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Autor Thema: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread  (Gelesen 279152 mal)

Viking

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2140 am: 14.Februar 2024, 23:35:15 »

Das sehe ich anders. Extremismus ist immer Mist, es sei denn meine Lebenswirklichkeit ist Extremismus. Nochmal: Wir reden hier von Rechtsextremisten, Rassisten, Verfassungsfeinden und Faschisten. Von Antidemokraten. Und die soll ich demokratisch wählen, weil ich mit den etablierten Parteien unzufrieden bin? Das ist in sich schon ein eklatanter Widerspruch. Wenn ich eine Partei wähle, die sich davon ganz bewusst nicht abgrenzt, sondern im Gegenteil, die beständige Provokation und anschließende Selbstverharmlosung hegt und pflegt wie ihr liebstes Kind, dann muss ich davor schon beide Augen ganz fest verschließen. Und das ist ethisch fragwürdig, in dem Punkt gibt es für mich nichts zu deuteln. Wir reden hier von Leuten, die die Würde eines Menschen von seiner Herkunft abhängig machen (von Sexualität, Religion etc. ganz zu schweigen). Das widerspricht fundamental den universellen Menschenrechten und wenn die nicht mehr Grundkonsens in unserer Gesellschaft sind, haben wir ein echtes Problem.

Die Frage ist doch eher: Warum ist das so? Warum haben die Leute kein Problem mit diesem unübersehbaren Rechtsextremismus? Fehlt das Verständnis? Fehlt das historische Wissen? Glaubt man der Erzählung, dass Extremismus erst mit Gewalt anfange?
Es geht mir nicht darum groß irgendein Weltbild zu verteidigen sondern eher um eine konkrete Lösung, der Wahlzettel wird später auch geheim ausgefüllt und jeder der davor steht hat dann auch das Recht sein Kreuz bei bei der AfD zu machen.Die Fakten sind da einfach,dass die AfD nicht als extremistisch und antidemokratisch (genug) eingestuft wird und ein Verbotsantrag wahrscheinlich nicht durchkommen würde. Es geht da auch nicht nur um die Partei, es ist ein Gesamtgesellschaftliches Problem wenn die bei 20% stehen und viele Leute lieber die wählen als eine Regierungspartei oder die Union. ein Verbotsantrag würde da nicht viel ändern weil die Wähler und die unzufriedenen Leute da nicht verschwinden oder im Gegenteil für noch mehr Ärger sorgen.
Die Partei sollte in dem Zustand und so zerstritten wie sie in den Positionen ist, da stehen wo die Linke jetzt ist und das würde sie auch, wenn man den Wählern etwas anderes anbieten würde.

Die Gründe warum die Lage so ist wie sie ist und warum gerade die AfD Stimmen holt werden je nach Person unterschiedlich sein und auch,andere Hintergründe haben, die Krisen,Corona, Russland spielen da stark mit rein aber auch Verschiebungen in der Politik.
Erstmal hat die AfD noch nie irgendwo regiert, so schlecht man sich das auch vorstellen mag, die können Versprechungen machen und Sachen erzählen ohne das man sie an praktischen Beispielen widerlegen oder festmachen könnte.
Grundsätztlich kann man auch sagen, dass der Staat erstmal auf der sicheren Seite ist wenn er die Grundbedürfnisse der Menschen abdeckt, also Essen und Wohnen bezahlbar halten den Menschen eine Perspektive für die Zukunft bieten,für Sicherheit sorgen, löst man das hat man schon mal einen Teil der Probleme beseitigt, dazu gehört dann auch Vertrauen das diese Dinge die Priorität sind und ich vermute mal das diese Wahrnehmung bei einigen wackelt und auf der anderen Seite,diese Probleme in der Poltik nicht erkannt werden.
Als Beispiel könnte man bei dem Punkt Habeck und sein Heizungsgesetz nehmen, schlecht bis gar nicht erklärt, mögliche Kosten von Sanierungen in einem System in dem Leute als Altersvorsorge in Häuser investiert und sich ihr Leben lang etwas aufgebaut haben, sich dann noch aus Teilen der Politik,Medien und einer regierungsfreundlichen Gruppe über Ängste wundern die daraus entstehen.

Ein anderer Punkt wäre das nicht annehmen oder ignorieren von Problemen, bestimmte Dinge werden Gesellschaftlich und von der Politik einfach ignoriert,nicht als Problem wahrgenommen oder bewusst überdeckt.
Als aktuelles Beispiel mal die Situation um Vernachlässigung und Radikalisierung im Migrantischen oder Islamisch/Islamistischen Milieu, dass es da Probleme gibt war schon seit Jahren bekannt, Leute die es angesprochen haben wurden zum Teil als Rassisten beschimpft,ausgegrenzt oder angefeindet, mit der Zeit werden solche Probleme aber größer,treten immer öfter auf und es sind mehr Menschen davon betroffen. Solche Themen sind dann relativ leicht für eine Partei wie die AfD aufzugreifen weil die, im Gegensatz zu den anderen, dieses selbstauferlegte ignorieren nicht mitmachen , natürlich geht es da dann auch eher in eine Richtung die man auch nicht haben will, nämlich daraus Vorurteile gegen alle Migranten und Muslime zu schüren. Trotzdem spricht man da eine Gruppe an die sonst nicht groß gehört wird.
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100242862/attacke-auf-tagesschau-sprecher-constantin-schreiber-zieht-reissleine.html
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wenn-Lehrkraefte-verzweifeln-Die-IGS-Stoecken-schlaegt-Alarm,schule3414.html

Aus meiner Sicht wurde auch zu lange zu leichtfertig mit dem Stempel "rechts"oder auch "Nazi" umgegangen so das die Einordnung heute für viele überhaupt gar keinen Wert und keine Wirkung mehr hat.
Die AfD verkauft sich ja auch bewusst freíheitlich und das trifft auch einen Nerv von vielen.
Ich hatte in dem Post auch was zum Thema geschrieben. https://www.meistertrainerforum.de/index.php/topic,17951.msg1063242.html#msg1063242

Ich muss da sagen das es mir inzwischen auch wirklich schwer fällt mich noch genau mit den Dingen zu beschäftigen die mir an der Poltik und Regierung nicht gefallen, du kannst dir ja zu jedem Thema Stundenlang Informationen einholen,dass bewerten und dann Begründungen formulieren warum genau du dieses oder jenes scheiße findest, es bringt aber am Ende rein gar nichts und man wird einfach Müde. Die Ampel Politik und vieles was da so im Umfeld mitschwimmt ist einfach nicht meins,die machen auch keine Politik für mich.Eigentlich sollte sich Scholz nach dem ganzen Mist und dem Stimmverlust in den Umfragen jetzt schon einer Neuwahl stellen müssen.
Wenn ich da sehe das sogar ich anfange so zu denken, wie muss es dann erst jemandem gehen der schon länger AfD wählt oder nicht in der Mitte sondern schon weiter am Rand steht.

