Vielen Dank Euch allen! Danke auch für das Feedback zur Spieltagspräsentation. Ich werde das neue Format jetzt so beibehalten, scheint ja zu passen.
@doc: An den Dossiers werde ich für die Zukunft noch etwas schleifen. Sportlich hoffe ich auch, dass es ähnlich - oder noch besser - weiter geht.
@Cassius: Die Medien schreiben viel, und vor allen Dingen viel Blödsinn - ist halt in diesem Fall leider mehr SportBild als Kicker. So sind jedes Jahr die Absteiger erste Aufstiegskandidaten, während die Aufsteiger chronisch als erste Absteiger gehandelt werden. Das ist im 14er nicht besonders clever gelöst. Und die Arbeit, alles ausführlich zu kommentieren, mach ich gerne - auch wenn ich genauso gerne die knackiger gehaltenen Stories lese. Mein Alter Ego ist in diesem Club einfach so angelegt, dass er seine Finger überall drin hat, daher gibt es auch viel zu berichten. Ist halt Red Star und zum Glück nicht PSG
@Plumps: Der Saisonstart war aus meiner Sicht zweischneidig - drei Siege, aber auch nur vier Tore, da erwarte ich noch mehr. Mbuba wird da hoffentlich noch viel beitragen, doch in der Vorbereitung war er noch zu häufig als Chancentod unterwegs, das werden ihm meine Coaches hoffentlich bald austreiben. Ansonsten scharrt schon einer meiner Jugendspieler mit den Hufen, vielleicht ist der Junge nächstes Jahr schon soweit
Wie auch immer, Jean wird seine Chancen schon noch bekommen.
Bestätigt sich die Frühform?
Der Saisonstart war geglückt, wir standen auf Platz 3, ich hatte endlich ein Rezept gefunden, meine Abwehr dicht zu bekommen, und durch die bekannt wüsten Tretereien waren meine Jungs bisher auch nicht aufgefallen. Einzig meine etwas schwächelnde Offensive machte mir etwas Sorgen, so dass ich diesen Aspekt etwas intensiver auf die Trainingsagenda setzte. Auch die Trainingsleistungen einiger meiner Spieler gaben mir zu denken - Tom Noordhoff und Jermaine Grandison zeigten mehr Einsatz für die Stimmung als für ihre Trainingserfolge, daher bat ich beide zum Gespräch. Während mir Jermaine zusicherte, sich für die Zukunft wieder etwas stärker zu engagieren, war Tom weniger begeistert.
"Coach, jetzt einmal ernsthaft. Meine Leistung am Wochenende stimmt, warum soll ich mich im Training verausgaben. Wir haben in der Liga noch kein Gegentor kassiert, biete ich mich dadurch nicht genug an?" Diese Einstellung gefiel mir überhaupt nicht.
"Tom, wir haben vier fähige Innenverteidiger. Es ist richtig, in der Liga kommt die Leistung, aber wenn Du Dich im Training nicht jede Woche aufs Neue anbietest, kann ich in der Abwehr auch wechseln, Clévid und Jermaine sind nicht so weit weg von der ersten Elf." Tom blieb cool und verstand die Kritik auch weiterhin nicht.
"Warum sollten Sie wechseln? Never change a winning team, heißt es doch." Ich sah, dass ich hier mit Worten nicht weit kam, hier mussten Taten sprechen, die sich im kommenden Spiel in der Aufstellung niederschlagen würden.
Diese Änderungen mussten allerdings ohne Clévid Dikamona ausgeführt werden, der unter der Woche ein paar Tage verschnupft das Bett hüten musste - und was Jermaine Grandison in die Stammelf spülte
Für unsere U19 stand die Auslosung für die erste Pokalrunde an - die Jungs hofften auf ein Derby, und sie bekamen es auch, es ging zum PFC. Créteil währenddessen durfte nach Strasbourg reisen.
Der nächste Spieltag führte uns nach Dijon. Wir nahmen den TGV und waren nach gut 90 Minuten in der Senfstadt, in der auch Gustave Eiffel das Licht der Welt erblickte. Canal+ hatte die Partie zum Topspiel erklärt, so dass wir am Samstagmittag bei strahlendem Sonnenschein und Gluthitze antreten durften - zum Anpfiff wurden auf dem Rasen 35°C gemessen. Die Dijonnais rund um Julio Tavares, den Torschützenkönig der letzten Saison, waren trotz des Erstrundenaus im Ligapokal ebenfalls gut in die Saison gestartet und hatten sogar bei der stark eingeschätzten Mannschaft aus Tours einen Punkt holen können. Dazu waren fast alle Spieler an Bord - einzig Abräumer Sasha Petshi fehlte der Mannschaft des ehemaligen Nationalverteidigers Rémi Garde im Mittelfeld. Dazu sah France Football die Dijonnais als Favoriten - was uns allerdings auch Recht war, denn so konnten wir ohne Druck aufspielen und hoffentlich reichlich Wasser in den burgundischen Wein gießen, für den die Stadt an der Goldküste der zentrale Umschlagplatz ist.
Bei uns spielte nach dem Vorfall unter der Woche Jermaine Grandison in der Startelf, Clévid Dikamona hatte seine Erkältung rechtzeitig auskuriert und saß auf der Bank - Tom Noordhoff verordnete ich eine Denkpause inmitten der Fans. Da Youness mittlerweile Luft für 90 Minuten hatte, rotierte dazu Daniel Luxbacher für Tony Derouard auf die Bank, vielleicht konnte der Rechtsaußen so sein Debüt feiern.
