der Keeper wieder mehr gefordert. Kanté schlug einen langen Ball auf Massampu, der den Doppelpass mit Derouard suchte, der in den ersten Minuten nach seiner Einwechslung das Spiel sichtlich belebte. Aus 13 Metern zog mein Stürmer halblinks vor dem Tor aufs kurze Eck - aber dort streckte sich Reynet und brachte seine Fingerspitzen noch an den Ball, Andre klärte den Abpraller ins Seitenaus. Im Gegenzug setzte Aliadière, der ebenfalls mittlerweile mitspielte, den genauso frischen Olivier in Szene, der völlig blank von rechts in den Strafraum zog, aber dann nur etwas auf das Tor brachte, das wie eine fehlende Entscheidung zwischen Schuss und Flanke wirkte - Planté hatte folglich keine Mühe, die Kugel aus der Luft zu ziehen.
Die letzten zehn Minuten mussten wir in Unterzahl bestreiten - nach einer Flanke hatte sich Maxime Partouche das Knie verdreht und musste den Rasen verlassen, aber leider hatten wir bereits dreimal gewechselt. Derouard sollte für die restliche Zeit die rechte Außenbahn bearbeiten, die Zehn blieb leer. Und schließlich, als keiner mehr damit rechnete, war es soweit: Massampu legte nach rechts auf Derouard, der von Allan Patrick bedrängt wurde, diesen mit einem Haken aussteigen ließ und weiter auf den außen gestarteten Rivieyran leitete. Zwischen Alain Traoré und Danilo Quipapá hindurch fand der Rechtsverteidiger wieder Derouard, der mit perfektem Timing vom rechten Strafraumrand seine Flanke auf den langen Pfosten spielte - wo der eingewechselte Ouma Diaby völlig vergessen wurde, den Ball am langen Pfosten genau auf den Kopf bekam, und einfach einnicken konnte -
1:0 Red Star (89.), das Stadion explodierte, endlich war die Mauer durchbrochen, endlich war das Ding im Netz, und das Ding zählte!!!
In der Folge musste Danilo Quipapá kurz vor Schluss Francis Massampu mit unsauberen Mitteln daran hindern, das 2:0 zu erzielen, was der Schiri genauso mit Gelb ahndete wie wenig später ein unmotiviertes Einsteigen von Koné gegen Diaby am linken Flügel - all das nahm Zeit von der Uhr, und erfreulicherweise blieben wir in der Zweikampfführung sauber. Dann war Schluss, wir waren eine Runde weiter, und Ouma Diaby festigte sein Ansehen als Superjoker.
Besondere Ereignisse: Partouche verletzt (79.)
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel war ich der glücklichste Mensch in Paris.
"Wir haben es all unseren Kritikern gezeigt und für eine dicke Überraschung im Pokal gesorgt. Christian hat es uns streckenweise nicht einfach gemacht, aber am Ende ist nicht nur das Ergebnis die Überraschung, sondern auch unsere überzeugende Darbietung gegen einen höherklassigen Gegner. Besonders freut es mich, dass Vincent Planté heute seinen Kasten sauber gehalten hat," - hierbei grinste ich zu meinem Kollegen herüber, der sich wie ertappt abwendete -
"und außerdem haben wir nicht nur keine Gegentore, sondern auch keine Karten hinnehmen müssen und auch auf dieser Ebene unsere Entwicklung dokumentieren können."Währenddessen sorgte der aktuelle Tabellensechste aus Amiens für eine weitere Pokalüberraschung und gewann im praktisch ausverkauften Stade de la Licorne gegen Girondins mit 3:0.
Einen Tag nach dem Spiel hatte mich Jean Mbuba um ein Gespräch gebeten.
"Monsieur Pfeil, ich hatte gehofft, hier mehr Spielpraxis zu bekommen. Ich möchte hier spielen, oder ich möchte die Chance bei einem anderen Club nutzen." Für eine solche Haltung fehlte mir jegliches Verständnis.