Rationale Gründe nicht AfD zu wählen wären für mich persönlich,dass ich mit den meisten Leuten nichts anfangen kann, der lokale AfD Mann hier ist halber Verschwörungstheoretiker und Putin fan. Die Art und der Ton der Politiker durch die Bank passt mir nicht.
Deren Standpunkte zum Ukraine Krieg, Putin und Russland Beeinflussung, dieses ganze getue und gerede um das "Volk"  und die Ideen aus der Höcke und Krah Ecke. Der Unwille da Entgleisungen zu verurteilen. Zuletzt die Reaktion auf den Israel Konflikt,allgemein Äußerungen und Standpunkte zu dem Thema Israel und Antisemitsmus.
Natürlich sind die meisten Versprechungen auch nur dazu da Leute zu fangen, freiheitliche Ausrichtung könnte man z.B zumindest unter Höcke vergessen.

Falls Merz und die Union den härteren Kurs weitergehen fände ich es auch besser die zu stärken.

Zitat
Dem Grundsatz stimme ich zu, nur sieht man ja gerade, dass das mit dem Extremismus von Rechts eben nicht mehr funktioniert. Es juckt einen bedeutenden Teil der Wählerschaft offenbar nicht mehr, ob die AfD rechtsextrem ist oder nicht. Das liegt auch daran, dass die Abgrenzung fehlt, gerade von konservativen Parteien. Die betonen einerseits ihre Brandmauer, übernehmen aber andererseits Rhetorik und Narrative aus rechtsextremen Kreisen, um am rechten Rand zu fischen. Damit verschieben sie sukzessive die Grenze des Sagbaren und machen extremistische Redeweisen salonfähig. So wird Extremismus normalisiert. Und ironischerweise nützt es den Parteien nichts, weil die Leute dann doch lieber das Original wählen. Auf diese Weise verlieren wir als Gesellschaft auch ein Stück weit unseren moralischen Kompass.
Die Argumentation habe ich ähnlich mal im DLF gehört als es um die politische Situation in Sachsen ging und die die Kandidaten der Grünen und der SPD dazu befragt haben die sich ähnlich geäußert haben, in der Realität sieht es da aber so aus, dass Kretschmer mit seiner Rhetorik und seiner Art deutlich erfolgreicher ist als die anderen beiden zusammen. Würde man als CDU den Ton ändern hätte man da überhaupt keine Chance mehr. Finde den Beitrag leider nicht mehr.
Im Bund steht Die Union auch deutlich vor den anderen, man muss sich da untereinander nur einig sein was man will weil es in der Partei auch unterschiedliche Ansichten gibt,da ist es schon nicht so einfach.
Vielleicht wäre es da am besten gewesen man hätte die "Brandmauer" gar nicht erst so aufgestellt, hätte man vor ein paar Jahren mit einer kleinen AfD als Junior Partner regiert gäbe es zumindest Beispiele,dass die es auch nicht besser können.
Krah vermutet und hofft da ja ,dass es eine Implusion in der Partei geben wird und die sich nach und nach zerlegen um den Weg frei zu machen.
https://www.ksta.de/politik/afd-spitzenkandidat-maximilian-krah-zerstoerung-cdu-csu-union-implosion-634456

Zitat
Natürlich gibt es diese Wahlangebote, man muss sie halt auch wählen. Wie gesagt, dann würden wir jetzt vielleicht darüber sprechen, dass wir mehrere 5%-Parteien haben und die Parteienlandschaft zersplittert. Kann man ebenfalls kritisch sehen, aber das ist noch lange nicht so kritisch, wie eine rechtsextreme Partei bei 20%. Dass die Stimme an eine Kleinpartei, die es nicht in den Bundestag schafft, verschenkt ist, sehe ich nicht so. Es bleibt trotzdem eine Stimme für die Demokratie und eine Stimme gegen die AfD. Insbesondere wenn ich eben vor der Wahl stehe, aus Protest eine demokratische Kleinpartei zu wählen oder die AfD. Da muss ich als überzeugter Demokrat doch gar nicht groß weiter nachdenken. Natürlich ist es frustrierend, wenn die eigene Wahl im Bundestag nicht repräsentiert wird. Verschenkt ist die Stimme deshalb aber nicht. Ich verstehe aber, dass man das anders sehen kann. Dass die AfD medial massiv gepusht wurde, stimmt. Sie haben es selbst aber auch einfach sehr geschickt gemacht und hatten finanzstarke Unterstützer an ihrer Seite, um das zu finanzieren.
Habe ich oben ja schon etwas dazu geschrieben,wenn im Gegenzug auf den "Erfolg", weil alle Kleinstparteien oder gar nicht gewählt haben,dann von der Regierung ein "weiter so" Signal kommt sehe ich da langfristig eher schwarz. Aber es sind ja noch 2 Jahre, wer weiß wie sich das noch entwickelt.

Nebenbei kamen im Windschatten der Demos jetzt ja wirklich neue Vorstöße für Gesetze. 

https://twitter.com/ARD_BaB/status/1757356650141229255
Äußerungen unter der Strafbarkeitsgrenze bald auch strafbar?  :P
https://twitter.com/BMI_Bund/status/1757364026730783084
Mal sehen ob die FDP sich dann dauerhaft dagegen stellt.
https://www.tagesspiegel.de/politik/absage-von-fdp-abgeordnetem-an-paus-und-faeser-demokratiefordergesetz-wird-in-dieser-form-nicht-kommen-11202898.html
« Letzte Änderung: 20.Februar 2024, 13:44:43 von Viking »
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KI-Guardiola

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2141 am: 15.Februar 2024, 07:01:23 »

Sexismus, Bierrausch & Marschmusik. :D

https://taz.de/Politischer-Aschermittwoch-der-AfD/!5992514/

Als ob es in der AfD "echte Männer" gäbe. Die lassen sich doch bei der ersten Backpfeife auf den Boden fallen und spielen das Opferlamm. Wieder und wieder. :D
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Rejs

