Und das funkitoniert für mich irgendwie nicht.
Dann ist es nur "gerecht", dass wir so leben sollen müssen, wie in der Dritten Welt? Und das dann auch, wenn andere Industriestaaten gar nicht daran denken, dabei mitzuziehen und den Wohlstand ihrer Bevölkerungen bewahren oder gar mehren?
Unser Wohlstand ist nicht vom Himmel gefallen, das wurde alles hart erarbeitet und auch in der historischen Betrachtung ist Deutschland Beitrag zum Klimawandel nicht so gewaltig: https://www.carbonbrief.org/analysis-which-countries-are-historically-responsible-for-climate-change/
Ich bin überzeugt, dass sich auch die Dritte Welt entwickeln kann, hat sie ja auch schon massiv getan, zumindest in Teilen. Man muss natürlich etwas ändern, Güter wieder so bauen, dass man sie reparieren und länger nutzen kann, auch mehr "Abfälle" als Rohstoffe nutzen, Stichworte Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Allerdings ist natürlich auch die Bevölkerungsexplosion gerade in armen Ländern ein riesiges Problem.
Nein, dass meine ich nicht. Ich sage ja, dass das alles ein Dilemma ist. Ich habe dafür keine Lösung, nicht mal einen Lösungsansatz. Ich deute nur auf diese Perspektive hin, die meiner Meinung nach oft vergessen wird, wenn es um Vergleiche mit China, Palau oder sonstigen Entwicklungsländern geht. Das heißt nicht mal, dass ich verlange, dass andere diese Perspektive beachten.
Und das Dilemma besteht auch, wenn man darauf blickt, ob Wohlstand selbst erarbeitet ist. Klar ist unser Wohlstand erarbeitet. Und natürlich wollen wir den nicht aufgeben. Aber erarbeitet sich China seinen Wohlstand gerade nicht auch? Dort fällt der auch nicht vom Himmel. Das einem der eigene Wohlstand zusteht würde jede Nation von sich behauptet. Mit dem Argument ist kein Blumentopf zu gewinnen.
Zum Beispiel aus der afrikanischen Perspektive könnte man auch die Meinung vetreten, dass der westliche Wohlstand gar nicht ganz selbst erarbeitet ist. Zumindest dürfte die Meinung existieren, dass unser Wohlstand zum Teil darauf basiert, dass wir ein paar Landstriche für eine lange Zeit ganz schön ausgenommen habe. Das ist ein Beispiel, dass so eine Diskussion für mich nicht einfach macht, welche Nation jetzt was zu tun hätte und was man von anderen verlangt oder selber leisten müsste.
Das ist aber wieder mal nicht so einfach in der Demokratie.
Prinzipiell schon, da bräuchte man aber Politiker mit Rückgrat, die ihr Fähnchen nicht nur nach dem Wind hängen. Die Angst, nicht wiedergewählt zu werden, ist groß, aber ich glaube, dass man einen ehrlichen und geradlinigen Politiker nicht abstrafen würde, wenn sich zumindest absehen lässt, dass die Politik anfängt Früchte zu tragen.
Ich sage es ja, nicht so einfach in der Demokratie.
Du sagst Atomkraft natürlich. Ich sage Atomkraft nein danke.
Dann ist der Klimawandel doch nicht so schlimm, wenn man in dem Fall mehr CO2 ausstoßen will? Das passt halt hinten und vorne nicht zusammen.
Der Klimawandel unterliegt, wie allem, einer Güterabwägung.
Für mich ist Kernkraft eine gefährliche Technologie deren Abfallentsorgung nach Jahrzehnten nicht geklärt ist. Dazu kommt noch, dass die Tür in Deutschland bereits zu ist und man jetzt nicht einfach wieder anfängt und mal eben Kraftwerke aufzubauen oder anzuschalten. Die Tür wurde 2011 von der CDU geschlossen und die Alternative zur Technologie war die Abhängigkeit zum günstigen Russland. Das war eine schwache Energiepolitik, die spätestens 2015 zu einer Reaktion hätte führen müssen. Das baden wir jetzt aus.
Wenn wir heute noch ordentlich gewartete Kernkraftwerke haben würden, wäre ich gar nicht dagegen, dass man die in der aktuellen Situation noch länger laufen lässt, um den Schritt zu den Erneuerbaren weicher zu gestalten. Wobei ich meine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass wir, wenn wir noch ordentlich lang laufende Kernkraftwerke hätten keine so guten Fortschritte beim Ausbau der eneuerbaren Energien machen würden. Wozu auch, läuft ja.
Die Verbindung daraus, dass ich das für keine gute Technologie halte, dass sie in Deutschland schon abgeschafft und quasi komplett rückgebaut wurde und das wir gute Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien machen führt dazu, dass ich eher dagegen bin. Und wie du am Wort "eher" herauslesen kannst: Nicht mal hier bin ich mir sicher.
Das man funktionierende Kernkraftwerke mir nichts dir nichts aus der Tasche zaubern könnte und für die nächsten 20-30 Jahre die Strompreise massiv senken könnte, wie es von manchen Politiker behauptet wird, halte ich für eine Nebelkerze.
Von daher, ja. Die Bekämpfung von Klimawandel ist wichtig. Aber mir fällt kein politisches Ziel ein, dem automatisch alle anderen politischen Ziele, ohne wenn und aber, untergordnet werden dürfen. Das gilt auch für die Bekämpfung des Klimawandels.