"Jean, es ist gut, wenn Du hier spielen möchtest, aber in den letzten Ligaspielen hat Francis mich sehr überzeugt, während ich das von Deinen Leistungen nicht behaupten konnte. Jetzt einen Stammplatz einzufordern ist respektlos gegenüber Francis und seinen Leistungen." "Sie sprechen von Respekt? Was ist mit dem Respekt vor meinen Fähigkeiten?" "Jean, ich will ehrlich mit Dir sein. Bei Deiner Verpflichtung habe ich mehr von Dir erwartet als das, was Du seit Deinem Wechsel gezeigt hast. Wenn Du also der Meinung bist, einen Stammplatz verdient zu haben, dann kannst Du ihn Dir ab dem Winter woanders suchen." "Warum erst im Winter? Ich möchte am liebsten sofort weg!" "Jean, Du bist Profi. Ich erwarte von Dir, dass Du Deinen Job zumindest bis zur nächsten Transferperiode vernünftig durchziehst. Das bist Du der Mannschaft schuldig, das bist Du dem Verein schuldig. Ich setze Dich auf die Transferliste, nur wird das die Sache nicht beschleunigen, und eine Vertragsauflösung wird es nicht geben." Etwas grimmig stimmte Jean zu, bevor er mein Büro wieder verließ.
Im französischen Pokal stand die Ziehung zur siebten Runde an, zu der wir auch in den Wettbewerb einstiegen. Wir hofften wie immer auf ein Derby oder einen reizvollen Gegner aus den Übersee-Departements. Zunächst bekam allerdings Créteil seinen Gegner zugelost - Olympique Cholet war zwar ein Fünftligist, der jedoch hatte in der vergangenen Runde bereits mit Vendée Luçon einen Aufstiegskandidaten in Liga 3 aus dem Wettbewerb geworfen. Der Racing Club bekam einen Zweitligisten zugelost, eine Reise nach Auxerre stand an. Drancy bekam ein Heimspiel gegen die Drittligisten aus Colmar, bevor wir gezogen wurden. Es wurde ein Heimspiel - gegen die AS Vitré, einen bretonischen Fünftligisten aus der Nähe von Rennes. Bei Neuilly gegen Poissy kam es zu einem kleinen Derby, während es Maccabi mit Carignan-Linay zu tun bekam. Ein Zweitligaduell sollte zwischen Clermont-Ferrand und Beauvais steigen, das Topspiel der Runde war allerdings wohl Tours gegen Arles. Interessant versprach auch das Duell zwischen Nancy und Sedan zu werden, war doch die Mannschaft aus den Ardennen nur offiziell ein Viertligist.
In Nancy fand man unterdessen einen Nachfolger für Christian Henna. Stéphane Moulin, in den 80ern lange Spieler in Angers und weder verwandt noch verschwägert mit dem aktuellen Kapitän in Nancy, Jessy Moulin, sollte den Negativlauf von zuletzt sieben Spielen ohne Sieg durchbrechen.
Währenddessen kamen in der Ligue 1 Gerüchte auf, dass Investoren sich auf den OSC Lille stürzen wollten, nachdem Michel Seydoux angeblich seinen Abschied beim aktuellen Tabellensechsten erklärt habe.
Der Spielplan ließ uns keine Ruhe, schon drei Tage später stand das nächste Ligaspiel gegen CA Bastia an. Die Korsen standen unauffällig im Mittelfeld der Tabelle und hatten ein wenig mehr Luft nach unten als vor der Saison erwartet. Aus der Tabelle zeigten sich bei
L'Escadron Noir ebenfalls keine besonderen Stärken und Schwächen. Trainer Stéphane Rossi, seit 16 Jahren Trainer in seiner Heimatstadt, führte ein Team ohne Stars, dessen größte Stärke das Kollektiv war. Der Bosnier Jure Ivankovic, der flexibel zwischen Mittelfeld und Sturm wechseln konnte, durfte einmal für seine Nationalmannschaft auflaufen, Sechser Dada war zwar Stammspieler auf Madagaskar, aber saß im Verein hauptsächlich auf der Bank - ebenso wie unser alter Bekannter Geoffrey Tulasne, auf den Flügeln nicht an eben Ivankovic und dem Kongolesen Aurélien Ngeyitala vorbeikam. Verzichten musste die Mannschaft lediglich auf Reservekeeper Dumè Agostini und Rechtsverteidiger Hendricks Cakin, dessen Position jedoch seit Saisonbeginn der aus Den Haag ausgeliehene Tyronne Ebuehi solide besetzte. Dazu lag der Reservemann auf der Zehn, Alexandre Cropanese, auf Eis.
