So, nach längerer Abstinenz, bedingt durch meine Ausbildung, wird es endlich mal wieder Zeit für ein paar neue Episoden.
Wie frostig wird der Winter? Hinrundenabschluss 2015/16
Mit dem Schlachtfest gegen Dijon hatten wir uns etwas Luft verschafft und standen nun vier Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz. Dazu, und das freute die Fans ganz besonders, waren wir in der Tabelle auch an Créteil vorbeigerückt, die bislang einen Punkt weniger gesammelt hatten und zwei Plätze hinter uns standen. Schließlich konnten wir auch in eine Liga höher unserem offensiven Stil treu bleiben, mit dem wir immerhin die zweitmeisten Tore der Liga erzielen konnten - unsere 30 Tore wurden nur vom Tabellenführer aus Toulouse getoppt. Leider mussten wir dies mit der drittschwächsten Abwehr bezahlen, die ebenfalls bereits 30 Gegentore hinnehmen musste, nur Amiens und Clermont-Ferrand kassierten bisher mehr.
Wo wir schon bei löchrigen Abwehrreihen waren: In Clermont-Ferrand stand man zwar knapp über dem Strich und hatte sogar drei Punkte Puffer zum 18., dem CA Bastia, doch in der Auvergne hatte man vor der Saison ohne Abstiegskampf geplant und schickte nun Trainer Régis Brouard in die Wüste. Auch in Nîmes, die mit Aufstiegsambitionen gestartet waren, war man mit Platz 13 höchst unzufrieden und scheute nicht davor zurück, eine absolute Legende auf die Straße zu setzen - niemand geringeres als Jean-Pierre Papin war nun Teil des Arbeitslosenheers.
Santi Pereyra bat mich nach dem Training um ein Gespräch:
"Chef, ich bin hierher gewechselt, weil ich in Europa Fuß fassen wollte. Jetzt pendle ich hier in der zweiten Liga zwischen Bank und Tribüne. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich möchte eine Chance in der Startelf." "Santi, Du hast Deine Chance bekommen. Deine Leistung hat mich nicht überzeugt, besonders Deine Schwäche bei langen Bällen ist mir mehrfach negativ aufgefallen. Dazu spielst Du klar zu oft Foul - aus dem gleichen Grund sitzt auch Julien mittlerweile draußen, und der ist immerhin Kapitän dieser Mannschaft. Ich kann verstehen, dass Du spielen willst, aber Romuald hat derzeit klar die Nase vorn und ich sehe keine Veranlassung zu einem Wechsel." "Ich möchte spielen. Wenn Sie jetzt sagen, dass ich das hier nicht regelmäßig tun kann, dann möchte ich mich woanders beweisen." "Wie gesagt, ich kann verstehen, dass Du spielen möchtest - und ehrlich gesagt, schätze ich diese Einstellung grundsätzlich auch, niemand kann mit einem Platz auf der Bank sein Ziel erreicht haben. Wenn Du allerdings meinst, dass Du woanders glücklich werden kannst und willst, dann ist es in meinen Augen sinnlos, Dich mit Gewalt halten zu wollen. Daher werde ich schauen, dass ich einen Wechsel für Dich arrangieren kann." Santi landete also auf der Transferliste, und wir hofften beide, dieses Missverständnis schnell beenden zu können. Parallel dazu stellte ich ihn zur anstehenden Pokalpartie ins Schaufenster - respektive musste dies tun, da sich Romuald Marie im Training bei einem Kopfballduell eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hatte.
Auch erfreuliches gab es aus der Mannschaft zu berichten - ein Notenschnitt von unfassbaren 8,63, zwei Tore und drei Assists brachten Youness El Baillal die Auszeichnung als Spieler des Monats November ein - besonders die letzte Systemumstellung bekam meinem Zehner wirklich gut.
