@DayDreamer:
Fact of the Day: Neben den beiden Zwillingstürmen stürzte auch das Gebäude Nummer 7 des World Trade Centers ein. Die U-Bahnstation "Cortland Street" wurde ebenfalls schwer beschädigt und stürzte teilweise ein. Es gab auch einen Bahnhof namens "World Trade Centers", der aber nur marginale Schäden aufwies und bereits zwei Jahre später wieder eröffnet wurde. II. AktNachdem die Anschnallzeichen erloschen und das Flugzeug die Reiseflughöhe erreicht hatte, packte mein Sitznachbar seinen Laptop aus. Neugierig schielte ich zu ihm hinüber, während seine Finger über die Tasten flitzten. Eine Webseite, die in vielen verschiedenen Grüntönen gestaltet war, tauchte auf dem Bildschirm auf. Ganz oben stand "MeisterTrainerFORUM - DIE FM-COMMUNITY!" Komischer Name war das.
Dem Mann neben mir fiel auf, dass ich heimlich schaute was er machte:
Das ist ein Forum für den Football Manager 2017 und älter. Ich bin nach Glasgow eingeladen worden um für den FM 2018 der Researcher für Deutschland zu sein.Sind Sie der Admin von der Seite?Danke das Sie mir dies zutrauen, aber ich bin nicht der Admin dieses tollen Forums... Ich bin einfach nur der Tardelli.Warum lädt man gerade Sie nach Glasgow ein?Ich weiß nicht - irgendwie haben die sich einen Narren an mir gefressen. Aber mich wundert viel mehr, warum sie mich nach Glasgow einladen. Der Firmensitz des Entwicklers ist in London. Außerdem war die Einladung zusammen mit den Flugtickets erst gestern im Briefkasten.Oh was für ein Zufall! Ich wurde auch erst gestern darüber informiert nach Glasgow zu fliegen und die Tickets kamen auch erst gestern.Ein Mann der links neben uns auf den mittleren Sitzreihen saß, sprach uns plötzlich an:
Bei mir war das auch so! Gestern erst hat man mir gesagt, dass ich eine Reise nach Glasgow gewonnen habe!Schlagartig wurde es sehr unruhig im Flugzeug. Ausnahmslos alle Passagiere unterhielten sich plötzlich aufgeregt und gelegentlich flatterte ein Wortfetzen in mein Ohr. Scheinbar war jeder Passagier erst gestern überraschend von dieser Reise in Kenntnis gesetzt worden. Nachdenklich schaute ich aus dem Seitenfenster: War das ein Todesflug und Gott hatte gewollt, dass wir alle in diesem verdammten Flieger sitzen? Inzwischen war beim Blick aus dem Fenster nur noch die Weite des Ozeans erkennbar. Aber wir konnten doch unmöglich von Nürnberg aus bereits so früh über Wasser sein. Außerdem erstreckte sich das Meer unter uns in alle Himmelsrichtungen bis zum Horizont. Bei klarer Sicht konnte man jedoch von England bis nach Frankreich hinüber schauen. Ich erhob mich und versuchte, über die Köpfe der anderen Fluggäste hinüberzuspähen um die andere Seite zu sehen. Das war schwieriger als ich gehofft hatte, denn jeder versuchte seine Nase am Fenster platt zu drücken.
Im selben Augenblick leuchteten die Anschnallzeichen wieder auf. Die Stimme der Stewardess schallte aus dem Lautsprecher direkt über uns:
Der Pilot rechnet mit starken Turbulenzen. Bitte schnallen Sie sich wieder an.Doch die Turbulenzen kamen schneller als erwartet. Ich hatte gar keine Chance, mich anzuschnallen. Etwas lautes prasselte auf das Flugzeug und beim Blick aus dem Fenster sah ich, dass sich direkt über uns eine schwarze Wolke gebildet hatte. Das konnte aber keine normale Wolke sein, denn die Wolkengrenze hatten wir bereits überflogen. Es wirkte beinahe so, als würde sich die Wolke auf uns absenken und tatsächlich waren wir binnen weniger Sekunden von einer schwarzen Masse umhüllt. Die Kabinenbeleuchtung ging an aber ansonsten herrschte absolute Finsternis.
