@Cassius: Die Neuen haben leider noch etwas Trainingsrückstand, das wird wahrscheinlich noch ein paar Wochen dauern, bis ich sie von Anfang an bringen kann. Und ja, gerade über Noordhoff habe ich mich riesig gefreut, solche Spieler gibt es normalerweise nicht im Pool der Vertragslosen, und der Junge ist erst 20.
Lasst die Party beginnen! Saisonauftakt 2015/16
Die Saison konnte beginnen! Die Buchmacher prophezeiten uns zwar harten Abstiegskampf, sahen uns am Ende aber auf dem rettenden 17. Rang. Unsere Konkurrenten um den Klassenerhalt waren neben meinen Mitaufsteigern dieser Saison noch die Aufsteiger der Vorsaison, also Poiré-sur-Vie, Strasbourg und Luzenac. Für mich war das Ziel eher, eine Saison ohne größere Sorgen zu spielen.
Zum Saisonauftakt stand bei uns das Auswärtsspiel in Angers an. Da wir mittlerweile zumindest die Möglichkeit hatten, unsere Verkehrsmittel frei zu wählen, reisten wir mit dem TGV an. Unser Ziel lag auf halber Strecke zwischen Nantes und Tours im Westen des Landes. Die Altstadt der ehemaligen Hauptstadt des Anjou gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, und auch ansonsten wurde Kultur in der Stadt groß geschrieben. Der SCO Angers steckte letzte Saison bis am Ende im Abstiegskampf, wurde aber für diese Saison ins gesicherte Mittelfeld getippt. Wir traten mit dem jungen Doumbia auf der defensiven zentralen Position an, als hängende Spitze erhielt Maxime Thonnel den Vorzug, Anthony Derouard saß auf der Bank.
29.07.2015, 1. Spieltag der Ligue 2
Red Star | | SCO Angers (Medien-Tipp: 12.) |
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| Bank | |
GK Fernand DC Allegro MC Rogie LA Tharradin ST Derouard | | GK Armanini DR Mercier DM Auriac LA Eudeline ST Ajorque |
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| Es fehlten: | |
keiner | | GK Mahout (Fußverletzung) AMC Lusamba (weiche Leiste) ST Blayac (Muskelbündelriss) |
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| Wechsel | |
46. Rogie für El Baillal | | 56. Ajorque für Soukoura |
57. Allegro für Cériélo | | 85. Mercier für Sorin |
64. Derouard für Thonnel | | 85. Auriac für Keita |
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| Tore | |
| | 0:1 Soukouna (6./Ben Othman) |
1:1 Diaby (28./Marie) | | |
| | 1:2 Soukouna (29./Malicki) |
| | 1:3 Ben Othman (35./Keita) |
| | 1:4 Cissé (43./Soukouna) |
2:4 Thonnel (63./Partouche) |
3:4 Derouard (74./Massampu) |
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| Verwarnungen | |
Marie (1.) Doumbia (1.) | | Moussa (1.) |
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| Platzverweise | |
| keine | |
6320 Zuschauer im Stade Jean Bouin (17.835, Naturrasen)
Das Spiel: Zum Saisonauftakt gab es gleich den kompletten Fußballwahnsinn. Aber der Reihe nach:Angers erwischte bei leichtem Regen einen Blitzstart, Ben Othman spielte vom rechten Flügel steil in den Strafraum, Cériélo spielte auf Abseits und ließ Soukouna laufen, und der Stürmer feuerte aus 14 Metern einen unhaltbaren Schuss rechts in die Ecke,
1:0 Angers (6.). Red Star übernahm zwar in der Folge die Initiative, doch spätestens im Strafraum war immer ein schwarz-weißes Bein dazwischen, das den Steilpass oder Torschuss abfing. Meine Abwehr dagegen bekam nicht allzuviel zu tun, die Gastgeber brachten einfach nichts konstruktives nach vorne - aber auch unsere Jagd nach dem Ausgleich verlegte sich zunehmend auf Distanzschüsse. Dann aber hatte Maxime Partouche auf dem rechten Flügel eine Idee: Von der Torlinie flankte er nicht, sondern legte flach zurück zum aufgerückten Rechtsverteidiger Romuald Marie, der im Laufduell Diers den entscheidenden Meter abnahm und es von der rechten Strafraumkante versuchte - der Schuss geriet zur Vorlage für Diaby, der mühelos links im Fünfmeterraum zum Ausgleich einschoss,