Das Spiel: Wir machten von Beginn ab Dampf nach vorne. Bonnet spielte am linken Flügel nach vorne zu Livaja, der gleich an die Strafraumkante in den Lauf von El Baillal weiterleitete. Paulle versperrte den Weg nach innen, also entschied sich mein Zehner, die Kugel postwendend zurück nach außen zu spielen, von wo Livaja eine scharfe und flache Hereingabe direkt vor das Tor spielte - Paulle konnte den einschussbereiten El Baillal nach 18 Sekunden in höchster Not noch stören, so gab es nur eine Ecke. Weiter spielten wir mutig nach vorne. Rogie gewann im Mittelfeld ein Kopfballduell, Partouche schnappte sich das Leder 25 Meter halbrechts vor dem Tor und versuchte es direkt, blieb an Gégousse hängen, kam aber wieder in Ballbesitz und legte kurz nach hinten zu El Baillal. Der Spielmacher sah, wie sich im Sechzehner Massampu löste, spielte ihn perfekt flach an, der Stürmer zog aus zehn Metern nach rechts unten ab - doch Keeper Marc Vidal konnte den Ball um den Pfosten drehen. Dijon fand im Gegenzug kein ernsthaftes Mittel, durch meine Verteidigung zu kommen - bis Planté freundlich mithalf und nach vier Minuten einen seiner berüchtigten Pässe 30 Meter vor dem Tor bei Michel ablieferte, der völlig frei war, auf das Tor zulief und aus 15 Metern abzog - zum Glück beherrschte mein Torwart zumindest seine Kernkompetenzen und konnte abwehren. Ich träumte in diesen Sekunden einmal mehr von einem neuen, jungen, fußballerisch sicheren Schlussmann, doch die Erinnerung an unseren Kontostand holte mich schnell in die Realität zurück. Die Hauptrichtung des Spiels war allerdings weiterhin in Richtung des Tors der Gastgeber, wo es nach 10 Minuten erneut brannte. Kanté ging auf einen freien Ball auf Höhe der Mittellinie und sezierte sofort mit einem langen flachen Pass die Defensive der Gegner. An der Strafraumgrenze erlief sich Massampu den Ball, ließ im Sechzehner mit einem Haken noch Vasseur ins Leere laufen, zog aus spitzem Winkel sechs Meter links vor dem Tor auf die kurze Ecke - wieder reagierte Vidal glänzend. Die anschließende Ecke brachte Partouche von links in den Strafraum, wo etwas links vom Elfmeterpunkt Livaja völlig blank einen Kopfball auf die lange Ecke ansetzen konnte - abermals zeigte Vidal, dass er einen Sahnetag erwischt hatte.
Eine halbe Stunde brauchte es, bis die Dijonnais aktiv eine Möglichkeit erzwangen. Philippotteaux wurde steil geschickt und kurz vor dem Strafraum von Grandison unfair gebremst. Mein Verteidiger sah Gelb, und der FCO bekam einen Freistoß aus gefährlicher Position. Tavares trat an, zog den Ball auf das linke Kreuzeck - und Planté musste sich mächtig strecken, konnte den präzise getretenen Ball aber über die Latte lenken. Das Tempo wurde nun von beiden Seiten gedrosselt, die Mannschaften zollten sicherlich der Hitze Tribut. Kurz vor der Pause jedoch kam Massampu, von Partouche angespielt, am Strafraum an den Ball, spielte einen Doppelpass mit El Baillal, die Dijonnais öffneten eine Lücke und ließen meinem Stürmer etwas Raum, der aus 15 Metern halbrechts versetzt abzog - Endstation war wieder einmal Vidal. Dann war Pause, und Martin hatte für meine Spieler die großen Flaschen für die Kabine gefüllt. Schlecht war das nicht, was sie gezeigt hatten, doch es ging sicherlich noch mehr. Positiv für mich - und weniger positiv für Tom Noordhoff - war vor Allem zu sehen, dass die Abwehr auch ohne Tom gut und sicher stand.
In Hälfte Zwei brachten wir Clévid Dikamona für den verwarnten Jermaine Grandison. Dijon zeigte sich zwar nun aktiver, aber dennoch uninspiriert, so dass Planté weiterhin nichts zu tun bekam, außer ein paar Flanken abzufangen. Die zwingenderen Aktionen hatten wir weiterhin, auch wenn die Anzahl der Aktionen mit zunehmender Dauer der Partie weiter abnahmen. Eine knappe Stunde war gespielt, als Kanté mit einem langen Ball aus der eigenen Hälfte El Baillal auf die Reise schickte. Youness lief der gesamten Abwehr einfach davon, zog in den Sechzehner, feuerte aus 13 Metern auf die rechte obere Ecke - und dieser Marc Vidal ging mir zunehmend auf die Nerven, wie viele Arme hatte dieser Zerberus eigentlich? Kurz darauf durfte Daniel Luxbacher sein Debüt feiern - er kam für den zunehmend abbauenden Mirko Livaja. Auch Jean Mbuba bekam für den entkräfteten Youness noch eine Viertelstunde Einsatzzeit und sollte als Schattenstürmer hinter Massampu noch einmal für verstärkte Torgefahr sorgen. In dieser Phase bekam Dijon links im Mittelfeld einen Freistoß, knappe 40 Meter vor dem Tor. Vasseur schlug diesen in den Strafraum, der Ball war etwas zu hoch für die Stürmer angesetzt, rutschte durch - und auf einmal musste sich Planté mächtig strecken, der hätte genau gepasst!
