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Autor Thema: Steuerprozess Ulrich H.  (Gelesen 34808 mal)

Don-Muchacho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #20 am: 10.März 2014, 16:00:28 »

Als Privatperson würde ich ja sagen: Sperrt den Mann ein, nehmt ihm alles weg, was er hat und gebt es denen die es besser gebrauchen können. Wobei, würde man es so formulieren gäbs gleich die nächste Diäten-Erhöhung...
Als Bayernfan würde ich sagen: Baut dem Mann ein Denkmal und wartet ab, bis er Freigesprochen ist bevor ihr ihn alle Vorverurteilt.

Da ich aber beides bin kann ich nur eins sagen: Der Mann hat scheiße gebaut. Und zwar ganz gewaltige. Und er ist da nicht der erste. Und mit Sicherheit auch nicht der letzte. Und so lange da nicht alle Fakten vorliegen sollten wir alle ganz entspannt abwarten und sehen was bei rumkommt. Ändern kann man es eh nicht.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #21 am: 10.März 2014, 16:01:47 »

Die ganze Sache kam ja ohnehin erst durch den Kauf einer Steuer-CD ins Rollen [...]

Wobei mMn dieses Aufkaufen von Steuer-CDs, schon ein gehöriger Skandal an sich ist.

@j4y_z
Um das nochmal klarzustellen: Mein "Vorwurf" ging an die Bayern-Fans, welche die Privatperson und den Bayern-Präsidenten eben nicht trennen. Sondern aufgrund ihrer Sympathien zu den Bayern-Präsi, die Privatperson Hoeneß verteidigen.
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quesar

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #22 am: 10.März 2014, 16:03:31 »

Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.

Naja, die Kirch-Nummer war damals schon ein starkes Stück.
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maturin

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #23 am: 10.März 2014, 16:04:10 »

Finde es leider ziemlich schade, dass viele nicht zwischen dem FC Bayern-Uli H. und Uli H. als Privatperson trennen können. Die Privatperson hat Schei*e gebaut und wird schon angemessen bestraft werden.

Meinst du damit das Forum? Oder ehr im allgemeinen? Hier kann ich bisher nicht wirklich erkennen, dass Bayernfans mit zweierlei mass messen. Trennen ist da auch eine seltsame Sache, schliesslich handelt es sich nicht um zwei Personen. Eine Person mit moralisch fragwürdigen Handlungen im Privatleben sollte nicht Präsident bleiben dürfen, weil Sie die Verfehlungen nicht im Amt begannen hat.

Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.

Ich gebe dir recht, dass es ein Skandal ist, für mich sind das aber zwei unabhängige Vorgänge und nach meinem Rechtsgefühl darf das auf keinen Fall strafmindernd wirken, Unrecht kann man nicht gegenrechnen. Wie ist das denn juristisch Konni?

Ich gebe dir bei den Medien und die Vorverurteilung angeht gebe ich dir im allgemeinen Recht. Allerdings hat der Angeklate heute gestanden ca. das 5fache seiner Selbstanzeige hinterzogen zu haben und ich denke das es in jedem Wirtschaftsunternehmen in dem Fall üblich wäre den Betroffenen von seinen Aufgaben freizustellen, bis das Verfahren geklärt ist, ich bin gespannt ob jetzt mal eine Reaktion des Aufsichtsrates in München folgt.
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Folge meiner irrsinnigen Reise als deutscher Gründer, Fotograf und Dokumentarfilmer, wenn ich im Van mit Freundin und Hund Brasilien abseits der bekannten Wege erkunde. Wahrend unserer Expedition suchen wir die besten lokalen Guides für Peabiru, stürzen uns in Abenteuer in unangetasteter Natur und erzählen die Geschichten des ursprünglichen Brasiliens.