1:1 (28.). Doch wir waren noch nicht wieder sortiert, als SCO-Keeper Malicki einen langen Ball nach vorne schlug, der bei Soukouna landete. Der Stürmer fand mit seinem Laufweg den freien Raum zwischen Marie und Cériélo, kam frei vor das Tor und ließ mit seinem Schuss halblinks aus 16 Metern Planté erneut keine Chance,
2:1 Angers (29.). Zwei Chancen, zwei Tore, das war effektiv. Und es kam schlimmer: Frikèche legte 22 Meter vor dem Tor quer auf Keita, der einfach mal draufhielt - Planté konnte den nassen Ball nicht festhalten, und Ben Othman staubte ab,
3:1 Angers (35.). Die Gastgeber spielten uns weiter aus, und meine Abwehr zeigte sich als Schweizer Käse: Wieder flog ein Steilpass von Ben Othman aus dem Mittelfeld in den Lauf von Soukouna, der Marie und Cériélo davonlief, vor dem Strafraum die Übersicht behielt und flach diagonal meine Defensive mit einem Pass durch den Strafraum endgültig sezierte. Cissé war sieben Meter vor dem Kasten unbewacht und konnte mühelos nach rechts unten vollenden,
4:1 Angers (43.). Um die Katastrophenhälfte abzurunden, blieb kurz vor dem Halbzeitpfiff auch noch Youness El Baillal nach einem Zweikampf am rechten Flügel liegen - er sollte in der Kabine bleiben. Dort musste ich auch eine Balance finden zwischen Kritik und Aufbau meiner Jungs - wir hatten schließlich noch 45 Minuten vor uns und wollten hier nicht zweistellig vom Platz gehen. Dazu stellte ich in der Deckung etwas um, Amadou Soukouna bekam eine noch intensivere Bewachung.
Nach der Pause brachten wir zwar zunächst keine produktiven Angriffe nach vorne, aber immerhin hatten wir die Offensive aus Angers nun wesentlich besser im Griff, so dass auch diese nicht mehr zur Entfaltung kam. Nach einer guten Stunde trat dann Anthony Rogie das erste Mal auch offensiv in Erscheinung und eröffnete mit seinem Pass auf Maxime Partouche einen Angriff über halbrechts. Mein Rechtsaußen sah, wie Thonnel in den Strafraum startete und spielte ihm den Ball toll getimt genau in den Lauf, und der Stürmer behielt halbrechts im Sechzehner 13 Meter vor dem Tor die Nerven - gegen seinen Schuss ins lange Eck war Keeper Malicki machtlos, der passte genau hinter den Pfosten,
nur noch 2:4 (63.). Kurz danach war für den Torschützen Schluss, Derouard kam für ihn. Meine Jungs wurden nun dominanter, und irgendwie konnte man in dieser Phase das Gefühl bekommen, dass die Partie doch noch nicht gelaufen war. Diese Hoffnung erhielt eine gute Viertelstunde vor Schluss weitere Nahrung: Rogie spielte vor den Strafraum zu Massampu, der sich um Angoula drehte und scharf in den Sechzehner passte - der Ball kam in den Lauf von Joker Derouard, der schneller schaltete als Moussa und Veskovac, sofort aus 15 Metern abzog - und wieder schlug es links unten ein,
noch 3:4 (74.), was für ein Spiel! Der wieder aufkommende Mut war nun genauso mit Händen greifbar wie die flatternden Nerven der Spieler in Schwarz-Weiß. Weiter rollte Angriff um Angriff auf Malickis Tor zu, und gut zehn Minuten vor Schluss wurden wir fast belohnt: Ielsch flankte lang aus dem Halbfeld, fand Diaby, der aus sechs Metern am linken Pfosten einschoss -
doch der Assistent hatte die Fahne oben, der Treffer zählte nicht - eine hauchdünne, aber korrekte Entscheidung! Am Ende sollte es nicht sein, Angers zitterte sich nach einer starken zweiten Hälfte meiner Jungs zu einem 4:3.