"Jungs, bleibt wach und MACHT VORNE ENDLICH DIE NUSS!" wies ich die Jungs an, dafür zu sorgen, dass sich unsere Chancenverwertung nicht doch noch rächen sollte. Meine Befürchtungen sollten bald darauf allerdings weiteres Futter erhalten. Marié spielte am Strafraum den eingewechselten Mollet an, der zu viel Platz hatte, sich drehen konnte und Meïté in den Strafraum schickte, der Bonnet davon lief, halbrechts aus elf Metern flach aufs lange Eck zog -
1:0 Dijon (75.), es war passiert, das Spiel stand auf dem Kopf, schmerzlichen Glückwunsch, meine Damen.
Wir versuchten wütend, den Ausgleich zu erzielen. Kanté führte den Ball im Mittelfeld, wurde nicht angegangen und spielte nach vorne, wo Mbuba die Kugel nach rechts weiter zu Partouche verteilte. Platoche zog nach innen, Cissé war zu weit weg, mein Rechtsaußen zog aus spitzem Winkel aufs kurze Eck - wieder dieser Hexer, wieder dieser Marc Vidal! Mit einem sensationellen Blitzreflex boxte er den Ball von der Linie! Dijon wollte jetzt allerdings auch den zweiten Treffer. Im Gegenzug schickte Rémy den noch frischen Mollet auf die Reise, der für Bela an der rechten Außenlinie ablegte. Dieser schickte mit seinem Pass zurück zu Mollet meinen Linksverteidiger Bonnet ins Nirvana, der Stürmer flankte an den langen Pfosten - wo allerdings Meïté nur eine klägliche Rückgabe zu Planté zu Stande brachte.
In der Schlussphase wurde die Partie härter, und wir wurden wieder zu den bekannten Kartensammlern - am Ende hatte der Unparteiische sechs unserer Spieler verwarnt, während die Gastgeber ohne Karton auskamen, was sicherlich auch den Vorwurf befeuerte, hier als Heimschiri zu gepfiffen zu haben. Es half alles nichts, am Ende siegten die Gastgeber knapp, aber unverdient.
Wir hatten die erste Niederlage einstecken müssen. Wir haben wieder angefangen, Karten zu sammeln - wurden zwar etwas verpfiffen, aber das allein konnte ich als Erklärung für eine Kartenverteilung von 6:0 nicht gelten lassen. Unsere Offensive, in den letzten drei Jahren der Erfolgsgarant, stockte gewaltig. Mit anderen Worten, die alten Schwächen brachen gegen Dijon wieder auf, und die alten Stärken waren nicht zu sehen. Und das Schlimmste: Wir spielten an sich noch nicht einmal schlecht, stellten uns aber einfach in den entscheidenden Situationen nicht clever genug an. Immerhin hatten die in der Vorbereitung verletzten Stammspieler mittlerweile ihre Fitness wieder erlangt, und auch die Reservisten waren auf einem guten Weg. Dazu nahm ich einige meiner erfahrenen Spieler in die Pflicht, ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben. So konnte ich immerhin zehn Jugendspieler mit Tutoren versorgen, um zumindest auf diese Art ihre Entwicklung zu fördern - für die Trainingseinrichtungen war nach wie vor kein Geld da.
Auch die Entwicklung der jungen Spieler in der ersten Mannschaft machte mir Freude, in erfreulicher Regelmäßigkeit gab mein Trainerstab Rückmeldung über die Fortschritte der Jungs. Gerade über Koro Doumbia und Donny van Iperen schwärmten mir die Coaches jedes Mal neue Lobeshymnen vor. Bei Mirko Livaja hingegen stockte die Entwicklung ein wenig, was auch an den vielen und teils langen Verletzungen lag, mit denen er sich herumschlagen musste - für seine 20 Jahre war die Liste doch schon recht lang, aber zumindest das Talent und den Willen hatte er.
Der Wille zur Integration in die Mannschaft und das Umfeld war mir allerdings auch bei all meinen Spielern wichtig, so dass eine zentrale Forderung an meine Jungs das Erlernen der französischen Sprache war. Ich selbst war mittlerweile sehr sicher darin, war doch Saint-Ouen so etwas wie eine neue Heimat für mich geworden, und auch die Spieler, deren Muttersprache eine andere war, gaben sich alle Mühe und machten auf diesem Feld gute Fortschritte - bis auf einen: Jermaine Grandison war nun ein Jahr bei uns, doch von Sprachkenntnissen war nach wie vor nichts zu sehen und zu hören, was mich doch sehr störte und was ihn in der Mannschaft etwas isolierte. Dazu zeigten sich im letzten Spiel gelegentliche Abstimmungsprobleme in der Innenverteidigung, so dass er sein sicherlich vorhandenes Potenzial nicht abrufen konnte. Ich bat ihn diesbezüglich nach dem Training zum Gespräch, das wir auf Englisch führen mussten.