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White

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #24 am: 10.März 2014, 16:08:02 »

Ich zitiere mich mal selbst aus dem BuLi-Thread
Ach, irgendwie kommt er sicher raus. Hausarrest oder sowas. Ich komme mit dem Gedanken, jemanden wie ihn ins Gefängnis zu stekcen auch nciht wirklich klar. Er ist da nicht der anonyme Typ XY. Jeder kennt ihn und bei vielen wird er nicht gerade beliebt sein. Klar ist Gefängnis nciht ,wie es immer in den (Ami-)Filmen dargestellt wird, aber ein Zuckerschlecken ists auch garantier nicht.

Außerdem finde ich es lachhaft, wie von vielen Fußballfans die Bayern als Gesamtheit als Steuerhinterzieher, Brandstifter und Kinderf**** bezeichnet werden.
Ist unter aller sau.
Hoeneß hat Scheiße gebaut und Strafe verdient.
Ich in seiner Postition hätte vermutlcih acuh steuern hinterzogen. Ist für den "Durchschnittsmenschen mit geringem Kapital" vielleicht auch einfach schwer einzuschätzen. Was würde man selsbt in dieser Position tun/versuchen.

Ich bin weder für einen Freispruch, noch für eine öffentliche Hinrichtung. Es ist nicht angebracht ein Exempel zu statuieren, nur weil der Fall groß in den Medien ist, wo er eigentlich garnichts verloren hat. Bewährungsstrafe wäre für mich absolut okay. Und ich mag den Mann nun wahrlich nicht.
Würde mir nur säuerlich aufstoßen, wenn ihm eine Haftstrafe aufgebrummt wird und 35 Millionen Menschen freuen sich darüger und verbuchen es als persönlcihen Sieg gegen den bösen FC Bayern München.
 
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Strickus

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #25 am: 10.März 2014, 16:11:47 »

Aber man muss auch klar zwischen Uli Hoeneß als Steuerhinterzieher als Privatperson und dem Präsident des Unternehmens FC Bayern trennen können. Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.

Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #26 am: 10.März 2014, 16:17:15 »

Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. [...]

Aber die Wulff-Geschichte war noch einmal eine andere Hausnummer. Dort wurde das Staatsoberhaupt durch die Medien zum Rücktritt gezwungen, obwohl es faktisch nicht notwendig gewesen wäre.
Deinem restlichen Statement gebe ich im Großen und Ganzen recht, auch wenn dort viele "Weltbesserungsgedanken" dabei sind. Das ist natürlich sehr löblich - nicht falsch verstehen! - aber zu einem Teil auch Utopie.
Aber der ganze Spaß hat an sich nichts mit dem eigentlichen Steuerprozess zu tun, womit ich vorschlagen würde, eine Diskussion mit dieser Themenlage entweder in einen anderen Thread auszulagern oder via PN weiterzudiskutieren, da wir ansonsten nach zwei/drei Tagen hier zehn Seiten mit Meinungen haben, von denen allerdings nur zwei Seiten explizit mit dem eigentlichen Prozess zu tun haben.
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Casho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #27 am: 10.März 2014, 16:18:15 »

Ich bin kein Bayern-Fan aber ein Fan der Bundesliga und des Fussballs allgemein und von daher hoffe ich nur, dass am Ende nicht noch das sagenumwobene Festgeldkonto (oder eine anderes) des FCBs in Spiel kommt.
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Alcatraz

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #28 am: 10.März 2014, 16:41:52 »

Ich würde ihm die gleiche Strafe wünschen wie sie ein stinknormaler Mensch bekommen würde, der nicht Bekannt ist. Leider wird das nicht zutreffen.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #29 am: 10.März 2014, 16:43:28 »

Ich weiß es ist die BILD und es bereitet mir körperliche Schmerzen aus deren Ticker zu zitieren!
"14.53 Uhr
Details aus Zeugenvernehmung: Steuerfahnder spricht von 800 Mio Franken auf Konto

Ab 13.33 Uhr sagt Helmut I., Steuerfahnder des Finanzamts München, aus. Er habe am 16.1. einen Anruf bekommen, Büttner habe Kontakt zu einem Journalisten. Ein großer bayerischer Verein habe ein Konto mit 800 Mio Franken. Das sei auf eine Privatperson übertragen worden"

Bisher konnte ich nirgendwo anders davon lesen. Sollte sich dies allerdings bewahrheiten, wäre die Trennung zwischen Privatperson und Präsident nicht mehr so einfach gegeben.

