IX. "Haie und kleine Fische"Erwin Schiebulski schaute auf den Kalender. Am 23.07.2011 stand das erste „scharfe Spiel“ an, nämlich die erste Runde im „Challenge-Cup“. Als Gegner war ihm Hamilton Academical F. C. zugelost worden, eine Profi-Mannschaft, die in der schottischen 1. Division, also der 2. Liga spielte. Die Chancen, dort weiter zu kommen, standen schlecht. Das war aber ziemlich egal, weil dem Vorstand hier nur wichtig war, sich ehrbar zu schlagen.
Erwin betrachtete darob das Ganze als Vorbereitungsspiel und diskutierte mit Juppi Taktik und Aufstellung:
„Hallo Juppi …. Ja, ich weiß, dass 23:00 Uhr durch ist aber ich hab hier so viel um die Ohren, dass ich Dich nachts anrufen muss. Die Schotten sollen ja auch nix mitkriegen. Also gegen Hamilton …. Ok, Beton anrühren und kontern … klassisches 442, nicht neue Formation, wegen Eingespieltheit … hmhm nich auf Zeit spielen sondern schnelle Konter … Mittelfeld vor allem defensiv …. Hmja . vielleicht werden wir unterschätz …. Gut …alles klar Juppi … schlaf gut … Ja, Du mich auch!“
Dann rief Erwin seine Roswitha an:
„ Hallo Roswitha …. Ja, 23:00 Uhr durch, sachte Juppi eben schon; ich wollte die Marschroute für den Samstag ausgeben. Du machst da wieder ein event. … Radioübertragung aus Schottland ….. Mittelwelle BBC … Schiebulski’s Spiel im Challenge-Cup live miterleben … vier englische Biersorten … nein … nein, wir bieten keine Wetten an, ist verboten vor allem haben wir keine Chance … schottische Dekoration, Fahnen … was willst Du? … Sack ... Blasen? Achso, Dudelsackbläser …. Ja … wennsse einen findest, warum nicht …. Hähä … draußen vor der Tür, damit der Öztürke auch mitkricht, dass bei uns die Post abgeht …. Ja ….. Nein …. Keine Ahnung, wo Rose McAllister ist … Nein, nicht in meinem Zimmer …. Nein, wirklich nicht …. Ja, die ist wirklich über 60 .. Ok …… Schön …. Dann schlaf Du auch gut!“
Man fuhr die ca. 2o km nach Hamilton, das südöstlich von Glasgow lag, mit dem Bus. Erwins Team präsentierte sich wie folgt den ca. 1.700 Zuschauern:
23.07.2011 15:00 Uhr
New Douglas Park, Hamilton (1.799 Zuschauer)
Hamilton Academical F. C. vs Queen’s Park F. C.
Queen’s Park FC
Parry
Bradley Little Gallacher Meggatt
Watt Anderson McBride © Smith
Nemeth Longworth
Hamilton Academical F. C
Cerny
Hendry Gordon Kilday Routledge
Anderson Gillespie Mensing McGregor Kirkpatrick
Spence
Hamilton legte von Anfang an ordentlich los. Von Überheblichkeit oder Unterschätzen des Gegners war leider so gar nichts zu spüren. Zwar konnten sich Schiebulski’s Schotten immer wieder befreien und Gegenangriffe starten. Das fluppte aber leider nur bis zum Strafraum gut. Der letzte Pass war indes immer zu ungenau, um für echte Gefahr vor dem Tor von Hamilton zu sorgen.
So kam es dann wie es kommen musste. In der 29.Minute startete Hamilton einen Angriff durchs Zentrum. Queen’s Parks Abwehr war in der Rückwärtsbewegung, Spence, der Mittelstürmer legte den Ball zurück ab ins vorrückende Mittelfeld und von dann flog der Ball wunderbar getimte in die Gasse zu Anderson, der von halblinks ungefähr von der Torraumecke für Parry unhaltbar in die lange Ecke abzog.