"Jermaine, Du bist jetzt ein Jahr hier, und immer noch kannst Du mir in den Mannschaftsbesprechungen nicht folgen. Wie sehen Deine Bemühungen aus, Französisch zu lernen?" Ich wollte ihm nicht unterstellen, nichts zu tun, auch wenn ich den Verdacht hatte.
"Well, isch habe es kurz nach meine Wechsel hierher versucht, but es ist so schwäär lernen Franzosisch. Isch habe aufgegeben." "Es ist mir aber wichtig, dass meine Spieler die Sprache beherrschen. Ich möchte nicht bei der Besprechung einzelne von Euch herausgreifen müssen, um alles noch einmal in einer anderen Sprache zu erklären. Ich möchte nicht, dass eine Abseitsfalle aufgrund der Sprachbarriere nicht zuschnappt. Ich möchte, dass Ihr Euch hier wohl fühlt und in Kontakt mit den Menschen in Eurem Umfeld treten könnt. Können wir Dir irgendwie helfen und Dich motivieren, es noch einmal mit der Sprache zu versuchen?" "Sie haben ja Rescht, but isch glaube nischt, dass ich wirklisch kann lernen die Sprache. Warum die Kollegen spreschen nischt einfach Englisch mit mir? Wäre so viel einfacher fur misch." Ich traute meinen Ohren nicht.
"Junger Mann, wir sind hier in Frankreich, und ich finde es schon etwas anmaßend, hier von den Jungs zu fordern, Englisch zu lernen. Ich muss es Dir so klar sagen, wenn Du nicht bereit bist, die Sprache zu lernen, dann mach Dir bitte Gedanken darüber, wie und vor Allem wo Du Deine Zukunft siehst." Das hatte gesessen, und Jermaine brauchte lange mit seiner Antwort.
"Vielleischt Sie haben Rescht. Französisch und isch werden keine Freunde mehr. Isch glaube, es wäre rischtisch fur uns alle, wenn isch gehe zuruck nach England jetzt schon, egal ob mit eine Leihe oder mit Transfer. Dennoch vielen Dank, dass Sie spreschen so klar mit uns allen hier in die Team. Das war eine wischtige Erfahrung für misch hier bei die Red Star, isch werde die Zeit nischt vergessen." Einerseits war es natürlich schade, dass er es nicht noch einmal versuchen wollte, auf der anderen Seite wollte ich Jermaine auch nicht zwingen, hier zu bleiben - vor allem dann, wenn er sich gewissen Bedingungen nicht freiwillig stellen wollte. Ich machte mich also auf die Suche nach einem neuen Verein für meinen Defensivmann.
Meine Mitarbeiter indes arbeiteten weiter hochmotiviert daran, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu verbessern. So präsentierte mein neuer Coach für die Defensivarbeit, Eser Göksu, bereits einen Monat nach seiner Verpflichtung seinen ersten Erfolg - er hatte die B-Lizenz in der Tasche. Gabin Soulier jedoch, der sich nach wie vor an der Fußballehrerlizenz versuchte, kam weniger gut zurecht und wurde von seinem Ausbilder noch nicht zur Wiederholungsprüfung zugelassen. Ich hoffte allerdings nach wie vor darauf, dass er die Lizenz bald in der Tasche hatte, so schwer konnte die Prüfung nicht sein für jemanden, der bereits im Profifußball arbeitete.
Wir erwarteten Racing Strasbourg. Die Elsässer, die von den Journalisten als Abstiegskandidat gesehen wurden, hatten nach den ersten drei Spieltagen die gleiche Punktausbeute und Tordifferenz wie wir, standen aufgrund der mehr erzielten Tore auf Rang 5 und traten genauso mit einer Niederlage im Gepäck an - das letzte Heimspiel gegen Tours ging mit 1:2 verloren. Im Gegensatz zu uns fehlten ihnen allerdings einige wichtige Spieler, wie der Kolumbianer Francisco Donzelot, dessen Ausfall als Rechtsverteidiger sicher eine Schwächung für Coach François Keller war. Dennoch hatten Les Bleus eine starke Mannschaft beisammen, besonders das Zusammenspiel von Stürmer Gaëtan Varenne mit Linksaußen Franck Julienne sorgte für Gefahr. Auch unser ehemaliger Innenverteidiger Thibault Dupé, dessen Karriere wir binnen zwei Jahren wiederbeleben konnten, spielte noch eine Rolle als erster Back-up für den jungen Maxence Derrien und den stark aufspielenden Abwehrchef Maxime Josse. Der Star der Mannschaft war aber sicherlich Mamadou Bah, der Stratege in der Mittelfeldzentrale und 55-facher Nationalspieler für Guinea. Es sollte also nicht einfach werden, aber wir hatten eine Chance - zumal auf der Bank ausschließlich Defensivkräfte saßen, und mein Kollege Keller somit kaum eine Chance zum Reagieren hatte, sollte seine Offensive gegen uns Schwierigkeiten bekommen.
Bei uns kehrte Tom Noordhoff nach seiner Denkpause in die Innenverteidigung zurück, Jermaine Grandison hatte sich dort nicht nachhaltig empfehlen können. Ansonsten blieb alles beim Alten - genauso wie die Tatsache, dass nach drei Spieltagen mein Linksverteidiger bereits von einer Gelbsperre bedroht war, Quentin Bonnet musste also aufpassen, genauso wie Maxime Partouche, der diese Saison ebenfalls schon zwei Gelbe Karten gesehen hatte und damit genauso viele wie in der gesamten vergangenen Saison.
