Ich habe lange überlegt, ob ich hierzu tatsächlich was schreiben sollte, oder es besser lasse. Vermutlich sollte ich es besser lassen, aber manches hier erschreckt mich doch derartig, dass ich einige grundsätzliche Gedanken gerne loswerden würde...
Glaubt denn hier ernsthaft jemand, dass massive militärische Operationen gegen den IS eine dauerhafte Lösung sind? Das Ergebnis dieser genialen Strategie wird sein, dass man (im "besten" Fall) eine radikale Gruppe vernichtet und massiven Zulauf für andere schafft. Gewalt erzeugt immer nur noch mehr Gewalt - das ist eine simple Rechnung und sie geht schon seit Menschengedenken auf.
Sage ich, dass man dem IS und ähnlichen Organisationen freie Hand lassen soll? Nein, aber mit den hier vorgeschlagenen Mitteln ist auch nichts gewonnen. Die Lösung für derartige Probleme kann man nicht mal eben wütend oder enttäuscht in die Tastatur hauen...
Die Probleme vor denen "der Westen" jetzt steht sind doch allesamt hausgemacht. Es ist wohlfeil und selbstbetrügerisch, zu glauben, man könne einfach mal mit der dicken Knarre draufhalten. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, die in erster Linie vom Krieg vertrieben werden sind (auch) das Opfer der deutschen Rüstungsindustrie und Wirtschaftspolitik. Die Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern hat sich die EU mit ihrem (erzwungenen) Freihandelsabkommen selbst in die Schuhe geschoben, indem man den Menschen dort die Lebensgrundlage entzogen hat - und dann wundert man sich über chaotische Zustände und beschwert sich über Wirtschaftsflüchtlinge. Bin mal gespannt, was passiert, wenn es mit den Klimaflüchtlingen so richtig losgeht... "Der Westen" sollte sich mal an die eigene Nase fassen und das eigene, kurzsichtige Verhalten überdenken, dann würden schon viele Probleme gar nicht erst auftreten. Das fängt übrigens bei jedem einzelnen von uns an, ich schließe mich da ausdrücklich mit ein - die Verantwortung nur auf die Regierung und die Wirtschaft zu lenken ist zu einfach und selbtsgerecht.
Zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, die mit Sicherheit nicht ideal ist, möchte ich gar nicht Stellung beziehen. Wie schnell es überall aber ging, bis man von den Anschlägen die Brücke zur Flüchtlingsproblematik geschlagen hat, finde ich erschreckend und einfach nur traurig. Ein paar Worte aber noch dazu: Wir, jeder einzelne von uns, sind dafür verantwortlich, wie mit Menschen, die aus Angst um ihr Leben geflohen sind, hier in Europa umgegangen wird. Mit Ausgrenzung und Isloation, mit billiger Polemik, dem Schüren von Ängsten und Verteidigung "deutscher Leitkultur", mit Verachtung bis hin zu Hass ist aber sicher niemandem, absolut gar niemandem geholfen.
Abgesehen davon finde ich es traurig, dass wir uns offenbar eine Gesellschaft geschaffen haben in der Bezeichnungen wie "Gutmensch", "Öko" und dergleichen mehr als Beleidigungen aufgefasst werden. Was ist das denn bitte?!
Wollen wir so miteinander umgehen, als Gesellschaft? Aber das führt zu weit und gehört vermutlich nicht hierher...