Ergebnis: 3:4 (1:4)
besondere Ereignisse: Youness El Baillal verletzt (45.)
Spieler des Spiels: Amadou Soukouna
Was machte Créteil: Im heimischen Stadion gegen Stade Brest mit 0:3 verdroschen werden und die Saison als Tabellenletzter beginnen.
Youness kam nach dem Spiel zu mir. Er hinke immer noch stark und wurde von Martin Rose, unserem neuen Physio, gestützt.
"Chef, mein Knie tut immer noch weh." Martin hakte ein.
"Mister Pfeil, bei dem, was Youness mir beschrieben hat, ist Schonung angesagt. Das Knie ist auch etwas angeschwollen, ich werde zur Sicherheit noch ein MRT anfordern. Aber nach dem ersten Eindruck ist es nichts großes, in zwei bis drei Wochen sollte er wieder fit sein." Bitter für Youness, der in der ersten Hälfte noch einer der Besseren auf dem Platz war. Aber es half alles nichts, in den nächsten Wochen durfte Anthony Rogie die dynamischere Variante des Spielgestalters geben, wie er es in Hälfte Zwei bereits getan hatte.
Wir freuten uns auf das Abenteuer Ligapokal. Der Präsi hatte diesen Wettbewerb nicht in die Bilanz einfließen lassen, obwohl er der klar lukrativere der beiden Pokale war. Dementsprechend hoffte ich natürlich auf ein positives Ergebnis gegen Poiré-sur-Vie. Denn während die Professionalisierung langsam fortschritt, liefen die Personalkosten zunehmend aus dem Ruder - nach nicht einmal der Hälfte der Vertragsumstellungen lag ich mittlerweile 500.000 € oberhalb des Jahresbudgets, Tendenz steigend. Damit waren wir zwar nach wie vor nicht in der Verlustzone, aber mit jedem gegengezeichneten Vertrag wurde des Präsis Miene düsterer, und die Flüche in hartem Dialekt mehr.
Zumindest wurde der Gute auch tätig, um die Einnahmeseite weiter zu beleben - über seine Werbeagentur hatte er dazu ja eigentlich die besten Kontakte. So konnte er einen Pariser Architekten, der gerade mehrere Aufträge in den Docks von Saint-Ouen bekommen hatte, zu einem Engagement bei uns bewegen - immerhin 30.000 € wollte er uns jedes Jahr überweisen.
Dazu war man bei Canal+ offenbar von unserem Fußballfest in Angers so begeistert, dass man dort entschied, drei weitere Spiele mit unserer Beteiligung live zu übertragen, was uns weitere 45.000 € einbrachte.
Jordan Fernand, mein Reservekeeper, suchte mich nach dem Training im Büro auf.
"Chef, ich habe langsam keine Lust mehr, hier auf der Bank zu versauern. Ich möchte hier spielen, oder ich möchte hier weg." Nicht nur der Ton gefiel mir überhaupt nicht.
"Jordan, was erwartest Du? Wir haben Vince als Nummer Eins, Du bist hier sein Backup. Das war klar, als Du hier unterschrieben hast." "Dann lassen Sie mich gehen, oder wollen Sie hier einen unzufriedenen Spieler, der Unruhe ins Team bringt?" "Ich will hier professionelle Spieler, die ihren Job machen! Und schlag in meinem Büro einen anderen Ton an, ich lasse mich nicht von Dir erpressen!" "Sorry, Chef. Aber ich möchte hier einfach nur meine Karriere voranbringen." "Wenn das so aussieht, dann musst Du wirklich woanders hin. Hier werde ich Dir nämlich keinen Stammplatz bieten können. Ich setze Dich sofort auf die Transferliste." "Schön, dass wir uns doch noch einigen konnten. Und vielen Dank, dass Sie mir keine Steine in den Weg legen."
