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Autor Thema: Steuerprozess Ulrich H.  (Gelesen 35767 mal)

Konni

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Steuerprozess Ulrich H.
« am: 10.März 2014, 13:21:55 »

So, heute hat er angefangen und ich verfolge den Prozess über den ein oder anderen News- und Gerichtsticker. Vor der Verhandlung habe ich eigentlich damit gerechnet, dass die 3,5mio€ hinterzogener Steuern in 7 getrennten Fällen zu einer Bewährungsstrafe führen werden, da sich die Selbstanzeige als strafmildernd auswirken würde. Alternativ hätte ich mir höchstens noch vorstellen können, dass Hoeneß straffrei ausgeht, da die Nichtwirksamkeit der Selbstanzeige nicht ausreichend belegt werden kann, zumal das meines Wissens nach juristisches Neuland ist.

Nun hat Hoeneß in seinem Geständnis aber offenbar von weiteren 15mio€ hinterzogener Steuern gesprochen, was die Summe auf unglaubliche 18,5mio€ hinterzogener Steuern anwachsen ließe, wo dann auch noch mindestens 5,5mio€ steuerwerter Vorteile hinzukämen. Diese Summe soll auch noch nicht verjährt sein (im Gegensatz zu allen seinen Kapitaleinnahmen, die vor 2003 stattfanden). Wenn dies nun auch Beachtung vor Gericht finden sollte, käme Hoeneß meiner Laieneinschätzung nach, um eine Haftstrafe nicht mehr herum. 18,5mio€ hinterzogener Steuern ist ein enormer Wert. Boris Becker hat vor ein paar Jahren für 1,7mio€ mal 2 Jahre auf Bewährung bekommen und ist in der Tat äußerst knapp am Gefängnis vorbeigeschlittert, weil er vorher schon eine 3,1mio€ Nachzahlung geleistet hat.

Ich würde es im Sinn der Ethik auch gut finden, wenn Hoeneß dazu Stellung beziehen würde, wie er 20mio€ (teilweise als Kredit) vom damaligen Adidas-Chef auf ein Schweizer Konto überwiesen bekommen hat und weshalb er 2001 fast Pleite war. 2001 war ja die Zeit, als die dotcom-Blase geplatzt ist und die Börsen in den Keller gerauscht sind. Es steht zu vermuten, dass Hoeneß' Spekulationen an der Börse noch viel länger als nur bis ins Jahr 2003 zurückreichen. Über diese Zeit, wenn auch verjährt, sollte Hoeneß Rechenschaft ablegen, wie es mit seiner Steuerehrlichkeit genau ausgesehen hat.
Außerdem würde mich persönlich interessieren, wie Hoeneß ein Privatvermögen ansammeln konnte, das es ihm ermöglichte, mehr als 100mio€ in Spekulationsgeschäfte zu stecken. Im Zuge der Zockereien hat er nach eigener Gerichtsaussage an einem Tag 18mio€ verloren (an einem Tag!) und es scheint ihn nicht weiter gestört zu haben. Ich kenne jetzt die Einkommenssituation bei Bayern nicht en detail, aber ich finde es sehr merkwürdig, dass ein Manager eines Sportvereins, der bis ins Jahr 2000 jährlich "nur" ca. 150mio€ Umsatz gemacht hat, so ein Vermögen anhäufen konnte.
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maturin

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #1 am: 10.März 2014, 13:33:37 »

Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?
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Folge meiner irrsinnigen Reise als deutscher Gründer, Fotograf und Dokumentarfilmer, wenn ich im Van mit Freundin und Hund Brasilien abseits der bekannten Wege erkunde. Wahrend unserer Expedition suchen wir die besten lokalen Guides für Peabiru, stürzen uns in Abenteuer in unangetasteter Natur und erzählen die Geschichten des ursprünglichen Brasiliens.

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Don-Muchacho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #2 am: 10.März 2014, 13:36:39 »

Zum letzten Teil: Hoeneß war ja nicht nur Manager. Er war vorher als Spieler tätig, in einer Zeit in der man damit sicherlich nicht am Hungertuch genagt hat, zudem war er nie ohne Einkommen. d.h. er musste zu keinem Zeitpunkt auf erspartes Zurückgreifen. Er hat aber sicherlich keine 100 Mio bei Bayern verdient. Nebenbei ist er ja auch noch Wurstfabrikant, das wird er sicherlich auch nicht aus Spaß machen. Und in den 90ern konnte man, Dotcom-Blase sei Dank aus 10 Millionen ja durchaus auch mal 100 machen.

Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.
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Dr. Gonzo

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #3 am: 10.März 2014, 13:48:29 »

Die Summen, die da Gerüchteweise auf Hoeneß' Zockerkonten zwischenzeitlich lagen, lassen sich aber wirklich sehr schwer erklären. Aber ob das wirklich alles rauskommt? Kann ich mir nicht vorstellen, aber wer weiss.
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Konni

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #4 am: 10.März 2014, 13:57:20 »

Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?

Ich habe keine Ahnung wieviel die abwirft, aber wird die Firma nicht auch schon seit Jahren von seinen Kindern geführt? Naja, jedenfalls wird da auch eine Menge Geld übrig bleiben, nachdem dort seit Jahren keine tarifvertraglichen Zahlungen stattfinden und die Firma zu einem guten Teil aus Leiharbeitern besteht. Das soziale Engagement von Uli Hoeneß kennt nunmal auch seine Grenzen.

Zitat
Zum letzten Teil: Hoeneß war ja nicht nur Manager. Er war vorher als Spieler tätig, in einer Zeit in der man damit sicherlich nicht am Hungertuch genagt hat, zudem war er nie ohne Einkommen. d.h. er musste zu keinem Zeitpunkt auf erspartes Zurückgreifen. Er hat aber sicherlich keine 100 Mio bei Bayern verdient. Nebenbei ist er ja auch noch Wurstfabrikant, das wird er sicherlich auch nicht aus Spaß machen. Und in den 90ern konnte man, Dotcom-Blase sei Dank aus 10 Millionen ja durchaus auch mal 100 machen.

Naja, was er in den 7 Jahren als Spieler verdient hat, war doch aber sicherlich äußerst minimal im Vergleich zu den heutigen Gehältern. Auch seine ersten Jahre als Manager waren bestimmt nicht vom Geldsegen geprägt. Die Gehaltsspirale im Fußball ist in Deutschland erst in den letzten Jahren aufgegangen. Die Bayern haben in den letzten 8 Jahren ihren Umsatz ja mehr als verdoppelt, 2001 waren das nur knapp über 160mio€ im Jahr Umsatz, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Da bleiben keine Millionengehälter für das Management übrig.
Zu der Dotcom-Sache lässt sich sagen, dass er selbst angibt, 2001 pleite gewesen zu sein, weshalb er ja erst das Geld nebst Kredit vom Adidas-Chef erhalten habe. Das große Geld scheint er also erst ab 2001 verdient zu haben. Und wenn mensch sich jetzt vor Augen hält, dass er 2008 wieder viel Geld verloren hat, wir hier also von einer Zeitspanne von nichtmal 7 Jahren reden, in denen über 50.000 Kontobewegungen mit weit über dreistelligen Millionenbeträgen stattgefunden haben sollen, dann finde ich das schon fragwürdig. Entweder er war 2001 nicht pleite, was dann das Geld von Dreyfus äußerst fragwürdig erscheinen lässt oder er hat es irgendwie geschafft in den 7 Jahren über 100mio€ anzuhäufen, was mindestens genauso fragwürdig sein dürfte.

Zitat
Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.

