So, nachdem ich in den letzten Wochen beruflich etwas eingespannt war, kann ich jetzt im Urlaub wieder etwas mehr schreiben.
Ein sicheres Polster?
Nach den beiden Sechspunktespielen zeigte sich in Saint-Ouen immer stärker eine zunehmende Identifikation mit dem Club, und auch in Montmartre, auf der anderen Seite des Boulevard Peripherique, sah ich immer häufiger grüne Wimpel im Schaufenster und Red Star-Schals hinter den Theken der Cafés. Sogar in den Pariser Zeitungen, in denen alles unterhalb der Ligue 2 bisher etwas unter dem Radar ablief, erschienen auf einmal Artikel über den Verein. "Zurück zu alter Größe" schrieb der
Parisien,
Paris Match brachte einen kleinen Artikel über unseren Präsi, und auch in der Pariser Ausgabe der
20 minutes berichtete man mittlerweile über jedes Spiel. Dadurch wurden die Spieler und auch ich auf den Straßen erkannt, und zunehmend häufiger kostete ein Cafébesuch mich nur noch ein paar Autogramme. Allerdings witterte ich in dieser angenehmen Situation auch die Gefahr, dass meine Spieler dadurch vielleicht etwas den Biss und den Fokus verlieren könnten - aber zum Glück hatte die Mannschaft starke Charaktere, allen voran unseren Kapitän Samuël Allegro und seinen Vize Mickaël Cériélo, die jeden, der abzuheben drohte, im Training mit einer beherzten Blutgrätsche wieder in die Realität traten - was glücklicherweise extrem selten vorkam, da sich die Jungs alle ihrer Chance, mit Red Star Geschichte zu schreiben, Vollprofis zu werden und sich eventuell für höhere Weihen zu empfehlen bewusst waren.
Die Auslosung zur sechsten Pokalrunde stand an, und ich machte mich mit unserem Präsi auf den Weg ins fünfzehnte Arrondissement im Südwesten von Paris, um dieser in der Zentrale des FFF beizuwohnen. In dieser Runde stiegen alle Clubs der National in den Wettbewerb ein, und natürlich hofften wir auf leichte Gegner.
Die Spannung war groß, als unser Name aus dem Lostopf gezogen wurde - wir bekamen ein Heimspiel. Als Gegner wurde uns der FCB Pont-Saint-Esprit zugelost. Pont...wer? Ein Amateurverein ganz aus dem Süden der Grande Nation, aus der Nähe von Nîmes. Die Stadt ist eigentlich am berühmtesten dafür, dass im Jahre 1951 dort das Brot des örtlichen Bäckers vergiftet war, was diverse Spekulationen bis hin zu einem Feldversuch der CIA mit LSD ins Kraut schießen ließ - als "Affaire du pain maudit" ging das Ganze in die Geschichte ein.
Auch die anderen Pariser Clubs erwischten lösbare Aufgaben. Maccabi durfte in den Südosten nach Seyssinet reisen, der PFC empfing den US Trets aus der Provence, Créteil musste nach Fleury-Mérogis südlich von Paris (aber nicht ins dortige Hochsicherheitsgefängnis, sondern nur zu den Amateuren der dort ansässigen Union Sportive), und der Racing Club erwartete den FC Eu aus der Normandie.
Schwerer hatte es den SC Amiens getroffen - man spielte zwar zu Hause, erwartete allerdings die US Boulogne, die zwar gerade aus der National abgestiegen war, jedoch eine gute Saison spielte und als Zweiter in Reichweite des Wiederaufstiegs befand. Auch der Aufsteiger aus Hyères hätte sich sicherlich einen leichteren Gegner als den in die Viertklassigkeit abgerutschten AS Cannes gewünscht, der den Pokal im Jahre 1932 gewinnen konnte. Das engste Duell jedoch fand im Tabellenkeller der National statt wo mit Carquefou der derzeit 17. den 16. aus Luçon empfing.
Zum Dienstagstraining kam ein junger Mann auf unser Vereinsgelände, eine Sporttasche mit Fußballschuhen in der Hand. Ich fragte mich, woher ich den Jungen kannte, bis er sich vorstellte.
