@favre: Dabei ist das schon die zensierte Variante. Ursprünglich waren einige Sachen noch krasser geschrieben aber das konnte ich euch nicht zumuten. Da hätts Ärger von den Admins gegeben. Ich hab drei Bücher von Andreas Franz zuhause, die sind alle ähnlich gestrickt und ganz schön heftig zum Lesen.Kapitel 16: Der Harry Potter von Hamburg14.05.2014So wie ich es mir vorgenommen hatte ging ich zu Lucy in ihr Zimmer um ihr auch wieder Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Lucy spielte gerade mit ihrem Puppenhaus und ich setzte mich dazu.
Na Lucy, wie gehts deinen Puppen?Du fragst doch nur damit ich mich nicht ausgegrenzt fühle.Weißt du Lucy, du musst deiner großen Schwester auch mal zur Seite stehen. Sie hat viel durchgemacht.Mia ist nicht meine Schwester. Sie ist... Sie ist... jedenfalls nicht meine Schwester! Aber sie ist auf meine Hilfe angewiesen.Ich soll mich verkriechen weil die Tochter deiner Freundin Probleme hat?Julia ist nicht meine Freundin. Sie ist nur meine Lebensgefährtin.Ist das nicht das selbe?Du bist ganz schön schlau in deinem Alter. Sieben Jahre und schon so ein freches Mundwerk.Dabei knuffte ich ihr herzlich in den rechten Oberarm.
Soll Mia doch in der Hölle schmoren!Hey wer hat dir denn solch böse Worte beigebracht?Du jedenfalls nicht! Du hattest ja nie Zeit für mich!Warum fragst du nicht Julia ob sie mit deinen Puppen spielt?Julia ist doof. Ich will, dass Anita wieder da ist.Das möchte ich auch aber das geht leider nicht. Ich hab doch gesagt, dass Anita jetzt bei deinen Eltern wohnt. Dann mach sie wieder lebendig! Vorher rede ich nicht mehr mit dir!Bitte sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich bin gekommen um mit dir etwas zu unternehmen. Wollen wir in den Zoo gehen?Nein ich möchte jetzt mit meinen Puppen spielen!Entmutigt ging ich wieder aus ihrem Zimmer. Dabei kam mir der Gedanke, dass wir vielleicht expandieren sollten. Das Grundstück, dass wir besaßen, bot genug Platz um noch ein Zimmer an das Haus anzubauen. Problematisch war allerdings die Tatsache, dass man nie genau sagen konnte wie lange ich noch bei Hamburg auf dem Trainerstuhl sitzen würde. Es wäre doch schade wenn ich einen Anbau mühevoll herrichten würde und dann müssten wir wegen einem neuen Job wieder umziehen. Außerdem wollte ich, dass Mia solang sie noch zur Schule ging ihren Freundeskreis behalten konnte. Mia hatte vor ein paar Tagen angefangen zusammen mit Valerie in Gedenken an die tote Vanessa eine Webseite einzurichten, wo Mädchen über ihre Erfahrungen mit gestorbenen Freunden schreiben konnten. Es hatten sich bereits einige Mädchen angemeldet und manche von ihnen hatten ein ähnliches Schicksal erlitten indem sie den selben Kinderschieberring zum Opfer gefallen worden waren.
Von dieser Idee war ich so begeistert, dass ich für Mia und Valerie ein eigenes kleines Spendenkonto einrichtete und Mia außerdem von mir mehr Taschengeld bekam. Davon konnte sie ihre Webseite auf eine bessere kostenpflichtige Version upgraden und machte außerdem in einem Jugendzentrum bei einer AG mit, wo man das professionelle Erstellen von Webseiten erlernte. Das hatte den positiven Effekt, dass Mia außerdem Freunde fand, die in ihrem Alter waren.
Doch kaum hatte ich meine Gedanken von Lucys Gespräch losgelöst, bombardierte mich Mia mit Fragen.
Michael, unsere AG macht heute Abend eine kleine Party. Es kommen auch Jungs. Ich wollte fragen ob du mich und Valerie abholen kannst wenn die Pary vorbei ist. Mit Sicherheit wird es schon dunkel sein wenn wir mit Feiern fertig sind.Wo findet die Party denn statt?In Sittensen.Sittensen lag ungefähr auf halber Strecke Richtung Bremen.
