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Autor Thema: [Beendet] Ein Deutscher im Schottenrock  (Gelesen 34527 mal)

Purzel89

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Re: [FM 2012] Ausgebuht und abgeschoben - 11 Männer allein im Wald
« Antwort #20 am: 18.September 2014, 00:41:03 »

@DayDreamer & favre: Nicht in Portland! ;D Aber USA ist schon mal richtig.
Mir kam die Idee zu dieser verrückten Geschichte wirklich über Nacht und ich hatte nicht gedacht, dass mir noch was einfallen würde.
@Jake611: Ich nehm das mal als Kompliment. Danke  8)


Kapitel 8: Nicht in Portland

19.05.2013

Da ich noch nicht das Rätsel um Lucy lösen konnte, sandte ich eine Bewerbung an Jahn Regensburg. Schon nach kurzer Zeit kam die Antwort mit einer Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich machte mich wie vereinbart auf den Weg und musste feststellen, dass Präsident Sebastian Burchert höchstpersönlich das Gespräch führte.

Herr Anders, das ist ihr Name richtig?
Genau!
In Ihrer Bewerbung schreiben Sie, dass sie bereits Erfahrung als Fußballtrainer haben. Ich habe versucht, ihren Namen im Internet zu finden aber es gab keinen Martin Anders, der irgendwo als Trainer aktiv war.

Oh verdammt, das war problematisch. Denn bei meinen alten Vereinen war ich natürlich als Michael Lagwitz eingetragen.

Ich habe bei SFK Varaviksne Liepaja gearbeitet und die haben keine eigene Webseite.
Na dann rufe ich da gleich mal an und erkundige mich, ob dort ein Martin Anders gearbeitet hat. Oder hören Sie gleich auf mit Ihren Spielchen und erzählen die Wahrheit?

Damit war ich wohl endgültig in die Falle getappt. Jetzt musste ich lügen weil Herr Burchert die Wahrheit nicht glauben wollte.

Okay ich habe noch keine Trainererfahrung. Dann werde ich wohl jetzt gehen müssen.
Nein, mir gefällt Ihre Art. Sie wollen den Job wirklich?
Ja, wieso?
Es ist so... der Verein steht kurz vor der Insolvenz und eigentlich...
Eigentlich was?
Wir haben kein Geld um ihnen Lohn auszuzahlen. Sie müssten also freiwillig unentgeltlich für uns arbeiten. Wenn wir wieder solvent sind, dann gibt es auch Lohn für Sie.
Das macht nichts, mein letzter Verein hat mir genug gezahlt. sagte ich gehässig.
Gut, dann nur noch den Vertrag unterschreiben und wir sind fertig.

Als ich die vertraglichen Sachen fertig hatte, fuhr ich nach Hause.



Da ich jetzt endlich wieder ein Traineramt hatte, konnte ich mich beruhigt Lucy zuwenden. Andererseits... konnte ich je beruhigt sein, wenn jemand Lucy umbringen wollte?

20.05.2013

Am nächsten Tag fiel mir einfach nichts besseres mehr ein als Lucy selbst zu fragen.

Lucy, weißt du welchen Beruf deine Eltern hatten oder wo sie arbeiteten?
Ich weiß nicht. Papa hat immer nur gesagt, dass seine Arbeit damit zu tun hat, wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint.

Noch ein Rätsel? Das durfte doch nicht wahr sein! Die ganze Familie muss in Rätseln gelebt haben. War ich Indiana Jones oder was?

Also wenn man einen Regenbogen sieht. Weißt du noch was ein Regenbogen ist?
Ja du hast es mir doch gezeigt.
Okay. Kann ich mir mal deinen Teddy ausleihen?
Ja mach, aber bring ihn mir wieder zurück!

Ich schnappte mir den Teddy von ihrem Bett und ging in mein Arbeitszimmer. Dann schaltete ich den Computer ein, drehte den Teddy um und las nochmal den Spruch. Das Rätsel ergab weder vorwärts noch rückwärts gelesen einen Sinn. Selbst wenn ich jedes Wort wie ein Anagramm veränderte, wurde ich nicht schlauer. War "See Consequences" oder "Discovery Truth" wichtig? Hatte es mit dem Space Shuttle Discovery zu tun? Das stand seit April 2012 im Smithsonian Museum in Washington D.C. aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es darum ging.

Vielleicht hatte mir der Polizist auch heimlich einen Tipp geben wollen. Er hatte doch den Hafen von Portland erwähnt. Aber was sollte ein lettischer Polizist mit der Sache zu tun haben? Seine Ratlosigkeit in Bezug auf den Tod von Lucys Eltern schien echt. Wütend wegen dieser scheinbar unlösbaren Aufgabe nahm ich den Teddy und warf ihn mit solcher Wucht gegen die Scheibe, dass ein Sprung im Glas entstand und der Teddy kopfüber auf den Boden fiel und auf der Seite liegen blieb.

Vom Schreibtischstuhl hatte ich eine ganz andere Perspektive auf den Schriftzug, der auf der Latzhose stand. Aus diesem Winkel sah ich nur die rechten Worte des Rätsels: "Truth or Consequences"! Das gab mir den nötigen Geistesblitz. Ich tippte die drei Worte in den Computer. Truth or Consequences war ein kleiner Ort im Bundesstaat New Mexico in den USA. Gleichzeitig klingelte mein Telefon.

Anders am Apparat, wer da?
Verpakovskis von der lettischen Polizei ist dran. Ich hab noch nichts neues über Lucys Familie aber ich habe herausgefunden, dass AirBaltic eine von wenigen Fluglinien ist, die noch nie einen Toten zu beklagen hatte obwohl es sie schon seit 1995 gibt. (http://www.planecrashinfo.com/noaccident.htm) Seltsam, dass ausgerechnet Flug 642 bei der Landung in Riga einen plötzlichen Triebwerksausfall hatte. Der Mechaniker, der das Flugzeug überprüfte, als es sich in Johannesburg befand und für den Flug nach Riga aufgetankt wurde, starb unter mysteriösen Umständen. Raten Sie mal wie?
Eine Autobombe?
Nein, das Gaspedal seines koreanischen Wagens blockierte und er rauschte bei rot über eine Ampel, als er von einem LKW auf die Hörner genommen wurde.
Also hat er das Flugzeug sabotiert und als er die Sache an die Presse bringen wollte, hat man ihn umgebracht.
Korrekt. Ich schlage vor, sie wechseln in nächster Zeit häufiger ihren Wagen und lassen ihn möglichst jederzeit beaufsichtigt.
Ich dachte, die Leute glauben ich wäre tot.
Ja. Aber wenn Sie anfangen, in der Sache rum zuschnüffeln, wird das früher oder später Wellen schlagen.
Ach übrigens, ich habe auch etwas herausgefunden. Ich glaube die Spur führt mich in die us-amerikanische Kleinstadt Truth or Consequences. Da werde ich so schnell wie möglich hinfliegen.
Früher hätte ich gesagt, sie sind verrückt aber nach alldem was passiert ist, glaube ich an alles. Ich geb ihnen einen Tipp. Nehmen Sie die Lufthansa nach Los Angeles und dann Soutwest Airlines nach El Paso. Den Rest müssen Sie mit dem Auto fahren, aber bloß kein Taxi nehmen! Mieten Sie sich einen Wagen bei Alamo.
Okay danke, ich mach jetzt Schluss. Wiederhören!

Nachdem ich aufgelegt hatte, studierte ich noch ein wenig die Webpräsenz der Kleinstadt. Es gab in dem Ort ein bekanntes Diner namens Lucys Rainbow. Wenn das nicht als Beweis reichte, was dann? Ich musste nach Truth or Consequences! Außerdem hatte ich das Gefühl, dass mir Lucy vielleicht noch nützlich sein könnte. Deshalb ging ich zurück in ihr Zimmer.

Wir müssen in die USA fliegen.
Wohin?!
Nach Amerika, ich habe keine Zeit das zu erklären. Pack nur das Nötigste ein, wir werden wieder hierher zurückehren.
Okay...

Als wir alles eingepackt hatten was mir wichtig erschien fuhren wir mit dem Taxi zum Bahnhof. Von da aus ging es mit dem Zug zum Münchener Flughafen. Am Schalter von Lufthansa erntete ich verwunderte Blicke, aber die Frau tippte meine Angaben zum Wunschflug in den Computer.

Der nächste Flug nach Los Angeles geht in 20 Minuten. Es sind auch noch einige Plätze frei. Bitte legen Sie Ihr Gepäck auf das Fließband.
Wir haben nur Handgepäck.
Nur Handgepäck? - Moment, da muss ich mich erst erkundigen.

Sie nahm den Hörer vom Telefon neben ihr und wählte die Nummer. Was musste sie da untersuchen? Bestimmt war das eine Ausrede und sie rief die Polizei. Aber das war egal, man wusste bei der Polizei bescheid. Ich war im Zeugenschutzprogramm und wenn ich ins Ausland reiste, war ihnen das sicher recht. Je weiter ich von Lettland weg war, wo ich angeblich gestorben sei, desto sicherer war ich.

Endlich hatte die Frau am Schalter das Telefon aufgelegt.

Und was hat die Polizei gesagt?
Die Poli- Ach die! Die hat gesagt, sie können fliegen! stotterte sie herum. Soll ich schon mal den Anschlussflug für Sie buchen?
Den Anschlussflug wollen Sie buchen? Moment, ich habe nie gesagt, dass ich von Los Angeles gleich weiterfliege!
Oh entschuldigen Sie, natürlich! Ich bin neu hier und habe noch die Standardsprüche aus der Ausbildung im Kopf.

Etwas irritiert von der seltsamen Frau checkte ich ein und wir bestiegen das Flugzeug. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich wie ein Mantra stumm die Worte des Polizisten wiederholte "Den Flieger in die Luft sprengen? Das wohl eher nicht."

Während des Fluges drehte ich die Uhr um sieben Stunden zurück. In Los Angeles war es zwar noch eine Stunde mehr aber da wir uns dort nur kurz aufhielten, stellte ich gleich die Uhr für die Mountain Standard Time in New Mexico. Nach der Ankunft in Los Angeles mussten wir nicht erst durch komplizierte Zollkontrollen, da wir gleich in den Anschlußflieger nach El Paso stiegen. Völlig geschafft vom Jet Lag kamen wir schließlich am Ziel an.



Am Liebsten wär ich gleich ins nächste Motel gefahren aber ich wollte zumindest noch die Strecke nach Truth or Consequences zurücklegen. Da ich nicht wusste, welche Überraschungen noch auf uns warteten, mietete ich sicherheitshalber einen Geländewagen. In der Choice Line bei Alamo durfte ich aus der bestellten Fahrzeugklasse ein Fahrzeug aussuchen. Am Meisten reizten mich ein weißer GMC Acadia Denali. Wie gewohnt steckte der Schlüssel und ich lud unser Handgepäck in den Kofferraum. Lucy befestigte ich im Kindersitz.



Fast zwei Stunden waren wir durch die Wüsten von New Mexico unterwegs. Die Gegend schien lebensfeindlich zu sein. Man konnte meilenweit eine schnurgerade Interstate sehen, die sich durch die bizarre Landschaft wälzte. Endlich erreichten wir die Kleinstadt und ich parkte den Mietwagen vor dem Motel. Neben uns parkte ein graugrüner Jeep Commander, der mir optisch sehr gut gefiel.



Ich buchte ein Zimmer vorerst für eine Nacht. Wir gingen in unser Motelzimmer und kaum hatte ich mich aufs Bett gesetzt, kippte ich um und schlief ein.

21.05.2013

Obwohl mich Alpträume fesselten, dass ich und Lucy in einer Explosion sterben würden, während uns ein überdimensionaler Teddybär mit roter Latzhose auslachte, konnte ich lange schlafen. Als ich eingeschlafen war, war es noch hell gewesen. Trotzdem wurde ich erst am nächsten Tag wach.

Und was machen wir jetzt? fragte Lucy, als ich die Augen öffnete.
Wir gehen zu einem Restaurant und essen etwas. Ich bin mir sicher, dass dir das Restaurant gefallen wird!
Warum sollte es mir gefallen? Mir ist heiß und ich schwitze!
Aber in dem Restaurant ist es schön klimatisiert und kühl!
Na gut. Aber du spendierst mir ein Eis! - und eine Sprite! setzte sie nach.
Ja das tue ich, versprochen.

Da das Diner gleich um die Ecke war, liefen wir das kurze Stück. Vorher warf ich aber noch einmal einen Blick auf den Jeep Commander, der immer noch vor dem Motel parkte. Als wir das Diner erreichten, wartete ich wie gewohnt, bis uns die Bedienung einen Tisch zuwies. In den USA war es üblich, dass man sich in Restaurants den Tisch nicht aussuchen durfte sondern die Bedienung entschied, wo man saß. Ausnahmen gab es nur selten wie zum Beispiel bei McDonalds. Während sie uns zu unserem Tisch brachte, nahm sie auch gleich eine Speisekarte.

Nachdem wir uns hingesetzt hatten, studierten wir die Speisekarten. Lucy entdeckte schließlich ihren Namen am obersten Ende der Karte wo auch ein Regenbogen aufgemalt war.

Da steht ja mein Name und einen Regenbogen sehe ich auch! Das ist ja toll!
Ich habe doch gesagt es wird dir gefallen.

Schließlich kam die Bedienung wieder.

Was darf es sein?
Für das Mädchen eine Sprite sowie einen Cheeseburger mit Pommes. Ich hätte gern ein Quadratmetersteak und ein Bier.
Kommt sofort.
Moment, ich hätte da noch eine Frage.

Die Bedienung steckte ihren Notizzettel und den Stift wieder in ihre Brusttasche.

Gibt es in diesem Ort irgendwelche Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten?
Nein also wenn Sie für eine Sightseeingtour hier sind, muss ich Sie leider enttäuschen. Das einzig Interessante sind die heißen Quellen. Außerdem wurde hier  ganz in der Nähe der Weltrekord für den schnellsten Fossilienfund aufgestellt. Ein Forscher hatte nur zwei Minuten gegraben und schon ein Dinosaurierfossil gefunden. Aber die meisten Leute, denen ich das erzähle, interessiert das nicht. Ich habe am Eingang sogar ein Foto davon aufgehangen. Wollen Sie es sehen?
Nein danke.

Naserümpfend drehte sich die Bedienung um und verschwand. Jetzt war ich mitten in der Wüste und das galt auch für das Rätsel. Wie konnte ich hier irgendwie weiterkommen? Bisher hatten mich nur Zufälle weiter gebracht. Doch irgendwas musste hier versteckt sein was ich eigentlich besser nicht finden sollte. Schließlich wollten die Attentäter scheinbar genau das verhindern. Immer mehr beschlich mich das Gefühl, dass nicht Lucy der Schlüssel zum Geheimnis war sondern der Teddybär. Ich holte meinen Notizzettel heraus, wo ich mir einige Gedanken aufgeschrieben hatte. Außerdem hatte ich den Text von der Latzhose des Teddybären abgeschrieben und die Worte Truth or Consequences eingekreist. Nur die Worte Discovery fast see standen noch einsam dort. Aber dieser Teil ergab für mich auch weiterhin keinen Sinn.

Michael, was steht auf dem Zettel? fragte Lucy.

Ich las ihr laut und deutlich die Worte vor, während ich jedes Mal mit dem Finger auf die einzelnen Worte zeigte. Inzwischen hörte ich, wie ein Auto vor dem Restaurant anhielt. Da drehte ich mich um, damit ich aus dem Fenster auf den Parkplatz sehen konnte. Ein graugrüner Jeep Commander parkte gerade ein. War es der selbe Wagen, der vor dem Motel stand oder war das nur Zufall? Eine braunhaarige athletische Frau stieg aus und schloss den Wagen ab. Warum hatte die Fahrerin die kurze Strecke von nur ein paar Metern mit dem Auto zurück gelegt? Schließlich kam ich zu dem Entschluss, dass es wohl doch bloß ein ähnliches Modell war und nicht das Selbe.

Und warum hast du die Worte see, fast und Discovery nicht eingekreist?

 :o

Du bist ein Genie Lucy! Ich habe das Rätsel gelöst!
Hä? Was hab ich denn gemacht?
Du hast die Worte rückwärts vorgelesen und jetzt ergibt der Text Sinn! Warum bin ich da nicht gleich darauf gekommen? See fast Discovery. Sieh die schnelle Entdeckung!

Vor lauter Begeisterung war ich etwas laut geworden. Die Restaurantbesucher drehten sich alle zu mir um. Nur die Bedienung schien mich weiterhin aus Hass zu ignorieren. Schließlich kam sie mit zwei Gläsern, eins mit Bier und das andere mit Sprite gefüllt. Sie stellte die Gläser auf unseren Tisch.

Wir möchten bezahlen!
Aber was ist mit Ihrem Essen? fragte sie entsetzt.
Stellen Sie es in den Kühlschrank, ich komm später wieder. Wieviel wollen Sie für das Foto? Ich kauf es Ihnen ab.
Von welchem Foto sprechen Sie?
Na das Foto vom Weltrekord im Fossilien finden. Die schnelle Entdeckung von der sie sprachen.
Das verkaufe ich für 50 Dollar.
FÜNFZIG DOLLAR!?
Wenn es Ihnen das Geld nicht wert ist, dann verkaufe ich es Ihnen auch nicht.
Na schön!

Ich holte einen 50 Dollar-Schein aus dem Portemonnaie und legte ihn auf das Tablett der Bedienung.

Nein ich sagte, Sie zeigen mir nicht genug Wertschätzung dafür!

Dann holte ich noch einen zweiten Fünfziger heraus.

Sehen Sie das als Trinkgeld.

Widerwillig aber mit glänzenden Augen verschwand sie mit dem Geld und holte das Bild von der Wand.

Soll ich es Ihnen einpacken?
Nein danke, das geht so. - Ach so, noch eine Frage, wissen Sie, wo genau das Foto gemacht wurde?
Keine Ahnung, irgendwo in der Wüste.

Als die Bedienung wieder weg war, drängte ich Lucy dazu, ihre Sprite schnell auszutrinken.

Was hast du denn jetzt wieder vor!?
Wir müssen was suchen und du kannst mir dabei helfen!
Oh ja, ich liebe Suchspiele!
Na dann trink schneller!

Nachdem sie ihre Sprite endlich ausgetrunken hatte, beeilten wir uns, zum Wagen zu kommen. Ich startete den Motor und machte die Klimaanlage an. Dann begann ich vorsichtig, den Rahmen und das Glas vom Bild zu entfernen. Nachdem ich das Bild freigelegt hatte, schaute ich mir alles genauer an. Aber es gab keinen doppelten Boden im Rahmen oder eine Aufschrift. Nirgends gab es einen Indiz. Das konnte also nur bedeuten, dass wir in die Wüste mussten. Ich fuhr mit dem Geländewagen ein kurzes Stück über die Hauptstraße und nahm dann den Abstecher ins Gelände. Nach wenigen Metern hielt ich an und verglich das Bild mit der Umgebung. Die einzigen Orientierungspunkte waren die Hochplateaus (auch Mesa genannt), die man im Hintergrund erkennen konnte. Langsam fuhr ich mit dem Auto im Kreis, bis ich so stand, dass das was vor uns lag in etwa so aussah wie auf dem Foto. Aber das Areal zwischen den Mesas war so riesig, dass wir ein riesiges Areal für unser Spiel zur Verfügung hatten.

Daher entschied ich mich, ungefähr in die Mitte dieses Bereiches zu fahren. Ich ließ den Motor laufen, zog die Handbremse an und stieg aus. Die Hitze war fast unerträglich und ich stellte mich so hin, dass mir der Wagen zumindest einen kleinen Schatten bot. Genau über uns stand die Sonne sodass sie wohl den Tageshöchststand erreicht hatte. Es gab keinen Indiz auf irgendwelche Ausgrabungen von Fossilien. Gegraben worden war hier scheinbar viel, aber die meisten Löcher schienen von Tieren gemacht worden zu sein. Wütend kickte ich einen Stein weg, der vor meinen Füßen lag.

AUTSCH! schrie ich laut. Der Stein war härter als ich gedacht hatte. Er rollte weg und stoppte schließlich, als er mit einem lauten Scheppern gegen einen Busch knallte. Moment mal, seit wann scheppern Büsche!?

Ich ging zu der Stelle, wo der Busch war und bückte mich. Dann tastete ich mit der rechten Hand ab. Da war etwas hartes, dass sich anfühlte wie eine Schüssel und in der Schüssel lag etwas weiches! Langsam zerrte ich es vor. Es war eingestaubt aber ich erkannte, dass es ein in Leder gebundenes Buch war. Ich wollte es schließlich aufheben, als ich Motorengeräusche hinter mir hörte, danach Schritte und ein Türen knallen.

LIEGEN LASSEN! schrie mich jemand an.

Vor lauter Angst ließ ich das Buch los und drehte mich um. Neben unserem Wagen stand jetzt ein zweites Auto. Es war der graugrüne Jeep Commander! Vor dem Wagen hatte sich die braunhaarige Athletin aufgestellt und hielt eine Waffe in der Hand.

Vielen Dank, dass Sie mir die Arbeit abgenommen haben.
Ich verstehe nicht ganz?
Tja erst wollten wir den Teddybären in die Luft sprengen damit sie das Rätsel nicht entschlüsseln. Da das aber nicht geklappt hat, haben wir uns gedacht, dass es vielleicht gar nicht so übel wäre, wenn wir SIE das Rätsel entschlüsseln lassen. Dann brauchten wir Ihnen nur zu folgen und endlich bekämen wir das, was wir brauchten. Das ganze hier als Unfall aussehen zu lassen, wird auch nicht schwer. Ich werde den Tank ihres Wagens auspumpen, ihre Handys zerstören und dann wegfahren. Sie werden längst den Hitzetod gestorben sein noch bevor sie das nächste Dorf zu Fuß erreicht haben. Dann wird jeder glauben, dass ihr Sprit alle gegangen ist und sie die Hitze nicht überlebt haben.
Wie haben Sie uns gefunden?
Oh das war nicht schwer. Als klar wurde, dass sie nicht am Berliner Flughafen waren, haben wir unsere Leute in die wichtigsten deutschen Flughäfen eingeschleust. Einen als Zollbeamten in Frankfurt, die Nächste als Zeitungsverkäuferin in Köln und eine andere als Frau am Checkin-Schalter in München.
Ach deshalb war die so komisch drauf. Nur wie haben Sie die Leute da überhaupt rein bringen können?
Wir haben gute Kontakte. Wie heißt es so schön? Die Scheiße fängt immer oben an zu stinken.
Scheiße sagt man nicht, scheiße macht man. mischte sich Lucy ein.

Die Frau drehte sich um und war abgelenkt. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, meine angerosteten Kampfkünste wieder auf Vordermann zu bringen...

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 18.September 2014, 00:44:52 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Ausgebuht und abgeschoben
« Antwort #21 am: 18.September 2014, 18:55:56 »

Kapitel 9: And now to something completely different

Kaum hatte die Frau den Kopf zur Seite gedreht sprang ich vorwärts. Mit einem Handkantenschlag gegen die Magengrube machte ich sie kampfunfähig, dann setzte ich einen gekonnten Fausthieb gegen ihr Kinn. Sie kippte nach hinten um und röchelte.

Normalerweise hätte ich mit Ihnen Mitleid. Aber da Sie den Tod eines sechsjährigen Kindes in Kauf genommen haben und außerdem meine Freundin tot ist, ist es Zeit, Rache zu üben. Vom Tank auspumpen verstehe ich nicht viel. Doch ich werde die Batterie aus meinem Wagen rausnehmen und in den Jeep laden und dann mit Ihrem Jeep flüchten. Denn eins habe ich jetzt gelernt: Es ist sinnvoll wenn man oft das Auto wechselt. Ach und ihr Handy nehme ich auch mit.

Die immer noch röchelnde Frau bekam kaum Luft um darauf zu antworten. Ich griff in ihre Hosentasche und schnappte mir ihr Mobiltelefon. In der zweiten Hosentasche fand ich auch den Autoschlüssel. Nun war ich neugierig, was der brisante Inhalt war, um des hier ging. Aus dem Busch holte ich das Buch und öffnete es. Es enthielt eine lange Tabelle mit Namen. Neben den Namen war der Tag des Verschwindens, ihr momentaner Aufenthaltsort und gelegentlich auch das Todesdatum eingetragen worden falls die Person nicht mehr lebte.

Was ist das!?
Eine Liste von Kindern- keuchte sie. - die wir entführt, missbraucht und verkauft haben.
Und wie kommen da Lucys Eltern ins Spiel?
Das waren zwei FBI-Agenten, die sich undercover unserem Schleuserring angeschlossen haben. Ihre Tarnung als skrupelloses Ehepaar mit Kind funktionierte anfangs. Sie passten gut in unser Team denn als liebevolle Eltern wäre es leichter gewesen, Kinder in die Falle zu locken. Doch als wir sie aufforderten, Kinder zu entführen, wurden sie unruhig. Jedes Mal wenn wir sie von neuem darauf ansprachen, sagten sie, dass sie bereits ein Kind in einem sicheren Versteck festhielten und wir es nur abholen brauchten. Unser Boss wollte das aber nicht. Schließlich entschied er sich, das Pärchen im Hintergrund arbeiten zu lassen. Das stellte sich als Fehler heraus denn von ihrem Computerarbeitsplatz in unserer Zentrale aus hackten sie sich in das System und der Mann notierte sich alle Namen die er fand. Wir wussten nicht, wieviel und wie lange er bereits gesammelt hatte, als wir ihn erwischten. Aber er hatte diesen kleinen Teddybären dabei als er schließlich aus unserer Zentrale flüchten konnte. Deshalb vermuteten wir, dass er in dem Teddybär etwas versteckt hatte und deshalb wollten wir ihn vernichten.
Das gelang Ihnen aber nicht.
Richtig und da er, seine Frau und der Teddybär die einzigen Geheimniswahrer waren, mussten wir das Ehepaar mit dem Flugzeug abstürzen lassen. Lucy wurde in ein Waisenheim gebracht und wir dachten sie wäre tot. Bis sie letztes Jahr im September eingeschult wurde. Sie war zwar älter geworden aber trotzdem erkannte unsere Informantin das Kind. Um sicher zu gehen, dass es wirklich das Kind war, was wir suchten, ließ die Informantin einen Kuscheltiertag an der Schule ausrufen. Jedes Kind sollte sein Lieblingskuscheltier mitbringen. Lucy brachte den Teddybären mit womit klar war, dass wir den Bären beschaffen mussten. Leider war es uns nicht möglich, den Bären unauffällig zu stehlen. deshalb blieb nur eine Möglichkeit übrig.
Obwohl Sie wussten, dass Lucy dabei sterben würde, haben Sie die Bomben gezündet!?
Ehrlich gesagt haben wir gewusst, dass Lucy an dem Tag bei einer Schulfreundin war und hofften, dass sie den Bären in der Wohnung gelassen hatte. Leider hatte sie ihn mitgenommen und danach hatte sie ihn immer bei sich. Wir mussten sie töten um den Bären zu beseitigen! Aber das war uns dann trotzdem egal, da schon viele Kinder in unseren Händen gestorben waren.
Dann werden Sie sicher verstehen, dass ich Sie jetzt bei dieser Hitze in der Wüste sterben lasse.
Nein bitte, geben Sie mir eine Flasche Wasser! Lassen Sie mir eine zweite Chance und ich werde das wieder gut machen!
Ich wette, die entführten Kinder haben Sie auch angefleht! Haben Sie denen auch eine zweite Chance gegeben? - Außerdem können Sie so etwas niemals gut machen.
Überlegen Sie sich gut was Sie tun! In unserer Organisation sind viele prominente und hochrangige Leute!
Das gibt mir nur einen Grund mehr es zu tun.

Ich drehte mich weg, holte den Kindersitz aus dem GMC und befestigte ihn auf der Rückbank des Jeeps. Dann half ich Lucy beim Einsteigen und schnallte sie fest. Als ich auch eingestiegen war, steckte ich das gestohlene Handy der Frau in die Halterung der Freisprechanlage und fuhr los. Kurze Zeit später klingelte das Handy und die Freisprechanlage nahm dummerweise das Gespräch automatisch an.

Stephanie? Hörst du mich? quakte eine männliche Stimme aus den Lautsprechern. Steph, ich weiß dass du da bist. Ich hör die Motorengeräusche. Antworte mir! Hast du ihn gekillt oder nicht?

Als ich immer noch schwieg, redete er etwas leiser weiter. Scheinbar sprach er jetzt zu jemandem, der neben oder hinter ihm stand. Da muss irgendwas schief gelaufen sein. Schick einen Ersatztrupp hin!

Nachdem er aufgelegt hatte, wählte ich die Nummer der lettischen Polizei, wo mein Kontaktmann Verpakovskis wieder zügig den Hörer abnahm.

Kommissar Verpakoskis am Apparat.
Hier ist Anders! Ich habe die Liste, die Lucys Vater in der Wüste versteckt hat, gefunden. Aber eine Frau kam und wollte uns umbringen. Dann hab ich ihren Wagen und ihr Handy gestohlen und bin mit der Liste abgehauen.
Was ist das für eine Liste?
Es ist eine mehrere Seiten lange Liste mit entführten Kinder. Ein Dutzend davon ist schon tot aber der Großteil der Kinder lebt noch wenn die Liste aktuell ist.
Okay bleiben Sie ganz ruhig. Sobald wir die Liste haben werden wir die Organisation dingfest machen können.
Ich soll ruhig bleiben!? Die suchen schon nach mir und haben Verstärkung geschickt!
Aber was soll ich aus dieser Entfernung machen? Ich könnte versuchen, die amerikanische Polizei zu alarmieren aber ich weiß nicht, ob man denen trauen können.
Ist mir egal was Sie machen aber machen Sie IRGENDWAS! Wenns schief läuft bin ich sowieso bald tot. Ich hab keine Waffe um mich zu wehren!
Jaja schon gut! Aber Sie müssen das geklaute Handy loswerden. Die Leute kennen die Nummer und deshalb können Sie es wahrscheinlich orten.

Dann legte ich auf und warf das Handy aus dem Seitenfenster. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, das würde noch nicht reichen, also fuhr ich einmal im Kreis und rollte mit den rechten Reifen drüber. Danach fuhr ich weiter bis zur Hauptstraße und von da aus nahm ich den schnellsten Weg zum Flughafen. Aber das war wieder ein sehr langer Weg und sie würden sicher meine Spur entdecken und ihr folgen noch bevor ich am Ziel war. Deshalb fuhr ich schneller als erlaubt - Leistung war durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Leistung.

Auf halber Strecke sah ich ein Polizeifahrzeug am Straßenrand aber ich war in die Falle getappt noch bevor ich an dem Wagen vorbeigefahren war. Der Polizist schaltete das Blaulicht und die Sirene ein. Ich wartete auf den berühmten Spruch "Fahren Sie rechts ran!" aber stattdessen sah ich im Rückspiegel, dass er eine Waffe aus dem Fenster hielt und anfing auf meinen Fluchtwagen zu schießen. Da machte ich eine Vollbremsung und der Polizist musste ausweichen und an mir vorbei um nicht aufzufahren. Als ich wieder beschleunigte, war ich nun hinter ihm und hatte somit den Spieß umgedreht. Ich gab ihm einen Stoß von hinten, der den Streifenwagen gefährlich ins Schlingern geraten ließ. Der Polizist beschleunigte um zu entkommen und eine andere Taktik zu versuchen.

Er wechselte auf die linke Spur während ich antäuschte rechts zu überholen. Dann wurde das Polizeifahrzeug langsamer und jetzt hatte ich die Gelegenheit. Ich machte einen Schlenker auf den Standstreifen um dann mit einem harten Lenkeinschlag in die Beifahrertür des Streifenwagens zu knallen. Mein schwerer Jeep schob den Chevrolet Impala vor sich her und als ich davon weglenkte rutschte der Polizeiwagen unkontrolliert weiter über den Mittelstreifen und auf die Gegenfahrbahn wo ein Schwerlasttransporter keine Chance zum Ausweichen hatte und den Polizeiwagen in zwei Stücke zerriss.

Die wollen uns alle umbringen! sagte ich zu Lucy.
Ich weiß Vater.

Vor lauter Schreck machte ich wieder eine Vollbremsung und legte einen schönen Bremsstreifen auf den heißen Asphalt.

Warum nennst du mich plötzlich Vater?
Naja "Papa" ist schon an meinen leiblichen Vater vergeben, deshalb nenne ich dich "Vater". Außerdem habe ich dank dir soviel über die Vergangenheit meines Vaters erfahren, dass ich dir dafür sehr dankbar bin. Jetzt weiß ich, dass mein Vater ein Held war.
Ich wollte nicht, dass du das alles mit  anhören musstest. Es tut mir so leid!

