Ja, absolut. Die Zeit dreht sich aber auch weiter.
https://twitter.com/FabioDeMasi/status/1614166564386873344
https://taz.de/Verdraengung-in-Berlin-Kreuzberg/!5889000&s=fehrle/
Ich verstehe die Aussage hinter den Links nicht im Zusammenhang mit dem aktuellen Gesprächsverlauf. Vielleicht gibt es auch kein Zusammenhang und du willst auf etwas Neues hinaus. Deswegen: Was willst du damit sagen?
Ja, absolut zu abstrakt, mein Fehler. Schätze ja, dass du gewillt bist, unvoreingenommen an Politik heranzugehen, lese ich sehr gerne. Diese Einstellung würde ich gerne teilen, gelingt mir aber immer weniger. Gemeint war eigentlich, dass früher "konservativer" Beschiss heute eben nur "linker" Beschiss ist. Muss man nicht nachvollziehen, so recht plakativ aufgeworfen, nur meine Meinung.
Ich denke, dass heute wie früher gleich beschissen wird. Da waren sie im Alten Rom nicht besser als im Mittelalter, nicht besser als zur Weimarer Republik, nicht besser als im Deutschland der Nachkriegszeit, nicht besser als heute. Über alle Spektren verteilt links rechts oben unten im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten.
Mit linken und konservativem Beschiss weiß ich nichts anzufangen. Ist links das Beispiel von dir und konservativ das mit den Masken bei der CDU? Bringt die Einteilung etwas? Gibt es dadurch besseren und schlechteren Beschiss? Beschiss ist doch einfach immer beschissen...
Zur Einteilung: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Mensch in seinem Handeln ambivalent und Opfer eines Dualismus ist. Er kann Porsche fahren und sich trotzdem fürs Klima einsetzen. Die erste Tat macht die zweite Tat nicht falsch. Genau so muss ein Jugendlicher, der am Freitag fürs Klima demonstriert, nicht direkt nackt in eine Höhle sitzen und auf alles verzichten. So Argumente finde ich immer Quatsch und lenken vom Thema ab.
Im Alltag ist es oft schwierig unterbewusst strikt seinen Idealen zu folgen. Soll heißen: Es ist bekannt, dass sich der Mensch ordentlich die Bewertung seiner Handlung so hinbiegen kann, dass sein Handeln zwar seine eigentlich vertretenen Ideale verletzt, er aber mit seinem Gewissen darüber sehr gut im Reinen ist. Wir (alle Menschen) sind da recht gut drin und das Phänomen ist in der Psychologie schon lange bekannt und mit vielen Beispielen belegt.
Was ich damit meine: Ein Linker ist manchmal trotzdem links, obwohl er sich in bestimmten Momenten vielleicht nicht nach linken Idealen verhält. Genau so wie ein Nazi trotzdem Nazi sein kann, obwohl er nicht jedem Ausländer dem er auf der Straße begegnet offen feindlich gegenüber tritt (Ich weiß, polemisches Beispiel.)
Dazu kommt aber noch die Zeitspanne. Zeit vergeht und Menschen ändern sich. Ein Mensch der vor 15 Jahren mal einer Gesinnung war verhält sich heute vielleicht komplett anders und ist einfach nicht mehr dieser Gesinnung. Die 68er Generation ist hier ein Beispiel. Die Menschen aus der Bewegung werden heute oft als genau das dargestellt, was sie früher bekämpft haben.
Meistens ist das mit der Kategoriesierung gar nicht so einfach und fast alle Fälle sind nicht schwarz und weiß.
Zu dem Konkreten Fall mit diesem Haus:
Erstmal sehe ich da keinen Beschiss. Eine Eigentümergemeinschaft verkauft ein Haus. Klar. Das mit der Förderung ist so eine Sache. Und ich persönlich würde sagen, die wäre selten dämlich, wenn die daraus folgenden Pflichten nicht terminiert wären... Sie waren aber terminiert und lief 2017 aus. Die "Schuld" aus der Förderung wurde also komplett abgeglichen. Ob das jetzt ein cooler und wertvoller Deal war muss man den Senat aus den 90ern fragen. Die Eigentümergemeinschaft hat über den Vertrag hinaus aber keinerlei Verpflichtungen mehr... Hätte der Senat als Vorraussetzung eine Genossenschaft gefordert, wäre das nicht passiert. Im schlimmsten Fall haben wir hier also 'nur' harte Mieter, die sich im Rahmen des Gesetzes bewegen. Beschissen wird, soweit ich das sehe, niemand. Ob unser Mietsystem in Deutschland cool ist, ist eine andere Diskussion, auf die ich aber nochmal kurz zurück kommen werde.