Die Bedingungen waren vollkommen andere als letzten Samstag, lediglich 14°C zeigte das Thermometer an diesem regnerischen Freitagabend, so dass nur knapp 2700 Fans sich ins Stade Bauer verirrten.
Das Spiel: Die Gäste kamen gut in die Partie und bekamen nach vier Minuten einen Freistoß. Benjamin Genghini, offensive Allzweckwaffe und heute auf der Zehn aufgeboten, übernahm die Ausführung, schlug den Ball in den Sechzehner, dort sprang der Ball irgendwie zu Zivotic, der aus elf Metern sofort abzog - doch Planté zeigte sich aufmerksam und konnte den Schuss festhalten. Auf der anderen Seite bekamen auch wir einen Freistoß nach Foul an Rogie, diesen aber wesentlich aussichtsreicher zentral direkt vor dem Strafraum. Youness stand bereit, lief an -
1:0 Red Star (7.), genau rechts oben in den Knick, unhaltbar!
Die Elsässer zeigten sich leicht geschockt und brachten zunächst nichts produktives nach vorn. Anders meine Jungs in Grün, die von der Führung sichtlich beflügelt waren. Rivieyran leitete aus dem eigenen Strafraum den nächsten gefährlichen Angriff mit einem langen Ball auf Massampu ein, der El Baillal im Mittelkreis in Szene setzte. Mein Spielmacher lief ein paar Meter, bevor er kurz nach links auf Rogie ablegte, der mit einem herrlichen langen Ball vor den Strafraum die Abwehr zerpflückte und den gestarteten Partouche fand - der aber 13 Meter vor dem Tor gegen den herausgelaufenen Gauclin die Nerven verlor und dem Torwart direkt auf die Brust zielte.
"Platoche, mach ihn doch rein!" flehte ich ob dieser vergebenen Großchance.
Strasbourg zeigte sich weiterhin nur sporadisch mit Freistößen, die allerdings zumeist harmlos auf der Tribüne hinter dem Tor landeten. Wir zeigten uns im Gegensatz dazu aufmerksam und bissig, fingen viele Bälle bereits im Mittelfeld ab und leiteten schnelle Gegenangriffe ein, verschwendeten allerdings weiterhin zu viele Gelegenheiten, die Führung zu erhöhen. So plätscherte das Spiel längere Zeit vor sich hin, bis zehn Minuten vor der Pause Franck Julienne erstmals gefährlich auf dem linken Flügel durchbrach. Rivieyran war zwar bei ihm, konnte aber den Rückpass vor den Strafraum zum sträflich freien Genghini nicht verhindern, dem allerdings Kanté und der zurückgeeilte Partouche die Schussbahn versperrten, worauf der Zehner zurück zu Bah legte, der es aus vollem Lauf 17 Meter vor dem Tor direkt versuchte - aber den Ball nicht sauber traf, der klar rechts vorbeiflog.
Mittlerweile hatte der Regen aufgehört, und auch die Partie wurde besser, weil nun auch Racing mitspielte. Einzig die letzten Bälle waren noch zu ungenau, so dass trotz häufigerer Strafraumszenen Planté weiterhin wenig zu tun bekam. Kurz vor der Pause aber spielte Mamadou Bah einen seiner gefährlichen Schnittstellenpässe durch die Abwehr, Bonnet war kurz indisponiert, der auf den rechten Flügel rochierte Julienne jedoch hellwach, erlief sich den Ball, war frei durch, zog in den Sechzehner, auch Noordhoff konnte nicht eingreifen, Julienne zog aus 16 Metern ab - und der herausgelaufene Planté konnte die Fackel gerade noch mit den Fingerspitzen über die Latte lenken, fast wäre der Ball noch ins Tor gefallen! Danach war Halbzeit, und auch wenn die Gäste mit zunehmender Spieldauer stärker wurden, war die Führung verdient. Einzig Francis Massampu hing ganz vorne etwas in der Luft, woraufhin ich ihn aufforderte, in der zweiten Hälfte mehr am Spiel teilzunehmen.
Für die zweite Hälfte brachte Strasbourg den defensiveren Begeorgi für den unauffälligen Zivotic auf dem linken Flügel. Weiterhin spielten wir den druckvolleren Fußball - und weiterhin zeigten wir uns vor dem Tor erschreckend harmlos. Erschreckend war auch der Pass, den "Calamité" Planté zehn Minuten nach dem Wechsel unbedrängt in Begeorgis Füße spielte. Der schickte sofort Varenne steil - doch der Assistent an der Linie hatte sofort und berechtigt die Fahne oben - wieder einmal Glück gehabt, ich sollte meinem Keeper im Namen des Vereins einen Lottoschein geben, er würde bei dem Glück, das er jeden Spieltag hat, den Jackpot gewinnen und uns endlich neue Trainingsanlagen bescheren...Pfeil, hör auf zu träumen, wir haben ein Spiel, und dieser Wahnsinnige zwischen den Pfosten soll einfach seine Schuhe richtig herum anziehen!