Jordan war gerade durch die Tür, da kam schon der nächste - auch Romain Tharradin suchte das Gespräch und hatte direkt seinen Berater im Schlepptau.
"Chef, ich möchte mehr Einsatzchancen haben. Da Sie aber offenbar auf Ouma setzen und mit mir nur als zweitem Mann planen, möchte ich Sie um die Freigabe bitten." Geht mir jetzt das halbe Team von der Fahne? Der Berater schaltete sich ein.
"Monsieur Pfeil, mein Mandant hat die Möglichkeiten, nach Istres oder Viry-Châtillon zu gehen, wo er die Möglichkeit auf einen Stammplatz hat. Ich möchte Sie ernsthaft ersuchen, unserem Anliegen nachzukommen." Da es so ernst war, hatte ich keine andere Möglichkeit, als die Freigabe zu erteilen, und nur wenige Tage später unterschrieb Romain in Viry-Châtillon einen neuen Vertrag.
Unser Gegner im Ligapokal, Le Poiré-sur-Vie VF, hatte die Saison mit einer 1:2-Auswärtsniederlage in Clermont-Ferrand begonnen. In Liga 3 konnten wir gegen die Mannschaft aus der Vendée, etwa 65 km südlich von Nantes, zweimal nicht gewinnen, und wir waren uns einig, dass es im dritten Anlauf gerne klappen durfte. Wichtigster Spieler unserer Gäste war sicherlich Linksaußen Babacar Gueye, der für den Senegal 25 Länderspiele bestritten hatte und gegen den Romuald Marie sicherlich gefordert sein würde.
Bei uns hatte sich neben Youness El Baillal auch Massiré Kanté unter der Woche das Knie verdreht. So kam Nianankoro Doumbia zu einer weiteren Chance, neben ihm begann Anthony Rogie. Dazu rotierte ich Anthony Derouard für Maxime Thonnel in die Startelf.
04.08.2015, 1. Hauptrunde des Coupe de la Ligue
Red Star (13. der Ligue 2, Form: l) | | Le Poiré-sur-Vie VF (15. der Ligue 2; Form: l) |
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| Es fehlten: | |
Kanté (verdrehtes Knie) El Baillal (verdrehtes Knie) | | DC Lebbihi (Hüftverletzung) DC Ogier (verdrehtes Sprunggelenk) LA Bourgaud (verdrehtes Sprunggelenk) LA Rouger (Sehnenentzündung im Knie) ST Domoraud (verstauchter Knöchel) |
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| Bank | |
GK Fernand DC Noordhoff DR Pereyra ST Thonnel ST Nguekam | | GK Caraux DM Nirlo DM Dufau LA Dragon AMC/ST Éger |
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| Wechsel | |
54. Noordhoff für Cériélo | | 19. Éger für Peretz |
66. Pereyra für Ielsch | | 46. Nirlo für Menassel |
68. Thonnel für Derouard | | 54. Dufau für Matondo |
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| Tore | |
1:0 Massampu (20./Rogie) | | |
| | 1:1 Gueye (67./Sarr) |
| | 1:2 Nirlo (77./Sarr) |
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| Verwarnungen | |
Cériélo Dikamona Ielsch Noordhoff | | Le Borgne |
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| Platzverweise | |
| keine | |
3070 Zuschauer im Stade Bauer
Das Spiel: Von Beginn an gab Red Star die Richtung vor und kam zu hochklassigen Chancen, die leider nicht genutzt wurden, Poiré-sur-Vie gelangen nur wenige Entlastungsangriffe. Schwieriger wurde die Angelegenheit für die Gäste noch, als nach 19 Minuten Stürmer Omer Peretz verletzt vom Platz musste - Dikamona hatte ihn vor dem Strafraum in den Rücken gestoßen. Das 18-jährige ungarische Talent József Éger sollte es nun richten. Wenig später ging denn auch Red Star in Führung: Rogie ließ links im Strafraum Nakache ins Leere laufen, passte flach an den Fünfmeterraum, und Francis Massampu knallte am linken Pfosten die Kugel mit seinem schwachen Linken ins kurze Eck,
1:0 Red Star (20.)! Weiter ging es, bevorzugt über links, doch nun zeigte sich wieder das zweite Gesicht meiner Jungs, die massenhaft Großchancen liegen ließen. Kurz vor der Pause wurde das fast bestraft, aber Babacar Gueye, der zum ersten Mal in Erscheinung trat, traf mit seinem Schuss aus 13 Metern links im Strafraum nur den rechten Pfosten. So gingen wir mit 1:0 in die Pause, und bis auf den Chancenwucher konnte ich zufrieden sein.