Und wie kommst du und Valerie dort hin?Wir treffen uns alle im Jugendzentrum und fahren dann gemeinsam mit unserem Leiter nach Sittensen. Aber er hat gesagt nach Hause müssen wir alle alleine. Es wohnen nicht alle aus unserer Gruppe in Hamburg, deshalb war die Überlegung, ob es nicht einfacher wäre wenn jeder allein zurückfährt. Manche wohen da auch gleich um die Ecke.Aber wie kommt Valerie von Bremen nach Hamburg? Wird sie von ihren Eltern gebracht?Nein sie fahren sie nur nach Sittensen. Danach will sie bei uns übernachten.Moment, wo soll sie denn schlafen? Du hast kein eigenes Zimmer!Auf das Ausziehbett unserer Couch passen doch zwei Leute!Also ich weiß nicht, du machst uns wieder ganz viel Stress. Könnt ihr Weiber solche Dinge nicht mal drei Tage im Vorraus sagen? Deine Mutter überfällt mich auch jedes Mal.Du brauchst dir gar keinen Stress machen. Ich werd das alles organisieren - Bettwäsche raussuchen, Koffer tragen... Wenn du willst putze ich auch das Wohnzimmer.*seufz*
Was sagt Mama dazu?Julia schien das Gespräch belauscht zu haben denn sie rief:
Ich erlaube ihr das. Mia sollte sich mal so richtig austoben können!Oder willst du, dass ich mit der Bahn nach Hause fahre - im DUNKELN? Da bin ich wohl 2 zu 1 überstimmt wenn deine Mutter das Okay gibt... Wann ist denn die Party zu Ende?So ungefähr... um 4 Uhr morgens.BIS 4 UHR MORGENS!?Wir haben doch einen erwachsenen Aufpasser dabei. Uns passiert wirklich nichts!Widerwillig und gegen meinen inneren Schweinehund ankämpfend willige ich dazu ein Mia nach der Party abzuholen.
15.05.2014Mitten in der Nacht fuhr ich mit meinem Chrysler los und kam erwartungsgemäß ohne Stau ans Ziel. 10 Minuten vor 4 traf ich in Sittensen ein, wo die Party scheinbar noch im Gange war. Aus der Jugenddisko dröhnte laute Musik und die Lichter brannten noch. Ich gab ihr 10 Minuten Zeit herauszukommen - danach würde ich das Gebäude stürmen. Aber Mia und Valerie kamen tatsächlich pünktlich aus dem Haus und ich half Valerie ihren kleinen Koffer ins Auto zu legen.
Hallo Valerie begrüßte ich sie freundlich.
Hallo Herr Lagwitz, wie Sie sehen ist auf uns Verlass.Du kannst ruhig Michael zu mir sagen.Okay Michael.Wir machten uns auf dem Heimweg und mir war schon etwas unheimlich. Es war ein pechschwarzer sternenloser Himmel und ich saß mit zwei Kindern allein im Auto. Die ersten paar Kilometer waren wir ganz alleine auf der A1 unterwegs und ich fuhr bewusst etwas schneller, um vielleicht einen anderen Autofahrer einzuholen. Tatsächlich sah ich kurz vor Hollenstedt endlich wieder Rücklichter eines anderen Autos und freute mich, dass wir nicht das einzige Auto auf der Straße waren. Als ich näher kam, sah ich, dass es ein Kleintransporter mit offenem Anhänger war. Auf dem Anhänger waren Eisenrohre, Leitern und Farbtöpfe festgegurtet, die bei jeder Bodenwelle gefährlich hin und her schwankten. Ich hätte wohl nicht so viel
Final Destination 2 sehen sollen denn jetzt hatte ich ständig die Vision vor Augen, dass wir von herabfallender Ladung durchbohrt werden würden. Sicherheitshalber begann ich, das Gespann zu überholen um die Gefahrenquelle hinter uns zu lassen.
Brav setzte ich den Blinker, vergewisserte mich, dass die Spur neben uns frei war und zog rüber. Plötzlich sah ich im Scheinwerferlicht des Kleintransporters etwas schwarzes. Im ersten Moment dachte ich, es wäre ein Wildschwein. Der Kleintransporter machte ein überraschendes Ausweichmannöver nach links. Doch irgendwas musste er getroffen haben, denn augenblicklich wurde das Fahrzeug an der Anhängerdeichsel rumgeschleudert. Das Zugfahrzeug kippte um und rutschte funkensprühend auf der Seite weiter. Ich versuchte auszuweichen aber der Anhänger war längst nicht mehr mit dem Zugfahrzeug verbunden und brach unkontrolliert in unsere Richtung aus. Die Gurte rissen von der Wucht des Aufpralls und die Ladung kam in unsere Richtung geflogen. Etwas traf den Kühlergrill des Chrysler, ein roter Farbtopf ergoss sich über unsere Windschutzscheibe und ich versuchte den umherfliegenden Teilen weiter auszuweichen.