In diesem Zusammenhang noch eine Frage an unsere Rechtsexperten:
Sollten(!) während des Verfahrens Indizien ans Licht kommen, welche eine Vermischung der Hoeneß'schen Vermögensverhältnisse und derer des FC Bayern tendenziös aufzeigen würden. Würde sich dies straferhärtend für Hoeneß auswirken oder wäre dies für den Prozess nicht von Belang und müsste ggf. in einem eigenständigen Verfahren geklärt werden?
« Letzte Änderung: 10.März 2014, 16:49:26 von j conway »
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Cubano

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #30 am: 10.März 2014, 16:47:02 »

Ich weiß es ist die BILD und es bereitet mir körperliche Schmerzen aus deren Ticker zu zitieren!
"14.53 Uhr
Details aus Zeugenvernehmung: Steuerfahnder spricht von 800 Mio Franken auf Konto

Ab 13.33 Uhr sagt Helmut I., Steuerfahnder des Finanzamts München, aus. Er habe am 16.1. einen Anruf bekommen, Büttner habe Kontakt zu einem Journalisten. Ein großer bayerischer Verein habe ein Konto mit 800 Mio Franken. Das sei auf eine Privatperson übertragen worden"

Bisher konnte ich nirgendwo anders davon lesen. Sollte sich dies allerdings bewahrheiten, wäre die Trennung zwischen Privatperson und Präsident nicht mehr so einfach gegeben.

Ich bin gar nicht drin in der Thematik. Heißt das Uli hat sich das Festgeldkonto der Bayern geschnappt? Die Trennung kann man immernoch machen, die Privatperson Uli H. hat sich beim Präsidenten-Uli H. bedient.  ;)
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Don-Muchacho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #31 am: 10.März 2014, 16:48:59 »

Die Frage dabi ist dann aber: Woher kommen die 800 Millionen Franken. Das ist nicht grade wenig Geld. Und wenn der Verein diese gehabt hätte, wieso sollte er die dann der Privatperson Hoeneß übertragen. Das klingt für mich einfach zu sehr nach BILD-Journalismus und zu wenig nach Realität. Das kann ich mir bei einer solchen Summe einfach nicht Vorstellen. Egal um welche Person oder Unternehmen es geht.
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Zuzu

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #32 am: 10.März 2014, 16:59:53 »

Ich glaube, die überall immer wieder vorherrschende Schadenfreude ist a) eine allgemeine Schadenfreude, dass es mal jemanden erwischt, der wirklich dick hinterzogen und nicht nur die Fahrtkilometer zur Arbeit etwas großzügig angegeben hat und b) das Resultat eines immer wieder den moralischen Zeigefinger hebenden Mannes, der mit Zitaten wie:
- Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein. (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins») und
- Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern. (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)
sich einfach als Saubermann hinstellt, der er nunmal nicht ist.
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j conway

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #33 am: 10.März 2014, 17:01:24 »

Die Frage dabi ist dann aber: Woher kommen die 800 Millionen Franken. Das ist nicht grade wenig Geld. Und wenn der Verein diese gehabt hätte, wieso sollte er die dann der Privatperson Hoeneß übertragen. Das klingt für mich einfach zu sehr nach BILD-Journalismus und zu wenig nach Realität. Das kann ich mir bei einer solchen Summe einfach nicht Vorstellen. Egal um welche Person oder Unternehmen es geht.