Als das Flugzeug spürbar absackte, machte mein Magen einen Hüpfer. Die Sauerstoffmasken fielen aus den Fächern in der Decke und ich griff sie mir. Schnell stülpte ich sie über Nase und Mund.
Was passiert hier?! fragte Tardelli.
Wenn das wieder diese Kristalle sind, stürzen wir ab!Jetzt wurde es so schwarz, dass sogar die Kabinenbeleuchtung ausfiel. Ich konnte nicht mal meine eigene Hand vor Augen sehen. Die Stimmen und verzweifelten Schreie wurden immer gedämpfter und leiser, bis sie irgendwann nicht mehr zu hören waren. Als es schließlich komplett still war, gab es einen grellen Blitz, der alles so brutal ausleuchtete, dass ich genauso wenig erkennen konnte wie vorher. Meine einzige Wahrnehmung in diesem Moment war, dass ich in den Sitz gedrückt wurde.
Langsam ließ das Licht nach und meine Augen erholten sich von der Blendung. Um mich herum nahm das Flugzeug wieder Gestalt an. Es war von meinem Sitzplatz aus kein Schaden zu sehen und die Finsternis beim Blick aus den Fenstern war weg. Doch nicht nur die Finsternis fehlte: Auch alle anderen Passagiere waren weg. Da war kein Tardelli, keine Stewardess und ich war ganz allein. Ich saß bequem und sicher in meinem Sitz, so als ob es die Turbulenzen nie gegeben hatte.
Dann stand ich auf und ging zum Seitenfenster. Die Welt draußen war im wahrsten Sinne des Wortes eintönig. Alle Objekte waren hell- oder dunkelgrau. Das Flugzeug stand auf festem asphaltierten Boden. Selbst die Bäume waren nicht mehr grün. Es fehlten hier alle bunten Farben. Nicht einmal weiß oder schwarz konnte ich wahrnehmen. Vorsichtig ging ich zur anderen Seite des Flugzeuges. Dort sah die Welt auch nicht besser aus. Ich zweifelte an meinem Verstand und wusste nicht, was ich machen sollte. Niemand war da, den ich fragen konnte. War das die Hölle oder das Paradies?
Langsam ging ich zum hinteren Teil des Flugzeugs, wo der nächstgelegene Ausgang war. Direkt am Ausgang lagen die Zeitschriften für Leute, die im Flug was zum Lesen haben wollten. Ich hob eine Tageszeitung hoch. Die Zeitung hatte keine Buchstaben und keine Fotos. Es war nur graues Papier, dass von der Art, wie es zusammengelegt war, wie eine Zeitung aussah. Da mir das im Moment nicht weiterhalf, öffnete ich die Luke des Ausgangs und schaute nach draußen. Eine fahrbare Treppe war aufgestellt worden, sodass ich sicher aussteigen konnte. Von hier oben hatte ich einen guten Blick auf ein großes Gebäude mit einer hohen Glasfront. Mehrere große Buchstaben waren an der Front befestigt, die das Wort "Flughafen" bildeten. Doch dort stand nicht, was es für ein Flughafen war.
Die Neugier überwand meine Furcht und ich stieg die Treppe hinab. Bevor ich mit beiden Beinen auf den Asphalt trat, testete ich mit meinem linken Fuß die Festigkeit des Bodens. Der Boden schien ganz normal. Aber um wirklich sicher zu gehen, legte ich noch eine Hand auf den Boden. Dieser Untergrund war nicht nur fest, sondern er fühlte sich auch an wie Asphalt. Als ich auch mit meinem zweiten Fuß auf festen Grund trat, fühlte ich mich schon zuversichtlicher und mutiger. In normalem Tempo ging ich auf das Flughafengebäude zu und schob mich durch die Drehtür am Eingang.
Hatte das Gebäude von außen noch dein Eindruck eines normalen Flughafengebäudes gemacht, so hatte ich drinnen ein ganz anderes Gefühl. Der Eingangsbereich war ein riesiger Raum . An der gegenüberliegenden Wand direkt vor mir waren in einer langen Reihe unzählbar viele Türen. Sie standen aber so eng nebeneinander, dass dahinter wohl kaum mehr als eine Besenkammer sein konnte.