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2142 am: 16.Februar 2024, 14:52:06 »

Das Problem ist doch zunehmend auch, dass die AfD ja zur Zeit alle mit offenen Armen empfängt. Die geben vor, dass sie eine Heimat für alle wären, egal ob einfacher Bürger, gut verdienende Geschäftsführerin oder Bürgergeldempfänger. Da werden die eigenen Positionen auch gerne mal vergessen und man ist ja für alle da und schützt sie vor der bösen Ampel. Das bringt eben auch Zulauf. Warum? Es gibt auch von der linken Seite extrem krasse Ausgrenzung. Das Ganze kann man zb auch auf Twitter (das ja seine eigenen Regeln hat) super nachvollziehen. Da sind sehr viele sehr radikal unterwegs. Da werden auch eher links angesiedelte Personen massiv angegriffen, weil sie zb der Bezahlkarte für Asylsuchende positiv eingestellt sind. Das grenzt aus, diese Leute fühlen sich nicht daheim und schon setzen AfD-nahe Personen an, zeigen ihnen, dass diese Meinung ja auch von ihnen geteilt wird und sich zugehörig fühlen können. Das senkt eben dann die Hemmschwellen, eine Partei wie die AfD zu wählen. Da wird sich nicht mehr mit dem Programm beschäftigt. Super kritische und verachtenswerte Aussagen ihrer Politiker? Egal! Die packen zu viele solcher Leute auf einer emotionalen Ebene. Weil sie sich selbst eben als verschworene Gemeinschaft sehen, die für alle da ist...
In so vielen Diskussionen gibt es einfach kein Dazwischen mehr. Nur schwarz. Nur weiß. Nur Nazi. Nur linksradikal. Nichts dazwischen. Personen werden munter wegen leicht abweichender Meinungen in Schubladen gesteckt. So läuft aber das Leben eben nicht. Es gibt zu viel dazwischen, aber man nimmt nur noch die Extreme war. Es sind einfach alle Sith, denn nur ein Sith kennt nichts als Extreme.
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Viking

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2143 am: 18.Februar 2024, 21:59:09 »

Sexismus, Bierrausch & Marschmusik. :D

https://taz.de/Politischer-Aschermittwoch-der-AfD/!5992514/

Als ob es in der AfD "echte Männer" gäbe. Die lassen sich doch bei der ersten Backpfeife auf den Boden fallen und spielen das Opferlamm. Wieder und wieder. :D
Das ist schon unangenehm peinlich.Ich habe da auch einen Clip von der Krah Rede gesehen, ist wirklich so platt wie es sich liest. Da würde ich auch nichts in Richtung politisch liberal erwarten,falls der in eine Führungsposition kommt würde er einfach alles umdrehen und anderen seine Ideen aufdrücken.
Ist mir wirklich ein Rätsel warum die solche Leute und gerade den so prominent in der ersten Reihe aufstellen.
Vielleicht unterschätze ich ihn aber auch, hätte auch nicht erwartet,dass Trump mit seiner Art so viel Unterstützer ziehen kann.
Nebenbei hat er wohl auch ganz gute Kontakte nach China.
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100247784/afd-maximilian-krah-das-geld-aus-china-und-die-geheimdienste.html

Weil im Artikel TikTok erwähnt wird, dass ist auch eine eigene Welt wenn es um Politische Botschaften geht, ist mir zuletzt auch in Diskussionen beim Israel/Gaza Thema aufgefallen, oft werden da einfach kurze Clips,auch ohne Kontext, geteilt und ohne zu hinterfragen weiterverbreitet. Kann mir gut vorstellen,dass man mit der Zeit abstumpft und bestimmte Dinge einfach übernimmt wenn man da länger unterwegs ist.
Vor einiger Zeit ging da auch ein Brief von Osama Bin Laden rum,der anscheinend von vielen auch eher postiv aufgenommen wurde.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/bin-laden-brief-tiktok-100.html
Bei uns gab oder gibt es ja sowas ähnliches mit diesem umgedichteten Gigi D’Agostino Song.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Rassistischer-Ohrwurm-wird-zum-TikTok-Trend,tiktok218.html

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DeDaim

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2144 am: 12.März 2024, 08:12:04 »

Sorry, Viking, ich hatte komplett vergessen zu reagieren und wollte jetzt eigentlich was Neues posten. War ein typisches "mach ich später" und dann nicht mehr dran gedacht. :angel:

Das sehe ich anders. Extremismus ist immer Mist, es sei denn meine Lebenswirklichkeit ist Extremismus. Nochmal: Wir reden hier von Rechtsextremisten, Rassisten, Verfassungsfeinden und Faschisten. Von Antidemokraten. Und die soll ich demokratisch wählen, weil ich mit den etablierten Parteien unzufrieden bin? Das ist in sich schon ein eklatanter Widerspruch. Wenn ich eine Partei wähle, die sich davon ganz bewusst nicht abgrenzt, sondern im Gegenteil, die beständige Provokation und anschließende Selbstverharmlosung hegt und pflegt wie ihr liebstes Kind, dann muss ich davor schon beide Augen ganz fest verschließen. Und das ist ethisch fragwürdig, in dem Punkt gibt es für mich nichts zu deuteln. Wir reden hier von Leuten, die die Würde eines Menschen von seiner Herkunft abhängig machen (von Sexualität, Religion etc. ganz zu schweigen). Das widerspricht fundamental den universellen Menschenrechten und wenn die nicht mehr Grundkonsens in unserer Gesellschaft sind, haben wir ein echtes Problem.