Bei uns hatte sich Maxime Partouche vom Ligapokal gut erholt, schon beim Auslaufen am Tag darauf war er wieder an Bord. Dennoch hatte das Spiel einige Körner gekostet, so dass ich mich entschied, Platoche eine Pause zu gönnen und Daniel Luxbacher eine Chance in der Mannschaft zu geben. Auch auf der anderen Seite fand sich Mirko Livaja auf der Bank wieder, Pokalheld Diaby sollte von Beginn an auflaufen. Ansonsten schöpfte ich wieder einmal aus dem Vollen.
Das Spiel: Bastia zeigte bei El Baillals 125. Ligaeinsatz sofort, dass sie die Punkte nicht mit der Post geschickt hatten. Grimaldi schickte schon nach wenigen Sekunden Sanchez steil, van Iperen war schneller und konnte den Stürmer im Strafraum sauber abgrätschen, rechts lauerte jedoch Chafik, der halbrechts von der Strafraumgrenze sofort abzog, den Ball aber zwei Meter rechts vorbeisetzte. Auch weiter gehörte die Anfangsphase den Gästen. Über mehrere Stationen kombinierten sich die Korsen von rechts um den Strafraum herum, und wieder sorgte Grimaldi mit einem scharfen Pass für Gefahr, doch Noordhoff machte beim Pass in den Strafraum einen geschickten Schritt nach vorne - Ngeyitala stand so knapp im Abseits, aber Planté hatte seinen Schuss aus fünf Metern ohnehin. Nach acht Minuten entschieden wir uns, auch am Spiel teilzunehmen. Ebuehi foulte Diaby links vor dem Strafraum, El Baillal brachte den Ball flach an der Mauer vorbei nach innen, wo Diaby die Idee aufnahm und Kantés Fuß am Fünfmeterraum suchte, doch Hamzaoui brachte seine Fußspitze zuerst an den Ball. Es entwickelte sich ein verteiltes Spiel ohne große Chancen, bis sich nach gut 20 Minuten meine Abwehr kollektiv ins Messer stürzte. Zunächst verlängerte Noordhoff ohne Not einen Abschlag zur Ecke für Bastia. Als diese hereingebracht wurde, wechselte Donny van Iperen gegen Fouad Chafik kurz die Sportart, der Schiri unterband seinen Ausflug ins Ringen aber umgehend - Elfmeter! Hamzaoui übernahm die Verantwortung - und schickte Planté in die falsche Ecke,
1:0 Bastia (29.), unnötig.