Als ich näher heran ging, konnte ich die Zahlen lesen, die in kupfernen Lettern an die Türen genagelt worden war. Möglicherweise waren das die Raumnummern, denn sie waren aufsteigend sortiert. Bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass der letzte Raum die Nummer "2017" hatte. Warum dieser Flughafen ausgerechnet 2017 Räume hatte, interessierte mich erstmal nicht. Viel spannender war die Frage, was sich hinter den Türen verbarg.
Ich ging bis zur Tür, auf der "1872" stand, drückte sie auf und ging hindurch. Plötzlich befand ich mich wieder draußen und dort war erneut alles ganz anders. Die bunten Farben waren zurückgekehrt und ich stand auf einer belebten Straße. Alle Leute waren seltsam gekleidet, außerdem stand ich auf Kopfsteinpflaster und die Gebäude um mich herum waren auch Backstein. Es lag der Gestank von verbrannter Kohle in der Luft und es roch nach Pferdemist. Auf der Straße fuhren zahlreiche Fuhrwerke, die von ein oder zwei Pferden gezogen wurden.
30.11.1872 - GlasgowNoch 40 Minuten bis FM 2014Eine gute Wahl. sagte eine Stimme.
Als ich mich zur Quelle der Stimme drehte, sah ich da zwei Gentlemans im Anzug, die Zettel in der Hand hielten.
England wird gewinnen, da bin ich mir sicher.Oh, hätte ich bloß mehr Geld auf die Engländer gewettet. Dann wäre ich schon bald steinreich.Ich drehte mich um und wollte wieder durch die Tür gehen. Gewiss hatte man sich beim geirrt. Aber als ich mit der Hand versuchte, den Türknauf zu drehen, bewegte sich nichts. Als ich mich gegen das Holz warf, blieb die Tür so fest wie vorher und stattdessen schauten mich einige Leute nur verwundert hatten. Um bloß nicht den Eindruck zu erwecken, ein Einbrecher zu sein, schloss ich mich möglichst unauffällig der wandernden Meute an. Alle Leute schienen in eine Richtung zu gehen, doch ich konnte nicht über die Köpfe hinweg sehen, wohin es ging.
Nach einem zehnminütigen Fußmarsch durch die Stadt kamen wir zu etwas, was im Entferntesten an Kassen erinnerte. Auf übereinander gestapelten Holzkisten lagen Geldscheine und Münzen, dahinter standen die Verkäufer und nahmen das Geld entgegen. Ich stellte mich einfach an die Schlange an und wartete, bis ich dran war. Allerdings fiel mir ein, dass ich nur Euros hatte und das Geld, was ich auf den Holzkisten sah, wirkte nicht gerade wie Euros. Heimlich stibitzte ich den Geldbeutel meines Vordermanns, was in der Menge niemandem auffiel, holte mir ein wenig Kleingeld heraus und stopfte den Geldbeutel dann wieder in die Manteltasche des Bestohlenen. Mir war ziemlich kalt und ich hätte alles dafür gegeben, auch so einen Mantel zu tragen. Aber erstmal musste ich ohne auskommen.
Als ich an der Reihe war, zählte ich die Münzen ab und gab es dem Kassierer. Der überreichte mir ein Ticket und ein kleines gebundenes Programmheft. Auf dem großen quadratischen Ticket stand der Anlass:
International
Foot-Ball Match
(Association Football)
England v. Scotland
West of Scotland Cricket Ground,
Hamilton Crescent, Patrick
Saturday, 30 November 1872 at 2 p.m.
Admission 1 Schilling
Keine Ahnung was mich mehr schockte: Das Jahr oder der Grund wieso ich hier war? Wie war ich überhaupt hierher gekommen? Das musste etwas mit der Zahl auf der Tür zutun gehabt haben. Dort hatte nämlich 1872 gestanden und jetzt erinnerte ich mich auch wieder, dass es genau 2017 Türen gegeben hatte. Wäre ich doch bloß durch die letzte Tür gegangen.
Beim ersten internationalen Länderspiel im Fußball gab es keine Sitztribünen. Stattdessen mussten wir als Zuschauer hinter einer dünnen Leine stehen und mit den Spielern wetteifern. Schottland lief in dunkelblauen Hemden mit einem roten Löwen und weißen Knickerbockern auf. Einige Spieler hatten seltsame Mützen mit einer senkrecht stehenden Spitze auf. England dagegen war in weiß gekleidet und auf dem Hemd waren die drei schwarzen Löwen aufgestickt. Auch bei den Engländern gab es Spieler, die sich mit Mützen gegen die Kälte schützten. Allerdings hatten diese weniger das Aussehen einer Schlafmütze sondern wirkten eher wie eine Freizeitkopfbedeckung.