Die Windschutzscheibe war so zugekleistert mit Farbe dass ich nichts mehr sehen konnte. Ich drehte das Lenkrad nach links und spürte unseren Einschlag in die Leitplanke. Danach schlug irgendein Gegenstand durch die Scheibe und ich spürte, wie mich etwas am Kopf traf. Mir wurde schummrig vor Augen aber ich musste unbedingt das Auto zum Stehen kriegen. Also trat ich solange auf die Bremse bis ich schließlich meine Kräfte verlor.
Aber ich war noch vollkommen wach. Nur konnte ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Alles drehte sich und vorsichtig fasste mich mit meiner rechten Hand an die Schläfe. Meine Hand wurde warm und kaum hatte ich sie wieder vom Kopf genommen, sah ich, dass meine Hand voll roter Farbe war. Dumpfe Stimmen waren zu hören, die sich gruselig anhörten, als sie in meinem Kopf echoten.
Michael, geht es dir gut? Du blutest!?Das ist nur Farbe! sagte ich wobei ich sogar lachen musste. Die Situation war schon ziemlich bekloppt. Ausgerechnet rote Farbe...
Ich drehte meinen Kopf wobei ich das Gefühl hatte unser ganzes Auto würde sich drehen. Es war wie auf einem exotischen Drogentrip. Dann machte ich die Fahrertür auf und stieg aus. Aber in meinem Kopf drehte es sich so heftig, dass ich gleich wieder umkippte und jetzt neben der Leitplanke lag. Vom Boden aus konnte ich den auf der Seite liegenden Kleintransporter sehen. Das Modell schien einer dieser potthässlichen Renault Master der neuesten Generation zu sein. Der Anhänger lag auf dem Kopf mit der Deichsel himmelwärts gestreckt. Irgendwo musste doch das Wildschwein sein, mit dem er zusammengestossen war. Aber das einzige, was ich sehen konnte, war ein drittes Fahrzeug, dass neben dem Transporter stand. Wo war das denn plötzlich hergekommen? Da war doch sonst niemand gewesen. Es sei denn, das dritte Auto war das Hindernis, mit dem der Kleintransporter kollidiert war. Doch es stellte sich weiterhin die Frage, warum ich es nicht schon vorher gesehen hatte.
Als das Kreiseln im Kopf langsam nachließ und die Geräusche wiederkamen, bemerkte ich erst, dass Mia neben mir saß und mir etwas auf den Kopf drückte.
Was ist passiert?Ich habe den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Kofferraum geholt und das Warndreieck aufgestellt. Jetzt habe ich dir gerade ein Pflaster auf die Platzwunde geklebt. Valerie hat die Warnblinker unseres Wagens angemacht und kümmert sich um die anderen Leute. Hast du dein Handy dabei Michael?Es liegt in der kleinen Ablage unter dem Radio. Du musst 112 anrufen. Wir sind auf der A1 bei Hollenstedt, Fahrtrichtung Hamburg.Danach verschwand Mia und ich hörte, wie sie im Wagen kramte. Erneut fasste ich mir an die Schläfe wo jetzt das Pflaster war. Ich sah, wie meine Jeans voller roter Farbe war und drehte mich weiter um. Unser Wagen war nicht schwer beschädigt. Eine Leiter hatte unseren Kühler aufgespießt, wo nun Kühlwasser austrat. Das Ende eines Eisenrohres schaute aus der Windschutzscheibe und der linke Außenspiegel war abgerissen. Alles noch reparabel dachte ich.
Irgendwann war Mia fertig mit telefonieren und ich hatte es immerhin geschafft, mich hinzusetzen.
Ich glaub wir brauchen einen Feuerlöscher! Hast du sowas auch im Auto?Nein! Wozu brauchst du einen Feuerlöscher?Da steigt weißer Rauch aus unserem Wagen.Das ist nur austretendes Kühlwasser, dass auf heiße Motorteile trifft. Keine Panik, es wird nicht explodieren. Ein allgemeiner Irrglaube, der von Hollywood verbreitet wird und jetzt auf deutschen Straßen Angst und Schrecken verursacht... Es soll sogar Leute geben, die sich nicht anschnallen damit sie im Notfall aus dem bald explodierenden Auto schneller rauskommen. Dumm nur, dass man unangeschnallt meist erst richtig im Auto eingeklemmt wird und das die Rettung erschwert.Dann kam auch Valerie dazu.