Als ich mich wieder erholt hatte, fuhr ich weiter.

Das war völlig in Ordnung Michael. Wenn du das alles nicht herausgefunden hättest, hätte ich meinen Vater ganz negativ in Erinnerung gehabt. Denn ich hatte immer geglaubt, dass er sich nicht richtig um mich gekümmert hat, weil er nicht bei mir im Krankenhaus geblieben war. Aber jetzt weiß ich, dass er mich nur beschützen wollte.

Völlig erleichtert erreichten den Flughafen El Paso und nach einer weiteren langen und anstrengen Reise betraten wir endlich wieder festen deutschen Boden. Die Liste gaben wir den Leuten, die uns ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen hatten, denn die erschienen mir vertrauenswürdig. In den nächsten Wochen gab es unzählige Festnahmen von Politikern, Polizisten, Lehrern, Heimleitern, Botschaftern und auch Fußballtrainern, die sofort Schlagzeilen machten. Über tausend Kinder konnten aus Verstecken überall auf der Welt befreit werden und zu den glücklichen Eltern zurückgebracht werden. Wenn es jetzt noch ein Kind gab, dass unglücklich war, dann war es nur Lucy. Nach unserer Rückkehr musste ich ihr mit Tränen in den Augen erklären, was mit Anita passiert war.

Aber wer ist dann jetzt meine Mama?
Ich kann dir das noch nicht sagen. Nach alldem Stress weiß ich noch nicht ob ich bereit bin für eine neue Beziehung.
Aber Anita ist doch nicht wegen dir gestorben sondern wegen dem Teddy!
Trotzdem bin ich etwas durcheinander und weiß nicht so recht, wie ich alles bewältigen soll. Vielleicht können wir ja mal gemeinsam meine Familie besuchen. Aber erstmal muss ich mich um meinen neuen Job kümmern.

21.05.2013

Aufgrund des Geldmangels musste bei Jahn Regensburg alles auf den Kopf gestellt werden. Der Verein hatte 6,43 Millionen Euro Schulden und musste Insolvenz anmelden. Die einzige Chance bestand darin, die teuersten Spieler zu verkaufen. Co-Trainer Wolfgang Beller empfahl, als erstes Oliver Hein zu verkaufen. Das war nicht sonderlich schwer, denn als ich mit Oliver Hein sprach, verlangte er mehr Gehalt. Da ich ihm das nicht bieten konnte, wollte er den Verein verlassen.

02.06.2013

Nach dem Start der Transferphase wechselte Hein für 55,000 € zu VfL Bochum. Im Pokal wurde uns Zweitligist FSV Frankfurt zugelost, aber wir hatten immer noch ganz andere Sorgen als den DFB-Pokal. Jetzt klaffte auf der wichtigen Position des DM eine Lücke die es zu füllen galt. Der Vorstand erlaubte allerdings nur ein Gehaltsbudget von 160 € pro Woche für den neuen Spieler. Ich studierte wochenlang den Transfermarkt aber ich konnte keinen ablösefreien Spieler finden, der für diese lächerliche Summe wechseln wollte.

08.06.2013

Im Freundschaftsspiel gegen WSG Wattens mussten wir erstmal ohne DM auskommen. Obwohl in diesem Spiel mehr Eigentore als richtige Tore geschossen wurden, gewannen wir gerade so das Spiel gegen österreichischen Drittligisten.

WSG Wattens - Jahn Regensburg: 1 - 2
Wiegers (86. Eigentor) - Gabriel (80. Eigentor), Zurawsky (90.)

Nach schier endloser Sucherei wurde ich endlich fündig kurz bevor ich die Hoffnung fast aufgegeben hatte. Der 17-jährige Ilias Fetsis wechselte ablösefrei zu uns. Zuletzt hatte er in der Jugendmannschaft von Hansa Rostock gespielt.

13.06.2013

Unsere kleine Alpenländertour setzte sich in der Schweiz fort. Da stand diesmal die Mannschaft FC Baden aus der vierten Liga an. Hier gelang uns schon ein etwas besseres Spiel.

FC Baden  - Jahn Regensburg: 0 - 2
Mast (17.), Klauß (30.)

15.06.2013

Zwei Tage später gleich das nächste Auswärtsspiel gegen die Sportfreunde aus Siegen. Trotz eines Ausgleichs durch Elfmeter konnten wir das Spiel gewinnen. Es kristallisierte sich Thiemo-Jerome Kialka als einer unserer wertvollsten Spieler heraus.

Sportfreunde Siegen  - Jahn Regensburg: 1 - 2
Schattner (37. Elfmeter) - Klauß (22.), Kialka (69.)

Ronny Philp war in unserer Kaderplanung nicht ganz so wichtig und durfte für 90,000 Euro zu Eintracht Frankfurt wechseln. Diesmal wusste ich gleich, wo ich Ersatz finden konnte und verpflichtete noch am selben Tag Hicham Lopes von WSV Apeldoorn (Ja es gibt nicht nur den AGOVV! Ne?).

27.06.2013 - 1. Spieltag

Und dann kam endlich der Saisonstart gegen die gefürchteten roten Bullen aus Leipzig. Der Liganeuling wollte uns vom Platz fegen aber wir zeigten ihnen, dass auch mit Sponsorgeldern die Kuh kein Gold scheißen lernt.

RB Leipzig - Jahn Regensburg: 2 - 3
Wallner (16.), Masmanidis (77.) - Laurito (9.), Temur (60.), Dedola (90+4)

Präsident Sebastian Burchert war völlig überrascht nach dem Spiel.

Also es ist wirklich erstaunlich wie Sie als Trainerneuling so einschlagen können!
Ich hab es halt im Blut!
« Letzte Änderung: 18.September 2014, 19:06:27 von Mieguy »
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Jake611

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Re: [FM 2012] Ausgebuht und abgeschoben
« Antwort #22 am: 18.September 2014, 20:21:58 »

Wie wäre es mit Jason Bourne als Co-Trainer? Nur so zur Sicherheit?  ;D
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Signor Rossi

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Re: [FM 2012] Ausgebuht und abgeschoben
« Antwort #23 am: 19.September 2014, 09:53:03 »

Könnt nicht schaden und James Bond macht den Platzwart :police:
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Ausgebuht und abgeschoben
« Antwort #24 am: 19.September 2014, 20:48:57 »

Auch wenn ich es irgendwie lustig fände Jason Bourne einzubauen aber ich will da realistisch bleiben also wenn dann muss es schon ein echter Kämpfer sein. Hulk Hogan vielleicht  :D

Kapitel 10: Die Anders Identität

02.08.2013

Unser tolles Ergebnis konnte meine Spieler nicht ausreichend motivieren, um FSV Frankfurt aus dem Pokal zu kegeln. Stattdessen ließen wir uns regelrecht ohrfeigen - wie so oft in meiner Karriere.

Jahn Regensburg - FSV Frankfurt: 0 - 5 DFB-Pokal 1. Runde
N'Diaye (10., 35., 49.), Benyamina (17.), Vorstermans (88.)

07.08.2013 - 2. Spieltag

Dass das Problem nicht bloß am Klassenunterschied lag zeigte unser Ligaspiel gegen Oberhausen.

Jahn Regensburg - Rot-Weiß Oberhausen: 0 - 2
Schließing (51.) Zielinsky (72.)

10.08.2013 - 3. Spieltag

Karlsruher SC - Jahn Regensburg: 3 - 1
Lavric (23., 80.), Zoller (71.) - Schweinsteiger (58.)

Jetzt war es höchste Eisenbahn zu handeln. Wir mussten dringend Geld besorgen, um den Insolvenzverwalter zu überzeugen. Also wollte ich André Laurito verkaufen und MSV Duisburg war auch sofort interessiert. Allerdings waren sie nicht bereit, seine Gehaltswünsche zu erfüllen.

17.08.2013 4. Spieltag

Jahn Regensburg - SV Darmstadt 98: 0 - 1
Wölk (14.)

21.08.2013 5. Spieltag

Stefan Binder verletzt sich.

Wuppertaler SV Borussia - Jahn Regensburg: 2 - 1
Hahn (2.), Fleßers (35.) - Müller (70.)

23.08.2013 6. Spieltag

Jahn Regensburg - SpVgg Unterhaching: 0 - 0
Keine Tore

31.08.2013 - 7. Spieltag

TuS Koblenz - Jahn Regensburg: 4 - 1
Schmidt (13.), Schmid (34., 88.), Haben (52.) - Kialka (16.)

07.09.2013 - 8. Spieltag

Jahn Regensburg - Erzgebirge Aue: 1 - 3
Temur (8.) - Bölstler (31.), Kern (38.), van Polen (58.)

14.09.2013 - 9. Spieltag

Das zweite "Highlight" unserer Saison waren sieben Spieler von Jahn Regensburg in der Elf der Woche. Aber bei so einem hohen Sieg gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen verwunderte das niemand.

Jahn Regensburg - Werder Bremen II: 6 - 0
Düker (1. Eigentor), Klauß (10., 40.), Mast (38.), Temur (85.), Schweinsteiger (90.+2)

21.09.2013 - 10. Spieltag

Gegen Bayerns Zweite hätten wir eigentlich genauso hoch gewinnen müssen aber ein peinliches Eigentor machte daraus nur einen 3-Tore-Vorsprung.

Bayern München II - Jahn Regensburg: 1 - 4
Laurito (75. Eigentor) - Zurawsky (25., 45.+1), Temur (64.), Klauß (84.)

27.09.2013 - 11. Spieltag

Die zwei Siege brachten uns einen kleinen moralischen Schub der uns gegen die zehntplatzierte Mannschaft aus Potsdam-Babelsberg half zu gewinnen.

Jahn Regensburg - SV Babelsberg 03
Klauß (3.), Temur (8.) - Rudolph (57.)

Unser Flügelspieler Michael Klauß wurde daraufhin zum Spieler des Monats ernannt. Sein Mannschaftskollege Mahmut Temur holte Silber.

05.10.2013 - 12. Spieltag

In einem Horrorspiel voller Pleiten, Pech und Pannen verletzten sich Mast und Ziereis während Binder ein Eigentor schoss...

1. FC Heidenheim - Jahn Regensburg: 3 - 0
Binder (26.), Göhlert (58.), Sailer (61.)

Nach dem Spiel wurde ich in das Büro des Vorstands zitiert. Burchert machte einen ziemlich traurigen Eindruck.

Es tut mir wirklich sehr sehr leid, aber der Verein ist nicht mehr zu retten. Unsere Institution wird aufgelöst und wir müssen Sie entlassen. Sie müssen gehen, ich muss gehen und alle anderen auch.
Aber ich arbeite doch erst seit fünf Monaten hier!
Ich weiß und Sie haben sich auch große Mühe gegeben. Aber das ändert nichts an unserer finanziellen Situation. Wir müssen all unsere Spieler verkaufen was zum Zwangsabstieg führen wird. Ob das überhaupt reicht, wieder aus den Schulden rauszukommen ist dann die nächste Frage. Aber wenn Sie möchten, kann ich Sie bei einem großen Verein empfehlen. Ich habe gute Kontakte. Überlegen Sie sich das, meine Nummer haben Sie ja.
Okay, vielen Dank.

Etwas niedergeschlagen packte ich meine Sachen und fuhr nach Hause. Jetzt begann das Spiel wieder vom Neuen. Wollte ich sein Angebot annehmen und zu einem ganz großen Verein wechseln oder lieber kleine Brötchen backen? Auf jeden Fall wollte ich noch längst nicht Schluss machen. Nach meiner Nahtoderfahrung war ich erst so richtig heiß!

P.s.: Der nächste Teil wird wieder etwas spannender und lustiger. Ich hatte nur noch nicht die Zeit, dass schon in Kapitel 10 einzubauen.
« Letzte Änderung: 19.September 2014, 20:53:55 von Mieguy »
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DayDreamer

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #25 am: 20.September 2014, 14:30:31 »

Ohweh, dass war aber ein schlimmer Kurzaufenthalt in Regensburg. Aber was will man machen wenn man keine Kohlen hat...

Aber ich freu mich schon mal aufs nächste Kapitel^^
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #26 am: 20.September 2014, 20:51:52 »

@DayDreamer: Wenn das so weiter geht werde ich beim nächsten Mal etwas schummeln. Ich will endlich Nationaltrainer werden!

Kapitel 11: Oceans Eleven

06.10.2013

Aufgrund meiner ungewissen Zukunft hatte ich eine schlaflose Nacht. Ich konnte kaum den nächsten Morgen erwarten wenn ich mich nochmal bei Burchert melden würde. Wie ernst konnte er das meinen mit den "großen Clubs"? Konnte er mir wirklich so einen Job verschaffen?

Am Abend zuvor hatte ich noch eine Bewerbung für die türkische Nationalmannschaft abgegeben. Ich zögerte ob ich mich auch für die Niederländischen Antillen bewerben sollte (kein Scherz! Die kann man wirklich trainieren) aber ich dachte, die Türken wären mir lieber. Als ich dann völlig gerädert am nächsten Morgen aufwachte checkte ich kurz meine Mails. Die Türken hatten mir eine Absage geschickt weil sie bereits einen neuen Trainer gefunden hatten. Auch die Niederländischen Antillen waren ratzfatz an einen Nachfolger gekommen. Da wusste ich sofort, was zu tun war. Ich schnappte mein Telefon und rief bei Burchert an.

Hallo Herr Burchert, ich habe nochmal über das nachgedacht was sie mir angeboten haben und ich möchte es annehmen.
Okay also ich habe da ein super Angebot für Sie! Kennen Sie Matt Damon?
Ist das irgendein Superstar von FC Liverpool?
Nein, Sie kennen ihn vielleicht noch aus "Oceans Eleven" und "Die Bourne Identität"!
Ja okay, aber ich wollte jetzt nicht über Hollywoodstars reden sondern über meine Trainerkarriere!
Aber darum geht es! Matt Damon hat zusammen mit George Clooney den Hamburger SV gekauft und Felix Magath rausgeworfen weil der Felix kein Englisch kann. Jetzt dachte ich, ich könnte Sie als Trainer vorschlagen weil Sie englisch können und die beiden sowieso absolut keine Ahnung von Football haben. Die denken das spielt man mit Helmen und Polsterungen und dass das ein Kontaktsport ist.
Aha, na dann viel Glück.
Also... äh... genau genommen hab ich Sie bereits vorgeschlagen und der Clooney hat gesagt, sie können kommen. Heute um 14 Uhr ist die Pressekonferenz wo die neue Vereinsführung vorgestellt wird. Sie sollen dabei sein.
Wow, danke! Ich muss ein echter Glückspilz sein.

Schnell beendete ich das Gespräch, fuhr mit meinem "neuen" Gebrauchtwagen, einem 1999er Chrysler Stratus zum Flughafen und flog nach Hamburg an die Elbe.

In der ausverkauften Hamburger Staatsoper wartete bereits die versammelte Presse auf den neuen Trainer. Nachdem ich den Bodyguards erklärte wer ich war wurde ich durch gelassen und kam zur Bühne. Da standen die beiden Schauspieler vor dem blauen Bühnenvorhang und vor lauter Aufregung schaffte ich nur ein leise gemurmeltes Hallo. Es blieb nicht einmal Zeit, sich die Hände zu schütteln, denn schon ging es los. Der Moderator von RTL nahm sein Mikro in die Hand und begann mit seinem Konsens.



Hallo liebe Fußballfreunde, ich begrüße Sie aus der Hamburger Staatsoper, wo sich heute die komplette Riege der neuen Vereinsführung des Hamburger SV vorstellen wird. Als erstes hätten wir den neuen Präsidenten George Clooney. So tell me George, what do you want to make out of the Hamburger SV?
First of all, we will rename the club. It will be called the Hamburger Hanseatics. Then we will introduce the new rule that with the new transfer window the club needs at least 1 american player in the team.
Also er erklärt, dass der Verein jetzt Hamburger Hanseaten heißen wird und dass mit Beginn des nächsten Transferfensters mindestens ein Amerikaner in der Mannschaft sein muss. Okay, kommen wir zu Matt Damon!
Matt sprach zumindest einige Fetzen Deutsch: Hi, ik bin Matt Damon! Sie kennen mik vielleikt nok aus "Chasing Amy", "Titan A.E." oder "Syriana". Ik bin der neue Co-Trainer und Bodyguard von Mikael Lagwitz!
Wer ist Michael Lagwitz?
Oh, ik meine Martin Anders! Sorry, my bad. By the way, ik bin ein Hembörger!

Das Publikum brach in ein schallendes Geländer aus aber tragischerweise verstand Matt das falsch und hielt es für einen Begeisterungssturm.

Sie kennen mik vielleikt nok aus "Eurotrip" und "Wir kaufen einen Zoo". But dieses Mal werden Sie eine ganz neue Seite von mir kennen lernen. Ik werde aus diesem Verein eine Footballmannschaft der amerikanischen Art maken. So riktig mit Kontaktsbort und allem.

Moment, da hatte wohl jemand was falsch verstanden! Ich wollte nicht Footballtrainer sondern Fußballtrainer werden.

Aber keine Angst, wir werden immer noch Soccer sbielen.
Und was sagt der neue Trainer dazu?
Ja äh... es ist mir natürlich eine Freude äh.. unter so berühmten Leuten zu trainieren wie Matt Damon und George Clooney. Noch dazu äh... bei einem so traditionsreichen Verein wie dem HSV.
Also Sie kennen mik vielleikt nok aus "Jugend ohne Jugend" und "Der Informant!" aber da muss ik dem Anders voll zustimmen.
Was sind Ihre Saisonerwartungen? Immerhin ist der HSV gerade erst wieder aufgestiegen.
Da darf man noch nicht so viel erwarten. Ich bin der Meinung, dass wir eine stabile Mannschaft haben mit der wir den Klassenerhalt sichern.
Absolutely.
You agree with what he said, Mr. Clooney?
Absolutely.
Der George stimmt der Aussage von Herrn Andres absolut zu. Das ist denke ich mal eine gute Ausgangsposition für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Absolutely.
Ja äh wir machen dann jetzt Werbung.

Als die Pressekonferenz vorbei war, wusste ich nicht so recht ob ich mich freuen oder ärgern sollte. Da hatte ich jetzt zwei Leute direkt über mir, die absolutely keine Ahnung vom Fußball hatten aber den HSV zu einer ganz großen Nummer machen wollten. Konnte dieses Experiment gut gehen?

Zunächst einmal ein kurzer Blick auf meine geplante Aufstellung. Ich wusste bereits aus dem Fernsehen ungefähr wer gut oder schlecht war. Sala stand hier noch mit drin weil ich ihn mal ausprobieren wollte. Im Zweifelsfalle würde er aber durch einen zweiten Stürmer ersetzt, höchstwahrscheinlich durch Jose Paulo Guerrero. Michael Mancienne war ein englischer Topstar, der letztes Jahr von FC Liverpool verpflichtet worden war und bei mir definitiv zu Startformation gehören würde. Skjelbred fehlte uns mit dem Achillessehnenriss noch sehr lange.



Neuverpflichtungen in der Sommerpause (hat der Magath gemacht):

Muhamed Subasic (NK Olimpik Sarajevo)
Hedwiges Maduro (VfL Wolfsburg)
Sergio Paadt (KAA Gent)
Ivan Kardum (FK Austria Wien)
Alexander Büttner (VfL Wolfsburg)
Alexander Madlung (vereinslos)
Eidur Gudjohnson (vereinslos)

Der Hamburger SV quälte sich zurzeit auf dem siebten Platz mit vier Siegen und drei Niederlagen.



07.10.2013 - 8. Spieltag

In der Volkswagen Arena kam es zur ersten Geduldsprobe. Neue Mannschaft und neues Glück, noch dazu waren alle Spieler total aus dem Häuschen aufgrund so vieler Medienaufmerksamkeit. Es waren fast doppelt so viele Fernsehkameras im Stadion wobei ich dein Eindruck hatte, dass mehr Augen auf Damon als auf mich gerichtet wurden. Als es in einer Situation nicht so richtig lief, brüllte ich meine Mannschaft an.

Näher ran an den Mann!
Excuse me. Sie müssen in die Kamera schauen wenn Sie schreien, das verleiht Ihrer Stimme mehr Autorität.
Quatschen Sie mich mal nicht so blöd von der Seite an. Wir sind hier nicht beim Filmdreh sondern bei einem Fußballspiel!
Ik sage ja nur. Sie wissen vielleicht nok, dass ik in "Das Bourne Vermächtnis" mitgesp-
Ja ich weiß, dass Sie in lauter Filmen mitgespielt haben, die ich nicht kenne!
Sie kennen "Das Bourne Vermächtnis" nikt?
Oh doch natürlich, das war doch der Film wo Sie nur eine kleine Nebenrolle gespielt haben weil Jason Bourne gar nicht mehr die Hauptperson in dem Film war!

Danach schwieg Matt. Endlich hatte ich ihn zur Ruhe gebracht.

VfL Wolfsburg - Hamburg Hanseatics: 2 - 1
Lakic (8., 15.) - Baumgartliner (76.)

Nach dem Spiel gratulierte mir George Clooney zu meiner Niederlage.

Absolutely GEORGEous!
But you do know that we lost?
Absolutely.

19.10.2013 - 9. Spieltag

Ausgerechnet gegen Stuttgart, den viertplatzierten Verein, holten wir unseren ersten Punkt seit der feindlichen Übernahme.

Hamburg Hanseatics - VfB Stuttgart: 2 - 2
Berg (75., 85.) - Luijckx (68. Eigentor), Kuzmanovic (81.)

27.10.2013 - 10. Spieltag

Gegen Kaiserslautern auf dem Betzenberg schwächelten wir wieder.

1. FC Kaiserslautern - Hamburg Hanseatics: 2 - 0
Hensel (18., 76.)

30.10.2013 DFB-Pokal 2. Runde

Hoffenheim spielte zwar auch in der 1. Liga, befand sich aber auf den Abstiegsplätzen. Trotzdem dominierten sie das Spiel nach Belieben und wir hatten gerade mal 3 Schüsse, von denen keiner aufs Tor war. Dass wir nur ein Tor kassierten, war eher dem Unvermögen Hoffenheims zuzurechnen, klare Chancen zu verwerten.

Hamburg Hanseatics - 1899 Hoffenheim: 0 - 1
Mlapa (29.)

02.11.2013 - 11. Spieltag

Auch Rekordmeister Bayern ließ nur wenige Torchancen für unsere Stürmer zu und machte die Dinger auf der anderen Seite selbst. Ilicevic verletzte sich, war aber zum nächsten Spiel wieder fit.

Hamburg Hanseatics  - Bayern München: 0 - 3
Sala (2. Eigentor), Kroos (18.), Ribery (28.)

08.11.2013 - 12. Spieltag

Ilicevic verletzte sich erneut und diesmal fiel er länger aus. Deshalb sollte Jose Paulo Guerrero ab dem nächsten Spiel eine Kehrtwende einleiten um zumindest unsere Chancenverwertung zu verbessern. Trotzdem war die Anzahl der erarbeiteten Chancen allgemein völlig schockierend.

SpVgg Greuther Fürth  - Hamburg Hanseatics: 1 - 0
Nöthe (16.)

24.11.2013 - 13. Spieltag

Immerhin zeigte sich durch Guerrero eine Verbesserung: Uns gelang in 90 Minuten nur ein Torschuss aber der war dann auch drin.

Hamburg Hanseatics - FC Schalke 04: 1 - 1
Guerrero (70.) - Huntelaar (24.)

30.11.2013  - 14. Spieltag

Wir verbesserten unsere Chancenverwertung weiter indem wir aus (FESTHALTEN, ihr werdet umfallen!) zwei (!) Torchancen ein Tor machten.

1. FC Köln - Hamburg Hanseatics: 4 - 1
Olic (16., 45+1, 64.) Podolski (54.) - Sala (70.)

Wirklich mal die ernsthafte Frage: Was mach ich an der Aufstellung falsch? Es kann doch nicht wahr sein dass wir in 90 Minuten nur zwei Torschüsse haben. Das ist immerhin der HSV!



« Letzte Änderung: 23.September 2014, 03:47:58 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #27 am: 20.September 2014, 23:55:02 »

Drink erst mal a nespresso my friend and then du wirst see it will go very gut with the taktik  ;)

Was ne bekloppte Übernahme, neuer Hauptsponsor ist doch Nespresso oder? Wird das Stadion noch in Kapselform ungebaut?  ;D

Jetzt biste auf jedenfall mal in sicherer Umgebung der Matt beschützt dich schon xD
« Letzte Änderung: 22.September 2014, 00:28:04 von DayDreamer »
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #28 am: 22.September 2014, 00:10:19 »

Der Gag mit dem Nespresso kam mir auch schon in den Sinn aber ich hab noch keine Stelle gefunden wo ich es einbauen kann.

Kapitel 12: Paranoia

Nach den etlichen Mordversuchen war ich paranoid geworden. Mein Auto entriegelte ich mit der Fernbedienung aus sicherer Entfernung, den Riegel schob ich jedes Mal vor die Tür und wenn jemand vor meinem Haus lungerte wurde ich skeptisch. Einmal standen die Zeugen Jehovas vor meiner Tür und ich hatte wie ein Löwe gebrüllt um sie aus meinem Vorgarten zu verscheuchen. Außerdem bestand ich darauf, Lucy jeden Tag zur Schule und wieder zurück zu fahren.

Lucy fand das aber sehr peinlich und nach dem Köln-Spiel sagte sie mir das auch.

Paps, ich will nicht dass du mich jeden Tag von der Schule abholst. Meine Mitschüler lachen mich schon aus!
Aber ich fühle mich sicherer wenn ich dich nach Hause bringe.
Ich steig auch zu keinem fremden Mann ins Auto.
Und wenn es eine Frau ist?

Plötzlich klingelte es an der Tür und unsere Unterhaltung wurde unterbrochen. Ich schlich auf Socken zur Tür und versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen damit sie glaubten, niemand wäre zuhause. Dann nahm ich meinen Baseballschläger mit dem Autogramm von Matt Damon und stellte mich vor die Tür. Hinter der immer noch verschlossenen Tür hörte ich gedämpfte Stimmen.

Mama, bitte lass uns wieder gehen! Mir ist das unheimlich!
Jetzt stell dich nicht so an Mia! Der Mann hat dir das Leben gerettet!

Ich öffnete die Tür, ließ aber den Riegel davor sodass ich nur durch den Türspalt reden konnte.

Hallo, was wollen Sie hier?
Guten Tag ich bin Julia und das ist meine Tochter Mia. Sind Sie Herr Lagwitz?
Woher wissen Sie meinen richtigen Namen?
Hauptkommissar Verpakovskis von der lettischen Polizei hat mir ihre Adresse gegeben. Dank Ihrer Detektivarbeit konnte meine Tochter gerettet werden.
Gut, dann haben Sie sich bedankt und können jetzt wieder gehen.
Siehst du Mama, er will sowieso nicht mit uns reden. Lass uns gehen!
Mein Ex-Mann und Mias Erzeuger war ebenfalls in diese "Geschäfte" verwickelt. Deshalb muss ich dringend mit Ihnen reden!
Na gut... na gut. Kommen Sie rein. Aber ich garantiere ich Ihnen nicht, dass ich Ihnen helfen kann.

Ich zog den Riegel raus und öffnete die Tür. Mia und Julia kamen rein. Dann bot ich ihnen die Plätze auf der Hagebau-Couch an.

Möchten Sie was zu trinken?
Für mich einen Kaffee.

Aber Mia saß nur still da und antwortete nicht. Julia stupste sie an doch mehr als ein Kopfschütteln bekam ich von Mia nicht als Antwort. Während ich die Kaffeemaschine anschaltete, kamen wieder meine Paranoia zum Vorschein. Die Frau in New Mexico war auch unauffällig. Sie hatte bis zum richtigen Moment gewartet und bis dahin unauffällig gehandelt. Außerdem waren nicht nur Männer Mörder. Hatte sie nicht auch gesagt, dass die Organisation Ehepaare mit Kindern als Mitarbeiter bevorzugten weil es für sie leichter war an neue Opfer zu kommen? Lucy war jetzt sieben Jahre alt und in der Liste hatte es noch jüngere Kinder gegeben.

Als der Kaffee fertig war, überlegte ich mir, wie ich unauffällig an mein Telefon kommen würde. Das Handy lag auf meinem Arbeitszimmer. Sollte ich vortäuschen, dass ich auf Toilette musste? Doch erst einmal stellte ich die Kaffeetasse mit einem Untersetzer auf den Glastisch.

Bitte sehr.

Mir fiel auf, dass Mia wie Espenlaub zitterte. Die Beiden waren schon irgendwie komisch.

Seit ihrer Entführung hat Mia überhaupt kein Vertrauen mehr zu Männern. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass ihr Erzeuger bei der Sache mitgeholfen hat. Aber ich kann sie nicht alleine erziehen. Mia ist jetzt 14 Jahre alt und in der Pubertät. Ich dachte, sie wären der beste Mann um mir zu helfen denn Mia wird Ihnen noch am Ehesten vertrauen.

Mit einem leichten Schielen sah ich unauffällig zu Mia hinüber. Sie zitterte weiterhin am ganzen Körper.

Aber ich habe kein Vertrauen mehr zu fremden Personen. Ich glaube dieser Cocktail ist eine schlechte Mischung.
Von mir aus können Sie Herrn Verpakovskis anrufen um sich zu vergewissern dass ich ein gutherziger Mensch bin und niemandem wehtun werde.
Wie kam es eigentlich, dass Sie und er in Kontakt standen? Sie sind doch aus Deutschland!
Wir sind aus Hamburg. Aber Mia ist nach Lettland verschleppt worden. Verpakovskis war bei der Befreiung dabei, dadurch entstand der Kontakt. Haben Sie noch zwei Zimmer frei?
Ich muss mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Probieren wir es doch erstmal paar Tage aus. Lucy wird sich sicher auch freuen eine Schwester zu haben. Also haben Sie nun noch zwei Zimmer frei oder nicht?
Ich schlafe in einem Doppelbett aber ich habe kein zweites Kinderzimmer. Ich hoffe es macht Ihnen doch nichts aus sich mit mir ein Bett zu teilen? sagte ich noch zusätzlich, um sie abzuschrecken.
ICH vertraue Ihnen. Ist nur die Frage ob Sie auch mir vertrauen?
Wenn wir einige Regeln aufstellen dann könnte das funktionieren. Aber es bleibt dabei, Mia muss auf dem Boden schlafen, ich habe kein zweites Kinderzimmer.
Nein, nein, nein! Ich will NICHT auf dem Boden schlafen!

Mia war von der Couch aufgesprungen und ihr Kopf glühte.

Schatz, du kannst auch auf der Couch schlafen. Jetzt beruhige dich wieder und setz dich hin. Aber wir müssen ein paar Regeln aufstellen. Erstens: Mia schläft nicht im Dunkeln also muss das Licht auch nachts an bleiben. Zweitens wird die Haustür nicht abgeschlossen und auch kein Riegel vorgeschoben solange Mia im Haus ist. Drittens: Ich fahre sie jeden Tag zur Schule und das wird nicht diskutiert.
Ziemlich viele Regeln aber das ist immer noch mein Haus. Meine Regeln sind, dass nur ich Lucy zur Schule fahre und sie auch wieder abhole. Außerdem wird niemand ins Haus gelassen den ich nicht kenne. Ist das soweit klar?

Dabei schaute ich auch Mia intensiv an. Die jungen Mädels brachten ja gerne Freunde mit nach Hause mit...

Ja ich bin genauso vorsichtig wie Sie.
Also ist das damit geklärt und wir können einziehen?
Aber erstmal nur für ein paar Tage!

01.12.2013

Am nächsten Tag half ich Mia und Julia beim Umziehen. Da ihr Ex-Mann im Gefängnis saß, gehörte ihr alles was in ihrer alten Wohnung war, aber sie wollte davon nichts mitnehmen weil sie das bloß an die schlimme Vergangenheit erinnerte. Unser erster gemeinsamer Tag verlief harmlos bis es spät wurde und wir uns ins Bett legten. Ich versuchte Abstand zu Julia zu halten, da ich für körperliche Nähe noch nicht bereit war. Julia schien den selben Gedanken zu haben und versuchte keine Annäherung. Dann täuschte ich vor, zu schlafen aber gedanklich war ich schon beim nächsten Spiel gegen Duisburg. Was könnte ich wohl tun um den Klassenerhalt zu schaffen? Wir waren auf dem Relegationsplatz aber Freiburg sägte bereits an unserem Stuhl. Vielleicht konnten wir noch Hoffenheim überholen und dann Freiburg ziehen lassen. Dazu mussten wir aber erstmal gewinnen.