Das hast du falsch verstanden. Die Anklage stützt sich auf 3,5mio€ von 2003 bis 2009 (7 Steuererklärungen). Das ist strafrechtlich relevant, verjährt ist davon nichts, das ist alles davor passiert. Dazu kommen 5,5mio€ steuerwerte Vorteile aus falschen Verlustkennzeichnungen. Das ergibt nicht 1:1 einen Steuerbetrug von 5,5mio€, sondern da muss geschaut werden, inwiefern die Verlustkennzeichnungen mit Gewinnkennzeichnungen verrechnet werden können (das finde ich auch skandalös, da wird das Zockerrisiko steuerwertlich minimiert).
Die 15mio€ sind völlig neu und erst heute im Zuge von Hoeneß' Geständnis dazugekommen. Insofern steht für mich erstmal fest, dass die Selbstanzeige unwirksam ist, sonst wären die 15mio€ (18,5mio€) bei der Anklageverlesung ja schon aufgetaucht. Was es genau mit diesem Geld auf sich hat, wird bestimmt noch geklärt, deshalb schrieb ich ja, "falls diese Summe vor Gericht Beachtung finden wird". Das ist der strafrechtliche Teil. Der moralische Teil, der jetzt schon offenkundig ist, ist der, dass Hoeneß mindestens 18,5mio€ Steuern hinterzogen hat. Mag sein, dass ein Teil davon strafrechtlich keine Relevanz hat, ich frage mich aber gerade, ob bei dem noch alles richtig tickte? Das ist ungeheuer viel Geld, um das er die Gemeinschaft betrogen hat. Ist mir egal, ob er das nachbezahlen will. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich steht ihm das Geld nicht zu. Ich frage mich, warum dieser Mensch dachte, dass das Geld bei ihm besser aufgehoben wäre, als in der Steuerkasse, in die wir alle einzahlen. Und das macht mich dann doch ein wenig fassungslos. Das könnte ohne weiteres der größte Steuerbetrug in der deutschen Geschichte einer Privatperson sein.

Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".
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maturin

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #5 am: 10.März 2014, 14:15:12 »

Nach so einer Aussage kann der Mann doch ernsthaft nicht noch Manager eines Bundesligisten bleiben?

Zitat
"Ich bin kein Sozialschmarotzer", sagte Hoeneß. In den vergangenen Jahren habe er rund fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet und in den vergangenen zehn Jahren mehr als 50 Millionen Euro an Steuern in Deutschland gezahlt.

Quelle: Zeit.de

Er hat also von 68,5 Millionen 18,5 Millionen nicht bezahlt, das sind fast 30%, und er fühlt sich nicht als Sozialschmarotzer? Richtig, das sind ja nur diejenigen, die 300 Euro Hartz 4 unrechtmässig beziehen. Die 5 Millionen Euro Spenden wird er ja wohl auch von seinen Steuern abgesetzt haben, nehem ich mal so an?

Ich weis, dass er für den FC Bayern wichtig ist, und defnitiv als Manager mehr als gut Arbeitet, aber so etwas ist in keinem Unternehmen tragbar.
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Topher

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #6 am: 10.März 2014, 14:26:39 »

Ein Schmarotzer lebt von der Arbeit oder vom Geld anderer. Das hat Hoeneß soweit ich weiß nie getan.
Sorry, musste ich einwerfen. Auf diese Unterschiede zu bestehen, bringt mein Beruf mittlerweile mit sich.
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Don-Muchacho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #7 am: 10.März 2014, 14:29:33 »

Zitat
Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.

Das hast du falsch verstanden. Die Anklage stützt sich auf 3,5mio€ von 2003 bis 2009 (7 Steuererklärungen). Das ist strafrechtlich relevant, verjährt ist davon nichts, das ist alles davor passiert. Dazu kommen 5,5mio€ steuerwerte Vorteile aus falschen Verlustkennzeichnungen. Das ergibt nicht 1:1 einen Steuerbetrug von 5,5mio€, sondern da muss geschaut werden, inwiefern die Verlustkennzeichnungen mit Gewinnkennzeichnungen verrechnet werden können (das finde ich auch skandalös, da wird das Zockerrisiko steuerwertlich minimiert).
Die 15mio€ sind völlig neu und erst heute im Zuge von Hoeneß' Geständnis dazugekommen. Insofern steht für mich erstmal fest, dass die Selbstanzeige unwirksam ist, sonst wären die 15mio€ (18,5mio€) bei der Anklageverlesung ja schon aufgetaucht. Was es genau mit diesem Geld auf sich hat, wird bestimmt noch geklärt, deshalb schrieb ich ja, "falls diese Summe vor Gericht Beachtung finden wird". Das ist der strafrechtliche Teil. Der moralische Teil, der jetzt schon offenkundig ist, ist der, dass Hoeneß mindestens 18,5mio€ Steuern hinterzogen hat. Mag sein, dass ein Teil davon strafrechtlich keine Relevanz hat, ich frage mich aber gerade, ob bei dem noch alles richtig tickte? Das ist ungeheuer viel Geld, um das er die Gemeinschaft betrogen hat. Ist mir egal, ob er das nachbezahlen will. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich steht ihm das Geld nicht zu. Ich frage mich, warum dieser Mensch dachte, dass das Geld bei ihm besser aufgehoben wäre, als in der Steuerkasse, in die wir alle einzahlen. Und das macht mich dann doch ein wenig fassungslos. Das könnte ohne weiteres der größte Steuerbetrug in der deutschen Geschichte einer Privatperson sein.
Gut, dann haben die 2 Artikel die ich dazu gelesen habe ein falsches Bild gezeichnet. Nach der Lektüre schien es mir, dass es in der Hauptsache um eben 800.000 € ginge, da der Rest Strafrechtlich nicht mehr relevant sei, die Grenze für Bewährungsstrafen aber wohl bei 1 Mio. € liege. Wie Seriös recherchiert die Artikel waren kann man dann eben nicht sagen.
Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".

