Das kann in sofern schaden, wenn die Euphorie die Sicht auf andere Themen versperrt!
Mein Lieblingsbild:
https://twitter.com/extra3/status/478805379393265664 edit: Sehe gerade, auf Extra3 ist Verlass. Die hatten nachgelegt.
https://twitter.com/extra3/status/488359760283320321Der Zeitaufwand wird mir in dem Zusammenhang etwas überschätzt. Klar, wenn man total trickreiche, komplizierte Varianten einstudieren möchte, wie sie die DFB-Elf teilweise blamabel aufgeführt hat, kostet das überproportional viel Zeit. Wenn man aber drei oder vier Eckballvarianten einstudiert, ist das nicht so zeitintensiv.
Ja, stimmt. Es ist auf jeden Fall bestimmt weniger zeitintensiv als die Grundlagen in der Abwehrarbeit, die Löw laut Jens Lehmann noch bis 2008 einpauken musste.
In seiner Biographie erzählt er davon, dass es noch ziemliche Defizite in Sachen Raumdeckung gerade der Spieler aus der Bundesliga gegeben hätte (Wörns als einer der letzten Manndecker alter deutscher Schule wurde ja dann auch gar nicht mehr berücksichtigt) -- und dass gar nicht mehr viel Zeit gewesen sei, auch für die Offensive Automatismen einzustudieren. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass es auch beim DFB zumindest ein paar einfachste Varianten oder Grundideen für Standards vorher gab. Dazu gibt es gerade beim eher dominanten deutschen Spiel, das weite Teile des Spielgeschens in die gegnerische Hälfte verlagert, zu viele davon im Spiel. Apropos Automatismen: Letztlich wird niemand wissen, wie es letztlich ohne etwas größeres Augenmerk auf Standards gelaufen wäre. Selbst die Tore selbst: Die Ecke gegen Brasilien war sehr lustig verteidigt (wobei Klose, der alte Fuchs, Luiz dazu gesperrt hat), Hummels wemmst für Dortmund öfters mal was mit dem Kopf. Und ob der Höwedes-Knaller im Finale das Ergebnis einer intensiven Trainingseinheit war, wer weiß.
Die Ausgangslage scheint eindeutig, für Tore nach Standards war Löws Elf vorher nicht kroos bekannt, jetzt hat es ein paarmal geklappt, und auch von Spielerseite kam durch, dass darauf größerer Wert gelegt worden sei. Die Sache hinter den Standardgeschichten, die man schnell zu Schlagzeilen umfunktioniert ist nur: Standards ganz besonders ist man immer geneigt, einem großen Plan des Trainers zuzuordnen, ob es den im großen Sinne gab oder nicht. Standards, das sagt schon der Name, sind mit die offensichtlichsten Situationen, in denen Automatismen greifen können, in denen ein Plan den Zufall besiegen kann, wie einfach er auch sein mag. Wenn man es als generelle "Lernfähigkeit" oder "Offenheit" gegenüber den Spielern interpretieren und werten will, ist das legitim, auch wenn es wohl um keine riesige Sache geht. Ich glaube, ich fand es nur etwas übertrieben, das so zur Geschichte zu machen, als eine große Änderung im Spiel/Training erwähnt zu sehen. Als Erfolgsgeheimnis gar. Und das bei jedem Freistoß bei jeder Ecke vom Reporter erwähnt zu haben. Genau wie vorher schon die angebliche Totalverweigerung gegenüber Standards die Wurzel vielen Übels gewesen sein soll. Fußball ist halt die Geschichte der Kleinigkeiten, die Spiele entscheiden. Wenn die greifen, ist alles super, wenn nicht, dann ist der Trainer der Depp. Dazwischen gibts wenig, und Fußballberichterstattung ist teilweise erschreckend wenig analytisch und tendenziös. Das war ja schon 2010 ein Thema, wenn da auch noch ganz anders gedeutet:
http://www.sport1.de/de/fussball/fussball_dfbteam/artikel_257364.htmlEr setzt eben andere Prioritäten, und das mit Erfolg.
Aber ohne das jetzt zu Zerreden, ich finde solche Themen halt hochspannend, sowohl die öffentliche Rezeption als auch die "besondere Natur" des Fußballsports: Ich weiß, was Du meinst, es ist ja gut fürs Team, dass es geklappt hat. Und ja, Du hast Recht, auch nach Standards fallen Tore, selbst ohne Eckenbugs.