Außerdem stand da noch die verrückte Vorstellung von George, dass wir einen amerikanischen Spieler im Team haben sollten. Leider hatte Magath unser Transferbudget bereits himmelwärts geschickt und wo sollte ich bitte für 250,000 € Ablöse einen ordentlichen Spieler herbekommen? Dann war da noch Guerrero, der am Liebsten ablösefrei abdampfen wollte was er mir nach jeder Trainingssitzung unter die Nase rieb. Das überstieg meine Trainerkompetenzen, denn Spieler zum Bleiben zu überreden war nicht gerade meine Stärke....

NEIN BITTE NICHT! LASS MICH GEHEN!!

Ein markerschütternder Schrei schallte in meinem Ohr und für einen kurzen Moment glaubte ich wirklich, Guerrero persönlich würde in meinem Schlafzimmer stehen. Aber als das Geschrei weiterging, wusste ich, dass es eine weibliche Stimme war.

HILFE!!

Ich sprang aus dem Bett auf und Julia hielt mich an meinem Nachthemd fest.

Das ist nur Mia, sie hat andauernd Alpträume.
Ja aber da muss man doch was machen! Ich kann sie doch nicht alleine lassen wenn sie schreckliche Alpträume hat!

Schnell lief ich aus dem Schlafzimmer und rannte ins Wohnzimmer. Mia war von der Couch gefallen und wälzte sich auf dem Rücken, immer noch eingewickelt in ihre Bettdecke. Sie strampelte und schlug wild um sich, während sie versuchte sich aus der Decke zu befreien. Die letzten Meter lief ich langsamer und dann kniete ich mich vorsichtig neben ihren Kopf während ich begann ihren linken Unterarm zu streicheln.

Ruhig Mia, ich bin bei dir. Keiner tut dir was. Du hattest einen Alptraum.

Noch ein paar Mal schlug Mia nach mir aus und ich hielt sie mit einem lockeren Griff fest. Dann drehte sie sich um und schaute mir in die Augen. Der Schweiß stand auf ihrer Stirn und die Haare waren verwuschelt.

Ich hatte einen Alptraum. Oh Gott, ich war wieder an das Bettgestell gefesselt und konnte mich nicht befreien! Das war so schlimm! Es hat sich so echt angefühlt.

Sie fiel mir in die Arme und weinte los. Ich blieb ganz lange bei ihr bis sie sich wieder beruhigt hatte. Als ich danach auf die Uhr schaute, war es bereits halb drei.

Leg dich wieder hin, du brauchst noch etwas Schlaf.
Das war in unserer alten Wohnung viel schlimmer. Wenn ich dort aus Alpträumen aufgewacht bin fühlte ich mich genauso gefährdet wie im Traum. Weil mich alles an meinen Erzeuger erinnert hat.
Möchtest du morgen früh darüber reden?
Ich weiß nicht... er hat nicht nur mitgeholfen, mein Erzeuger hat mich entführt und zu den Leuten gebracht! Ich kann das einfach nicht verstehen. Warum hat er das gemacht? Ich habe ihm vertraut!
Diese Frage wird nur er selbst beantworten können. Manche Leute tun eben böse Dinge.

Schließlich stand Mia auf, legte sich wieder auf die Couch und zog die Decke vom Boden hoch. Dann deckte ich sie ein und gab ihr noch ein Küsschen. Schließlich verschwand ich wieder in meinem eigenen Bett wo Julia bereits angespannt auf mich wartete.

Ich glaube, sie will darüber reden. Wir sollten uns die Zeit nehmen und mal am Tage mit ihr reden.
Aber ich kann das nicht. Mir fällt es schwer, über meinen Ex zu reden.
Dann mache ich das. Das wird ihr auch helfen, Vertrauen zu gewinnen wenn sie weiß, dass sie mit mir über sowas reden kann.

Zwei Minuten später kam Lucy in unser Schlafzimmer.

Papa, ich kann nicht schlafen! Ihr habt soviel Lärm gemacht!
Okay ich komme zu dir.
Wo hast du das gelernt, soviel Stress zu bewältigen?
Ich habe keine Ahnung. Aber den Fußballstress kann ich jedenfalls nicht bewältigen.

07.12.2013 - 15. Spieltag

Noch hatten wir unser Erfolgsrezept nicht gefunden obwohl wir immerhin mehr Schüsse als der Gegner hatten. Ilicevic bekam einen Platzverweis und Torgay Arslan verletzte sich.

Hamburg Hanseatics - MSV Duisburg: 0 - 1
Hoffmann (55. Elfmeter)

15.12.2013 - 16. Spieltag

Gegen die Fohlen aus Gladbach verbesserten wir immerhin unsere Torschussbilanz aber wieder mangelte es an der Chancenverwertung. Ich resümierte unsere Probleme und entschied, ab dem nächsten Spiel mit zwei vollwertigen Torjägern im Sturm zu arbeiten.

Borussia M'gladbach - Hamburg Hanseatics: 4 - 1
Hermann (30.), Schieber (51.), Hanke (62.), Leckie (78.) - Berg (19. Elfmeter)

22.12.2013 - 17. Spieltag

Von den Medien wurde Werder Bremen als einzige Mannschaft gehandelt, die dieses Jahr die Bayern ärgern könnten. Doch ausgerechnet unsere doppelte Sturmspitze aus Chrisantus und Guerrero bereiteten den Bremern Kopfschmerzen. Um auf einem gesicherten 15. Platz in die Winterpause zu gehen mussten wir mit 2 Toren Vorsprung gewinnen. Nach 61 Minuten hatten wir dieses Ziel bereits erreicht aber Gueye zerstörte mit einem Eigentor unsere Träume. Guerrero konnte schließlich nochmal den Vorsprung erhöhen aber in der allerletzten Minute der Nachspielzeit langte Mehmet Ekici nochmal nach.  Deshalb überwinterten wir leider trotz des unglaublichen Sieges auf dem Relegationsplatz.

Hamburg Hanseatics - Werder Bremen: 3 - 2
Sala (52., 61.), Guerrero (89.) - Gueye (79. Eigentor), Ekici (90.+3)

31.12.2013

Da ich Mia nicht zum Gespräch zwingen wollte, wartete ich einfach bis sie auf mich zukam um ihr Herz auszuschütten. Aber Mia fühlte sich nicht wohl genug um das Thema anzusprechen. Ich hielt mich versprochen an Julias Regeln und ließ nachts im Wohnzimmer eine Lampe an. Es war eine Art Leselampe, die ich zusätzlich zum normalen Deckenlicht über der Couch angebracht hatte. Damit Mia nicht zu sehr geblendet wurde, drehte ich die Lampe Richtung Fernseher.

Am Silvesterabend hatten wir eigentlich vorgehabt, erst kurz vor Mitternacht mit unseren eigenen Feuerwerken anzufangen. Wir hatten nur kleine Sachen gekauft weil Mia zu ängstlich für die großen lauten Feuerwerke war. Um 23 Uhr zog sich Mia zwei Wunderkerzen aus der Packung und als sie die Haustür erreichte, geriet sie in Panik.

Lasst mich raus! LASST MICH RAUS!

Was war denn nun schon wieder los? Ich ging zu ihr und sah, wie sie verzweifelt an der Tür zerrte aber sie sich öffnete. Dabei stellte ich fest, dass noch der Türriegel davor war den ich aus Gewohnheit versehentlich wieder davor gemacht hatte. Ich wollte den Riegel hochschieben damit Mia die Tür öffnen konnte, aber Mia schlug so heftig um sich und zerrte an der Tür, dass sie mir unbeabsichtigt den linken Ellbogen ins Gesicht rammte. Mit leichter Verzögerung spürte ich den Schmerz und das warme Blut, dass mir über die Lippen und das Gesicht lief. Jetzt war auch Julia von der Couch aufgesprungen und kam zu uns. Sie sah den Riegel, der die Tür versperrte.

Michael, ich hab dir doch gesagt du sollst die Tür nicht absperren wenn Mia im Haus ist!
Sorry ich habe es vergessen weil ich das schon automatisch jedes Mal mache.
Aber das kannst du nicht machen, da gerät sie total in Panik!

Julia schaffte es irgendwie Mia zu beruhigen während ich mit meiner blutenden Nase ins Badezimmer ging. Vorsichtig tupfte ich mir mit dem Handtuch das Blut ab und nahm schließlich das große Badetuch aus dem Schrank, dass ich nass machte und auf die gebrochene Nase drückte. Als ich aus dem Badezimmer kam und mich auf die Couch setzte, war auch Julia wieder zurück ins Haus gegangen. Besorgte schaute sie mir ins Gesicht.

Lass mal sehen. sagte sie und hob vorsichtig das Badetuch ein wenig hoch. Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?
Nein es geht schon, mir ist nur etwas schwindelig.
Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.
Nein wirklich, ich will jetzt nicht ins Krankenhaus! An Silvester ist die Notaufnahme doch völlig überlastet.
Dann leg dich auf die Couch und ruhe dich aus.

Wie vorgeschlagen legte ich mich hin während Julia ein Kissen unter meinen Kopf schob. Das vollgeblutete Badetuch wurde durch einen frischen kalten Lappen ersetzt und ich wurde mit Mias Bettdecke zugedeckt.

Was ist mit Mia?
Sie ist erstmal eine Weile draußen und schaut sich das Feuerwerk an bis sie sich wieder beruhigt hat. Du darfst auf keinen Fall die Tür zu sperren. Für Mia ist das der blanke Horror!
Ich habe sie doch nicht mit Absicht so ängstigen wollen. Als ich noch mit Lucy allein war hab ich immer die Tür zugesperrt.
Schon gut, ich glaube dir, dass das keine Absicht war. Ich geh jetzt wieder nach draußen und du bleibst schön liegen okay?

Als Julia verschwand merkte ich überhaupt erstmal, wie sehr mir der Kopf dröhnte. Das war wirklich ein professioneller Knockout von Mia. Sie wusste sich zu wehren.

04.01.2014

Die nächsten Tage verliefen so, als wäre all meine Mühe, die ich bisher investiert hatte, um mit Mia auf einen Nenner zu kommen, plötzlich von einem Tag auf den Anderen verblasst. Mia war wieder etwas ängstlicher und traute sich kaum zu fragen, wie es meiner Nase ging. Doch sie war sehr wohl an meiner Gesundheit interessiert, denn immer wenn Julia wegen meiner Nase fragte, spitzte Mia neugierig die Ohren.  Ich war immer noch etwas blass im Gesicht aber ich verweigerte es, zum Krankenhaus gefahren zu werden.

Wir spielten ein Freundschaftsspiel gegen unseren Farmingverein Concordia Hamburg aber ich ließ mich von Matt Damon auf der Trainerbank vertreten. Matt entschied, unseren endlich wieder genesenen Skjellbred wieder spielen zu lassen, damit er nach der Winterpause wieder fit war.

Concordia Hamburg - Hamburg Hanseatics: 0 - 4 (Tore: Heung-Min, Skjellbred, Chrisantus, Kruse)

06.01.2014

Danach machte ich mich mit unserem Team auf den Weg ins Trainingslager nach Auxerre. Hier hatten wir ein Eisstadion und die Trainingsplätze von AJ Auxerre zur Verfügung um uns optimal auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Als Gegenleistung durfte AJ Auxerre ein Freundschaftsspiel gegen uns bestreiten.

AJ Auxerre - Hamburg Hanseatics: 2 - 2 (Tore: Gudjohnsen, Berg)

Nebenbei hielt ich Ausschau nach dem Amerikaner, den unsere Vereinsführung forderte. Aber ich stellte fest, dass die Amis wohl größere Ansprüche hätten. Doch ich konnte George auf einfache Weise überlisten. Bei FC Liverpool fand ich ein Wunderkind, dass sich zwar bei den Engländern nicht für einen Stammplatz qualifizieren konnte aber immerhin in fünf Einsätzen zwei Tore gemacht hatte. Er hieß Villyan Bijev und der Trick dabei war, dass der Spieler eigentlich auf dem Papier ein Bulgare war aber weil er in Fresno (Kalifornien) geboren wurde, konnte ich dem George glaubhaft erklären, dass der Villyan ein echter Amerikaner sei. Außerdem hatte er bereits ein paar A-Länderspiele für die USA bestritten.



Man konnte mir auch nicht vorwerfen, dass ich wieder bloß einen jungen Mann "für die Zukunft verpflichtet" habe, da er in drei Tagen 20 wurde.

10.01.2014

Vom Trainingslager aus machten wir noch einen Abstecher ins 430 Kilometer entfernte Outreau wo wir auf US Boulogne trafen. Gueye machte seinem Spitznamen "Eigentorschützenkönig" alle Ehre und brachte die Franzosen nach 19 Minuten in Führung.

US Boulogne - Hamburg Hanseatics: 3 - 1 (Tor: Berg)

Danach ging es gleich weiter mit dem Teambus zum Flughafen nach Brüssel. Im Flugzeug jammerte mir Guerrero erneut die Ohren voll, dass er endlich ablösefrei gehen wollte. Nachdem mir auch die Ohropax nichts halfen willigte ich endlich zu einer beidseitigen Vertragsauflösung ein. Damit verließ uns nach acht Jahren bei den Hamburgern Jose Paulo Guerrero und war folgerichtig vereinslos.

12.01.2014

Das dadurch entstandene Loch im offensiven Mittelfeld hinter dem Stürmerpaar Gudjohnsen und Berg sollte der Österreicher Thomas Mayer füllen. Bevor ich in Vertragsverhandlungen mit VfB Stuttgart treten konnte, mussten wir aber erst noch ein Testspiel gegen VfR Aalen hinter uns bringen. Skjellbred verletzte sich, noch bevor er sein erstes Pflichtspiel unter meiner Führhand absolvieren konnte.

VfR Aalen  - Hamburg Hanseatics: 3 - 3 (Tore: Gudjohnsen, 2x Chrisantus)

Sein Ausfall kümmerte mich aber nicht weiter, da ich mich glücklicherweise mit Stuttgart einigen konnte und mein gesamtes verbliebenes Transferbudget dafür ausgab, den OM Thomas Mayer zu verpflichten. Übrigens nicht verwandt mit dem deutschen Thomas Mayer, der mal bei Wacker Burghausen gespielt hatte. Unser Mayer war zuletzt bei Stuttgart zu 46 Ligaeinsätzen gekommen weshalb ich ganz große Hoffnungen auf ihn setzte.

25.01.2014 - 18. Spieltag

Das Spiel gegen Hoffenheim war der gelebte Alptraum eines jeden Trainers. Ich hatte sieben Ersatzspieler, wovon einer ein Torwart war, ein Verteidiger, vier Mittelfeldspieler und ein Stürmer. Doch was bei diesem Spiel geschah, hatte ich nie für möglich gehalten. Gueye sah rot, also brachte ich Jansen zur Verstärkung der Abwehr - danach verletzten sich Töre und Jansen. Damit waren schon zwei gute Verteidiger weg und einer blieb noch übrig. Weil ich aber meinen einzigen Ersatzverteidiger bereits aufs Feld gebracht hatte und der mir jetzt auch fehlte, konnte ich nur mit einem Verteidiger spielen. Um das Debakel nicht noch zu verschlimmern, ließ ich David Jarolim als zurückgezogenen Verteidiger spielen was sich aber als Fehlkalkulation erwies. Mit einer desaströsen Verteidigung kassierten wir gegen Abstiegskonkurrent Hoffenheim fünf Tore! Das war eine ganz bittere Niederlage für unser Team. Wir hielten uns nur noch mit dem kleinen Finger am Klassenerhalt fest. Das nächste Spiel MUSSTEN wir gewinnen um die Motivation aufrecht zu erhalten.

Hamburg Hanseatics - 1899 Hoffenheim: 0 - 5
Rudy (25.), Volland (34.), Babel (57., 77.), Sobiech (86.)
« Letzte Änderung: 22.September 2014, 00:37:20 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #29 am: 22.September 2014, 20:51:17 »

Kapitel 13: Cars are a boys best friend

27.01.2014

Normalerweise wäre für mich als Fußballtrainer der Montag ein ganz normaler Tag gewesen. Ausschlafen, Mails checken und Fernsehen schauen. Ungefähr das Gleiche galt für Julia, die arbeitslos war. Aber da wir immer noch felsenfest davon überzeugt waren, dass es das Sicherste wäre, unsere Kinder selbst zur Schule zu fahren, mussten wir beide montags mit den Kindern zusammen aufstehen. Meistens fuhr ich mit Lucy als Erster weg weil Mia im Bad länger brauchte. Aber heute hatte Lucy eine Stunde später Schulbeginn und so konnte ich mich nach dem Frühstück noch ein wenig ausruhen. Ich setzte mich auf die Couch und wollte den Fernseher anschalten, als Julia mich ansprach. Sie war auffallend gut gekleidet, mit knielangem Rock und Nylonstrumpfhose.

Ich habe heute ein Vorstellungsgespräch, kannst du Mia zur Schule fahren?
Ein Vorstellungsgespräch? Konntest du mir das nicht früher sagen? Ich muss Lucy auch zur Schule bringen, das schaffe ich zeitlich nicht.
Dann ruf doch bei der Schule an und melde Lucy krank!
Ich soll anrufen damit meine Tochter die Schule schwänzt!?

Sie zwinkerte mir abschließend zu und war schon verschwunden. Schnell sprang ich von der Couch auf und rannte zur Tür aber Julia saß bereits im Auto und rollte rückwärts von der Einfahrt.

Was hat das Zwinkern jetzt wieder zu bedeuten!? KOMM ZURÜCK!!

Aber Julia war bereits zu weit weg um mich zu hören. Doch dann begriff ich, was sie von mir wollte. Sie wollte, dass ich die Fahrt zur Schule nütze um mit Mia über ihre Entführung zu reden. Trotzdem fand ich es nicht nett, dass sie mich damit so überrumpelt hatte. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass wenigstens Mia Bescheid wusste. Ich lief zum Badezimmer und klopfte an der Tür.

Ich bin gleich fertig, einen Moment noch!
Deine Mutter hat heute einen wichtigen Termin und ist schon weg. Ich fahre dich heute zur Schule.

Da ich bereits ahnte was kam, ging ich lieber einen Schritt zurück. Mia riss die Tür auf und hätte mir damit beinahe erneut die Nase gebrochen.

Das ist nicht dein Ernst oder? Sag mir dass das ein Witz ist.
Schau einfach aus dem Fenster raus. Siehst du, dass ihr Auto noch da steht?

Um aus dem Fenster zu schauen musste sie in Lucys Kinderzimmer gehen. Sie öffnete ruppig die Tür, was leider Lucy weckte die eigentlich ausschlafen wollte. Mia bahnte sich den Weg durch die Spielsachen, sprang auf den Schreibtisch und versuchte über unsere Hecke um die Ecke zu schauen.

Meine Mutter hat mich einfach sitzen lassen! Das gibt es doch nicht!
Raus aus meinem Zimmer, ich will schlafen!

Danach drehte sich Mia um und schubste mich unsanft in den Flur.

Hey so nicht! Julia hat mich damit auch ziemlich überrascht und es mir gerade eben erst gesagt.
Ich steig aber nicht alleine zu Männern ins Auto.
Dann lauf halt zur Schule.
Nein, Mama soll mich zur Schule fahren!
Wie soll sie das machen? Sie ist schon weg.
Was fährst du überhaupt für ein Auto?
Ich habe einen Chrysler Stratus 2.5 LX Baujahr 1999.
Chrysler ist doch eine amerikanische Marke oder? In sowas steig ich nicht ein.
Helle Ledersitze, Sitzheizung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Fernbedienung...
Wieviel PS?
Der Mitsubishi V6 generiert 163 PS. Okay es ist kein V8 aber er kann trotzdem ein wenig brabbeln.
Aber ich komm nur mit wenn du den ganzen Tag in der Schule bleibst!
Wenn deine Lehrer kein Problem damit haben?
Ach die haben damit kein Problem. Ich geh doch noch zur Grundschule weil ich die verlorenen vier Jahre nachholen muss. So und jetzt schmink ich mich weiter.
Ja gut, sag mir wenn du fertig bist.

War sie ernsthaft vier Jahre lang gefangen gehalten gewesen? Ich hatte mal von diesem Fall in Österreich gehört wo ein Mädchen acht Jahre lang eingesperrt gewesen war aber auch vier Jahre kamen mir unheimlich lange vor. Leider wusste ich nicht genau wann Mia zur Schule musste aber sie brauchte ziemlich lange im Bad. Beinahe hatte ich das Gefühl sie würde mit Absicht trödeln. Als sie dann endlich raus kam war ich ganz erleichtert. Sie ging in den Flur, zog sich ihre Schuhe an und dann gingen wir zum Auto.



(Das ist mein eigenes Auto. Alle im Text genannten Features hat es wirklich und ich bin sehr stolz darauf, dass davon auch alles noch reibungslos funktioniert.)

Mit der Fernbedienung entriegelte ich den Wagen und Mia setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich folgte ihr und nahm am Steuer Platz. Dann schnallte ich mich an und wartete darauf, dass Mia sich anschnallte.

Ich fahre nicht los bevor du dich nicht angeschnallt hast.
Aber ich fühle mich unwohl wenn ich festgeschnallt bin. Mama lässt mich immer ohne Gurt im Auto fahren.
In meinem Auto gelten andere Regeln und jetzt schnall dich an ansonsten fahre ich nicht los.

Sie grummelte irgendetwas unhöfliches und schnallte sich schließlich an. Dann drehte ich den Regler der Sitzheizung auf vier und zeigte Mia, wo der Regler für ihren eigenen Sitz war. Es war sehr kalt an diesem Januarmorgen und Ledersitze waren dafür bekannt bei niedrigen Außentemperaturen sehr kalt zu werden.

Du musst aber einen kurzen Moment warten bis die Sitzheizung auf Wohlfühltemperatur steigt.

Dann stellte ich den Automatikhebel auf R und rollte rückwärts aus der Ausfahrt. Am Heck hatte ich eine nachgerüstete Einparkhilfe eingebaut, die mir beim Rangieren des Dickschiffs half. Immerhin war es mit 4,72 Meter fast so lang wie die erste Sprinter-Generation. Mia zeigte mir daraufhin den Weg zu ihrer Grundschule in Hamburg-Moorfleet. Wir fuhren eine halbe Stunde und hatten dabei wunderbar Gelegenheit uns zu unterhalten.

Bist du die Älteste in deiner Klasse?
Ja und zwar mit Abstand. Alle anderen Schüler sind 10 oder 11 und ich bin schon 14. Das ist mir total unangenehm und die Jungs können manchmal echt nerven weil die sich noch wie Kinder benehmen. Außerdem erwartet mein Lehrer, dass ich ein Vorbild für meine Mitschüler bin aber ich hasse es, die Beste in der Klasse zu sein weil ich schon vieles weiß. Scheinbar war ich damals mit dem Stoff der vierten Klasse schon weiter als die Anderen es jetzt sind.
Dein Lehrer stellt dir bestimmt oft Fragen oder?
Eben das stört mich. Das ist unfair gegenüber den Anderen und die finden es auch nicht so toll. Alle denken ich wäre voll die Streberin aber das stimmt gar nicht! Was kann ich dafür, wenn die Lehrer alles mich fragen. Immer soll ich alles an der Tafel vormachen.
Meine Mutter hat früher gesagt, wenn etwas nicht so toll läuft soll man seine Zeit darin investieren, das Positive zu sehen. Sieh das doch zum Beispiel mal so: Du kannst den Kindern schon jetzt etwas beibringen was ihnen später helfen wird.
Das stimmt und außerdem beschütze ich sie manchmal wenn sie von den Sechstklässlern geärgert werden.
Also wenn du dich mal wieder von deinen Lehrern ungerecht behandelt fühlst, denk einfach daran, dass du deinen Mitschülern auch was gutes tun kannst.
Aber das wollen sie gar nicht immer!
Versuche damit zu leben. Für deine Mitschüler ist das sicher auch nicht leicht, so ein großes Mädchen in der Klasse zu haben.

In der Zwischenzeit hatte sich das Auto automatisch verriegelt. Ich hatte noch nicht herausgefunden, wie ich diese automatische Kindersicherung abschalten konnte. Doch glücklicherweise war Mia noch nicht aufgefallen, dass sie im Auto eingesperrt und nur ich die Verriegelung vom Fahrersitz aus öffnen konnte weil die Riegel sich nur schwer bewegen ließen wenn man es von Hand machen wollte. Damit es auch so blieb und Mia nicht nervös wurde, entriegelte ich die Türen wieder kurz bevor wir an der Schule einparkten. So ging ich ganz sicher, dass Mia von alldem nichts mitbekam. Sie stieg aus, nahm die Schulmappe von der Rücksitzbank und lief los. Zwei Meter weiter drehte sie sich nochmals neidisch zu dem Wagen um.

Was sind das eigentlich für Aufkleber da am Heck?



Die beiden Aufkleber habe ich beide auf einer USA-Reise gekauft und die gibt es so in Deutschland nicht im Handel. Den linken Aufkleber zum Beispiel kannst du nur direkt bei der NASA bestellen oder halt wenn du in den USA bist.
Cool!

Danach liefen wir gemeinsam zu ihrem Klassenzimmer. Als erstes stand eine Doppelstunde Erdkunde auf dem Programm. Tatsächlich fiel mir beim Betreten des Raumes sofort auf, dass Mia mindestens um zwei Köpfe größer war als der Rest der Klasse. Nur ein etwas größer gewachsenes Mädchen in der letzten Reihe reichte ihr vielleicht bis zum Kinn. Der Lehrer schaute mich etwas verwirrt an und ich ging zu seinem Tisch. Flüsternd erklärte ich die Situation.

Ich bin so eine Art Aushilfsvater von Mia und sie wollte, dass ich sie heute zur Schule begleite weil sie immer noch ängstlich ist.
Und wo ist ihre Mutter?
Sie hat heute ein wichtiges Vorstellungsgespräch.
Ah das ist gut, es wird auch langsam Zeit, dass sie sich einen anständigen Job sucht. Richten Sie ihr schöne Grüße von mir aus.
Werde ich machen. Heißt das ich darf hier bleiben?
Eigentlich dürfen wir das nicht gestatten aber ich denke ich kann heute mal eine Ausnahme machen. - Moment, sind Sie nicht der Trainer vom HSV?
Ja aber sagen Sie das bloß nicht so laut! Nachher will jeder auf der Schule ein Autogramm von mir.
Keine Sorge, ich kann schweigen wie ein Grab. Also wenn das so ist, dürfen Sie erst recht mit dabei sein. Aber bleiben Sie bitte ganz ruhig hinten in der Ecke sitzen.

Dann ging ich nach hinten und nahm mir einen unbesetzten Tisch, den ich ganz ans Ende des Raumes schob und setzte mich dahinter. Der Lehrer stellte etwas auf, an dass er eine Rolle hängte. Danach löste er das Seil von der Rolle, sodass sich eine Deutschlandkarte entrollte auf der nur rudimentär die Topographie farblich eingezeichnet war. Es fehlten die Namen der Städte und die Straßen.

So ihr hattet ja als Hausaufgabe auf, euch die deutschen Flüsse alle gut einzuprägen. Wer von euch nennt mir mal einige Flüsse?

Kein Schüler hob die Hand und traute sich, die Frage zu beantworten. Sicher wussten einige Schüler ein oder zwei Flüsse. Aber wem würden wohl gleich fünf deutsche Flüsse einfallen? Nach einer Minute peinlichem Schweigen hob Mia zögerlich die Hand.

Mia.
Also es gibt den Rhein, die Elbe, die Oder, die Weser, der Main und... äh... die Donau!
Sehr gut Mia. Kannst du uns die Flüsse auch mal auf der Karte zeigen?

Stumm nickte sie nur. Dann stand sie auf und ging nach vorne zur Tafel. Als erstes zeigte sie Elbe und Weser. War ja klar, als gebürtige Hamburgerin musste man das kennen. Rhein und Oder als Grenzflüsse fielen ihr auch noch leicht. Aber beim Main musste sie schon überlegen.

Na Mia, fällt dir die Eselsbrücke zum Main ein die wir gelernt haben?
"Bei Mainz fließt der Main.... in den Rhein!"
Genau!

Mia folgte mit dem Finger den Rhein entlang und als sie die richtige Stelle gefunden hatte, fiel es ihr auch wieder ein.

Und weißt du auch wo die Donau ist?

Sie drehte sich kurz zu mir und schaute mich an aber ich zuckte nur mit den Achseln. Mit Erdkunde konnte man mich jagen...

Keine Ahnung.
Dann setz dich wieder. Das hast du sehr gut gemacht.

Der Lehrer holte sein kleines Notenbuch aus der Hosentasche und blätterte darin. Dann trug er mit seinem Kugelschreiber etwas ein und ich wusste, dass das ganz sicher ein Doppelplus war. Danach wandte er sich wieder an den Rest der Klasse.

Kann mir jemand von euch zeigen wo die Donau ist?

Während sich ein anderer Schüler meldete und dann nach vorne ging, drehte sich Mia zu mir um. Ich streckte einen Daumen nach oben und formte stumm mit den Lippen "Sehr gut gemacht!". Der Rest des Tages verlief normal. In Mathe hatte sie ein wenig Schwierigkeiten, sich an das zu erinnern, was sie früher mal gelernt hatte. Die Lehrerin blieb aber geduldig und rief Mia nicht zur Tafel. Stattdessen bat sie eine andere Schülerin, eine ältere Aufgabe aus der dritten Schulklasse an der Tafel zu wiederholen. Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass die Lehrer durchweg Verständnis für Mias Probleme zeigten. Einzig der Sportlehrer war nicht so begeistert, dass ich mit in die Sporthalle wollte. Aber nach einer zehnminütigen Diskussion ließ er sich schließlich darauf ein, mich als Schiedsrichter abzustellen. Es wurde Völkerball gespielt und ich sollte aufpassen, ob der Ball erst den Boden berührt hatte wenn jemand getroffen worden war. Mia hatte Angst vor dem Ball und spielte lieber die Strohpuppe, also die Person die sich während des gesamten Spiels außerhalb des Spielfelds befand und nicht abgeworfen werden konnte.

So war es nicht überraschend, dass Mia am Ende des Sportunterrichts am Wenigsten erschöpft war. Wir liefen wieder zurück zum Auto und setzten uns hinein. Als wir los fuhren, teilte ich meine Gedanken über die Erlebnisse des Tages mit ihr.

Ich finde deine Lehrer sehr nett. Das war super, dass die Mathematiklehrerin für dich sogar alten Stoff wiederholt hat.
Naja Mathe kann ich auch überhaupt nicht. Ich hab das längst wieder vergessen was ich mal vor vier Jahren gelernt habe.
Und du warst wirklich vier Jahre lang weg?
Eigentlich waren es drei Jahre und vier Monate. Ich war mit einer Schulfreundin zu Fuß auf dem Weg zur Schule. Plötzlich hat mein Erzeuger uns eingeholt und neben uns angehalten. Dann hat er gefragt, ob er uns beide zur Schule fahren soll. Da kam mir natürlich nie in den Sinn was er tun würde und ich sagte meiner Freundin, dass sie meinem Erzeuger vertrauen könne.

Mia musste kurz innehalten weil sie anfing zu weinen.

Wir stiegen beide ins Auto und schnallten uns an. Im ersten Moment tat er auch so als würde er zur Schule fahren aber als dann die Schule schon in Sichtweite war hat er die Kindersicherung vom Wagen angemacht. Unser Wagen den wir damals hatten hatte Riegel die komplett in der Tür versenken und die kriegt man dann auch nicht mehr hochgeschoben. Du kannst dann nur die Tür entsperren wenn du den Knopf auf der Fahrerseite drückst.

Für einen kurzen Moment schaute sie auf den Türriegel meines Wagens, der zum Glück noch nicht automatisch versunken war. Aber noch ein paar Minuten und dann würde es passieren. Ich musste sie ablenken damit sie das auf keinen Fall mitbekam.

Was ist mit deiner Freundin passiert? Warum geht ihr jetzt nicht in die selbe Klasse?

Sie biss sich verlegen auf die Zunge und versuchte die Tränen zu unterdrücken aber sie konnte es nicht mehr zurückhalten. Mia fing laut an zu heulen und ich hielt kurz den Wagen am Straßenrand an.

Meine Freundin hat nicht das gemacht was man ihr befohlen hat. Da hat... Sie musste Luft holen. da hat er gesagt, dass er für sie kein Geld kriegt wenn sie nicht tut was er sagt und dann hat er sie ermordet während ich zusehen musste. "Das selbe mach ich mit dir wenn du mir nicht gehorchst" hat er hinterher zu mir gesagt.