Während England voll auf Attacke blies, wehrte Schottland mit einer Sechser-Abwehrkette hinten alles ab. Doch nur Schottland kam dem Tor am Dichtesten, als ein Spieler den schwarzen Lederball an die dünne und zerbrechliche Holzlatte köpfte. Am Ende stand ein torloses Unentschieden auf dem Tableau, aber trotz alledem war es ein sehr ansehnliches Spiel gewesen, bei dem beide Seiten stets darauf bedacht gewesen waren, ihr bestes zu zeigen.
Schottland - England: 0 - 0
Jetzt stellte ich mir die Frage, wie das hier weiter gehen sollte. War ich auf ewig verdammt, im Jahre 1872 zu sein? Ich hatte hier keine Wohnung, keine Identität und kein Geld. Doch meine Frage beantwortete sich beinahe von selbst, als um mich herum wieder alles schwarz wurde und erneut das blendende weiße Licht kam. Anstatt mich wieder hilflos vor das Bankett aus über 2000 Türen zu stellen, sprach diesmal eine unheimliche Stimme zu mir.
Du hast die erste Hürde überstanden Michael. Aber damit wir voran kommen, übernehmen wir fortan die Wahl deiner Zeitreise.Warte! Ich will wieder in die Gegenwart!Noch 30 Minuten bis FM 2014Aber so laut ich auch rief, es kam keine Antwort mehr. Das Licht verblasste wieder und alles wurde erneut normal. Sofern man das als Normal bezeichnen konnte. Ich stand zwar auf Kopfsteinpflaster wie schon zuvor aber die Anzahl der Pferdefuhrwerke hatte abgenommen. Die frühe Form des Automobils rollte jetzt auf den Straßen und Straßenbahnen ratterten über ihre Gleise. Rings herum waren ausnahmslos alle Häuser, die ich von meinem Standpunkt aus sehen konnte, beschädigt. Entweder war nur noch ein Schutthaufen übrig geblieben oder das Haus war beinahe unbewohnbar zerstört. Wie zuvor im Jahre 1872 schnappte ich ein Gespräch zwischen zwei Männern auf. Sie unterhielten sich auf Deutsch.
Ick globe an dit Pferd. Dit Automobil is eene vorüberjehende Erscheinung.Angesichts der Zerstörungen in dieser Stadt schien diese Unterhaltung völlig irrational. Zwischen den Trümmerbergen hatte man eine Straße freigeräumt, die gerade breit genug war, dass sich zwei Straßenbahnen begegnen konnten. Die Anzahl der Autos, die ich sehen konnte, ließ sich an einer Hand abzählen. Ich traute mich kaum, es zu wagen, wann und wo ich war. Vielleicht war es eine europäische Stadt in der Nachkriegszeit. Da die Leute beinahe dialektfrei Deutsch sprachen, war ich wohl in Deutschland.
Die weißen Autokennzeichen mit schwarzen Lettern gaben mir auch keinen Aufschluss darüber, wo genau ich war. "IA" waren die beiden Anfangsbuchstaben. Doch ich hatte keine Ahnung, wofür IA stand. Diese Kristalle (davon kam vermutlich die Stimme) hatten etwas von einer ersten Hürde gesagt, die ich überstanden hatte. Aber was war die zweite Hürde? Ohne ein wirkliches Ziel zu haben folgte ich den Straßenbahngleisen und ging weiter zwischen den zerbombten Häusern hindurch. Irgendwann erreichte ich einen großen Platz. Einige der dortigen Gebäude hatten scheinbar eine wichtige Funktion, denn sie waren im Gegensatz zu allen anderen bereits wieder aufgebaut worden. Oben am Dach eines Hauses war noch das Gebälk zu sehen, wo später das Dach verschlossen wurde.