"Bonjour, Monsieur Pfeil. Mein Name ist Nianankoro Doumbia. Vielleicht kennen Sie mich, letzte Saison war ich in Boulogne. Leider haben die Verantwortlichen dort mir keinen Profivertrag gegeben, daher möchte ich Sie fragen, ob ich hier vorspielen darf." Mut hatte der Junge ja, mit gerade einmal 18 Jahren und ohne Job oder konkrete Perspektive, mit nichts als seinem Talent in den Füßen, bei uns mitspielen zu wollen. Mogi Bayat hatte die Szene mitbekommen und winkte mich zu sich heran.
"Habe ich das richtig mitbekommen? Die verrückten Sch'tis haben dem Doumbia, ihrem größten Talent seit Franck Ribéry, keinen Profivertrag gegeben? Vertragen die da oben ihren eigenen Fisch nicht? Der Junge ist auf der Sechs ein Juwel, ich habe ihn schon in der letzten Saison beobachtet - wenn der hier auch nur zehn Prozent seines Talentes zeigt, dann müssen Sie dem Jungen einen Vertrag geben! Ich sag schonmal dem Präsi bescheid!" Wow, solche Lobeshymnen hörte ich in der Tat auch von meinem Chefscout eher selten. Ich bat den Jungen also in die Kabine und stellte ihn dort der Mannschaft vor. Auf dem Platz führte er sich hervorragend ein, zeigte sich fleißig im Spielaufbau und bissig im Zweikampf, so dass ich dem Präsi, der das Training von der Seitenlinie aus verfolgte, in einer kurzen Pause nur noch fragte, ob denn der Vertrag schon aufgesetzt sei - worauf dieser nur mit einem Stück Papier wedelte, so dass wir nach dem Training noch auf dem Platz den Deal fixierten.
Koro sollte zunächst in der U19 Spielpraxis sammeln, zu Fitness kommen und sich entwickeln, um vielleicht in ein oder zwei Jahren dann eine ernsthafte Rolle in der Ersten zu spielen. Bis dahin hatte ich auch vor, ihn immer mal wieder auch in der zweiten Mannschaft zu bringen.
Fréjus hatte unterdessen auch eine Neuverpflichtung zu vermelden: Nach der Entlassung von Jean-Louis Saez verpflichtete man mit Thierry Froger einen erfahrenen Mann, der unter anderem schon in Lille und Reims tätig war und außerdem Erfahrung als Nationaltrainer von Togo sammeln durfte.
Unser nächstes Ziel hieß Châteauroux, ziemlich genau in der Mitte Frankreichs gelegen und wieder ein Spiel, bei dem wir hoffen konnten, im nächsten Jahr den Flieger zu nehmen - der Flughafen Marcel Dassault, an dem in den dreißiger Jahren eben jener Monsieur Dassault, der damals noch Bloch hieß, seine erste Flugzeugfabrik betrieb, lag nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt. Dazu bot die Stadt wunderschöne mittelalterliche Architektur, Museen, Kirchen und große Namen - allen voran Gérard Depardieu, Schauspieler, Winzer und seit ein paar Jahren aus steuerlichen Gründen auch russischer Staatsbürger. Der dortige Verein, LB Châteauroux, war 1997/98 eine Saison erstklassig und spielte 2004 noch im Pokalfinale gegen PSG, das nach einem Tor durch Pauleta mit 1:0 verloren ging, jedoch genug für die UEFA-Cup-Quali war (Aus in der 1. Runde mit 0:4 und 1:2 gegen den FC Brügge). Jedoch setzte danach ein Niedergang ein, der im Abstieg vor dieser Saison mündete, so dass LB nun erstmals seit 1993/94 wieder drittklassig spielte. Mit großen Ambitionen gestartet, erwischte der Ex-Club von Mickaël Cériélo einen Alptraumstart in die Saison, konnte sich jedoch zuletzt etwas fangen und fand sich mit drei Punkten Abstand zu den Abstiegsplätzen im hinteren Mittelfeld. Das Problem lag eindeutig in der Offensive, wo in bisher 10 Spielen erst 7 Tore gelangen. Dazu kam ein prall gefülltes Lazarett und zahlreiche Länderspielabstellungen nach Afrika. Bei uns hatte Romuald Marie seine dritte Gelbe gesehen und war dadurch gesperrt, Adrien Rizzi rückte für ihn nach rechts hinten. Dazu kehrte Maxime Thonnel in die erste Elf zurück und verdrängte dort Francis Massampu auf die Bank - für Romain Tharradin blieb nur die Tribüne. Ansonsten vertraute ich der Mannschaft der Vorwoche, die im Stade Gaston Petit etwas vorfand, das es ligaweit sonst nur im Stade Bauer gibt: Kunstrasen.