Erwin ließ erstmal einfach weiterspielen, denn stärkere Offensivbemühungen hätten sicher die Abwehr erst recht anfällig werden lassen.
Kurz nach der Halbzeitpause hatte Erwin dann ein déjà vu. Little fing einen Pass ab und spielte zu Parry zurück ,der den Ball fast genau in den Mittelkreis wegschlug. Das Mittelfeld von Hamilton schnappte sich den Befreiungsschlag, spielte einen langen Ball ins Zentrum und dann folgte schon der Pass von Spence nach links in die Gasse. Erneut wurde Anderson perfekt auf die Reise geschickt und nagelte den Ball wieder in die lange rechte Ecke.
Damit war die Birne geschält. Hamilton wurde nie ernsthaft in Gefahr gebracht auch wenn die Statistik für Erwin ganz annehmbar erschien
Drei Tage später gab es dann das letzte Vorbereitungsspiel gegen Glenavon, einer Mannschaft aus der nordirischen premier league. Das Spiel verlief fast deckungsgleich mit dem Challenge-Cup-Spiel. Man verlor ohne ernsthafte Chance 2:0, auch wenn optisch von Schiebulskies Burschen gut mitgehalten wurde und man sogar etwas mehr Ballbesitz als der Gegner hatte. Die Qualität der Chancen war aber nicht vergleichbar. Wieder erwies sich als entscheidendes Manko die Ungenauigkeit des letzten Passes.
Damit war die Vorbereitung quasi abgeschlossen. Vor dem Liga-Beginn hatte indes Gott bzw. die Ligaleitung noch die erste Runde des Liga-Pokals gelegt. Für den Queen’s Park F. C. ging es dabei gegen Ayr United F. C., die in der 1. Schottischen Division spielten, also 2 Ligen über Schiebulskis Team.
Schiebulski ließ Roswitha wieder einen schottischen Nachmittag organisieren und diesmal sollte es auch „fish & chips“ geben … und natürlich wieder die Radioübertragung aus UK. Für das Spiel hielt holte sich Erwin per Telefon bei Jupp wieder Rat:
„Also Juppi, sach an … watt soll ich machen? Juhuuuup … sach mal was … bisse da? J U P P !!! J O S E F … melde Dich, oh Idiot!!!!!“
„Schiiiiiiierieh schhhhhhhhh … schhhhhööööööön Dich ssu höan!“
„Watt iss Jupp?“
„Roswitha hat einn asusssssejebn … weil lie …. die …. schoddnisch schoddische Woche sonn Eafolch waah …!“
„Boa Jupp …. Du bist blau wie tausend Russen!!! Reiss Dich mal zusammen! Du muss mir die Taktik für gegen Ayr machen!“
„Ay-ay Ssssör … gegen Ayr …. Hihihihihihihihihihih hicks … das reimt sich ….. hmpf …. Ahjaaaa Taktik …… weissu was …. wiea machen die platt …. Hähähähähähäh Atttacke sach ich hick …. Wie machen maahh via ssswei drei eins allet weit nach voahne und wennse kommen Kontaaaaaaaaaaaaaah ……. Unnn Abseitsfalle …. Jawoll …. Abseits …. hups …… hähähähähähä damit rechnen die niiiiiiiiiiiie nich …. Damit rechnet keinah ……………. Oooooohgott, ich glaub, ich muss …… üüüüüüüüüüüüüüüüüarghhhh!“
Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
iiiiiiiiiep
Erwin legte angewidert auf …..
Betrunkene und Kinder sollten ja die Wahrheit sagen, dachte sich Erwin. Außerdem, wenn er früh aus dem blöden Pokal rausflog, konnte er sich schön auf die Liga konzentrieren. Eigentlich konnte er so doch nur „gewinnen“. Frohgemut legte sich Erwin in seiner Kammer zum Schlafen nieder.