In der Mitte des Platzes verlief eine breite Allee mit einer Mittelinsel, auf der die Straßenbahn getrennt von den Autos fahren konnte. Links und rechts neben dieser Allee war jeweils eine Rasenfläche in Dreiecksform. Der Rasen schien gerade erst gepflanzt worden zu sein, denn nur ein paar wenige kleine Büschel schauten aus der Erde. In der Mitte der Rasenflächen standen große Schilder. Auf beiden Schildern stand "Leipziger Platz". Am Rande der beiden Plätze waren jeweils Treppen die in den Untergrund führten. Dort lief ich hin und über dem Anfang der Treppe hing ein Bogen, auf dem ein großes weißes Schild montiert war mit den großen schwarzen Buchstaben "U-Bahnhof Potsdamer Platz". Meine mittelmäßigen Erdkundekenntnisse erlaubten mir zu wissen, dass ich in Berlin war.
11.05.1946 - BerlinAls ich die Treppe hinunter lief, hatte ich das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Mir schien es, als wollten mich die Kristalle genau hier hin führen. Im Labyrinth der Tunnelgänge folgte ich den Wegweisern, bis ich am Bahnsteig stand. Ein Zug fuhr ein, der mit seinem Design auf mich beängstigend wirkte. Der Wagen war total quadratisch, in für Berlin typischem Gelb und mit zwei runden Leuchten an der Front. Die Frau, die direkt neben mir stand und wartete, bis der Zug eingefahren war, näherte sich gefährlich der Bahnsteigkante. Der Zug kam immer dichter und die Frau machte keine Anstalten, sich in sichere Entfernung zu begeben. Ohne lange zu überlegen packte ich die Frau von hinten und zerrte sie in Sicherheit. Vor uns rollte der Zug langsam in den Bahnhof und blieb schließlich stehen.
Ein Schaffner bellte "ALLES EINSTEIGEN!" durch den Bahnhof. Die Frau sah mich an und bedankte sich.
Sie ham mir dit Leben jerettet. Meen Dank jilt Ihnen.Wollten Sie vor den Zug springen oder was?Ja aber dit werd ik mir jetze zweemal überlejen wa? Dit Leben is een Jeschenk, dit darfste nich wegwerfen.Bitte einsteigen. sagt eine andere Stimme und ich wurde wieder aus den Gedanken gerissen. Das war nicht die Stimme des Schaffners! Es war mein Weckruf!
Ich wandte mich von der Frau ab und sprang in die U-Bahn. Das rote Warnlicht erleuchtete und die Türen schlossen sich. Dann setzte sich der Zug in Bewegung und als die Lichter des Bahnhofs verschwanden, wurde es allmählich wieder dunkler. Die Lichter im Zug selbst verblassten und mich überkam erneut die Finsternis.
Lasst mich doch endlich wieder in die Gegenwart zurückkehren! sprach ich in die Finsternis hinein.
Nein Michael, du musst noch einen Auftrag erfüllen.Wozu soll das alles gut sein?Wir möchten dir die Chance geben, den Streit mit deiner Familie rückgängig zu machen.Aber warum helft ihr mir?Weil wir damit gleichzeitig unseren Weg an die Macht ebnen. Wir haben erkannt, dass du dafür das perfekte Werkzeug bist.Dann wurde es wieder sehr leise und das blendende Licht ließ mich kurzzeitig erblinden, nur um dann einen Moment später in einer anderen Welt aufzutauchen. Diesmal hatte ich es leicht, mich zu orientieren. Ich stand zwischen zahllosen in die Höhe geschossenen Wolkenkratzern. Diese Umgebung kam der Gegenwart schon sehr nahe aber das konnte es nicht sein, weil ich doch noch einen Auftrag zu erfüllen hatte. Als ich hoch sah zu den Spitzen der Bürotürme, erkannte ich, dass ich vor dem Empire State Building stand.
Du bist jetzt in New York City am elften September 2001. Hier müssen wir dir etwas unter die Arme greifen, da die Zeit langsam knapp wird.11.09.2001 - New York CityNoch zehn Minuten bis FM 2014Fahre mit der E Linie bis zur Station Cortland Street. Diese liegt direkt unter dem World Trade Center.Als ob ich so bekloppt wäre und mich am 11. September unter das World Trade Center stelle.Du musst, denn das ist unser letzter Baustein. Aber ich garantiere dir, dass du überleben wirst. Tust du nicht was wir sagen, bleibst du für immer in diesem Jahr gefangen.Wie befohlen ging ich zum nächsten Bahnhof und kam zu den Schranken, wo ich die Tickets einschieben müsste, um weiter zu kommen. Doch ich hatte kein amerikanisches Geld bei mir aber die Kristalle kamen mir zu Hilfe und öffneten die Schranke per Geisterhand. Schnell ging ich weiter zum Bahnsteig und stieg in den nächsten Zug. Der morgendliche Pendlerandrang um halb 9 Uhr machte sich im Zug bemerkbar. Schweißgerüche vermengten sich mit Perfümdüften und ich wurde beinahe wahnsinnig. Als ich am Bahnhof "Cortland Street" ankam und aus dem stickigen Zug wieder ausstieg, fühlte ich mich trotzdem keineswegs erleichtert. Direkt über mir standen die zwei großen Zwillingstürme und ich war nur minimal geschützt durch die Betondecke des Bahnhofs. Dann sprach der Kristall wieder zu mir.