Jetzt kamen mir selbst die Tränen und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszuschimpfen. Ich war so wütend auf Mias Vater. Wie konnte er ihr das nur antun?

Fahr bitte weiter. Ich will nach Hause.

Ich räusperte mich kurz und fuhr dann weiter. Es war gut, dass ich nichts mehr sagen musste, denn dann hätte Mia aus meiner Stimme heraus meine eigene Frustration und Traurigkeit über diese wahrer Geschichte gehört. Dann drehte ich das Radio etwas lauter um die automatische Verriegelung zu übertonen. Mia merkte nichts.

Schließlich erreichten wir unser zuhause und ich sah, dass auch Julias Wagen wieder auf unserer Einfahrt stand. Deshalb parkte ich meinen Chrysler neben ihrem Wagen und stieg aus. Gerade wollte ich Mias Tasche von der Rücksitzbank holen als sie plötzlich wieder anfing zu schreien.

MACH DIE TÜR AUF!! DU MIESER SCHWEINEHUND! Ich wusste doch, du wolltest mich bloß entführen. Ich hab dir VERTRAUT!

Mir fiel mit großem Entsetzen ein, dass ich wegen des lauten Radios selbst nicht mehr an die Verriegelung gedacht hatte. Normalerweise fiel mir das spätestens dann ein wenn ich Lucy aus dem Kindersitz holen musste und das war mit Lucy nie ein Problem weil sie selbst nicht in der Lage war, sich abzuschnallen. Aber Mia war ungeduldig und panisch, zerrte an der Tür und krallte ihre Fingernägel in meine schöne beigefarbene Ledertürverkleidung.

Schnell machte ich wieder die Fahrertür auf und drückte den Knopf nach oben um alle Türen zu entriegeln. Mia stürmte aus dem Auto und rannte zur Tür. Sie drückte die Klingel Sturm und rief laut "MAMA!"

Es tut mir Leid, ich wollte das nicht! Mein Auto hat eine automatische Verriegelung! Bitte warte einen Moment, ich mache die Tür auf.

Aber Julia war schneller und öffnete die Haustür. Mia stürmte hinein und rannte ins Badezimmer. Julia sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen und folgte ihr dann. Ich schlug die Autotüren zu und verriegelte es wieder. Dann ging ich ins Haus und setzte mich auf unsere Couch und brauchte selbst eine Weile um mich zu beruhigen. Nach über einer Stunde kam Julia zu mir und setzte sich neben sich.

Mia hat mir erzählt, du hast sie im Auto eingesperrt? Stimmt das?
Ja aber-
Das war das Schlimmste was du ihr antun konntest! Mein Ex hat sie auch im Auto eingesperrt! Man Michael, was hast du dir dabei gedacht? Ihr beide habt doch so gute Fortschritte gemacht! Jetzt ist sie ja noch mehr verängstigt als vorher.
Ich kann nichts dafür, mein Auto hat eine automatische Verriegelung und ich hab vergessen es wieder zu entriegeln bevor wir anhielten.
Du vergisst aber ziemlich viel dafür dass du angeblich niemandem vertraust!
Aber du wolltest doch unbedingt, dass ich sie zur Schule fahre.
Ach jetzt ist es meine Schuld!? Ich wollte, dass du sie zur Schule fährst, damit sie mit dir reden kann. Mia wollte mit dir reden, das hat sie mir gestern noch gesagt.
Wir haben ja auch miteinander geredet. Aber musste das denn unbedingt im Auto sein wenn du doch weißt, dass sie Angst hat, mit einem Mann allein im Auto zu fahren?
Ich konnte ja nicht wissen, dass du sie im Auto einsperrst!
Wie oft soll ich es noch erklären? Es war nicht mit Absicht!
Also jedenfalls können wir jetzt wohl wieder ganz von vorne anfangen.
Dann rede ich jetzt nochmal mit ihr.
Das kannst du versuchen aber ich garantiere für nichts.

Ich stand von der Couch auf und ging zum Badezimmer. Vorsichtig klopfte ich an und als außer einem lauten Schluchzen keine Antwort kam, schob ich die Tür sanft auf. Mia lag auf dem Boden eingerollt und fummelte an ihrer Hose rum.

Mia es tut mir unendlich leid. Was da eben vorgefallen ist wollte ich nicht.
Du wolltest mich entführen und vergewaltigen! Das wolltest du!
Ich vergreife mich nicht an Minderjährigen. Dass ich dich im Auto eingesperrt hab war ein Versehen. Mein Auto verriegelt sich automatisch.

Inzwischen hatte sie ihre Hose weiter runter geschoben und ich drehte mich weg, weil ich begriff was sie anzudeuten wagte.

Na los, wenn du mich an mir vergreifen willst, dann fang an. Ich kenne mich damit schon aus.
Mit dem Rücken zu ihr sprach ich weiter: Ich will keinen Sex mit dir! Jetzt zieh endlich wieder die Hose hoch! Ich gebe mein Ehrenwort, dass ich das nicht wollte. Warum glaubst du mir nicht?
Weil ihr Männer alle so seid!
Warum habe ich dich dann aus den Händen dieser bösen Menschen befreit?
Sag du es mir doch!
Weil ich es nicht ertragen kann wenn Kinder misshandelt werden. Wenn ich nochmal mein Leben riskieren müsste, um auch nur ein einziges Kind zu retten, würde ich es wieder tun. Zweimal wäre ich fast in die Luft gesprengt worden und in der Wüste hätte man mich beinahe erschossen. Hätte ich das getan, wenn ich selber in diese Sache verwickelt gewesen wäre? Ich bin kein Polizist und auch kein Geheimagent. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine Schusswaffe in der Hand. Trotzdem habe ich mich in tödliche Gefahr begeben. Es tut mir in der Seele weh wenn du mich beschuldigst, dass ich dir wehtun will. Ich akzeptiere, dass du großen Kummer hast und dir auch der Verlust deiner Freundin zu schaffen macht aber bitte sag nie wieder, dass ich dich vergewaltigen will.
Du hast recht, das war nicht nett von mir. Entschuldigung.
Schon gut, Entschuldigung angenommen. Komm mit ins Wohnzimmer und wir trinken erstmal was zur Beruhigung.

Ich verließ das Badezimmer ohne mich zu vergewissern ob sie mir auch wirklich folgte. Aber als ich mich auf der Couch setzte, kam Mia einen Augenblick später tatsächlich aus dem Badezimmer raus und setzte sich zwischen mich und Julia. Die Schminke war völlig verschmiert und sie konnte sich nur zu einem kleinen Lächeln zwingen. Dann stand ich auf und holte aus dem Weinschrank einen alkoholfreien Schnaps. In ein kleines Likörglas füllte ich den Schnaps fingerbreit ein und gab ihn Mia.

Trink das, dann wird es dir besser gehen. Das ist alkoholfrei.

Als symbolischen Akt goss ich mir auch was ein und wir tranken beide.

Wie hast du das gemacht? fragte Julia.
Tja das bleibt unser kleines Geheimnis nicht wahr Mia?

Mia nickte und musste anfangen zu lachen.

Michael wird mir niemals wehtun. Das weiß ich jetzt.

01.02.2014

Wieder einmal war Fußball zur Nebensache geworden und gegen Schlusslicht Düsseldorf verloren wir etwas unglücklich. Trotz vieler guter Chancen auf beiden Seiten konnte die Fortuna ihre Möglichkeiten einfach besser nutzen.

Fortuna Düsseldorf - Hamburg Hanseatics: 1 - 0
Fink (79.)

08.02.2014

Mit jedem Spiel wurde unsere Bilanz immer besser allerdings fiel mir schon auf, dass sich das Fehlen von Guerrero bemerkbar machte. Ich konnte aber nicht einmal sagen, wer denn nun der geeignete Ersatz war. Ein Blick in die Vergangenheit zeigte eigentlich, dass Marcell Jansen und Son Heung-Min die meisten Tore erzielt hatten. Jetzt aber schwächelte Jansen und Heung-Min war lange verletzt gewesen und spielte einfach nicht das Niveau wie früher.

Hamburg Hanseatics - SC Freiburg: 1 - 1
Kacar (87.) - Dembelé (90.)

15.02.2014

Unsere Niederlage gegen Nürnberg war zu verkraften aber die Verletzung von Torgay Arslan war ein bitterer Rückschlag für unser Team.

1. FC Nürnberg - Hamburg Hanseatics: 2 - 1
Arslan (14. Eigentor), Chandler (75.) - Sala (9.)

22.02.2014

Matt Damon riet mir, es doch mal mit einem anderen Torwart zu versuchen. Ich wusste nicht, wie viel ich von der Meinung eines Möchtegern-Fußballkenners halten sollte, aber da mir im Moment selber nichts besseres einfiel, stellte ich gegen Borussia Dortmund den Kroaten Ivan Kardum ins Tor. Tatsächlich erwies er sich als ein guter Mann und gehörte ab sofort zur Startelf. Er sicherte uns gegen Dortmund einen weiteren Punkt, der uns aber immer noch nicht aus den Relegationsplätzen heraus half. Dafür brauchten wir zum Kuckuck nochmal endlich DREI PUNKTE!!

Hamburg Hanseatics - Borussia Dortmund: 1 - 1
Chrisantus (36.) - Lewandowski (43.)

01.03.2014

Unsere Abwehr war ein absolutes Trauerspiel. Rein statistisch gesehen mangelte es nicht an guten Verteidigern. Aber bitte werft doch mal einen Blick auf unsere Verletztenliste:



Heung-Min fiel nach nur drei Einsätzen schon wieder für anderthalb Monate aus! Außerdem waren Maduro, Jansen und Westermann nicht einsetzbar. Das waren unsere besten Verteidiger! Gojko Kacar, unser defensiver Mittelfeldspieler mit Torgefahr: 3 Wochen verletzt. Himmel, Arsch und Zwirn! Also man kann ja viel behaupten von wegen ich bin ein schlechter Trainer! Aber was soll ich denn noch aufstellen da hinten? Gueye und Subasic? Haha sehr witzig! Gueye schießt andauernd Eigentore. Der Subasic sieht alles doppelt weil er sich scheinbar vor jedem Spiel bosnischen Vodka hinter die Binsen kippt! Was macht der Madlung? Naja endlich ist er wieder da aber ist er auch wieder fit? BROOKLYN RAGE!!!!! Wenn unsere Verteidigung ein Pferd wäre, würde der Tierarzt es erschießen.

Bayer 04 Leverkusen - Hamburg Hanseatics: 6 zu F****** 1 !!!
« Letzte Änderung: 23.September 2014, 15:07:47 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #30 am: 23.September 2014, 02:32:17 »

Kapitel 14: Nespresso - what else?

Nach unserem Untergang in Leverkusen gab mir George Clooney einen Terminzettel. Morgen früh um 12 Uhr sollte ich in seinem Büro erschienen. Dass der Anschiss nicht sofort nach dem Spiel sondern erst am nächsten Tag kam war schon mal ein gaaaaanz schlechtes Zeichen.

02.03.2014

Während ich also geistig bereits meine Kündigung unterschrieb, setzte ich mich zu meiner neuen Familie an den Frühstückstisch. Die Stimmung war niedergeschlagen. Nicht nur ich war schlecht gelaunt sondern allgemein schauten wir alle sehr geknickt. Mia rührte nur mit der Gabel in ihrem Omelett mit Speck herum während Julia zum zehnten Mal das selbe Stück Brot kaute. Das Frühstück zog sich ewig lange hin bis wir alle es irgendwie schafften, fertig zu sein ohne, dass wirklich die Teller leer waren. Einzig und allein Lucy hatte ihr Marmeladenbrot gegessen und trank jetzt ihren Orangensaft. Doch Mia saß immer noch vor dem halben Omelett.

Ess doch mal bitte auf, ich will nicht schon wieder alles wegschmeißen. Kann doch nicht sein, dass du keinen Hunger mehr hast!
Ich hab noch Hunger aber ich lasse immer etwas übrig.
Schatz, du fängst doch nicht etwa schon WIEDER mit diesem Unsinn an?
Was für ein Unsinn? fragte ich verwundert?
Sie lässt jedes Mal einen kleinen Rest übrig für Vanessa.
Wer ist Vanessa?

Nun hatte auch Lucy aufgehört, von ihrem Orangensaft zu trinken und war neugierig geworden.

Vanessa war die Freundin von der ich dir erzählt hab. Ich lasse einen Rest für sie auf dem Teller falls sie zurückkommt.
Hör auf solchen Blödsinn zu erzählen! Damit verwirrst du Lucy bloß. Tote Menschen kommen nicht als Geist wieder.
Und was ist mit diesen Spukgeschichten, dass Tote ihre Mörder heimsuchen?
Du bist nicht daran Schuld, dass sie tot ist. Sie hat nicht auf ihre Eltern gehört und ist in das Auto eines Fremden gestiegen.
Weil ich ihr gesagt habe, dass nichts passieren wird wenn sie einsteigt!
Ich habe eine Idee. Wenn du etwas für Vanessa da lassen willst, dann gib es doch ihren Eltern. Sie werden sich bestimmt freuen, dich wieder zu sehen.
Leider wissen wir ihre Adresse nicht. Was auf der alten Klassenliste steht scheint nicht mehr aktuell zu sein. Die Telefonnummer stimmt auch nicht mehr. Ich habe mich nicht darum gekümmert was aus der alten Klasse von Mia wurde. Erst als Mia mit dieser seltsamen Marotte anfing hab ich versucht was herauszubekommen, aber ich hatte keinen Erfolg.
Vielleicht sollte ich Herrn Verpakovskis fragen. Er hat doch die Familien informiert und die Kinder zurückgebracht. Bestimmt kann er uns weiterhelfen.

Ich holte das Telefon vom Schrank und wählte seine Nummer.

Hauptkommissariat in Liapaja, Verpakovskis am Apparat.
Hallo hier ist Michael. Ich brauch mal Ihre Hilfe.
Sie können doch nicht alle zwei Monate bei mir anrufen. Ich bin total im Stress grad.
Bitte! Sie müssen für mich eine Familie ausfindig machen.
Na was glauben Sie womit ich hier seit Monaten beschäftigt bin? Es gibt immer noch ganz viele Kinder von der Liste, deren Eltern wir nicht ausfindig machen konnten. Die meisten Kinder wissen nicht wie ihre Eltern heißen oder an welcher Adresse sie mal gewohnt haben. Entweder ist es der Schock oder aber sie haben es einfach über die Jahre hinweg vergessen. Genauso schwierig ist es bei den toten Kindern, wo wir die Angehörigen benachrichtigen müssen. Auf der Liste steht ja leider nicht von wo aus die Kinder entführt wurden. Jetzt müssen wir alle Vermisstenmeldungen weltweit durchgehen und dann auf gut Glück hoffen, dass wir einen Treffer landen.
Aber die Personen die wir suchen sind leichter zu finden. Wir haben die Namen und die alte Adresse. Wenn Sie wollen übernehme ich auch gleich für Sie die Übermittlung der Todesnachricht.
Ich schwöre es ihnen, wenn ich mich zweiteilen könnte, würde ich es machen. Obwohl - eigentlich müsste ich mich sogar vierteilen um die Arbeit zu schaffen.
Bitte tun Sie es für mich und für das Mädchen. Ihre beste Freundin sitzt neben mir und möchte mit den Eltern reden.
Sie rauben mir den Schlaf, wissen Sie das? Na gut, aber das bleibt eine einmalige Ausnahme. Geben Sie mir die Adresse durch.

Mia schrieb schnell die Daten auf einen Notizzettel und gab sie mir.

Also das Kind heißt Vanessa Matuschek und die Eltern sind Thomas und Martina. Sie haben früher in Hamburg-Harburg gewohnt. Die alte Adresse war Neuwiedenthaler Straße 12 in 21147 Hamburg.
Gut aber ich werde das Ergebnis nicht vor morgen früh haben. Wenn ich überhaupt was rauskriege...
Vielen Dank.
Aber rufen Sie mich morgen nicht alle fünf Minuten an. Ich melde mich bei Ihnen.

Verpakovskis hatte aufgelegt bevor ich noch etwas sagen konnte.

Und was sagt er?
Er meldet sich morgen nochmal. Ich muss jetzt zum Verein fahren und zum Mittagessen bin ich wieder hier.

Dann nahm ich meine Tasche und setzte mich in mein Auto. Ich war schon eine Stunde vor meinem Termin bei George im Verein also hatte ich Zeit, meine persönlichen Sachen in eine Kiste einzupacken um das Büro für meinen Nachfolger zu räumen. Als es dann endlich 12 Uhr war, trottete ich zum Chefbüro. George bot mir einen Platz am Tisch an, wo zwei leere Kaffeetassen darauf warteten, gefüllt zu werden. Ich setzte mich brav hin und überließ George das Reden. Sein Deutsch war schon besser geworden.

Mökten Sie einen Nespresso?
Nein danke. Können wir die Sache kurz halten? Ich habe schon meine Sachen gepackt.
Wieso haben Sie Ihre Saken gepackt?
Na es geht doch um meine Entlassung.
Ah rubbish. Matt hat mir gesagt, dass ik sie krankschreiben soll. My Deutsch is nikt so good aber was er auf den Zettel geschrieben hat ergibt doch keine Logic oder?

Er gab mir eine kleine gelbe Haftnotiz, auf dem "1 Woche krankschreiben" stand.

I mean, wie kann man vom Schreiben crank werden? Ik werde höchstens crank wenn ik mir die "Bourne Identität" fünfmal hintereinander anschaue.
Er meinte, dass Sie mich in den Urlaub schicken sollen.
Achso, ik verstehe. Du brauchst eine Vacation! Aber ehrlich said, du schaust auk nik gesund aus.

Beinahe wollte ich sarkastisch danke sagen. Tatsächlich war ich sehr betrübt und ließ den Kopf geknickt nach unten senken sobald es mir wieder schlecht ging.

Mir geht es nicht so gut weil meine neue Lebensgefährtin hat ein Kind mitgebracht. Das Kind ist von ihrem eigenen Vater missbraucht und verkauft worden. Ich versuche ihr zu helfen wo es geht aber es ist sehr schwierig. Was das Kind alles durch machen musste - wenn ich es mir nur vorstelle werde ich schon ganz blass im Gesicht.
Oh my god. God bless you and your Kind. Das ist impossible! Wie kann jemand sowas seinem eigenen Kind tun? Immer diese Krauts, alles Nazis.
Ey! Ich bin auch ein Deutscher.
Sorry aber das erinnert mich sofort an Nazis. Das ist doch grauenvoll. Aber um zurück zum Thema zu kommen. Stay on topic they say. Ik gebe Ihnen eine Woke Urlaub. Nehmen Sie sik die Zeit für sick und ihr Kind. Es wird Ihnen danken. Danach dürfen Sie hier weitermaken.
Das geht auch wirklich in Ordnung?
Wenn Matt sagt, Sie brauchen Urlaub dann brauken Sie Urlaub. Normalerweise gibt Matt nikt mal seiner eigenen Frau Urlaub.
Vielen lieben Dank Herr Clooney.
Oh und ik gebe ihr ein Autogramm. Wie heißt Sie?
Sie heißt Mia.

George nahm eine seiner Autogrammkarten, schrieb "Für Mia" drauf und kritzelte seine Unterschrift darunter. Danach verließ ich Freude strahlend sein Büro und fuhr wieder nach Hause. Julia war überrascht, dass ich so schnell wieder zurück war.

Na du hast aber kurz gearbeitet. Solche Arbeitszeiten möchte ich auch haben.

Julia arbeitete jetzt als Krankenschwester und musste häufig Nachtschichten machen. Ich konnte es ihr nicht verübeln, dass sie neidisch war.

Ich habe eine Woche Urlaub bekommen nachdem mein Chef gesehen hat, dass ich seelisch etwas angeknackst bin. Das mit Mia nimmt mich ziemlich mit.
Ich verstehe deine Sorgen, aber ich will nicht, dass du wegen Mia den Job verlierst. Dann lass mich das mit den Eltern lieber klären. Mia ist ja meine Tochter. Du musst dich nicht um sie kümmern wenn es dich zu sehr belastet.
Nein ich sehe das als eine Pflichtaufgabe ihr zu helfen. Ich kann ihre Qual nicht länger ertragen.
Du willst ein guter Vater sein. Aber hör mal Michael, du musst mir nichts beweisen. Dass das mit dem Abschließen von Türen schief gelaufen ist habe ich längst wieder vergessen und verziehen.

03.03.2014

Am nächsten Tag warteten wir alle ungeduldig am Telefon. Ich musste mich wirklich sehr zurückhalten um nicht den Hörer zu greifen und Verpakovskis anzurufen. Auch Mia lief wie eine aufgescheuchte Biene im Raum hin und her.

Vielleicht hat er uns vergessen! Wir sollten nochmal anrufen.
Nein der Mann vergisst nichts. Er wird sich melden. Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen lassen, denn vielleicht ruft er auch erst morgen an.
Ich halte das nicht mehr aus. Können wir nicht irgendwas machen?
Such doch schon mal die Sachen zusammen, die du mitnehmen willst.
Ach ja stimmt, beinahe hätte ich das vergessen einzupacken.

Mia verschwand in meinem Arbeitszimmer, wo sie ein paar von ihren Sachen abstellen durfte weil sie kein eigenes Kinderzimmer hatte. Als sie sehr lange wegblieb wunderte ich mich.

Warum braucht sie so lange zum Einpacken? Hat sie so viele Sachen von Vanessa noch bei sich?
Vanessa und Mia haben sich viele Sachen geteilt und immer wieder hin und her getauscht. Ich habe da längst den Überblick verloren was ihr gehört und was Vanessa. Außerdem hat sie glaube ich noch ein Foto bei sich wo ich mit den beiden Kindern mal im Freibad war. Das wird sie bestimmt mitnehmen wollen weil das haben Vanessas Eltern nicht.

Endlich klingelte das Telefon und ich hörte Mia, die aus dem Arbeitszimmer zu uns gerannt kam. Ich nahm ab und es war tatsächlich Verpakovskis.

Wegen Ihnen musste ich die ganze letzte Nacht mit der deutschen Polizei reden. Bei denen ist alles völlig unsortiert. Aber die Leute in Hamburg haben sicher den selben Aufwand mit der Suche von Angehörigen wie wir. Man die ganze Sache zieht einen Rattenschwanz von der Länge wie die Entfernung zwischen Amsterdam und Helsinki.
Okay also haben Sie jetzt was rausgekriegt oder nicht?
Naja bei Anfragen mitten in der Nacht - was soll man da erwarten?

Ich seufzte. Das hieß wohl, man hatte noch nichts gefunden.

Aber es ergab sich heute früh zufällig, dass Vanessas Onkel beim Bürgeramt arbeitete und die Sache mitbekam. Erst dachte er, er hätte sich verhört, als seine Kollegin was von Vanessa Matuschek erzählte... doch schließlich konnten wir die Sache klären und ihr Onkel hat uns die Adresse der Eltern gegeben. Haben Sie einen Stift und Papier zur Hand?

Der Kommissar gab mir die Adresse. Vanessas Familie wohnte jetzt in Bremen. Das war von hier aus ungefähr 120 Kilometer aber wenn wir uns beeilten und auf der A1 kein Stau war, wären wir in einer Stunde da. Ich verabschiedete mich und beendete das Telefonat.

Was ist das für eine Adresse? fragte Mia. Wohnt da jemand der mehr weiß?
Das ist die Adresse von Vanessas Eltern. Sie wohnen jetzt in Bremen. Wir haben Glück gehabt. Ihr Onkel arbeitet beim Bürgeramt und dadurch konnten sie die Adresse schneller herausfinden.
Wow, ich bin total aufgeregt. Wir müssen da sofort hinfahren.
Nun bremse dich doch mal ein bisschen Mia. Michael möchte bestimmt nicht sofort los.
Naja ich habe jetzt eine Woche Urlaub. Von mir aus können wir auch gleich los. Aber ich werde vorher nochmal tanken.
Michael... du musst das wirklich nicht tun.
Du würdest das gleiche für Lucy tun oder?
Schon aber...
Also dann... Mia du kannst deine Tasche schon mal ins Auto bringen. Ich pack mir auch noch etwas Wechselwäsche ein und dann können wir los. Wir werden da ein paar Tage übernachten.
Ich kann aber nicht mit. Morgen muss ich wieder zur Arbeit.
Das macht nichts, wir kommen schon alleine klar.

Bei diesen Worten verstummte Julia endlich. Dass Mia ohne ihre Mutter mit einem Mann in den Urlaub fahren wollte, freute sie sehr. Vor Begeisterung wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Mia stellte die Tasche und ihre Kiste mit Sachen für Vanessa vor dem Wagen ab und wartete, bis ich mit dem Packen meiner eigenen Sporttasche fertig war und den Kofferraum aufmachte. Dazu musste ich erst das Auto komplett entriegeln und dann neben dem Fahrersitz einen Hebel nach oben drücken, der die Kofferraumklappe automatisch einen Spalt weit aufmacht. Dann konnte Mia die Finger unter den Deckel schieben und ihn öffnen. Ich half ihr, ihre Tasche und die schwere Kiste über die hohe Ladekante zu heben und schloss den Deckel wieder zu.

Anschließend fuhren wir noch kurz tanken. Mein Chrysler konnte E10 tanken aber der Tankvorgang selbst war bei den amerikanischen Wagen etwas kompliziert. Am Schlüsselbund war extra ein Schlüssel für den Tankdeckel. Dann musste man sich beeilen, um den Tankdeckel zu öffnen, damit sich die Tanksäule nicht abschaltete und man erst wieder zur Kasse rein musste, damit die Säule wieder in Gang gesetzt wurde. Dieses Spektakel hatte ich schon so oft erlebt und das Tanken war mit diesem Auto jedes Mal ein Abenteuer. Aber heute lief alles reibungslos und ich tankte den Wagen mit 60 Litern voll. Schließlich füllte ich für die Autobahnfahrt noch ein wenig Luftdruck auf allen vier Rädern nach und dann ging es los.

Während der Fahrt überlegte Mia die ganze Zeit was sie sagen sollte. Ich versuchte, ihre Aufregung etwas zu minimieren, indem ich sie beruhigte.

Du musst gar nicht soviel sagen. Ich denke, sie werden erleichtert sein, überhaupt endlich Gewissheit zu haben. Sicher haben sie bis heute die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, doch irgendwann ein Zeichen von Vanessa zu bekommen.
Aber wie werden sie reagieren, wenn sie dann hören, dass sie nicht mehr lebt?
In erster Linie werden sie natürlich traurig sein. Aber da mach dir jetzt noch keinen Kopf drüber. Du hast genug eigene Sorgen. Es wird für sie ein Schock sein aber damit werden sie schon irgendwann klar kommen.
Was machen wir, wenn sie gar nicht da sind?
Keine Angst, wir haben eine Woche lang Zeit uns in Bremen auszutoben. Irgendwann werden sie schon da sein.

Trotz meiner lindernden Worte blieb Mia unruhig. Sie konnte einfach nicht still sitzen und jedes Mal wenn wir an einer Entfernungstafel vorbei kamen las sie laut vor, wie weit es noch bis Bremen war. Ich war wirklich froh, dass wir ohne Stau durch kamen und endlich die Skyline von Bremen rechts neben der Autobahn auftauchte.



Wir fuhren noch etwa 10 Minuten durch die Stadt bis wir den kleinen Vorort erreichten, wo die Vanessa laut dem Bürgeramt jetzt wohnte. Hier gab es überwiegend dreistöckige Mehrfamilienhäuser die alle sehr schön waren. In dieser Gegend musste es wirklich toll sein zu wohnen. Sicher war dies ein idealer Ort für Kinder. Auf der Straße fand ich einen Parkplatz fast vor der Tür und wir hatten es nicht weit zu laufen. Wir stiegen aus und holten die Kiste aus dem Kofferraum. Dann liefen wir zum Hauseingang und klingelten bei Matuschek.

Hallo wer ist da? fragte eine junge Stimme aus der Gegensprechanlage.
Guten Tag hier ist Michael Lagwitz. Wir sind wegen Vanessa Matuschek hier.
Vanessa wohnt hier nicht mehr.
Ich weiß. Können wir für ein paar Minuten reinkommen?

Gedämpft hörte ich noch etwas, dass ich nicht verstand und dann erklang der Türsummer. Ich drückte die Tür auf und Mia hielt sie für mich offen, damit ich die Kiste hineintragen konnte. Wir gingen die schmale Holztreppe hoch ins zweite Obergeschoss. Dort wartete bereits ein Mädchen an der Tür, dass fast im gleichen Alter zu sein schien wie Mia.

Hallo. Sind deine Eltern da? fragte ich das Mädchen.

Sie drehte sich um und rief "Mama, da will jemand mit dir sprechen!". Eine schlaksige Frau mit Babybauch kam über den Flur auf uns zu. Erst musterte sie mich und dann schaute sie auf Mia.

Guten Tag, wir sind wegen Vanessa Matuschek hier.
Oh, haben Sie sie endlich gefunden?
Wir würden das gerne mit Ihnen im Wohnzimmer besprechen. Können wir reinkommen?

Die Frau schaute auf die Kiste, die ich in den Händen hielt und dann bat sie uns endlich rein. Erleichtert stellte ich die Kiste im Flur ab, wir zogen unsere Schuhe aus und folgten der Frau ins Wohnzimmer.

Mein Mann ist gerade auf Arbeit. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?
Ich hätte gerne eine Cola. antwortete Mia.
Kommt sofort. Und was kann ich Ihnen anbieten?
Für mich nichts, ich habe erst vor ein paar Stunden gefrühstückt.

Eigentlich war die Ausrede ziemlich bescheuert aber ich hatte wegen der getrübten Stimmung und der Erwartungshaltung der Frau ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch. Mein Magen hatte jetzt keinen Appetit. Das Mädchen setzte sich uns gegenüber auf die Couch und Mia schien den gleichen Gedanken wie ich zu haben: War das etwa Vanessa? Der Blick des Mädchens verriet uns jedenfalls nicht ihre Stimmung. Dann kam die Frau aus der Küche zurück und stellte das Glas Cola auf den Tisch. Sie setzte sich neben das Mädchen und wartete.

Ich war an der Ermittlungsarbeit wegen der Entführung ihrer Tochter beteiligt. erklärte ich.
Sind Sie ein Polizist?
Nein ich bin eher so eine Art Privatdetektiv. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Vanessa tot ist.
Wie ist sie gestorben?

Mia öffnete den Mund aber ich wollte ihr das ersparen.

Wir wissen es nicht.
Hat sie sehr gelitten?
Ja hat sie.
Irgendwie kommst du mir bekannt vor. wurde Mia von dem Mädchen gefragt, dass sich uns immer noch nicht vorgestellt hatte.
Das glaube ich kaum. Außer Vanessa kannte ich niemanden aus eurer Familie.
Ich glaub ich habe dich schon mal auf einem Foto gesehen.

Das Mädchen stand auf und verschwand für eine Weile.

Entschuldigen Sie, meine Tochter ist sehr neugierig.
Ihre Tochter!? Aber wenn das nicht Vanessa ist, wer ist es dann!?

Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung, in der das Mädchen verschwunden war. Mia schien ebenso überrascht zu sein.

Das ist Vanessas Zwillingsschwester Valerie.
Aber Vanessa hat mir nie erzählt, dass sie eine Schwester hat!
Kann ich mir gut vorstellen, sie sind beide auf unterschiedliche Schulen gegangen weil nicht mehr genug Plätze frei waren.

Endlich kam Valerie wieder und setzte sich wieder auf die Couch. Sie reichte Mia ein altes zerknittertes Foto. Darauf war Mia abgebildet, die ein Mädchen umarmte, dass Valerie wirklich sehr ähnlich sah. Jetzt begriff ich auch, warum Mia ausgesehen hatte, als hätte sie einen Geist gesehen als sie Valerie an der Tür zum ersten Mal begegnet war.

Ich bin Schuld, dass Vanessa tot ist. Ich hab ihr gesagt, dass sie in das Auto steigen kann und nichts passieren wird.
Du musst dir deswegen keine Vorwürfe machen. Vanessa war immer ein sehr neugieriges und unvorsichtiges Mädchen. Jeden Tag habe ich damit gerechnet, dass sowas passieren würde. Schau dir doch nur Valerie an. Die ist genauso neugierig wie ihre Schwester.

Tatsächlich schien Valerie uns anzuschauen als wären wir ein äußerst interessantes Objekt im Kaufhaus.

Deshalb waren wir auch so gut befreundet. Wir haben so viele tolle Sachen entdeckt und erlebt. Ich habe übrigens auch ein Foto mitgebracht.

