Dieses verdient/unverdient-Gefrage gibts in der Form auch nur im Fußball, was natürlich an seiner Natur liegt (extrem wenige Tore, Schlüsselaktionen entscheiden meist Spiele und können einen kompletten Spielverlauf auf den Kopf stellen - Bonuspunkte für Ästhetik gibts nicht und auch sonst zählt nur, wer das Tor macht, gewinnt).
Bei einer WM ist das noch mal krasser. Denn die ist keine Liga, mit genügend Pech und einem richtig schlechten Spiel scheiden schon Favoriten gleich in der Vorrunde aus, und in den K.O.-Spielen entscheiden 90 Minuten darüber, wer siegt oder gleich heimfahren darf. Denn das könnte man jetzt für jedes K.O.-Turnier seit Anbeginn solcher Spiele durchrechnen. Es ist oft nicht die gefühlt "beste" Mannschaft, die am Ende Medaillen stemmt, falls sich der VOlksmund auf eine einigen. Da wird eher rückblickend verblendet und eine Geschichte hinzugedichtet: "Es hatte nur so kommen können". Brasilien 82 ist noch heute eine hoch verehrte Mannschaft, gewonnen haben am Ende die Italiener, die nicht über drei Remis in der Vorrunde hinauskamen (dann aber in den KO-Spielen nach und nach aufdrehten und auch Brasilien besiegten). Der DFB hat '90 nach der Vorrunde kaum noch Treffer erzielt, und die Italiener, die beileibe kein schlechtes Turnier spielten, scheiterten kurz vorm Traumfinale an Argentiniens Elfmeterkiller Goycochea.
Was war mit Holland 74. Den Ungarn 54. Was passiert mit Frankreich, wenn die gegen Paraguay ausscheiden 98 - oder wenn Ronaldo im Finale fit ist. Spanien hatte sich 2010 gegen Paraguay ebenso abgestrampelt, sich von der Schweiz austricksen lassen, fast nie mehr als ein Tor geschossen, und wenn Robben das Ding reinmacht... Gut möglich, dass auch der DFB hier an einem anderen Tag gegen Kolumbien, Holland oder Costa Rica geflogen worden wäre, ja, mei. Der letzte Weltmeister, der annähernd ein Turnier beherrschte, wirklich annähernd beherrschte, dürfte das Brasilien 2002 gewesen sein, auch einem frühen Favoritensterben mit verschuldet. Damit muss man leben, wenn man sich das regelmäßig anschaut. Oder der Fifa ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen kann. Eine Nationenliga etwa, in der anders als in KO-Modi wirklich jeder gegen jeden ranmuss, in der über Monate hinweg gespielt wird. Und in der Tagesform, Glück und Schiedsrichterpfiffe Faktoren ist, die sich über den Wettbewerb verteilt noch ausgleichen können, statt zum endgültigen Aus nach einem Spiel zu führen. Wenn man ihr das finanziell schmackhaft machen kann, kriegt sie sicher feuchte Höschen, geschmierte Voten für Ausrichterländer fallen dann aber wohl flach, schwierig, schwierig.