Michael, du musst uns helfen! Es ist noch kein anderes Auto da wo uns jemand helfen konnte. Die Frau aus dem anderen Wagen reagiert nicht auf mich wenn ich sie anstupse.Obwohl mir immer noch etwas schwindelig war, schaffte ich es, mich vom Boden abzustützen und aufzustehen. Ich ging um den Transporter herum und sah das schwarze Auto, dass scheinbar wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Front war so brutal zusammengestaucht worden, dass man außer dem Motor und Kühlwasserausgleichsbehälter kaum etwas wiedererkennen konnte. Die Frau lag mit dem Kopf auf ihrem Airbag und war glücklicherweise angeschnallt. Ich hob vorsichtig den Kopf und schob den Airbag etwas zur Seite, damit die Frau überhaupt Luft bekam. Dann ließ ich sie los und schüttelte sie leicht, so wie ich das aus dem Erste-Hilfe-Kurs kannte. Doch sie reagierte tatsächlich nicht aber sie war so im Auto eingeklemmt, dass ich sie auch nicht rausholen konnte.
Als nächsten Schritt tastete ich ihren Puls ab. Das Herz schien noch zu schlagen obwohl ich das nicht hundertprozentig zu sagen vermochte, da mein Herz so kräftig schlug, dass ich es für möglich hielt, meinen eigenen Puls gefühlt zu haben. Ich drehte mich zu den beiden Mädchen um, die hilflos da standen. Keiner der Beiden schien verletzt aber der Schock war ihnen ins Gesicht geschrieben.
Ist sie tot?Ich glaube ich habe noch den Puls gespürt.Oh Gott, oh Gott! Ich komm ins Gefängnis.Wo kommt denn die Stimme plötzlich her?!Valerie riss die Augen auf und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf etwas hinter mir.
Oh nein, bitte nicht! Ich komm ins Gefängnis, ich komm ins Gefängnis!Ich drehte mich um und sah die Frau, die sich im Sitz zurückgelehnt hatte und auf ihre blutverschmierten Hände schaute.
Ganz ruhig, so schnell kommen Sie nicht ins Gefängnis. Es war doch bloß ein Unfall.Wie geht es dem anderen Fahrer?Den anderen Fahrer hatten wir tatsächlich ein wenig vergessen. Aber Valerie wusste scheinbar die Antwort.
Wir konnten ihn nicht aus dem Auto rausholen aber er bewegt sich noch und er konnte auch mit uns sprechen.Oh nein! Ich komm ins Gefängnis! Das glaubt mir doch kein Mensch, dass das bloß ein Unfall war.Am Liebsten hätte ich ihr gesagt, dass ich ihr glaubte, aber ich war mir immer noch nicht sicher, wie das überhaupt passiert war.
Der Fahrer aus dem Transporter hat gesagt, das andere Auto kam ohne Licht auf ihn zugerast. Er hat noch versucht auszuweichen aber das Auto soll wohl seiner Ausweichbewegung gefolgt sein.Meinst du etwa, sie war als Geisterfahrerin unterwegs?!So hört sich das jedenfalls an. War das vielleicht sogar Absicht? Wer fährt sonst ohne Licht bei tiefster Dunkelheit und dann auch noch in falscher Richtung?Im selben Augenblick hörten wir die Bremsgeräusche eines anderen Fahrzeuges. Ich drehte mich um und tatsächlich war endlich ein anderer Verkehrsteilnehmer an der Unfallstelle angekommen. Ein junger Mann stieg aus und kam auf uns zu. Er sah besorgt auf meinen Kopf und dann auf die Mädchen.
Setzen Sie sich bitte hin, ich mache das schon. sagte er zu mir.
Nein ich setz mich nicht hin, es geht mir gut!Doch jetzt drängten auch Valerie und Mia darauf, dass ich mich wieder auf den Asphalt setzte. Es machte mich nervös, als ich gehorsam das machte, was mir gesagt wurde. Während der Mann anfing, den anderen Leuten zu helfen wurde ich gezwungen, tatenlos zuzusehen. Kaum war der erste Wagen angekommen bildete sich sofort ein kleiner Stau auf der Autobahn. Die Trümmer lagen über die komplette Fahrbahn verteilt und deshalb gab es für niemanden ein Durchkommen. Mia ging los und forderte einige Leute auf, mitzuhelfen. Deshalb kam dann ein älterer Herr zu mir und fing an, sich große Sorgen zu machen. Immer und immer wieder sagte ich, dass mit mir alles in Ordnung war aber keiner schien es hören zu wollen. Noch bevor der Notarzt eintraf, schaffte Mia es tatsächlich, die Aufmerksamkeit von drei Erwachsenen auf mich zu ziehen, während am Horizont langsam die Sonne aufging.
