Damit steht es wohl 4:0,5 für Tilburg.
@DeadCrow: Stimmt da war ja was bei der EM 2004 in Portugal. Kapitel 11: Obie ist das schön!Als ich den Brief zuende gelesen hatte, spähte Emilia neugierig von oben herab.
Das sind aber komische Leute. Schicken die Briefe noch mit der Post!Sie wollen, dass ich Trainer werde.Wie jetzt? Nationaltrainer von Holland oder was?Nein, ich soll Willem Twee Tilburg trainieren. Na dann - schreib zurück und hol dir den Job.Und was sagt Jessica dazu?Zufällig kam Jessica gerade die Treppe herunter.
Wozu soll ich was sagen?Willst du, dass ich Vereinstrainer in Holland werde?Sprechen die denn Deutsch?Also Deutsch ist bei denen 1. Fremdsprache. Da kannst du die Sprache optimal weiter lernen.Na und was hält uns dann noch länger auf? Nimm den Job an!In den nächsten Wochen bereiteten wir uns seelisch auf den Umzug vor. Jessica schaffte wie zu erwarten war die Abschlussprüfung nicht und hatte in Deutsch nur eine 4-. Immer wenn ich schlechte Laune bekam, weil ich an das Mazedonien-Spiel denken musste, motivierte mich Jessica jetzt mit verschiedenen Sätzen wie zum Beispiel
Deutschland hat mal nur 0:0 gegen Lettland gespielt oder
2004 hat Lettland an der Europameisterschaft teilgenommen. Im Gegenzug half ich ihr nicht nur beim Deutschlernen sondern erzählte ihr auch von den hübschen Jungs die es in Holland gab. Da ich bereits mehrmals niederländische Vereine trainiert hatte, wusste ich Bescheid. Zuletzt hatte ich Twente Enschede in den Ruin getrieben. Nur Emilia war sich noch nicht so ganz schlüssig ob sie nun begeistert sein sollte oder nicht. Deshalb las ich ihr jeden Morgen den Wetterbericht aus Tilburg am Frühstückstisch vor. Da es in Tilburg stets wärmer als in Lettland war, konnte ich sie schließlich auch begeistern.
Bei den niederländischen Schulbehörden beantragten wir einen Schulplatz für Jessica. In der 10. Klasse war Deutsch nur noch Wahlfach und da Jessica zwei Wahlpflichtfächer belegen durfte, wählte sie Deutsch und Germanistik, damit sie das volle Programm hatte. Ihre Begeisterung über ihre neue Heimat brachte sie jeden Morgen mit einem "Goedemorgen" zum Ausdruck.
28. Juni 2031Da wir unser Auto mitnehmen wollten, stopften wir all unsere Koffer in den üppigen Kofferraum des Dodge Journey. Eine Umzugsfirma wurde damit beauftragt, unsere Möbel zu transportieren und war schon vorausgefahren. Natürlich hatte uns der Verein eine fast fertig eingerichtete Wohnung zur Verfügung gestellt, aber von einigen hübschen Möbeln konnten wir uns einfach nicht trennen.
Das wird eine lange Fahrt. Seid ihr bereit?Wir sind doch mit dir schon in die Schweiz gefahren. Hast du das vergessen?Genau! Hup, Holland, Hup!Ich startete den V6 Motor, trat aufs Gas und schon zerrten 287 PS an allen vier Rädern. Als wir von Stettin aus die A6 nach Deutschland fuhren und die Straße ab der deutschen Grenze zur A11 wurde, erlebten wir Deutschlands schlimmste Autobahn. Das letzte original erhaltene Stück Reichsautobahn ließ uns kräftig durchschütteln und wir konnten nur 80 fahren.
Gegen den polternden Lärm anschreiend rief Jessica
Ich dachte, amerikanische Autos sind gut gefedert!Das ist ein allgemeiner Irrtum, die Autos sind bloß gut gepolstert! Aber weil die Interstates in Amerika in so gutem Zustand sind, brauchen sie keine guten Federungen! schrie ich.
Schrei Jessica nicht an! brüllte Emilia mit einem Lächeln auf den Lippen.
Als wir das Horrorstück passiert hatten, beschleunigte ich auf 120.