Ich gehe eher davon aus, dass 800 Mio. Franken, bei dem was sich ansonsten an ausländischen Vermögen in der Schweiz befindet, wahrscheinlich gar nicht so viel ist.
Wo das Geld herstammen sollte, wäre zu viel Spekulatius. Allerdings stand auch schon in dem anonymen "Stern"-Bericht, welcher den ganzen Stein ins Rollen brachte, dass wohl mehrere Konten involviert sein, mit einem Vermögen von bis zu 500 Mio. Euro (dies wären die 800 Mio. Schweizer Franken). Bleibt die Frage, wo dieses ganze Geld (sofern es überhaupt existierte) abgeblieben ist? Sowie die Frage: Wie Hoeneß ein - dann ja privates - Vermögen von einer 1/2 Milliarden Euro erwirtschaften konnte? Wie gesagt, mir ist die ganze Geschichte mehr als dubios.
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Konni

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #34 am: 10.März 2014, 17:14:24 »


Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.

Ich gebe dir recht, dass es ein Skandal ist, für mich sind das aber zwei unabhängige Vorgänge und nach meinem Rechtsgefühl darf das auf keinen Fall strafmindernd wirken, Unrecht kann man nicht gegenrechnen. Wie ist das denn juristisch Konni?

Die Tatsache, dass seine Selbstanzeige öffentlich geworden ist, stellt keinen Grund für eine Strafminderung dar.

Zitat
Trotzdem man darf dennoch nicht sein ganzes Lebenswerk schlecht machen, auch wenn das bei der Urteilsfindung hoffentlich keine Rolle spielen wird.

Das widerum schon. Das Lebenswerk wird bei der Strafbemessung auf jeden Fall einbezogen. Es werden sogar explizit intensive Fragen nach dem Lebenswandel gestellt, wenn eine Haftstrafe gemäß der Anklage in Aussicht stehen könnte. Hoeneß wird auch zu seinem Leben befragt worden sein, genauso wie ein Junkie dazu befragt wird, der mit 10g Heroin auf der Straße erwischt wurde. Aus dem bisherigen Lebenswandel ergibt sich eine Strafperspektive, dazu gehört auch das Bundeszentralregister mit den Vorstrafen. Hoeneß' gute Taten und seine Lebensleistung werden durchaus bei der Strafzumessung eine Rolle spielen.

Der Umstand, dass die geleakte Selbstanzeige kaum eine Rolle im Medieninteresse spielt ist schnell erklärt: er ist schlicht unwichtig geworden. Spätestens seit dem Haftbefehl vom 20.3 hätte die Öffentlichkeit ohnehin vom Fall Hoeneß erfahren. Klar, dass dort Steuerakten der causa Hoeneß in der Zeitung zu lesen waren ist ein Skandal und Hoeneß wehrt sich ja auch juristisch bereits dagegen. Aber für das Persönlichkeitsrecht von Hoeneß wäre das von viel größerem Interesse gewesen, wenn die Selbstanzeige von der Staatsanwaltschaft akzeptiert worden wäre.

Zitat
Ich glaube nicht daran, dass Hoeness oder irgendjemand anderes - ohne Not - auch nur irgendwas gesteht, was einen tiefer reinreiten kann. Ergo: ist die Not groß. Vielleicht geht es nicht darum, ob es eine Haftstrafe gibt, sondern wie hoch sie ausfällt...

Sehe ich ähnlich. Diese 15mio€ wären irgendwann eh ans Tageslicht gekommen, Steuergeheimnis hin oder her. Der Schaden wäre für Hoeneß ungleich größer gewesen, wenn er dieses Geld nun verschwiegen hätte und bei den 3,5mio vllt noch mit Bewährung davongekommen wäre. Zumal die Selbstanzeige dann von vornherein ungültig gewesen wäre, da sie nicht vollständig war, er also auch für die 3,5mio€ noch so belangt worden wäre, als hätte es die Selbstanzeige nie gegeben. Ich sehe ehrlich gesagt keinen Weg, diesen Fall in 4 Tagen zu verhandeln, das wird noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde die Selbstanzeige heute erweitert und zwar um 500%. Das muss alles auf strafrechtliche Relevanz geprüft werden.