Weiterhin blieb das Spiel verteilt, und weiterhin fanden wir kein Mittel gegen die gut sortierte korsischee Abwehrreihe. Nach einer knappen halben Stunde jedoch fand Rogie halblinks den ungedeckten Diaby, der in der Mitte auf El Baillal weiterleitete. Der Zehner düpierte mit seinem Steilpass Vincelot, schickte Massampu auf die Reise, der es aus 14 Metern mit einem Schlenzer ins rechte Eck versuchte - knapp vorbei! Nun waren wir wach, denn wenig später fand Rogie den lauernden Massampu am Strafraum. Dem Stürmer war der Weg zwar versperrt, doch der Ball fand irgendwie den Weg zum einrückenden Diaby, der aus 16 Metern Vincelot ins Leere grätschen ließ und scharf nach rechts unten feuerte - Benvegnu konnte gerade noch entschärfen. Weiter berannten wir das Gästetor. Amieux grätschte Luxbacher ab, alle erwarteten den Pfiff, doch El Baillal erlief sich den freien Ball. Der Schiri entschied folgerichtig auf Vorteil, in der Mitte fand das Zuspiel wieder Massampu, für den sich weder Vincelot noch Christophe zuständig fühlten - doch der Abschluss aus 13 Metern ging knapp am rechten Pfosten vorbei. Fünf Minuten vor der Pause bekamen wir aus 18 Metern zentral vor dem Tor einen Freistoß zugesprochen. El Baillal übernahm, drehte den Ball über die Mauer, der kam genau links auf den Knick - doch Benvegnu machte sich richtig lang und konnte die Kugel gerade noch über die Latte drehen, tolle Aktion von beiden! Die anschließende Ecke zog mein Zehner direkt auf das Tor, und wieder war der Keeper gefordert, den Ball in höchster Not über die Latte zu drehen. Kurz vor der Pause gab es noch einmal eine Ecke für uns. El Baillal brachte den Ball flach ans kurze Fünfmetereck, durch den Fünfmeterraum flipperte die Kugel Kanté vor die Füße, der drei Meter vor dem Tor hellwach war und flach rechts unten einschob,
1:1 (45.)! Dann war Pause, und wir hatten das Momentum auf unsere Seite gezogen. Besonders von meiner linken Seite erwartete ich mir jedoch nach dem Wechsel mehr.
Wir machten nach der Pause da weiter, wo wir aufgehört hatten. Es gab eine Ecke von rechts, El Baillal brachte sie diesmal hoch in den Fünfmeterraum - und fand am langen Pfosten genau den Kopf von Donny van Iperen,
2:1 Red Star (48.), das Spiel war gedreht, und auch für Donny selbst war das Tor nach dem Elfmeter unglaublich wichtig!
Wir hatten mit den beiden Toren den Willen der Gäste zunächst gebrochen und drängten weiter auf das dritte Tor. Luxbacher ließ kurze Zeit später vor dem Strafraum von rechts nach innen zu El Baillal prallen, der es 19 Meter vor dem Tor aus dem Stand versuchte - knapp am linken Lattenkreuz vorbei, Benvegnu hätte keine Chance gehabt. Mein Zehner zog das Spiel immer mehr an sich und erarbeitete sich weitere Chancen, noch blieben die Abschlüsse jedoch etwas zu unpräzise.
Nach einer guten Stunde waren wir dann gezwungen, Daniel Luxbacher vom Feld zu nehmen - nach einem Foul am rechten Flügel war der Österreicher liegen geblieben. Derouard übernahm die Position nahtlos und hatte schon kurz nach seiner Einwechslung seine erste Chance. Rogie hebelte mit einem Außenristpass die gesamte Abwehr aus, Derouard lief Vincelot und Amieux davon, startete von rechts in den Strafraum und zog knallhart aufs linke Toreck - hauchdünn vorbei! Bastia hingegen agierte zunehmend ratlos im Angriff, lediglich wenige halbherzige Distanzschüsse flogen und rollten grob in die Richtung des von Planté souverän gehüteten Tores. Da wir nach gut 70 Minuten auch den Fuß etwas vom Gas nahmen, verlor die Partie zunehmend an Fahrt. Zehn Minuten vor Schluss jedoch zog Michel Sanchez, der mittlerweile auf dem rechten Flügel spielte, eine Flanke in den Strafraum. Diese verunglückte, wurde aber dadurch brandgefährlich und senkte sich genau auf das kurze Eck - Planté war aber noch nicht eingeschlafen und konnte das krumme Ding gerade noch zur Ecke abwehren, die nichts einbrachte. So plätscherte die Begegnung ruhig dem Schlusspfiff entgegen. In der Nachspielzeit gab es noch einmal eine Ecke - und offenbar hatte Bastia das Verteidigen von Standards nicht wirklich geübt. El Baillal brachte sie diesmal halbhoch an den kurzen Pfosten, Kanté ließ kurz nach hinten an die Fünfmetermarkierung prallen - und Noordhoff nagelte die Kugel humorlos zum Endstand in die Maschen,
3:1 Red Star (90.+4), beide Innenverteidiger hatten getroffen! Danach war Schluss, wir hatten den nächsten Dreier im Sack und hatten wieder Tuchfühlung zu Dijon auf Rang 3.