Fahr doch schneller, in Deutschland gibt es keine Tempolimits.Nein, die Autobahnen sind nicht überall begrenzt, nur an manchen Stellen.Um der Tochter ihren Wunsch zu erfüllen, beschleunigte ich auf 180, als das Tempolimit aufgehoben wurde.
Hat das Auto eigentlich Scheibenbremsen?Nein, sowas braucht man in Amerika nicht. Es hat Trommelbremsen. Wieso?Nur so...Obwohl ich eigentlich der Autoexperte in unserer Familie war, konnte ich keine Erklärung finden. Bis ein polnischer LKW nur wenige Meter vor uns zum Überholen ausscherte. Ich musste eine Vollbremsung machen aber ich hatte das Gefühl, dass das Auto nicht wirklich langsamer wurde. Um einen Auffahrunfall zu vermeiden, musste ich nach rechts auf den Standstreifen ausweichen.
Weißt du jetzt, warum die Amis keine Scheibenbremsen brauchen?Ja, weil sie nie schneller als 120 fahren dürfen und da machen die Bremsen nicht so schnell schlapp.An der nächsten Raststätte hielten wir an und ließen die Trommelbremsen etwas abkühlen.
Das nennt man Bremsfading und tritt vorwiegend bei Trommelbremsen auf. Noch nie was davon gehört?Ich lief rot an und verschwand dann auf der Toilette der Raststätte. Wieder zurück beim Auto einigten wir uns darauf, dass Emilia das nächste Stück fahren durfte.
29. Juni 2031Da wir uns abwechselten, konnten wir die ganze Nacht durchfahren und waren schon zum Mittagessen in Tilburg. Tilburg lag in der Provinz Nordbrabant nahe der belgischen Grenze.
Quelle: Wikipedia
In den schmalen Gassen der Innenstadt fand ich einen Parkplatz und zahlte die Gebühr für ein Parkticket, dass ich hinter die Windschutzscheibe aufs Amaturenbrett legte. Einige holländische Jungs schauten neidisch auf den Amischlitten, von dessen heißen Bremsen immer noch etwas Qualm aufstieg. Dann setzten wir uns in ein Restaurant und ich bestellte uns dreien jeweils eine große Portion Frikandeln mit Pommes.
Während wir auf das Essen warteten, sagte ich zu Jessica:
Mit unserem Auto kannst du bei den Jungs gut Eindruck schinden!Aber nur wenn ich fahre entgegnete sie und rollte mit den Augen.
Da musst du wohl noch ein bisschen warten. Führerschein gibts in Holland erst ab 18.Übrigens habe ich mir gedacht, dass ich das Auto auf Scheibenbremsen umrüsten werde. Kostet zwar so einiges aber bei Tilburg verdien ich nun mehr Geld.Dann kannst du dir auch ein gelbes Kennzeichen holen.Na da muss ich erstmal schauen ob der Wagen die Zulassungsbestimmungen erfüllt. Ich weiß, dass man in Deutschland eine Leuchtweitenregulierung, gelbe Blinker und Rückfahrlichter braucht. Das hat unser Wagen schon aber vielleicht gibts noch zusätzliche Bestimmungen. Außerdem brauch ich eine EG-Typgenehmigung, falls es das für mein Auto noch nicht gibt.Als wir aufgegessen hatten, stellten wir einstimmig fest, dass das Essen in den Niederlanden ganz lecker war. Da unser Parkticket noch nicht abgelaufen war, schlenderten wir durch die Innenstadt. Emilia kaufte einen Stadtplan und einen Reiseatlas für die BeNeLux-Länder. Jessica kaufte sich orangefarbene Freundschaftsbänder und probierte sie gleich an. Schließlich machten wir uns auf dem Rückweg zum Auto. Nur noch fünf Meter von unserem Parkplatz entfernt rief Emilia plötzlich:
Oh sieh mal, ein Kaffeeladen, hier muss ich mir sofort holländischen Kaffee kaufen!"In einem Coffee Shop gibt es keinen Kaffee" wollte ich noch rufen, aber da waren sie schon im Laden verschwunden. Fünf Minuten später kamen sie wieder raus. Beide riefen
Die verkaufen legal Cannabis! während Emilia entsetzt und Jessica begeistert schaute. Emilia zerrte Jessica mit sich hinterher, die weiterhin wie gebannt über die Schulter schaute, und rannte zum Auto. Ich folgte schelmisch grinsend und stieg in das Auto.