Abseits der juristischen Prüfung erfährt die moralische Bewertung dadurch ganz neue Dimensionen. 3,5mio€ betrogene Steuern sind schon heftig, 18,5mio€ sind fast schon phänomenal. Wer weiß, was da noch dazu kommt. Offenbar scheint die Selbstanzeige noch lange nicht fertig zu sein, was wiederum die Frage aufwirft, was Hoeneß die letzten Monate eigentlich getan hat, um die Sache tatsächlich aufzuklären.
Da sitzt offenbar einer im Elfenbeinturm, für den die ganzen "Wetten" auf Aktien damals nur ein Spiel waren. Steuer für Spiele zahlen, warum das denn? Er hat das alles nicht als Kapitalerwerb gesehen, sondern als Spielcasino. Nur sollte mensch die Spielregeln kennen. Das ist durchaus typisches Suchtverhalten, aber macht die Sache nicht besser. Wäre er mal wirklich ins Kasino gegangen, dort hätte er nur die tatsächlichen Gewinne beim Verlassen des Etablissements versteuern müssen. Beim Zocken an der Börse fließt jede einzelne Transaktion in die Steuer mit ein, Verlust und Gewinn. Bei 50.000 Transaktionen verliert mensch natürlich die Übersicht, aber dann hätte er eben auch 20 Steuerberater beschäftigen müssen, die die steuerrelevanten Fakten zusammentragen. Und sobald die Sache ans Licht kam und es etwas stürmisch im Elfenbeinturm wurde, kam die hastige Selbstanzeige. Danach hätte er noch Zeit, ja sogar die Pflicht gehabt, seine Selbstanzeige zu erweitern. Das scheint alles nicht geschehen zu sein.

Am interessantesten ist die Tatsache, dass Hoeneß bei der Verhandlung heute gesagt hat, dass die Stern-Geschichte ihn nicht in Panik verfallen lassen hat. Daraufhin hat sein eigener Anwalt wohl auf den Tisch gehauen und gebrüllt, dass das nicht stimmt und dass ihn das natürlich völlig in Panik versetzt hat.
Das ist deshalb interessant, da es Interpretationsmöglichkeiten für die Verteidigung eröffnet. Hoeneß' Aussage zielte klar darauf ab, dass er aus freien Stücken die Selbstanzeige aufgegeben hat und nicht von der Stern-Geschichte dazu gedrängt wurde. Nur dieser Umstand würde dazu führen, dass die Selbstanzeige als wirksam gelten könnte.
Der Anwalt scheint auf eine andere Verteidigungsstrategie zu setzen: für ihn geht es nach den 15mio€ zusätzlich nicht mehr um die Selbstanzeige, da die offenbar eh unwirksam sein dürfte, da sie nicht den vollen Umfang des Betrugs darlegt. Er versucht das Gericht davon zu überzeugen, dass diese ganze Stern-Geschichte für soviel Aufregung/Panik im Hoeneß-Lager geführt hat, dass die Selbstanzeige nicht sorgfältig ausgeführt wurde, wodurch 15mio€ einfach so vergessen wurden. Die Selbstanzeige ist damit nur noch ein Beweis der Reue und als Strafmilderungsgrund zu betrachten und nicht mehr als Strafbefreiung. Ich denke, der Anwalt hat nicht mehr den Freispruch Hoeneß als Ziel, sondern er will eher retten, was noch zu retten ist.

Merkwürdig daran finde ich nur, dass Hoeneß und der Anwalt offenbar nicht auf einer Linie sind. Das kann natürlich durchaus auch geplant gewesen sein, aber es kann auch sein, dass Hoeneß diese ganze Sache gar nicht so ernst nimmt, wie sie sich für ihn momentan tatsächlich darstellt. Es geht hier ganz klar um eine Freiheitsstrafe.

