@KI-Guardiola:
Ich kann Dir nur aus vollem Herzen zustimmen.
Was für ein Spiel!
Der erste Teil war schon toll, aber das Sequel ist eine absolute Gaming-Sternstunde.
Ich bin inzwischen bei über 160 Stunden im Spielstand (

) und noch nicht ansatzweise durch.
Und ich finde immer noch neue Dinge, die mich völlig flashen, Dialoge, bei denen mir wahlweise die Kinnlade runterklappt oder bei denen ich nen Lachflash bekomme, Storywendungen, bei denen ich fluchend vor dem Bildschirm sitze und jemanden erwürgen möchte, NPCs, die einfach so glaubwürdig agieren und entscheiden, dass es mir die Freudentränen ins Auge treibt ...
Absolut grandios.
Ich glaube, das letzte Spiel, das mich auf so vielen Ebenen so vollständig geflasht hat, war Baldurs Gate 1.
Und das hab ich 1999 zum ersten Mal gespielt.
Heißt das, dass KCD2 perfekt ist?
Nein, weit davon entfernt.
Ich könnte hier locker 20+ mehr oder weniger große Kritikpunkte ansprechen, nur eine kleine Auswahl:
Buchstäblich hunderte schwebende Objekte wie Steinchen oder Äste an Hängen (Cryengine halt) - bis hin zu einigen schwebenden Nestern, zu denen die Bäume fehlen und einer schwebenden Deko-Holzente (!).

Die Tatsache, dass ich in einem derart immersiven Spiel mit so vielen Personen entweder gar nicht oder nur kurz während einer Quest sprechen kann, ist absolut unverständlich - warum kann ich den Bettlern zB kein Almosen geben?
Dass die Ökonomie des Spieles leider nur in den ersten 4 - 20 Spielstunden stimmig ist und man danach einfach viel zuviel Geld hat, ist sehr ärgerlich, zumal es mit nur wenigen Tagen Verzögerung sehr gute Mods dafür gab, die mit einfachsten Mitteln eine deutlich bessere finanzielle Balance herstellen.
Dass mir Talente fehlen (Taschendienstahl und Schlösserknacken wurden zB zu Stehlen zusammengefaßt) oder Perks fehlen ("rain man"), die im ersten Teil noch vorhanden waren, find ich schade - der Trend zur allgemeinen Verwässerung von RPG-Systemen geht mir maximal auf den Senkel.
(Man schaue sich die Systeme in Daggerfall -> Morrowind -> Oblivion -> Skyrim an, um zu verstehen, was ich meine).
Dass die "Belohnungs"-Gegenstände (aus der vorbestellten Goldversion, aus den Twitch-Drops etc) die eh schon sehr fragile Balance nochmal deutlich weiter zugunsten des Spielers kippen lassen, ist ein weiteres Ärgernis, das es nicht gebraucht hätte aus meiner Sicht (ich habe Gold vorbestellt, es ist also kein Neid, der hier aus mir spricht. Ich wünschte im Gegenteil, ich hätte diese Items nicht gehabt, weil sie den Anfang des Spiels deutlich vereinfachen und die Atmosphäre des Spielbeginns viel zu schnell in eine andere Richtung kippen lassen.)
Dass ich (v.a. in Kuttenberg) so viele Gebäude/Bereiche nicht betreten kann, nervt total.
Und dass ich bisher nicht eine einzige Kirche im ganzen Spiel betreten kann, ist absolut untragbar - aber beides wird sich hoffentlich mit den angekündigten DLCs ändern (gehe sogar fest davon aus.)
ABER:
All das kann nicht verhindern, dass ich in dieser Welt versinke wie in kaum einer anderen Spielewelt jemals, dass ich mit Heinrich mitleide, mich mit ihm mitfreue, manche NPCs aus tiefster Seele hasse - nur um ein paar Stunden später plötzlich ein gewisses Verständnis für ihre Entscheidungen zu bekommen, weil so gut wie nichts in dieser Welt schwarzweiß ist - andere NPCs zum Schreien komisch finde, eine ungeheuer fesselnde Story erlebe ... und ganz allgemein gesprochen von einer Atmosphäre eingefangen werde, die ich so wirklich nur ganz selten in Spielen erlebt habe.
Trotz Baldurs Gate 2 und 3, trotz Enderal, trotz Jagged Alliance 2, trotz Europa Barbarorum 2, trotz Nordlandtrilogie, trotz Daggerfall, trotz Morrowind, trotz Drakensang 2, trotz x und y und z ist Kingdom Come 2 für mich genreübergreifend das beste Spiel, das ich in den letzten 25 Jahren gespielt habe.
Und dass ich das auf meiner 4 Jahre alten Möhre (die beim Kauf schon nur Mittelklasse war) auf "Grafik: hoch" flüssig spielen kann, ist dann nur noch der Sahneklecks auf der Kirsche.