Zum Vergleich bei dem EA FM hat quasi jeder Spieler das Potential zu einem Topspieler heranzureifen, einzig die Talentsterne (1-5) schränken ein wie schnell der Spieler die Werte steigert. So kann aber aus meiner Erfahrung jeder 3 Sterne Spieler zu einem gutem Bundesligaspieler werden, für internationale Topspieler braucht es meist schon 4 Sterne. Da kommt aber noch das Feature der "Auf/Abwertung" hinzu. Bedeutet wenn ein Spieler eine gute Halbserie gespielt hat kann er Werte, oder gar das Talent steigern.
So passiert es mir bei dem EA FM oftmals, dass ich als Zweitligist mit vielen 3 Sterne Spielern nach dem Aufstieg mindestens einer davon zu einem richtigen Topspieler wird. So habe ich bereits Spieler wie Christopher Nöthe, Yannick Stark, oder Sebastian Nachreiner zu internationalen Topspielern geformt.
Beim SI FM würden solche Spieler dank der schlechten PA aber egal wie stark sie Spielen immer auf maximal 2. Liga Niveau rumkrebsen.
Natürlich macht das System vom EA FM in dieser Form das Spiel meiner Meinung nach viel einfacher. Allerdings finde ich persönlich es nur realistisch, dass im Grunde jeder Spieler das Niveau hat (bei den richtigen Umständen) auf einem Top 1. Liga Level zu spielen. Man kennt ja das Sprichwort "Training beats Talent". Gibt ja auch einige Trainer die den Ruf haben Spieler perfekt formen/entwickeln zu können. Oder wer erinnert sich noch an die Talentschmieden in Portugal, oder Holland in den frühen 2000er Jahren? Das kommt sicherlich nicht daher, dass dort soviele Talente rumrennen, sondern daran dass die einfach wissen wie man Spieler optimal entwickelt.
Was denkt ihr davon? Ist das CA/PA System von SI ideal, oder würdet ihr euch lieber ein Talentsterne System wünschen? Wären solche Auf/Abwertungen bei guten Leistungen auch sinnvoll, so dass ein Durchschnittlicher 2. Liga Spieler doch noch den Durchbruch in Liga 1 schaffen kann?
Oder wie schafft ihr es im SI FM Spieler ideal zu entwickeln?
Da sind meiner Einschätzung nach mehrere falsche Ansätze dabei.
1. Wieviele Spieler kennst du, die mit ihrem Zweitligaverein aufgestiegen sind und danach (meinetwegen bei eben diesem Verein) zu einem internationalen Topspieler herangereift sind? Podolski war schon in Liga 2 überragend, der hatte als schon vor dem Aufstieg sehr gutes Potenzial. Warum ist damals aus Lukas Sinkiewicz nicht auch ein Topstar geworden? Er ist doch auch aufgestiegen mit Köln. Ein Spieler wird doch nicht automatisch besser, weil er in einem höhere Liga aufsteigt. Es gibt überragend zahlreichere Beispiele für Spieler, die mit Vereinen wie Mainz aufgestiegen sind und sich dauerhaft nicht in der Erstligamannschaft festsspielen konnten, weil ihr Leistungsvermögen (und auch die Perspektive des Leistungsvermögens, um das Wort Potenzial zu vermeiden) dein Einschätzungen der Verantwortlichen nach nicht ausgereicht hat. Diese Spieler sind dann meistens wieder zurück in die 2. Liga.
2. Auch wenn "training beats talent" ein Sprichwort sein sollte (mir völlig unbekannt), macht es das nicht gleich wahr. Ohne Training geht nichts, ohne Talent geht aber nunmal auch nichts. Woher nimmst du den Gedanken, dass jeder Spieler das Niveau hat, in Liga 1 mitzuspielen? Jeder Spieler im Sinne von bis zur Kreisliga? Jeder Spieler im Sinne von "jeder Jugendspieler"? Wann ziehst du weshalb die Grenze? Wenn du meinst, dass ein 32-jähriger Kreisligaspieler in Liga 1 mitspielen könnte, vorausgesetzt, er trainiert hart, dann ist das natürlich indiskutabel. Vermutlich wirst du mir aber zustimmen, dass ein 32-jähriger Kreisligaspieler nicht in Liga 1 spielen könnte, wenn er genauso viel trainieren würde. Warum nicht? Weil sein Potenzial, sein Leistungsvermögen, nicht ausreicht.
Der 12-jährige Jugendspieler, könnte der auf jeden Fall in der 1. Liga spielen, wenn er richtig und genug trainiert? Schauen wir uns doch mal die heutigen Kaderschmieden an. In La Masia spielen 11-jährige, auch Bayerns Jugendmannschaften gehen so weit herunten. Die wohnen dort z.T. in Internaten (vllt keine 12-jährigen Kinder, aber 15-Jährige schon), erhalten gesonderte Schulausbildung, um bereits in diesem Alter die maximale Zeit zu trainieren. Und trotzdem reifen von den 30-50 Spielern eines Jahrgangs in La Masia vielleicht 1-2 pro Jahr zu internationalen Topspielern heran. Wieso?
Auch der junge Mozart taugt als Argument nur wenig. Was meinst du denn, wieviele überengagierte Väter vor und nach Mozart ihre 4-jährigen Kinder nachts geweckt haben, um Klavier zu üben, Fußball zu spielen, oder sonst irgendwas zu machen? Wieviele davon sind noch als Wunderkinder groß rausgekommen, wieviele von denen konnten noch etwas aus sich machen? Mozart ist eben nur deshalb so gut geworden, weil das viele "Training" auf fruchtbaren Boden gefallen ist und genau das ist das entscheidende!