Die Frage ist doch eher: Warum ist das so? Warum haben die Leute kein Problem mit diesem unübersehbaren Rechtsextremismus? Fehlt das Verständnis? Fehlt das historische Wissen? Glaubt man der Erzählung, dass Extremismus erst mit Gewalt anfange?
Es geht mir nicht darum groß irgendein Weltbild zu verteidigen sondern eher um eine konkrete Lösung, der Wahlzettel wird später auch geheim ausgefüllt und jeder der davor steht hat dann auch das Recht sein Kreuz bei bei der AfD zu machen.Die Fakten sind da einfach,dass die AfD nicht als extremistisch und antidemokratisch (genug) eingestuft wird und ein Verbotsantrag wahrscheinlich nicht durchkommen würde. Es geht da auch nicht nur um die Partei, es ist ein Gesamtgesellschaftliches Problem wenn die bei 20% stehen und viele Leute lieber die wählen als eine Regierungspartei oder die Union. ein Verbotsantrag würde da nicht viel ändern weil die Wähler und die unzufriedenen Leute da nicht verschwinden oder im Gegenteil für noch mehr Ärger sorgen.
Die Partei sollte in dem Zustand und so zerstritten wie sie in den Positionen ist, da stehen wo die Linke jetzt ist und das würde sie auch, wenn man den Wählern etwas anderes anbieten würde.
Natürlich, solange die AfD auf dem Wahlzettel steht, darf sie gewählt werden und ein Verbotsantrag allein würde das Problem nicht lösen. Die etablierten Parteien müssen die Probleme lösen - inhaltlich-sachlich, aber auch rhetorisch - oder eine neue demokratische Partei. Die AfD selbst bietet keine Lösungen an. Das haben wir hier aber auch schon zigmal geschrieben, da drehen wir uns nur weiter im Kreis. Mein Punkt aber war: Warum haben die Leute kein Problem mit dem Rechtsextremismus? Diese Frage kann ich mir persönlich bislang nicht schlüssig beantworten, jedenfalls nicht für diese hohen Zustimmungszahlen, die die AfD in Umfragen einfährt.

Bzgl. der Einstufung als "nicht extremistisch genug" würde ich widersprechen. Zum einen ist erstmal abzuwarten, was jetzt die Verhandlungen am OVG Münster ergeben (und dann vermutlich in weiteren Instanzen), zum anderen war zu lesen, dass der Verfassungsschutz einen neuen Bericht über die AfD vorbereitet - bislang ging das mit einer Änderung der Einstufung einher. Darüber hinaus gibt es immer wieder neue Berichte, die das Ausmaß des Rechtsextremismus in der Partei offenlegen, z. B. der hier, dass die AfD im Bundestag über 100 Rechtsextreme beschäftigt: https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/afd-bundestag-rechtsextreme-mitarbeiter-100.html. Ich hatte hier auch mal ein Interview mit einem meiner ehemaligen Profs verlinkt, von dem ich nun erfahren habe, dass er die erste (oder zumindest eine der ersten) zeithistorischen Analysen der AfD vornimmt, um die sich die Geschichtswissenschaft bislang gedrückt hat. Die Monographie ist in Vorbereitung (ich erzähle hier keine Geheimnisse, auf Facebook teilt er das auch alles öffentlich). Er geht soweit, dass die AfD im Kern nationalsozialistisch sei und ein Verbot unumgänglich. Das ist jetzt natürlich stark verkürzt heruntergebrochen.

Zitat
Dem Grundsatz stimme ich zu, nur sieht man ja gerade, dass das mit dem Extremismus von Rechts eben nicht mehr funktioniert. Es juckt einen bedeutenden Teil der Wählerschaft offenbar nicht mehr, ob die AfD rechtsextrem ist oder nicht. Das liegt auch daran, dass die Abgrenzung fehlt, gerade von konservativen Parteien. Die betonen einerseits ihre Brandmauer, übernehmen aber andererseits Rhetorik und Narrative aus rechtsextremen Kreisen, um am rechten Rand zu fischen. Damit verschieben sie sukzessive die Grenze des Sagbaren und machen extremistische Redeweisen salonfähig. So wird Extremismus normalisiert. Und ironischerweise nützt es den Parteien nichts, weil die Leute dann doch lieber das Original wählen. Auf diese Weise verlieren wir als Gesellschaft auch ein Stück weit unseren moralischen Kompass.
Die Argumentation habe ich ähnlich mal im DLF gehört als es um die politische Situation in Sachsen ging und die die Kandidaten der Grünen und der SPD dazu befragt haben die sich ähnlich geäußert haben, in der Realität sieht es da aber so aus, dass Kretschmer mit seiner Rhetorik und seiner Art deutlich erfolgreicher ist als die anderen beiden zusammen. Würde man als CDU den Ton ändern hätte man da überhaupt keine Chance mehr. Finde den Beitrag leider nicht mehr.
Im Bund steht Die Union auch deutlich vor den anderen, man muss sich da untereinander nur einig sein was man will weil es in der Partei auch unterschiedliche Ansichten gibt,da ist es schon nicht so einfach.
Vielleicht wäre es da am besten gewesen man hätte die "Brandmauer" gar nicht erst so aufgestellt, hätte man vor ein paar Jahren mit einer kleinen AfD als Junior Partner regiert gäbe es zumindest Beispiele,dass die es auch nicht besser können.
Krah vermutet und hofft da ja ,dass es eine Implusion in der Partei geben wird und die sich nach und nach zerlegen um den Weg frei zu machen.
https://www.ksta.de/politik/afd-spitzenkandidat-maximilian-krah-zerstoerung-cdu-csu-union-implosion-634456
Man könnte auch anders argumentieren: Die (gesichert rechtsextremistische!) AfD in Sachsen konnte in Umfragen überhaupt nur stärkste Kraft werden, weil ihre Narrative übernommen, salonfähig und damit wählbar gemacht wurden. Ob die CDU in Sachsen "überhaupt keine Chance mehr" hätte, wenn sie das nicht tun würde (im besten Fall: gar nicht erst angefangen hätte), ist doch spekulativ oder gibt es dazu eine Analyse? Die Stärke der Union im Bund würde ich eher der Schwäche der Ampel zuschreiben, das zeigen ja auch Umfragen zur Zufriedenheit mit der Regierung. Mir ist es allemal lieber, die Leute wählen aus Unzufriedenheit die Union, anstatt Extremisten. Und dass es innerhalb einer Partei unterschiedliche Positionen gibt, ist doch völlig normal (von allen Parteien ist die AfD meiner Meinung nach übrigens am zerstrittensten - das macht den aktuellen Umfrageerfolg ja umso erstaunlicher). Es sollte aber in einer demokratischen Partei schon Konsens sein, dass man nicht mit Verfassungsfeinden zusammenarbeitet. Wer diesem Konsens nicht zustimmt, hat dann halt in einer demokratischen Partei nichts verloren und gründet seine eigene Werteunion. Diese Zersetzung hat ja leider bereits angefangen. Und die These der "Zähmung durch Regierungsverantwortung" wurde doch nun auch schon wiederholt widerlegt.

