Zurück zum Thema: Mal abgesehen von den gesellschaftlichen Dystopien, die hier schon angesprochen wurden - und da bin ich ganz bei den Vertretern einer kritischen Haltung - gibt es doch noch den ein oder anderen Aspekt, der gut überdacht werden sollte.
Über die Heilung von Erbkrankheiten kann man diskutieren, ich selbst bin da noch zu keinem Schluss für mich gekommen. Es lässt sich natürlich die Frage stellen, ob es nicht sogar eine moralische Pflicht wäre, Menschen vor potentiellem Sichtum zu befreien? Auf ethischer Ebene lässt sich natürlich die Diskussion führen, inwiefern der Mensch zu solchen Eingriffen überhaupt berechtigt ist. Dazu bin ich aber nicht Philosoph genug, um da in die Tiefe zu gehen.

Wie DeadCrow schon gesagt hat, hört es ja außerdem dabei nicht auf.
Ich denke, wir müssen uns auch ein wenig von dem Gedanken verabschieden, dass wir das Leben verstehen können, wenn wir es in seine Einzelteile zerlegen. So abgedroschen es klingt: das Ganze ist eben mehr, als die Summe seiner Teile. Von daher ist allein schon fraglich, ob wir wirklich verstehen, was wir da machen, wenn wir einzelne Gene verändern (mal abgesehen davon, dass wir noch nicht einmal alle Gene "verstehen").
Was ich damit sagen will ist: selbst wenn wir Menschen mit "gleich guten" Voraussetzungen (wie auch immer man das nun genauer definiert) erschaffen könnten, heißt das noch lange nicht, dass sie alle "gleich gut" werden und dass das der Gesellschaft auch nützt. Ein Neugeborenes wächst auch nach der Geburt noch weiter, das Gehirn entwickelt sich im Austausch mit seiner Umgebung (und ist nur in minimalem Maße durch die Gene bestimmt) und die äußeren Bedingungen können wir nur begrenzt beeinflussen. Kurz gesagt: gleiche genetische Voraussetzungen bedeuten nicht, dass es allen Menschen gleich gut gehen wird. Ein Großteil der Probleme bleiben auch mit dem genetisch optimierten Menschen bestehen und verschwinden nicht.
Von der Illusion einer historischen Erzählung in der alles - einem Drehbuch gleichend - immer besser wird, sollten wir uns sowieso verabschieden... (Der Abschnitt ist ein wenig wirr, glaube ich. Ich hoffe, man kann meinen Überlegungen trotzdem folgen

)
Was mir sauer aufstößt ist die Rede von einer "Weiterentwicklung" des Menschen. Wer sagt uns denn, dass am Ende tatsächlich bessere Menschen rauskommen, nur weil ihre genetischen Voraussetzungen auf dem Papier besser sind? Am menschlichen Wesen wird sich dadurch nichts ändern und auch nicht, wie bereits angesprochen, an den äußeren Bedingungen.
Von einer evolutionären Weiterentwicklung zu sprechen halte ich ebenfalls für falsch - das widerspricht den Grundprinzipien der Evolution, die eben nicht durch eine aktive Anpassung der Lebewesen an ihre Umwelt angetrieben wird (auch hier muss nicht immer alles besser werden, sondern eben genau so, wie es in der gegebene Situation überlebensnotwendig ist bzw. einen Vorteil verschafft). Übrigens finde ich, dass die Entwicklung hin zu Designerbabys in die Richtung übelsten Sozialdarwinismus' geht und allein deswegen abzulehnen ist.
Ich finde, das alles wäre mal ein hochinteressantes Projekt für die Technikfolgenabschätzung. Es wäre mal interessant zu wissen, ob es an TAB oder ITAS bereits ein Projekt zum Thema "gene editing" gibt/gegeben hat. Mir ist zumindest keins bekannt, von daher wäre das Ergebnis eines solchen Projekts durchaus spannend und gesellschaftlich hochrelevant.
Ich persönlich bin nun mal der Meinung, dass die Menschheit alles tun sollte, um das menschliche Leid soweit es geht zu beseitigen. Menschliches Leid ist aus meiner Sicht unnötig und stattdessen sollte die Wissenschaft alles daran setzen, den Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen. Wie kann man also aus der Sicht dagegen sein, mittels Genetik und Robotik den Menschen dieses bessere Leben zu bringen?
Um deinen Wunsch nach der Beseitigung menschlichen Leids abzulehnen, müsste man auch ein ganz schöner Misanthrop sein.

Die Frage ist nur: Muss das durch Eingriffe in die Genetik geschehen? Zum einen gibt es da ganz andere Baustellen, die man zuerst angehen sollte und zum anderen ändert sich an genau diesen Baustellen, wie bereits geschrieben, auch nichts durch genetisch optimierte Menschen.