Also gut, Stück für Stück, damit sich niemand beschweren kann, irgendetwas wäre überlesen worden:
Das hast du nun aber sehr für die Grünen ausgelegt und einige wichtige Punkte vergessen bzw. einfach weggelassen.
Allein, wenn ich schon lese Sie wollen: ""Auch international wollen wir neuen Schwung in die sozial-ökologische Transformation bringen, indem wir auf eine verbindliche Transformationsquote hinwirken und insbesondere die Länder des globalen Südens in diesem Prozess unterstützen. Wir bündeln die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit, internationale Klimafinanzierung und Teile der humanitären Hilfe, um eine globale Transformation entlang der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und der Pariser Klimaziele zu finanzieren [...]"
Die Worte "neuen Schwung reinbringen" hört sich verzweifelt an, so nach dem Motto: "Jetzt sagen wir aber wirklich wirklich mal, was wir wollen und hauen den blöden internationalen Umweltverpesstern auf die Finger"
und wie schwammig ist denn bitte die Formulierung: "...und insbesondere die Länder des globalen Südens in diesem Prozess unterstützen." Da stellt sich konkret die Frage nach der Finanzierung, übersetzt heißt das doch, wir (die Steuerzahler) sollen das zahlen.
Ich habe gar nichts ausgelegt, sondern aus dem Wahlprogramm zitiert, mit dem Ziel die Kritik zu entkräften, die Grünen würden Klimaschutz nicht (ausreichend) international denken. Die Auslegung kommt gerade von dir. Aber gut: Ich finde, du hängst dich sehr an einzelnen Formulierungen auf und machst im Prinzip das Gegenteil dessen, was du mir unterstellst: du legst das stark gegen die Grünen aus. Ich könnte bestimmt auf die schnelle ähnlich schwammige Aussagen aus dem FDP-Programm finden. Aber was soll das bringen? Wahlprogramme sind nunmal so formuliert. Was mit der Passage gemeint ist, ist das sich aktuell international so gut wie niemand um eine klimagerechte Politik kümmert. Das soll geändert werden, z.B. indem Abkommen geschlossen werden, die verbindliche Verpflichtungen enthalten. Also das, was Signor Rossi vor einigen Posts gefordert hat. "Insbesondere die Länder des globalen Südens in diesem Prozess unterstützen" heißt genau das - und natürlich zahlt das am Ende der Steuerzahler so wie alle Staatsausgaben. Sieh es als eine klimagerechte Form der Entwicklungshilfe. Das enthält übrigens auch den von mir postulierten Gedanken, dass die Hauptverursacher - zu denen wir zählen (historisch und pro Kopf) - die Länder unterstützen, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben.
Du hast außer Acht gelassen, dass die Grünen nicht konkret einmal wissen, wie Sie das mit dem Energiegeld regeln wollen
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/energiegeld-gruene-klimaschutz-100.html
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2021/heft/7/beitrag/energiegeld-vielfaeltige-auswirkungen-bedenken.html
Allein der Verwaltungsaufwand für das Energiegeld und die Berechnung des CO2 Verbrauchs jedes einzelnen verursacht Verwaltungsaufwand...
Im Endeffekt werden die Kosten dafür größer sein, als der Nutzen des Energiegeldes. (Bsp.: Umsetzung Reichensteuer aus der Vergangenheit)
Man muss nur mal im Ansatz verstehen wie ein Verwaltungsapparat eines Staates wie der BRD funktioniert.
Was hat das mit dem Post von mir zu tun? Und warum soll ich jetzt hier das Wahlprogramm der Grünen verteidigen? Ich habe selbst geschrieben, dass ich nicht alles gut finde, was sie vorhaben, das geht dir mit der FDP doch sicher auch so.