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel ruppiger - innerhalb von 10 Minuten zog der Schiri viermal Gelb. Nach etwa einer Stunde wechselte ich daher für die gelbbelasteten Ielsch und Cériélo meine Neuzugänge Pereyra und Noordhoff ein - Marie ging nach links. Poiré-sur-Vie wurde langsam frecher: Sarr ließ an der rechten Strafraumbegrenzung Dikamona stehen, flankte an den langen Pfosten - dort sprang Gueye höher als Pereyra und köpfte aus kurzer Distanz ein,
1:1 (67.)! Und es kam noch schlimmer: Sarr legte mit dem Kopf vor dem Strafraum kurz quer, der eingewechselte Jimmy Nirlo drosch aus 18 Metern einfach mal drauf - und traf den Pfosten! Der Ball sprang ins Feld zurück und wieder vor die Füße von Nirlo, der dem Schuss nachgelaufen war und im zweiten Versuch flach einschieben konnte,
2:1 Poiré-sur-Vie (77.), wieder einmal hatten wir einen toten Gegner reanimiert! Wir versuchten noch einmal alles, doch es half nichts mehr - auch im dritten Anlauf blieben wir ohne Sieg gegen Poiré-sur-Vie, und wir waren es selbst schuld.
Ergebnis: 1:2 (1:0)
besondere Ereignisse: Omer Peretz verletzt (19.)
Mann des Spiels: Jimmy Nirlo
Was machte Créteil: Nach 120 Minuten mit 2:0 in Nancy gewinnen und eine Runde weiterziehen.
Aus dem Ligapokal waren wir also schnell draußen. Aber Jammern war nicht angesagt, Mund abputzen und weiter, drei Tage später bekamen wir schon den nächsten Besuch. In der Zwischenzeit bewegte sich auch endlich etwas bei Fouad El Attaria - der FC Istres konnte sich endlich dazu durchringen, ein Angebot für unseren Linksverteidiger abzugeben.
Clermont-Ferrand lag etwa 170 km westlich von Lyon in der Auvergne. Von hier ging 1095 der erste Kreuzzug aus, und die schwarze Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption aus dem Lavagestein von Volvic ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Viermal fand hier zwischen 1965 und 1972, in der Heimatstadt des Reifenherstellers Michelin, der Grand Prix von Frankreich statt. Clermont Foot und Red Star hatten eine wesentliche Gemeinsamkeit: Beide Vereine kostete Orkan Lothar anno '99 fast das Stadion. Doch während unser Stade Bauer eher geflickt wurde, erstrahlte das "Auge" in Clermont-Ferrand längst wieder in altem Glanz. Der bekannteste Spieler unserer Gäste war mit Sicherheit Rechtsverteidiger Bernard Mendy, der neben einer langen Karriere bei PSG auch erfolgreiche Abstecher nach England und drei Spiele für die Équipe Tricolore vorweisen konnte. Überhaupt war die rechte Seite das Prunkstück der Zentralfranzosen, denn vor Mendy wirbelte Ali M'Madi, wahrscheinlich einer der besten Fußballer der Komoren aller Zeiten, der in Evian bereits Erstliga-Erfahrung sammeln konnte.