Der Pokal führte uns nach Chambéry, einer 58.000 Einwohner-Stadt in Savoyen, etwas südlich von Aix-les-Bains, westlich von Albertville und am Südufer des Lac du Bourget, dem größten natürlichen See Frankreichs. Als "Alpenstadt des Jahres 2006" steht die Heimat der Universität Savoyen in einer Linie mit Gap, Bozen, Bad Reichenhall und Chamonix. Als alte Hauptstadt der Grafschaft Savoyen wurde das Turiner Grabtuch, lange Eigentum der Herzöge, in der Sainte-Chapelle aufbewahrt - wo es bei einem Brand im Jahre 1532 beschädigt wurde. Nach Turin kam das Grabtuch erst 1578, als Emanuel Philibert die Resident in den Piemont verlegte. Zu Frankreich kam Chambéry, genauso wie ganz Savoyen, im übrigen erst im Jahre 1860.
Bedeutendster Sport hier ist ohne Zweifel Handball, der Chambéry Savoie HB, derzeit trainiert von Jackson Richardson und Heimatclub illustrer Namen wie Daniel "Air France" Narcisse, Cedric Burdet oder der Gille-Brüder, konnte bisher dreimal an der EHF Champions League teilnehmen und brachte es in der Saison 2000/01 gar zu Meisterehren. Sogar die Halle, "Le Phare", ist mit 4500 Plätzen größer als das Fußballstadion, in dem wir antreten sollten.
Das Stade Municipal bot Platz für 3000 Zuschauer und war Heimat von Stade Olympique Chambéry, dem ortsansässigen Fünftligisten. Bislang fristete der Club ein unauffälliges Dasein im Amateurbereich, die Ruhmeshalle zeigte lediglich ein paar vergilbte Schwarzweiß-Fotos vergangener Mannschaften, die in den letzten 90 Jahren die eine oder andere Amateurliga hinter sich lassen konnten. Zentrale Figur des Teams war Bryan M'Bango, der zweitligaerfahrene Sechser, der auch schon die Aufmerksamkeit meiner Scouts auf sich ziehen konnte. Dennoch sollte das Weiterkommen absolute Pflicht sein.
Neben dem verletzungsbedingten Wechsel auf der Rechtsverteidigerposition rotierte ich auf insgesamt sechs Positionen - Planté, N'Simba, Cériélo, Noordhoff und Partouche bekamen eine Pause, wobei die Feldspieler allesamt von einer Gelbsperre bedroht waren, die dann auch in der Liga Gültigkeit hätte. Für sie durften sich Coulibaly im Tor, Dikamona und Grandison in der Innenverteidigung, Ielsch links hinten und Derouard rechts vorne zeigen.
06.12.2015, 8. Runde Coupe de France
Red Star (12., Form: dWwdW) | | SO Chambéry (CFA2) |
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| Bank | |
GK Planté DC Noordhoff DM Kanté LA Diaby ST Nguekam | | GK Bertrand DC Marty MC Wakamunumé ST Michaud ST Bah |
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| Es fehlten: | |
van Iperen (Zerrung im Rücken) Marie (Gehirnerschütterung) | | DC Ogier (Muskelbündelriss) DL Perney (Wadenzerrung) ST Petit (Wadenmuskelriss) |
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| Wechsel | |
59. Nguekam für Massampu 63. Noordhoff für Derouard 73. Diaby für El Baillal | | 55. Michaud für Oladele 78. Marty für Pereira 84. Bah für Miguet |
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| Tore | |
1:0 Livaja (2./Pereyra) | | |
| | 1:1 Miguet (43./Fédèle) |
2:1 Doumbia (45.+1/Ielsch) | | |
3:1 Diaby (78./Livaja) | | |
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| Verwarnungen | |
Dikamona (7.) | | Causevic (2.) |
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| Platzverweise | |
| keine | |
221 Zuschauer im Stade Municipale (3000, Naturrasen)
Das Spiel: Red Star ging hellwach in die Partie und belohnte sich auch prompt dafür, als nach einem Ielsch-Einwurf Santi Pereyra rechts im Strafraum unbedrängt flanken konnte und am langen Pfosten Livaja fand, der völlig blank aus kurzer Distanz einnicken konnte -
1:0 Red Star (2.)! Das war der Auftakt zu einem einseitigen Match, denn auch in der Folge stand die Fünferkette der Gastgeber alles andere als sattelfest, und auch Keeper Kamil Çeliker zeigte sich wiederholt unsicher, was Santi Pereyra nach zehn Minuten fast mit einer abgerutschten Flanke bestraft hätte. Issa Coulibaly hingegen musste lediglich aufpassen, bei winterlichen Temperaturen nicht auf der Torlinie festzufrieren. So berannten meine Jungs das Tor, doch waren die letzten Zuspiele häufig zu ungenau, so dass die Angriffe verpufften. Kurz vor der Pause jedoch schlief meine Abwehr, so dass Chambéry das erste Mal gefährlich nach vorne kam. Miguet konnte ungestört durch die Abwehr marschieren, Ielsch schaute andächtig zu, wie dieser rechts im Strafraum flach an den Fünfmeterraum spielen konnte, wo Grandison seinen Gegenspieler Oladele aus den Augen verlor - doch Keeper Coulibaly hatte sich gut warmgehalten und konnte Flachschuss aus kurzer Distanz um den rechten Pfosten drehen. Fédèle brachte die anschließende Ecke in den Fünfmeterraum, mein Keeper blieb auf der Linie kleben, die Verteidiger schnarchten um die Wette, besonders Livaja kam nicht richtig vom Boden weg - und Romain Miguet durfte den Ball über die Unterkante der Latte ins Tor köpfen,
1:1 (43.).