Zitat
Aber die Wulff-Geschichte war noch einmal eine andere Hausnummer. Dort wurde das Staatsoberhaupt durch die Medien zum Rücktritt gezwungen, obwohl es faktisch nicht notwendig gewesen wäre.

Das ist doch so überhaupt nicht richtig. Wulff hat sich in eine Position begeben, die für öffentliche Ämter absolut nicht zulässig ist. Als Lehrer, Bauarbeiter, Ingenieur oder Pilot kann ich mich von meinen einflussreichen (Geschäfts-)Freunden einladen lassen, wozu und wohin ich es will. Auch Privatkredite sind dann kein Problem. Als politischer Entscheidungsträger muss ich aber doch dafür sorgen, dass ich gar nicht erst in die Position komme, dass mir Interessenverwicklungen nachgesagt werden können. Zumal Wulff den niedersächsischen Landtag auch einfach dreist belogen hat, als dort nach Geschäftsbeziehungen zu Geerkens gefragt wurde. Als Politiker ist Vertrauen meine wichtigste Ressource. Das gilt in tausendfacher Hinsicht für das Amt des Bundespräsidenten, da er in Form seiner Repräsentation eine moralische Instanz in der Bundesrepublik darstellt. Wenn dieses Vertrauen durch gute Gründe, und die waren im Falle Wulff vermehrt vorhanden, zerstört wird, dann ist so ein Mensch als moralische Instanz nicht tragbar. Selbst als Politiker wäre Wulff ruiniert gewesen, schließlich ist das einzige, womit ein Politiker für sich werben kann, er selbst. Sein einziges Kapital neben seiner Kompetenz ist seine Vertrauenswürdigkeit und die war dahin.
Mal ein paar Beispiele, die gegen Wulff sprechen, auch wenn es hier nicht hingehört:

Lüge gegenüber dem niedersächsischen Landtag bezüglich Geschäftsbeziehung zu Geerkens, obwohl er einen Kredit bei seiner Frau für sein Haus hatte.
Ein paar Tage nach seiner Aussage im Landtag, löst er den Kredit bei Geerkens dann plötzlich ab durch einen Kredit bei der BW-Bank. Sicher kein Zufall. Der Kredit bei der BW-Bank ist auch umstritten, da lediglich 0,9-2,1% Zinsen dafür fällig wurden. So einen Kredit möchte ich auch mal bekommen. Öttingers Verstrickung in die übergünstige Kreditvergabe, streitet dieser bis heute ab. Ebenso hat die Kanzlei, für die Wulff als Rechtsanwalt tätig war, Räume gemietet und eben jener Vermieter war Geerkens. Dazu kommen von 2003 bis 2010 6 verschiedene, kostenlose Urlaube. Dazu kommt, dass das Land Niedersachsen Veranstaltungsmaterialien für den Nord-Süd-Dialog finanziert hat, dessen Schirmherr Wulff war. Der Nord-Süd-Dialog war eine private, gewinnorientierte Veranstaltung. Wulff streitet ein Wissen an der Finanzierung ab und die Sache wurde dann Glaeseker angelastet, der sich ebenfalls subversiv verhalten hat, indem er für das Catering keine Rechnung ausstellen ließ. Dafür soll Wulff aber persönlich Sponsoren wie Mehdorn geworben haben. Dazu kommen die ganzen Reisen, die Groenewold für ihn bezahlt hat und die er alle kurz danach in bar erstattet haben will. Auch da mag nicht viel strafrechtlich relevantes dran sein, aber besonders die Urlaubseinladungen (und Bezahlungen) hätten durch die Staatsanwaltschaften meiner Meinung nach viel schärfer verfolgt werden müssen. Jedenfalls erwecken alle diese Umstände durchaus den Eindruck, dass Wulff käuflich gewesen sein könnte oder sich erkenntlich für "gute Taten" gezeigt haben könnte. Das ist tödliches Gift in so einem Amt, in dem schon der Anschein der Vorteilsnahme im Keim erstickt werden muss.
So als Info: Kein Mitarbeiter der Stiftung Warentest darf Geschenke oder Preisausschreibensgewinne von Herstellern in einem Wert über 10€ annehmen. Aber ein Bundespräsident soll Urlaube, Kredite, Partys und Geldzahlungen von geschäftlichen Freunden annehmen dürfen?
Wulff hat sich selbst aus dem Amt gekegelt und sein Rücktritt war in jedem Fall absolut notwendig.