Bloß weg hier!Theatralisch trat ich das Gaspedal voll durch und die Räder drehten auf dem roten Kopfsteinpflaster durch, während sich hinter den Reifen eine weiße Rauchfahne entwickelte.
Papa, die verkaufen in dem Laden echte Drogen. sagte Jessica fröhlich.
Das ist der Hammer!Ich schaute in den Innenspiegel und sie hatte ein breites Grinsen auf den Lippen.
Du hast wohl von dem Zeugs schon was genommen?Nein, Jessica ist immer so wenn sie etwas tolles entdeckt.Danach setzte ich die beiden Frauen vor der Tür unseres neuen Hauses ab und setzte meine Fahrt zum Vereinsheim von Willem II Tilburg fort. Hier hatte man bereits nervös auf mich gewartet und wies mir gleich erstmal den Weg in einen großen Saal. Auf einem langen Tisch mit weißer Decke hatte man ein Buffett mit Käsefondue und anderen regionalen Spezialitäten ausgebreitet.
Goedemorgen! begrüßte mich der Vereinspräsident um 14 Uhr Ortszeit.
Ein großer Mann, der etwa 180 Zentimeter in den Himmel ragte, stand neben dem Präsidenten und schüttelte mir die Hand. Er hatte einen stoppeligen Bart und gegeelte schwarze Haare.
Guten Morgen, ich bin Ihr neuer Co-Trainer Koen van de Laak.Quelle: Wikipedia
Freut mich, Sie kennenzurlernen, Herr van de Laak.Sie dürfen mich ruhig Koen nennen, das ist schneller ausgesprochen.Gut, dann wird das mit Ihnen beiden wohl funktionieren denke ich. Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, haben wir ein kleines Büffet für Sie aufgebaut. Gleich vorn am Tisch haben wir ein Käsefondue mit echtem Tilburger Käse. Dann daneben unsere sehr beliebten saftigen Tomaten und den Begintjespap. Das ist eine Art Milchreis, der in der Provinz Brabant beheimatet ist.Ja danke, ich werde alles mal ausprobieren. Aber ich habe gerade schon gegessen. Wir hatten eine lange Fahrt.Dann möchten Sie vielleicht etwas trinken? Wir haben Tilburgs Dutch Brown Ale, ein wirklich köstliches niederländisches Bier.Ich kam mir vor wie auf der Grünen Woche in Berlin. Statt endlich zum Geschäft gekommen, redeten wir geschlagene zwei Stunden nur übers Essen und ich ließ mich schließlich doch noch darauf ein, etwas vom Käsefondue zu essen, nur damit ich mit vollem Mund einen Grund hatte, mich von dem plappernden Präsidenten loszueisen. Nacheinander stellte ich mich persönlich jedem einzelnen Spieler vor und besonders erfreut war ich über Stephan Serrone, der aus Deutschland kam. Zum Abschluss unterschrieb ich den 2-Jahresvertrag und der Co-Trainer gab mir noch eine ausgedruckte Spielerliste mit, die ich zuhause eingehender studieren wollte.
Abends zuhause angekommen, taten mir die Beine vom vielen Laufen und Stehen weh. Umso erfreuter war ich, als ich die Wohnung komplett eingerichtet vorfand. Die Umzugsfirma hatte unsere mitgebrachten Möbel aufgestellt und einige überflüssige alte Möbel, die uns vom Verein zur Verfügung gestellt worden waren, zum Sperrmüll gebracht. Ich zog die Schuhe aus, legte mich auf die Couch und las mir die Spielerliste durch:
TorwartIdrissa Traoré (28, Mali)
Dennis David (18, Niederlande)
Marko Orazem (22, Slowenien)
AbwehrJurgen Moonen (22, Niederlande)
Michiel van der Laan (24, Niederlande)
Martijn Siebert (25, Niederlande)
Diego Theunissen (23, Belgien)
Ljubisa Tesic (32, Niederlande)
Jésus Mermejo (30, Venezuela)
Thomas Tschütscher (20, Liechtenstein)
René Schepers (18, Niederlande)
MittefeldHarold van Roosmalen (23, Niederlande)
Wim Soares (20, Niederlande)
John Rienstra (24, Niederlande)
Willem Coumans (31, Niederlande)
Djuro Popovic (27, Montenegro)
Valery Kamga (20, Kamerun)
Roy Bouwhuis (30, Niederlande)
Nerijus Urba (22, Litauen)
Peter Manders (22, Niederlande)
Stephan Serrone (20, Deutschland)
SturmEirik Johanessen (33, Norwegen)
Tim Visscher (20, Niederlande)
Manolo Vincioni (33, Italien)
Anbei lag eine Notiz von Koen:
Dennis David hat ein Angebot von FC Groningen bekommen und möchte den Verein wechseln. Bitte geben Sie mir schnellstmöglich Bescheid, ob Sie damit einverstanden sind.Fazit: Man hatte es nicht übertrieben, als man gesagt hatte, die Mannschaft sei stark besetzt. Im Tor war Traoré ein Machtinstrument, mit dem ich jeden Gegner das Fürchten lehren konnte. Selbst wenn er ausfiel, konnte ich immer noch auf Marko Orazem zurückgreifen, der in den Relegationsspielen für die Eredivisie vertretungsweise den Torhüter gespielt hatte. Obwohl der im letzten Jahr von Branik Ostrava gekommene Slowene bis dahin keinen einzigen Einsatz hatte, war er mit dafür verantwortlich, dass Tilburg überhaupt aufgestiegen war.