"Was war das denn? ICH WILL HIER EINSATZ SEHEN! Z U G R I F F ! ! !" Ich war stocksauer, nicht nur über das Gegentor an sich, sondern vor allem darüber, wie einfach wir es unseren Gegnern dabei machten, die nun kurz vor der Pause noch einmal richtig munter wurden. Doch schon in der Nachspielzeit der ersten Hälfte bekamen wir noch einmal eine Ecke. Julien Ielsch brachte diese von links nach innen, Koro Doumbia verlängerte den Ball am kurzen Pfosten - und das Ding senkte sich genau ins lange Eck,
2:1 Red Star (45.+1), Kamil Çeliker war ohne Chance!
So ging es doch noch mit einer Führung in die Pause, aber dennoch war ich nicht zufrieden.
"Jungs, in der zweiten Hälfte will ich mehr von Euch sehen. Wenn Chambéry kommt, erwarte ich ein anständiges Zweikampfverhalten. Und vor allem verlange ich, dass Ihr die Angriffe zu Ende spielt! Francis, Du hängst total in der Luft, da will ich mehr Bewegung sehen. Anthony, der rechte Flügel lahmt, biete Dich mehr an. Und meine Herren Innenverteidiger, wenn ich Euch noch einmal so schnarchen höre wie vor dem Gegentor, dann könnt Ihr nach Hause laufen, haben wir uns verstanden? So, und jetzt geht da raus und haut sie weg!" Die Entschlossenheit war meinen Spielern anzumerken, als sie die Kabine wieder verließen.
Direkt nach der Pause setzte sich El Baillal auf dem linken Flügel durch und schloss im Strafraum ab. Kamil Çeliker wehrte zur Ecke ab, in deren Folge sich Chambéry nicht befreien konnte, was drei weitere hervorragende Paraden des Torwarts mit anschließenden Ecken zur Folge hatte. Der einzige Haken an dieser Angriffsserie: Der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Nach einer knappen Stunde hatte ich genug von Francis Massampus blutleerem Auftritt, Francky Nguekam sollte nun in vorderster Front für Tore sorgen. Dazu durfte der wenig überzeugende Derouard duschen gehen, Santi Pereyra übernahm rechts vorne, Jermaine Grandison rückte in der Viererkette nach außen, und in der Innenverteidigung sollte nun Tom Noordhoff für Ordnung sorgen. Weiterhin waren die Chancen sehr einseitig verteilt, doch das dritte Tor wollte einfach nicht fallen. Eine gute Viertelstunde vor Schluss zog ich mit Ouma Diaby den dritten Joker, der für den ausgelaugten Youness El Baillal auf das Feld kam - Mirko Livaja rückte nach innen auf die Zehn. Dieser Wechsel sollte sich auszahlen. Nach ruhigem Spielaufbau kam der Ball nämlich im Mittelfeld genau zu Livaja, der mit einem Pass auf den linken Flügel Mittelfeld und Abwehr sezierte und Diaby auf die Reise schickte, der sofort nach innen zog, halblinks vom Sechzehner den Ball aufs lange Eck schlenzte - und dem Keeper keine Chance ließ,
3:1 Red Star (78.)! Mein Keeper versetzte mir kurz vor Schluss noch einen Schockmoment, als er einen Abschlag an den Kopf des am Sechzehner wartenden Michaud setzte - der glücklicherweise nur einen viel zu kurzen Lupfer in die Arme des Torwarts zustande brachte. Schließlich blieb es aber beim hochverdienten 3:1, mit dem Chambéry noch gut bedient war.