Dann kam der 30.07 und der Tag des Spiels gegen Ayr. Während der der Busfahrt zu diesem Abendspiel schwörte „Iihwein“ sein Team ein:
„Männer … über den Kampf ins Spiel … wir überraschen die … damit rechnen die nie! Und immer schön steil nach vorne!!!!!“
30.07.2011 19:30 Uhr
Somerset Park, Ayr (963 Zuschauer)
Ayr United F. C. vs Queen’s Park F. C.
Queen’s Park FC
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Strain
Bradley Little McGinn Meggatt
Gallacher
Anderson McBride ©
Watt Burns
Nemeth
Ayr United F. C
Cuthbert
Malone Robertson Campbell Geggan
McGowan Duff Tomsatt McKernon
Higgins Wardlaw
Der Beginn war stürmisch …. von Ayr. Es gab Chancen fast im Minutentakt.
3. Minute
Flanke in den eigenen 5-Meterraum, McGinn stieg hoch und konnte noch gerade mit dem Kopf vor Higgins zur Ecke klären.
4.Minute
Die Ecke kam wunderbar gezirkelt rein, Woodlaw übersprang den kleinen Little, der nicht nur so hieß, und nickte den Ball knapp über die Latte. Strain schaute interessiert zu.
5.Minute
Strains Abschlag kam rechts zu Watt, der einen Konter startete, den Ball aber bald an McGowan verlor. Der ließ sich nicht lumpen und spielte direkt steil nach vorne auf Higgins, der aus dem Strafraum flach schräg zurück auf Malone passte, und Malone den Ball dann aus 25 m über das Winkelkreuz hämmerte.
8. Minute
Ein zaghafter Gegenstoß von Meggat wurde im Ansatz erstickt, McKernon nahm ihm den Ball ab und paßte zu Wardlaw, der vom Seitenaus reinflankte, McGinn konnte zur Ecke klären. Die Ecke wehrt McGinn dann per Kopf zur nächsten Ecke ab. Die Ecke brachte nichts ein und Queens’s Park hatte mal den Ball
Dann so langsam konnten sich die Spider aus der Umklammerung von Ayr befreien.
18. Minute
Wie aus dem nichts starteten Schiebulskis Jungs einen Konter. Watt passte lang auf Nemeth, der halblinks am Strafraum war und abzog …. Pfosten.
21. Minute
Freistoß nach Anderson-Foul und einer Gelben Karte für ihn. Der Schuss zog knapp über Strains Bude …
24. Minute
Steilpass aus dem Mittelfeld in den Strafraum. Higgins sprintete los … Strain auch … Strain war zuerst da, hoppste nach dem Ball, hatte ihn … und landete jenseits der Strafraumgrenze mit dem Ball in den Händen.
„Katschunk“ … machte die Bierdose von Schiebulksi als er in spontaner Wut die Hände ballte und ein Strahl lauwarmen englischen Bieres ergoss sich über seinen Trainer, der neben ihm auf der Bank saß.
Strain hatte Glück und kam mit einer Gelben Karte davon. Der Freistoß scheppert oben gegen die Latte und sprang dann über das Tor ins aus. Erleichtert wrang der Trainer seine Sportjacke aus.
37.Minute
Nach einem Vorstoß von Ayr konnte Bradley in höchster Not zur Ecke klären. Diese kam wunderbar gedreht auf den langen Pfosten, wo Campbell Bradley übersprang, den Ball schön mit der Stirn und der Ball wieder die Latte traf. Erneut sprang der Ball von der Latte ins Aus. Die Glücksgöttin trug heute ein schwarzweißes Spider-Trikot!
38.Minute
Meggat fing einen gegnerischen Steilpass ab und köpfte ihn zu Strain zurück, fand aber Strain nicht … erneute Ecke . Der Ball konnte dann weggeschlagen werden.
40. Minute
Erneuter Angriff von Ayr mit Malone. Dem gelang ein Steilpass in die Gasse in den Strafraum und Duff konnte sich den Ball erlaufen. Nach ein paar Schritten zog er ab, verzog aber auch etwas und der Schuss ging knapp am Pfosten vorbei.