Red Star (4-2-2-2): GK Planté -
DR Rizzi, DC Cériélo, DC Dikamona, DL Ielsch - MC Kanté, MC El Baillal - RA Partouche, LA Diaby -
ST Thonnel, ST Nguekam
Bank: GK Fernand, DC Allegro, MC Rogie, LA Tulasne,
ST MassampuEs fehlten: Lefaix (Muskelbündelriss), Marie (Gelbsperre)
Der Gegner: LB Châteauroux (13., Medien-Tipp: 2., Form: dWdDw)
Aufstellung (4-1-2-2-1): GK Bonnefoi - DR Nestor, DC Mienniel, DC Bain, DL Obiang - DM Ehua - MC Diaby, MC Traoré - RA Doucouré, LA Darraji - ST Doukara
Bank: GK Millieras, DR Esor, DL Bobek, ST Rivas, ST Garita
Es fehlten: ST Bourgeois (Kreuzbandriss), RA Kinkela (Wadenmuskelriss), DC Sambou (Zerrung), DM Ramos (Muskelbündelriss), DM Kimmakon (Kniescheibenverletzung), GK Souchaud (Hernie), DM Grondin (Länderspielreise für Madagaskar), LA Chamed (Länderspielreise für die Komoren)
2831 Zuschauer im Stade Gaston Petit (17072, Kunstrasen)
Wechsel:
65. Allegro für Thonnel | 62. Garita für Darraji |
71. Tulasne für Partouche | 76. Bobek für Obiang |
72. Rogie für Kanté | 89. Esor für Ehua |
Tore:
1:0 Nguekam (70./Partouche) | |
gelbe Karten: Ielsch (5.)
Platzverweise: Dikamona (64./rote Karte wegen groben Foulspiels)
Ergebnis: 1:0 (0:0)
Das Spiel:
Red Star trat mit dem festen Vorsatz an, den nächsten Sieg einzufahren, aber die ersten Minuten gehörten den Gastgebern: Darraji schlug eine Ecke von links vor das Tor, aber Planté kam ein paar Schritte heraus und konnte souverän zugreifen (5.). Wenig später schlug Planté einen langen Ball auf den linken Flügel und fand genau den Fuß von Diaby, der Nestor überlief und in die Mitte flankte - dort war Torwart Bonnefoi klar vor Nguekam am Ball und zog die Flanke aus der Luft (6.). Red Star hatte dann auch die erste große Chance des Spiels: Ein weiterer Angriff der munter aufspielenden Berrichons blieb im Strafraum hängen, von wo Rizzi den Ball weit nach vorne klärte. Nguekam erlief sich das Spielgerät, wobei ihm die Trägheit Bains zu Gute kam, wurde vor dem Strafraum von Mienniel bedrängt und zog aufs linke obere Eck ab - knapp drüber (10.). Meine Jungs kamen nun besser ins Spiel: El Baillal führte den Ball im Mittelfeld, blieb mit dem ersten Versuch eines Steilpasses an Obiang hängen, bekam aber eine zweite Chance. Diesmal machte er es besser und spielte Partouche auf dem rechten Flügel frei. Der Rechtsaußen wurde von Obiang nicht angegriffen und konnte kurz in den Strafraum flanken, wo Thonnel den Ball per Kopf verlängerte - leider unerreichbar und somit harmlos (12.). Auch Châteauroux spielte noch mit: Ein Freistoß wurde von Mienniel kurz ausgeführt, Phousseyne Diaby spielte nach rechts raus zum vollkommen freien Nestor, der von Ielsch nur zögerlich angegangen wurde und Doucouré steil schicken konnte - sein Schuss aus 10 Metern landete aus spitzem Winkel am Außennetz (21.). Das Spiel blieb weiter ausgeglichen auf ansprechendem Niveau, fand jedoch zunehmend zwischen den Strafräumen statt, wo Red Star mit tollem Kombinationsspiel und Châteauroux mit schnellen