Wegen dem Setting stehst du da mit deiner Meinung aber eher exklusiv da, zumindest wenn man sich in diversen Strategiespielforen umhört.
Natürlich ist dein Gedanke legitim, das brauche ich ja nicht erwähnen, aber viele Strategiespieler sehnen sich, was historische (!) Settings betrifft, nach anderen Zeiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich finde man kann auch ein antikes Setting spannend gestalten.
Ja, Warhammer ist schön und gut, aber das kann man nicht so einfach mit einem historischen Setting vergleichen. Meiner Meinung nach bräuchte es trotzdem schon mehr Ideen, um so etwas wie das neue Total War (deutlich) attraktiver zu gestalten. Und ist eines auch noch klar: Interessiert man sich nicht für die jeweilige Epoche ist es auch verständlich, dass man das, wenns kein Knaller ist, schnell langweilig findet.
Das stimmt. Ich bin halt einfach exklusiv .
Das man ein historisches Setting nicht auch (deutlich) attraktiver gestalten könnte will ich nicht bezweilfen. Aber die Hypothese muss halt auch umgesetzt werden.
Ich hab Ende letzten Jahres eine größere Session Atilla gespielt mit drei Fraktionen und eine davon etwas länger. Alle spielten sich gleich. Man hat Infanterie, die sich bis auf optionale und manchmal nicht vorhandene defensive Gruppierungseinstellungen immer gleich spielt. Da ist die Abwechslung höchstens, ob es ein Speer oder ein Schwert ist oder wie groß das Schild sein darf. Ansonsten nimmt man das was am höchsten getecht ist... Es gibt Fernkämpfer die auf Legendär geradezu lächerliche Mengen an Munition tragen. Gleiches gilt für Artilerie. Generell, wahrscheinlich wie in der Realität, fegt Kavalarie alles weg und ist in jeder Armee der Gamechanger. Dabei ist es egal, welche Kavalarie es ist. Kavalerie ist generell so stark, dass es kaum einen Unterschied macht, ob man Sturmkavalaerie einsetzt oder nicht. Wenn es vier Beine hat und ein Mensch drauf sitzt ist es gut. Es gilt eigentlich immer, dass man notgedrungener Maßen nimmt was gerade da ist und in fast allen Völkern ist immer das gleiche da. Daneben gibt es meines Wissens noch drei exklusive Ausnahmen. Berittene Bogenschützen bei einigen Fraktionen im Osten. Elefanten im Süden. Streitwagen. Diese drei Einheiten sind so exklusiv, dass sie die DragonFoxe von Total War: Atilla sind. (Es gibt noch Hunde, die aber nach viel Experimentieren kaum eine spielerische Relevanz für mich haben.)
Ebenfalls habe ich Thrones of Britania gespielt. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Allerdings hervorgerufen durch Zwang. Durch das eigentlich sehr schön gedachte und irgendwie schlecht funktionierende Rekrutierungssystem nimmt man aus der Ausbildungsschlange was gerade da ist - unabhängig davon was geskillt wurde. Ich habe es nach den ersten 2 Fullstack Armeen nicht mehr geschafft irgendwas aufzubauen was meinem Wunsch entsprach. Meine Armeen waren nur noch zwanghaft zusammengeschustertes Flickwerk das ich zwar zum Sieg führen konnte, sich auf dem Weg da hin aber absolut beliebig spielte. Wobei ich auch hier sagen muss, dass, selbst wenn ich die Armee zusammengestellt hätte, wie ich es mir wünschte, es ein ähnliches Problem wie in Atilla geben würde. Sogar noch größer, weil es auf der Insel nicht mal Exoten gibt.
In beiden Spielen finde ich darüber hinaus, dass sich die Boni der Völker und Armeen nicht stark genug auswirken.
Und all das und macht Warhammer anders. Völker spielen sich massiv unterschiedlich mit komplett unterschiedlicher Einheitenauswahl, anderen Spielmechaniken (zum Teil auch beim Bau von Siedlungen) und anderen Schwerpunkten in der jeweigen Kampagne. Das macht auch das Spiel gegen die KI spannender, weil es sich ganz anders anfühlt, ob man gegen schwer gepanzerte Zwerginfanteriereihen antritt, gegen eine Monsterhorde von Echsen oder eine Armee die schwer auf Artillerie setzt. Forschungsmechaniken sind individuell und zum Teil stark unterschiedlich und passend zum Volk. Magie bringt eine neue taktische Tiefe in das Spiel. Anführer sind nicht einfach eine etwas stärkere Einheitengruppe, die man ins Gefecht schickt und dann eventuell durch RNG nach der General in der Gruppe weg stirbt (was dazu führt, dass man es relativ schnell im Spielverlauf eher sein lässt, weil es zu random und zu wichtig ist).
Das macht für mich ein 250-400 Runden Kampagne in Warhammer einfach um so viel Längen interessanter und abwechslungsreicher und lässt vor allem auch den Widerspielwert für die zweite und dritte große Kampagne in die höhe schießen, weil es sich eben immer anders anfühlt.
Es gibt noch ein paar andere Gründe aber im Großen oder Ganzen hat hier Warhammer aus Sicht des Gameplays für mich die Nase deutlich vorne. Ich kann allerdings die Rufe nach historischen Spielen auch nachvollziehen. Schon alleine, weil die Fans der Reihe gezeigt hat, dass sie sich für historische Settings interessiert. Es hat für mich auch einen großen Reiz histoische Settings zu spielen und ich bin dem nicht abgeneigt. Aber so cool wie seit Warhammer fühlen sich die existierenden Spiele nicht mehr an und die Fantasyvielfalt war ein Augenöffner für mich nach so langer Zeit im gleichen Setting (Ich fand es eine seltsame Entscheidung nach Rome 2 Atilla rauszubringen, weil die Settings sehr ähnlich waren. Da ich Rome 2 mehrere Stunden gespielt hatte war nach Atilla die Luft noch schneller raus).