Da nach wie vor nicht allzu viel auf das Tor von Gauclin kam, brachte ich nach einer knappen Stunde Mbuba für den blassen Massampu. Kurz darauf brachte ich auch Koro Doumbia für Tony Rogie und richtete somit die Doppelsechs etwas defensiver aus. Die Auswechslungen waren in dieser Phase klar das Interessanteste, das es von der Partie zu berichten gab, denn auf dem Platz passierte sonst gar nichts, beide Mannschaften neutralisierten sich zusehends. Auch auf die Flügelrochaden von Begeorgi und Julienne hatten wir uns hervorragend eingestellt, so dass auch diese wirkungslos blieben. Hinzu kam, dass Les Bleus nun mit Härte versuchen wollten, noch einmal ins Spiel zurück zu kommen und uns zu provozieren - beides blieb allerdings glücklicherweise erfolglos, wir kamen ohne Ticket durch die Partie.
Sechs Minuten vor Schluss kam dann - unter gnädiger Mithilfe der Elsässer Verteidigung - noch einmal ein Angriff vor das Tor von Gauclin. Livaja führte den Ball im Mittelfeld, wurde von Gérard erfolgreich attackiert, und der Ball rollte in Richtung des eigenen Strafraums. Allerdings fühlte sich keiner seiner Kollegen dafür zuständig - im Gegensatz zu Mbuba, der die schlafenden Innenverteidiger Josse und Golliard abschüttelte wie lästige Fliegen, sich die Kugel erlief und aus 15 Metern draufhielt - doch genau in die Arme des fangbereiten Torwarts zielte, was mich und meine Kollegen auf der Bank einige Haare kostete. Wenig später schickte der Stürmer Partouche steil, der einmal mehr vom rechten Flügel hereingezogen war, Afougou davonlief, auch Golliard übersprintete, von der Strafraumgrenze abzog - und eine weitere qualifizierte Rückgabe auf Gauclin produzierte.
"Macht die Dinger doch einfach mal rein!" verzweifelte ich von draußen. Im Gegenzug fing Planté eine harmlose Flanke ab - um den Ball mit einem seiner Abschläge gleich wieder scharf zu machen! Mamadou Bah sah, dass der Wahnsinnige noch am Elfmeterpunkt stand und versuchte gleich einen Lob aus 35 Metern - zur allgemeinen Erleichterung ging der Ball drei Meter rechts vorbei.
"Vince, Du Wahnsinniger, ich sollte Dir die Füße abhacken!" fluchte ich in Richtung des Keepers ob seines zweiten katastrophalen Abschlags in diesem Spiel. Und es sollte nicht der letzte Katastrophenball meines Keepers bleiben. Der Schiri hatte die Pfeife schon im Mund, als Planté eine letzte Flanke abschlug - und den anschließenden Abschlag zielgenau bei Begeorgi ablieferte. Der Linksaußen war frei, schoss nicht direkt, sondern nutzte den Platz, lief auf das Tor zu, schoss überlegt aus 17 Metern -
1:1 (90.+3), und meine Kollegen mussten mich mit vereinten Kräften davon abhalten, den Keeper noch vor dem Schlusspfiff öffentlich zu vierteilen. Kurz darauf war dann auch Schluss, wir hatten zwei Punkte weggeworfen.
In der Kabine nahm ich mir meinen Keeper zur Brust.
"Vince, was war das gerade für eine Scheiße kurz vor Schluss? Drei Schwachsinnsbälle waren das heute, soviel spielen andere im ganzen Jahr nicht! Das musste irgendwann ja schief gehen, ich hab auf diese Scheiße keinen Bock mehr! Das sind zwei wertvolle Punkte, die Du uns heute angezündet hast! Junge, ich verliere langsam echt die Geduld mit Dir! Wenn Du es nicht kannst, dann lass diese Manuel-Neuer-Spielmacherfaxen! HAB ICH MICH KLAR AUSGEDRÜCKT?" Miguel holte mich daraufhin aus der Kabine, bevor noch Schlimmeres passierte.
Während wir also die alten Sorgen mit unserem Keeper hatten, revoltierten bei unserem nächsten Gegner im Ligapokal die Spieler gegen Trainer Luis Fernandez. Das Präsidium stellte sich auf die Seite der Spieler, und so konnte sich Frankreichs Fußballer des Jahres 1985 einen neuen Job suchen.
Nach dem Auslaufen sprach ich mich mit meinem Torwart aus.
"Vince, zu allererst einmal muss ich mich für mein Verhalten nach dem Spiel entschuldigen. Es ist nur so, dass es auch für mich unglaublich bitter ist, ein Spiel so kurz vor Schluss noch aus der Hand zu geben. Wir müssen wirklich Deine Fehlerquote nach unten bringen, Du weißt selbst, dass solche Fehlpässe wie vor dem Ausgleich völlig inakzeptabel sind. Gerade auf der Torwartposition brauche ich jemanden, der Sicherheit ausstrahlt und schnörkellos hinten herausspielt. Für die Zukunft möchte ich, dass Du statt der risikoreichen Bälle klar und geradlinig lang hinten herausspielst." Vince war einsichtig.