Jetzt ist aber mal Schluss! Ich will nicht wegen ein bisschen Farbe im Gesicht bemuttert werden!Vor Wut verzerrte ich mein Gesicht und plötzlich kehrte der Schmerz wieder zurück. Es war ein unangenehmer Schmerz, der so war als hätte jemand mit dem Hammer auf meinen Kopf geschlagen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte um.
In der Notaufnahme des Krankenhauses wurde ich wach. Ein Doktor ging in regelmäßigen Abständen durch den großen Aufnahmebereich und sah sich die neu dazu gekommenen Patienten an. Als er bei mir ankam, leuchtete er mir in die Augen und strich die Haare aus dem Gesicht. Etwas unsanft riss er das Pflaster von meinem Kopf und schaute sich die Stelle an.
Das muss genäht werden Herr Lagwitz. Sie haben eine Platzwunde am Kopf.Quatsch, das ist nur Farbe!Ein bisschen Farbe ist da tatsächlich im Spiel aber die Mehrheit davon ist Blut. Als Arzt werde ich den Unterschied zwischen Blut und Farbe wohl noch kennen. Die Schwester wird ihnen einen neuen Verband drauf machen bis sie an der Reihe sind. Es wird noch ein paar Minuten dauern.Wo sind meine Kinder?Soweit ich das mitbekommen habe plündern sie gerade den Snackautomaten. sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Nach ein paar Minuten kamen Mia und Valerie wirklich mit Süßigkeiten an. Ich bekam eine Packung M&Ms, die ich sofort anfing aufzureißen und zu naschen.
Leider hatten sie kein Bier. Ich hoffe, das macht nichts.Das stört mich nicht. Euch gesund zu sehen ist die beste Medizin. Wenn ich daran denke, was Lucy heute morgen zu mir gesagt hat... man sollte seine Wünsche nicht zu laut äußern!Wieso? Was hat sie gesagt? Hat sie schon wieder über mich gelästert?!Du darfst ihr das nicht übelnehmen Mia -Was schert mich die kleine Göre? Mir nimmt sie doch auch alles übel! Sie hasst mich!Sie hasst dich nicht. Es ist nur schwierig weil sie weniger Aufmerksamkeit bekommt als zuvor.Seh ich so aus als wollte ich soviel Aufmerksamkeit?Natürlich nicht. Aber sie ist doch noch so jung und hat andere Sichtweisen als wir. Du bist die große Schwester und musst deshalb auch mal zurückstecken.Hab ich aber keine Lust zu! Soll sie doch ihr Ding machen!Bisher hatten Mias böse Vergangenheit ihre Pubertät scheinbar perfekt verschleiert. Jetzt kam sie erst richtig zum Vorschein. Als ich endlich aufgerufen wurde und man mich im Rollstuhl zu den Operationssälen brachte, musste ich auf den OP-Tisch klettern und mich hinlegen. Dann wurde ich örtlich betäubt und die Platzwunde am Kopf mit 12 Stichen genäht. Nach der Operation wurde für mich ein Krankentransport organisiert und man fuhr mich mit den Kindern nach Hause. Dort wartete bereits eine sehr besorgte Julia. Im Chaos hatten wir gar nicht daran gedacht sie anzurufen. Die Leute vom Krankentransport halfen mir beim Aussteigen und ich ging zur Haustür wo mir Julia die Tür aufhielt und ich mich erstmal auf die Couch setzte.