Zitat
Sollten(!) während des Verfahrens Indizien ans Licht kommen, welche eine Vermischung der Hoeneß'schen Vermögensverhältnisse und derer des FC Bayern tendenziös aufzeigen würden. Würde sich dies straferhärtend für Hoeneß auswirken oder wäre dies für den Prozess nicht von Belang und müsste ggf. in einem eigenständigen Verfahren geklärt werden?

Nein, das wäre Untreue und müsste in einem extra Verfahren abgehandelt werden. Aber ich lese den Sachverhalt völlig anders: der Stern-Journalist wusste nur, dass eine Person, die in Verbindung mit dem FC Bayern steht, etwas mit dem Konto zu tun hatte. Ich glaube jedenfalls nichts, dass die Bayern als Verein damit etwas zu tun haben. Hoeneß' Konto soll ja auch schon seit Mitte der 70er existieren, wurde im Zuge der Enthüllungen herausgefunden.

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quesar

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #35 am: 10.März 2014, 17:29:58 »

Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.

Wobei das nicht immer leicht zu trennen ist, z.b. beim Uli-Honeß-Cup. Wobei mir dort ohnehin unklar ist, ob nun Hoeneß die eingespielte Kohle als Uli Hoeneß spendet oder im Namen der Bayern. In den Medien klingt das immer so nach direkter Spende durch Hoeneß.
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Don-Muchacho

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #36 am: 10.März 2014, 18:00:18 »

Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.

Wobei das nicht immer leicht zu trennen ist, z.b. beim Uli-Honeß-Cup. Wobei mir dort ohnehin unklar ist, ob nun Hoeneß die eingespielte Kohle als Uli Hoeneß spendet oder im Namen der Bayern. In den Medien klingt das immer so nach direkter Spende durch Hoeneß.

Allerdings ist der Uli-Hoeneß-Cup ein Testspiel des FC Bayern, wo der Gewinner eben einen Pokal bekommt und die Einnahmen für gute Zwecke gespendet werden. Das Ding hieß auch schonmal Franz-Beckenbauer-Cup und ist sportlich mit dem Audi-Cup vergleichbar, hat mit der Privatperson uli Hoeneß außer dem Namen aber nichts zu tun.
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KI-Guardiola

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #37 am: 10.März 2014, 18:01:00 »

Ich glaube, die überall immer wieder vorherrschende Schadenfreude ist a) eine allgemeine Schadenfreude, dass es mal jemanden erwischt, der wirklich dick hinterzogen und nicht nur die Fahrtkilometer zur Arbeit etwas großzügig angegeben hat und b) das Resultat eines immer wieder den moralischen Zeigefinger hebenden Mannes, der mit Zitaten wie:
- Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein. (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins») und
- Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern. (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)
sich einfach als Saubermann hinstellt, der er nunmal nicht ist.

Japp, und als Bazi ziehe ich die Trennlinie hier zwischen Privatperson und FCB-Führungskraft auch nicht so streng. Das geht alleine deshalb nicht, weil hinter beiden Funktionen unter dem Strich die selbe Person steht. Der Mann hat über seine private Straftat hinaus an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Dass jetzt am ersten Prozesstag die hinterzogene Summe plötzlich mehr als verünffacht (!) wird, sieht ebenfalls unschön aus. Die Vorbildsfunktion und Vertrauensbasis ist bei Hoeneß jedenfalls ziemlich lädiert, unabhängig davon, was er beim FC Bayern geleistet hat, und das war für den Verein einiges. Der Mann war schon immer ein wandelnder Widerspruch: auf der einen Seite der knallharte Geschäftsmann, schon von Kindesbeinen an. Auf der anderen Seite einer, der schon in den 1970er Jahren gesagt hat, er wolle eine gewisse Menschlichkeit im Sport behalten. Damals, als nicht mal ansatzweise so viel Geld im Spiel war wie heute. Wobei die Umsätze, die selbst die größten Vereine der Welt generieren, Peanuts sind: Selbst Real Madrid würde absolut nirgends auftauchen, wenn man es in eine Liste mit den erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen zwingen wollte. Es gibt Einzelfilialen bekannter Supermarktketten, die setzen mehr um als die umsatzstärksten Fußballvereine. Einzelfilialen.