Bei uns schonte ich Anthony Rogie, der müde wirkte, für ihn spielte Derouard diesmal auf der Zehn, im Sturm kehrte Thonnel zurück in die Startelf. Fouad El Attaria rückte in seinem wahrscheinlich letzten Spiel für uns auf die Bank.
07.08.2015, 2. Spieltag der Ligue 2
Red Star (13., Form: lL) | | Clermont Foot Auvergne (5., Medien-Tipp: 11.; Form: WW) |
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| Bank | |
GK Fernand DC Noordhoff DL El Attaria DR Pereyra ST Nguekam | | GK Fourneuve DL Kilota RA Hamdi LA Capelle ST Saadi |
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| Es fehlten: | |
El Baillal (verdrehtes Knie) Kanté (verdrehtes Knie) | | MC Betsch (Bänderzerrung im Knie) MC Messi (Wadenprellung) LA Salibur (Bänderzerrung im Knie) |
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| Wechsel | |
58. Noordhoff für Cériélo | | 46. Capelle für M'Madi |
61. El Attaria für Ielsch | | 71. Saadi für Bettiol |
64. Nguekam für Massampu | | 87. Kilota für Marange |
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| Tore | |
| | 0:1 M'Madi (2./Yattara) |
| | 0:2 Vidémont (13./Dias) |
1:2 Thonnel (27./Massampu) | | |
2:2 Diaby (35./Partouche) | | |
3:2 Thonnel (38./Fehler Da Silva) | | |
4:2 Thonnel (44./Diaby) | | |
| | 4:3 M'Madi (45.+1/Marange) |
| | 4:4 Vidémont (67./Bettiol) |
5:4 Diaby (74./Thonnel) | | |
| | 5:5 Dias (84./dir. Freistoß, Foul Dikamona an Yattara) |
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| Verwarnungen | |
Cériélo (2.) Dikamona (2.) Ielsch (2.) Doumbia (2.) Thonnel (1.) Massampu (1.) El Attaria (1.) | | |
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| Platzverweise | |
| keine | |
2866 Zuschauer im Stade Bauer
Das Spiel: Dem Wahnsinn vom ersten Spieltag setzten wir in unserem ersten Heimspiel die Krone auf. Zunächst erwischte Clermont einen Traumstart: Yattara spielte in den Strafraum, Ielsch ließ M'Madi im Rücken entwischen, der Rechtsaußen zog in den Strafraum und drosch das Ding aus zehn Metern Vollspann links oben in den Knick,
1:0 Clermont (2.). Red Star reagierte mit wütenden Angriffen, doch Keeper Farnolle hielt in der Anfangsphase alles. Und Clermont war weiter gnadenlos effektiv: Ecke Dias an den kurzen Pfosten, wir waren unsortiert, und Vidémont musste nur den Fuß hinhalten -
2:0 Clermont (13.), ging das schon wieder los? Doch Red Star ließ sich nicht entmutigen und wurde endlich belohnt: Thonnel spielte im Mittelfeld nach halblinks zu Derouard, der das Spiel schnell machte und direkt an den Strafraum zu Massampu weiterpasste. Der Stürmer sah, wie Thonnel gestartet war und spielte ihm das Leder gleich wieder in den Lauf. Völlig frei behielt dieser nun aus 15 Metern die Nerven und versenkte mit links flach rechts unten,
nur noch 2:1 (27.)! Nun waren meine Jungs heiß: Partouche rannte den rechten Flügel hinunter und flankte flach von der Grundlinie vor das Tor - vor dem Tor schaltete Diaby schneller als Da Silva, grätschte in den Ball und beförderte ihn über die Linie,
2:2, Ausgleich (35.)! Clermont war jetzt nervös, und Red Star bestrafte jeden Fehler: Da Silva köpfte einen Abschlag von Keeper Farnolle ungezielt und viel zu kurz in Richtung eigenes Tor, Lacour ließ Thonnel ziehen, der sich den Ball erlief, allein auf das Tor zustürmte und aus 16 Metern flach - und nicht unhaltbar - die Kugel im kurzen Eck versenkte,