Kontern zu begeistern wussten - leider jedoch kaum zu nennenswerten Abschlüssen kamen. Dann jedoch schickte Ehua mit einem tollen Steilpass den schnellen Phousseyne Diaby in Szene, der mit seinem Antritt Ielsch überrumpelte. Auch Cériélo agierte zu zögerlich im Strafraum, so dass der zentrale Mittelfeldmann scharf auf das linke obere Eck feuern konnte - aus 14 Metern das Leder jedoch knapp drüber setzte (36.). Kurze Zeit später gewann Kanté einen Ball im Mittelfeld. El Baillal machte das Spiel breit und spielte nach links zu Diaby. Der überließ Ielsch den Vorstoß, der wiederum nach vorne zu El Baillal spielte, der inzwischen an der linken Seitenlinie unterwegs war. Mienniel und Ehua störten nicht entscheidend, so dass mein Zehner von der Strafraumkante flanken konnte - Nguekam kam in der Mitte zum Kopfball, zielte allerdings deutlich am linken Pfosten vorbei und hatte Glück, dass Nestor meinte, zur Ecke klären zu müssen (39.). Diese brachte Ielsch flach herein, Dikamona legte am kurzen Pfosten zurück, Thonnel blieb mit seinem Linksschuss in der Abwehr hängen, der Ball sprang jedoch nach links zu Partouche, der es gleich noch einmal versuchte - Außennetz (noch 39.)! Nun wollte es Red Star wissen: Kanté fing einen Abschlag an der Mittellinie ab und spielte nach vorne zu Partouche. Der sah, dass Thonnel gestartet war und spielte steil auf den rechten Flügel. Der Stürmer erreichte die Flanke gerade noch vor der Auslinie und flankte scharf nach innen - wo Ouma Diaby zum Kopfball kommt und die Kugel am langen Pfosten aus zwei Metern an die Latte setzte (44.).! Dann war Halbzeit, und trotz eines unterhaltsamen Spiels ging es torlos in die Kabinen. Meinen Jungs konnte ich keinen Vorwurf machen - einzig Youness El Baillal war mir etwas zu sehr abgetaucht, was ich ihm auch klarmachte.
Die erste Chance nach dem Seitenwechsel hatten nach einem etwas ruhigeren Beginn wieder die Gastgeber: Bonnefoi schlug einen Freistoß lang nach vorne, wo Dikamona das Kopfballduell gegen Doucouré verlor, Doukara sich energisch gegen Rizzi durchsetzte und aus 13 Metern von links flach auf das kurze Eck abzog - Planté machte aber genau das dicht und rettete zur Ecke (53.). Beide Mannschaften spielten weiterhin nach vorn, wobei die Gastgeber die gefährlicheren Angriffe hatten: Traoré schlug einen langen Ball nach vorn, wo Doukara zum eingewechselten Garita verlängerte - der 25 Meter vor dem Tor aber von Dikamona in eine andere Umlaufbahn getreten wurde! Der Schiri hatte die hochverdiente rote Karte bereits in der Hand, bevor der bemitleidenswerte Stürmer wieder gelandet war - ungefähr so musste es sich anfühlen, vor einen Zug zu geraten (64.). Die Unterzahl brachte uns jedoch nicht aus dem Konzept - im Gegenteil: Partouche zog ein weiteres Solo auf Rechtsaußen an, ließ Phousseyne Diaby einfach stehen und flankte scharf an den kurzen Pfosten, wo Nguekam am Fünfer einen Tick eher am Ball war als Bain - und den Ball unhaltbar ins lange Eck köpfte, 1:0 Red Star (70.)!