Zitat
Natürlich gibt es diese Wahlangebote, man muss sie halt auch wählen. Wie gesagt, dann würden wir jetzt vielleicht darüber sprechen, dass wir mehrere 5%-Parteien haben und die Parteienlandschaft zersplittert. Kann man ebenfalls kritisch sehen, aber das ist noch lange nicht so kritisch, wie eine rechtsextreme Partei bei 20%. Dass die Stimme an eine Kleinpartei, die es nicht in den Bundestag schafft, verschenkt ist, sehe ich nicht so. Es bleibt trotzdem eine Stimme für die Demokratie und eine Stimme gegen die AfD. Insbesondere wenn ich eben vor der Wahl stehe, aus Protest eine demokratische Kleinpartei zu wählen oder die AfD. Da muss ich als überzeugter Demokrat doch gar nicht groß weiter nachdenken. Natürlich ist es frustrierend, wenn die eigene Wahl im Bundestag nicht repräsentiert wird. Verschenkt ist die Stimme deshalb aber nicht. Ich verstehe aber, dass man das anders sehen kann. Dass die AfD medial massiv gepusht wurde, stimmt. Sie haben es selbst aber auch einfach sehr geschickt gemacht und hatten finanzstarke Unterstützer an ihrer Seite, um das zu finanzieren.
Habe ich oben ja schon etwas dazu geschrieben,wenn im Gegenzug auf den "Erfolg", weil alle Kleinstparteien oder gar nicht gewählt haben,dann von der Regierung ein "weiter so" Signal kommt sehe ich da langfristig eher schwarz. Aber es sind ja noch 2 Jahre, wer weiß wie sich das noch entwickelt.
Ja, das stimmt. Mein Punk bezüglich der Wahlangebote ist aber der: Würden mehr Leute ihrer Unzufriedenheit mit der Politik durch die Wahl anderer demokratischer Wahloptionen Ausdruck verleihen, anstatt immer weiter Stammpartei X zu wählen oder aus Protest die AfD, dann würden wir jetzt vielleicht über 10-15% AfD sprechen und dafür aber 2-3 weitere Parteien, die um die 5%-Marke herum stehen. Denn das wäre durchaus möglich und es wäre ein andere - in meinen Augen besseres - Signal an die etablierten Parteien, dass sie sich am Riemen zu reißen haben und die Chance auf konstruktive Lösungen wäre - ebenfalls in meinen Augen - eine höhere, weil man nicht vor der Angst vor Rechtsextremisten getrieben wäre und ein Verbotsverfahren als Lösung aller Probleme im Raum stünde. Ich fürchte aber, dass eine neue demokratische Partei ohne eine charismatische (und im Zweifelsfall populäre) Persönlichkeit an der Spitze im Niemandsland versinkt, so wie alle anderen Kleinparteien.

Mal ein Szenario von o. g. ehemaligem Prof von mir:
Zitat
Einmal angenommen, die AfD wird mit 30 % stärkste Partei in der Wahl zum thüringischen Landtag. Die dortige Union verweigert als zweistärkste Kraft kraft ihres Rechts und Links gleichsetzenden Brandmauerbeschlusses die Zusammenarbeit u. a. mit der drittstärksten, der Linken. Es kommt zu Zersetzungsprozessen innerhalb der thüringischen CDU von Seiten derjenigen, die zumindest die Duldung einer AfD-Regierung unter einem Ministerpräsidenten Höcke taktisch in Erwägung ziehen. Einige sprechen sich für ein Zähmungskonzept der AfD durch eine CDU-Regierungsbeteiligung aus. Die CDU-Bundesparteiführung interveniert, wodurch sich der Konflikt verschärft. Die thüringische CDU spaltet sich. Eine Regierungsbildung kommt dauerhaft nicht zustande. Rechtsextreme Machtdemonstrationen üben von der Straße aus Druck auf die Politik in Erfurt sowie auf einzelne Politiker aus. Neuwahlen werden nötig.

Einmal angenommen, nach den Wahlen zum sächsischen Landtag, in denen die AfD stärkste Partei wird, scheitert eine Regierungsbildung unter Führung der CDU an weiteren russlandfreundlichen und pazifistischen Einlassungen des regierenden Ministerpräsidenten, und nach den Wahlen zum brandenburgischen Landtag, in denen die AfD stärkste Partei wird, scheitert eine Regierungsbildung unter Führung der SPD an haushaltspolitischen Forderungen der CDU. Und dann?

Dann befände sich die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik nach politikwissenschaftlichen Kriterien nicht nur in einer Demokratie-, sondern in einer Staatskrise. Zeitgeschichtlich beurteilt, wird sich deshalb die Machtergreifung schon deshalb nicht wiederholen, weil anders als in der Weimarer in der Berliner Republik die überwältigende Mehrheit der Beamten verfassungstreu ist und auch die EU an verschiedenen Punkten Einfluss nehmen kann. Aber es droht eine lange Phase juristischer, administrativer und zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzungen, an deren Ende die Republik nicht mehr dieselbe sein wird.

Gruselige Vorstellung, aber ein durchaus plausibles "worst case"-Szenario für die anstehenden Landtagswahlen.
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So long, and thanks for all the fish

j4y_z

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2145 am: 15.April 2024, 22:40:42 »

Weil auch hier schon das Narrativ des Weltuntergangs/Kohlecomebacks/Grundlastblackouts/Kernkraftalternativlosigkeit gezeichnet wurde:

Ne, war damals falsch und ist es heute immer noch:

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/atomausstieg-akw-kernkraft-bruno-burger-energy-charts-e431489/?reduced=true

Wer kein SZplus hat:
https://www.reddit.com/r/de/comments/1c4l1rr/comment/kzo4m4v/?utm_source=share&utm_medium=mweb3x&utm_name=mweb3xcss&utm_term=1&utm_content=share_button

Und nein, ich möchte darüber nicht diskutieren. Über Fakten kann man nicht diskutieren.
« Letzte Änderung: 15.April 2024, 22:54:06 von Joe Hennessy »
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2146 am: 16.April 2024, 09:37:51 »

Fakten: durch die anhaltende Rezession in Deutschland (Schlußlicht unter allen Industrienationen) sinkt die Produktion und damit der Stromverbrauch, trotzdem muss immer mehr Strom importiert werden.

