Kapitel VI: Wer nicht siegt, der fliegt
Nach dem schlechten Ergebnis gegen Leverkusen stehen wir also einen Meter vor der Schlucht.
Bevor es nächste Woche zum BVB ginge, müsste zunächst ein Sieg gegen die alte Dame der Liga her; der HSV besucht uns in der Überdachten Bierbude.
Überraschenderweise liegt unsere Moral unter 0, von der Form ganz zu schweigen.
So trupft der HSV von Beginn an auf. 1:0 schon in der 3. Minute, Pierre-Michel Lasogga trifft per Kopfballtor; dabei ist die Flanke sogar grottenschlecht geschlagen, doch Bailly flitzt zu früh aus dem Kasten und Terry nutzt seine ganze Körpermasse aus um ihn vom Ball fernzuhalten ... Nicht den Lasogga, nein den eigenen Keeper.
Da denkste dir als Trainer nur, meine Herren, solch eine Klasse ist nur schwer zu finden.
Lustigerweise spielt uns der HSV nach dem Tor keineswegs mehr an die Wand. Stattdessen hauen Barton/Jones jeden Angriff klein, Obasi und Stocker zersprinten die Aussen, Carlos Alberto serviert Fred und Bendtner leckere Zuckersahnepässe auf; Nur beim Sturmduo klappts nicht so ganz, 2 CCC's werden vergeben.
Zwar wird hier ein wenig übertrieben, dennoch ist unsere Dominanz überraschend; Plötzlicht gibt es gute Synergien aufm Platz.
Und so kommt es auch nicht überraschend, das wir uns in Minute 34. zum ersten Mal über ein Tor freuen: 1:1 durch Fräääd.
Fred hat dann sogar richtig Kraft getankt, hat Lust auf Fussball, zeigt wo der Hammer hängt, nämlich anscheinend überm Tor: Er vergeigt noch einige Chancen übers Tor.
Ab Minute 70. geht dann garnichts mehr. Spiel endet 1:1.
Geknickt laufen wir zurück zum Auto, wir lassen die PK aus und tuckern in Richtung Vereinsheim unsere Sachen abholen.
Da kommt uns der olle Tönnies übern Weg und schimpft uns an. War ja klar.
"Van Dorrie noch mal, warum sind sie nicht bei der Pressekonferenz?"
"Ich bin gekommen um meine Sachen abzuholen. Die PK macht Seppo. (Anm. d. Red: Seppo Eichkorn)"
"Sachen abholen? Wat? Scheibenkleister, sie sind doch nicht entlassen! Glaub mal nich dat ich mir wat von den Medienfritzen erzählen lasse!"
Ja, wir sind anscheinend nicht entlassen. Van Tönnie sei Dank.
Es kommt also zum Grande Finale nach Dortmund, perfektes Timing kommt uns entgegen.
Auf Platz 14, mit sehr wackeliger Jobsicherheit, stehen wir mit dem Rücken zur Gelben Wand und eine Niederlage muss her, wir wollen ja die Bühne krachend verlassen.
Wir bereiten dafür schon Fans, Vorstand und Medien weit im Vorraus auf das fulminante Endspiel vor.
Kloppo provozieren wir um den Werwolf rauszulocken, Fans provozieren wir in dem wir wahre Spielergrößen wie Kuranyi und Lincoln fordern und die Medien ärgern wor auch ganz Klassisch, mit der Erniedrigung eines Bild-Reporters.
Ach ja und Tönnies Laune machen wir auch stinkig in dem wir eine Großbestellung an Würste ordern, natürlich an eine falsche Adresse.
So gehen wir also unter besten Bedingungen mit folgender Aufstellung ins richtungweisende Spiel:
Bailly
Terry Fuchs Marcos Antonio
Barton Jones
Obasi Carlos Alberto
Bendtner Fred
Die ersten Zehn Minuten gehören zu meiner Freude den Zecken, welche wieder und wieder am Straufraum antanzen, wahrscheinlich auch, weil ich zum ersten Mal mit der Pacestarken 3er Kette spielen lasse.
Dann übernehmen wir wieder für zehn Minütchen die Oberhand und finden besser ins Spiel, ehe es richtig Abgeht. Vorab, es gibt eine richtige Tor-Orgie in den nächsten Zeilen.
Binnen von 5 Minuten köpft uns nämlich Terry zu den Höchsten der Gefühle, 2:0 für den S04.
Dann lasse ich hinten alles öffnen um "vorne alles klarzumachen"; das zahlt sich auch voll aus, Lewandowski mit dem Doppelpack 10 Minuten später. Alles bleibt beim alten, es steht 2:2.
Zu allem Überfluss "vergesse" ich es von Alles nach Vorne zurückzuschalten.
Zick zack zuck, und aus ist das Ding, 3 Tore fallen noch und wir gehen woederholt mit 2:5 in die Kabine.
Zur 2. Hälfte setzte ich mich dummerweise auch noch auf die falsche Bank und verscherze es mir endgültig mit Kloppo als ich ihn einfach als Blindschleiche anrede.
Vielleicht brachte mir das noch ein paar Sympathiepunkte bei den Knappen; die Moyes Raus rufe verstummen zunächst.
Diese kommen aber schnell zurück als wir in der Ereignisarmen 2. Hälfte noch 2 Buden kassieren, mal wieder von Lewandowski.
2:7, meine höchste FM-Niederlage und doch meine schönste.
Nach dem Spiel brauchen wir noch nicht einmal bei der Pressekonferenz anzutanzen, wir werden vorher schon unserer Aufgaben entmachtet. Nun gilt es nur noch die Folgen auf Schalke zu Verfolgen, die über Scheitern oder Erreichen unseres Ziels entscheiden.
Denn die Zeit unseres Entlassers Tönnies scheint auch langsam gezählt zu sein, denn den Worschtmetzger kann niemand abhaben, zumindest sobald er kein Geld mehr aufbringen kann...