Hier bin ich ganz bei dir. Er selbst hätte spätestens letzten Herbst zurücktreten müssen vor der JHV, es ist mir unverständlich, wieso der Verein da nicht kritischer war. Insbesondere im Zuge der neuen 15 Millionen.
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maturin

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #8 am: 10.März 2014, 14:36:44 »

Ich verstehe zwar wodrauf du hinauswillst, aber man könnte Hoenes durchaus in eine Definition mit einbeziehen:

"Ein Sozialschmarotzer profitiert von staatlichen Leistungen ohne seinen entsprechenden Anteil zu leisten."

Soweit ich weis benutzt Hoenes unser Autobahnen und sonstige Infrastruktur genau wie jeder andere, zahlt aber nicht den fälligen  Beitrag, sich da moralisch über "Sozialschmarotzer" zustellen ist schon sehr dreist.

Ich bin aber offen für einen anderen Begriff, welcher fällt uns denn da ein?
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Konni

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #9 am: 10.März 2014, 14:47:37 »

Zitat
Nach der Lektüre schien es mir, dass es in der Hauptsache um eben 800.000 € ginge, da der Rest Strafrechtlich nicht mehr relevant sei, die Grenze für Bewährungsstrafen aber wohl bei 1 Mio. € liege.

In Bezug auf diese 1mio€-Grenze wird der BGH oft falsch verstanden. Das ist keine in Stein gemeißelte Norm, sondern eher so ein allgemeiner Richtwert. Im Einzelfall muss immer geprüft werden und es kann natürlich auch sein, dass jemand, der einen 1,2mio€ Steuerbetrug begangen hat, noch mit 2 Jahren auf Bewährung davonkommt.
Aber der Waffenhändler Karlheinz Schreiber, der von ein paar Jahren in die CDU-Spendenaffäre mit Schäuble und Kohl verwickelt war, hat 7,3mio€ Steuerbetrug begangen, also nichtmal die Hälfte von Hoeneß 18,5mio€ und hat dafür 6 1/2 Jahre Knast bekommen. Das verdeutlicht so ein bisschen die Dimension, in der sich der Fall Hoeneß abspielt. Das sagt natürlich nicht, dass die volle Summe von 18,5mio€ im Falle Hoeneß strafrechtlich relevant ist (zumal Schreiber eben auch keine Selbstanzeige abgegeben hat), aber das verdeutlicht einfach nur diese enorme Summe und was darauf für Strafen stehen.

Aber gerade diese CDU-Spendenaffäre zeigt, dass auch Menschen, die moralisch in extrem zweifelhaftem Licht stehen, durchaus noch hohe Ämter/Positionen bekleiden. Kohl hat damals zwar seinen Ehrenvorsitz verloren, wurde aber nie dazu gebracht, die Spendernamen zu nennen, was skandalös ist. Und ist heute natürlich immernoch umfeierter Ex-Kanzler. Schäubles unglaubwürdige Geschichte, die auch von allen anderen Personen, die daran beteiligt waren, angezweifelt wurde (Schreiber hat ihn sogar wegen Meineides verklagt), hat ihn auch nicht sonderlich zurückgeworfen. Heute hat der, glaube ich, wieder irgendwas mit Geld zu tun.