Besondere Ereignisse: Luxbacher verletzt (62.)
Wieder hatte es einen meiner Kollegen erwischt, diesmal in Liga 1. Olympique Marseille dümpelte in der Liga lediglich auf Rang 14, einen Punkt vor den Abstiegsrängen, was der Führungsetage um Besitzerin Margarita Louis-Dreyfus und Präsident Vincent Labrune sichtlich nicht genug war, so dass Philippe Montanier auf die Straße gesetzt wurde. Der Neue kannte als Spieler den deutschen Profifußball hervorragend - man eiste Laurentiu Reghecampf vom FC Nantes los.
Als ich am Mittwoch das Vormittagstraining begann, durfte ich erfreut zur Kenntnis nehmen, dass wir endlich keine Verletzten mehr in der Mannschaft hatten - Daniel hatte aus dem Spiel gegen Bastia nichts davongetragen, und auch Zahir Gacem war endlich wieder voll im Training. Da wir alleine schon aus finanziellen Gründen in allen Wettbewerben möglichst weit kommen mussten, hatten wir diese Personaldecke auch mehr als nötig, denn es konnte und durfte nicht der Plan sein, einige meiner Spieler in vielleicht über 50 Spielen zu verheizen. Außerdem liefen wichtige Sponsorenverträge aus Drittligazeiten aus, und mit einem guten Abschneiden in allen Wettbewerben sollte es für die kommende Saison auch endlich einen finanziellen Hintergrund geben, der eines Proficlubs würdig sein sollte - derzeit machten wir jeden Monat noch etwa 320.000 € Verlust und hatten kaum eine Chance, etwas dagegen zu unternehmen - die Spielergehälter waren im Ligaschnitt schon recht niedrig, unser Gehaltsbudget lag eine knappe Million unterhalb des Ligaschnitts. Dieses hatten wir zwar um 380.000 € überzogen, zahlten aber dennoch unterdurchschnittliche Gehälter. Für dieses Jahr galt es einfach nur, durchzuhalten, die aktuell 2,2 Millionen Schulden nicht völlig ins unermessliche steigen zu lassen und möglichst intensiv am Prämientopf der Pokalwettbewerbe zu naschen. Eine große Unterstützung bei diesem Vorhaben waren sicherlich Francis Massampu und Youness El Baillal, die in der Wahl zum Fußballer des Monats Oktober die beiden vorderen Plätze belegten. Dazu gewöhnten wir uns zunehmend das Treten ab - 31 Gelbe in 14 Spielen waren zwar immer noch eine stolze Summe, dafür waren wir allerdings noch ohne Platzverweis. Die neuen Kartenkönige der Liga kamen derzeit aus Angers, die Westfranzosen hatten nicht nur bereits zwei gelbe Kartons mehr auf der Habenseite, sondern mussten ebenso bereits sieben Platzverweise hinnehmen. Fairste Mannschaft der Liga war die AJ Auxerre, die im bisherigen Saisonverlauf lediglich acht gelbe Karten akzeptieren musste und noch ohne Platzverweis war.
Nachdem in Nancy die Trainerbank neu besetzt war, nahm dort nun auch die Neubesetzung des Präsidiums konkretere Formen an - der aktuelle Präsident hatte ein Übernahmeangebot auf dem Tisch. In diesem Zusammenhang hoffte ich, dass hier in Saint-Ouen nicht Patrice in näherer Zukunft die Lust oder die finanziellen Möglichkeiten verliert.
Unser kommendes Auswärtsspiel führte uns an die Schelde, kurz vor die belgische Grenze, ins Département Nord, nach Valenciennes. In der Kleinstadt selbst, 60 km östlich von Lens gelegen, leben zwar gerade einmal 43.000 Menschen, jedoch ist sie Zentrum einer Metropolregion mit 350.000 Einwohnern. Fiat und PSA bauen hier den Eurovan, jedoch reisten wir wieder einmal mit dem TGV an, der uns in knapp zwei Stunden die 200 km in den Norden brachte.