In der Abwehr konnte ich entweder den holländischen Deich aufstellen oder das dreifache T spielen (Theunissen, Tschütscher, Tesic). Theunissen war dafür bekannt, nach jedem Länderspiel für mindestens 3 Wochen auszufallen also schob ich ihn in die Reserve, da im August das nächste Freundschaftsspiel Belgiens anstand.
Das Mittelfeld war das *räusper* Mittelfeld. Weder gut noch schlecht. Allerdings war Willem Coumans in der abgelaufenen Saison Torschützenkönig gewesen und verdiente sich bei mir sogleich den Stammplatz.
Eben weil Coumans so granatenmäßig war, war es fast egal, wer den echten Stürmer machte. Vincioni war der einzige reine Torjäger, aber er hatte seine Höhen und Tiefen. Johannessen und Visscher waren unverzichtbar, kamen im Schatten von Coumans aber kaum zur Geltung. Kaum hatte ich das Ende der Liste erreicht, war ich auf der Couch eingeschlafen. Wach wurde ich, als es an der Tür klingelte. Ich sprang auf, hetzte zur Tür und da stand wieder unser Mauerblümchen Koen. In den Händen hielt er eine Salatschüsselgroße Käsescheibe.
Sie haben Ihren Käse vergessen, Chef! sagte er mit einer Tonlage, die Stolz und Ehrfurcht zugleich wiederspiegelte.
Das haben Sie fein gemacht. sagte ich, um sein Spielchen mitzuspielen.
Übrigens können Sie Dennis sagen, dass ich ihn wechseln lasse. Wir haben schon zwei gute Torwarte und er würde doch nur auf der Ersatzbank versauern.Aber der Traoré macht nächstes Jahr Karriereende.Karriereende mit 28 Jahren? Der spinnt ja wohl. In dem Alter fangen andere Leute erst mit der Arbeit an! Gut, legen Sie mir eine Liste von möglichen Neuverpflichtungen auf den Schreibtisch, ich werd mit dem Idrissa mal reden.Dann knallte ich diesem komischen Kauz namens Koen die Tür vor der Nase zu und legte mich wieder auf die Couch, wo ich gleich wieder einschlief.
30. Juni 2031An meinem ersten Arbeitstag stöberte ich als erstes die Liste möglicher Neuverpflichtungen durch. Da mich kein Torwart so richtig überzeugen konnte, ließ ich mir den Idrissa Traoré in mein Büro zitieren.
Sie wollten mit mir sprechen?Es geht um Ihre Zukunftspläne. Sie wollen Ihre Karriere beenden?Ja, ich bin alt genug -Ich fiel ihm ins Wort:
Sie sind schon 28 Jahre alt und aus Ihrer Laufbahn entnehme ich, dass sie bisher noch keine nationale Meisterschaft gewonnen haben, sehe ich das richtig?Das ist richtig, aber-Und Sie wollen mir ernsthaft erzählen, mit 28 Jahren sind Sie schon zu alt, um den Traum eines jeden Spielers zu erreichen?Ich glaube nicht, dass -Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge und ich glaube, Sie wollen mich verarschen. Also erhoffe ich mir, dass sie jetzt rausgehen und ihr Karriereende um 10 Jahre verschieben. Verstanden?Ja Chef.10 Minuten später klopfte jemand an die Tür.