3. Du sprichst die Talentschmieden aus den Niederlanden und Portugal an, die widerlegen im Prinzip deine Argumentationskette. Auch hier musst du dich fragen, weshalb die alle bei gleichem Training, gleichen Trainern usw nicht aus ausnahmslos jedem Zögling einen Topspieler gemacht haben. Dann wirft es die Frage auf, weshalb das System dieser Talentschmieden nicht einfach kopiert wurde, wenn es so einfach ist. Das "Geheimnis" dieser Talentschmieden ist doch, dass sie schon bei jungen Spielern nach Kindern mit gutem Potenzial in einem riesigen Einzugsgebiet suchen, diesen dann eben auch ideales Training und Fokus auf Fußball beibringen. Es ist so, wie idandt gesagt hat: gutes, hartes und umfassendes Training sind wichtig, Potenzial und Talent aber natürlich ebenso.
Ich zitiere da auch mal Mehmet Scholl "Wieso ist der eine Spieler besser wie der andere? Nicht weil er stärker schiessen oder schneller rennen kann, sondern weil er weiss wo er wann stehen muss". Das gilt natürlich nicht für so einen Sprinter wie Ribery. Aber wie wurde der so schnell? Weil er darauf hintrainiert hat, weil er seine Ausdauer trainiert hat. Warum kann Ribery 3 Spieler austricksen? Weil er im Training auch ständig rumtrickst und das übt übt und übt.
Das Scholl Zitat greift viel zu kurz. Scholl ist jetzt auch nicht unbedingt für fachliche Analysen von Trainingsmethodik, genetischer Vererbung und Leistungsförderung bekannt, sondern vor allem für flapsige Sprüche. Und interessant, dass du gerade Schnelligkeit ansprichst. Die ist nämlich in der Tat kaum trainierbar. Schnelligkeit ist ein klassisches Vererbungselement, weil sie sich zum größten Teil aus den anatomischen Voraussetzungen eines Menschen ergeben. Muskelfasern können trainiert werden (Umbildung auf F-Fasern), der Myosin-Typus ist aber nicht zu beeinflussen. Dazu kommt natürlich noch die Frage, wieviele Kapilare durch die wichtigen Muskelregionen gehen und somit die Muskeln mit Sauerstoff versorgen, auch das ist nicht trainierbar. Auch die Sauerstoffaufnahmefähigkeit der Lunge ist nur sehr geringfügig veränderbar, genauso wie die Anzahl der Erythrozyten. Soll heißen: ein Sprinter X mit idealen anatomischen Voraussetzungen wird einem Sprinter Y mit schlechteren Voraussetzungen bei gleichem Training immer weit und sehr spürbar unterlegen bleiben.
Technik (tricksen) auf der anderen Seite ist dabei natürlich ein klassisches Trainingselement. Aber auch hier gibt es gewisse Voraussetzungen, die die Spreu vom Weizen trennt. Ich unterstelle einfach mal, dass Ribéry im Körper eines van Buyten auch bei ständigem Training nicht so flink und geschickt mit dem Ball wäre. Auch hier spielt der Körperbau und der Körperschwerpunkt eine wichtige Rolle für die Agilität und die Dynamik. Es ist kein Wunder, dass die wuseligen Dribbler (Götze, Ribéry, Messi) alle eher klein sind und die ästhetischen Techniker (Zidane, Beckenbauer, und mit Abstrichen Cr. Ronaldo) groß sind.
Um zum FM zurückzukommen. Es geht hier um ein Spiel, das die Wirklichkeit auf einer Abstraktionsebene nachzubilden versucht. Das gelingt dem Spiel in fast allen Facetten bezüglich der Spielerentwicklung ganz ordentlich. Wenn wir jetzt rein hypothetisch mal MoonPies Anregungen annehmen würden und alle Spieler unbegrenztes Potenzial hätten, dann wäre das für das Spiel in der jetzigen Form natürlich völlig verheerend. MoonPie hat aber ja noch das Training und besonders den Trainingsumfang angeführt als das entscheidende Kriterium der Spielerentwicklung. Um also dem "potenziallosen-Konzept" nachzukommen, müsste das Training der Spieler realistisch abgebildet werden in Form von Umfang, Auswirkungen usw. Das kann ein Spiel nicht leisten und das würde kaum jemand spielen. Insofern könnte ich es mir einfach machen uns sagen: Konzept ist nicht nachbildbar und somit indiskutabel.
Aber ich möchte ausdrücklich das Konzept des SI FM verteidigen. Ich halte es für die tiefgreifenste und realistischste Nachbildung von Talenteförderung in einem Computerspiel. Kein Spieler muss sein Potenzial erreichen. Durch Verletzungen, Faulheit (ganz im Sinne von MoonPies Anregungen) und die falsche Förderung kann ein Spieler zurückbleiben. CA-Sprünge wiederum sind aber auch ohne weiteres möglich und wieder im Sinne von MoonPie integriert: gute Trainingsbedinungen (also Trainingseinrichtungen), gute Assistenztrainer schaffen die Basis und geben die Richtung für die Attributsschwerpunkte vor und häufige Praxiseinsätze auf möglichst hohem Niveau (siehe Aufstieg 1. Liga) lassen den Spieler 15-20 CA pro Saison stärker werden. Das sind erhebliche Sprünge, wenn die richtigen Attribute verbessert werden. Es entspricht aber genauso der Realität, dass nicht jeder x-beliebige Spieler Weltklasse werden kann. Ich glaube hauptsächlich an Potenzial und Vererbung in dieser Hinsicht. MoonPie an Umfang des Trainings als ausschlaggebenden Faktor. Nun können wir vielleicht einfach annehmen, dass die PA eines Spielers nicht dessen vererbtes, festgeschriebenes Potenzial ist, sondern seine Bereitschaft, viel und hart zu trainieren und alle sind glücklich oder?