Der FC Valenciennes erwartete uns als Tabellenletzter und hatte bisher gerade einmal 8 Punkte und einen Sieg (zu Hause gegen Clermont) auf der Habenseite. Vor allem in der Abwehr drückte der Schuh, der junge belgische Schlussmann Ignace Delathouwer musste im Schnitt zwei Gegentore hinnehmen, wobei ihn daran noch die geringste Schuld traf - die Abwehr zeigte sich alles andere als sattelfest, unabhängig davon, wer dort spielte. Dazu gab es auch Probleme mit Verletzungen und Sperren, zuletzt gegen Tours verteidigte der 16-jährige Thomas Delaunay links hinten, der ein schwaches Debüt hinlegte - gegen uns sollten Kapitän Dimitri Daeseleire sowie Loris Néry nach ihren Gelbsperren wieder zurück auf die Außenpositionen der Viererkette kehren. Wie auch immer, der frühere 83-malige rumänische Nationalspieler Mircea Rednic, der zwei Monate zuvor den nach Tours abgewanderten Jean Fernandez ersetzt hatte und seitdem in neun Spielen fünf Punkte einfuhr, stand bei dem vor der Saison im Mittelfeld gehandelten Verein schon wieder kurz vor dem Rauswurf. Die Offensivkräfte hingegen lösten ihre Aufgaben zumindest im Rahmen der Erwartungen, besonders auf den schnellen Gilles Sunu mussten wir aufpassen - der Stürmer hatte bereits dreimal getroffen und genauso oft vorgelegt. Allerdings fehlten auch hier unter anderem der verletzte Rechtsaußen Thomas Foket sowie der gesperrte Stürmer Anthony Le Tallec. Die zentrale Figur im Spielaufbau war jedoch an Bord - der zypriotische Internationale Vincent Laban war einer der wenigen Spieler des Teams, deren Saisonbilanz auf Normalform hindeutete.
Ich konnte frei entscheiden, wer spielen sollte - und entschied mich für zwei Wechsel, auf Linksaußen kehrte Mirko Livaja in die Mannschaft zurück, und auch auf Rechtsaußen setzte ich wieder auf Maxime Partouche. Ouma Diaby blieb der Platz auf der Bank, während Daniel Luxbacher auf die Tribüne musste. Ansonsten blieb alles beim Alten, und wir hatten uns vorgenommen, unsere Serie gegen Valenciennes (bisher 3 Siege in 3 Spielen, 7:1 Tore) auszubauen.
Das Spiel: Wir legten gleich einen Blitzstart hin. Nach wenigen Sekunden schlug Vincent Planté den Ball lang nach vorne, wo Francis Massampu per Kopf zurück zu Kanté köpfte. Der spielte nach rechts heraus zu Partouche, während Néry interessiert aus einem Meter Entfernung zuschaute. Mein Rechtsaußen schickte El Baillal steil in den Strafraum, der völlig frei, aber in einem sehr spitzen Winkel am rechten Fünfmetereck auftauchte und abzog - Delathouwer entschärfte den Ball, verlängerte aber aufs lange Eck, wo sich niemand um Mirko Livaja kümmerte -
1:0 Red Star (1.), das Tor war leer, den hätte auch der Trainer versenkt.