Mia stand auf und ich ging mit ihr zusammen in den Flur. Gemeinsam trugen wir die Kiste mit den Erinnerungsstücken ins Wohnzimmer. Dann wühlte Mia in der Kiste, bis sie ein gut geschütztes Foto fand und es herauszog. Sie reichte es Valerie, die es mit ihren Augen anschaute wie eine neue Puppe. Valerie kullerten ein paar Tränen über die Wangen.

Darf ich das Bild behalten?
Aber klar doch! Ich schenke es dir.

Ab sofort schien Mia überglücklich, schon mal einer Person etwas gutes getan zu haben. Doch die Mutter schaute immer noch trübselig auf die Kiste mit den vielen Sachen.

Sind das alles Sachen von Vanessa?
Ja wir haben uns ganz viele Sachen geteilt und häufig getauscht. Irgendwo hab ich doch noch...

Sie wühlte wieder in der Kiste und zog schließlich ein kleines Büchlein heraus.

Ah hier ist es. Das war unser gemeinsames Tagebuch.

In dem Moment war ich völlig baff. Diese Geschichte war so rührend. Mia hatte ihr gemeinsames Tagebuch gehütet wie einen Schatz. Es sah noch fast aus wie neu und die Ecken waren nur minimal abgescheuert. Sie legte das Buch auf den Tisch und begann langsam die Seiten einzeln umzublättern. Erst kam eine Seite mit zwei Einzelporträts von Vanessa und Mia, die scheinbar der Schulfotograf gemacht hatte. Zwischen den Bildern war ein großes rotes Herz aufgemalt, in dessen Mitte die Buchstaben V und M in goldener Farbe standen. Jede einzelne Seite die dann folgte, wurde von Mia laut vorgelesen und ich konnte es kaum aushalten, das alles mit anzuhören. Richtig schlimm wurde es, als Mia nach zwei Stunden die letzte beschriebene Seite erreicht hatte.

Fünfter Januar 2010. Heute haben wir unseren Erdkundetest zurück bekommen. Ich habe eine Eins Plus geschrieben. Aber Vanessa hat Angst, den Test bei ihren Eltern abzugeben. Sie ist nicht so gut in Erdkunde wie ich. Hoffentlich bekommt sie nicht so großen Ärger von Mama und Papa. Ich versuche sie zu trösten und sage, dass jeder mal eine schlechte Klassenarbeit schreiben kann und dass sie sich keine Sorgen machen soll. Wenn sie doch Ärger kriegen sollte, dann werde ich meine Mama zu ihren Eltern schicken.

Direkt darunter folgte der Eintrag von Vanessa.

Ich habe meine Klassenarbeit nicht zu Hause abgegeben. Ich fürchte mich so sehr vor Papa, dass er wieder laut wird und rot anläuft vor Wut. Vielleicht kann ich Mias Mutter fragen, ob sie mitkommt wenn ich den Test abgebe. Oh was soll ich nur tun? Bitte liebes Tagesbuch, du musst mich beschützen!

Gerade als Mia das letzte Wort vorgelesen hatte, hörten wir Klappergeräusche an der Tür. Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht und die Tür ging auf. Ein Mann, der scheinbar älter war als ich, trat herein, zog den eingeschneiten Mantel aus und hing ihn im Flur auf. Sofort fielen ihm die zwei zusätzlichen Paar Schuhe am Eingang auf.

Haben wir Besuch Liebling?
Ja komm schnell rein. Wir haben ganz besonderen Besuch heute!

Der Mann zog sich noch rasch die Schuhe aus und dann kam er ins Wohnzimmer. Sein Blick fiel erst auf mich, dann auf Mia und schließlich auf die große Kiste.

Hat Valerie wieder etwas angestellt?
Nein Thomas, setz dich erstmal hin.

Thomas setzte sich in den Sessel der direkt neben mir stand.

Wir sind gekommen wegen Vanessa.
Haben Sie sie gefunden?
Leider haben wir schlechte Nachrichten. Sie ist tot.
Das kann nicht sein. Soll ich die Leiche identifizieren? Das ist bestimmt nur eine Verwechselung.
Ich war dabei, als sie gestorben ist.
Aha und wer bist du?
Mein Name ist Mia und ich bin ihre Schulfreundin gewesen. Wir wurden zusammen entführt.

Die Frau nahm das Tagebuch vom Tisch und reichte es ihrem Mann.

Sieh mal, darin steht Vanessas letzte Nachricht bevor sie verschwand.

Der Vater las geduldig die letzten Worte in dem Tagebuch. Als er fertig war, ließ er sich in den Sessel zurückfallen und legte den Kopf zur Seite.

Während wir gefangen gehalten wurden, hat Vanessa immer wieder davon erzählt, dass sie sich Sorgen macht wieder nach Hause zurückzukehren. Sie wollte sich nicht von unseren Entführern unterdrücken lassen und hat sich gewehrt. Bis zu ihrem Tod hat sie an diese vermasselte Arbeit gedacht. Ich glaube sie hat sich am Ende doch gewünscht, dass sie die Arbeit bloß abgegeben hätte.
Vanessa war immer stur und hat sich von uns nichts sagen lassen. Wir haben auch gesagt, sie soll nicht mit fremden Männern reden. Aber es zermürbt mich zu wissen, dass sie geglaubt hat, ich würde wegen einer schlechten Note sauer auf sie sein. Ich gebe zu, ich bin manchmal etwas laut geworden aber ich habe sie nie geschlagen.
Aber Vanessa wollte nicht in das Auto steigen! Sie hat gesagt, sie steigt nicht zu einem fremden Mann ins Auto! Ich hab sie dazu überredet. Das müssen Sie mir glauben! Vanessa wollte das nicht!

Mia fing wieder an zu schluchzen und ich versuchte, sie zu trösten. Inzwischen war auch Valerie aufgestanden und setzte sich rechts neben Mia während ich auf ihrer linken Seite blieb.

Niemand macht dir deshalb Vorwürfe. Du hast das gemacht, was du für richtig gehalten hast. Wahrscheinlich hätte ich genauso gehandelt wie du. Ich hätte meiner Schwester auch gesagt sie soll keine Angst vor fremden Leuten haben.

Etwas unverhofft klingelte plötzlich mein Handy. Ich entschuldigte mich kurz und ging in die Küche wo ich das Gespräch annahm.

Hallo hier ist Julia. Wie geht es euch? Seid ihr gut angekommen?
Ja wir sind schon bei Vanessas Eltern. Das Treffen ist ziemlich emotional für alle. Übrigens hatte Vanessa eine Zwillingsschwester von der Mia nichts wusste. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn wir mit der Familie in Kontakt bleiben könnten.
Okay, dann will ich euch nicht weiter stören. Tschüss!

Ich legte wieder auf und ging zurück ins Wohnzimmer.

Wer war das? wollte Mia wissen.
Deine Mutter wollte nur wissen ob wir gut angekommen sind.
Können wir noch eine Weile hier bleiben?
Naja ich muss langsam los und für uns eine Ferienwohnung organisieren. Bleib doch so lange hier und ich mach mich allein auf den Weg.
Oh ich kenne da eine Ferienwohnung wo noch was frei ist. Sie gehört dem Bruder von meinem Mann.
Ach ich glaube mit dem hatten wir schon Kontakt. schmunzelte ich. Dank Vanessas Onkel haben wir Sie überhaupt erst gefunden.

Danach rief sie beim Onkel an und reservierte für uns für eine Woche die Ferienwohnung. Wir blieben noch bis in die Abendstunden bei der Familie Matuschek und fuhren dann im Dunkeln in das Haus, dass die nächsten paar Tage unser zuhause sein sollte. Vor dem Schlafengehen blieben wir noch eine Weile wach und lagen einfach nur so im Bett.

Das Gespräch mit ihren Eltern hat mir wirklich gut getan.
Ich habe das schon gemerkt. Es ist wirklich hilfreich, wenn man die ganzen Emotionen einfach mal rauslässt. Aber ich hab mich ein bisschen erschrocken als uns Valerie die Tür aufgemacht hat.
Na und ich erstmal. Ich dachte da würde der Geist vor mir stehen vor dem ich mich immer gefürchtet habe. Deshalb denke ich war es genau das Richtige, all die Erinnerungsstücke ihrer Schwester zu geben.

08.03.2014

Während unseres Kurzurlaubes besuchten wir jeden Tag die Familie und immer wenn wir da waren, holten wir wieder etwas anderes aus der Kiste. Für die Eltern von Vanessa waren diese Sachen wie ein offenes Bilderbuch voller Erinnerungen an eine wundervolle Zeit. Valerie lauschte gespannt den Erzählungen von Mia, die uns schilderte, was sie und Vanessa alles erlebt hatten, als sie noch glücklich zusammen waren. Mia und Valerie wurden gute Freunde und tauschten sich Handynummern an. Mit ein wenig Wehmut packten wir schließlich wieder unsere Taschen und machten uns auf den Heimweg.

All diese schönen Ereignisse wirkten sich auch auf meine Trainerarbeit und die Spieler aus. Wir spielten so als wären die Niederlagen zuvor nie da gewesen und ein Gegner nach dem Anderen wurde kaltgestellt. Doch auf unseren ersten Sieg mussten wir noch ein klein wenig warten.

Hannover 96 - Hamburg Hanseatics: 1 - 1
Abdellaoue (45.+1) - Arslan (27.)

15.03.2014

Hamburg Hanseatics - VfL Wolfsburg: 2 - 2
Berg (39.), Chrisantus (90.+2) - Diego (29.), Mandzukic (36.)

22.03.2014

VfB Stuttgart - Hamburg Hanseatics: 1 - 1
Cacau (89.) - Chrisantus (16.)

29.03.2014

Und dann war es endlich so weit. Nach elf sieglosen Spielen gewannen wir endlich das Spiel gegen Kaiserslautern. Wir stiegen auf den 15. Platz auf und erreichten somit erstmals seit langem wieder einen Nichtaufstiegsplatz. Der war sogar ziemlich sicher, weil der einzige Verein, der mit uns noch ansatzweise mithalten konnte war Freiburg und die lagen schon mit drei Punkten hinter uns.

Hamburg Hanseatics - 1. FC Kaiserslautern: 2 - 0
Kacar (36.), Berg (46.)

Ich werde erstmal eine kleine künstlerische Pause einlegen. Die letzten Kapitel und ganz besonders dieses hier haben mich doch sehr emotional mitgenommen. Natürlich bin absolut begeistert, dass ich endlich unsere perfekte Taktik gefunden habe und wir wieder siegreich waren. Keine Angst, die Geschichte um Michael Lagwitz ist noch lange nicht zu Ende und es wird hier bald weiter gehen. Aber seid nicht ungeduldig. Es geht hier weiter: Versprochen!
« Letzte Änderung: 23.September 2014, 11:58:59 von Mieguy »
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DayDreamer

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #31 am: 23.September 2014, 15:01:51 »

Wie immer verdammt gut geschrieben und ne klasse Story. Die künstlerische Pause hast du dir aufjedenfall mal verdient  :)
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #32 am: 23.September 2014, 21:18:38 »

Vielen Dank DayDreamer. Das motiviert mich immer wieder weiterzuschreiben.

Habe heute doch noch etwas Zeit zum Schreiben gefunden und mir ist auch wieder Handlung eingefallen. Ich hab auch neue Ideen nur ich muss erstmal schauen wo und wann ich das einbaue.


Kapitel 15: Eine ganz bittere Pille

31.03.2014

Inzwischen war Mia so fasziniert von meinem Chrysler, das sie lieber von mir als von Julia zur Schule gebracht werden wollte. Lucy hatte ich derweil so gut erzogen, dass ich sie alleine zur Schule laufen ließ. Das sollte nun auch mit Mia klappen aber dafür war einiges an Überzeugungskraft nötig. Jetzt wo die Tage länger und die Nächte kürzer wurden, war es auch nicht mehr dunkel wenn Mia zur Schule musste und dadurch gab es eine Gefahrenquelle weniger. Ihr Schulweg entlief entlang einer viel befahrenen Straße und ich war mir hundertprozentig sicher, dass es für sie ungefährlich war. Hier gab es genug Menschen die ihr im Notfall helfen konnten. Es gab an den Stellen wo sie die Straße überqueren müsste Fußgängerampeln und auf der Straße wurde selten gerast.

Genau das wollte ich ihr heute erklären.

Mia, hast du Lust ab morgen mal alleine zur Schule zu laufen? Wie du siehst, laufen hier genug Leute herum die dir helfen können falls dir etwas zustößt.
Aber auf den Ledersitzen deines Autos ist es immer so gemütlich! Egal ob es draußen heiß oder kalt ist, im Auto fühle ich mich richtig wohl.
Das kostet mich jedes Mal Benzin viermal am Tag den gleichen Weg zu fahren. Willst du es nicht ein einziges Mal versuchen? Verabrede dich doch mit einer Person aus der Klasse und lauft gemeinsam den Weg! Als ich in deinem Alter war habe ich das auch so gemacht.
Jungs werden aber auch selten entführt.
Okay die Wahrscheinlichkeit ist schon sehr gering, dass ein Mensch überhaupt entführt wird. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass jemandem so etwas im Leben gleich zweimal passiert? Wenn du den einfachen Rat befolgst, zu keiner fremden Person ins Auto zu steigen wird dir nichts passieren. Keiner wird dich auf offener Straße in ein Auto zerren. Das würde doch jeder sehen!
Ich verstehe deine Argumente aber ich habe trotzdem Angst.
Deshalb schlage ich vor, du fragst jemanden aus der Klasse, der den selben Weg läuft.
Es gibt nur einen Jungen, der bei uns um die Ecke wohnt und auch den Weg gehen muss.
Dann frag ihn doch.
Aber er geht in die sechste Klasse! Außerdem ist er eben ein Junge...
Na dann brauchst du dich doch nicht zu scheuen wenn er zwei Jahre jünger ist als du. Woher kennst du ihn überhaupt?
Wenn ich ihn dir nachher zeige wirst du wissen warum.

Sie verdrehte die Augen und schaute aus dem Seitenfenster. Als wir auf dem Schulparkplatz ankamen betätigte ich wie gewohnt den Knopf für die Entriegelung (Mia wurde jetzt auch nicht mehr panisch wenn ich es mal vergaß), danach holte Mia die Tasche aus dem Wagen und dann lehnte sie sich nochmal kurz durch das Beifahrerfenster, um sich zu verabschieden. Ich brauchte gar nicht mehr aussteigen. Mia konnte wie ein großes Mädchen bereits alles alleine.

Dann ging sie davon und ein Junge kam ihr entgegen. Er begrüßte sie und ich hörte einige Wortfetzen.

Bist du eigentlich noch Jungfrau Mia?

Als ich das hörte, sprang ich sofort aus dem Wagen und näherte mich möglichst unauffällig den Beiden.

Wenn du es unbedingt wissen willst: Nein! Aber warum fragst du sowas überhaupt?
Ich war einfach neugierig. Weil du älter bist als ich dachte ich, du bist bestimmt keine Jungfrau mehr.
Ich wette du hast nur gefragt, weil du vor deiner Clique damit angeben willst es zu wissen.
Ach so ein Blödsinn Mia! Es war wirklich nur rein privates Interesse.
Aha heißt das du bist in mich verliebt?
Vielleicht...
Also ich bin nicht in dich verliebt - nur damit du es weißt. Damit bleibt dir eine weitere peinliche Frage erspart.

Autsch, da hatte Mia ihm aber einen ziemlich fiesen Korb gegeben. Sie drehte sich um um sich zu vergewissern ob ich noch da war als sie mich hinter sich sah.

Das ist der Junge, der den selben Schulweg gehen muss wie ich. sagte sie zu mir.
Warum hast du ihn nicht gefragt ob ihr zusammen nach Hause geht?
Weil er ständig irgendwas wissen will. Die Jungfrau-Frage war so ziemlich das Harmloseste was er bisher gefragt hat.
Er ist eben in einem Alter wo er sich erst entdecken muss. Ist es nicht offensichtlich, dass er total in dich verknallt ist? Du kannst den armen Jungen doch nicht so abblitzen lassen.
Lass das mal meine Sorge sein. Ich finde er ist nicht mein Typ.

Danach wünschte ich ihr noch einen spaßigen Schultag und fuhr wieder nach Hause. Als die Zeit kam, zu der ich sie normalerweise abgeholt hätte, fuhr ich absichtlich einfach nicht los. Vorsichtshalber ließ ich aber mein Handy angeschaltet falls sie mich anrufen wollte. Umso überraschter war ich als sie eine halbe Stunde nach Schulschluss an unserer Haustür klingelte. Ihre Wangen waren aus Verlegenheit rosa angelaufen und sie hielt eine kleine gelbe Rose in der rechten Hand.

Na wer hat dir denn die Rose geschenkt?
Dreimal darfst du raten...
ER hat dir eine gelbe Rose geschenkt?
Ja... total peinlich.
Gelbe Rosen sind ein Zeichen der Freundschaft und dass der Partner einen Fehler verzeihen soll.
Ich glaube wohl kaum, dass er auf die Farbe geachtet hat. Er hat sie aus einem Garten geklaut wo nur gelbe Rosen waren.
Ach Mensch, der Junge tut mir wirklich leid. Man kann es dir nicht recht machen oder?
Für sowas bin ich doch noch viel zu jung. Ich will mit niemandem irgendeine Beziehung anfangen.

Während wir noch an der Tür standen und weiter diskutierten, kam Julia von einer langen Frühschicht nach Hause und parkte ihren Wagen auf der Einfahrt.

Hallo! rief sie.
Hallo Mama! Ich bin heute ganz alleine nach Hause gelaufen!
Ja klar und der Osterhase verkleidet sich an Halloween als Weihnachtsmann.
Nein sie sagt die Wahrheit. Ich habe das vorher mit ihr abgesprochen und bin dann einfach nicht zur Schule gefahren um sie abzuholen.
Naja eigentlich hast du gesagt wir machen das erst morgen. Du hast mich ganz schön reingelegt.
Aber es hat geklappt!
Das ist ja toll! Michael, ich weiß nicht wie ich dir danken soll. Das ist das erste mal seit fast fünf Jahren das Mia alleine zur Schule geht.
Es wird dann wohl glaube ich Zeit, dass ich mich wieder mehr um Lucy kümmere. Sie wird schon ganz grantig weil ich ihr weniger Aufmerksamkeit schenke als Mia.

05.04.2014

Ein paar Tage später fand ich einen gelben Briefumschlag im Postkasten der an Mia adressiert war. Die Adresse war handschriftlich drauf geschrieben worden aber es gab nirgendwo einen Absender. Ich gab ihn sofort Mia, die ihn neugierig aufmachte. Nachdem sie kaum mehr als die ersten Worte gelesen hatte, seufzte sie.

Nicht schon wieder!
Was steht in dem Brief?
Das ist ein Liebesbrief! Warum lässt er mich nicht in Ruhe?!
Er gibt sich wirklich viel Mühe dein Verehrer. Du liegst ihm wohl sehr am Herzen wenn er nicht locker lässt.
Aber er übertreibt es total! Gelbe Rosen, gelbe Briefe... wo soll das noch hinführen?
Wahrscheinlich will er, dass es auf den Traualtar führt.
Ach der Junge hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!

Sie warf den Brief in die Ecke. Ich hob ihn auf und las ihn. Darin entschuldigte er sich, dass er so eine peinliche Frage gestellt hatte und er schwor, so etwas nicht nochmal zu fragen. Zum Schluss fragte er, ob sie mit ihm ins Kino gehen wolle.

Naja gut, mach was du denkst. Ich geh zu Lucy ins Zimmer.

Am späten Nachmittag setzte ich mich in den Flieger um zu unserem Auswärtsspiel gegen Bayern zu kommen. Das Nord-Süd-Derby versprach wieder sehr spannend zu werden. Tatsächlich konnten wir uns lange Zeit gegen den bereits vorzeitig als Meister feststehenden Club wehren bis es schließlich zu einem Foulelfmeter ausgelöst durch Madlung kam.

Bayern München - Hamburg Hanseatics: 1 - 0
Schweinsteiger (62. Elfmeter)

12.04.2014

Trotz unserer Überlegenheit gegen die Fürther schafften wir es nicht, ein Tor zu erzielen. Das machte unseren Abstiegskampf nur noch schwieriger. Plötzlich befand sich Hoffenheim in einem Höhenflug, die sogar noch die Mannschaft aus Hannover überholen konnte, die ihrerseits nun in Abstiegsgefahr schwebten.

Hamburg Hanseatics - SpVgg Greuther Fürth: 0 - 1
Prib (46.)

Kleine Info am Rande: Jose Paulo Guerrero hatte inzwischen einen neuen Verein gefunden und bezog nicht mehr länger Arbeitslosengeld. Jetzt spielte er in Spanien bei CA Osasuna.

15.04.2014

Obwohl wir uns eigentlich in einem Aufwärtstrend befanden brach unsere Schussbilanz gegen Schalke plötzlich wieder ein. Möglicherweise lag das daran, dass sich Markus Berg bereits nach 21 Minuten verletzte. Macauley Chrisantus war unsere zweite Sturmspitze, aber er befand sich in einer Torflaute. Madlungs Platzverweis in der 53. Minute sorgte schließlich dafür, dass wir außer nicht zu gewinnen nun auch verloren.

FC Schalke 04 - Hamburg Hanseatics: 5 - 1
Jurado (23.), Dost (54.), Höwedes (68.), Huntelaar (81., 88.) - Kacar (83.)


19.04.2014

Die Lage am unteren Tabellenende spitzte sich immer mehr zu und nun waren wir wieder diejenigen die handeln mussten. Statt uns auf dem 15. Platz auszuruhen wie das nach dem Spiel gegen Kaiserslautern eigentlich vorgesehen war sahen wir uns nun wieder mit dem Abstieg konfrontiert. Unsere Niederlage gegen Köln bedeutete sogar, dass wir noch hinter den Relegationsplatz abrutschten. Mit Heiko Westermann verletzte sich ein weiterer wichtiger Spieler während der Begegnung.

Hamburg Hanseatics - 1. FC Köln: 0 - 3
Podolski (5., 22.), Kirchhoff (45.)

26.04.2014

MSV Duisburg - Hamburg Hanseatics: 2 - 0
Jula (23.), 49. (Bollmann)

03.05.2014

Inzwischen waren wir nicht nur selber für den Aufstieg verantwortlich sondern mussten  auch noch hoffen, dass Hannover 96 die nächsten Spiele nicht gewann. Doch eines war von vornherein klar. In diesem Spiel mussten wir mindestens einen Punkt holen. Aber wir verloren und außerdem gewann Hannover. Damit hatten wir so oder so keine Chance mehr. Wir waren schon einen Spieltag vor dem Ende abgestiegen.

Hamburg Hanseatics - Borussia M'Gladbach: 0 - 2
Hanke (20., 36.)

10.05.2014

Das Hansederby gegen Bremen war nur noch eine rein statische Angelegenheit und eine Frage der Ehre. Werder war unser Vereinsrivale aber glücklicherweise wusste George das nicht.

Werder Bremen - Hamburg Hanseatics: 2 - 0
Ekici (33.), Marin (81.)

13.05.2014

Zum Saisonausklang spielten wir noch ein Auswärtsspiel gegen SFK Varaviksne Liepaja. Schließlich wollte ich doch mal sehen wie ihr neues Stadion aussah. Ich staunte nicht schlecht, als ich mit der Mannschaft in Liepaja eintraf und das schöne neue Stadion in voller Größe betrachten durfte.



SFK Varaviksne - Hamburg Hanseatics: 0 - 1
Berg (57.)

Übrigens beendete Ersatztorwart Sven Neuhaus seine Karriere. Nun mache ich aber WIRKLICH meine Pause  :D Im nächsten Teil erfahrt ihr, wen ich als Neuhaus-Ersatz verpflichten werde.



« Letzte Änderung: 23.September 2014, 22:33:20 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #33 am: 24.September 2014, 09:55:45 »

Mannomann, das ist aber echt harter Stoff. Erinnert mich an einen Thriller, den ich letztens gelesen habe, da ging es auch um so einen Kinderschieberring.
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #34 am: 25.September 2014, 18:52:20 »

@favre: Dabei ist das schon die zensierte Variante. Ursprünglich waren einige Sachen noch krasser geschrieben aber das konnte ich euch nicht zumuten. Da hätts Ärger von den Admins gegeben. Ich hab drei Bücher von Andreas Franz zuhause, die sind alle ähnlich gestrickt und ganz schön heftig zum Lesen.

Kapitel 16: Der Harry Potter von Hamburg

14.05.2014

So wie ich es mir vorgenommen hatte ging ich zu Lucy in ihr Zimmer um ihr auch wieder Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Lucy spielte gerade mit ihrem Puppenhaus und ich setzte mich dazu.

Na Lucy, wie gehts deinen Puppen?
Du fragst doch nur damit ich mich nicht ausgegrenzt fühle.
Weißt du Lucy, du musst deiner großen Schwester auch mal zur Seite stehen. Sie hat viel durchgemacht.
Mia ist nicht meine Schwester. Sie ist... Sie ist... jedenfalls nicht meine Schwester!
Aber sie ist auf meine Hilfe angewiesen.
Ich soll mich verkriechen weil die Tochter deiner Freundin Probleme hat?
Julia ist nicht meine Freundin. Sie ist nur meine Lebensgefährtin.
Ist das nicht das selbe?
Du bist ganz schön schlau in deinem Alter. Sieben Jahre und schon so ein freches Mundwerk.

Dabei knuffte ich ihr herzlich in den rechten Oberarm.

Soll Mia doch in der Hölle schmoren!
Hey wer hat dir denn solch böse Worte beigebracht?
Du jedenfalls nicht! Du hattest ja nie Zeit für mich!
Warum fragst du nicht Julia ob sie mit deinen Puppen spielt?
Julia ist doof. Ich will, dass Anita wieder da ist.
Das möchte ich auch aber das geht leider nicht. Ich hab doch gesagt, dass Anita jetzt bei deinen Eltern wohnt.
Dann mach sie wieder lebendig! Vorher rede ich nicht mehr mit dir!
Bitte sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich bin gekommen um mit dir etwas zu unternehmen. Wollen wir in den Zoo gehen?
Nein ich möchte jetzt mit meinen Puppen spielen!

Entmutigt ging ich wieder aus ihrem Zimmer. Dabei kam mir der Gedanke, dass wir vielleicht expandieren sollten. Das Grundstück, dass wir besaßen, bot genug Platz um noch ein Zimmer an das Haus anzubauen. Problematisch war allerdings die Tatsache, dass man nie genau sagen konnte wie lange ich noch bei Hamburg auf dem Trainerstuhl sitzen würde. Es wäre doch schade wenn ich einen Anbau mühevoll herrichten würde und dann müssten wir wegen einem neuen Job wieder umziehen. Außerdem wollte ich, dass Mia solang sie noch zur Schule ging ihren Freundeskreis behalten konnte. Mia hatte vor ein paar Tagen angefangen zusammen mit Valerie in Gedenken an die tote Vanessa eine Webseite einzurichten, wo Mädchen über ihre Erfahrungen mit gestorbenen Freunden schreiben konnten. Es hatten sich bereits einige Mädchen angemeldet und manche von ihnen hatten ein ähnliches Schicksal erlitten indem sie den selben Kinderschieberring zum Opfer gefallen worden waren.

Von dieser Idee war ich so begeistert, dass ich für Mia und Valerie ein eigenes kleines Spendenkonto einrichtete und Mia außerdem von mir mehr Taschengeld bekam. Davon konnte sie ihre Webseite auf eine bessere kostenpflichtige Version upgraden und machte außerdem in einem Jugendzentrum bei einer AG mit, wo man das professionelle Erstellen von Webseiten erlernte. Das hatte den positiven Effekt, dass Mia außerdem Freunde fand, die in ihrem Alter waren.

Doch kaum hatte ich meine Gedanken von Lucys Gespräch losgelöst, bombardierte mich Mia mit Fragen.

Michael, unsere AG macht heute Abend eine kleine Party. Es kommen auch Jungs. Ich wollte fragen ob du mich und Valerie abholen kannst wenn die Pary vorbei ist. Mit Sicherheit wird es schon dunkel sein wenn wir mit Feiern fertig sind.
Wo findet die Party denn statt?
In Sittensen.

Sittensen lag ungefähr auf halber Strecke Richtung Bremen.

Und wie kommst du und Valerie dort hin?
Wir treffen uns alle im Jugendzentrum und fahren dann gemeinsam mit unserem Leiter nach Sittensen. Aber er hat gesagt nach Hause müssen wir alle alleine. Es wohnen nicht alle aus unserer Gruppe in Hamburg, deshalb war die Überlegung, ob es nicht einfacher wäre wenn jeder allein zurückfährt. Manche wohen da auch gleich um die Ecke.
Aber wie kommt Valerie von Bremen nach Hamburg? Wird sie von ihren Eltern gebracht?
Nein sie fahren sie nur nach Sittensen. Danach will sie bei uns übernachten.
Moment, wo soll sie denn schlafen? Du hast kein eigenes Zimmer!
Auf das Ausziehbett unserer Couch passen doch zwei Leute!
Also ich weiß nicht, du machst uns wieder ganz viel Stress. Könnt ihr Weiber solche Dinge nicht mal drei Tage im Vorraus sagen? Deine Mutter überfällt mich auch jedes Mal.
Du brauchst dir gar keinen Stress machen. Ich werd das alles organisieren - Bettwäsche raussuchen, Koffer tragen... Wenn du willst putze ich auch das Wohnzimmer.
*seufz* Was sagt Mama dazu?
Julia schien das Gespräch belauscht zu haben denn sie rief: Ich erlaube ihr das. Mia sollte sich mal so richtig austoben können!
Oder willst du, dass ich mit der Bahn nach Hause fahre - im DUNKELN?
Da bin ich wohl 2 zu 1 überstimmt wenn deine Mutter das Okay gibt... Wann ist denn die Party zu Ende?
So ungefähr... um 4 Uhr morgens.
BIS 4 UHR MORGENS!?
Wir haben doch einen erwachsenen Aufpasser dabei. Uns passiert wirklich nichts!

Widerwillig und gegen meinen inneren Schweinehund ankämpfend willige ich dazu ein Mia nach der Party abzuholen.

15.05.2014

Mitten in der Nacht fuhr ich mit meinem Chrysler los und kam erwartungsgemäß ohne Stau ans Ziel. 10 Minuten vor 4 traf ich in Sittensen ein, wo die Party scheinbar noch im Gange war. Aus der Jugenddisko dröhnte laute Musik und die Lichter brannten noch. Ich gab ihr 10 Minuten Zeit herauszukommen  - danach würde ich das Gebäude stürmen. Aber Mia und Valerie kamen tatsächlich pünktlich aus dem Haus und ich half Valerie ihren kleinen Koffer ins Auto zu legen.

Hallo Valerie begrüßte ich sie freundlich.
Hallo Herr Lagwitz, wie Sie sehen ist auf uns Verlass.
Du kannst ruhig Michael zu mir sagen.
Okay Michael.

Wir machten uns auf dem Heimweg und mir war schon etwas unheimlich. Es war ein pechschwarzer sternenloser Himmel und ich saß mit zwei Kindern allein im Auto. Die ersten paar Kilometer waren wir ganz alleine auf der A1 unterwegs und ich fuhr bewusst etwas schneller, um vielleicht einen anderen Autofahrer einzuholen. Tatsächlich sah ich kurz vor Hollenstedt endlich wieder Rücklichter eines anderen Autos und freute mich, dass wir nicht das einzige Auto auf der Straße waren. Als ich näher kam, sah ich, dass es ein Kleintransporter mit offenem Anhänger war. Auf dem Anhänger waren Eisenrohre, Leitern und Farbtöpfe festgegurtet, die bei jeder Bodenwelle gefährlich hin und her schwankten. Ich hätte wohl nicht so viel Final Destination 2 sehen sollen denn jetzt hatte ich ständig die Vision vor Augen, dass wir von herabfallender Ladung durchbohrt werden würden. Sicherheitshalber begann ich, das Gespann zu überholen um die Gefahrenquelle hinter uns zu lassen.

Brav setzte ich den Blinker, vergewisserte mich, dass die Spur neben uns frei war und zog rüber. Plötzlich sah ich im Scheinwerferlicht des Kleintransporters etwas schwarzes. Im ersten Moment dachte ich, es wäre ein Wildschwein. Der Kleintransporter machte ein überraschendes Ausweichmannöver nach links. Doch irgendwas musste er getroffen haben, denn augenblicklich wurde das Fahrzeug an der Anhängerdeichsel rumgeschleudert. Das Zugfahrzeug kippte um und rutschte funkensprühend auf der Seite weiter. Ich versuchte auszuweichen aber der Anhänger war längst nicht mehr mit dem Zugfahrzeug verbunden und brach unkontrolliert in unsere Richtung aus. Die Gurte rissen von der Wucht des Aufpralls und die Ladung kam in unsere Richtung geflogen. Etwas traf den Kühlergrill des Chrysler, ein roter Farbtopf ergoss sich über unsere Windschutzscheibe und ich versuchte den umherfliegenden Teilen weiter auszuweichen.