Das wollten die Berrichons nicht auf sich sitzen lassen: Bonnefoi spielte einen langen Abschlag auf Garita, der das Kopfballduell gegen Allegro gewann und nach rechts zum freien Doukara verlängerte, der von Ielsch nicht bewacht wurde, frei auf das Tor zulief - und von der Strafraumkante überhastet in Plantés Arme zielte (72.). Im Gegenzug schickte El Baillal einen scharfen Steilpass in den Strafraum und sezierte dadurch mit chirurgischer Präzision die Defensive der Gastgeber, so dass Tulasne zum Abschluss kam - Bain warf sich in den Schuss und rettete zur Ecke (74.). Auch Châteauroux blieb gefährlich: Doukouré schickte Garita steil, der vor dem Strafraum von Allegro gestellt wurde und aus 18 Metern einen Lob versuchte - diesen aber knapp zu lang ansetzte, Planté hätte den Ball wohl nicht gehabt (75.). Die Gastgeber drängten nun auf den Ausgleich, aber auch Mienniels Freistoß aus 17 Metern halbrechts vor dem Tor fehlte etwas die Präzision (78.). Für die letzten Minuten stellte ich mein System auf die neu eingeführte Verteidigungsstrategie um - irgendwie wollte ich die drei Punkte nach Hause bringen. Der Unparteiische machte es uns nicht einfach, es gab vier Minuten Nachspielzeit, und Red Star wurde noch einmal gefährlich: Tulasne brachte noch einmal eine Flanke von rechts in den Strafraum, wo Nestor sich in den Lauf von Rogie warf, um seinen Schuss zu blocken - Phousseyne Diaby konnte jedoch den Ball nicht anständig klären, so dass Ehua die Gefahr endgültig zulasten einer Ecke beseitigen musste - Nguekam hätte bereitgestanden (90.+3). Nach letztlich fünfeinhalb Minuten war auch die Nachspielzeit überstanden, und ein weiterer Sieg stand zu Buche.
Fazit: Red Star konnte in einem unterhaltsamen Spiel den fünften Sieg in Serie einfahren. LB Châteauroux spielte 90 Minuten auf Augenhöhe mit und machte uns das Leben erstaunlich schwer, jedoch hatte die Berrichons durchgehend das Visier nicht richtig eingestellt, so dass Planté hast nur hohe Bälle abfangen musste. Wenn er jedoch gebraucht wurde, war er da. Im Gegenzug spielten wir auch oft ansehnlich nach vorne, leider kam jedoch zu oft der letzte Pass nicht oder wurde zu ungenau gespielt, so dass es torlos in die Halbzeit ging. In Hälfte Zwei schwächten wir uns dann selbst, als Dikamona kurzzeitig vom Fußball zum Karate wechselte und sich eine der verdientesten roten Karten der Ligageschichte einhandelte. Kurz darauf allerdings fiel nach einem Solo von Partouche der Führungstreffer durch Nguekam, der sich im Kopfballduell durchsetzte. Châteauroux verstärkte nun seine Bemühungen, blieb allerdings weiter im Abschluss weitgehend harmlos, so dass wir die Führung bis zum Schluss behalten konnten.
Was machten der PFC und Créteil: Der PFC gewann 2:1 in Romorantin und festigte P2, weiterhin vier Punkte hinter mir. Créteil spielte in Hyères 1:1 und blieb auf P8.
Nach dem bisherigen Lauf konnten wir uns richtig auf das Topspiel zu Hause gegen die AJ Auxerre freuen. Wegen des anstehenden Pokalspiels wurde das Match auf Donnerstag Abend vorgezogen. Der Meister von 1996 und vierfache Pokalsieger (zuletzt 2005) spielte seine erste Saison in der Drittklassigkeit seit 1973/74. Auch hier unterschätzte man die Herausforderung der dritten Liga anfangs, hatte sich jedoch in der Zwischenzeit gefangen und stand nur drei Punkte hinter dem dritten Aufstiegsrang. Für Optimismus konnte vor allem der 15-jährige Mohamed Yilmaz sorgen, eines der größten Talente der burgundischen Talentschmiede seit Éric Cantona. Noch aus Erstligazeiten war Willy Boly im Kader, der 23-jährige Innenverteidiger stammte ebenfalls aus der eigenen Jugend und war der AJA stets treu geblieben. Mit enormer Erstligaerfahrung für Bastia, Sedan und Valenciennes kam der 36-jährige David Ducourtioux vor der Saison in den Burgund und übernahm gleich die Kapitänsbinde, gegen uns fehlte der Sechser aber nach einer Gelb-Roten Karte. In Spanien sammelte Rechtsaußen José Carlos Erfahrung beim FC Sevilla und Rayo Vallecano in Liga Eins, hinzu kam eine Saison als Stammspieler beim AEK Athen. Stürmer Elvis Manu schließlich war in der letzten Saison noch regelmäßig bei Cambuur Leeuwarden in der Eredivisie im Einsatz. Kurzfassung: Was zum Geier hat diese toll zusammengestellte, talentierte Mannschaft in der dritten Liga verloren? Und warum stehen die nach elf Spieltagen nicht mit 33 Punkten an der Ligaspitze? Was erlaube Neeskens? Eben jener Johan Neeskens, zu aktiven Zeiten Elfmeterspezialist und Schattenmann des großen Johan Cruijff, war tatsächlich seit Oktober letzten Jahres für die Mannschaft verantwortlich, konnte trotz genug Zeit den Abstieg nicht verhindern und war dementsprechend angezählt.