Die frühe Führung nach 30 Sekunden schockte Valenciennes keineswegs, und schon nach wenigen Minuten schlug Delathouwer einen langen Ball, Sunu verlängerte zu Uchebo, der war frei durch, van Iperen kam nicht mehr hinterher, der Stürmer drang in den Strafraum ein und zog aus 11 Metern etwas nach rechts versetzt scharf auf die kurze Ecke - Planté wehrte großártig zur Ecke ab! Wir blieben allerdings auch weiter gefährlich. Partouche tanzte am rechten Flügel weiter Tango mit Néry und holte eine weitere Ecke heraus. Diese brachte er an den kurzen Pfosten, wo Daeseleire den Ball kurz in den Strafraum springen ließ - Massampu freute sich und hielt aus sechs Metern rechts vor dem Tor direkt drauf, aber Delathouwer war gut aufgelegt und drehte den platzierten Schuss über das rechte Tordreieck. Wieder kurze Zeit später bauten wir einen Angriff über zahlreiche Stationen ruhig auf. Kanté kam im Mittelfeld an den Ball und setzte mit einem geschickten Querpass Tony Rogie in Szene. Meine Nummer Acht war hellwach, sah, dass Mirko Livaja gestartet war und spielte ihm einen Direktpass mit Sahnehaube genau in den Lauf. Mirko war völlig frei, zog von links in den Sechzehner, doch Delathouwer kam mutig aus seinem Tor und warf sich perfekt getimed meinem Linksaußen vor die Füße! Es war keine Viertelstunde gespielt, und schon feierten die Heimfans ihren Keeper, während wir in der Anfangsviertelstunde zunehmend die Initiative auf dem Feld übernahmen. Allerdings blieb Benito Raman nach einem Zweikampf mit Rivieyran liegen und lief danach nicht mehr rund, der linke Flügelspieler biss allerdings auf die Zähne.
Nach gut 20 Minuten hatte sich die Abwehrreihe allerdings gefunden, so dass die Partie nun ärmer an Chancen wurde und sich hauptsächlich im Mittelfeld abspielte. Gut zehn Minuten vor der Pause drängten wir allerdings wieder mehr auf das zweite Tor. Eine Partouche-Ecke von links wurde abgewehrt, doch El Baillal kam 25 Meter vor dem Tor an den Ball und hielt einfach mal drauf - Delathouwer musste sich mächtig strecken, um das Tor des Jahres zu verhindern! Wenig später kam Partouche wieder einmal an Néry vorbei und zog eine scharfe Flanke vor das Tor - der Ball senkte sich gefährlich an den kurzen Pfosten, wo wieder Delathouwer eingreifen musste, wäre der Ball nicht ins Tor gefallen, lauerten hinter ihm bereits Massampu und El Baillal, die den Ball über die Linie drücken wollten. Es ging weiter munter über die Flügel, diesmal flankte der aufgerückte Bonnet mustergültig von links und fand zentral am Fünfmeterraum Massampu, doch dessen Kopfball ging hauchdünn am rechten Pfosten vorbei, diesmal hätte der Keeper keine Chance gehabt. Kurz vor der Pause spielte dann Livaja einen Flügelwechsel - fasste sich danach an den Oberschenkel und blieb liegen! So war ich zum Wechsel gezwungen, Diaby kam für ihn. Für Mirko tat es mir unglaublich leid, da er heute wirklich gut drauf war. Dazu wurden auch die Konter der Gastgeber kurz vor dem Wechsel wieder stärker. Raman lief zwar nach wie vor nicht rund, aber Stürmer steil schicken konnte er noch. Gilles Sunu lief Noordhoff davon, dabei versprang ihm jedoch der Ball etwas, wodurch der Winkel für den Abschluss etwas zu spitz wurde - Planté konnte parieren. Dann war Pause, und wir führten nicht unverdient mit 1:0. Ich ermahnte die Spieler:
"Jungs, im Moment führen wir, aber die können gefährlich kontern. Ich habe keine Lust, wegen einer Unachtsamkeit hier Punkte zu verschenken, also bleibt wach! Quentin, besonders von Dir erwarte ich mehr Biss, lass Deine Gegenspieler ihre Stürmer nicht mehr so ungestört schicken! Und Francis, ich möchte, dass Du Dich besser bewegst, Du machst es der Defensive zu einfach! So, und jetzt geht da raus und knallt die nach Belgien!"Nach Wiederanpfiff machten wir zwar Druck nach vorne, jedoch war ein Freistoß von der Strafraumkante, den El Baillal knapp über die Latte setzte, zunächst die größte Chance. Da zunehmend ersichtlich wurde, dass wir mit dem Panzer Massampu in vorderster Front ineffektiv waren, brachte ich nach einer knappen Stunde Tony Derouard, der technisch stärker war und als eine Art falscher Neun agieren sollte. Kurz danach kam das immer stärker werdende Valenciennes allerdings wieder gefährlich vor mein Tor. Laban spielte einen hohen Ball auf Uchebo, erhiet die Kugel postwendend zurück, um sofort am linken Flügel Nguette auf die Reise zu schicken. Der Linksaußen war völlig ungedeckt, legte geschickt quer zu Sunu, der aus elf Metern flach aufs rechte Eck zielte
1:1 (61.), unnötig wie nur was!