Die Windschutzscheibe war so zugekleistert mit Farbe dass ich nichts mehr sehen konnte. Ich drehte das Lenkrad nach links und spürte unseren Einschlag in die Leitplanke. Danach schlug irgendein Gegenstand durch die Scheibe und ich spürte, wie mich etwas am Kopf traf. Mir wurde schummrig vor Augen aber ich musste unbedingt das Auto zum Stehen kriegen. Also trat ich solange auf die Bremse bis ich schließlich meine Kräfte verlor.

Aber ich war noch vollkommen wach. Nur konnte ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Alles drehte sich und vorsichtig fasste mich mit meiner rechten Hand an die Schläfe. Meine Hand wurde warm und kaum hatte ich sie wieder vom Kopf genommen, sah ich, dass meine Hand voll roter Farbe war. Dumpfe Stimmen waren zu hören, die sich gruselig anhörten, als sie in meinem Kopf echoten.

Michael, geht es dir gut? Du blutest!?
Das ist nur Farbe! sagte ich wobei ich sogar lachen musste. Die Situation war schon ziemlich bekloppt. Ausgerechnet rote Farbe...

Ich drehte meinen Kopf wobei ich das Gefühl hatte unser ganzes Auto würde sich drehen. Es war wie auf einem exotischen Drogentrip. Dann machte ich die Fahrertür auf und stieg aus. Aber in meinem Kopf drehte es sich so heftig, dass ich gleich wieder umkippte und jetzt neben der Leitplanke lag.  Vom Boden aus konnte ich den auf der Seite liegenden Kleintransporter sehen. Das Modell schien einer dieser potthässlichen Renault Master der neuesten Generation zu sein. Der Anhänger lag auf dem Kopf mit der Deichsel himmelwärts gestreckt. Irgendwo musste doch das Wildschwein sein, mit dem er zusammengestossen war. Aber das einzige, was ich sehen konnte, war ein drittes Fahrzeug, dass neben dem Transporter stand. Wo war das denn plötzlich hergekommen? Da war doch sonst niemand gewesen. Es sei denn, das dritte Auto war das Hindernis, mit dem der Kleintransporter kollidiert war. Doch es stellte sich weiterhin die Frage, warum ich es nicht schon vorher gesehen hatte.

Als das Kreiseln im Kopf langsam nachließ und die Geräusche wiederkamen, bemerkte ich erst, dass Mia neben mir saß und mir etwas auf den Kopf drückte.

Was ist passiert?
Ich habe den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Kofferraum geholt und das Warndreieck aufgestellt. Jetzt habe ich dir gerade ein Pflaster auf die Platzwunde geklebt. Valerie hat die Warnblinker unseres Wagens angemacht und kümmert sich um die anderen Leute. Hast du dein Handy dabei Michael?
Es liegt in der kleinen Ablage unter dem Radio. Du musst 112 anrufen. Wir sind auf der A1 bei Hollenstedt, Fahrtrichtung Hamburg.

Danach verschwand Mia und ich hörte, wie sie im Wagen kramte. Erneut fasste ich mir an die Schläfe wo jetzt das Pflaster war. Ich sah, wie meine Jeans voller roter Farbe war und drehte mich weiter um. Unser Wagen war nicht schwer beschädigt. Eine Leiter hatte unseren Kühler aufgespießt, wo nun Kühlwasser austrat. Das Ende eines Eisenrohres schaute aus der Windschutzscheibe und der linke Außenspiegel war abgerissen. Alles noch reparabel dachte ich.

Irgendwann war Mia fertig mit telefonieren und ich hatte es immerhin geschafft, mich hinzusetzen.

Ich glaub wir brauchen einen Feuerlöscher! Hast du sowas auch im Auto?
Nein! Wozu brauchst du einen Feuerlöscher?
Da steigt weißer Rauch aus unserem Wagen.
Das ist nur austretendes Kühlwasser, dass auf heiße Motorteile trifft. Keine Panik, es wird nicht explodieren. Ein allgemeiner Irrglaube, der von Hollywood verbreitet wird und jetzt auf deutschen Straßen Angst und Schrecken verursacht... Es soll sogar Leute geben, die sich nicht anschnallen damit sie im Notfall aus dem bald explodierenden Auto schneller rauskommen. Dumm nur, dass man unangeschnallt meist erst richtig im Auto eingeklemmt wird und das die Rettung erschwert.


Dann kam auch Valerie dazu.

Michael, du musst uns helfen! Es ist noch kein anderes Auto da wo uns jemand helfen konnte. Die Frau aus dem anderen Wagen reagiert nicht auf mich wenn ich sie anstupse.

Obwohl mir immer noch etwas schwindelig war, schaffte ich es, mich vom Boden abzustützen und aufzustehen. Ich ging um den Transporter herum und sah das schwarze Auto, dass scheinbar wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Front war so brutal zusammengestaucht worden, dass man außer dem Motor und Kühlwasserausgleichsbehälter kaum etwas wiedererkennen konnte. Die Frau lag mit dem Kopf auf ihrem Airbag und war glücklicherweise angeschnallt. Ich hob vorsichtig den Kopf und schob den Airbag etwas zur Seite, damit die Frau überhaupt Luft bekam. Dann ließ ich sie los und schüttelte sie leicht, so wie ich das aus dem Erste-Hilfe-Kurs kannte. Doch sie reagierte tatsächlich nicht aber sie war so im Auto eingeklemmt, dass ich sie auch nicht rausholen konnte.

Als  nächsten Schritt tastete ich ihren Puls ab. Das Herz schien noch zu schlagen obwohl ich das nicht hundertprozentig zu sagen vermochte, da mein Herz so kräftig schlug, dass ich es für möglich hielt, meinen eigenen Puls gefühlt zu haben. Ich drehte mich zu den beiden Mädchen um, die hilflos da standen. Keiner der Beiden schien verletzt aber der Schock war ihnen ins Gesicht geschrieben.

Ist sie tot?
Ich glaube ich habe noch den Puls gespürt.
Oh Gott, oh Gott! Ich komm ins Gefängnis.
Wo kommt denn die Stimme plötzlich her?!

Valerie riss die Augen auf und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf etwas hinter mir.

Oh nein, bitte nicht! Ich komm ins Gefängnis, ich komm ins Gefängnis!

Ich drehte mich um und sah die Frau, die sich im Sitz zurückgelehnt hatte und auf ihre blutverschmierten Hände schaute.

Ganz ruhig, so schnell kommen Sie nicht ins Gefängnis. Es war doch bloß ein Unfall.
Wie geht es dem anderen Fahrer?

Den anderen Fahrer hatten wir tatsächlich ein wenig vergessen. Aber Valerie wusste scheinbar die Antwort.

Wir konnten ihn nicht aus dem Auto rausholen aber er bewegt sich noch und er konnte auch mit uns sprechen.
Oh nein! Ich komm ins Gefängnis! Das glaubt mir doch kein Mensch, dass das bloß ein Unfall war.

Am Liebsten hätte ich ihr gesagt, dass ich ihr glaubte, aber ich war mir immer noch nicht sicher, wie das überhaupt passiert war.

Der Fahrer aus dem Transporter hat gesagt, das andere Auto kam ohne Licht auf ihn zugerast. Er hat noch versucht auszuweichen aber das Auto soll wohl seiner Ausweichbewegung gefolgt sein.
Meinst du etwa, sie war als Geisterfahrerin unterwegs?!
So hört sich das jedenfalls an. War das vielleicht sogar Absicht? Wer fährt sonst ohne Licht bei tiefster Dunkelheit und dann auch noch in falscher Richtung?

Im selben Augenblick hörten wir die Bremsgeräusche eines anderen Fahrzeuges. Ich drehte mich um und tatsächlich war endlich ein anderer Verkehrsteilnehmer an der Unfallstelle angekommen. Ein junger Mann stieg aus und kam auf uns zu. Er sah besorgt auf meinen Kopf und dann auf die Mädchen.

Setzen Sie sich bitte hin, ich mache das schon. sagte er zu mir.
Nein ich setz mich nicht hin, es geht mir gut!

Doch jetzt drängten auch Valerie und Mia darauf, dass ich mich wieder auf den Asphalt setzte. Es machte mich nervös, als ich gehorsam das machte, was mir gesagt wurde. Während der Mann anfing, den anderen Leuten zu helfen wurde ich gezwungen, tatenlos zuzusehen. Kaum war der erste Wagen angekommen bildete sich sofort ein kleiner Stau auf der Autobahn. Die Trümmer lagen über die komplette Fahrbahn verteilt und deshalb gab es für niemanden ein Durchkommen. Mia ging los und forderte einige Leute auf, mitzuhelfen. Deshalb kam dann ein älterer Herr zu mir und fing an, sich große Sorgen zu machen. Immer und immer wieder sagte ich, dass mit mir alles in Ordnung war aber keiner schien es hören zu wollen. Noch bevor der Notarzt eintraf, schaffte Mia es tatsächlich, die Aufmerksamkeit von drei Erwachsenen auf mich zu ziehen, während am Horizont langsam die Sonne aufging.

Jetzt ist aber mal Schluss! Ich will nicht wegen ein bisschen Farbe im Gesicht bemuttert werden!

Vor Wut verzerrte ich mein Gesicht und plötzlich kehrte der Schmerz wieder zurück. Es war ein unangenehmer Schmerz, der so war als hätte jemand mit dem Hammer auf meinen Kopf geschlagen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte um.

In der Notaufnahme des Krankenhauses wurde ich wach. Ein Doktor ging in regelmäßigen Abständen durch den großen Aufnahmebereich und sah sich die neu dazu gekommenen Patienten an. Als er bei mir ankam, leuchtete er mir in die Augen und strich die Haare aus dem Gesicht. Etwas unsanft riss er das Pflaster von meinem Kopf und schaute sich die Stelle an.

Das muss genäht werden Herr Lagwitz. Sie haben eine Platzwunde am Kopf.
Quatsch, das ist nur Farbe!
Ein bisschen Farbe ist da tatsächlich im Spiel aber die Mehrheit davon ist Blut. Als Arzt werde ich den Unterschied zwischen Blut und Farbe wohl noch kennen. Die Schwester wird ihnen einen neuen Verband drauf machen bis sie an der Reihe sind. Es wird noch ein paar Minuten dauern.
Wo sind meine Kinder?
Soweit ich das mitbekommen habe plündern sie gerade den Snackautomaten. sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Nach ein paar Minuten kamen Mia und Valerie wirklich mit Süßigkeiten an. Ich bekam eine Packung M&Ms, die ich sofort anfing aufzureißen und zu naschen.

Leider hatten sie kein Bier. Ich hoffe, das macht nichts.
Das stört mich nicht. Euch gesund zu sehen ist die beste Medizin. Wenn ich daran denke, was Lucy heute morgen zu mir gesagt hat... man sollte seine Wünsche nicht zu laut äußern!
Wieso? Was hat sie gesagt? Hat sie schon wieder über mich gelästert?!
Du darfst ihr das nicht übelnehmen Mia -
Was schert mich die kleine Göre? Mir nimmt sie doch auch alles übel! Sie hasst mich!
Sie hasst dich nicht. Es ist nur schwierig weil sie weniger Aufmerksamkeit bekommt als zuvor.
Seh ich so aus als wollte ich soviel Aufmerksamkeit?
Natürlich nicht. Aber sie ist doch noch so jung und hat andere Sichtweisen als wir. Du bist die große Schwester und musst deshalb auch mal zurückstecken.
Hab ich aber keine Lust zu! Soll sie doch ihr Ding machen!

Bisher hatten Mias böse Vergangenheit ihre Pubertät scheinbar perfekt verschleiert. Jetzt kam sie erst richtig zum Vorschein. Als ich endlich aufgerufen wurde und man mich im Rollstuhl zu den Operationssälen brachte, musste ich auf den OP-Tisch klettern und mich hinlegen. Dann wurde ich örtlich betäubt und die Platzwunde am Kopf mit 12 Stichen genäht. Nach der Operation wurde für mich ein Krankentransport organisiert und man fuhr mich mit den Kindern nach Hause. Dort wartete bereits eine sehr besorgte Julia. Im Chaos hatten wir gar nicht daran gedacht sie anzurufen. Die Leute vom Krankentransport halfen mir beim Aussteigen und ich ging zur Haustür wo mir Julia die Tür aufhielt und ich mich erstmal auf die Couch setzte.

Oh Gott was ist passiert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Sogar bei Valeries Eltern habe ich angerufen aber die wussten auch nicht wo ihr seid. Die werden bestimmt schon auf den Anruf warten.
Direkt vor uns ist eine Geisterfahrerin mit einem Kleintransporter frontal zusammengestoßen. Der Transporter hatte einen kleinen Anhänger am Haken und die Ladung hat sich durch den Zusammenstoß gelöst und ist auf unserem Auto gelandet.
Ach herrje. Ist euch was passiert?
Also Valerie und ich haben keine Verletzungen. Aber Michael ist von einem Eisenrohr am Kopf getroffen worden.
Die Wunde musste mit 12 Stichen genäht werden!
Immer diese Geisterfahrer! Hoffentlich ist niemand gestorben!
Soweit ich weiß hat es die Geisterfahrerin am Schlimmsten erwischt. Aber als wir zum Krankenhaus weggefahren wurden hieß es nur, dass es keine Toten gab.
Dem Himmel sei dank! Ich hatte schon die Befürchtung, dass ihr tot seit weil sich keiner gemeldet hat. Was macht das Auto?
Naja das Übliche. Ein Unfallgutachter wertet alles aus wegen dem Unfallhergang und so weiter.
Das meinte ich nicht. Kann man das alles reparieren?
Den Kühler hats zerrissen, die Windschutzscheibe hat ein Loch und der Außenspiegel ist ab. Sind aber alles Sachen, die man nur ersetzen muss. Es ist kein Totalschaden. Die Karosserie ist nicht verbogen.
Wenn du ein Auto für die Arbeit brauchst, kannst du solange meins nehmen. Zu meiner Arbeit kann ich auch mit dem Bus fahren.
Der Verein hat Sommerpause. Ich werde gerade nicht gebraucht.

Das stimmte tatsächlich, denn ich wurde erst wieder gebraucht, als die Ausleihphasen unserer Spieler endeten. Wir konnten die Verträge mit allen Spielern verlängern. Aber trotzdem wollte ich einige von ihnen verkaufen. Warum hab ich dann ihre Verträge verlängern lassen werden sie sich fragen. Ganz einfach: Dann könnte ich für sie noch eine hübsche Ablösesumme kassieren. Für die zweite Liga brauchten wir keinen 10-Millionen-Kader. Es reichte vollkommen aus, wenn wir das ganze Programm auf Sparflamme laufen ließen. Trotzdem musste der Fehler in unserem System gefunden werden um nicht gleich weiter in die dritte Liga abzurutschen... Was konnte ich da tun?

30. Juni 2014 - Anmerkung des Autors: Zur besseren Übersicht fasse ich alle Transfers der Sommerpause an einem Tag zusammen. In Wirklichkeit habe ich aber nicht alle an einem Tag verpflichtet. Neuverpflichtungen in Fettdruck.

Zunächst kehrten die beiden Wolfsburger  Hedwiges Maduro und Alexander Büttner am Ende ihrer Ausleihe in ihre Heimat zurück. Beide Spieler waren eh eine bittere Enttäuschung und hatten uns keinen Vorteil gebracht. Auf der anderen Seite war jetzt Thomas Rathgeb wieder da, der an Fürth ausgeliehen gewesen war. Der deutsch-chinesische Mittelfeldspieler Lam Zhi Gin kam mit einer Packung Cannabis von seiner Leihe in Groningen heim.

Mein Arbeitsvertrag wurde um drei (!) Jahre verlängert, sodass George wohl mindestens bis Juni 2017 mit mir plante. Das war Rekord, um so viele Jahre wurde mein Vertrag noch nie verlängert (auch nicht beim alten Save).

Nun bestand die Transferwelt ja nicht nur aus Leihspielern sondern es musste auch Geld ausgegeben werden um unseren maroden Kader zu renovieren. Matthias Schober als Torwart war eine ziemliche Nullnummer und Ivan Kardum blieb vorerst die Nummer 1 in meinen Planungen. Überhaupt konnte ich mich nicht daran erinnern, dass Schober jemals einen Ball abgewehrt oder festgehalten hatte. Vielleicht sollte er ins Fitnessstudio gehen und Sumoringer werden. Ich hörte, der Kertonson auf den Fidschi-Inseln suchte grad Nachwuchs. Möglicherweise könnte sich Schober da unterschmuggeln - die sahen sowieso alle gleich aus. Aber ich wollte Schober nicht gehen lassen ohne dafür Geld zu kassieren. Also hielt ich ihn mir solange als Mastschwein.

Für den Neuhaus-Abgang hatte ich schon während der Saison einen Ersatz gefunden. Peter Messemaker wechselte ablösefrei von Quick Boys Katwijk. Um jetzt aber endlich Geld in unserer mächtigen Lostrommel zu haben durfte Gojko Kacar sehr zum Missfallen unseres Fanklubs für 3,5 Millionen Euro wechseln. Er fand bei VfL Wolfsburg sein neues Glück. Von Glück konnten auch wir reden. Mit über 3 Millionen Euro im Gepäck und meiner Narbe an der Stirn, sprach ich beim VfB Stuttgart vor.

Matthias Sammer begrüßte mich in seinem Büro.

Hallo Herr... äh... wie heißen Sie nochmal?
Martin Anders. Hallo.
Sorry aber ich habe noch nie etwas von Ihnen gehört.
Keine Angst, da sind Sie nicht der Erste.
Also Sie wollen uns 3 Mille bieten um uns einen Spieler abzukaufen, richtig?
Genauestens. Einen Mittelfeldspieler hätt ich gern. Möglichst einen Offensiven.
Das ist gut, dass gerade Sie kommen. Ich hab da so einen Spieler im Team... der schwärmt während des Trainings die ganze Zeit vom HSV. "Oh der HSV macht dies"... "Der HSV macht das"... "Oh wenn der HSV ein Gott wäre würde ich ihn anbeten". Das ist total demoralisierend für meine Jungs. Kann ich Ihnen die Knalltüte verkaufen?
Eine Nervensäge? Da zahl ich nur 2 Millionen.
2,8!
2,1!
2,6, das ist mein letztes Angebot!
Und ich sag 2,3. Höher geh ich nicht.
Na schön, dann sag ich 2,5 Millionen!
Das ist gebongt!

Und so kaufte ich *TROMMELWIRBEL* Robert Tesche für 2,5 Millionen Euro! Der Ex-Hamburger kehrte damit an seine alte Wirkungsstätte zurück.



Was ist das eigentlich für eine Narbe da an der Stirn? Sind Sie Harry Potter?
Nein ich hatte einen kleinen Autounfall mit einem Geisterfahrer.
Ein Geisterfaher?! Ach du sch... Ich hoffe, der Typ verreckt. Warum können diese Leute nicht von Brücken springen oder gegen einen Baum fahren? Immer müssen andere Leute dafür sterben.
Das ist aber ziemlich herzlos. Bei dem Unfall ist niemand gestorben!
Na und? Der Geisterfahrer hat das aber in Kauf genommen.
Außerdem ist noch gar nicht klar ob es ein Selbstmordversuch war.

Aber wir wollten nicht bloß deutsche Spieler kaufen - unser Kader sollte international bleiben. Deshalb kaufte ich gleich den nächsten OM. 210,000 € wurden an De Graafschap Doetinchem überwiesen damit wir uns die Dienste des Serben Nenad Srekovic (http://en.wikipedia.org/wiki/Nenad_Sre%C4%87kovi%C4%87) sichern konnten. Um gleich die nächste Bombe platzen zu lassen durfte Jacopo Sala für 2,5 Millionen Euro zum VfB Stuttgart wechseln. Ironischerweise bedeutete das, dass Sammer mein Geld gleich wieder an mich zurücküberwies.  :D Julian Baumgartliner durfte sofort hinterher und wechselte für 4 Millionen zu FC Stade Rennes.

Doch ich wusste gar nicht, was ich mit 7 Millionen Euro Transferbudget anfangen sollte! Vor lauter Schreck "kaufte" ich Emiel Bosmans ablösefrei, der mir von meinen Scouts empfohlen wurde. Zuletzt war er in den Diensten von FC Brügge gewesen.



Okay das war nur ein Scherz. Natürlich wusste ich, was mit soviel Geld zu tun war. Der Zweitplatzierte bei Deutschlands U18-Spieler des Jahres 2010, Reinhold Yabo, kam für 2,2 Millionen Euro vom 1. FC Köln. Ein eher kleiner Wechsel war der Abgang von Tolgay Arslan, für den Fenerbahce nur 425,000 € zu zahlen bereit war. Zum Abschluss der Transferphase kauften wir dann noch unseren Traummann. Die brasilianische Koryphäe Paulo wurde für 150,000 Euro unter Vertrag genommen. Er gewann dieses Jahr das Tournoi Espoirs de Toulon mit Brasilien und war mein persönlicher Lieblingstransfer! Im Anschluss an dieses Kapitel hatte ich noch eine Abstimmung beigefügt, wo ihr eure Stimme abgeben durftet, wer eurer Meinung nach die Topverpflichtung des Jahres war. Von den New-Gens hatte ich die Daten beigefügt und bei den Anderen konnte euch Wikipedia weiterhelfen.



Für die erste Runde des DFB-Pokals wurde uns Jahn Regensburg aus dem Topf gezogen. Hätte schlimmer kommen können aber warum ausgerechnet mein ehemaliger Arbeitgeber? Spanien konnte bei der WM leider seinen Titel verteidigen und Jupp Heynckes beendete seine Karriere als Nationaltrainer Deutschlands. Seinen Platz nahm Robin Dutt ein.

Freundschaftsspiele:

FC Libourne - Hamburg Hanseatics: 0 - 3
Jura Sud - Hamburg Hanseatics: 0 - 3

19.07.2014

Endlich ging wieder der Ernst des Lebens los und der "Harry Potter Hamburgs" saß wieder auf der Trainerbank. Yeah!  8)

Hamburg Hanseatics - RB Leipzig: 0 - 0

27.07.2014

Der Hauptstadtklub ließ unsere Hosen runter und gab uns mal gleich 4 Tore als Pausenbrot in die Halbzeit mit. Das wurde von unseren Spielern weggefuttert wie Cannabis auf dem Wochenmarkt und sie meldeten sich affengeil zurück.

Hertha BSC - Hamburg Hanseatics: 4 - 2
Kahlenberg (6.), Fürstner (17.), Lasogga (22., 36.) - Madlung (39.), Besic (54.)

03.08.2014

Gegen Aufsteiger FSV Frankfurt war eigentlich ein Sieg notwendig. Aber unser Neuling Robert Tesche hatte noch nicht sein Niveau erreicht.

Hamburg Hanseatics - FSV Frankfurt: 0 - 0

08.08.2014

Ohje... also nach aktuellem Stand waren wir genauso gut wie die Aufsteiger. Nämlich grottenschlecht. Sollten wir wirklich gleich weiter in die Dritte absteigen? Subasic war der erste Spieler der neuen Saison der sich verletzte.

FC Augsburg - Hamburg Hanseatics: 3 - 1
Mölders (40.), Ndjeng (53. Elfmeter, 69.) - Madlung (62.)

16.08.2014 DFB-Pokal 1. Runde

Doch irgendwas hatte ich an der Taktik geändert, denn plötzlich spielten wir wie ausgewechselt. Nur 3 - 2 gegen Regensburg gewonnen ist doch nix sagen sie?  Tja aber wir hatten 18 gottverdammte Torchancen. So viele wie schon seit fast einem Jahr nicht mehr. Das Problem war einfach, dass Regensburg auch sehr gut spielte. Also unser Sieg war wirklich was auch wenn er knapp ausfiel. Robert Tesche machte sein erstes Tor seit seiner Rückkehr zum HSV.

Jahn Regensburg  - Hamburg Hanseatics: 2 - 3
T. Schweinsteiger (26.), J. Müller (53.) - Chrisantus (16.), Ilicevic (51.), Tesche (83.)

Aus den Glücklichen wurden aber schnell die Unglücklichen, nachdem SC Freiburg als unser nächster Pokalgegner ausgerufen wurde. Das würde sicher ein knallhartes Duell gegen die Mannschaft aus der deutschen Topliga werden. Ich hatte schließlich unsere komplette Mannschaft auf 2. Liga Niveau verkauft und das könnte uns möglicherweise teuer zu stehen kommen.

Abends fand sich ein neuer Brief in unserem Briefkasten. Amtsgericht Hamburg hieß der Absender. Es war die Einladung zur Gerichtsverhandlung für den Geisterfahrer-Crash. Am 26. August sollte ich als Zeuge aussagen.

24.08.2014

BÄM, BÄM, BÄM! Chrisantus hatte eine Torflaute? Das sah ich aber anders! LOOOL! Okay also eigentlich hatte ich doch gesagt, dass Tesche und Paulo meine neuen Stars sein sollten. Von Chrisantus war nicht die Rede! Ist ja 'ne Sauerei! So ein Angeber!

Hamburg Hanseatics  - Hansa Rostock: 3 - 0
Chrisantus (12., 17., 54.)

Nach dem Spiel wollten alle "Hamburgs Potter" interviewen. Ich hatte dunkle Vorahnungen warum.

Herr Anders, eine kurze Frage bitte! wurde ich von einem Fernsehmoderator unfreundlich in Empfang genommen, der mir mit dem Mikro auf die Nase schlug.
Ey, passen Sie mal auf, wo Sie Ihr Ding reinstecken!
Übermorgen haben Sie einen Gerichtstermin wegen des beinahe tödlichen Geisterfahrerunfalls auf der A1 am 15ten Mai 2014. Was sagen Sie dazu?
Ja äh... ist ja nichts passiert oder?
Aber Sie wären doch beinahe von einem Eisenrohr aufgespießt. Außerdem hatten Sie zwei Kinder am Bord.
Und andere Leute sterben an AIDS. Mein Gott, Sachen passieren eben. Da mache ich mir keine Vorwürfe.
Sind Sie nicht wütend auf die Geisterfahrerin?
Ist mir völlig Wurscht. Wir sind in der nächsten Runde vom DFB-Pokal und das zählt.
Aber das kann ja nicht das Niveau sein, dass sich alle Leute als Geisterfahrer umbringen wollen. Das dürfte auch Ihnen klar sein oder?
Was wollen Sie jetzt von mir so kurz nach 'nem Spiel? Ich kann Sie nicht verstehen.
Ich gratuliere Ihnen erstmal zum Sieg und dann wollte ich fragen wie Sie die bevorstehende Gerichtsverhandlung angehen.
Glauben Sie so eine Gerichtsverhandlung ist 'ne Karnevalsveranstaltung oder was? Ich leg mich erstmal 2 Tage in die Eistonne und dann sehen wir weiter.
« Letzte Änderung: 25.September 2014, 19:14:40 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #35 am: 26.September 2014, 00:03:49 »

Der folgende Abschnitt gibt ungefähr wieder wie es in einer Gerichtsverhandlung läuft. Da ich selbst mal als Angeklagter wegen eines Autounfalls vor Gericht stand, schildert dieser Bericht ungefähr das was ich damals erlebt habe. Übrigens gab es diesen Streit um das Modell wirklich, nur ging es damals um das Thema BMW 3er E36 / 5er E39. Darf sich jetzt jeder selber fragen inwieweit sich die Modelle ähneln. Es stellte sich bei meiner Verhandlung auch heraus, dass es völlig unerheblich war wie schnell ich gefahren sei. Bitte keine Kommentare vonwegen "Kein Richter würde das so sagen" oder ähnliches. Ich schreibe das so wie ich mich daran erinnern kann und vielleicht ist meine Erinnerung etwas getrübt.

Kapitel 17: Law & Order

26.08.2014

Am Tag der Gerichtsverhandlung war ich bereits total angespannt als ich noch zuhause saß. Als Unfallbeteiligter sollte ich eine Zeugenaussage machen. Aber ich hatte nicht viel gesehen. Was würde passieren, wenn der Richter meine Aussage anzweifeln würde? Ich hatte ganz großen Bammel. Hoffentlich würde die Frau nicht wegen meiner Aussage im Gefängnis landen. Julia versprach mir, mit Mia zusammen im Zuschauerbereich dabei zu sein. Mia hatte auch eine Zeugenaussage bei der Polizei abgeben müssen aber sie wurde nicht als Zeugin eingeladen. Wahrscheinlich lag das daran, dass ihre Aussage fast identisch mit meiner war.

Da mein Auto noch in der Verwahrstelle der Polizei stand, fuhren wir mit Julias Auto zum Gericht. Nervös betrat ich das alte Gebäude und wir wurden aufgefordet, in der Wartehalle Platz zu nehmen. In dem Saal wo unsere Verhandlung stattfinden sollte, lief noch eine andere Verhandlung. Ich schaute mich in der Wartehalle um. Dort saß die Geisterfahrerin und unterhielt sich mit dem Anwalt und der Familie. Erst hier fiel mir auf wie jung sie war. Auf mich wirkte sie wie eine Frau, die gerade erst den Führerschein gemacht haben muss.

Die anderen Personen, die ebenfalls warteten, kannte ich nicht.  Aber einer von ihnen war sicher der Fahrer des Transporters, doch ich hatte ihn nie gesehen und wusste deshalb nicht wie er aussah. Einer der Wartenden hatte schon einige ausgefallene Haare und war kräftig gebaut. Er schaute alle paar Minuten ungeduldig auf die Armbanduhr. Wahrscheinlich war er der Fahrer. Dann wurden wir endlich in den Saal gerufen. Ich setzte mich zunächst in den Zuschauerraum zu Mia und Julia. Am Ende des Raumes war die Bank mit Richterin und zwei Schöffen, die Schrift führen mussten. Die Angeklagte saß seitlich am Rand des Saals mit ihrem Anwalt und ihr gegenüber nahm der Staatsanwalt auf der anderen Seite Platz. Die Richterin las die Personen vor, deren Anwesenheit gefordert war. Sie waren alle anwesend und als das geklärt war, konnte es losgehen.

Frau Wagner, möchten Sie sich zu den Anschuldigungen äußern? fragte die Richterin.
Nein ich möchte mich nicht äußern.

Das hatte ihr wohl der Anwalt gesagt. Ein ganz klassischer Fall, denn Angeklagte waren nicht gezwungen, sich selbst zu beschuldigen.

Gut, dann rufe ich jetzt erst den ersten Zeugen auf. Herr Schmidt, setzen Sie sich bitte auf den Zeugenstuhl.

Der Mann mit der Fast-Glatze trat hervor und setzte sich auf den Stuhl vor die Richterin.

Schildern Sie bitte was Sie gesehen haben.
Also ich war mit meinem Kleinransporter, ein dunkelroter Renault Master, und einem Anhänger auf der A1 Richtung Hamburg unterwegs und befuhr den rechten Fahrstreifen. Die Autobahn ist an dieser Stell dreispurig ausgebaut. Plötzlich leuchteten meine Scheinwerfer ein schwarzes Objekt mit weißen Flächen an und ich dachte es wäre eine Kuh. Ich zog das Steuer nach links um auszuweichen. Dabei schien es so, als würde das Fahrzeug meiner Ausweichbewegung folgen. Schließlich kam es zur Kollision aber ich habe nicht gemerkt, wo mich das Auto traf. Ich weiß nur noch, dass sich mein Fahrzeug plötzlich eindrehte und auf die Seite kippte.
Waren die Scheinwerfer unmittelbar vor dem Unfall eingeschaltet?
Ja sonst hätte ich das Fahrzeug früher gesehen.

Die Richterin blätterte in den Akten und verharrte auf einer Seite einen kurzen Moment, während ihre Augen über das Blatt Papier huschten.

Vielen Dank Herr Schmidt. Haben die Anwälte noch fragen?
Der Anwalt von Frau Wagner stand auf: Herr Schmidt, wie haben Sie die Ladung Ihres Anhängers gesichert?
Mit drei Spanngurten habe ich sie gesichert. Ich habe dies auch noch einmal vor Fahrtantritt überprüft.
Ist Ihnen während der Fahrt etwas ungewöhnliches an der Ladung aufgefallen? War die Ladung verrutscht oder hat sie sich unnatürlich stark bewegt?
Dafür war es viel zu dunkel um dies zu erkennen.
Damit sind alle meine Fragen beantwortet.
Gut wenn es keine Fragen mehr gibt sind Sie aus dem Zeugenstand entlassen. Als nächstes rufe ich Herr Martin Anders auf.