Gehe jetzt nach oben. Es gibt mehrere Ausgänge aber wenn du deiner Intuition folgst, kommst du zum richtigen Ort. Auf dem Weg dorthin wirst du einer Frau begegnen, die auf Strumpfhosen läuft und ihre Schuhe in der Hand hält. Sprich sie an und verwickle sie irgendwie in ein fünfminütiges Gespräch. Das wird ausreichen, damit sie den Fahrstuhl verpasst und deshalb noch im Foyer sein wird wenn das erste Flugzeug einschlägt.Ich wollte noch etwas fragen, aber ich wusste, dass es eilte. So schnell wie ich konnte, rannte ich zum nächstgelegenen Ausgang. Auf halbem Wege die zweite Treppe hinauf begegnete ich der Frau, die der Kristall mir beschrieben hatte. Sie war in Eile und versuchte so schnell wie möglich, die Treppe hinauf zu kommen. Doch ich musste mir nun überlegen, wie ich sie aufhalten konnte.
Als erstes musste ich sie einholen. Das war leichter gesagt als getan, denn ohne ihre Schuhe war sie tatsächlich sehr flink. Erst am nächsten Absatz war ich an ihren Fersen dran. Ich eilte an ihr vorbei und rammte sie absichtlich mit der Schulter. Die schwarzen Schuhe mit hohen Absätzen fielen ihr aus der Hand und ich sah, dass an einem Schuh der Absatz abgebrochen war.
Oh es tut mir leid!Heute läuft aber auch alles schief. Erst klingelt mein Wecker nicht, dann verspätet sich die Bahn, mein Schuh geht kaputt und jetzt auch noch das!Ich hob ihren Schuh auf und wollte ihn ihr reichen, als mir eine Idee kam. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, hob ich mir den kaputten Schuh vor die Nase und schnüffelte daran.
Die duften bezaubernd!Sind Sie so ein perverser Schuhfetischist? Geben Sie mir endlich den Schuh wieder! Ich bin schon spät dran!Dann nahm ich Schwung und warf den Schuh so weit ich konnte. Genau wie ich es geplant hatte, fiel der Schuh bis ans untere Ende der langen Treppe.
Was soll das?!Sie werden es mir noch danken! Ich muss weiter!Die Frau drehte sich laut fluchend um und stieg die vielen Stufen der Treppe wieder hinab während ich zum Ausgang stürmte. Draußen hörte ich die lärmenden Turbinen eines tief fliegenden Flugzeugs. Ich schaute noch gerade rechtzeitig in den Himmel, um zu sehen wie American Airways Flug 11 in den Nordturm des World Trade Centers einschlug. Diesmal war ich besser vorbereitet und schloss die Augen, noch bevor die Finsternis wieder kam. Die folgende Blendung nahm ich selbst mit geschlossenen Augen war und als sie erlosch, öffnete ich meine Augen wieder.
18.06.2013Jetzt stand ich aber nicht draußen sondern drinnen. Ich war in einem Büro und saß in einem Sessel. Vor mir war ein Schreibtisch, auf dem zwei kleine schottische Fahnen standen. Mir gegenüber saß der Präsident des Fußballverbandes, den ich sofort wieder erkannte. Auf dem Tisch lag ein großer Stapel mit Blättern und daneben war ein Kugelschreiber einsatzbereit platziert.