Ergebnis: 3:1 (2:1)
besondere Ereignisse: Romain Miguet verletzt (84.)
Mann des Spiels: Mirko Livaja
Was machte der Rest von Paris: Der PFC machte es spannend und setzte sich nach zwischenzeitlichem Rückstand knapp mit 3:2 in Mulhouse durch. Versailles unterlag Luçon mit 1:4, der Racing Club setzte sich mit 2:0 gegen die Viertligisten von Sainte-Geneviève durch. Créteil kam in Toulon souverän mit 3:0 eine Runde weiter. Maccabi schließlich setzte sich im Elfmeterschießen überraschend gegen die Drittligisten aus Hyères durch.
Sonstige Überraschungen: Der Viertligist AS Cherbourg schockte den FC Tours und schickte die Zweitligisten mit einem 3:2 nach Verlängerung nach Hause. Der SC Amiens musste beim in die vierte Liga abgerutschten AS Cannes eine bittere Niederlage im Elfmeterschießen einstecken - nach 120 Minuten stand es noch 0:0. In die gleiche Situation manövrierte sich der FC Metz - doch hier ging der Zweitligist als Sieger aus dem Elfmeterschießen gegen die Amateure aus Dieppe hervor. Poiré-sur-Vie schließlich blamierte sich mit einer 1:3-Niederlage bei den Amateuren von Toulon - Le Las.
Nach dem Spiel fand die Auslosung für die neunte Runde des Pokals statt, das wir gemeinsam mit unseren Gastgebern in der Heimkabine verfolgten - Youness El Baillal hatte seinen Laptop mit Surfstick dabei, so dass wir im Stream dabei sein konnten. Gleich die erste Paarung versprach tollen Fußball - es trafen sich der Sechste der Ligue 1, Evian, und der Fünfte von Stade Reims. Auch auf Korsika gab es ein Erstligatreffen - der AC Ajaccio sollte den Vierten aus Nantes empfangen. Als der Racing Club aus der Lostrommel gezogen wurde, ging der Lautstärkepegel etwas nach oben - und explodierte, als wir als Auswärtsteam gezogen wurden, wir bekamen ein Derby, und endlich einmal wieder ging es in einem Pflichtspiel gegen unsere traditionellen Rivalen aus Colombes!
In der Runde sollte es auffällig viele Erstligaduelle geben - neben den zwei bereits gezogenen Paarungen sollte noch Girondins den FC Sochaux empfangen, und im Prinzenpark sollte es zum Duell PSG gegen EA Guingamp kommen.
Nun galt es aber erst einmal, die letzten beiden Ligaspiele erfolgreich zu gestalten und uns von den immer noch nahen Abstiegsplätzen abzusetzen und vielleicht sogar in der oberen Tabellenhälfte zu überwintern. Außerdem stand zum Hinrundenabschluss noch das Ligaderby gegen Créteil an.
Die letzte Auswärtsfahrt führte uns weit in den Süden. Wir entschieden uns für die Fahrt mit dem TGV, der uns in knapp drei Stunden ins Languedoc brachte. Die Stadt ist ganz auf das alte Amphitheater aus der Römerzeit ausgerichtet, wie überhaupt die alten römischen Bauten das Zentrum prägen. Einen tollen Kontrast zwischen Historie und Moderne bieten der römische Tempel, der Julius Caesar und seinem jüngeren Bruder Lucius geweiht war, und gegenüber das von Sir Norman Foster erbauten Kulturzentrum Carré d'art.
