Die philosophische Diskussion um das Designerbaby hat grundsätzlich zwei Seiten, die aus heutiger Sicht nicht zu entscheiden sind. Wenn wir die religiösen Aspekte mal außen vor lassen, bleibt noch die Frage der Moral. Die Präimplantationsdiagnostik, die der heutige Weg zu den "Designerbabys" ist, könnte spezielle Wünsche der Eltern erfüllen. Aber sollte sie das auch?
Aus medizinischer Sicht ist meiner Meinung nach nichts dagegen einzuwenden, dass per PID werdende Kinder ausgewählt werden. Warum sollte man Eltern und auch dem Kind zumuten, mit einer Behinderung zu leben? Wem wäre denn tatsächlich Schaden zugefügt worden, würde man Zellhaufen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gesund sind, dem Elterpaar aufzwingen und sie es austragen lassen. An dieser Stelle steht natürlich der Grundsatz, dass genannte Zellhaufen noch kein Leben oder eine Person sind. Ich meine also, es ist durchaus im Rahmen der Moral, in diesen Fällen auf die PID zurückzugreifen.
Die nichtmedizinische Aspekte sind es aber, die mir Sorge bereiten und die hier auch diskutiert werden.
Von maturins Einwurf einmal abgesehen (nur reiche Menschen können sich das Design leisten), entscheidet plötzlich nicht mehr der Zufall über die Zusammensetzung einer Gesellschaft, sondern die Ideale und kulturellen Vorstellungen (und Zwänge?) der Eltern. Patriarchalische Gesellschaften würden viel stärker auf männliche Kinder setzen, westliche Nationen setzen vor allem auf Schönheits- und Erfolgsideale, mit dem Problem, dass diese Ideale wsndelbar sind und Menschen plötzlich viel stärker einem Mainstream folgen und nach ihm bewertet werden: in den 50er Jahren waren Männlichkeit und kantige Gesichter en vogue, heute wandelt sich das Ideal hin zur Metrosexualität. Werden Menschen nicht durch die Zugehörigkeit zu einem speziellen Ideal dann stark benachteiligt? Sicher, das werden sie heute auch, nehmen wir nur die Ideale, mit denen die Gesellschaft Frauen betrachtet, aber das Ausmaß dürfte ja viel geringer sein. Und: wollen wir eine Gesellschaft, in der Kinder die Eltern verklagen, weil sie nicht rechtzeitig von möglichen Optimierungsmöglichkeiten Gebrauch gemacht haben?