Ich erhob mich aus dem unbequemen Stuhl und ging nach vorn, wo ich mich ebenfalls auf den Platz direkt vor der Richterin setzte.

Herr Anders, sind Sie mit Frau Wagner oder Herrn Schmidt verwandt oder verschwägert?
Nein.
Bitte schildern Sie uns, was Sie gesehen haben.
Ich befuhr die A1 Richtung Hamburg und näherte mich dem Wagen von Herrn Schmidt auf der rechten Fahrspur. Dabei fiel mir auf, dass die Ladung seines Anhängers bei jeder Bodenwelle hin und her sprang. Sie war aber dennoch mit drei Spanngurten festgemacht. Da mir das Verhalten der Ladung unheimlich vorkam, setzte ich zum Überholen des Transporters an. Ich blinkte und wechselte die Spur. Ungefähr in diesem Moment sah ich wie die Scheinwerfer des Transporters ein schwarzes Objekt anleuchteten. In dem kurzen Moment vor dem Zusammenstoß schien es für mich so, als wäre das Hindernis auf der Straße ein Wildschwein. Ich sah eine Ausweichbewegung des Transporter  und erst danach den Zusammenstoß. Zugfahrzeug und Anhänger wurden am Punkt der Deichsel herumgerissen. Der Transporter kippte und fiel auf die Seite. Auch der Anhänger kippte um und überschlug sich während Teile der Ladung auf mein Auto zugeflogen kamen. Danach sah ich nur noch wie etwas meinen Kühlergrill durchbohrte und dann fiel ein Eimer mit roter Farbe auf die Windschutzscheibe. Was dann geschah konnte ich somit nicht mehr sehen.
Der Staatsanwalt fragte: Konnten Sie sehen, ob die Scheinwerfer von Frau Wagners Wagen eingeschaltet waren?
Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Fest steht aber, dass ich das Fahrzeug vor dem Unfall nicht wahrgenommen habe.
Herr Anders, Sie haben zu Beginn der Vernehmung ausgesagt, dass Sie mit Frau Wagner nicht verwandt oder verschwägert sind. Kennen Sie Frau Wagner von woanders?
Also nicht dass ich wüsste. Wieso?
Nun die Tochter ihrer Lebensgefährtin, Mia Johansson, wird sie möglicherweise kennen.

Nach diesen Worten begann die Stimmung im Gerichtsssaal zu schwanken. Aufgeregtes Getuschel erfüllte den Raum, das immer lauter und lauter wurde.

RUHE IM SAAL! schrie die Richterin. Worauf wollen Sie hinaus, Herr Anwalt?
Mir liegt ein Bericht vor, dass Mia Johansson von den selben Personen entführt wurde, die auch Frau Wagner entführt und misshandelt haben.
Kann ich den Bericht mal sehen?

Der Anwalt reichte der Richterin eine dicke Mappe mit Unterlagen.

Den entsprechenden Teil des Berichts finden Sie auf Seite 211 und folgend.

Die Richterin blätterte bis Seite 211 und las dann einige Minuten lang den betreffenden Abschnitt. Danach gab sie den Bericht wieder zurück.

Wussten Sie davon Herr Anders?
Nein, davon höre ich heute zum ersten Mal!
Laut diesem Bericht wurden Mia Johansson und Stephanie Wagner im selben Versteck in Madona in Lettland festgehalten. Dabei ist davon auszugehen, dass sie für einen Zeitraum von mindestens fünf Monaten zusammen gelebt haben. Das wollen Sie nicht gewusst haben?
Wieder mischte sich der Staatsanwalt ein: Dabei müssen wir aber zugute halten, dass Mia Johansson noch ein Kind ist. Es ist durchaus möglich, dass sie von diesen traumatisierenden Erlebnissen noch nicht erzählt hat.
Einspruch euer Ehren, ich bestehe darauf, dass Frau Johansson in den Zeugenstand gerufen wird, damit wir uns vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugen können.
Dem Einspruch wird nicht stattgegeben. Ich denke, dies wird keine Auswirkungen auf den Gerichtsverlauf haben. Haben die Anwälte sonst nocht welche Fragen?
Ja. Herr Anders, welches Fahrzeugmodell sind Sie zum Unfallzeitpunkt gefahren?
Ich fuhr einen dunkelblauen Chrysler Stratus 2.5 LX.
Im Bericht des Unfallgutachters steht aber, dass Sie einen dunkelblauen Chrysler LHS gefahren sind.

Irgendwie kam ich mir gerade total bekloppt vor. War ich jetzt etwa der Angeklagte oder was?

Worauf wollen Sie hinaus, Herr Kollege?
Nun, ich folge mal der Annahme, dass Ihnen allen das Unfallgutachten vorliegt? Von Richterin und Staatsanwalt kam ein zustimmendes "Ja!" Der Unfallgutachter hat geschrieben - ich zitiere: "Ausgehend von den etwaig bekannten Fahrzeugleermassen wird unter Beachtung der Anzahl der Fahrzeuginsassen von einem Masseverhältnis von 1:1,3 ausgegangen. Aus den oben dargestellten Eingangsgrößen zur Kollisionsanalyse war durch die Auswertung des sich aus dem Energie- und Impulserhaltungssatz ergebenden Gleichungssystems für den PKW Chrysler eine Kollisionsgeschwindigkeit zwischen 70 - 83 km/h einzugrenzen." Der Gutachter geht also bei der Berechnung der Kollisionsgeschwindigkeit von der etwaig bekannten Fahrzeugleermasse eines Chrysler LHS aus. Wenn Sie aber einen Stratus gefahren sind stimmt die Berechnung der Geschwindigkeit nicht.
Also wenn ich mir die Bilder des Unfallwagens anschaue, dann sieht das für mich wie ein LHS aus.

Jetzt musste ich mir das Lachen aber echt verkneifen. Die Frau hatte doch null Ahnung von Autos!

LHS war doch in Europa nur eine Ausstattungslinie des New Yorker!

Das war zuviel des Guten. Ich lief rosa an und musste mir die Hand vors Gesicht halten um mein Grinsen zu verstecken.

Ich verlange, dass ein neues Gutachten erstellt wird!
Es ist doch völlig egal welches Auto Herr Anders fuhr und es ist auch uninteressant wie schnell er war! Ihre Mandantin ist einzig und allein mit dem Wagen von Herrn Schmidt kollidiert!
RUHE! OB HERR ANDERS NUN EINEN STRATUS ODER EINEN LHS FUHR IST ABSOLUT UNWICHTIG! Denn ob er 120 fuhr oder auf der Autobahn geparkt hat ändert überhaupt nichts daran, dass Frau Wagner ohne eine der Tageszeit angepassten Fahrzeugbelechtung in falscher Richtung auf der Bundesautobahn unterwegs war! Sie scheinen das gerade völlig vergessen zu haben meine verehrten Kollegen! Wenn Sie keine Fragen haben dann bitte ich den Staatsanwalt, sein Plädoyer vorzulesen.
Der Staatsanwalt stand auf und las aus seinen Notizen vor: Da sich nicht abschließend klären ließ, ob das Fahrzeug von Frau Wagner unbeleuchtet war und deshalb nur eine Befahrung einer Bundesautobahn in falscher Fahrtrichtung zu vermuten ist, stimme ich der Anklage zu, dass es sich um Fahrlässige Körperverletzung handelt. Ich plädiere dafür, dass Frau Wagner der Führerschein für drei Monate entzogen wird und sie 10 Tagessätze je 50 Euro zahlen muss.
Vielen Dank! Jetzt bitte der Verteidiger von Frau Wagner.
Nun stand auch der Anwalt der Angeklagten auf während der Staatsanwalt sich wieder hinsetzte: Da der Führerschein von Frau Wagner bereits vorläufig entzogen wurde, plädiere ich dazu, dass der Führerschein an meine Mandantin zurückgegeben wird. Ferner stimme ich dem Kollegen zu, dass meine Mandantin 10 Tagessätze je 50 Euro zu zahlen hat.
Gut, ich werde mich jetzt zur Beratung zurückziehen. Bitte warten Sie einen Moment.

In der Zwischenzeit hatte ich wieder im Zuschauerbereich neben Mia und Julia Platz genommen. Ihre Blicke sagten mir bereits alles was ich wissen musste. War doch total bekloppt, dass man sich über MEIN Fahrzeugmodell stritt! Nach kurzer Zeit kam auch die Richterin wieder zurück und setzte sich wieder hin.

Gegen Frau Stephanie Wagner verlese ich folgendes Urteil. Der Angeklagten wird für weitere drei Monate der Führerschein entzogen. Außerdem hat sie 10 Tagessätze je 50 Euro zu zahlen. Da Frau Wagner sowieso mit weiteren Kosten zu rechnen hat, sehe ich von weiteren Strafen ab.

Während die Reaktion von den Anwälten und Herrn Schmidt weitestgehend harmlos war, herrschte unter den Zuschauern blankes Entsetzen ob des milden Urteils. Die Frau, die sich im Warteraum  mit Herrn Schmidt unterhalten hatte, machte eine abfällige Geste was der Richterin aber nicht auffiel. Danach verließen wir alle den Saal und bevor ich mit meiner Familie nach Hause fuhr, vertraten wir uns vor dem Gebäude noch ein wenig die Beine. Irgendwann kam auch Herr Schmidt mit seiner Frau raus und sie unterhielten sich lautstark über das Urteil.

500 Euro! Das ist doch ein Witz! Die Frau kommt nicht mal ins Gefängnis!
Beruhige dich Schatz. Ich bin doch der Geschädigte und wenn ich mich nicht aufrege solltest du das auch nicht tun.

Beim Vorbeigehen fiel mir auf, dass Herr Schmidt einige Narben im Gesicht und am Hinterkopf hatte wo auch ein paar Haare fehlten. Gleich nach ihnen folgte Frau Wagner und ihr Anwalt. Die beiden tuschelten aufgeregt miteinander und dann rief sie Herrn Schmidt.

Herr Schmidt! Warten Sie, ich möchte mich noch bei Ihnen entschuldigen!

Herr Schmidt drehte sich um und blieb stehen während seine Frau das ignorierte und einfach weiter in Richtung des Parkplatzes lief.

Ich wollte Ihnen noch sagen, dass es mir leid tut.
Schon gut. Ich wünsche mir, dass Ihnen so etwas nicht noch einmal passiert.
Das wünsche ich mir auch. sagte sie sichtlich verlegen.

Dann verschwand auch Herr Schmidt und Frau Wagner blieb noch eine Weile dort stehen, während ihr Anwalt sie einholte. Mia ging auf Frau Wagner zu und tippte sie an.

Stephanie?
Ja, was gibts?
Sie wollten sich das Leben nehmen weil Sie vergewaltigt und misshandelt wurden stimmts?

Stephanie schaute kurz zu ihrem Anwalt.

Das Urteil steht fest, da lässt sich nichts mehr dran rütteln. Sie können jetzt sagen was Sie wollen.
Da hast du recht, ich wollte mich umbringen. Wie heißt du?
Ich heiße Mia Johansson.

Als sie das gesagt hatte, wurde Stephanie kreidebleich. Sie schien ebenso überrascht zu sein wie ich.

Mir hat man das Selbe angetan wie dir. Ich wurde von meinem eigenen Erzeuger entführt.
Mein Körper wurde geschunden und gequält! Ich möchte nicht mehr in ihm stecken. Es ist als würde ich in einer Hülle drin sein die nicht mir gehört.
Ich habe eine Webseite gegründet, wo sich Frauen und Mädchen, denen Ähnliches wiederfahren ist, miteinander reden können. Wenn du Lust hast, kannst du dich dort auch anmelden.

Dann überreichte Mia ihr eine Visitenkarte, die ich ihr gebastelt hatte.

Ich weiß zwar nicht warum Gott uns so hat leiden lassen. Aber ich habe eine zweite Chance ergriffen und fange wieder von vorne an. Da musst du deinen inneren Kompass zurücksetzen und dich neu orientieren. Ich saß in dem Chrysler, der in den Unfall verwickelt war. Dieser Unfall hat mir eine neue Perspektive eröffnet. Ich möchte Automechanikerin werden. Vielleicht kannst du durch den Unfall auch etwas lernen und einen anderen Weg einschlagen.
Eins hab ich schon mal gelernt. Wenn Gott extra einen Schutzengel gesandt hat um mich zu retten dann muss er noch was ganz Besonderes mit mir vorhaben. Ich schätze mein Leben jetzt mehr.
Genau den selben Gedanken habe ich gehabt, als ich aus der Pein gerettet wurde. Andere Mädchen sind in Gefangenschaft gestorben aber Gott hat dafür gesorgt, dass ich es überlebe. Wenn Gott mich für wertvoll hält, sollte ich das auch so sehen.

Als wir den philosophischen Kram hinter uns gebracht hatten, gingen wir zu Julias Wagen und stiegen ein.

Michael, darf ich dein Auto reparieren?
Ich weiß nicht... wenn du dir das zutraust? Sowas ist ziemlich kompliziert. Wir können es ja erstmal zusammen machen. Vielleicht macht es dir dann doch keinen Spaß mehr.

Am Abend wurde Macauley Chrisantus als Zweitligaspieler der Woche ernannt und ich bekam einen Anruf von der Polizei. Man sagte mir, dass die Untersuchungen abgeschlossen wären und ich mein Auto jetzt abholen könnte. Dann rief ich eine Abschleppwagenfirma an, die das Auto zu einer Glaserei bringen sollte. Bevor ich mit den anderen Arbeiten anfangen konnte, musste ich erstmal Ersatzteile besorgen. Also konnte ich die Zeit nutzen, um die Windschutzscheibe auswechseln zu lassen.

31.08.2014

Im Rostockspiel hatte ich wohl wirklich die ideale Taktik gefunden denn sie verhalf uns auch gegen Dresden immerhin zu einem Punkt. Die Chancenverwertung war besser aber die Verteidigung immer noch brüchig. Kein Wunder wenn man bedachte, dass ich in der Sommerpause ausnahmslos Mittelfeldspieler verpflichtet hatte.  Unsere Verteidigung konnte deshalb gar nicht besser sein als letzte Saison. Bei jedem Spiel musste ich also einfach hoffen, dass wir mehr Tore schossen als kassierten.

Dynamo Dresden  - Hamburg Hanseatics: 1 - 1
Gemiti (5.) - Chrisantus (3.)

14.09.2014

Keine Ahnung was die dem Chrisantus jeden Tag in den Kaffee schütteten, aber der Mann spielte einfach nur geil. Er kam aus Nigerias Hauptstadt Abuja und er war um Längen besser als alle anderen Stürmer in meinem Team. Eigentlich hatte ich vorgesehen, dass Paulo schon bald seine ersten Einsätze bekam um Chrisantus an der Spitze auszuhelfen. Aber Chrisantus spielte alleine besser als mit Begleitung. Deshalb musste Paulo auf seinen ersten Einsatz noch ein Weilchen warten. Übrigens machte Reinhold Yabo sein erstes Tor für den HSV. Damit war klar, dass er kein Fehleinkauf war.

Carl-Zeiss Jena  - Hamburg Hanseatics: 0 - 3
Chrisantus (26., 89.), Yabo (56.)

Erwartungsgemäß gewann Chrisantus erneut die Auszeichnung zum "Fußballer der Woche".

19.09.2014

Ausgerechnet im Lokalderby gelang Chrisantus kein Tor. Dafür schoss Skjellbred endlich wieder mal das Ding rein. Trotzdem wurden Stimmen laut, dass wir eigentlich höher hätten gewinnen müssen. St. Pauli war 75 Minuten lang nur mit 10 Leuten unterwegs und ab der 83. Minute dann sogar nur zu Neunt.

Hamburg Hanseatics  - FC St. Pauli: 1 - 0
Skjellbred (49.)

29.09.2014

Obwohl Robert Tesche sein zweites Saisontor erzielte, konnten wir uns gegen Union nicht durchsetzen. Von Unions drei Schüssen aufs Tor waren auch alle drei drin. Wir hatten vier Schüsse aufs Tor, aber nur einer kam am Torhüter vorbei ins Netz. Das war einfach zu schwach wenn wir vom Aufstieg reden wollten.

1. FC Union Berlin - Hamburg Hanseatics: 3 - 1
Lamidi (24., 27.), Kucokovic (51.) - Tesche (57.)

Das Spiel gegen Union war das Montagabendspiel bei Sport 1 und dementsprechend war ich todmüde als ich vom Flughafen nach Hause fuhr und zuhause ankam. Eigentlich wollte ich nur noch schlafen aber plötzlich klingelte mein Telefon. Welche Nervensäge rief um Halb 11 in der Nacht noch an?

Anders. sagte ich knapp, gefolgt von einem langen Gähner.
Guten Abend, hier spricht der Präsident vom holländischen Fußballverband.
Aha. Ich bin der Kaiser von China.
Na dann hoffe ich Sie haben noch Zeit für einen neuen Job. Wir wollen Ihnen das Amt als Nationaltrainer der Niederlande anbieten.

Vor lauter Schreck ließ ich den Telefonhörer fallen, der laut scheppernd auf die Fließen in der Küche fiel. Schnell hob ich ihn wieder auf.

Meinten Sie das grad im Ernst?
Okay wenn Sie nicht wollen können wir das verstehen. Dann suchen wir jemand anderen.
Ich unterschreib sofort! Wann soll ich kommen?
Wie wärs mit morgen früh um 14 Uhr? Der Flieger aus Hamburg landet um 12 also haben sie sogar noch 2 Stunden Freiraum um sich in Amsterdam auszutoben. Oder wollen sie sich lieber früher treffen?
Ach was, 14 Uhr ist doch optimal! Bis morgen dann!

Ich legte auf und schaute auf Mia und Julia, die mich ebenfalls anschauten.

Klingt als hättest du einen neuen Job!
Ja! Ihr werdet nie erraten wo!
Na los, sags endlich! Spann uns nicht auf die Folter!
Also den Job in Hamburg behalte ich. Weil ab morgen bin ich... Vor Freude tanzte ich einmal im Kreis. ...Trainer der holländischen Nationalmannschaft!

In dem Moment kam Lucy im Schlafanzug ins Wohnzimmer.

Papa, ich kann nicht schlafen wenn du so schreist!

« Letzte Änderung: 26.September 2014, 00:48:32 von Mieguy »
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DayDreamer

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #36 am: 26.September 2014, 11:38:59 »

Da denkste, hier passiert nix wegen der Pause die du einlegen wolltest und zack direkt mal paar neue Kapitel hier  :)

Zitat
Ich gratuliere Ihnen erstmal zum Sieg und dann wollte ich fragen wie Sie die bevorstehende Gerichtsverhandlung angehen.
Glauben Sie so eine Gerichtsverhandlung ist 'ne Karnevalsveranstaltung oder was? Ich leg mich erstmal 2 Tage in die Eistonne und dann sehen wir weiter.
:laugh: :laugh: :laugh: :laugh:

Der Chrisantus blüht in der 2. Liga wohl richtig auf und glückwunsch zum Nationaltraineramt, mal sehen was du so reissen kannst  ;)
Und wenn der Paulo ne Saison in der IV verbracht hat, dann haste da bestimmt nen bomben Verteidiger und Kopfballungeheuer, bei der Größe und Kopfballtechnik^^
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Purzel89

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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #37 am: 26.September 2014, 21:26:32 »

@DayDreamer: Eine kleine Pause hab ich ja eingelegt. Gestern hab ich nix veröffentlicht.  :D Aber das kommende Wochenende werde ich wahrscheinlich wirklich nicht zum Zocken kommen. Muss das Auto zu meinem Großvater fahren und die Nummernschilder abschrauben weil ich es über die Wintermonate abmelde. Außerdem muss ich noch bis Ende des Monats meine Steuererklärung fertig machen und ich will meinem Bruder helfen, der ist grad frisch in seine neue Wohnung eingezogen und da gibt es noch so einiges zu tun. Also wie du siehst ist fast mein komplettes Wochenende verplant.

Kapitel 18: Tulpen aus Amsterdam

30.09.2014

Meine Frauen-WG und ich machten uns erwartungsvoll und fröhlich auf dem Weg nach Amsterdam. Nachdem wir mit minimaler Verspätung auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol landeten, machten wir als erstes eine klassische Grachtentour. Allein dafür brauchten wir schon fast eine Stunde aber wir bekamen von Amsterdam viel zu sehen.


Selbst fotografiert

Vom Wasser konnte man zum Beispiel das Anne-Frank-Haus sehen, für das wir leider auch keine Zeit hatten obwohl es tatsächlich eines Besuches wert gewesen wäre. Danach machten wir noch eine Stadionführung durch die Amsterdam-Arena und Mia kaufte sich ein Trikot von Ajax. Direkt nach der Führung konnten wir auch gleich bleiben da die symbolische Vertragsunterzeichnung und die Pressekonferenz im Stadion selbst stattfanden.

Bei meinem Eintreffen im großen Konferenzsaal wurde ich von Blitzlichtgewitter begrüßt. Der Raum hatte sich optisch verändert. Statt der Ajax-Logos hingen nun mehrere Flaggen der Niederlande an den Wänden. Die Sponsoren der Nationalmannschaft waren hinter dem Konferenztisch auf einer Tafel aufgedruckt worden. Mir wurde der Sitz in der Mitte angeboten während ich vom Präsidenten und dem Co-Trainer Phillip Cocu eingerahmt wurde. Dann unterschrieb ich den Vertrag und die Fragerunde konnte beginnen.

Ein Reporter vom Staatsfernsehen fragte: Herr Anders, wie schätzen Sie ein wird die niederländische Mannschaft in der Qualifikation abschneiden?
Ich träume nur von der EM-Teilnahme, das ist ganz klar. Die Mannschaft hat eine souveräne Leistung bei der WM 2014 gezeigt und wenn sie so weiterspielen wie bisher, sehe ich keine Bedenken.
Einige Stammspieler haben Angst, dass Sie als ein in Holland unerfahrener Trainer möglicherweise andere Spieler aus anderen Ländern bevorzugen. Wie werden Sie den Kader strukturieren?
Auch wenn ich bisher noch nicht in den Niederlanden aktiv war habe ich bereits genaue Vorstellungen wie meine Taktik aussehen wird. Huntelaar, van Wolfswinkel und Sneijder im Stürmerdreieck. Im Mittelfeld werden gegen die Ukraine Ryan Babel und Nigel de Jong gesetzt sein. Heitinga macht den Libero und im Tor wird Marten Stekelenburg spielen.
Aber Stekelenburg wird für das nächste Spiel definitiv verletzt ausfallen. Das wurde von der Vereinsführung des AS Rom bereits bekannt gegeben.
Dann wird Michel Vorm im Tor stehen.



Welche Rolle wird van Persie in ihrer Mannschaft spielen?
Ich weiß, dass klingt jetzt krass, aber im Moment spielt er für mich keine Rolle. Unser Sturm ist bereits gut ausbalanciert und mein Vorgänger hat ihn auch seit längerer Zeit nicht mehr eingesetzt weshalb es ihm an Spielpraxis fehlt.
Könnte sein Fehlen Auswirkungen auf die Mannschaft haben?
Wenn sich ein Spieler über meine taktischen Überlegungen negativ äußert zeigt das nur, dass er unprofessionell ist. Konstruktive Äußerungen akzeptiere ich aber als Spieler sollte man wissen, dass es einen Punkt gibt, wo eine Grenze gesetzt ist und die darf nicht überschritten werden.
Nehmen wir mal an Sie schaffen es, sich für die EM zu qualifizieren. Was ist dann Ihr Turnierziel?
Für mich zählt nur der Europameistertitel. Ist doch klar oder?

Ein zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum. Dann räusperte sich der Präsident und die Presseleute verstummten.

Ich möchte heute noch einer ganz besonderen Person eine Freude machen. Ich weiß nicht ob sie hier ist aber wenn dann würde ich mich freuen wenn sie kurz nach vorne kommt. Ist Mia Johansson anwesend?

Mia schaute mich an als ob sie mich fragen wollte, ob es vielleicht noch eine zweite Mia in diesem Raum gab. Ich gab ihr als Antwort ein Zeichen, dass sie nach vorne kommen sollte. Vor Aufregung zitternd stand sie auf und kam nach vorne. Der Präsident holte unter dem Tisch einen Korb mit Tulpen in verschiedenen Farben hervor. In dem Blumenkorb steckte auch ein Handteller großer grüner Käselaib und ein großes Mannschaftsfoto, auf dem alle Spieler unterschrieben hatten.

Vielen, vielen Dank! Das sind wirklich schöne Blumen!
Wir haben gehört, dass du eine schwierige Zeit bewältigen musstest und vielleicht können dir diese Blumen den Rest deines Lebens versüßen.
Auf jeden Fall! Das ist wundervoll!

Sie nahm den Blumenkorb entgegen, schüttelte dem Präsident die Hand und ging wieder zurück auf ihren Sitzplatz. Am Ende der Pressekonferenz wollte mein neuer Co-Trainer noch ein Wörtchen mit mir reden.

Wir müssen die Mannschaft für die Qualifikationsspiele gegen Ukraine und Andorra nominieren. Ich habe für Sie die Liste der Spieler vorbereitet, die bereits beim letzten Mal nominiert waren. Davon fallen aber einige Spieler verletzt aus. Deshalb habe ich den nationalen Pool gleich mit ausgedruckt. Würden Sie einen Moment in mein Büro reinkommen und mir sagen, welche drei Spieler als Ersatz nominiert werden sollen?

Ich nickte und folgte Phillip in sein Büro. Dort zeigte er mir die Listen und mir fiel auf, dass es der Mannschaft definitiv nicht an Kompetenz fehlte. Für die verletzten Spieler nominierte ich als Ersatz:

Piet Velthuizen (TW), RCD Espanyol Barcelona (1 LS)
Karim Rekik (VZ), Manchester City ausgeliehen an FC Genua 1893
Jeffrey Gouweleeuw (VZ), Ajax Amsterdam

Nach diesem langen und anstrengenden Tag durfte ich das Stadion verlassen und mich wieder meiner Familie zuwenden. Mia, Julia, Lucy und ich machten noch einen kurzen Stopp bei einem Imbiss, wo wir uns Pannekoeken kauften. Dann setzten wir uns auf die Stufen vor dem Nationaldenkmal am Damplatz. Mit Begeisterung aßen wir die leckere Mahlzeit und waren danach richtig satt.

Aber wir machen jetzt nicht noch einen Stadtrundgang! Mir tun schon voll die Füße weh und ich will nach Hause.
Ist auch besser so! Dann bleibt uns das Rotlichtmilieu erspart.
In Amsterdam gibt es ein Rotlichtmilieu?!
Natürlich, die verkaufen auch legal Drogen. In diesem Land ist alles möglich. Danach musste ich über meinen eigenen Witz lachen.
Das ist nicht witzig!
Aber die Frauen machen das doch freiwillig weil sie Geld brauchen. Du brauchst dir keine Sorgen machen.
Kannst du dir denn sicher sein, dass es alle freiwillig machen? Vielleicht haben Sie gar keine andere Wahl weil man sie als Kind von den Eltern getrennt hat und sie jetzt Prostitution betreiben müssen um sich überhaupt noch über Wasser zu halten.
Das ist genau der Grund warum du es nicht schaffst, von deiner Vergangenheit Abstand zu halten. Weil du dir solche völlig verrückten Ideen ausdenkst.
Was würdest du sagen, wenn du mich heute in einem dieser Schaufenster sehen würdest wie ich mich den Leuten auf der Straße anbiete? Denkst du dann immer noch, dass es völlig verrückt ist?
Dann würde ich hoffen, dass du mich wieder erkennst und zu mir zurückkehrst. Können wir nun das Thema wechseln?

Interessanter Link für alle Leser: http://news.bbc.co.uk/2/hi/6497799.stm

Noch am selben Tag saßen wir im Flieger nach Hamburg.  Es hätte mir doch klar sein müssen, als mir Julia zum ersten Mal von Mias Vergangenheit erzählt hatte, dass das Thema Zwangsprostitution mich mein Leben lang verfolgen würde. Mia konnte von diesem Thema einfach keinen Abstand gewinnen und selbst bei so alltäglichen Dingen wie dem Zähneputzen konnte Mia auf die Idee kommen, plötzlich darüber reden zu wollen. Ich befürwortete es zwar, wenn sie sich ihre Sorgen von der Seele redete aber das konnte nicht die Endlösung sein. Normalerweise machten Psychotherapeuten bei Menschen mit PTBS oder ähnlichen traumatischen Erkrankungen eine sogenannte Exposition. Hierbei wurde die Patientin direkt oder indirekt mit den Ängsten konfrontiert was im Idealfall zu einem Verlust der Ängste führen sollte. Doch wie konnte wohl so eine Exposition bei Mia aussehen?

06.10.2014

Mein Wagen kam von der Glaserei zurück und wurde vom Transportdienst auf unsere Einfahrt gestellt. Die benötigten Ersatzteile, die ich bei Ebay gekauft hatte, waren inzwischen auch geliefert worden und somit konnte bald unsere Reparatur beginnen. Der erste und zugleich schwierigste Schritt war, fast das komplette Kühlsystem auszutauschen. Das Lüftungsgitter an der Fahrzeugfront war so zerstört, dass es nicht mehr zu gebrauchen war. Einige Kühlwasserschläuche waren gerissen oder geplatzt und mussten ebenfalls ersetzt werden. Bevor ich mit der Vorbereitung auf unser Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt anfing, zeigte ich Mia, wie man die Frontstoßstange des Fahrzeugs entfernte. Dazu mussten etliche Schrauben entfernt werden was ich als ideale erste Fingerübung empfand. Da konnte Mia nicht viel falsch machen. Ihr konnte höchstens die komplette Stoßstange auf den Kopf fallen aber das würde sie nicht umbringen. Sie war doch hart im Nehmen.

Als ich meine Erklärungen abgeschlossen hatte und Mia mit dem Schraubenzieher loslegte, ging ich ins Badezimmer. Ich lieh mir von Julia den Topf mit der Gesichtsschminke und fing an, die Narbe an der Stirn zu überschminken. So oft hatte man mich deswegen gefragt, dass ich jetzt keine Lust mehr hatte. Nach etlichen Anläufen war ich endlich mit meinem Ergebnis zufrieden und machte mich auf den Weg in die Nespresso Arena - unserem Heimstadion.

Unsere Erfolgstour bekam einen heftigen Dämpfer verpasst, als Chrisantus schon nach 33 Minuten die rote Karte sah. Später wurde diese Sperre sogar auf drei Spiele hochgeschraubt. Drei Spiele sollten wir auf unseren Toptorschützen verzichten! Das war The Day after Tomorrow, die erste von 10 Plagen oder was mir sonst noch an Superlativen einfiel...

Hamburg Hanseatics - Eintracht Frankfurt: 0 - 0

Nach diesem torlosen Spiel entschied ich, Paulo in die Startelf zu stellen. Mit vollem Namen hieß er übrigens Paulo Freitas und kam aus Barueri. Barueri war eine Stadt im Süden Brasiliens, nur 25 Kilometer von Sao Paulo entfernt. Sein Spielerberater Douglas Keller vertrat unter anderem Hulk von FC Porto. Das zwei Meter große Kopfballungeheuer sollte ab sofort der Eckenschreck der zweiten Liga werden. Wenn wir erstmal aufgestiegen waren, dann würde Bayern bis zu Paulos Karriereende nie mehr Meister werden...

Aufwachen! rief Matt Damon.

Oh, ich war bei diesem langweiligen Spiel gegen Frankfurt auf der Trainerbank eingeschlafen. Aber der Traum war schon geil. Ich und Paulo gegen den Rest der Welt... Der Verein Desportivo Brasil Participações würde es sicher irgendwann bereuen, diesen Mann gehen gelassen zu haben.

Von Phillip Cocu bekam ich eine Mail, dass sich Leroy Fer verletzte und ich einen Nationalspieler nach nominieren durfte. Meine Wahl fiel sofort auf Eljero Elia, der sich sein Gehalt aktuell von Juventus Turin auszahlen ließ. Juventus hatte im Mai das Finale der Europa League verloren.