Die "Krokodile" von Olympique Nîmes haben eine lange Tradition im französischen Profifußball, doch blieben sie seit der Gründung 1901 ohne Titel. Dreimal war man französischer Vizemeister, gar viermal stand man im Pokalfinale, doch bis auf einen Sieg 1956 im "Trostpokal" Coupe Drago, der in den 50er und 60er Jahren für früh im Coupe de France ausgeschiedene Erst- und Zweitligisten ausgetragen wurde, kam nichts zählbares heraus. Erfolgreich war lediglich die A-Jugend, die viermal den Coupe Gambardella holen konnte und damit zu den erfolgreichsten Teams in diesem Wettbewerb gehört. Prominente Spieler, die sich hier ihre ersten Sporen verdienten, waren Laurent Blanc, Éric Cantona oder Djibril Cissé. Doch die besten Zeiten der Krokodile waren vorbei, derzeit stand die Mannschaft nach dem Abstieg in der Vorsaison auf Platz 15 in der Ligue 2, und auch von den ganz großen Talenten ist im Team nichts zu sehen, im Kader standen im Gegenteil sogar recht viele ältere Semester. Im Sturm spielte der zweimalige schwedische Internationale Mathias Ranégie relativ glücklos, für die Tore war ganz klar der Argentinier Leandro Benegas zuständig, der vor der Saison vom argentinischen Zweitligisten Gimnasia y Esgrima gekommen war, bislang neunmal traf und als einziger im Team so etwas wie Torgefahr ausstrahlte. Die Verteidigung organisierte derweil der Uru Christian Almeida, der von Huracan nach Nîmes gewechselt war. Backup für die Innenverteidigung war Romain Brégerie, der nach vier Jahren in Dresden, wo er nach dem Bundesliga-Aufstieg außen vor war, eine neue Herausforderung suchte. Auch der mittlerweile 35-jährige Walter Erviti, der noch vor ein paar Jahren die Fäden im Mittelfeld der Boca Juniors ziehen durfte, hatte sich vor Saisonbeginn nach Südfrankreich verlaufen. Klar der bekannteste Name jedoch war Lomana Trésor LuaLua, der zwar nach wie vor eine offensive Allzweckwaffe war, mit 34 Jahren seinen Zenit klar überschritten hatte und bislang in dieser Saison nur fünf Einwechslungen und ein Tor verzeichnen konnte, nachdem er in der letzten Saison noch Stammspieler war.
Im Vergleich zum Pokalspiel rotierte ich weitgehend zurück. Dazu war Donny van Iperen wieder fit und übernahm rechts in der Innenverteidigung Dikamonas Platz. Im Sturm wollte ich die spielerische Komponente stärker beleben, so dass ich dem in diesem Bereich stärkeren Anthony Derouard eine Chance in vorderster Front gab - Francis Massampu sollte zunächst auf der Bank Platz nehmen. Rechts hinten durfte Santi Pereyra wieder ran - Romuald Marie war zwar wieder fit, aber ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
14.12.2015, 18. Spieltag der Ligue 2
Red Star (12., Form: WwdWw) | | Olympique Nîmes (15., Medien-Tipp: 5., Form: dwLlw) |
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| Bank | |
GK Coulibaly DC Dikamona DM Doumbia LA Diaby ST Massampu | | GK Diomandé DC Trombetta DR Baca AMC LuaLua ST Ripart |
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| Es fehlten: | |
alle fit | | GK Michel (gebrochener Finger) DR Cordoval (gebrochener Arm) MC Zapata (Rotsperre) |
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| Wechsel | |
32. Diaby für Livaja 64. Dikamona für Noordhoff 64. Doumbia für Kanté | | 62. Ripart für Ranégie 76. Trombetta für Benegas 81. LuaLua für Erviti |
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| Tore | |
| | 0:1 Jerez Silva (3./Erviti) |
| | 0:2 Jerez Silva (76./Erviti) |
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| Verwarnungen | |
Pereyra (4.) Rogie (5.) | | |
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| Platzverweise | |
| keine | |
9052 Zuschauer im Stade de Costières (18.482, Naturrasen)
Das Spiel: Beide Mannschaften drängten auf das frühe Tor, und schon nach wenigen Minuten hatten die Gastgeber ihre erste Ecke. Erviti schlug diese von links recht nah vor das Tor, doch Planté flog an der Flanke vorbei, und am Ende einer wahren Kopfball- und Stocherorgie, bei der sich besonders Noordhoff negativ hervortat, landete der Ball bei Luis Jerez Silva, der schon fast auf der Linie stand und den Ball nur noch ins Tor drücken musste -
1:0 Nîmes (3.), ganz groß Jungs, ganz groß! Red Star erhöhte den Druck, doch Nîmes-Torwart Merville war blendend aufgelegt - zum Leidwesen von Partouche, der halbrechts im Strafraum wunderbar von Derouard freigespielt wurde, dessen Schuss aus acht Metern er irgendwie noch aus dem Knick holte. Nach einer halben Stunde musste dann Mirko Livaja vom Platz, der nach einem Defensivzweikampf unglücklich im Rasen hängen geblieben war. Diaby übernahm für ihn links vorne. Weiter berannten wir das Tor der Gastgeber, doch der Ball wollte nicht über die Linie, so dass es zur Pause bei der knappen und schmeichelhaften Führung für Nîmes blieb. Viele Beschwerden konnte ich in der Kabine nicht vorbringen, einzig mehr Konzentration vor der Hütte forderte ich deutlich ein. Dazu musste ich Massi Kanté etwas bremsen, dessen Gangart im ersten Durchgang mir etwas zu ruppig war.