Wer ist da?Der Koen ist hier, Chef.Na dann kommen Sie endlich rein, die Tür ist offen!Die Tür öffnete sich und das Haargel glänzte im Schein meiner sehr hellen Deckenlampe.
Sie können dem Traoré doch nicht einfach so ins Wort fallen, Chef! Der Mann ist sehr empfindlich.Alte Leute sind empfindlich! Aber mit 28 Jahren soll er sich mal nicht so haben.Aber so läuft das hier nicht!Der Hase läuft bei mir eben anders! Ja was ist nun, bleibt er oder nicht?Also entgegen aller Erwartungen hat der Traoré grad einen neuen 4-Jahresvertrag unterschrieben. Wenn Sie wirklich das gesagt haben, was er mir gesagt hat, dann... dann...Dann läuft Ihnen vor Schreck das Haargel im Mund zusammen. Jaja ich weiß. Sonst noch was?! sagte ich genervt.
Nein Chef. Ich wollte Sie nicht stören, Chef.Ich rollte mit den Augen, er drehte sich um und öffnete die Bürotür.
Aber so geht das nicht, Chef!Und hören Sie auf mit diesem Chef! Toni heiße ich.Ja Chef. Immer diese oberpeinlichen Vereinsleute. In jedem Verein gibt es mindestens eine Person, die so peinlich ist wie eine dicke Winterjacke im Hochsommer.
Da ich nicht wusste, ob man dem Idrissa trauen konnte, verpflichtete ich noch schnell den holländischen Torwart Gideon van Vugt für 8,000 € von VfL Osnabrück. Der arme Kerl wusste seit 12 Jahren nicht, wieviel Geld er wert war, da man ihn ablösefrei von einem Dorf zum nächsten geschickt hatte. Nach den großstädtischen Spartanern aus Rotterdam ging es über Capelle aan den Ijssel, Oss, Heidenheim, Eversberg, nochmal Heidenheim und Lotte zu Osnabrück.
21. Juli 2031Dainis Visnakovs war mir unbemerkt nach Holland gefolgt und hatte heimlich einen Vertrag bei De Graafschap Doetinchem unterschrieben. Arturs Bespalovs war inzwischen vereinslos geworden und wartete nun auf der Transferliste auf einen Verein, der sich seiner Wenigkeit Erbarmen konnte. Portugal wurde als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2042 ausgewählt und man versprach, dass man den Betonklotz in Guimaraes abriss und durch einen schöneren Neubau ersetzte. Außerdem sollte in Coimbra die Nordtribüne ein besseres Dach erhalten.
25. Juli 2031Im Juli erwartete uns auch die heiß ersehnte Auslosung für die WM-Qualifikation. Ausrichter war zum allerersten Mal Australien und ich war so heiß darauf, mich für diese Weltmeisterschaft zu qualifizieren, weil ich unbedingt in Australien spielen wollte. Umso erfreuter war ich über die wahrlich lachhafte Gruppe, die wir bekamen.
Gruppe 1Deutschland
Kasachstan
Montenegro
Norwegen
Slowenien
Wales
Nach Schottland und Irland musste Deutschland diesmal gegen Wales. Viel Spaß!
Gruppe 2Griechenland
Island
Liechtenstein
Malta
Rumänien
Schottland
Gruppe 3Albanien
Andorra
Bosnien & Herzegovina
England
LettlandWeißrussland
Das ist ein Witz oder? Ich buche dann schon mal unsere Flugtickets.
Gruppe 4Estland
Italien
Moldawien
San Marino
Türkei
Zypern
Underdog Zypern als Favoriten zu tippen galt inzwischen als Kult in der Wettgemeinde.
Gruppe 5Armenien
Finnland
Polen
Schweden
Serbien
Ukraine
Gruppe 6Belgien
Färöer-Inseln
Frankreich
Litauen
Mazedonien
Portugal
Die Mannschaft aus Litauen musste also gegen Frankreich. Emilia und Jessica konnten somit bereits ahnen, was sie erwartete.
Gruppe 7Bulgarien
Georgien
Nordirland
Russland
Spanien
Ungarn
Oh-ha. Spanien kommt weiter.