Ich reagierte, stellte das Deckungsverhalten etwas um und ließ die offensiven und defensiven Außen nun noch stärker unter Druck setzen. Auch meine Jungs waren jetzt wieder wach. Néry stellte sich im Zweikampf mit El Baillal etwas ungeschickt an und sah die gelbe Karte. Den daraus resultierenden Freistoß spielten wir aus, van Iperen kam an der Strafraumgrenze an den Ball, spielte in den Sechzehner zu Diaby, der sofort in die Mitte prallen ließ - dort war Noordhoff vor Parada am Ball und behielt sechs Meter vor dem Tor die Nerven,
2:1 Red Star (62.), genau die passende Antwort, so mag ich meine Jungs!
Mit diesem Treffer hatte ich die Moral gebrochen. Wir drängten weiter auf das dritte Tor, während die Gastgeber sichtbar gelähmt agierten. El Baillal erlief sich einen langen geklärten Ball, nahm die Beine in die Hand, wurde am rechten Flügel nicht wirklich gestört und flankte kurz zurück in den Strafraum - wo Rogie aufgerückt war und aus 13 Metern leicht rechts versetzt volley abzog - hauchzart über die Latte! Aber zehn Minuten nach der Führung hatte sich auch Valenciennes wieder erholt. Sunu erlief einen langen Ball auf dem linken Flügel, flankte platziert in die Mitte und fand elf Meter vor dem Tor Labans Kopf - den platzierten Abschluss konnte Planté gerade noch entschärfen! Dann machten wir uns allerdings wieder auf nach vorne. Derouard schickte El Baillal steil, der sich allerdings zunächst gegen drei Mann festlief. Der Abpraller jedoch landete wieder bei Derouard, der sofort nach links heraus zu Diaby legte. Mein Linksaußen ließ mit einem kurzen Antritt Daeseleire stehen und hielt aus 15 Metern drauf - an die Oberkante der Latte, Delathouwer war schon geschlagen! Wenig später war es dann aber soweit. Bonnet, Diaby und Rogie kombinierten sich im Dreieck den linken Flügel entlang, und der Linksaußen legte knapp 25 Meter vor dem Tor in die Mitte zu El Baillal. Blanc grätschte ihn zwar ab, schickte damit aber Derouard in den Strafraum, und mein Joker schoss nervenstark aus elf Metern ein -
3:1 Red Star, das musste es gewesen sein, ein herrlicher Chip ins lange Eck!
In den letzten Minuten spielten wir leichtfüßig die Partie nach Hause und hatten dabei sogar noch weitere Chancen. El Baillal legte quer zum aufrückenden Doumbia, der direkt in die Mitte zu Rogie passte. Der spielte wieder direkt an den Strafraum zu Derouard, von dessen Fuß - natürlich direkt - der Ball zu Diaby in den Strafraum gelangte, der - wie sollte es anders sein - per Direktabnahme leider haarscharf am Tor vorbei zielte. Kurz danach war Schluss, wir hatten weitere drei Punkte im Sack und rückten immer näher an die Aufstiegsplätze heran.
Nach dem Spiel suchte Martin, mein Physio, noch am Bahnhof das Gespräch.
"Martin, welche schlechten Nachrichten haben Sie heute für mich?" Mein Physio lachte - ihm war klar, dass er selten gute Nachrichten überbringen konnte.
"Es geht um Mirko. Die gute Nachricht ist, dass nichts gebrochen oder gerissen ist. Wir haben ihn noch im Stadion untersucht, es sieht alles nach einer Leistenzerrung aus. Sowas dauert etwa drei bis vier Wochen." Ich hatte Schlimmeres befürchtet, von daher war diese Meldung schon so nahe an einer guten Nachricht, wie Verletzungsmeldungen sein können.