Ich wusste nicht so richtig, wo ich es hinposten sollte, aber ich finde die Information nicht uninteressant und wollte sie nicht gänzlich vorenthalten, auch wenn alles mit dem Schleier der Spekulation überzogen zu sein scheint: ein guter Freund von mir beschäftigt sich beruflich mit Marketing und verfügt über verlässliches Wissen in der Branche. Der hat mir nun erzählt, dass es Verstimmungen zwischen Borussia Dortmund und PUMA geben soll. Für die Hintergründe muss ich etwas weiter ausholen:
wie einigen vielleicht bekannt ist, hat Borussia Dortmund eine Kommunikations- und Marketingagentur vor etwas mehr als 4 Jahren damit beauftragt, die Marke Borussia Dortmund in der Öffentlichkeit zu stärken und zu profilieren. Diese Firma heißt XEO und berät unter anderem auch Evonik (älteren bekannt unter dem Namen RuhrKohle AG). XEO war es auch, die diese "Echte Liebe"-Kampagne gelauncht haben (mein Interesse bezüglich dieser Marketingstrategie war das war der ursprüngliche Anlass für die Nachfrage bei besagtem Freund). Jedenfalls ist diese "Echte Liebe"-Sache nicht nur eine Kampagne, sondern es handelt sich um ein komplettes Corporate Design. Jedenfalls ist die Geschäftsführung in Dortmund offenbar sehr zufrieden mit dem neuen Markenauftritt.
Zu der Geschichte gehört auch, dass Dortmund ja vor einem Jahr den Ausrüster wechseln musste, da Kappa nicht mehr die Kapazitäten hatte, den Anforderungen von Dortmund in finanzieller Hinsicht gerecht zu werden. Das ist eine nette Umschreibung dafür, dass Dortmund mehr Geld für den Ausrüstervertrag haben wollte. Also fand sich mit Puma ein Ausrüster, der ohnehin großes Interesse daran hatte, wieder mehr in den sportlichen Bereich einzusteigen. Puma hat dabei nicht nur einen Ausrüstervertrag mit Dortmund abgeschlossen, sondern gleich noch einen Privatvertrag mit Klopp. Soweit, so bekannt.
Dieser private Werbevertrag war es nun, der Klopp dazu verleitet hat, dieses Puma-Werbeinterview in der englischen Presse zu autorisieren. Dabei steht nicht fest, ob er dafür eine Prämie erhalten hat oder ob das sogar vertraglich in irgendeiner Form fixiert war. Jedenfalls hat die Darstellung Dortmunds in diesem Interview als Arbeiterverein, die Puma in Bezug auf das britische Publikum (sprich: Kundschaft, Zielgruppe) sehr entgegen kommt, nicht jedem in Dortmund gefallen, wenn mensch den Gerüchten Glauben schenken darf. Es soll wohl sogar ernsthafte Verstimmungen mit Puma geben. Die Verstimmung rührt hauptsächlich daher, dass Inhalt ("wir sind ein Verein, kein Unternehmen") und Form des Interviews (Klopp posiert im Puma T-Shirt, die Marke wird an 2-3 Stellen im Text erwähnt, dann noch die Erwähnung, dass Klopp stolz sei, Puma zu tragen und dass Puma offizieller Partner der BVB sei) nicht im Einklang zueinander stehen. Das Interview soll soweit nicht von Dortmund autorisiert gewesen sein und es solle sich dabei um eine Art Privatvergnügen von Klopp handeln. Im Moment geht das Gerücht um, dass sich besagte Kommunikationsfirma (XEO) mit der public relations-Abteilung von puma darüber streiten soll, ob es klug war, dieses Interview in dieser Form zu veröffentlichen. Außerdem geht es wohl um Verstimmungen bezüglich einer guerilla-marketing-Aktion am Flughafen Stansted, auf dem puma im Abfluggate der Dortmunder einen Flash-Mob initialisierte und durchführen ließ, der auch nicht unbedingt positiv bei allen Vereinsverantwortlichen angekommen sein soll. Nicht absehbar ist, ob und welche Auswirkungen das auf die Geschäftsbeziehungen von puma und dem BVB haben wird. Der Vertrag gilt ja noch bis 2020, allerdings sollen die ca. 7m€ im Jahr dem ein oder anderen mittlerweile etwas zu wenig sein. Dazu käme das Verhalten von puma, sich in die Marktstrategie von Borussia Dortmund einzumischen, indem derartige Interviews (die im englischen Raum allerdings völlig normal sind) mit Klopp zu führen. Wenn sich da etwas Neues ergibt, versuche ich das in Erfahrung zu bringen. Ich halte das aber für einen nicht uninteressanten Einblick hinter die Kulissen.
Ich kann mir nur nicht ganz erklären, weshalb Dortmund sauer auf das Interview sein sollte. Letztendlich hat Klopp darin um die Unterstützung der neutralen Fans geworben. Sicherlich, das ging zu Lasten der deutschen Fußballanhänger, schließlich ist das Interview relativ durchsichtige Propaganda, die in Deutschland sehr viel subtiler versteckt werden müsste, aber letztendlich hat Dortmund ja auch ein Interesse daran, die Marke Dortmund international bekannt zu machen. Wobei das zumindest teilweise geklappt hat: ich weiß nicht, wie die englische Presse auf der Interview letztendlich reagiert hat, aber in den USA ist mir ein Artikel "über den Weg gelaufen", der sich über die Selbstdarstellung Klopps, bzw seines Vereins, recht deutlich amüsiert.