"Ist in Ordnung, Chef. Mir ist es selbst unangenehm, wie ich der Mannschaft mit dem Ball geschadet habe. Was Sie sagen, ist einleuchtend, ich habe mich bei den Fernsehbildern selbst gefragt, welcher Kreisligakicker da im Tor steht. Fürs Erste kann ich Ihnen und der Mannschaft zusichern, mehr einfache Bälle zu spielen, so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben und Ihnen genau wie der Mannschaft so etwas nicht noch einmal antun."
Der enge Spielplan schickte den ES Troyes bereits am darauffolgenden Dienstag ins Stade Bauer. Der Erstliga-Absteiger hatte noch keinen neuen Trainer für den entlassenen Luis Fernandez gefunden, so dass Jean-Marc Philippon den Zweitliga-Dritten als Interimstrainer auf das Feld führte.
Die Mannschaft aus der Champagne, etwas westlich von Paris, war in der Liga noch ungeschlagen und stand einen Punkt vor uns. Das letzte Heimspiel gegen Amiens ging 1:1 Unentschieden aus, wobei sich besonders der vom Goiás EC geliehene brasilianische Stürmer Freitas hervortat. Es fehlte allerdings mit André Luiz der Abräumer im Mittelfeld, der bereits seine dritte Gelbe Karte gesehen hatte. Auch sein Vertreter, der 17-jährige Achraf Bah, fehlte verletzt, genauso wie Verteidiger Onyekachi Apam, immerhin 15-facher nigerianischer Internationaler. Trotz allem waren noch genügend Klassespieler verfügbar, wie der Grieche Andreas Bouchalakis, der in der Mittelfeldzentrale die Fäden zog. Besonders aufpassen mussten wir auf die Flügel, wo der schnelle Verteidiger Maxime Colin mit seinen Vorstößen über rechts immer wieder für Gefahr sorgen konnte, während links Dimitris Grontis in der Offensive bereits in der ersten Hauptrunde den FC Istres mit einem Tor und einer Vorlage zur Verzweiflung trieb.
Wir liefen mit der gleichen Startelf wie zuletzt gegen Strasbourg auf, lediglich auf der Bank nahmen wir Ouma Diaby in die Mannschaft, um eventuell einen Backup für den zuletzt formschwachen Mirko Livaja dabei zu haben.
Das Spiel: Schon kurz nach dem Anpfiff hatten wir die erste gute Gelegenheit zur Führung. Rogie eroberte 35 Meter vor dem Tor den Ball, schirmte ihn geschickt ab und legte quer zum unbedrängten Kanté. Der schickte gleich den gestarteten Partouche auf die Reise, der Carole davonlief, von rechts in den Sechzehner zog, sieben Meter vor der Grundlinie aus spitzem Winkel abzog - und den Ball nach zwei Minuten ans Außennetz setzte. Der Rechtsaußen blieb im Fokus, wurde eine Minute später von El Baillal auf dem rechten Flügel wieder geschickt, flankte flach in die Mitte, wo Massampu den Ball sechs Meter vor dem Tor annehmen konnte, zwei Verteidiger und den Keeper damit auf dem falschen Fuß erwischte - und eiskalt mit links vollstreckte,
1:0 Red Star (3.), das ging gut los hier!
Wir blieben weiter am Drücker. El Baillal erlief sich einen Ball am rechten Flügel, konnte unbedrängt die Seite herunterlaufen und flanken, fand in der Mitte den Kopf von Massampu - doch dessen Versuch ging knapp links vorbei. Von Troyes kam zunächst gar nichts, und in der Abwehr schwammen die Gäste. Besonders Linksverteidiger Carole musste sich fühlen wie mit einem Champagnerkater, immer wieder kamen die Spieler in Grün, insbesondere der stark aufspielende Partouche, über seine Seite durch. Nach 13 Minuten war es wieder soweit, Platoche ließ Carole stehen, Alex konnte nicht helfen, und die nächste Flanke flog an das kurze Fünfmetereck. El Baillal holte sich den Ball vor Adeleye, hielt ihn im Spiel - und versuchte dann fast von der Grundlinie rotzfrech, auch Keeper Petric zu düpieren - doch der ließ das nicht mit sich machen, und Bouchalakis grätschte den zum Abstauben bereiten Massampu in letzter Sekunde hart, aber fair ab. Fast 20 Minuten brauchte Troyes, um zum ersten Mal gefährlich vor Planté aufzutauchen. Bouchalakis spielte nach vorne zu Freitas, der sich von drei Verteidigern umzingelt sah. Dennoch konnte er sich drehen und auf den gestarteten Keita weiterleiten, an dessen Fersen nur noch Bonnet klebte. Von der Sechzehnmetermarkierung zog der Rechtsaußen ab - und zielte genau in Plantés Arme, der sicher zupackte. Nun wurden die Gäste etwas aktiver, und wir luden sie in Form eines Freistoßes von der Strafraumgrenze auch dazu ein. Bouchalakis trat an, hob ihn gefühlvoll über die Mauer - und auch knapp über die Latte, was Planté auch frühzeitig sah und nur die Hand hob. Danach machten wir da weiter, wo wir wenige Minuten zuvor aufgehört hatten, einzig die Abschlüsse, beispielsweise durch El Baillal, mussten noch etwas präziser werden. Da allerdings Stratege Bouchalakis sich zunehmend unserem Pressing entziehen konnte, legten wir diesen etwas intensiver an die kurze Leine, was uns im Verlaufe der Partie unsere Dominanz wieder gab. Vier Minuten vor der Pause bekamen wir dann einen weiteren Freistoß 18 Meter vor dem Tor, leicht nach rechts versetzt. El Baillal trat an, drehte den Ball um die Mauer - doch leider nur ans Außennetz. Dann war Halbzeit, und die Führung war hochverdient.