Oh Gott was ist passiert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Sogar bei Valeries Eltern habe ich angerufen aber die wussten auch nicht wo ihr seid. Die werden bestimmt schon auf den Anruf warten.Direkt vor uns ist eine Geisterfahrerin mit einem Kleintransporter frontal zusammengestoßen. Der Transporter hatte einen kleinen Anhänger am Haken und die Ladung hat sich durch den Zusammenstoß gelöst und ist auf unserem Auto gelandet.Ach herrje. Ist euch was passiert?Also Valerie und ich haben keine Verletzungen. Aber Michael ist von einem Eisenrohr am Kopf getroffen worden.Die Wunde musste mit 12 Stichen genäht werden!Immer diese Geisterfahrer! Hoffentlich ist niemand gestorben!Soweit ich weiß hat es die Geisterfahrerin am Schlimmsten erwischt. Aber als wir zum Krankenhaus weggefahren wurden hieß es nur, dass es keine Toten gab.Dem Himmel sei dank! Ich hatte schon die Befürchtung, dass ihr tot seit weil sich keiner gemeldet hat. Was macht das Auto?Naja das Übliche. Ein Unfallgutachter wertet alles aus wegen dem Unfallhergang und so weiter.Das meinte ich nicht. Kann man das alles reparieren?Den Kühler hats zerrissen, die Windschutzscheibe hat ein Loch und der Außenspiegel ist ab. Sind aber alles Sachen, die man nur ersetzen muss. Es ist kein Totalschaden. Die Karosserie ist nicht verbogen.Wenn du ein Auto für die Arbeit brauchst, kannst du solange meins nehmen. Zu meiner Arbeit kann ich auch mit dem Bus fahren.Der Verein hat Sommerpause. Ich werde gerade nicht gebraucht.Das stimmte tatsächlich, denn ich wurde erst wieder gebraucht, als die Ausleihphasen unserer Spieler endeten. Wir konnten die Verträge mit allen Spielern verlängern. Aber trotzdem wollte ich einige von ihnen verkaufen. Warum hab ich dann ihre Verträge verlängern lassen werden sie sich fragen. Ganz einfach: Dann könnte ich für sie noch eine hübsche Ablösesumme kassieren. Für die zweite Liga brauchten wir keinen 10-Millionen-Kader. Es reichte vollkommen aus, wenn wir das ganze Programm auf Sparflamme laufen ließen. Trotzdem musste der Fehler in unserem System gefunden werden um nicht gleich weiter in die dritte Liga abzurutschen... Was konnte ich da tun?
30. Juni 2014 - Anmerkung des Autors: Zur besseren Übersicht fasse ich alle Transfers der Sommerpause an einem Tag zusammen. In Wirklichkeit habe ich aber nicht alle an einem Tag verpflichtet. Neuverpflichtungen in Fettdruck.Zunächst kehrten die beiden Wolfsburger Hedwiges Maduro und Alexander Büttner am Ende ihrer Ausleihe in ihre Heimat zurück. Beide Spieler waren eh eine bittere Enttäuschung und hatten uns keinen Vorteil gebracht. Auf der anderen Seite war jetzt
Thomas Rathgeb wieder da, der an Fürth ausgeliehen gewesen war. Der deutsch-chinesische Mittelfeldspieler
Lam Zhi Gin kam mit einer Packung Cannabis von seiner Leihe in Groningen heim.
Mein Arbeitsvertrag wurde um drei (!) Jahre verlängert, sodass George wohl mindestens bis Juni 2017 mit mir plante. Das war Rekord, um so viele Jahre wurde mein Vertrag noch nie verlängert (auch nicht beim alten Save).
Nun bestand die Transferwelt ja nicht nur aus Leihspielern sondern es musste auch Geld ausgegeben werden um unseren maroden Kader zu renovieren. Matthias Schober als Torwart war eine ziemliche Nullnummer und Ivan Kardum blieb vorerst die Nummer 1 in meinen Planungen. Überhaupt konnte ich mich nicht daran erinnern, dass Schober jemals einen Ball abgewehrt oder festgehalten hatte. Vielleicht sollte er ins Fitnessstudio gehen und Sumoringer werden. Ich hörte, der Kertonson auf den Fidschi-Inseln suchte grad Nachwuchs. Möglicherweise könnte sich Schober da unterschmuggeln - die sahen sowieso alle gleich aus. Aber ich wollte Schober nicht gehen lassen ohne dafür Geld zu kassieren. Also hielt ich ihn mir solange als Mastschwein.
Für den Neuhaus-Abgang hatte ich schon während der Saison einen Ersatz gefunden.
Peter Messemaker wechselte ablösefrei von Quick Boys Katwijk. Um jetzt aber endlich Geld in unserer mächtigen Lostrommel zu haben durfte Gojko Kacar sehr zum Missfallen unseres Fanklubs für 3,5 Millionen Euro wechseln. Er fand bei VfL Wolfsburg sein neues Glück. Von Glück konnten auch wir reden. Mit über 3 Millionen Euro im Gepäck und meiner Narbe an der Stirn, sprach ich beim VfB Stuttgart vor.
Matthias Sammer begrüßte mich in seinem Büro.