Zitat
Fazit
Der Anstieg der Stromimporte im Sommer 2023, verbunden mit einem negativen Exportsaldo, verdeutlicht einen anhaltenden Trend. Dieser wird durch den saisonalen Verlauf geprägt, wobei in Wintermonaten exportiert und in Sommermonaten tendenziell importiert wird. Die volatile Stromerzeugung durch PV zu verschiedenen Tageszeiten spielt dabei eine zentrale Rolle. Diese Dynamik spiegelt sich auch in den Import- und Export-Preisen im Juli 2023 wider: Importe erfolgen zu Spitzenlastzeiten mit teuren Strompreisen, während Exporte vermehrt in sonnenreichen Stunden mit günstigen Strompreisen auftreten.
https://www.ffe.de/veroeffentlichungen/stromimporte-nach-deutschland-sommer-2023-deutlich-angestiegen/

Man könnte das Geld auch im Ofen verbrennen, im Solarofen versteht sich.

Zitat
Gründe für den Rückgang der insgesamt verfügbaren Strommenge waren Einsparbemühungen wegen hoher Energiepreise und eine konjunkturelle Abschwächung, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen. Der im Vergleich zur insgesamt verfügbaren Strommenge stärkere Rückgang inländischen Stromerzeugung hängt zudem mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke zum 15. April 2023 zusammen. Der Wegfall der Kernenergie wurde vor allem durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen, während die Stromerzeugung aus Kohle deutlich sank.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_351_43312.html
« Letzte Änderung: 16.April 2024, 09:39:44 von Signor Rossi »
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Octavianus

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2147 am: 16.April 2024, 10:45:43 »

Ich kann die Argumentation von Burger nachvollziehen und spreche mich auch gar nicht für einen Neubau von AKWs aus, aber eine Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Kernkraftwerke wäre durchaus möglich gewesen. Insbesondere die Schwankungen im Bereich der Erneuerbaren Energien sehe ich als noch nicht gelöst und solange wir noch keine zentralen oder dezentralen Energiespeicher als Pufferlösungen haben, haben wir die Problematik der angesprochenen hohen Importe und Exporte zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten (und ja, das ist für sich gesehen ein reines Verteilungsproblem).
Mir ist doch auch bewusst, dass Kernenergie natürlich nicht sauber ist, aber der bisher produzierte nukleare Abfall muss genauso entsorgt werden wie der in deutlich geringerem Maße entstehende Abfall, der durch einen Weiterbetrieb angefallen wäre. Die Endlagerung ist nicht gelöst worden und muss gelöst werden, unabhängig davon, ob AKWs abgeschaltet werden oder weiterlaufen. Warum ist die Endlagersuche nicht die Kernfrage, die eigentlich debattiert werden sollte? Über einen Weiterbetrieb oder ein Stilllegen zu streiten ist in dieser Hinsicht vollkommen müßig, weil genau diese Frage nicht ausreichend erörtert wird.
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2148 am: 16.April 2024, 14:00:50 »

Man hätte 2014 die noch laufenden AKW grundsanieren und deren Laufzeit verlängern müssen, um von Kriegsfürst Putin unabhängiger zu werden. Und ja, es gibt Uran auch von nicht-russischen Lieferanten. Merkel hat aber das Gegenteil gemacht, trotz völkerrechtswidriger Annexion der Krim wurde die Abhängigkeit vom Putin-Gas noch ausgebaut.
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GameCrasher

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2149 am: 16.April 2024, 14:31:00 »

Ich persönlich sah Atomkraft seit jeher als keine Alternative, die man verteten könne.
Es ist wie bei so Vielem ein Wegschieben der Probleme. Schaffen von Zukunftsproblemen. Ich kann diese Einstellung schon seit meiner Jugend nicht nachvollziehen.

Dr. Wolfgang Gründinger fasst das Thema Atomkraft wie folgt zusammen:
Zitat
Atomkraft ist teuer, benötigt ewige Bauzeiten, und die Endlagerung des Mülls ist ungelöst.[...]
Atomkraft ist in vielen Fällen schlichtweg keine pragmatische Lösung, sondern (meist) pure Ideologie.
Quelle: https://www.wolfgang-gruendinger.de/post/brauchen-wir-die-atomkraft

Das DIW Berlin unterstützt dies mit weiteren Fakten:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.867801.de/neue_kernkraftprojekte_technisch_riskant_und_unrentabel.html

Auch die Grünen haben keine schlechten Argumente gegen das mitlerweile umsichgreifende "Weiter so" gegeben:
https://www.gruene-bundestag.de/themen/atomausstieg/atomkraft-ist-ein-milliardengrab


Ich sehe zwar die von Octavianus angesprochene Thematik einer möglichen Überbrückungsnotwendigkeit bei Extremlast, aber keinesfalls eine Notwendigkeit überhaupt in Betracht ziehen zu müssen, Atomkraft weiter zu fördern oder zu fordern.

Am Rande noch eine Anekdote aus meinem Privatleben.
Am Wochenende kam Besuch. Ein Paar, das sich Mitte letzten Jahres ein Haus kaufte. Wenig später installierten sie Solarpanels am Dach und speisen ein.
Seither haben sie stets mehr als das Dreifache von dem was sei nutzen würden, eingespeist. Ich war überrascht, dass dies trotz der Dinge die man uns politisch weißmachen will, so enorm ausfiel.
Die beiden wissen auch wovon sie sprechen, da beide aus der Photovoltaikbranche sind.

j4y_z

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2150 am: 16.April 2024, 18:40:39 »

Fakten: durch die anhaltende Rezession in Deutschland (Schlußlicht unter allen Industrienationen) sinkt die Produktion und damit der Stromverbrauch, trotzdem muss immer mehr Strom importiert werden.

Zitat
Fazit
Der Anstieg der Stromimporte im Sommer 2023, verbunden mit einem negativen Exportsaldo, verdeutlicht einen anhaltenden Trend. Dieser wird durch den saisonalen Verlauf geprägt, wobei in Wintermonaten exportiert und in Sommermonaten tendenziell importiert wird. Die volatile Stromerzeugung durch PV zu verschiedenen Tageszeiten spielt dabei eine zentrale Rolle. Diese Dynamik spiegelt sich auch in den Import- und Export-Preisen im Juli 2023 wider: Importe erfolgen zu Spitzenlastzeiten mit teuren Strompreisen, während Exporte vermehrt in sonnenreichen Stunden mit günstigen Strompreisen auftreten.
https://www.ffe.de/veroeffentlichungen/stromimporte-nach-deutschland-sommer-2023-deutlich-angestiegen/

Man könnte das Geld auch im Ofen verbrennen, im Solarofen versteht sich.