Gruppe 8Aserbaidschan
Irland
Israel
Luxemburg
Niederlande
Schweiz
Ach du dickes Ei! Hup Holland, Hup!
Gruppe 9Dänemark
Kroatien
Österreich
Slowakei
Tschechien
Die wohl ausgeglichenste Gruppe oder auch Todesgruppe genannt. Gönnen würd ichs ja den Dänen.
02. August 2031Endlich stand unser erstes Spiel auswärts gegen De Graafschap Doetinchem an. Es war auch gleichzeitig mein 500. Spiel als Trainer und deshalb erwartete ich viel. Aber ausgerechnet der Lette Dainis Visnakovs zeigte sich in Bestform und holte sich völlig verdient die Auszeichnung "Spieler des Spiels".
De Graafschap Doetinchem 2 -0
Willem II Tilburg16' Peters
24' Yadegari
09. August 2031Unser erstes Heimspiel war gegen den zweimaligen Meister ADO Den Haag und wir zeigten uns willens, zu gewinnen. Wir hatten den meisten Ballbesitz aber der Spielstand zeigte eine andere Welt. Nach drei Toren Rückstand machten wir eine wahnsinnige Aufholjagd und legten mit einem Tor nach. Eifrig erhöhte René Müller auf 1-4 und der Österreicher Ewald Ferstl machte das 1-5. Djuro Popovic legte nochmal paar Kohlen ins Feuer und erzielte den zweiten Anschlusstreffer in der 74. Minute. Aber ein Spiel ging eben nur 90 Minuten und so reichte die Zeit nicht, um den Rückstand noch aufzuholen.
Willem II Tilburg 2 - 5
ADO Den Haag50' Soares 14',72' Ferstl
74' Popovic 33' Ma Ding
43' Carlsen
64' Müller
Am Abend stand dann noch die Mannschaftsnominierung für unser Freundschaftsspiel gegen Burkina Faso auf dem Plan. Vorher schaute ich aber noch bei Jessica im Zimmer vorbei. Sie saß vor ihrem PC und chattete offensichtlich gerade. Als ich ohne klopfen eintrat, drehte sie sich geschickt so um, dass ihre Stuhllehne den Bildschirm verdeckte.
Was machen deine huiswerk? fragte ich unbeeindruckt von dem, was sich auf dem Bildschirm abspielte.
Die mach ich noch fertig!Nein, die machst du jetzt sonst wird das im nächsten Jahr wieder nichts. Was musst du überhaupt machen?Ich soll in einem Aufsatz beschreiben, was ich in meinem bisherigen Deutschunterricht gelernt habe.Kann ich das mal sehen?Hab doch gesagt es ist noch nicht fertig.Na dann zeig mir, was du bisher geschrieben hast.Kann ich gerade nicht.Kann dein Freund nicht warten?Doch... sagte sie und schaute mit rosa Wangen auf ihre blau-gelb gestreiften Socken.
Okay, du hast mich erwischt, ich hab damit noch gar nicht angefangen. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.Na dann erzähl mir doch mal, was du bisher gelernt hast.Also wir haben Kommasetzung geübt und wann man "das" und "dass" verwendet. Zum Schluss hatten wir eingeschobene Nebensätze und substantivierte Verben. Aber wie soll ich daraus einen langen Aufsatz machen?Schmücke das doch ein bisschen mit Beispielen aus und schreib die Gedächtnisstützen auf. So und jetzt will ich, dass du mit deinem Aufsatz anfängst und wenn ich in einer Stunde wiederkomme, will ich Ergebnisse sehen, sonst schalt ich dir am Sicherungskasten den Strom ab.Mach doch, dann mach ich ihn wieder an.Tja, aber den meisten Computern bekommt es nicht so gut, wenn der Strom im laufenden Betrieb plötzlich weg ist. Dann hoffe ich für dich, dass du keine wichtigen Sachen auf der Festplatte hast.Augenzwinkernd drehte ich mich um und verschwand in meinem Arbeitszimmer. Hier setzte ich mich an meinen Laptop und prüfte abermals den Nationalen Pool für mögliche Nominierungen. Zuerst wurde Deniss Uljanovs wieder nominiert, da er sich ja als bester Torwart herauskristallisiert hatte. Dann holte ich noch den hochgelobten Karlis Baumanis von Benfica Lissabon ins Boot. Die Presse hatte schon die ganze Zeit gejammert, dass der arme Kerl seit November 2029 nicht mehr mitspielen durfte, obwohl er so gut war.
