Da war ich nun, alleine in einem Land das ich nur vom Urlaub kannte und dessen Sprache ich nicht sprach. Bier und Zigaretten, das war das Einzige, was ich fehlerfrei sagen konnte... und mein Englisch wollte oder konnte man nicht verstehen, aber irgendwie gelang es mir immer, den Leuten verständlich zu machen, was ich von Ihnen wollte. Jez´s Wagen stand weit weg von hier und ich hatte den Rest meiner Reise mit dem Zug und per pedes erledigt. Nun war ich also scheinbar am Ziel.... einem Ziel das ich nicht kannte und was wichtiger war : Niemand kannte mich an diesem Ort.
Da ich einige Reserven an Bargeld hatte, konnte ich mich in einer billigen Pension einmieten und verbrachte meine Tage damit, in Cafes rumzuhängen oder mich vor dem Fernseher zu langweilen.
An den Wochenenden trieb ich mich auf den verschiedensten Sportplätzen der Gegend rum und versuchte hier und da Gesellschaft zu ergattern, was mir aufgrund der sprachlichen Barrieren ziemlich schwer fiel. An das Bier in diesem Land konnte ich mich auch nicht so recht gewöhnen.... irgendwie schmeckte es reichlich chemisch und so hielt ich mich fortan an die Landestypischen Getränke, die allerdings ausgezeichnet waren.
Meine Vermieter hatten mittlerweile begriffen, dass ich wohl Deutscher sei und ließen mir von Zeit zu Zeit eine Zeitung zukommen, die es wohl in jedem Land gibt, wo Deutsche einst urlaubten.
Ich lies, dass ich immer noch gesucht werde und verschiedene Leute waren der Meinung, ich sei zu Rossi geflüchtet, andere wiederum meinten, dass ich längst tot sei und Gino gab in einem Interview zu verstehen, dass er auf ein Lebenszeichen von mir wartete und der Überzeugung sei, ich würde mit einer Blondine und einer Flasche Jack Daniels vergnüglich in Italien sein. Irgendwie hatten sie alle Unrecht, dachte ich und genehmigte mir einen Schluck....
Als ich an einem Samstag wieder am Rand des Spielfeldes stand und mir ein Spiel anschaute, kam eine Dame auf mich zu und sprach mich an. Zu meiner Verwunderung in meiner Muttersprache, die sie, wie sie schnell erklärte, in Deutschland erlernt hatte, wo sie als Jugendliche ein paar Monate verbracht hatte und außerdem hatte sie Deutsch als Fremdsprache in Ihrer Schule belegt.
Sie sagte, dass sie mich schon oft auf den Plätzen gesehen hätte und fragte frei heraus, ob ich etwas von Fußball, Training und Management verstehen würde. Ich sagte, dass ich schon mehr oder weniger damit zu tun gehabt hätte und der Meinung war, dass ich etwas davon verstehen würde. Sie schien begeistert und lud mich am nächsten Tag zu einem Essen ein, zusammen mit Ihrem Vater, der wohl irgendwie und irgendwo Vereinspräsident war, wie ich der Visitenkarte entnehmen konnte, die sie mir in die Hand gab. Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und war verschwunden....
Ich schlief schlecht in jener Nacht, konnte es sein, dass mich meine Vergangenheit wieder eingeholt hatte ?