Bei uns war eine Umstellung in der Abwehr notwendig, für den gesperrten Dikamona rückte Samuël Allegro wieder in die Innenverteidigung, Thibault Dupé nahm auf der Bank Platz. Dazu kehrte Romuald Marie zurück auf die Rechtsverteidigerposition, so dass Adrien Rizzi wieder aus der Mannschaft rotierte. Schließlich musste ich Geoffrey Tulasne ersetzen, der zwar kurz vor der Rückkehr in die Startelf stand, sich aber in einem Freundschaftsspiel unter der Woche mit der Reserve, in dem er Fitness aufbauen sollte, das Sprunggelenk verdrehte. Für ihn nahm Romain Tharradin auf der Bank Platz. Ansonsten vertraute ich dem bekannten Personal. Vor dem Anpfiff nahm ich etwas Druck von meinen Spielern, denn bei Licht betrachtet ging es in diesem Spiel für uns um Bonuspunkte, obwohl uns die Wettbüros leicht vorne sahen.
Red Star (4-2-2-2): GK Planté -
DR Marie, DC Cériélo,
DC Allegro, DL Ielsch - MC Kanté, MC El Baillal - RA Partouche, LA Diaby - ST Thonnel, ST Nguekam
Bank: GK Fernand,
DC Dupé, MC Rogie, LA Tulasne, ST Massampu
Es fehlten: Lefaix (Muskelbündelriss), Dikamona (Rotsperre), Tulasne (verdrehtes Sprunggelenk)
Der Gegner: AJ Auxerre (7., Medien-Tipp: 1., Form: WlWwL)
Aufstellung (4-1-2-2OM-1): GK Oukidja - DR Fofana, DC Boly, DC M'Bone, DL Djellabi - DM Monconduit - MC Kiliç, MC Diamanka - AMC Haddad, AMC José Carlos - ST Rodelin
Bank: GK Vallaurio, DR Castelletto, RA Segbefia, ST Fumu Tamuzo, ST Manu
Es fehlten: DM Ducourtioux (Gelb-Rot-Sperre), ST Haller (Kniescheibenverletzung)
1394 Zuschauer im Stade Bauer
Wechsel:
59. Dupé für Cériélo | 68. Castelletto für Kiliç |
59. Tharradin für Diaby | 78. Segbefia für Haddad |
63. Massampu für Nguekam | 78. Fumu Tamuzo für Rodelin |
Tore:
| 0:1 Haddad (4./José Carlos) |
| 0:2 Haddad (47./Fofana) |
gelbe Karten: keine
Platzverweise: keine
Ergebnis: 0:2 (0:1)
Das Spiel:
Von Beginn an zeigte vor allem die AJA, dass sie hier etwas reißen wollten, und hatten folgerichtig auch die erste Chance, nachdem ihnen Planté unter Druck eine Ecke schenkte - José Carlos schlug diese jedoch uninspiriert vor das Tor, so dass die Abwehr keine Mühe hatte zu klären (2.). Wenig später versuchte es José Carlos mit einem Steilpass auf Haddad, aber Ielsch war aufmerksam und ging dazwischen - Auxerre holte sich den Ball jedoch wieder. Kilic spielte vor dem Strafraum wieder Haddad an, der das Leder direkt in den Sechzehner zu Rodelin leitete, der von links gestartet war, Marie stehen ließ - und klar am langen Pfosten vorbeizielte (3.). Auxerre blieb weiter am Drücker: Haddad spielte 30 Meter vor dem Strafraum in die Mitte zu José Carlos, der nach hinten zu Kiliç ablegte, sich freilief und den Ball zurück bekam. Haddad startete, bekam den Ball genau in den Lauf, war schneller als Ielsch, zog aus 15 Metern ab - und traf unhaltbar ins lange Eck, 1:0 Auxerre, Planté war ohne Chance bei diesem Klassespielzug (4.).