Also die "Sozialschmarotzer"-Diskussion ist schon alleine aufgrund der Wortherkunft irgendwie zweifelhaft. Immerhin hat Hoeneß ja auch eine Menge Steuern bezahlt, vermutlich mehr, als alle von uns hier bisher zusammen. Genauso zahlt natürlich auch ein Hartz4-Empfänger Steuern (Mehrwertsteuer, einige auch Tabaksteuer und dergleichen). Die Diskussion ist müßig, aber rein von der Definition her ist Hoeneß natürlich ein Betrüger. Er hat sich einen geldwerten Vorteil erschlichen, nur hat er eben keine einzelnen Personen betrogen, sondern die Steuerkasse der BRD.
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quesar

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #10 am: 10.März 2014, 15:04:13 »

Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?

Die Wurstfabrik hat mittlerweile einen Umsatz von ca. 45 Mio Euro, eher unwahrscheinlich, dass er da so massiv Kohle herausziehen konnte.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #11 am: 10.März 2014, 15:10:16 »

Ich greife mal Quesar's Post auf, da er hier besser hinpasst:
Krasse Entwicklung im Hoeneß-Prozess, da waren es dann auf einmal 15 Mio mehr.

Entweder ist Hoeneß komplett bescheuert oder er hält den Rest der Welt für unfassbar dumm. Anders kann ich eine Selbstanzeige mit einem Geständnis von 3,5 hinterzogenen Millionen nicht erklären, dem Mann muss doch bei der Abgabe vollkommen klar gewesen sein, dass diese Zahlen nicht einmal im Ansatz stimmen.

Ich würde zwar nicht soweit gehen, Hoeneß als "komplett bescheuert" zu bezeichnen, aber dass die Selbstanzeige mittlerweile ad absurdum geführt werden kann, scheint wohl klar. Die heute bekanntgewordenen 15 Mio. entziehen sich vollkommen meinem Verständnis. Entweder hat ihm die Zahnfee letzte Nacht besucht und ihn auf diese Summe aufmerksam gemacht oder er hat seine Selbstanzeige bewusst so niedrig wie möglich gehalten, um selbst während dieser Anzeige noch zu "sparen".
Außerdem gibt es mMn bei dem "Fall Hoeneß" so viele dubiose Vorgänge:
- die 20 Mio. von Dreyfus
- der "Spiegel" berichtete damals von hunderten Millionen, welche auf verschiedenen Nummernkonten transferiert wurden
- innerhalb von sieben Jahren soll er ca. 100 Mio. "verdient" haben (wie Konni schon schrieb), aber im Endeffekt hat er laut eigener Aussage während seiner "Zockerei" ein Minus gemacht
...,
dass ich befürchte, dass selbst der Prozess nur wenig Licht ins Dunkle bringt.

Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".

Hier bin ich ganz bei dir. Er selbst hätte spätestens letzten Herbst zurücktreten müssen vor der JHV, es ist mir unverständlich, wieso der Verein da nicht kritischer war. Insbesondere im Zuge der neuen 15 Millionen.

Der Meinung bin ich auch. Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, man hätte Hoeneß bereits nach Bekanntwerden dieser Steueraffäre (spätestens nach seinem Schuldeingeständnis in einem "Zeit"-Interview) öffentlich von seinen Aufgaben entbinden müssen.
« Letzte Änderung: 10.März 2014, 16:21:18 von j conway »
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Tony Cottee

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #12 am: 10.März 2014, 15:23:43 »

Ich finde es bei allen berechtigten Wortmeldungen hier zumindest anerkennenswert, dass Hoeneß offenbar ohne große Not eine solch riesige Summe "nacherklärt" bzw. offenbart.

edit: Ich meine die heute genannten 15 (weiteren) Mio EUR (die ja offenbar auch 12, 13 oder 20 Mio sein könnten, so genau wissen die Anwälte und Hoeneß das ja offensichtlich selbst noch nicht).

So wie ich den Sachverhalt bisher verstanden habe, wäre diese Summe aufgrund des Steuergeheimnisses der Schweiz nie aufgeklärt worden, wenn er sie nicht selbst ins Feld geführt hätte.