Na los, worauf warten Sie? Unterschreiben Sie den Vertrag!Äh, um wie viele Jahre wird er denn verlängert?Der Präsident lachte:
Sie sind ja ein ganz witziger Kerl. Nicht mal eine Stunde beim Verband und schon denken Sie an Vertragsverlängerung. Erstmal wollen wir sehen, ob Sie halten, was Sie versprechen.Ich war völlig verwirrt und wusste nicht, was ich sagen sollte. Den Vertrag zog ich näher zu mir heran und blätterte ihn durch bis ich auf ein Datum stieß. Scheinbar befand ich mich im Jahre 2013. Das war aber doch nicht die Gegenwart.
Das ist zu früh! rief ich.
Wie bitte?DAS IST ZU FRÜH! ICH BIN IM FALSCHEN JAHR! schrie ich jetzt noch lauter aber der Kristall antwortete nicht.
Hat sich meine Sekretärin etwa beim Schreiben des Vertrages vertippt? Eigentlich sollte überall der 18. Juni 2013 als Vertragsbeginn stehen.Nein, es ist alles richtig. Ich unterschreibe das und dann gehe ich.Rasch setzte ich überall dort einen Kringel wo es nötig war. Ich wollte sobald wie möglich wieder nach Hause. Als ich mich zum Gehen aufmachte, gab mir der Präsident noch ein Flugticket. Ich schaute darauf und sah, dass für mich ein Flug nach Nürnberg gebucht war.
Das ist ein falsches Ticket. Ich muss nach München. 2013 bin ich bei Jahn Regensburg angestellt.Geht es Ihnen heute nicht gut? Sie sind Trainer von Greuther Fürth! In Fürth wohnen Sie mit Ihrer Frau und Ihrer Tochter Mia.Total perplex nahm ich das Ticket ohne auf das Gesagte weiter einzugehen. Mit dem Taxi fuhr ich zum Flughafen und landete schließlich wieder in Nürnberg. Von dort aus ging es mit dem Zug nach Fürth. Mit den Koffern im Schlepptau ging ich zum Bahnhofsvorplatz und ich staunte, als ich meinen dunkelblauen Chrysler Stratus dort stehen sah. Daneben warteten Mia und irgendeine seltsame Frau, die mir nicht bekannt vorkam. Natürlich war ich erfreut, dass der Kristall mich und Mia wieder zusammengeführt hatte. Aber wer war diese Frau?
Zögerlich ging ich weiter und wir begrüßten uns.
Hallo Mia. Was ist mit Julia, konnte sie heute nicht kommen?Wer ist Julia? fragte Mia.
Na ich rede von deiner Mutter!Mia und die fremde Frau tauschten ratlose Blicke.
Geht es dir gut Michael? Du siehst so blass aus.Ich... ich erkenne dich nicht wieder. Wer bist du?Ich bin deine Ehefrau! Anita Lagwitz, geborene Fiedler.Kannst du fließend Lettisch?Lettisch? Nein, ich habe mal einige Zeit lang mit meiner Familie in den USA gewohnt. Aber als meine Schwester beinahe beim Einsturz des World Trade Centers ums Leben gekommen wäre, sind wir wieder zurück nach Deutschland gezogen. Deshalb kann ich Englisch sehr gut.Wurde deine Schwester gerettet, weil jemand ihren Schuh die Treppe hinunter geworfen hat?Ja! Woher weißt du das?Ach du dickes Ei! Da ich die Vergangenheit verändert hatte, war in der Gegenwart scheinbar so einiges durcheinander geraten. Schließlich fuhren wir mit dem Auto nach Hause und an meinem PC prüfte ich die Mannschaftsliste von Greuther Fürth, wo ich scheinbar auch im Jahre 2013 Trainer war. Keiner der Namen kam mir vertraut vor:
In der Tabelle sah es zu Beginn der Saison so aus:
Anmerkung: Ich werde auch beim FM 2014 wieder mit argos Logopack arbeiten und auch Hintergrundbilder habe ich wieder dabei. Allerdings hatte ich noch keine Zeit davon Bilder zu machen, weil dieses Monsterkapitel soviel Zeit in Anspruch genommen hat. Ich hab bisher nur den Spielstand gestartet, die zwei Screenshots gemacht, gespeichert und gleich wieder ausgemacht. Also ich habe noch keine einzige Sekunde den FM 2014 spielen können nur damit ihr erstmal was zum Lesen habt. ![Cheesy :D](http://www.meistertrainerforum.de/Smileys/default/cheesy.gif)