Red Star hatte die erste Chance nach einem Freistoß: 18 Meter halbrechts vor dem Tor legte El Baillal in die Mitte zu Partouche, der aus der Distanz draufhielt - und knapp rechts verzog (7.). Wenig später schlug Partouche eine Ecke an den kurzen Pfosten, fand dort den aufgerückten Allegro - der aus fünf Metern aber klar daneben zielte (8.). Auch die nächste Chance resultierte aus einer Standardsituation: Eine Ecke von links wurde geklärt, aber Partouche spielte am linken Strafraumeck gleich wieder auf den Flügel, wo Ielsch kurz vor der Grundlinie scharf in den Strafraum flankte - Djellabi klärte zwar kurz vor der Torlinie, aber wieder kam an der Sechzehnmetermarkierung halblinks Partouche an den Ball - und hielt einfach drauf und zwang Oukidja zu einer absoluten Glanztat! Boly konnte schließlich klären (16.). Weiter machte Red Star Druck: Marie legte nach rechts heraus zu Ielsch, der wieder gefährlich vor das Tor flankte - Nguekam setzte allerdings seinen Kopfball aus fünf Metern klar drüber (17.). Aber auch Auxerre bleib gefährlich: Haddad nahm meine Viererkette mit einem Steilpass aus dem Mittelkreis auf Rodelin auseinander, der sah, von Cériélo bedrängt, dass halblinks José Carlos mitgelaufen war und setzte diesen mit einem genauen Querpass in Szene, der Mittelfeldflitzer schoss zwischen Marie und Allegro durch, war vollkommen frei vor dem Tor - und zog knapp rechts vorbei (18.). In dieser Phase machte mir insbesondere Allegro im Spielaufbau Sorgen - gerade einmal 37,5% seiner Pässe kamen zum Mitspieler. Andere machten es besser: El Baillal schickte auf rechts Thonnel auf die Reise, der einen langen Ball diagonal in den Strafraum schlug - und Diaby fand, der mit links volley aufs kurze Eck zog - Oukidja stand aber genau dort und wehrte zur Ecke ab (22.). Danach wieder die AJA: Rodelin verlängerte einen Ball in den Lauf von Haddad, der sich gegen Ielsch durchsetzen konnte - um dann genau auf Planté zu zielen (27.). Rodelin war bei seinem Einsatz jedoch gegen Kanté geprallt und musste nun erst einmal behandelt werden. Red Star war weiter auf dem Weg nach vorne: El Baillal legte in die Mitte auf Kanté, der halbrechts vor dem Strafraum Partouche fand. Djellabi führte den Zweikampf auf Kreisliganiveau, Partouche spazierte vorbei, lief halbrechts in den Strafraum - und zog aus 12 Metern knapp am kurzen Pfosten vorbei (37.). Nach einem weiteren Freistoß für Auxerre, den jedoch unsere Abseitsfalle einfach und klar vereiteln konnte, bat der Schiri zur Pause. Insgesamt war mir die Leistung zu wenig, insbesondere Oumarou Diaby hatte bis dahin einen rabenschwarzen Tag erwischt, woraufhin ich einige deutliche Worte an ihn richtete. Auch von beiden Stürmern und meinem Innenverteidigerpärchen erwartete ich mir eine Steigerung.
Für die zweite Hälfte hatte sich aber auch Auxerre etwas vorgenommen: Fofana bekam den Ball auf rechts, wurde von Ielsch nicht richtig angegangen und konnte entsprechend ungestört quer in den Strafraum auf Haddad legen, der die Kugel in vollem Lauf bekam, direkt abzog - und wieder Planté keine Chance ließ, 2:0 Auxerre (47.)!
