Und bei allem Respekt - Der einzige Unterschied zwischen einem CDU-, SPD-, sowie AFD-Wähler liegt nur darin, dass die Einen eine Partei wählen, die schon bewiesen haben, ihren Auftrag gegen die Wand zu fahren, während die Anderen nur das Potenzial dazu haben. Der Rest ist nur moralisches Gerede um seine eigene Ideologie zu brüsten und das diese die Richtige ist.
Hier muss ich aber sehr stark widersprechen!
Von Wahlprogrammen und Fehlern in der Vergangenheit abgesehen, ist es die Aufgabe, ja, sogar muss es die DNA einer demokratischen Partei sein, moralische Werte zu repräsentieren, die dem Welt- und Gesellschaftsbild entsprechen müssen. Nennen wir es gerne den kategorischen Imperativ. Die AfD hat hier aber gerade einen schwarzen Fleck: alle gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte sind ebenso wenig wert wie die Stellung zur größten Schuld des deutschen Volkes, dem zweiten Weltkrieg. Offener Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Geschichtsrelativismus - das alles sind flächig verbreitete Verhalten, die man in den Reihen der AfD findet und die dort offenbar auch seitens der Parteiführung nicht nur toleriert (Weidel), sondern gar hofiert (Höcke) werden. Erst gestern hat man den SS-Freund Krah wieder aufgenommen.
In dem Moment könnte die AfD die tollsten Wahlversprechen abgeben, das dürfte keine Rolle spielen, solange die Partei für eine solche Gesellschaft steht, die sie mit ihrer eigenen Zusammensetzung zu repräsentieren scheint.
Bei Moral müssen sich aber auch die Grünen und Linken selbst stark hinterfragen. Dort herrscht in großen Teilen ein Antisemitismus der offener und schlimmer als in der afD ist.
https://www.zeit.de/kultur/2024-03/kulturstaatsministerin-claudia-roth-antisemitismus-kulturbetrieb-offener-brief
https://www.welt.de/politik/deutschland/article250283968/Die-antisemitischen-Abgruende-auf-der-Berlinale-und-Claudia-Roth-im-Zentrum-der-Kritik.html
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kritik-thunberg-102.html
https://www.youtube.com/watch?v=RNN5CkBom4Q
https://taz.de/Linker-Antisemitismus/!5966630/
Jup, stimmt. Wobei bei Thunberg hinzuzufügen ist, dass sie nicht die Grünen ist. Selbst Fridays for Future Germany sind nicht die Grünen und haben sich wiederum von den Aussagen Thunbergs distanziert. Das sich die Klimabewegung in teilen radikalisiert hat ist nicht von der Hand zu weisen. Roth und Paus zumindest haben Fehler eingeräumt und sich versucht zu entschuldigen. Quelle lieferst du selbst.
Das alles stimmt, macht aber die AFD nicht besser. Eine Roth kann man sehr locker mit einem Krah aufwiegen. (
https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/afd-fraktion-krah-helferich-100.html). Den Grünen hängt man das Handeln einer zivilen Organisation an, bei der AFD kann man in die eigenen Reihen sehen. (
https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/afd-bundestag-rechtsextreme-mitarbeiter-100.html).
Würdest du sagen, dass diese Themen die du anbringst gleichzusetzen sind mit offenem Rechtsradikalismus in der Form, wie man ihn beobachten kann? Sieh dir mal die Aussagen von aktiven AFD Funktionären durch (Thema Schießbefehl an Grenzen, Aufrufe zu neuen Holocaust, Releativierungen zur SS und Hitler), die ohne Kritik aus den eigenen Reihen gesagt, sogar verteidigt wurde. Kannst du das gleichsetzen mit der Kritik von dir an Grünen und Linken? Von denen die Hälfte der Kritik sogar nicht mal die Parteien betrifft, sondern sich an NGOs oder sonstige Organisationen wendet?
Wurde Menschen vor, sagen wir, 20-30 Jahren vorgeschrieben was sie zu denken und zu wählen haben? Was meinst du damit?
Es geht nicht um Vorschriften die einer Diktatur o.Ä gleichen, sondern um kulturelle und soziale Prägung, die über die Jahre hinweg bestimmte Denk- sowie Wahlmuster gefestigt hat. Es wurde viel in Normen und gesellschaftliche Erwartung investiert, die den Menschen früh klar gemacht haben was als akzeptabel galt und wasa nicht. Der Unterschied zu heute sind die Veränderung der politischen Ränder, die sich mehr und mehr von von den traditionellen Normen der Bürger distanzieren und diese ihren Kopf wieder selbst benutzen - auch wenn es manch einem als unbequem erscheint.
Damals hat man zwar nicht ausdrücklich vorgeschrieben was man denken darf. Jedoch wurden die unsichtbaren Regeln von den etablierten Parteien längst diktiert. Freieheit, sowie auch Demokratie, heißt mehr als nur das Fehlen eines Zwangs, sie fordert auch echte Alternativen. Ohne die ist auch die Wahl nur ein Trugbild. Und das zieht sich bis Heute.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe worauf du hinaus möchtest.
Wen du sagst, dass Wähler eingelullt wurden halte ich diese Betrachtung gegenüber älteren Generationen für nicht fair. Du behauptest damit, dass unsere Eltern- und Großelterngeneration keinen eigenen Willen hatte und im Kollektiv nach einer gemeinsamen Norm entschieden hätte. Gleichzeitig gibst du damit den etablierten Parteien die Schuld daran, dass die Wähler sie wählen mussten. War das denn 1933 auch so? Das würde schließlich die Frage der Verantwortung klären. Oder ab wann hat dieser Zustand eingesetzt, in dem Normen und gesellschaftliche Erwartungen so eng gestrickt wurden, dass es kein Ausweg mehr gab?