3:2 Red Star (38.), wir hatten das Spiel gedreht, und die Fans verspotteten Keeper Farnolle wieder als
"Gant de beurre"! Und noch immer war nicht Halbzeit: Die Abwehr von Clermont hatte geschlossen die Sachertorte im Fuß und bekam den Ball mehrfach nicht geklärt, schließlich spielte Diaby durch eine stadttorgroße Lücke zwischen Marange und Da Silva hindurch in den Strafraum, wo sich nur Thonnel aufhielt, der aus 12 Metern Farnolle wieder keine Chance ließ,
4:2 Red Star (44.), der Wahnsinn in Fußballform! Noch immer hatte der Schiri nicht abgepfiffen, und auch Clermont hatte noch einem Pfeil im Köcher: Marange spielte nach einem Freistoß steil in den Sechzehner, Ielsch war mit dem Kopf schon in der Kabine, M'Madi war noch zu 100 Prozent auf dem Platz, und nach seinem Schuss aus sieben Metern halblinks im Strafraum war der Ball schon wieder im Tor,
4:3 (45.+1), seid Ihr denn total bekloppt? Danach gab der Schiri den Zuschauern eine Viertelstunde Zeit zur Erholung, diese erste Halbzeit war jetzt schon wahrscheinlich der größte Wahnsinn der letzten 30 Jahre im französischen Fußball. Beide Teams waren offenbar ohne Defensive angetreten, und genau die nominellen Verteidiger ermahnte ich auch, in der zweiten Halbzeit doch bitte ihre Arbeit zu machen.
Nach der Pause zeigten sich die Abwehrreihen zunehmend präsenter auf dem Platz, dementsprechend blieben die Großchancen zunächst aus. Doch dann bekam Bettiol den Ball im Mittelfeld und spielte direkt steil in den Sechzehner. El Attarias Schnarchen konnte man bis in die Auvergne hören, Vidémont startete dem Ball hinterher zog rechts im Strafraum aus 13 Metern ab und verlud dabei Planté,
4:4 (67.)! Der Wahnsinn fand hier kein Ende mehr: Partouche übersprintete Marange am rechten Flügel, zog in den Sechzehner und chippte den Ball an den Fünfmeterraum, genau auf Thonnels Scheitel - diesen Kopfball konnte Farnolle noch abwehren, doch Diaby stand am linken Pfosten genau richtig und staubte ab,
5:4 Red Star (74.), sind wir denn hier an der Playstation? Die Defensive wurde weiter auf beiden Seiten munter verweigert: Capelle bekam den Ball am linken Flügel, Marie schaute bei seiner Flanke nur interessiert zu, Saadi löste sich geschickt am rechten Pfosten und kam zum Kopfball - an die Latte! Noordhoff konnte gerade noch vor Yattara klären. Kurz vor Schluss war es dann aber doch noch soweit: Dikamona konnte Yattara vor dem Strafraum nur mit einem Foul stoppen, Dias trat aus bester Position zum Freistoß an - und zirkelte diesen genau rechts oben in den Knick,
5:5 (84.), wegen solcher Spiele fangen Trainer mit Alkohol und Drogen an! Danach war endlich Schluss, ein Spiel, das man sich nicht hätte ausdenken können, ging schließlich mit einem gerechten Unentschieden zu Ende, mein Kollege und ich waren völlig fertig, und die Fans beider Lager feierten die Mannschaften bestimmt eine Viertelstunde lang mit Standing Ovations.
Ergebnis: 5:5 (4:3) - kein Witz,
besondere Ereignisse: Bettiol verletzt (71.)
Mann des Spiels:
Maxime ThonnelWas machte Créteil: In Tours mit 1:2 verlieren und Letzter bleiben.