In der zweiten Hälfte verflachte die Partie dann total. Wir hatten zwar einige Chancen, doch was Merville nicht entschärfen konnte, machten wir höchstselbst unschädlich. Von Nîmes hingegen kam nach einem Distanzschuss kurz nach Wiederanpfiff lange gar nichts. So durchlitten die gut 9000 Zuschauer im milden Mittelmeerwinter eine Fehlpassorgie sonder Gleichen, und jeder war froh, heute nicht Ball sein zu müssen. Eine Viertelstunde vor Schluss dann stellte sich der bereits verwarnte Pereyra im Zweikampf innerhalb des Sechzehners zu naiv an und verlor den eigentlich schon sicheren Ball, der kam zu Erviti, der aus 16 Metern draufhielt. Planté konnte den scharfen Schuss nicht festhalten, Jerez Silva bedankte sich,
2:0 Nîmes (76.), wie blöd konnte man sich eigentlich noch anstellen! Ich stellte auf mehr Offensive um, vielleicht kam noch irgend etwas heraus. Tatsächlich hatte El Baillal kurze Zeit später eine Riesenchance, doch der Ball flog weit am Tor vorbei und kam wahrscheinlich erst in Alès wieder herunter. Eine Minute später zielte Derouard in ähnlicher Position genau auf den Keeper und zwang mich auf die Knie:
"Schießt die Murmel doch einmal INS Tor! Nur einmal! Bitte!" Ein wütender Angriff folgte jetzt auf den nächsten, doch es sollte einfach nichts zählbares mehr herauskommen, auch wenn nach einer Ecke Sekunden vor Schluss der eingewechselte Doumbia noch einmal aus kurzer Distanz den Pfosten traf. Wir machten das Spiel, Nîmes die Tore, am Ende stand es selbstverschuldet 2:0 für den Gegner.
Ergebnis: 0:2 (0:1)
besondere Ereignisse: Mirko Livaja verletzt (30.)
Mann des Spiels: Luis Jerez Silva
Was machte Créteil: Zu Hause nicht über ein 2:2 gegen La Poiré-sur-Vie hinauskommen und auf P14 bleiben.
Das Experiment mit dem spielenden Stürmer war also gescheitert - zwar liefen die Kombinationen flüssig, aber dafür fehlte die Durchschlagskraft. Beim nächsten Spiel sollte das wieder anders werden. Außerdem wollte ich nicht noch einmal solche Unkonzentriertheiten im Defensivverhalten dulden. Besonders Tom Noordhoff und Tony Rogie taten sich hier in Nîmes negativ hervor. Nachdem ich mich mit den beiden in Vier-Augen-Gesprächen zusammengesetzt hatte, gelobten die beiden aber Besserung und zeigten das auch unter der Woche im Training. Dazu war der Gegner Motivation genug.