Und was hat jetzt dazu geführt, dass sich der Zustand ändert? Die etablierten Parteien können daran schließlich keine Interesse haben. Neue Medien? Andere/Mehr Bildung? Durch was hat sich der Wähler aus diesen beschränkenden Normen befreit und wählt jetzt Ränder?
Ich sehe auch nicht, dass die Normen so strikt sind. Was ist den mit Progressiven Veränderungen? 2005 waren die politischen Ideen aus den 90ern und 80ern auch alt und abgehakt. Normen verändern sich am laufenden Band. In den 90ern Jahren wurde abgestimmt, ob ein Ehemann seine Ehefrau straffrei vergewaltigen darf. Das ist heute undenkbar, zurück zu gehen und gerade mal 29 Jahre her. Glaubst du, dass Demokratie für eine Frau sich 1925 anders anfühlte als 1905? Oder für einen Homosexuellen 1975, im Vergleich zu 1955. Widersprechen diese Entwicklungen nicht dem, dass gesellschaftliche Normen strikt sind?
ABER, vielleicht habe ich dich auch falsch verstanden. Ich bin mir echt nicht sicher.
Das die AFD nicht die beste Lösung für jeden Bereich hat, ist richtig. Man sollte aber ebenso erkennen dass der politische Diskurs in diesem Land zunehmend von einem System geprägt ist, der sich auf Konsens & Kompromissen verlassen hat und genau dies viele Menschen frustriert.
Wenn man anhand von Wahlergebnissen & Programmen nur die klaren Sieger sehen will übersieht man vor allem die Frage warum immer mehr Menschen aus Protest, anstatt aus Überzeugung wählen?
Die Wähler der AFD sind in großen Teilen keine Protestwähler mehr. Das wäre ja noch schöner. Wenn das alles Protestwähler wären, könnten die sich ja darauf berufen, dass sie das alles gar nicht so meinen. Das machen die nur, um den anderen Parteien ein Arschtritt zu geben. Nene. Es gibt mittlerweile genug Forschungsmaterial, dass belegt, dass ein großer Teil der AFD Wähler sich mit den Ansichten und Aussagen der AFD identifiziert.
Zu den Inhalte, weil du das mittlerweile öfters sagst. Man kann der AFD auch inhaltlich begegnen. Das macht es aber nicht falsch, auf den rechtsradikalen und populistischen Hintergrund zu verweisen. Warum geht nicht beides? Nur weil man das sagt, kann man doch trotzdem über das für und wider der Beendigung von TTIP oder CETA reden. Man kann ja auch darüber reden, dass die AFD die Beamten und Selbstständige in der Rente einbinden will. Aber ehrlich gesagt ist das auch ein hausgemachtes Problem, weil (achtung anekdotisch) die AFD Wähler in meinem Umfeld meistens getriggert mit Klima, Gendern oder Migration um die Ecke kommen und wie schlimm alles ist und man zu Punkten in Wirtschafts oder Sozialpolitik gar nicht kommt.
Sollen sie die Nazis rauswerfen, die Sprache weg lassen, den Populismus etwas runter drehen und sich in manchen Ecken etwas mehr an gesicherte wissenschaftliche Erkentnisse halte, hätte ich gar keine Probleme mit der AFD. Das Problem entsteht für mich nur, weil 20% der Wähler wohl ignorieren, dass sie einer Partei folgen, die sich offen mit Nazis verbündet und nicht einfach mal fordert, dass die AFD auch ganz dufte wäre, wenn sie das sein lassen würden. Durch dieses Ignorieren wird akzeptiert. Du magst es Befreiung von gesellschaftlichen Normen nennen. Man könnte es auch Verrohung bezeichnen. Ist vielleicht ein Ding der Perspektive oder der Moral.
Oft wird gesagt (so auch m4 aktuell), dass ihr Programm nicht umsetzbar ist. Das gilt aber für viele Parteien. Ich halte Punkte bei den Grünen, der FDP, der SPD für genau so unrealistisch wie bei der AFD. Mich juckt auch nicht, dass mir die AFD in vielen Teilen zu konservativ ist. Ich stimme in ganz vielen Bereichen nicht zu. Aber auch das gilt für viele andere Parteien. Hier liegt nicht meine Kritik an der AFD.
Ich weiß nicht welche Art von Medien du konsumierst. Aber sowohl aus den Öffentlich Rechtlichen, als auch in bezahlten Printmedien kenne ich genug Beispiele die sich kritisch, inhaltlich, sachlich mit den politischen Inhalten der AFD auseinander setzen. So, wie mit jeder anderen Partei auch. Das die AFD von dem Medien schief angeschaut wurde, kommt noch aus den Anfängen nach Pegida und Folgejahre. Das ist aber lange her.
Auch Politiker machen das wo es nötig ist. Die AFD stellt seit Jahren Anträge, wie jede andere Partei, die bearbeitet und kommentiert werden. Und da wird nicht gesagt: "Nein, weil ihr Nazis seid". Die Anträge werden bearbeitet wie es für das Gremium üblich ist.
Das die AFD dann immer mal wieder einen Aufreger produziert, der durch die Presse geht und über die sich verschiedene öffentliche Personen und Stellen entsrechend empören könnte man ja auch als hausgemacht ansehen. Die AFD werden von 80% der Wähler nunmal nicht gewählt. Warum sollten die jede Entgleisung hinnehmen?