Danach ging ich wie angedroht zu Jessica, die zumindest schon eine halbe Seite vollgeschrieben hatte. Aber sie versicherte mir, dass ihr wirklich nichts mehr einfiel. Ich versprach mir, dass ich nach der Rückkehr aus Burkina Faso nochmal drüber schauen würde. Denn nun musste ich mich voll und ganz auf unser nächstes Länderspiel konzentrieren.
12. August 2031Mit der Bahn ging es zum Flughafen nach Rotterdam. Danach flog ich mit Turkish Airlines nach Istanbul, wo es erst am nächsten Tag weiter nach Niger ging. Nach einem einstündigen Aufenthalt in Niger und einem weiteren Flug mit Turkish Airlines landete ich endlich in Ouagadogou.
13. August 2031Hier traf ich mich mit der lettischen Nationalmannschaft, die aus Riga kommend nur in Paris umsteigen musste und deshalb deutlich ausgeruhter war als ich. Mit einem gemieteten Bus fuhren wir dann gemeinsam ins Stadion. Überraschenderweise spielten wir nicht im Nationalstadion sondern im deutlich kleineren Stade Municipal, in das nur 15,000 Zuschauer passte und heute nicht mal ausverkauft war.
Quelle: Wikipedia
Burkina Faso - Lettland
Stade Municipal, Ouagadougou (14,550 Zuschauer)
Eigentlich bräuchte ich nur drei Worte sagen, um das komplette Spiel zu beschreiben: Uljanovs im Tor. Schon nach 30 Minuten hatte sich Uljanovs eingespielt und hielt jedes Ding fest. Die Verteidiger spielten das Spiel ihres Lebens und waren motiviert wie eine Biene im Wespennest. Jetzt wollten wir wieder zustechen! Die Stürmer ballerten die Bude voll, als ob wir beim Torwandschießen wären. Aber die Stürmerfüße waren schon etwas eingestaubt und brauchten eine Weile, bis sie auf dem alten Niveau waren. Sie fragen wie lange sie gebraucht haben? Ganz genau 43 Minuten! Dann hämmerte Sergejs Vilerts den Ball mit einer Wucht ins Netz, dass der Torwart Angst hatte, abzuspringen.
Danach waren wir nicht mehr zu bremsen. Jetzt lud sich unsere Wut der letzten Wochen in der westafrikanischen Wüste ab. Andrejs Visnakovs traf in der 45. Minute und wir gingen mit 2 Toren Vorsprung in die Kabine.
Heulend umarmte ich meinen Torwart und küsste ihn.
Danke Deniss, danke, danke, Danke!Jetzt ist er völlig verrückt geworden. flüsterte Artis Grigorjevs kaum hörbar.
Da unsere Mannschaft so extrem offensiv spielte, gerieten wir in einen Konter von Burkina Faso. Alassane Traoré machte sich in der 50. Minute unaufhaltsam auf den Weg in unseren Strafraum. Torwart Uljanovs versuchte, rauszukommen um den Ball dem Stürmer vom Fuss zu schnappen, aber Alassane machte einen gefährlichen eingedrehten Bananenschuss, der für jeden Keeper unhaltbar gewesen wäre. Dieser kleine Dämpfer ließ uns aber nicht an einem Sieg zweifeln und meine Stürmer versuchten es noch ein paar Mal, indem sie die Standhaftigkeit des afrikanischen Aluminiums testeten. Ich war völlig begeistert, als nach 90 Minuten auf der Anzeigestafel ein 1:2 aufleuchtete.
Burkina Faso - Lettland: 1 - 2
Es war, als würde ein schwerer Rucksack von meinen Schultern fallen. Meine Begeisterung war nicht in Worte zu fassen. Das war unser erster Sieg seit Monaten und er war wichtig, denn er hielt unseren Glauben aufrecht.
Als wir im Mannschaftsbus auf dem Weg ins Hotel saßen, sang die ganze Mannschaft "Obie ist das schön, Obie ist das schön!"
Das heißt "Oh wie ist das schön" korrigierte ich.
Haha nein Chef, im Fernsehen singen sie auch immer "OBI IST DAS SCHÖN".