Allerdings muss man dazu sagen, dass der Sport ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Gerade in den Sport und seine Akteure projizieren wir nach wie vor gerne Fairness, Sportlichkeit und ehrenhafte Werte hinein, mehr als in fast alle anderen Aspekte unseres Lebens. Bestimmt auch, weil vieles andere das nicht mehr hergibt: Politiker hatten sowieso selten irgendwie zu Helden getaugt, Hollywood-Diven waren schon immer Fabelwesen von anderen Planeten, Wirtschaftstypen sind raffgierige Ungeheuer. Was bleibt sind Sportler und der Sport. So wird er auch inszeniert. Aber letztlich ist er ein Geschäft, und seine Akteure Menschen wie alle anderen: Karrieretypen, die damit ihre Brötchen verdienen, Manager, die damit ihren Lebensstil finanzieren, ganz normale Arbeitnehmer, die irgendwie über die Runden kommen wollen, und ein Anteil davon genauso anfällig für Verlockungen wie Menschen, die in der ganz normalen Wirtschaft tätig sind. In drei Monate werden wir eh alle die verbrieften Schachereien der FIFA vergessen haben, sobald die WM anfängt. Dann gibts wieder Brot und Spiele, Ramba-Samba, Tabula Rasa, weil Sport Sport ist. Und wenn Hoeneß Glück hat ein paar andere Schlagzeilen als diesen Prozess. Er soll einen fairen bekommen. Und Stand jetzt halte ich ihn als FCB-Funktionär nicht zwingend untragbar, und ich hoffe auch, dass das so bleibt. Seine Verdienste für den FC Bayern wird ihm ebenfalls keiner mehr nehmen, zurecht. Aber diesen krassen Trennstrich kann ich so nicht ziehen. Das geht einfach nicht.
« Letzte Änderung: 10.März 2014, 18:17:37 von Svenc »
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Uwe

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #38 am: 10.März 2014, 19:12:59 »

Am interessantesten ist die Tatsache, dass Hoeneß bei der Verhandlung heute gesagt hat, dass die Stern-Geschichte ihn nicht in Panik verfallen lassen hat. Daraufhin hat sein eigener Anwalt wohl auf den Tisch gehauen und gebrüllt, dass das nicht stimmt und dass ihn das natürlich völlig in Panik versetzt hat...

...Merkwürdig daran finde ich nur, dass Hoeneß und der Anwalt offenbar nicht auf einer Linie sind. Das kann natürlich durchaus auch geplant gewesen sein, aber es kann auch sein, dass Hoeneß diese ganze Sache gar nicht so ernst nimmt, wie sie sich für ihn momentan tatsächlich darstellt.

Beide Szenarien zielen auf jeden Fall darauf ab, Hoeness tw. als Opfer seiner Spielsucht dastehen zu lassen  Falls sich Suchtverhalten strafmildernd auf das Urteil auswirken würde (?), täte ich dahinter dann auf jeden Fall Strategie vermuten.
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SouuL

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Re: Steuerprozess Ulrich H.
« Antwort #39 am: 10.März 2014, 19:20:21 »

Ja, Spielsucht kann sich strafmildernd auswirken. Statt Knast, gibts dann halt Geldstrafe und Annordnung einer Therapie.
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