Auxerre blieb zwar weiterhin am Drücker, ließ allerdings nun die letzte Konsequenz im Strafraum vermissen, so dass sich das Geschehen zunehmend vor dem Strafraum Red Stars abspielte - mit gelegentlichen Entlastungen der Gastgeber, die allerdings ihrerseits nicht zum Abschluss kamen - bis El Baillal den Ball vor den Strafraum zu Thonnel schlug, der für den eingewechselten Massampu prallen ließ. Der Stürmer schaute kurz und sah, dass Partouche von rechts in den Strafraum startete, und spielte ihm herrlich in den Lauf - der Rechtsaußen zog direkt volley auf den kurzen Pfosten, Oukidja konnte nur zur Ecke prallen lassen (71.). Ein Planté-Moment brachte die nächste Chance für José Carlos, der 25 Meter vor dem Tor unnötig und völlig blank von meinem Keeper angespielt wurde, noch ein paar Schritte lief und es vor der Sechzehnermarkierung mit einem Heber versuchte - knapp links vorbei (75.), kollektives Aufatmen im Bauer. Das änderte allerdings nichts an der generellen Marschrichtung: Marie trieb den Ball auf rechts nach vorne, über Ielsch kam das Leder zu Thonnel, der fünf Meter vor der Grundlinie auf den kurzen Pfosten flankte - und bei seinem Pfostentreffer Oukidja böse düpierte (82.)! Bei Kontern blieb die AJA weiter gefährlich: José Carlos spielte im Mittelfeld kurz zum eingewechselten Segbefia, der sofort den ebenfalls eingewechselten Fumu Tamazo auf die Reise schickte. Bedrängt von Allegro und Dupé kam der junge Stürmer aus 18 Metern zum Abschluss, konnte seinen Flachschuss auf das linke Eck auch gut platzieren - jedoch nicht gut genug für Planté, der seine Fingerspitzen noch an den Schuss bekam und den Ball zur Ecke lenken konnte (83.). Fiese Flanken konnte auch von der anderen Seite Romain Tharradin schlagen, den ich für den völlig neben sich stehenden Diaby gebracht hatte - von Julien Ielsch auf dem linken Flügel steil geschickt, flankte er an den kurzen Pfosten, wo sich Oukidja bei seinem Rettungsversuch vor Massampu die Kugel fast ins eigene Netz boxte (88.). Die darauffolgende Ecke brachte Ielsch in die Mitte, wo sie vor die Füße von Partouche geklärt wurde, der 14 Meter halblinks vor dem Tor den besser postierten Thonnel sah und anspielte - dieser jedoch verzog knapp links vorbei (89.). Danach war Schluss, die AJ Auxerre entführte heute völlig verdient drei Punkte aus Paris gegen eine Mannschaft von Red Star, bei der fast kein Spieler Normalform erreichte.
Fazit: Ein hochverdienter Sieg der Auxerrois. Von der ersten Minute an war erkennbar, dass die Mannschaft der Gäste deutlich besser besetzt war als mein Team, und so dauerte es auch nicht lange, bis Rudy Haddad eine herrliche Kombination zur Führung nutzte. Red Star brauchte eine Viertelstunde, um ins Spiel zu finden, agierte dabei jedoch häufig zwar zielstrebig, aber in letzter Konsequenz zu ungenau, so dass es mit dem knappen Rückstand in die Pause ging. Direkt nach Wiederanpfiff gelang wiederum Haddad das 2:0, was die Gastgeber sichtlich aus dem Konzept brachte. Erst die Wechsel brachten etwas mehr Struktur ins Spiel, so dass wir uns wieder Chancen erarbeiteten und mit Dupé für Cériélo auch sicherer standen, jedoch war auch Gästekeeper Oukidja in diesem Spiel gut aufgelegt, so dass wir auch nach 90 Minuten keine Treffer verzeichnen konnten. In der Kabine gab es einige klare Ansagen - insbesondere Mickaël Cériélo und Oumarou Diaby klingelten danach die Ohren.
Was machten der PFC und Créteil: Der PFC verteidigte seinen zweiten Platz durch ein 2:2 in Fréjus mit nun noch drei Punkten Rückstand auf mich, während Créteil durch einen Treffer in der Nachspielzeit zu Hause 1:0 gegen Amiens gewann und auf P7 vorrückte.