Zitat
Gründe für den Rückgang der insgesamt verfügbaren Strommenge waren Einsparbemühungen wegen hoher Energiepreise und eine konjunkturelle Abschwächung, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen. Der im Vergleich zur insgesamt verfügbaren Strommenge stärkere Rückgang inländischen Stromerzeugung hängt zudem mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke zum 15. April 2023 zusammen. Der Wegfall der Kernenergie wurde vor allem durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen, während die Stromerzeugung aus Kohle deutlich sank.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_351_43312.html

Ernsthafte Frage: hast du den Artikel überhaupt gelesen? Beide Punkte werden angesprochen. Stromimporte sind nichts schlimmes, und kommen mitnichten nur aus dreckigen Quellen. Strom wird immer dann importiert, wenn er günstiger importiert als selbst erzeugt werden kann. Da wird also kein Geld verbrannt, sondern gespart.

Zur Erinnerung: Atomstrom ist der teuerste Strom den es gibt. Atomstrom zu produzieren um Importe zu vermeiden wäre wirtschaftlicher Selbstmord.
« Letzte Änderung: 16.April 2024, 19:04:59 von Joe Hennessy »
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Tim Twain

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2151 am: 16.April 2024, 20:53:32 »

Hast du zu deiner Erinnerung eine Quelle?
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j4y_z

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2152 am: 16.April 2024, 22:29:02 »

Klar, und auch hier mal wieder der mir suspekte Focus.

https://amp.focus.de/finanzen/boerse/konjunktur/atom-kohle-gas-wind-solar-welche-stromart-uns-am-wenigsten-kostet_id_11658454.html

https://www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft/umwelt-und-energie/das-maerchen-vom-billigen-atomstrom

Kombiniert mit der nachgewiesenen Unrentabilität „neuartiger Reaktoren (tm)“ ist es absolut unverständlich, wie jemand noch ernsthaft auf die Idee kommen kann, Kernkraft auch nur ansatzweise als Lösung für irgendetwas anzusehen.

https://www.diw.de/de/diw_01.c.867887.de/publikationen/wochenberichte/2023_10_1/ausbau_von_kernkraftwerken_entbehrt_technischer_und_oekonomischer_grundlagen.html
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2153 am: 17.April 2024, 08:05:56 »

Wenn man mit der Energiewende einhergehende Kostenblöcke weglässt... https://www.utn.de/files/2024/04/Grimm-Policy-Brief-CD-FINAL.pdf
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DragonFox

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2154 am: 17.April 2024, 10:09:43 »

Ist etwas müßig, wenn beim AKW hinten und bei den EE vorne etwas ignoriert wird.  ;D


Das Papier der UTN macht den Vergleich gar nicht auf. Die kritisieren lediglich, dass die Levelized Cost of Electricity nicht ausreiche, um die Behauptung aufzustellen, dass in Zukunft der Preis durch EE sinken würde. Das sehe ich auch so. Das der Strompreis sinken würde, halte ich sowieso für eine gewagte These.

Aber hat das jemand für den Neubau von AKWs berechnet? In dem Papier wird kein Vergleich gezogen oder Aussagen dazu getroffen, dass die Kosten anderer Stromerzeugungsarten mit größeren Details berechnet werden und besser dastünden. Es lässt sich also gar keine Aussage darüber treffen, ob EE durch Levelized Cost of Load Coverage teurer oder weniger teuer als andere Erzeugungsarten wäre. Die Aussage ist nur, dass sie teurer wird als angenommen.
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j4y_z

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2155 am: 17.April 2024, 11:35:37 »

Wenn man mit der Energiewende einhergehende Kostenblöcke weglässt... https://www.utn.de/files/2024/04/Grimm-Policy-Brief-CD-FINAL.pdf

Stromgestehungskosten sind aber ein guter Indikator für vergangene Stromerzeugung. Und da failed Atomstrom halt so richtig hart. So hart, dass er sogar vom Staat subventioniert werden muss, weil ihn sich sonst keiner leisten kann.

https://foes.de/publikationen/2020/2020-09_FOES_Kosten_Atomenergie.pdf

https://www.bundestag.de/resource/blob/877586/4e4dce913c3d883a81adcf2697313c7d/WD-5-090-21-pdf-data.pdf

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2156 am: 11.Juni 2024, 05:16:20 »

Bookworm Leaks: Marcel Reich-Ranicki interpretiert die endgültigen Wahlergebnisse der AfD.



Aber er hat ja auch Recht: Die Mauer muss weg.

#SchwarzRotBraun

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Thorbinho09

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2157 am: 11.Juni 2024, 10:01:02 »

Die aktuellen Wahlergebnisse sind zwar erschreckend aber leider nicht mehr überraschend. Es sind nun auch nicht mehr nur Protestwähler unterwegs, die einen "Denkzettel" verpassen wollen. Die etablierten Parteien müssen endlich mal die Kurve kriegen und vernünftige Politik machen und dann auch entsprechend kommunizieren. Daran hat es in der Ampel auch immer wieder gehapert. Sicher macht die Regierung nicht alles richtig und man muss auch sagen, dass es sicherlich auch schon Zeiten gab, die nicht so voller Herausforderungen und anspruchsvoll zu regieren waren. Aber dann muss man, auch wenn Rot-Grün und Gelb nicht perfekt zusammenpassen, den Arsch zusammenkneifen und versuchen kompromissbereit, volksnah und offen miteinander arbeiten und die Ergebnisse vernünftig kommunizieren. Denn das dies nicht so passiert, steigert auch den Frust bei den Wahlberechtigten, und die Opposition ist bis auf die Union auch nicht wirklich voller Alternativen. Da helfen dann auch keine ach so trendigen Videos von Aktentaschen, um auf Social Media die jungen Leute von der Politik zu begeistern und vom rechten Rand wegholen zu wollen.
Der Kanzler hat kein Profil und ist mit dafür verantwortlich die SPD kleinzukriegen, die Grünen werden gefühlt von allen anderen Parteien für so ziemlich alles verantwortlich gemacht und haben in Habeck einen Mann auf dem falschen Posten, der obendrein zu oft unsouverän aufgetreten ist, die FDP hat sich mit ihrer Blockade-Politik und als gefühlte Opposition in der Regierung selbst ins Abseits gestellt und die Union versucht teils mit Stammtischparolen am rechten Rand abzugrasen und hat mit Mr. Burns an der Spitze nicht gerade einen Mann der Zukunft.
Es muss bei allen Parteien dringend was geändert werden, um den mittlerweile leider wieder salonfähigen Rechtsruck umzubiegen und Politik und Demokratie wieder interessanter zu machen.
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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2158 am: 11.Juni 2024, 10:15:42 »