Für die zweite Hälfte brachte ich Doumbia für Kanté, der zwar defensiv solide stand, aber nach vorne entschieden zu viele Fehlpässe spielte. Troyes stellte auch taktisch um und brachte für den offensiven Alex im Mittelfeld mit Othon eine defensive Absicherung. Der neue Mann sortierte sich auf der Sechs ein. Dazu kam mit Bakasetas ein neuer Stürmer für den bisher gut zugedeckten Freitas. Am Geschehen auf dem Platz änderte sich allerdings nichts, und schon kurz nach dem Seitenwechsel schickte van Iperen mit einem langen Ball von der Mittellinie, der an Mats Hummels erinnerte, Partouche in den Strafraum. Platoche war frei und zog von der Sechzehnmetermarkierung sofort ab - doch schoss nur Saunier ab, von dem der Ball zur Ecke trudelte. Diese zog Partouche von rechts frech direkt auf das Tor, der wurde richtig gefährlich - doch Petric war auf dem Posten und konnte den Ball gerade noch über die Latte drehen! Wenig später ging es dann einmal über links. Rogie eröffnete mit einem langen Ball auf Livaja, der ließ zunächst Colin mit einem Haken ins Leere laufen und spielte dann steil auf Massampu, der in Richtung Strafraum gestartet war. Der Stürmer war schneller als Saunier, versuchte es aus 15 Metern mit dem rechten Außenrist - knapp drüber. Drei Minuten später verteilte der gut aufgelegte El Baillal das Spiel wieder nach rechts. Mit einem herrlichen Lupfer über 30 Meter überspielte er die gesamte Defensive, fand damit den wieder nach innen ziehenden Partouche, der frei durch war, kurz hinter der Sechzehnmeterlinie flach auf die lange Ecke zog - und der passte genau,
2:0 Red Star (57.), und wir konnten uns so langsam zurücklehnen, während die Fans mit
"Platoche, Platoche!"-Gesängen ihren Liebling feierten.
Kurz danach zeigte unsere Abwehr aber, dass sie sich ebenfalls bereits zurückgelehnt hatte. So konnte Grontis ungestört über den linken Flügel marschieren, Rivieyran und van Iperen sahen dabei zu, der Grieche flankte punktgenau auf den langen Pfosten, dort stand Keita völlig blank zwei Meter vor dem Tor -
nur noch 2:1 (59.), sollte das noch einmal spannend werden? Bakasetas stand bei der Flanke zwar vor dem Tor klar im Abseits, doch der Schiri hatte das als passiv bewertet. Fragwürdig, aber Diskussionen über passives oder aktives Abseits waren zwecklos.
Wir zeigten uns nicht geschockt, spielten weiter dominant und bekamen nach einem Foul von Colin, der dafür Gelb sah, den nächsten Freistoß. El Baillal versuchte es aus 28 Metern direkt, der Ball kam gut - doch landete am Ende nur auf der Oberkante der Latte. Nur eine Minute später schlug Planté den Ball lang nach vorne, Petric lieferte seine Kopfballabwehr am linken Flügel bei Livaja ab, und der gerade verwarnte Colin wusste sich nur mit einem klar gelbwürdigen Foul zu helfen! Der Schiri sah das ähnlich und schickte den Rechtsverteidiger mit
Gelb-
Rot zum Duschen, die letzte halbe Stunde bestritten wir also in Überzahl. Jean-Marc Philippon reagierte prompt und brachte mit Kiala einen Innenverteidiger, Saunier rückte nach rechts, Alex Cruz wurde im Mittelfeld geopfert.
Nun war jede Gegenwehr dahin. Rogie gewann zwei Minuten später ein Kopfballduell im Mittelfeld, Massampu schnappte sich das Leder 30 Meter vor dem Tor und schickte sofort El Baillal steil, der ungestört aus 13 Metern zum Abschluss kam, einen Lupfer über den Torwart versuchte - und diesen zu flach ansetzte. Für die letzten gut 25 Minuten schonte ich Youness dann, Diaby kam für ihn und ging nach links, Livaja rückte nach innen. Weiter ging die wilde Fahrt in Richtung des von Petric gehüteten Tores. Eine Viertelstunde vor Schluss schlug Tony Rogie einen Freistoß von halbrechts in den Strafraum, dort klammerte Colin gegen den eingewechselten Dikamona - und der Schiri entschied vollkommen korrekt auf Elfmeter! Massampu trat an, verlud den Keeper und knallte die Kugel flach neben den linken Pfosten,
3:1 Red Star (77.), das Ding war durch!
Nun schalteten wir einen Gang herunter und spielten die Partie bis zum Ende souverän herunter. Am Ende stand ein sicheres 3:1, und in der Offensive waren wir endlich wieder das Red Star, das die Menschen nicht nur in Saint-Ouen liebten. Besonders Maxime Partouche und Francis Massampu wussten zu überzeugen. Auch das Zusammenspiel zeigte sich verbessert, und ich hatte Hoffnung, dass wir den Schwung nun auch in die Liga mitnehmen konnten.