Langsam entwickelte sich ein klassisches britisches Match mit kick – and – run.
42. Minute
Nunmehr waren die Spider mal dran. Nemeth kam im Zentrum an den Ball und konnte Campbell ausspielen. Dann passte er auf rechts außen zu Watt. Der zog an der Außenlinie nach vorne. Bevor er vom Außenverteidiger erreicht werden konnte, passte Watt scharf halbrechts in den 5-Meter-Raum. Nemeth und Campbell stürzten zum Ball aber Campbell war ein Tick schneller und erreichte den Ball einen Moment vor Nemeth mit langem Bein. Elegant schob Campbell den Ball weg …. an seinem Torwart vorbei ins kurze Eck …..
Schiebulski vergaß ganz, dass er eigentlich verlieren wollte und sprang jubelnd auf …. Umarmungsorgien auf der Spider-Bank
3 Minuten vor Halbzeitende das 1:0 durch Eigentor ….. „Datt wird psychologisch!“, dachte Erwin !!!
In der Halbzeitpause wollte Erwin schon einen ausgeben, erinnerte sich aber dann doch noch daran, wo er gerade war.
Die 2. Halbzeit startete …. Mit wütenden Angriffen von Ayr
48. Minute
Ein Spieler von Ayr hielt drauf und Strain konnte nur nach vorne abklatschen. Malone schnappte sich den Ball und flankte in den Strafraum. Das konnte zur Ecke geklärt werden. Erneut kam die Ecke vorschriftmäßig auf den langen Pfosten … Duff übersprang Gallacher und schädelte den Ball über die Latte.
53. Minute
Ecke nach Konter der Spiders. McBride brachte die Ecke rein, die aber harmlos versprang. McBride verletzte sich und musste ausgewechselt werden. Erwin brachte Urqhart für McBride.
58. Minute
Schöne Kombination der Spider im Mittelfeld, die schließlich Nemeth in Schussposition brachte. Der verzog aber und beschädigte die Eckfahne.
59. Minute
Das Gleiche auf der anderen Seite nur dass hier Wardlaw das Spielgerät in Richtung Tribüne drosch.
60. Minute
McGowan zog aus 25 Metern ab, der Ball nahm aber Richtung Erdumlaufbahn .. keine Gefahr.
64. Minute
McGowan schien sich das zu Herzen zu nehmen, denn er legte Watt von hinten eine Etage tiefer. Und stoppte einen viel versprechenden Konter. Das belohnte der Schiedsrichter mit einer Gelben Karte.
65. Minute
Schibulski nahm Burns, der schwach war, runter, und ersetze ihn durch den jungen Kennedy.
69. Minute
Schöne Kombination der Spider im Mittelfeld über 3 Stationen. Urquhart spielte mit einem Pass in die Gasse Kennedy auf links frei, der drang in den Strafraum ein und hatte niemanden mehr vor sich. Seinen Schuss konnte Cuthbert aber glänzend parieren.
„Datt wärs gewesen“, dachte Erwin.
71. Minute
Wieder mal wurde Nemeth gestoppt, bevor er einen Konter starten konnte. Robinson hielt ihn fest und durfte sich dafür eine Gelbe Karte abholen.
75. Minute
Quasi eine Wiederholung der 69. Minute, nur dass Kennedy diesmal deutlich verzog und Cuthbert nicht eingreifen musste.
79. Minute
Diesmal legte McCollum Nemeth und wurde dafür mit einer Gelben Karte belohnt.
85. Minute
Ein Spider-Konter wurde abgefangen und Ayr konterte selbst. Der eingewechselte Smith passte steil auf Wardlaw, der aus vollem Lauf abzog aber Strain nicht zu überwinden vermochte.
3 Minuten Nachspielzeit …. Aber die spielten sich im Mittelfeld ab. Dann kam endlich der Abpfiff ……..
Yeah …. Die 300 mitgereisten Fans der Spider ließen Erwin hochleben!!
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