@DragonFox
Ja mag sein das ich mir das zu einfach vorstelle aber man müsste es auch nicht komplizierter gestalten als es möglicherweise wäre. Ich denke das es zahlreiche Kritiker verstummen lassen wurde die genau das kritisieren das man eben die Gegenseite nicht zu Wort kommen lassen will, was soll im schlimmsten Fall passieren? Das von den vernünftigen Menschen plötzlich unzählige die Seite wechseln? Kann ich mir nur schwer vorstellen, im besten Fall holt man die Zweifler ab, die Hardliner erreicht man eh nicht aber wenn man nur einen einzigen zum umdenken bekommt hat man schon gewonnen.
Ich bin mir nicht sicher wovon du redest. In welchem Format wird eine Gegenseite nicht zu Wort kommen gelassen? In Fernsehdiskussionen? In politischen Dikussionen? Oder in eher privaten Diskussionen wie wir sie hier führen? Und wer ist die Gegenseite?
Ein kurzes Wort zu Lauterbach: ich habe großen Respekt vor diesem Mann. Seine fachliche Expertise werden die wenigsten ernsthaft anzweifeln. Es gehört durchaus Mut dazu, seine Meinung weiterhin klar zu äußern wenn man die zahlreichen Anfeindungen und Drohungen gegen seine Person berücksichtigt. Bereits vor Corona ist mir Lauterbach sehr positiv aufgefallen durch seinen unermüdlichen Kampf für sein Konzept der Bürgerversicherung.
Ein Problem in seinen Äußerungen liegt aber meiner Meinung nach darin, dass er auf (zumindest auf mich) den Eindruck erweckt, dass er ausschließlich Zahlen sieht, aber kaum Menschen; sein Blick häufig also ausschließlich virologisch ist. Beispiel Schulen: Infektionszahlen steigen, Lauterbach schreit "Schulen zu!". Im Hinblick auf das Ziel, Infektionszahlen niedrig zu halten - also aus virologischer Perspektive - sicher richtig. Nur ist es eben auch so, dass Psychologen von zunehmenden Verhaltesnauffälligkeiten von Kindern beobachten und davor warnen, dass Kinder ihrer "sozialen Skills" verlernen; dass viele Familien an ihrer Belastungsgrenze oder darüber sind; dass in Haushalten gerade sozial schwächerer Familien die Bildung der Kinder massiv leidet; dass geschlossene Schulen integrationspolitisch eine Katastrophe sind; dass bereits nach dem ersten Lockdown Lehrer von Kindern und Jugendlichen berichten, die nahezu verwahrlost wirken etc.
Die Abwägung wie man mit Schulen verfährt ist also mMN deutlich komplexer, weil es eben nicht ausschließlich um Infektionszahlen geht, sondern der Schaden auf der anderen Seite auch beträchtlich ist. Das spielt aber in den öffentlichen Äußerungen von Lauterbach so gut wie keine Rolle und ich könnte mir gut vorstellen, dass es das ist was viele Menschen an Lauterbach stört.
Der Virologe redet wovon er Ahnung hat. Wenn mich die Kinder interessieren, die in durch die Sperrung von Schulen unter die Räder geraten, sollte ich einen Kinderpsychologen oder einen Erziehungsexperten befragen. Was soll der Virologe über die Ausmaße sprechen? Er will das die Schulen zu sind. Der Kinderpsychologe will, dass die Schulen auf sind. Was diese Forderungen im Fach des jeweils anderen macht kann jeder nur erahnen und ist als persönliche Meinung abzustempeln.
Drosten ist damit, zu Beginn seiner Podcast-Karriere, auch ein paar mal auf den Mund gefallen. Seitdem deklariert er alles, wovon er als Fachmann keine Ahnung hat, äußerst penibel als private Haltung und Meinung. Und er bestätigt auch mehrmals, dass es gut ist, dass ein Virologe nicht alleine entscheiden darf, wie die Corona-Maßnahme auf politischer Ebene gehandelt wird, weil er weiß, dass er vom Fach her eine absolut einseitige Meinung hat.
Die Entscheidung treffen Politiker, die mehr im Blick haben müssen als das worauf der Virologe achtet. Und wenn in einem Beratekremium der Politiker kein Kinderpsychologe sitzt liegt das an der Priorisierung der Politiker und nicht an den Virologen. Und wen in einer TV Runde kein Kinderpsychologe sitzt und eine Gegenmeinung zum Virologen liefert ist das ein Versäumnis der TV-Anstalten.
Aber ich kann doch den Virologen nicht dafür verantwortlich machen, dass er nicht Aussagen über die Auswirkung von Corona auf das Kinderwohl trifft. Dann müsste er ja auch noch über die innenpolitischen, die wirtschaftlichen und die restlichen Gesellschaftlichen Folgen Aussagen treffen können. Irgendwann ist das Expertenwissen erschöpft und ich finde gut, dass der Schuster da bei seinen Leisten bleibt.
Was meiner Meinung nach bleiben darf, ist die Kritik an der gesellschaftlichen Entscheidung, dass wir eventuell sehr primär auf Virologen hören. Lustigerweiße stehen die politischen Entscheidungen wiederum oftmals gegen die Virologen. Die Schulen sind größtenteils offen und die Lockerungen beginnen, obwohl der gemeine Virologe von einer dritten Welle spricht.