Unterdessen war auch mein Präsi nicht untätig. Nicht nur, dass er sich über die Mehreinnahmen freute, er investierte es auch sinnvoll. Klar würde sich jeder im Club über einen neuen Rasen auf dem Trainingsgelände freuen, aber zunächst stand etwas wichtigeres an - was besonders auffällig wurde, als uns beim Training auf einmal Arbeiter vom Stadiondach aus beobachteten. Monsieur Haddad wollte Red Star nämlich nicht länger in einer Bruchbude spielen lassen und beschloss, aus dem Bauer ein Schmuckkästchen zu machen. Auch die Fans freuten sich, dass endlich nach 16 Jahren die Sturmschäden beseitigt wurden und sie wieder unter einem dichten Dach stehen konnten. Ich hoffte dagegen genau wie meine Spieler, dass wir zur neuen Saison dann endlich die dringend benötigten Investitionen in die Trainingsanlagen und die Nachwuchsförderung angehen konnten.
In der Liga stand zum Abschluss das Derby an, und die Ausgangslage hätte enger nicht sein können:
Es ging also wirklich um alles. Der Sieger konnte ein paar Wochen durchatmen, auf den Verlierer wartete ein frostiger Winter, der im schlimmsten Falle auf den nur einen Punkt entfernten ersten Abstiegsplatz führen konnte auf dem Amiens mit einem Torverhältnis von -8 lag. Mehr Sechspunktespiel ging also fast nicht mehr.
Créteil hatte genau wie wir eine wechselvolle Hinrunde hinter sich, war aber wettbewerbsübergreifend mittlerweile seit neun Spielen ungeschlagen - wobei auch in diesem Zeitraum nur drei Siege gelangen. Die insgesamt neun Remis stellten derzeit den Höchstwert in der Liga dar, allerdings hatten auch nur die beiden Letzten aus Luzenac und Caen weniger als vier Siege und 20 Tore auf der Habenseite. Offenbar versuchte mein Kollege Jean-Michel Cavalli, mit seiner bewährten Fünferkette den Klassenerhalt zu ermauern.
Bei war Romuald Marie endgültig wieder fit und rückte nach rechts in die Viererkette, dazu stürmte Francis Massampu wieder ganz vorne. Schließlich war ich gezwungen, Mirko Livaja zu ersetzen, der sich im letzten Spiel das Knie verdreht hatte und noch zwei bis drei Wochen ausfallen sollte. Ouma Diaby spielte für ihn auf Linksaußen. In der Kabine gab ich den Jungs ein letztes Mal zu verstehen, dass ich eine Leistung wie im letzten Spiel nicht noch einmal akzeptieren würde, vor allem nicht im Derby. Den Blicken der Jungs war zu entnehmen, dass sie das ähnlich sahen.
18.12.2015, 19. Spieltag der Ligue 2
Red Star (13., Form: wdWwl) | | US Créteil (14., Medien-Tipp: 20., Form: wDdwD) |
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| Bank | |
GK Coulibaly DC Dikamona DM Doumbia AMC Derouard ST Nguekam | | GK Kerboriou DC Diedhiou DR Lawson AMC Peyretti ST Diawara |
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| Es fehlten: | |
Livaja (verdrehtes Knie) | | DC Bong (Muskelbündelriss) DC Calderara (Nackenverletzung) AMC Namouchi (Muskelbündelriss) MC N'Diaye (Gelbsperre) |
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| Wechsel | |
60. Doumbia für Kanté 66. Derouard für Diaby 72 Dikamona für Rogie | | 46. Lawson für Mendy 65. Diedhiou für Filippi 75. Diawara für Sané |
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| Tore | |
1:0 Kanté (15./Partouche) | | |
2:0 Massampu (26./Diaby) | | |
3:0 El Baillal (44./dir. Freistoß, Foul Di Bartoloméo an Massampu) | | |
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| Verwarnungen | |
Kanté (7.) Diaby (2.) | | Cheikh Ndoye (5.) Diedhiou (2.) |
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| Platzverweise | |
| keine | |
2825 Zuschauer im Stade Bauer