Der Begriff "Beschiss" beginnt zu wakeln. Man kann sich noch darauf zurückziehen, dass hier die 'linken Ideale' beschissen werden. Klar, dass da die linke TAZ eine große Meldung drüber schreibt und die Kommentarspalte zeigt, dass das ankommt. "Wer vor 30 Jahren eine linke Eigentümergemeinschaft gegründet hat muss doch heute immer noch links sein! Und überhaupt. Was fällt denen ein in der freien Marktwirtschaft kapitalistisch zu agieren..."
Ich finde, dass man kein Anrecht auf das Ideal von anderen hat. Die können sich in 30 Jahren zu den ausbeuterischsten Kapitalisten überhaupt entwickelt haben und ihre Mieter bis zur Grenze auspressen. Mit Recht. Nicht schön, aber möglich. Nicht links, aber auch kein Beschiss.
Frage von oben: Vielleicht ist diese linke Eigentümergemeinschaft von 1993 heute einfach keine linke Eigentümergemeinschaft mehr?
Wenn das, was die Vermieter mit ihren Mietern machen, nicht im Rahmen des Rechts wäre, wäre das aufzudecken und eine Story wert. Wenn es im Rahmen ist und es lediglich darauf hinausläuft, dass die Geschichte der TAZ nicht gefällt, weil sie nicht links genug ist, dann hätte ich eher erwartet, dass sie das System kritisieren in dem sich die Vermierter (alle) so verhalten können, anstatt auf einen personenbezogenen "Rachefeldzug" gegen ein paar private Mieter zu starten, von denen sie es "anders erwartet hätten". Die Personen werden zwar nicht namentlich benannt... Es werden aber Hinweise gestreut, dass man sie mit etwas Recherche zum Teil ermitteln könnte. Dabei ist es völlig unrelevant, wer diese Personen sind.
Zu Lüzerath: Gerade weil das nicht einheitlich war und es massive Stimmen dagegen gab, ist es völlig in Ordnung, dass da Grüne auftreten. Die jungen Grünen waren eigentlich geschlossen dagegen und kritisieren heute noch die Entscheidung. Die verantwortlichen Treiber halten sich zu dem Thema sehr bedeckt. Ich habe in der Presse gelesen, dass die einzige Abgeordnete, die sich vor Ort beteiligt, Kathrin Henneberger sei. Das ist genau die eine Stimme, die sich bei der verlinkten Wahl enthalten hat.
Bei der Partei gilt das was ich oben geschrieben habe noch mehr. Jede Partei hat das "Problem", dass sie Strömungen hat die sie innerlich auseinander treibt und Gemeinsamkeiten hat, die sie verbindet. Deswegen stehen einzelne Aussagen von Politikern oft nicht stellvertretend für die ganze Partei. Ein Grüner Parteitag mit Streit und einer knappen Mehrheit resultiert in einem geschlossenen Auftreten im Bundestag. Finde ich ziemlich ok.
Lüzerath ingesamt ist wieder ein großes Symbol. Das haben wir jetzt noch 5 Tage in den Nachrichten. NRW zahlt ein paar Millionen für den Polizeieinsatz. Für die Gemeinschaft der Aktivisten ist es vielleicht positiv. Am Klima ändert sich absolut nichts. Es würde sich auch nichts ändern, wenn die paar Tonnen im Boden bleiben würden... Da ich aus Sicht grüner Politik den Deal um Lüzerath für ziemlich gelungen halte, schneiden sich die Aktivisten meiner Meinung nach ins eigene Fleisch und verlieren an dieser Stelle die Sache aus dem Auge. Der Hambacher Wald war ein ganz anderes Ding.