Ob das Ganze juristisch besonders clever war, oder auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Dennoch halte ich es für bemerkenswert.
« Letzte Änderung: 10.März 2014, 15:25:14 von Tony Cottee »
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j4y_z

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #13 am: 10.März 2014, 15:30:27 »

Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #14 am: 10.März 2014, 15:38:44 »

Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.

Hö?
Aber es liegt doch auf der Hand, dass eher Bayern-Fans Pro-Hoeneß argumentieren, als der "Ottonormalverbraucher". Und da ich bisher von kaum einen Bayern-Fan (ich kann nur von meinen "Erfahrungswerten" berichten), eine einigermaßen realistische Einschätzung des Falles gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass ein großer (sich öffentlich äußernder) Teil der Bayern-Fans mit zweierlei Maß misst.
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Uwe

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #15 am: 10.März 2014, 15:42:33 »

Ich finde es bei allen berechtigten Wortmeldungen hier zumindest anerkennenswert, dass Hoeneß offenbar ohne große Not eine solch riesige Summe "nacherklärt" bzw. offenbart.

Ich glaube nicht daran, dass Hoeness oder irgendjemand anderes - ohne Not - auch nur irgendwas gesteht, was einen tiefer reinreiten kann. Ergo: ist die Not groß. Vielleicht geht es nicht darum, ob es eine Haftstrafe gibt, sondern wie hoch sie ausfällt...
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j4y_z

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #16 am: 10.März 2014, 15:44:11 »

Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.

Hö?
Aber es liegt doch auf der Hand, dass eher Bayern-Fans Pro-Hoeneß argumentieren, als der "Ottonormalverbraucher". Und da ich bisher von kaum einen Bayern-Fan (ich kann nur von meinen "Erfahrungswerten" berichten), eine einigermaßen realistische Einschätzung des Falles gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass ein großer (sich öffentlich äußernder) Teil der Bayern-Fans mit zweierlei Maß misst.

Deshalb schrieb ich ja auch, dass man den Fussball, um hier objektiv beurteilen zu können, komplett ausblenden muss.
Das gilt sowohl für Bayern-Fans (dazu gehöre ich), als auch für Bayern-Hasser.

Für mich als Ottonormalbürger gehört Uli H. ins Gefängnis, wenn seine Selbstanzeige juristisch für ungültig erklärt wird. Wenn die Selbstanzeige rechtsgültig ist, muss er die gleichen Chancen bekommen, wie jeder andere auch.

Für mich als Bayern-Fan: siehe vorherige zwei Sätze.
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quesar

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #17 am: 10.März 2014, 15:45:31 »

So wie ich den Sachverhalt bisher verstanden habe, wäre diese Summe aufgrund des Steuergeheimnisses der Schweiz nie aufgeklärt worden, wenn er sie nicht selbst ins Feld geführt hätte.

Ob das Ganze juristisch besonders clever war, oder auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Dennoch halte ich es für bemerkenswert.

Die ganze Sache kam ja ohnehin erst durch den Kauf einer Steuer-CD ins Rollen und was auf dieser Steuer-CD drauf ist, das weiß ja nun aktuell niemand. Das die Zahlen niemals raus gekommen wären ist definitiv nicht in Stein gemeißelt und ganz ehrlich, für 3,5 Mio evtl. mit Bewährung wegkommen ist zwar ganz cool, wenn die Blase dann aber irgendwann geplatzt wäre, dann wäre er richtig lange eingefahren.

Es ist keinesfalls so, dass Ulli H. die große Reue gepackt hat, dem Kerl geht nur der Arsch auf Grundeis und versucht zu retten, was zu retten ist. Bemerkenswert ist allenfalls die Dreistigkeit.
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Cubano

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #18 am: 10.März 2014, 15:45:38 »

Finde es leider ziemlich schade, dass viele nicht zwischen dem FC Bayern-Uli H. und Uli H. als Privatperson trennen können. Die Privatperson hat Schei*e gebaut und wird schon angemessen bestraft werden. Da müssen sich die Bayern-Fans auch nicht angegriffen fühlen, mit ihrem Bayern-Uli H. hat das nichts zu tun. Den können sie auch ruhig weiterhin anhimmeln.
Ich persönlich mag den Bayern-Uli H. gar nicht und die Privatperson Uli H. ist mir ehrlich gesagt egal. Da fände ich es interessanter, wenn mein Nachbar Steuern hinterziehen würde, weil den kenn ich.