Die aktuellen Wahlergebnisse sind zwar erschreckend aber leider nicht mehr überraschend. Es sind nun auch nicht mehr nur Protestwähler unterwegs, die einen "Denkzettel" verpassen wollen. Die etablierten Parteien müssen endlich mal die Kurve kriegen und vernünftige Politik machen und dann auch entsprechend kommunizieren. Daran hat es in der Ampel auch immer wieder gehapert. Sicher macht die Regierung nicht alles richtig und man muss auch sagen, dass es sicherlich auch schon Zeiten gab, die nicht so voller Herausforderungen und anspruchsvoll zu regieren waren. Aber dann muss man, auch wenn Rot-Grün und Gelb nicht perfekt zusammenpassen, den Arsch zusammenkneifen und versuchen kompromissbereit, volksnah und offen miteinander arbeiten und die Ergebnisse vernünftig kommunizieren. Denn das dies nicht so passiert, steigert auch den Frust bei den Wahlberechtigten, und die Opposition ist bis auf die Union auch nicht wirklich voller Alternativen. Da helfen dann auch keine ach so trendigen Videos von Aktentaschen, um auf Social Media die jungen Leute von der Politik zu begeistern und vom rechten Rand wegholen zu wollen.
Der Kanzler hat kein Profil und ist mit dafür verantwortlich die SPD kleinzukriegen, die Grünen werden gefühlt von allen anderen Parteien für so ziemlich alles verantwortlich gemacht und haben in Habeck einen Mann auf dem falschen Posten, der obendrein zu oft unsouverän aufgetreten ist, die FDP hat sich mit ihrer Blockade-Politik und als gefühlte Opposition in der Regierung selbst ins Abseits gestellt und die Union versucht teils mit Stammtischparolen am rechten Rand abzugrasen und hat mit Mr. Burns an der Spitze nicht gerade einen Mann der Zukunft.
Es muss bei allen Parteien dringend was geändert werden, um den mittlerweile leider wieder salonfähigen Rechtsruck umzubiegen und Politik und Demokratie wieder interessanter zu machen.


Das sage ich seit Jahren. Hat man anfangs belächelt und einfach weiter die Nazikeule geschwungen. Jetzt hat man vor der Wahl gedacht : Eine Kampagne gegen ein paar Leute auf Sylt und wir kriegen das Volk wieder auf Linie. Hat nicht funktioniert. Vor allem nicht, wenn dieses Lied schon seit Monaten auf vielen Festen gesungen wurde, aber erst vor der Wahl man darauf aufmerksam macht...
Aber schauen wir uns doch mal die Details an : Die Grünen verlieren massivst (-28 Prozentpunkte) bei den 16-24 jährigen und dort sind AfD und cDU Kopf an Kopf auf Platz 1. Die sPD hat ihre Kernwählerschaft (Arbeiter und Angestellte) komplett verloren, dort steht jetzt die AfD vorne. Das BSW hat die Linke komplett in der Bedeutungslosigkeit versinken lassen. Ohne Gysi sehe ich für die Linken keine Zukunft mehr. Aber bei der Realitätsferne in Berlin sehen die Ampelparteien das Problem immernoch nicht oder sie ignorieren es bewusst. So oder so ein Armutszeugnis.
Kleiner Tipp an die Grünen (und vor allem Tuba Bozkurt) : Wenn ein Polizist bei der Verteidigung des Grundgesetzes getötet wird, sollte man nicht lachen. Das kommt nicht gut an...
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Signor Rossi

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Re: Die Qualen mit den Wahlen - Der Politikthread
« Antwort #2159 am: 11.Juni 2024, 10:51:46 »

Das sage ich seit Jahren. Hat man anfangs belächelt und einfach weiter die Nazikeule geschwungen.
So ist es. Ja, die Zeiten sind ganz sicher schwierig, aber anstatt die Bundesregierung - und da nehme ich den FDP gar nicht aus - den Menschen das Leben leichter macht, macht sie das Gegenteil, schafft zu den schon vorhandenen Probleme für die Bürger und Unternehmen noch neue on top. Die EU ist auch keine Hilfe, auch von da kommen immer neue Gesetze und Richtlinien, die den Menschen das Leben schwerer statt einfacher machen.

Ich sehe in keiner Partei eine Lösung der Probleme, die Union unter Merkel hat vieles in die Scheiße geritten, die Ampel gibt dem Gaul weiter die Sporen in die gleiche, falsche Richtung, AfD und BSW wären eine noch größere Katastrophe. Ob Merz wirklich etwas ändern kann? Man darf es bezweifeln, wenn der überhaupt Kanzlerkandidat wird. Mit Wüst oder Günther bekommt man zu 100% die Grünen als Regierungspartei, dann geht der wirtschaftliche Abstieg noch schneller.

Das mag jetzt sehr schwarzmalerisch klingen, aber imho ist Deutschland im Eimer, man hat sich mit so vielen Gesetzen und Vorschriften selber gefesselt, selbst wenn da wirklich eine Partei etwas ändern wollte, könnte sie es gar nicht, zumindest nicht in 4 Jahren und nicht ohne 2/3 Mehrheit und Mehrheit im Bundestag.

Der Abstieg wird weiter gehen, die Wirtschaft verlässt fast schon fluchtartig das Land, die, die noch arbeiten, müssen immer mehr abdrücken, um den Sozialstaat am laufen zu halten. Es ist nur eine Frage der Zeit, ab wann das nicht mehr machbar ist. Solange bedient sich noch jeder, der es kann, so gut es geht am Staat, zB: https://www.focus.de/politik/deutschland/aktion-abendsonne-hat-begonnen-geht-nicht-mehr-um-koennen-sondern-ums-parteibuch-wie-sich-die-ampel-schamlos-bedient_id_260012503.html

Die "Spaßmacherei" der Grünen zeigt halt auch, dass es Arschlöcher nicht nur rechts gibt, die Verachtung der FDGO, Deutschland und Deutsche vieler Linksaußen tritt auch immer offener zu Tage, das ist der Kontrast zur FDGO- und Fremdenfeindlichkeit der Rechtsaußen. Wie man so das Volk (inkl. Migranten) einen und durch schwere Zeiten bringen will, ist auch ein Ding der Unmöglichkeit. Das betrifft aber nicht nur Deutschland, der gesamte Westen ist auf einem sehr schlechten Weg, der vermutlich im Sozialismus und damit im Elend enden wird.
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