11.10.2014

Ukraine - Niederlande
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Donbas Arena, Donezk (51,504 Zuschauer ausverkauft)

Ein Glück war das schon der zweite Spieltag der Qualifikation und mein Vorgänger hatte am ersten Spieltag schon drei Punkte geholt. Denn unser schwaches Unentschieden gegen Ukraine hätte uns sonst Probleme bereitet. Nach dem Spiel waren wir punktgleich mit der Schweiz und somit auf Platz 2 der Tabelle. Glücklicherweise wurde für die EM 2016 ein neues Qualifikationssystem eingeführt, womit der Erste und Zweite jeder Gruppe automatisch qualifiziert war. Doch die Fans waren natürlich nicht zufrieden, denn die Holländer waren dafür bekannt, immer hundertprozentigen Einsatz sehen zu wollen. Ergebnisfußball war ein Wort, dass es in Holland nicht gab. Mehr konnte man über dieses Spiel auch wirklich nicht sagen außer das Johnny Heitinga aus 20 Metern volley aufs Tor schoss. Aber ein Glück ging der Schuss daneben denn es war unser eigenes Tor...

Ukraine - Niederlande: 0 - 0

Im nächsten Teil berichte über das Spiel gegen Andorra und was sonst noch so alles in der Fußballwelt geschah...
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #38 am: 28.September 2014, 22:28:50 »

Aufgrund einiger aktueller Privatereignisse heute mal ein verkürztes Kapitel. Es ist leider was passiert, dass es mir momentan nicht erlaubt, der Story mit ganzem Eifer zu folgen. Bevor ich also alles nur lustlos hinklatsche weil ich mich grad nicht so fühle mach ichs halt kurz. Aber ihr braucht euch um die Story und mich keine Sorgen machen, das wird alles wieder gut!

Kapitel 19: Test Drive Unlimited

12.10.2014

Als ich am Sonntagmorgen aus Donezk zurück kam, hatte Julia meine Post bereits gut sortiert bereit gelegt. Wie jede Woche war aus Amerika die Zeitschrift "Car and Driver" gekommen, die ich abonniert hatte. Ich hatte ein absolutes Faible für amerikanische Autos und auch Mia hatte sich von mir bereits anstecken lassen. Mit vollem Einsatz hatte sie das Auto so gut repariert, dass für mich nur noch einige kleine Schönheitskorrekturen zu erledigen waren und dann würde mein Stratus wieder in Glanz und Gloria da stehen.

Julias alter VW Golf Kombi wurde gar nicht mehr gebraucht. Sie fuhr damit zur Arbeit und wieder zurück aber zum Einkaufen fuhren wir meistens mit dem Stratus. Lucy und Mia konnten inzwischen ohne Begleitung den Schulweg gehen und deshalb brauchte Julia ihren alten Wagen dafür auch nicht mehr. Fieberhaft war sie am Überlegen sich ein neueres, kleineres Auto zu kaufen. Aber da wir immer nur die amerikanische Zeitschrift im Haus hatten, war sie ein wenig frustriert.

Was findest du eigentlich an amerikanischen Wagen so toll?
Das ist schwer zu beschreiben. Also erstmal natürlich der Sound. Egal was unter der Haube brabbelt, aber es muss in V-Form gebaut sein. Das klingt einfach genial! Dann diese Ausstattung! Meine hellen Ledersitze und die Sitzheizung... zum Dahinschmelzen! Zu guter letzt das Äußere. Egal welches amerikanische Auto du mir zeigen würdest, ich würde mit großen Augen darauf schauen. Selbst einen PT Cruiser könntest du mir verkaufen obwohl der in Deutschland verpöhnt ist.
Haben die Amis auch kleine Autos?
Damit haben sie es mal in den 90ern versucht aber das ganze war eher ein Reinfall. Chevrolet hat da mal die Marke Geo aufgekauft und später Daewoo aber beides war zumindest in den USA enttäuschend.
Ne... keinen Chevrolet! Gibt es auch was kleines von Chrysler? Es sollte auch günstig sein.
Nur den Chrysler Neon gibt es. Aber den find ich total hässlich. Ich könnte dir was bei Mobile.de raussuchen wenn du willst.
Ich weiß nicht... Den Micra find ich auch schick. Aber du hast nie die Autozeitschriften aus Deutschland im Haus!
Wenn du dir ein neues Auto kaufen willst brauchst du keine Zeitschriften lesen. Frag einfach mich.
Aber es sollte auch ein Auto sein womit Mia später fahren kann. Ich glaube sie will deinen Panzer auf Rädern lieber nicht fahren.
Da lass ich auch keine Fahranfängerin ran!
Ey! Ich kann gut Auto fahren! rief Mia vom Esstisch aus.
Du hast ja noch gar keinen Führerschein! rief ich zurück. Auf der Konsole fahren zählt nicht als Können.

Danach verschwand ich im Arbeitszimmer und suchte mich durch die Autobörsen nach einem geeigneten Fahrzeug. Da gab es ein gelbes Geo Metro Cabrio aber das fand ich selbst für eine Frau zu kitschig. Ich sah auch einen schicken Ford Crown Victoria aber sie wollte keinen Panzer auf Rädern... Außerdem würde ich es niemals zulassen, dass Mia einen Crown Vic kaputtfuhr. Oh die Wahl fiel schwer. Oder einen Dodge Avenger für 3,000 Euro? Das wäre doch als Fanranfängerwagen ideal. Dieses Angebot druckte ich aus und suchte weiter. Als nächstes fiel ein silberner Chevrolet Impala Baujahr 2004 in die engere Auswahl. V6, Automatik aber 177 PS. Immerhin hatte Mia am V6 Gefallen gefunden. Ganz zum Schluss entdeckte ich noch ein ebenfalls silbernes Chrysler LeBaron Cabriolet. Jede Frau stand doch auf Cabrios! Deshalb druckte ich das auch gleich aus.

Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer und breitete die Zettel auf dem Esstisch aus.

Das ging aber schnell. Hast du auch wirklich ausgesucht oder bloß die ersten drei Suchergebnisse genommen?
Nein ich habe mir ernsthaft Gedanken gemacht, welches Auto für dich und für Mia als Anfängerauto geeignet wäre.

Mia horchte auf.

Hast du grad meinen Namen gesagt?
Nein alles gut Schatz! Julia sprach flüsternd weiter: Das Auto soll ihr Geburtstagsgeschenk zum 18ten werden. Also nix verraten!
Das hat doch noch drei Jahre Zeit...
Lass das mal meine Sorge sein.
Genau das macht mir Sorgen.
Also der Impala ist schick aber auch ganz schön teuer. Fünftausend will er dafür?
Na schau mal auf die Ausstattung. Der hat fast alles so wie meiner. Klima, Popowärmer, Tempomat und einen V6 unterm Blech. Ich würd ihn mir an deiner Stelle mal anschauen.
Sehe ich so aus als hätte ich 5000 auf dem Konto? Ich bin Krankenschwester und kein Fußballtrainer!
Ich kann doch was dazu geben wenn der Wagen eh für Mia ist.
Na gut, wir können uns den mal anschauen. Aber zeig mir auch nochmal das Angebot vom LeBaron.

Ich schob ihr das Datenblatt des anderen Angebots vor die Nase.

Der hat auch das volle Programm an Bord.
Bei den Amis ist Luxus in Serie oder wie? Baujahr 93 und dann schon Furzaufheizer, Klima, MP3-Schnittstelle, elektrische Außenspiegel UND Zentralverriegelung.
Aber er ist günstiger als der Impala und nur minimal teurer als mein Wagen.
Doch was soll ich mit einem Cabrio im Winter!?
Na zur Arbeit kannst du auch mal meinen Wagen nehmen. Aber der Turbolader wird dir sowas von einheizen, dass du nicht frieren wirst.
WIE BITTE?! Der hat Turbolader!? Ne, sowas kauf ich nicht.
Mach dir deshalb doch nicht in den Schlüpfer. Ich vereinbare für beide Autos eine Probefahrt und dann wirst du schon bald die Freude am Turbo haben. In dem Wagen steckt der selbe Motor wie in meinem aber eben mit Turbo. Das ist deshalb sogar das gleiche Fahrgefühl wie in meinem. Nur ist es so, als ob du gleichzeitig noch auf einem Cannabistrip bist. Besonders wenn der Turbokick kommt.
Okay dann vereinbare halt für beide Autos einen Termin.

Kaum hatte sie es gesagt griff ich den Telefonhörer. Beide Verkäufer waren am Sonntag zu erreichen und so schaffte ich es, für die zwei Wagen am Montag Termine zu vereinbaren.

13.10.2014

Als erstes stand der Chevrolet auf dem Programm. Mit dem Stratus fuhren wir zusammen zum Gebrauchtwagenhändler auf den Hof. Rote Kennzeichen waren bereits montiert worden und er stand sauber vor uns. Aber die erste Schwäche war schon von außen zu sehen. Er hatte hässliche Spezialreifen, die man sonst nur von amerikanischen Polizeifahrzeugen kannte. Das erklärte auch gleich den hohen Kilometerstand. In den USA hatte dieser Wagen mal als Behördenfahrzeug funktioniert. Doch der Händler konnte uns nicht sagen als was genau er benutzt wurde. Ein Fan von amerikanischen Behördenfahrzeugen hatte den Wagen importiert aber irgendwann konnte er sich die Benzinkosten nicht mehr leisten und der Wagen landete beim Händler auf dem Hof. Außerdem war der Schaltknauf am Lenkrad statt auf der Mittelkonsole.

Dann stiegen wir zur Probefahrt in den Wagen. Julia setzte sich auf den Fahrersitz und suchte den Schalthebel.

Was ist das denn? Wo schaltet man bei dem Wagen?!
Am Lenkrad. Du ziehst den Hebel zu dir und dann drückst du ihn nach unten zum Hochschalten. Wenn du runterschalten willst drückst du ihn nach oben. Zur Parkposition drückste den Hebel von dir weg.
Okay wir können gleich wieder aussteigen. So eine dämliche Schaltung will ich nicht bedienen, viel zu kompliziert für eine Frau. Hat das der LeBaron auch?
Keine Ahnung, hab da nicht drauf geachtet. Probiere es doch erstmal aus. Das ist reine Gewohnheitssache.
Na gut...

Sie startete den Motor und ein bisschen neidisch war ich schon. Obwohl auch ihm noch zwei Zylinder zum V8 fehlten war der Klang einfach geil. Es war, als würde Linkin Park ein Rockkonzert unter der Haube spielen. Dann half ich ihr beim ersten Mal schalten. Die Schaltung war sehr empfindlich und wenn man zu rabiat daran zog, konnte man gerne mal statt auf "D" in den ersten Gang schalten. Das war nicht so schlimm wenn man nur mit zwei Gängen fahren wollte... Doch dann musste man selber schalten.

Wenn du dir nicht sicher bist, welchen Gang du drin hast wird es dir zwischen Drehzahlmesser und Tacho nochmal angezeigt. Da hast du die Anzahl der Gänge abgebildet und welcher Gang angelegt ist.
Warum hat er zwei Gänge? Ich denk das ist Automatik!
Ich weiß nicht wie das bei Chevrolet heißt aber bei Chrysler nennt man das Autoshift und das hat mein Auto auch. Diese Gänge werden nur benutzt wenn du jemanden schnell überholen willst oder wenn du einen steilen Berg hinunter fährst und der Wagen nicht hochschalten soll. Wenn du damit nicht klarkommst kannst du die zwei Gänge auch einfach ignorieren. Ob du sie nun benutzt oder nicht ist völlig egal.

Nach all den Erklärungen zur Schaltung gab sie Gas und rollte mit Schrittgeschwindigkeit vom Hof. Dann bog sie auf die Hauptstraße ab und schwenkte dabei ziemlich weit aus, was gleich zur Folge hatte, dass jemand hinter ihr hupte, der von ihr geschnitten wurde.

Du musst aufpassen! Das Auto hat einen größeren Wendekreis als dein alter Golf!
Wenn ich mit diesem dämlichen Wagen schon nicht klar komme, wie soll dann eine Fahranfängerin das machen?
Ich hab doch gesagt, das ist reine Gewohnheitssache. Für eine Fahranfängerin ist aber sowieso alles Gewohnheit.
Der Wagen ist als Erstfahrzeug einfach zu groß.

Da wir nun schon mal da waren fuhren wir unsere Probefahrt zu Ende aber gerade in den höheren Drehzahlen röhrte der Motor unangenehm und es klang so, als ob der Wagen nicht auf allen sechs Zylindern lief. Doch gerade die sechs Zylinder wären ein Kaufargument gewesen. Deshalb waren Julia und ich bei der Rückkehr zum Hof der selben Meinung: Nicht der richtige Wagen!

Den enttäuschten Blicken des Verkäufers trotzend fuhren wir mit meinem Amiwagen wieder vom Hof. Jetzt stand die Besichtigung des LeBaron an, der von einer Privatperson angeboten wurde. Wir parkten auf der Straße vor dem Haus aber der LeBaron war nicht zu sehen. Etwas enttäuscht gingen wir zur Haustür. War der Wagen schon verkauft? Nachdem wir geklingelt hatten, öffnete ein älterer Herr die Tür, der sich auf einen Krückstock abstützte.

Sie haben aber einen schönen Chrysler! Warum wollen Sie dann das Cabrio?
Der Stratus gehört mir. Das Cabrio ist für meine Frau.
Ah verstehe! Soll das ein Hochzeitsgeschenk werden?
Nein wir sind nicht verheiratet.
Noch nicht. fügte Julia leise hinzu aber der alte Mann schien eh schwerhörig zu sein.
Okay dann kommen Sie mal mit.

Der alte Mann drehte sich um und verschwand wieder im Treppenhaus. Etwas verwirrt folgten wir ihm. Er ging die Treppe hinunter und durch den Keller zum Hofausgang.  Dort gingen wieder hinaus und waren dort, wo die Autos der Hausbewohner parkten. Im Schatten der Bäume stand auf dem unasphaltierten Hof das Cabriolet, weswegen wir da waren. Von außen machte es einen hübschen Eindruck. Die Radkappen passten gut zur Lackfarbe und das Stoffdach schien gut gepflegt. Doch konnte es auch innen halten was es außen versprach?


Anmerkung: Dieses Auto steht auf dem selben Hof wo seit heute mein Stratus ohne Kennzeichen steht. Leider gehört mir Stellplatz 15 und das Cabriolet steht auf der Fünf. Hätte meinen Wagen doch soooooo gerne direkt daneben geparkt. Vielleicht darf ich irgendwann mal für ein Gruppenfoto kurzzeitig dort stehen  8). P.s.: Es war etwas Dreck auf der Kameralinse.

Hab schon aufgeschlossen. Setzen Sie sich rein.

Wir setzten uns beide in den Wagen wobei Julia wieder auf dem Fahrersitz Stellung bezog. Der Schalthebel war tatsächlich auf der Mittelkonsole was Julia zufriedenstellte.

Öffne mal das Dach. Wir müssen checken ob der Mechanismus noch gut funktioniert.
Wie macht man das?
Als erstes ziehst du hier am Hebel... Ich zog für sie den Hebel, der das Stoffdach von der Front löste. ...und dann hälst du solange den Knopf gedrückt, bis das Dach vollständig im Kofferraum versunken ist. Klar soweit?
Klar!

Der Öffnungsvorgang lief reibungslos und ohne Klappern, Quietschen oder sonstige Nebengeräusche.

Okay wenn du es begriffen hast machst du es jetzt einmal alleine wieder zu. Heute ist kalt und ich möchte ungern eine Erkältung kriegen weil wir mit offenem Dach fahren.

Sie machte es so wie ich es ihr gezeigt hatte bis das Dach kurz vor der Windschutzscheibe wieder stoppte.

Warum geht es nicht weiter?
Damit nichts kaputt geht muss man das letzte Stück selber machen. Einfach wieder am Hebel ziehen bis es einhakt. Würde es nicht stoppen wäre was mit der Elektronik nicht in Ordnung. Aber das scheint hier alles zu funktionieren. Können wir jetzt die Probefahrt machen? fragte ich den alten Mann.
Ja hier ist die Fernbedienung für das Tor der Hofeinfahrt. Um das Schließen brauchen Sie sich nicht kümmern, das Tor geht von alleine wieder zu.
Okay bis gleich!

Julia fuhr vorsichtig durch die enge Hofeinfahrt und raus auf die Straße. Als erstes probierte ich die Sitzheizung aus. Das Fleisch wurde nach ein paar Minuten warm und blieb wohltemperiert. Es war auch nicht so heiß, dass man ein Steak drauf grillen konnte also zum Sitzen genau richtig. Die elektrischen Fensterheber funktionierten tadellos und die nachträglich eingebaute MP3-Schnittstelle schaffte es auch, die Musik auf meinem Handy im Radio abzuspielen. Der Motor lief auf allen sechs Zylindern und hatte einen ruhigen Leerlauf. Trotzdem wagte ich es kaum zu fragen ob Julia auch zufrieden war. Selbst das Turboloch hielt sich in Grenzen. Nach 20 Minuten, die mir viel zu kurz vorkamen, kehrten wir auf den Hof zurück, wo der alte tattrige Mann ungeduldig wartete.

Den nehmen wir! sagte Julia mit entschlossener Miene.
Wenn Sie wollen, können Sie den Wagen auch gleich mitnehmen. Aber Sie müssen es zügig ummelden, sonst kriegen Sie mit mir Probleme.
Kein Problem. Sollten Sie mit mir in Kontakt treten wollen, rufen Sie doch einfach beim HSV an!
Ach ich wusste doch, dass Sie mir bekannt vorkommen. Sie sind doch dieser... der... der Mirko Slomka sind Sie!
Nein ich heiße Martin Anders.
Ich lass mir doch keinen Bären aufbinden! Sie müsen mir nicht ihren Geheimnamen sagen. Ihre Tarnung ist bereits aufgeflogen Herr Slomka.
Der Slomka hat graue Haare! Ich bin noch jung und dynamisch, deshalb sind meine Haare schwarz.
Mit Haarfärbemittel ist alles möglich. Aber Ihre Tarnung gefällt mir. Wissen Sie was? Sie kriegen von mir einen Rabatt. 3,000 Euro und der Wagen gehört Ihnen.
Also... äh...

Julia trat mir auf den Fuß und ich musste mich zusammenreißen um nicht vor Schmerz zu schreien.

3,000 Euro sind ein guter Preis!

Sie holte ihren Geldbeutel aus der Handtasche und zählte die Scheine ab. Ich legte noch von mir einen 500er dazu und wir gaben dem Mann das Geld. Als wir uns verabschiedet hatten und zum Auto gingen, hörten wir den alten Mann hinter uns jubeln.

Oh mein Gott! Ich hab dem Slomka ein Auto verkauft! Das mus ich sofort meinen Enkelkindern erzählen!
Ach wie gut das niemand weiß, dass ich Micha Lagwitz heiß! flüsterte ich Julia ins Ohr.
Ich glaub der Opa wird sein gefährliches Halbwissen mit ins Grab nehmen.

Wir stiegen ins Auto und ich grinste mir einen ab. Sah ich dem Slomka wirklich so ähnlich?

15.10.2014

Mit der Nationalmannschaft ging es nach Rotterdam, wo wir in der Schüssel von Feyenoord gegen den Fußballzwerg aus Andorra antreten mussten.

Niederlande - Andorra
De Kuip, Rotterdam (51,137 Zuschauer)

Die 40 leeren Sitzplätze hatte wahrscheinlich das Krümelmonster gefressen. Deshalb vor nicht ganz ausverkaufter Kulisse mussten wir im total langweiligen Spiel uns die Unterhaltung selber schaffen. Ricky van Wolfswinkel war unser Aushilfscowboy, der mit dem Colt ziemlich scharf schoss. Neben Paulo würde er trotz seiner 185 Zentimeter zwar immer noch wie ein Zwerg aussehen, aber er spielte weit über meinen Erwartungen. Dreimal traf der Mann von FC Utrecht und brachte uns an die Tabellenspitze unserer Qualifkationsgruppe.

Niederlande - Andorra: 3 - 0
van Wolfswinkel (2., 22., 37.)
« Letzte Änderung: 28.September 2014, 23:07:22 von Mieguy »
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Re: [FM 2012] Das Bourne Experiment
« Antwort #39 am: 30.September 2014, 00:20:28 »

Ihr müsst mal irgendwelche motivierenden Kommentare abgeben  :D. Bin total unmotiviert was zu schreiben. Aber der nächste Teil wird wahrscheinlich wieder besser und spannender. Hab da schon so eine Idee...

Kapitel 20: Oh Brother where Art Thou?
(In dem Film hat übrigens George Clooney mitgespielt, deshalb kam mir die Idee)

16.10.2014

Da mein Auto endlich fertig war hatte ich eine kleine depressive Phase erreicht, in der ich mich kaum dazu motivieren konnte, auf der Trainerbank zu sitzen. Es lief in der Liga hervorragend und wir spielten im Mittelfeld. Aber ich war noch immer von meiner Familie getrennt und die Arbeitszeiten ließen es einfach nicht zu, mal für ein paar Tage nach Berlin zurückzukehren. Außerdem hatte sich durch die fehlende Ablenkung mein Trauma mit solch einer Gewalt zurückgemeldet, dass ich selbst erschrocken war. Eines nachts hatte ich im Bett gelegen und hatte wieder die Bilder vom Geisterfahrerunfall im Kopf. Seltsamerweise war das bisher kein Problem was aber wahrscheinlich daran lag, dass ich mich mit diesen Bildern nie so beschäftigt hatte. Doch an jenem Tag erschrak ich mich von dem Alptraum so sehr, dass ich keuchend und nach Luft schnappend aufwachte.

Gleich am Tag darauf hatte ich zum Glück den Termin beim Psychotherapeuten.

Gibt es was Aktuelles Herr Anders? fragte er mich standardgemäß.
Ja ich hatte wieder einen Alptraum aber diesmal war er sehr brutal und erschreckend. Ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand die Luft abschnüren und ich müsste flüchten.
Wie haben Sie sich gefühlt? Sie sagten sie hatten Atemnot... haben Sie auch gezittert?
Gezittert hab ich nicht aber ich hatte eine Gänsehaut und es lief mir kalt den Rücken runter.
Waren Sie seitdem schon mal an der Unfallstelle? Das hilft, um zu lernen, dass nichts passiert wenn man dort wieder entlang kommt und dann verschwinden auch die Bilder im Kopf. Beim ersten Mal sollten Sie es mit Begleitung machen und beim zweiten Versuch alleine. Sie sollten auch darauf achten, dass sie es mindestens einmal bei Nacht machen.

Noch am selben Tag befolgte ich seinen Rat und fuhr mit meinem Auto den weiten Weg nach Hollenstedt und wieder zurück. Tatsächlich fuhr ich bewusst langsam und wollte kein anderes Auto überholen aus Furcht, dass mir ein Geisterfahrer entgegen käme. Geisterfahrer fuhren für gewöhnlich auf der ganz linken Spur und waren deshalb für überholende Fahrzeuge besonders gefährlich. Ich war sehr erleichtert, als ich wieder zuhause ankam. Im Wohnzimmer brannte noch Licht und ich war froh, dass demnach jemand wach war.

Als ich die Haustür aufgeschlossen hatte und das Wohnzimmer betrat, flog mir der vertraute Geruch von Spaghetti Carbonara in die Nase. Erst dachte ich, dass Julia ein romantisches Abendessen vorbereitet hatte aber dann fiel mir auf, dass der Rotwein fehlte. Stattdessen saß am Tisch ein Mann, der 3 Jahre, 2 Wochen und 1 Stunde älter war als ich: Mein Bruder!

Was machst du denn hier?
Na ich dachte ich überrasche dich mal und komm dich besuchen. Du fühlst dich bestimmt einsam ohne deine Familie.
Wie du siehst hab ich jetzt meine eigene Familie. Aber du hast schon recht, ich hab euch alle sehr vermisst. Ich wär doch so gerne nach Berlin gekommen um euch zu besuchen.
Hast du kein Auto?
Doch ich habe einen Chrysler Stratus aber ich habe so viele Termine als Fußballtrainer und kann kaum weg. Im März hatte ich eine Woche Urlaub, aber da war ich mit den Kindern in Bremen.
Oh du hättest sie doch einfach nach Berlin mitnehmen können.
Nein wir MUSSTEN nach Bremen. Es gab da ein kleines Problem was wir aus der Welt schaffen mussten.

Wie aufs Wort kam Mia aus dem Badezimmer. Sie hatte sich schon den Schlafanzug angezogen und wollte wohl eigentlich bloß gute Nachricht sagen.

Hallo Michael! Wie war die Autofahrt?
Es war ziemlich beängstigend. Ich bin noch völlig durch den Wind und das möchte ich nicht nochmal machen.
Was für eine Autofahrt? Worum ging es?

Mia setzte sich an den Esstisch und wollte meinen Erlebnissen gespannt lauschen.

Du sollst ins Bett gehen Mia!
Schon gut, lass sie doch noch paar Minuten mit uns sitzen.

Inzwischen war Mia nicht mehr dazu gezwungen, auf der Wohnzimmercouch zu schlafen. Ich hatte mein Arbeitszimmer frei geräumt und ihr dort ein Bett hingestellt, wo sie die Nacht verbrachte. So konnten wir Erwachsene abends noch gemeinsam etwas machen während die Kinder schon schliefen.

Ich bin im Mai 2014 in einen schweren Geisterfahrerunfall verwickelt worden. Unser Auto ist dabei von Ladungsstücken durchbohrt worden und mich hat eine Eisenstange am Kopf getroffen. Obwohl es uns selbst nicht so schlimm erwischt hat hängen mir die Bilder noch im Kopf. Manchmal hab ich mich schon gefragt ob ich etwas anders hätte machen können. Aber der Psychologe meinte, da hätte ich nichts ändern können. Außerdem bringt es auch nichts wenn man sich Selbstvorwürfe macht. Jedenfalls meinte der Psychologe aufgrund meiner anhaltenden Alpträume, dass ich mich mit dem Trauma konfrontieren soll. Heißt im Klartext zur Unfallstelle hinfahren und das wenn möglich im Dunkeln. Das habe ich gemacht aber es war echt unheimlich. Ich kannte mich dort nicht aus und musste dann hinter der Unfallstelle von der Autobahn runter um wieder auf die andere Seite zu kommen. Beinahe hätte ich die Orientierung verloren und wäre selbst fast noch zum Geisterfahrer geworden. Ist eine ganz blöde Ecke da in Hollenstedt und die Schilder sind nicht sofort zu erkennen. Bevor man überhaupt weiß, welches Schild da nun stand ist man schon längst vorbei.

Währenddessen hatte Mia begonnen, meinen linken Unterarm zu streicheln. Das hatte ich auch bei ihr gemacht um sie zu beruhigen und es half mir jetzt genauso.

Weder ich noch Valerie sind verletzt worden. Wenn du Alpträume hast musst du daran denken.
Aber die Horrorbilder verdrängen die schönen Bilder! Ich kann mich einfach auf nichts mehr anderes konzentrieren.
Mir geht es genauso. Aber auch wenn es schwer fällt musst du auf den Rat deines Psychologen hören. Je mehr du dich mit dem Thema konfrontierst, desto eher wirst du lernen, es als etwas Natürliches zu akzeptieren.
Okay. - Wie lange bist du noch in Hamburg, Fabian?
Ich bin noch bis Sonntag im Hotel und dann fahre ich wieder zurück. Aber ich soll dir ganz viele Grüße bestellen. Weil du so oft im Fernsehen bist wissen wir ja, dass es dir gut geht. - Also abgesehen von den Alpträumen.

18.10.2014

Tatsächlich konnte ich noch arrangieren, dass mein Bruder für das Spiel gegen Main eine Sitzplatzkarte im Stadion bekam. Der HSV näherte sich aber leider den blutroten Zahlen und schrieb fast jeden Monat Schulden. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr auf den Aufstieg auch wenn er theoretisch noch möglich war. Denn wie sollte ich ohne Geld einen Bundesligareifen Kader aus dem Hut zaubern? Am Ende der Saison lief kein Spielervertrag aus da ich bereits rechtzeitig dafür gesorgt hatte, dass alle Verträge verlängert wurden. Allerdings bekamen unsere besten Spieler inzwischen viele gute Angebote. Citta di Palermo fragte bei mir an, ob sie Gökhan Töre für 4 Millionen haben könnten. Glücklicherweise war Gökhan mit der Antwort schneller und meinte, dass Italien für ihn nicht interessant genug wäre. Eidur Gudjohnsen hatte nach seinem Kreuzbandriss keine Lust mehr auf Fußball und wollte am Ende der Saison die Karriere beenden. Seine mangelnde Fitness durch die Verletzung trübte aber sowieso seine Kompetenzen. Macauley Chrisantus war nicht mehr so gut auf mich zu sprechen, nachdem ich ihm für 3 Wochen Gehalt entzogen hatte, weil er sich eine rote Karte eingefangen hatte.

Unser Problemkind Paulchen, der eigentlich unser brasilianischer Kopfballkünstler sein sollte, hatte scheinbar Probleme mit der deutschen Kälte. Außerdem stand im Januar das Jugendturnier "Juventud de America" für südamerikanische Mannschaften an. Da wollte Paulo unbedingt dabei sein und schien deshalb gedanklich nicht auf dem Platz zu stehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gegen Mainz spielten wir zu schlecht um erstligareif zu sein. Jetzt hatte sich der Spieß umgedreht. Die Abwehr war super aber der Sturm war schlecht.

Hamburg Hanseatics - 1. FSV Mainz 05: 0 - 0

Außerhalb des Transferfensters konnte ich nur ablösefreie Gurken einstellen. Genaro Snijders kam von AGOVV Apeldoorn aber eigentlich war der ganze Transfer totaler Blödsinn. Wenigstens kostete er uns nichts doch wenn ich ehrlich war, konnte ich Snijders gar nicht gebrauchen. Er hatte von all meinen Stürmern die schlechtesten Werte und hatte in 25 Einsätzen nur ein Tor gemacht. Das war für einen OM einfach zu schlecht.

22.10.2014

Angetrieben von den Interessenten, die um Gökhan Töre buhlten (sogar Real Madrid fragte nach aber Gökhan blieb hartnäckig: "Ob Mailand oder Madrid - Ich will NICHT nach Italien!"), spielte er sensationell.

Alemannia Aachen - Hamburg Hanseatics: 2 - 3
Bäcker (26.), Auer (88.) - Töre (72.), Heung-Min (87., 90+2)

28.10.2014 DFB-Pokal 2. Runde

Leider reichte der Antrieb nicht, um Gökhan auch im Pokalspiel zielsicherer werden zu lassen. Unsere Mannschaft blieb was sie war: Nicht geeignet für die Bundesliga.

Hamburg Hanseatics - SC Freiburg: 1 - 3
Berg (12.) - Jendrisek (20.), Ginter (31.), Dembele (64.)

01.11.2014

Das war so bitter... Wir verspielten den Punkt in der Nachspielzeit!

Fortuna Düsseldorf - Hamburg Hanseatics: 2 - 0
Sobiech (90.), Grimaldi (90+3)

08.11.2014

Selbst der Sieg gegen uns bedeutete für Heidenheim immer noch den Abstieg wenn es für sie weiter so lief. Für uns kein Trost denn wir hielten uns nur im Mittelfeld auf.

Hamburg Hanseatics - 1. FC Heidenheim: 0 - 2
Mukhtar (18.), Sailer (42.)

15.11.2014

Für das Freundschaftsspiel gegen Brasilien musste ich den Dortmunder Luuk de Jong nach nominieren, was von den Kaasköppen frenetisch bejubelt wurde.

Niederlande - Brasilien: 0 - 2
Pato (25.), Moura (57.)



Was erwartet euch im nächsten Teil? Also wenn ich mich dann hoffentlich besser fühle, wird der nächste Teil auch wieder deutlich spannender. Definitiv auf dem Programm stehen wird ein Blick auf das "Juventud de America", wo ich berichten werde wie sich unser "Paulchen" schlagen wird. Auch familiär wird es wieder Action geben und ich habe da ziemlich krasse Pläne... Lest euch lieber nochmal die Szene mit dem Selbstmordversuch in meiner Riga-Toni-Story durch denn was ich mit Martin und seiner Frauen-WG im nächsten Teil vorhabe wird mindestens genauso heftig.

Aber bitte lasst mir einen Kommentar da, egal ob positiv oder negativ. Ich will wissen ob ich immer noch auf dem richtigen Weg bin. Weil ich hatte das Gefühl, dass ich durch meine Niedergeschlagenheit die letzten zwei Kapitel total verbockt habe. Selbst ich fand sie nicht so toll...

Ich könnte euch auch genau sagen warum es mir so und so geht. Aber das fällt mir echt schwer, das in der Öffentlichkeit zuzugeben. Wenn ihr das, was ich hier und in der anderen Story geschrieben habe, ungefähr zusammen auf einen Nenner bringt und euch dann noch die privaten Bilder in den Stories anschaut wird es euch aber wahrscheinlich sowieso klar.
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