Sagen wir mal so, wenn der Uli genauso bestraft wird, wie es einer von uns würde, dann ist das in Ordnung. Ich hab leider keine Ahnung von solchen Dingen, deswegen weiß ich nicht ob Gefängnis hier angemessen ist. Aber wenn Boris Becker mit 1,3 Mio knapp am Knast vorbei ist, dann könnts knapp werden.
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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #19 am: 10.März 2014, 15:52:51 »

Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.
Dazu ist er noch nicht verurteilt. Auch wenn er durch die Selbstanzeige und heute vor Gericht seine Schuld zugegeben hat, gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

In Zeiten, wo sich jeder über die NSA aufregt (wobei eigentlich jedem klar sein sollte, dass wir permanent von vielen Seiten beobachtet werden) und die Privatsphäre heiliger denn je scheint, freut man sich dennoch über das Bekanntwerden einer Selbstanzeige, die anonym gedacht ist. Das ist eine Riesensauerei.
Auch sieht man mal wieder, dass du soviel Gutes leisten kannst, wie du willst. Baust du einmal Mist, bist du ein für immer gebranntes Kind und alles Positive zuvor ist vergessen und Wohltaten danach werden als Reinwaschen der Schuld verteufelt. Diese Gesellschaft ist einfach eine Katastrophe, vielleicht sollte man wirklich mal über eine Medienzensur ab einem bestimmten Grad von Bashing nachdenken.
Jeder wünscht dem Uli einen harten aber fairen Prozess, gleichzeitig wird bereits davon gesprochen, dass er als Prominenter wohl ohne eine Haftstrafe davon kommt. Das bedeutet für mich, dass man allgemein den Prozess nur für fair hält, wenn es am Ende in den Knast geht. Sowas ist in meinen Augen nicht ganz so gerecht.

Was ich auch nicht verstehe, ist die Tatsache, dass der heutige Prozess wie vor einiger Zeit bei Christian Wulff alles weitere aus den Medien verdrängt. In der Ukraine kämpfen Menschen mit ihrem Leben um ihre Heimat, woanders ist ein Flugzeug verschwunden. Und was steht hier im Mittelpunkt? Eine Steuerhinterziehung eines Promis, bei dem niemand sein Leben gefährdet hat noch Menschen diskriminiert werden. In meinen Augen sollte der Hoeneß-Prozess entweder im Sport- oder Society-Teil einer Sendung kommen. Das ist also nach den Topnachrichten und der Politik.

Ich will damit auch nicht sagen, dass ich Ulis Vergehen gut heiße. Er hat Steuern hinterzogen und soll und muss dafür hinreichend bestraft werden. Wenn er dafür hinter Gittern muss, dann ist das eine gerechte Strafe. Falls das Gericht anders entscheidet, wird das sicher auch gut begründet werden. Zumal ich bei einem Urteil egal welcher Art davon ausgehe, dass die andere Seite Berufung einlegt.
Uli Hoeneß ist ein Verbrecher, sein Lebenswerk ist für immer beschädigt. Ob er weiter Präsident des FC Bayern sein sollte, müssen andere Personen entscheiden. Ich würde mich eher dagegen aussprechen, ansonsten gibt man ein schlechtes Vorbild für alle anderen ab. Dazu ist die Glaubwürdigkeit von Uli stark eingeschränkt. Trotzdem man darf dennoch nicht sein ganzes Lebenswerk schlecht machen, auch wenn das bei der Urteilsfindung hoffentlich keine Rolle spielen wird. Ich vertraue der deutschen Justiz, auch wenn zuletzt sich immer wieder Staatsanwälte profilieren wollen.
Aber man muss auch klar zwischen Uli Hoeneß als Steuerhinterzieher als Privatperson und dem Präsident des Unternehmens FC Bayern trennen können. Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.
« Letzte Änderung: 10.März 2014, 16:01:46 von Starkstrom_Energie »
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HaHoHe, Euer Jürgen!