Das Spiel: Red Star versuchte gleich, vor heimischer Kulisse Druck zu erzeugen und über die Flügel Massampu in Szene zu setzen, was aber zunächst nur in Eckstößen resultierte. Auch ansonsten zeigte sich die Mannschaft viel entschlossener und und holte sich viele zweite Bälle. In der Defensive ließ sich die Mannschaft jedoch wieder einmal viel zu einfach ausspielen, doch Créteil hatte das Visier schlecht eingestellt. So sprang nach einer Viertelstunde eine weitere Ecke für uns heraus. Partouche schlug sie von rechts flach an den kurzen Pfosten, wo der Ball im Gewühl versank - und über Kantés Knöchel auf einmal ins Tor flipperte,
1:0 Red Star (15.), und jetzt war richtig Stimmung in der Bude! Red Star wollte gleich nachlegen, doch nach Partouches butterweicher Halbfeldflanke auf Diaby scheiterte dieser von halblinks am gut reagierenden Keeper N'Doye. Créteil hingegen zeigte sich weiterhin nur bei seltenen Kontern gefährlich, doch besonders Essombé vergab beste Gelegenheiten. Wir zeigten uns effektiver im Spiel in die Spitze. Diaby erhielt halblinks 25 Meter vor dem Tor einen langen Ball aus dem Mittelfeld, den er annahm, sich um Nelson drehte und in den Strafraum zu Massampu chippte - und der entwischte Cros, kam sechs Meter vor dem Tor zum Abschluss - und behielt die Nerven,
2:0 Red Star (26.), flach ins kurze Eck! Créteil zog nun die Außenverteidiger nach vorn, was uns aber auf den Flügeln nur noch mehr Räume eröffnete. Rogie hätte mit einem Distanzschuss aus 25 Metern fast profitiert, doch N'Doye kam gerade mit den Fingerspitzen noch dran. Kurz vor der Pause legte Di Bartoloméo mit ungeschicktem Zweikampfverhalten Massampu kurz vor dem Strafraum. El Baillal trat zum Freistoß an. 18 Meter Torentfernung, etwas nach links versetzt. Mein Zehner drehte den Ball mit Dampf an der Mauer vorbei - und genau ins lange Eck,
3:0 Red Star (44.), nichts zu halten für N'Doye, da halfen auch die ganzen 2,02 m nichts! So ging es mit einer großartigen Halbzeitführung in die Kabine, und die Spieler wurden schon nach 45 Minuten mit Standing Ovations verabschiedet. Ich mahnte allerdings in der Kabine an, dass dieses Derby noch nicht gelaufen war, dazu hatte ich in den fast zweieinhalb Jahren hier schon zuviel erlebt.
Als wir wieder einliefen, war immer noch Gänsehautstimmung im Bauer und wir wurden mit der Internationalen begrüßt. So begeistert hatte ich die Fans selten erlebt. Im Spiel jedoch war zunächst weniger Dampf, so brauchte es zehn Minuten, bis überhaupt einmal etwas passierte - Massampu rutschte bei seinem Lobversuch jedoch der Ball vom Schlappen. Nach einer Stunde ging dann Kanté, der zwar ein starkes Spiel gemacht hatte, nun aber hart am Platzverweis segelte. Doumbia übernahm die defensive Sechs für ihn. Auch Diaby war verwarnt, und da ich das Spiel gerne zu elft beenden wollte, brachte ich Derouard für ihn, der fortan rechts vorne spielte - Partouche rückte nach links. Créteil hatte in dieser Phase aufgegeben und die Angriffsbemühungen praktisch vollkommen eingestellt. Erst gegen Ende entschieden sich unsere Gäste, doch noch am Spiel teilzunehmen und versuchten es wieder mit gelegentlichen Kontern - doch der eingewechselte Diawara vergab kläglich gegen Planté. Kurz vor Schluss gab es dann noch einmal Aufregung im Strafraum, nachdem Marcel Essombe versuchte, an eine Partouche-Ecke zu kommen, und dabei im Fünfmeterraum griechisch-römisch gegen Koro Doumbia zu Werke ging. Der Schiri hatte alles gesehen und entschied zu Recht auf Elfmeter, wogegen Christophe Diedhiou etwas zu vehement protestierte und Gelb sah. Tony Derouard schnappte sich den Ball, hatte sich aber von dem Tumult wohl zu sehr anstecken lassen - Issa N'Doye konnte den unplatzierten Schuss, der scharf, aber halbhoch und halblinks aufs Tor kam, abwehren. Kurz danach war Schluss, und ganz Saint-Ouen war stolz auf diese Mannschaft, die wieder gezeigt hatte, wozu sie fähig war.
Ergebnis: 3:0 (3:0)
besondere Ereignisse: Mickaël Nelson verletzt (77.); N'Doye hält Elfmeter von Derouard (90.+1)
Mann des Spiels:Youness El Baillal