Hallo Herr... äh... wie heißen Sie nochmal?Martin Anders. Hallo.Sorry aber ich habe noch nie etwas von Ihnen gehört.Keine Angst, da sind Sie nicht der Erste.Also Sie wollen uns 3 Mille bieten um uns einen Spieler abzukaufen, richtig?Genauestens. Einen Mittelfeldspieler hätt ich gern. Möglichst einen Offensiven.Das ist gut, dass gerade Sie kommen. Ich hab da so einen Spieler im Team... der schwärmt während des Trainings die ganze Zeit vom HSV. "Oh der HSV macht dies"... "Der HSV macht das"... "Oh wenn der HSV ein Gott wäre würde ich ihn anbeten". Das ist total demoralisierend für meine Jungs. Kann ich Ihnen die Knalltüte verkaufen?Eine Nervensäge? Da zahl ich nur 2 Millionen.2,8!2,1!2,6, das ist mein letztes Angebot!Und ich sag 2,3. Höher geh ich nicht.Na schön, dann sag ich 2,5 Millionen!Das ist gebongt!Und so kaufte ich *TROMMELWIRBEL*
Robert Tesche für 2,5 Millionen Euro! Der Ex-Hamburger kehrte damit an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Was ist das eigentlich für eine Narbe da an der Stirn? Sind Sie Harry Potter?Nein ich hatte einen kleinen Autounfall mit einem Geisterfahrer.Ein Geisterfaher?! Ach du sch... Ich hoffe, der Typ verreckt. Warum können diese Leute nicht von Brücken springen oder gegen einen Baum fahren? Immer müssen andere Leute dafür sterben.Das ist aber ziemlich herzlos. Bei dem Unfall ist niemand gestorben!Na und? Der Geisterfahrer hat das aber in Kauf genommen.Außerdem ist noch gar nicht klar ob es ein Selbstmordversuch war.Aber wir wollten nicht bloß deutsche Spieler kaufen - unser Kader sollte international bleiben. Deshalb kaufte ich gleich den nächsten OM. 210,000 € wurden an De Graafschap Doetinchem überwiesen damit wir uns die Dienste des Serben
Nenad Srekovic (
http://en.wikipedia.org/wiki/Nenad_Sre%C4%87kovi%C4%87) sichern konnten. Um gleich die nächste Bombe platzen zu lassen durfte Jacopo Sala für 2,5 Millionen Euro zum VfB Stuttgart wechseln. Ironischerweise bedeutete das, dass Sammer mein Geld gleich wieder an mich zurücküberwies.
Julian Baumgartliner durfte sofort hinterher und wechselte für 4 Millionen zu FC Stade Rennes.
Doch ich wusste gar nicht, was ich mit 7 Millionen Euro Transferbudget anfangen sollte! Vor lauter Schreck "kaufte" ich
Emiel Bosmans ablösefrei, der mir von meinen Scouts empfohlen wurde. Zuletzt war er in den Diensten von FC Brügge gewesen.
Okay das war nur ein Scherz. Natürlich wusste ich, was mit soviel Geld zu tun war. Der Zweitplatzierte bei Deutschlands U18-Spieler des Jahres 2010,
Reinhold Yabo, kam für 2,2 Millionen Euro vom 1. FC Köln. Ein eher kleiner Wechsel war der Abgang von Tolgay Arslan, für den Fenerbahce nur 425,000 € zu zahlen bereit war. Zum Abschluss der Transferphase kauften wir dann noch unseren Traummann. Die brasilianische Koryphäe
Paulo wurde für 150,000 Euro unter Vertrag genommen. Er gewann dieses Jahr das Tournoi Espoirs de Toulon mit Brasilien und war mein persönlicher Lieblingstransfer! Im Anschluss an dieses Kapitel hatte ich noch eine Abstimmung beigefügt, wo ihr eure Stimme abgeben durftet, wer eurer Meinung nach die Topverpflichtung des Jahres war. Von den New-Gens hatte ich die Daten beigefügt und bei den Anderen konnte euch Wikipedia weiterhelfen.
Für die erste Runde des DFB-Pokals wurde uns Jahn Regensburg aus dem Topf gezogen. Hätte schlimmer kommen können aber warum ausgerechnet mein ehemaliger Arbeitgeber? Spanien konnte bei der WM leider seinen Titel verteidigen und Jupp Heynckes beendete seine Karriere als Nationaltrainer Deutschlands. Seinen Platz nahm Robin Dutt ein.
Freundschaftsspiele:FC Libourne - Hamburg Hanseatics: 0 - 3
Jura Sud - Hamburg Hanseatics: 0 - 3
19.07.2014Endlich ging wieder der Ernst des Lebens los und der "Harry Potter Hamburgs" saß wieder auf der Trainerbank. Yeah!
Hamburg Hanseatics - RB Leipzig: 0 - 0
27.07.2014Der Hauptstadtklub ließ unsere Hosen runter und gab uns mal gleich 4 Tore als Pausenbrot in die Halbzeit mit. Das wurde von unseren Spielern weggefuttert wie Cannabis auf dem Wochenmarkt und sie meldeten sich affengeil zurück.