Aber auch hier: sei's drum, ich gehe gerne drauf ein. Zunächst mal: Ja, die Auszahlung des Energiegelds ist nicht einfach, das geben die Grünen auch offen zu. Aber es ist ein Ansatz, den steigenden CO2-Preis - von der aktuellen Regierung beschlossen - im Geldbeutel der Haushalte abzufedern. Die Aussage, dass die Kosten dafür höher sind, als der Nutzen stimmt nicht, steht sogar im von dir verlinkten ZDF-Artikel: 5€ pro Auszahlung wären es bei der teureren Variante über die Steuer-ID. Bei 75€ Energiegeld macht das immer noch ein Plus von 70€. Der CO2-Verbrauch für die Haushalte, ein weiterer Kritikpunkt von dir, muss auch gar nicht berechnet werden: pro Kopf gibt es 75€. Wenn ich "CO2-arm" lebe, also vor allem Produkte und Dienstleistungen konsumiere, auf die ein sehr geringer CO2-Preis aufgeschlagen wird, habe ich am Ende mehr Geld übrig. Wenn ich "CO2-intensiv" lebe, entsprechend weniger.
Du hast die Umfrage dazu von Rossi außer Acht gelassen, dass 55% die Zahlungen ablehnen
https://www.zeit.de/news/2021-08/25/mehrheit-gegen-zusaetzliche-kosten-fuer-mehr-klimaschutz
55% der Bevölkerung lehnen zusätzliche Kosten für mehr Klimaschutz ab, richtig (wobei Allensbach zumindest bei anderen Umfragen mit Vorsicht zu genießen ist, aber nehmen wir das einfach mal für bare Münze). Welche Zahlungen meinst du konkret, auf was beziehst du dich da?
Und ja, es stimmt, gegen eine Mehrheit der Bevölkerung Politik zu machen, ist schwierig - das ist ja der Punkt, auf den du hinaus willst, vermute ich. Macht die Union aber auch schon seit 16 Jahren, aber das nur am Rande.
Zusätzliche Kosten werden aber entstehen (allein durch den CO2-Preis), umso besser, wenn es gleichzeitig eine Entlastung gibt (Energiegeld). Außerdem sollen vor laut Grünen-Wahlprogramm vor allem Haushalte mit mittlerem und niedrigem Einkommen entlastet werden, mehr zahlen müssen nur Haushalte mit hohen Einkommen (ab ca. 100 000€/Jahr, wenn ich es richtig im Kopf habe). Da es eine Faustregel ist, dass die pro-Kopf-Klimaschädigung mit dem Einkommen steigt, ist das konsequent. Ob man es gut findet: darüber lässt sich diskutieren, aber es ist eine Möglichkeit, den ganzen Spaß zu finanzieren, ohne die große Mehrheit der Bevölkerung zu belasten, siehe z.B. hier und den darunter verlinkten SZplus-Artikel, falls du das hast:
https://www.sueddeutsche.de/politik/wahlprogramme-wer-profitiert-wer-verliert-1.5345088Interessant auch folgende Passage: "Auffällig ist, dass die als wirtschaftsnah und finanzsolide geltenden Parteien FDP und Union ihre Pläne weder mit den dafür nötigen Wachstumszahlen noch Angaben zu Steuereinnahmen hinterlegen. So bleibt offen, wie der Staat die zusätzlichen Ausgaben verkraften soll."
Wie wollen die Grünen die big Player China, Rußland und USA zu konkreten Verbindlichkeiten klimabkommenstechnisch bewegen?
Wie will die SPD das schaffen? Wie die Union? Wie die FDP deren internationale Ausrichtung in Sachen Klimaschutz du so lobst? Sorry, das allein den Grünen in die Schuhe zu schieben ist wirklich ohne Übertreibung eine Nebelkerze. Zumal ich die Frage in meinem eigenen Post gestellt habe, in der Hoffnung, dass du oder Signor Rossi diesen Frage beantwortet - schließlich habt ihr beide sehr schnell auf China verwiesen.
