Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?
Ich habe keine Ahnung wieviel die abwirft, aber wird die Firma nicht auch schon seit Jahren von seinen Kindern geführt? Naja, jedenfalls wird da auch eine Menge Geld übrig bleiben, nachdem dort seit Jahren keine tarifvertraglichen Zahlungen stattfinden und die Firma zu einem guten Teil aus Leiharbeitern besteht. Das soziale Engagement von Uli Hoeneß kennt nunmal auch seine Grenzen.
Zum letzten Teil: Hoeneß war ja nicht nur Manager. Er war vorher als Spieler tätig, in einer Zeit in der man damit sicherlich nicht am Hungertuch genagt hat, zudem war er nie ohne Einkommen. d.h. er musste zu keinem Zeitpunkt auf erspartes Zurückgreifen. Er hat aber sicherlich keine 100 Mio bei Bayern verdient. Nebenbei ist er ja auch noch Wurstfabrikant, das wird er sicherlich auch nicht aus Spaß machen. Und in den 90ern konnte man, Dotcom-Blase sei Dank aus 10 Millionen ja durchaus auch mal 100 machen.
Naja, was er in den 7 Jahren als Spieler verdient hat, war doch aber sicherlich äußerst minimal im Vergleich zu den heutigen Gehältern. Auch seine ersten Jahre als Manager waren bestimmt nicht vom Geldsegen geprägt. Die Gehaltsspirale im Fußball ist in Deutschland erst in den letzten Jahren aufgegangen. Die Bayern haben in den letzten 8 Jahren ihren Umsatz ja mehr als verdoppelt, 2001 waren das nur knapp über 160mio€ im Jahr Umsatz, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Da bleiben keine Millionengehälter für das Management übrig.
Zu der Dotcom-Sache lässt sich sagen, dass er selbst angibt, 2001 pleite gewesen zu sein, weshalb er ja erst das Geld nebst Kredit vom Adidas-Chef erhalten habe. Das große Geld scheint er also erst ab 2001 verdient zu haben. Und wenn mensch sich jetzt vor Augen hält, dass er 2008 wieder viel Geld verloren hat, wir hier also von einer Zeitspanne von nichtmal 7 Jahren reden, in denen über 50.000 Kontobewegungen mit weit über dreistelligen Millionenbeträgen stattgefunden haben sollen, dann finde ich das schon fragwürdig. Entweder er war 2001 nicht pleite, was dann das Geld von Dreyfus äußerst fragwürdig erscheinen lässt oder er hat es irgendwie geschafft in den 7 Jahren über 100mio€ anzuhäufen, was mindestens genauso fragwürdig sein dürfte.
Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.
Das hast du falsch verstanden. Die Anklage stützt sich auf 3,5mio€ von 2003 bis 2009 (7 Steuererklärungen). Das ist strafrechtlich relevant, verjährt ist davon nichts, das ist alles davor passiert. Dazu kommen 5,5mio€ steuerwerte Vorteile aus falschen Verlustkennzeichnungen. Das ergibt nicht 1:1 einen Steuerbetrug von 5,5mio€, sondern da muss geschaut werden, inwiefern die Verlustkennzeichnungen mit Gewinnkennzeichnungen verrechnet werden können (das finde ich auch skandalös, da wird das Zockerrisiko steuerwertlich minimiert).
Die 15mio€ sind völlig neu und erst heute im Zuge von Hoeneß' Geständnis dazugekommen. Insofern steht für mich erstmal fest, dass die Selbstanzeige unwirksam ist, sonst wären die 15mio€ (18,5mio€) bei der Anklageverlesung ja schon aufgetaucht. Was es genau mit diesem Geld auf sich hat, wird bestimmt noch geklärt, deshalb schrieb ich ja, "falls diese Summe vor Gericht Beachtung finden wird". Das ist der strafrechtliche Teil. Der moralische Teil, der jetzt schon offenkundig ist, ist der, dass Hoeneß mindestens 18,5mio€ Steuern hinterzogen hat. Mag sein, dass ein Teil davon strafrechtlich keine Relevanz hat, ich frage mich aber gerade, ob bei dem noch alles richtig tickte? Das ist ungeheuer viel Geld, um das er die Gemeinschaft betrogen hat. Ist mir egal, ob er das nachbezahlen will. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich steht ihm das Geld nicht zu. Ich frage mich, warum dieser Mensch dachte, dass das Geld bei ihm besser aufgehoben wäre, als in der Steuerkasse, in die wir alle einzahlen. Und das macht mich dann doch ein wenig fassungslos. Das könnte ohne weiteres der größte Steuerbetrug in der deutschen Geschichte einer Privatperson sein.
Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".