Hertha BSC - Hamburg Hanseatics: 4 - 2
Kahlenberg (6.), Fürstner (17.), Lasogga (22., 36.) - Madlung (39.), Besic (54.)
03.08.2014Gegen Aufsteiger FSV Frankfurt war eigentlich ein Sieg notwendig. Aber unser Neuling Robert Tesche hatte noch nicht sein Niveau erreicht.
Hamburg Hanseatics - FSV Frankfurt: 0 - 0
08.08.2014Ohje... also nach aktuellem Stand waren wir genauso gut wie die Aufsteiger. Nämlich grottenschlecht. Sollten wir wirklich gleich weiter in die Dritte absteigen? Subasic war der erste Spieler der neuen Saison der sich verletzte.
FC Augsburg - Hamburg Hanseatics: 3 - 1
Mölders (40.), Ndjeng (53.
Elfmeter, 69.) - Madlung (62.)
16.08.2014 DFB-Pokal 1. RundeDoch irgendwas hatte ich an der Taktik geändert, denn plötzlich spielten wir wie ausgewechselt. Nur 3 - 2 gegen Regensburg gewonnen ist doch nix sagen sie? Tja aber wir hatten 18 gottverdammte Torchancen. So viele wie schon seit fast einem Jahr nicht mehr. Das Problem war einfach, dass Regensburg auch sehr gut spielte. Also unser Sieg war wirklich was auch wenn er knapp ausfiel. Robert Tesche machte sein erstes Tor seit seiner Rückkehr zum HSV.
Jahn Regensburg - Hamburg Hanseatics: 2 - 3
T. Schweinsteiger (26.), J. Müller (53.) - Chrisantus (16.), Ilicevic (51.), Tesche (83.)
Aus den Glücklichen wurden aber schnell die Unglücklichen, nachdem SC Freiburg als unser nächster Pokalgegner ausgerufen wurde. Das würde sicher ein knallhartes Duell gegen die Mannschaft aus der deutschen Topliga werden. Ich hatte schließlich unsere komplette Mannschaft auf 2. Liga Niveau verkauft und das könnte uns möglicherweise teuer zu stehen kommen.
Abends fand sich ein neuer Brief in unserem Briefkasten. Amtsgericht Hamburg hieß der Absender. Es war die Einladung zur Gerichtsverhandlung für den Geisterfahrer-Crash. Am 26. August sollte ich als Zeuge aussagen.
24.08.2014BÄM, BÄM, BÄM! Chrisantus hatte eine Torflaute? Das sah ich aber anders! LOOOL! Okay also eigentlich hatte ich doch gesagt, dass Tesche und Paulo meine neuen Stars sein sollten. Von Chrisantus war nicht die Rede! Ist ja 'ne Sauerei! So ein Angeber!
Hamburg Hanseatics - Hansa Rostock: 3 - 0
Chrisantus (12., 17., 54.)
Nach dem Spiel wollten alle "Hamburgs Potter" interviewen. Ich hatte dunkle Vorahnungen warum.
Herr Anders, eine kurze Frage bitte! wurde ich von einem Fernsehmoderator unfreundlich in Empfang genommen, der mir mit dem Mikro auf die Nase schlug.
Ey, passen Sie mal auf, wo Sie Ihr Ding reinstecken!Übermorgen haben Sie einen Gerichtstermin wegen des beinahe tödlichen Geisterfahrerunfalls auf der A1 am 15ten Mai 2014. Was sagen Sie dazu?Ja äh... ist ja nichts passiert oder?Aber Sie wären doch beinahe von einem Eisenrohr aufgespießt. Außerdem hatten Sie zwei Kinder am Bord.Und andere Leute sterben an AIDS. Mein Gott, Sachen passieren eben. Da mache ich mir keine Vorwürfe.Sind Sie nicht wütend auf die Geisterfahrerin?Ist mir völlig Wurscht. Wir sind in der nächsten Runde vom DFB-Pokal und das zählt.Aber das kann ja nicht das Niveau sein, dass sich alle Leute als Geisterfahrer umbringen wollen. Das dürfte auch Ihnen klar sein oder?Was wollen Sie jetzt von mir so kurz nach 'nem Spiel? Ich kann Sie nicht verstehen.Ich gratuliere Ihnen erstmal zum Sieg und dann wollte ich fragen wie Sie die bevorstehende Gerichtsverhandlung angehen.Glauben Sie so eine Gerichtsverhandlung ist 'ne Karnevalsveranstaltung oder was? Ich leg mich erstmal 2 Tage in die Eistonne und dann sehen wir weiter.