Du hast außer Acht gelassen, das in der Vergangenheit schon zig Klimaabkommen gab, die gebrochen wurden bzw, wo die Ziele nicht im geringsten eingehalten wurden und werden
Und daraus folgt jetzt was genau? Nichts tun? Däumchen drehen und warten, bis uns die Biosphäre auseinanderklappt? Es geht nur mit einer globalen Kraftanstrengung, das hast du doch selbst schon erkannt. Ich werde daher aus deiner Position nicht schlau: Nationale Bemühungen nur, wenn auch international was passiert, aber internationale Abkommen sind nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind? Was denn jetzt?
Du hast außer Acht gelassen, dass das E-Mobilitätskonzept unausgereift und nicht wirklich umweltbewusst ist
Ich habe gar nichts außer Acht gelassen, ich habe mit keinem Wort über (Elektro-)Moblilität gesprochen. Mir kommt es vor, als greifst du gerade beinahe willkürlich irgendwelche Aspekte typisch "grüner" Positionen raus, um etwas zum Kritisieren zu haben. Wir können gerne noch ein paar Buzzwords abarbeiten, aber auf meinen eigentlichen Post und v.a. die dort aufgeworfenen Fragen gehst du damit halt einfach nicht ein.
Dass auch E-Autos ein Umweltproblem haben, bestreitet niemand. Im Übrigen wird auch hier an Lösungen geforscht, z.B. Lithiumförderung am Oberrhein oder Batteriezusammensetzungen, die ohne problematische Rohstoffe auskommen (ist allerdings noch Grundlagenforschung zugegebenermaßen). Aber auch hier: was willst du damit sagen? Dass wir weiter Verbrenner fahren sollen, bis das Erdöl alle ist? Wer Mobilität nur auf Automobilität bezieht, denkt sowieso zu kurz: Wir brauchen besseren ÖPNV, mehr Lasttransport auf der Schiene, überhaupt einen Ausbau der Schieneninfrastruktur und Wiederinbetriebnahme stillgelegter Strecken. Das heißt nicht, dass das Auto abegschafft werden soll. Nein, es gibt genug Leute, die können nicht ohne und das ist auch okay so. Dennoch muss Mobilität weiter gedacht werden.
Einen sehr differnzierten Beitrag zum Vergleich E-Auto vs. Verbrenner findest du übrigens hier:
https://www.spektrum.de/news/wie-ist-die-umweltbilanz-von-elektroautos/1514423.
Des Weiteren nur mit Glaubwürdigkeit und unseren länderspezifischen Anstrengungen funktioniert die Wirtschaft nicht und dem Weltklima ist unsere Integrität herzlich egal...
Ja, und jetzt? Ich habe auch nichts dergleichen behauptet. Niemand tut das.
Der Transformationsprozess, den die Grünen anleiern wollen, ja wie eigentlich global gesehen?
Die Grünen wollen nichts anleiern. Klimaschutz bedeutet nunmal Transformation. In der Energieversorgung, in der Mobilität usw. Das bestreitet mit Ausnahme der AfD auch keine der im Bundestag vertretenen Parteien, auch wenn die Union gerne ein "alles bleibt so wie es ist" vermitteln möchte. Wer glaubt, Klimaschutz gelänge ohne Transformation zahlreicher Sektoren, hat das Problem nicht im Ansatz verstanden. Global gesehen soll das, laut Grünen, über verbindliche Verpflichtungen geregelt werden, s.o. Übrigens steht auch schon im Pariser Klimaabkommen drin, das jeder Staat Minderungsziele festzulegen hat, aber das geht halt nicht weit genug - auch, weil es eben nicht verpflichtend ist, diese auch einzuhalten.
Und abschließend eine Frage von mir: Wie soll die Klimakrise deiner Meinung nach gelöst werden? Eine plausible und praktikable Antwort auf diese Frage habe ich noch nicht gelesen. Falls ich sie überlesen haben sollte, tut's mir leid, und ich bitte dich darum, das nochmal darzulegen.