User 1:
Der Spaß bleibt auf der Strecke
Bei all den (mehr oder weniger guten) Argumenten für oder wider den Videobeweis bleibt doch über Allem die Frage stehen: Braucht der Fußball so etwas? Ist es wirklich wichtig zu wissen, ob ein Spieler bei Flanke oder Torschuss evtl. mit der Fußspitze 1-2 cm im Abseits stand (die Abseitsregel wurde ja irgendwann mit dem Credo "im Zweifel für den Stürmer" reformiert)? Ist es das wert, die Stimmung in den Stadien kaputt zu machen? Wer hat denn Lust, nach einem Tor erst einmal abzuwarten, ob nicht doch noch eine Korrektur erfolgt, bevor er mit dem Jubeln anfängt? Ist es wirklich regelkonform einen Torwart in der Halbzeitpause "vom Klo zu holen", um dann mitten in der Pause einen (wenn auch nach Videoanalyse berechtigten) Elfmeter ausführen zu lassen? Ich denke, dass die ganze digitale Fernsehtechnik zwar die Qualität der Bilder revolutioniert hat, für den Fußball allgemein aber auch viel Negatives mitbewirkt hat. Ich fand es immer schon unnötig, dem Schiedsrichter, der in Sekunden entscheiden musste, mit der achten Super SloMo und dem daraus generierten Standbild genüsslich vorzuführen, dass er bei seiner Entscheidung um eine paar Zentimeter daneben lag. Dadurch wurde der Fußball nicht gerechter, sondern höchstens am falschen Ende emotionalisiert. Es wird mit der Videotechnik auch keinen vollkommen gerechten Fußball geben, denn dafür müsste man damit jeden Pfiff beurteilen. Ansonsten wird immer wieder diskutiert werden, warum wurde dort eingegriffen und hier nicht und wenn vor drei Minuten der Freistoß nicht gepfiffen worden wäre, wäre doch das Tor jetzt nicht gefallen etc.
Leider wird man dieses unsägliche System auf Grund der getätigten Investitionen nicht mehr abschaffen. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass der Spass mit zunehmender Technisierung nicht unbedingt steigt. Auch wenn die Zuschauereinnahmen nicht mehr der große Wirtschaftsfaktor sind. Wenn der Spass wegbleibt, werden auch die Fans wegbleiben und dann wird aus dem gehypten Geschäft Profifußball vielleicht ein Ladenhüter...
User 2:
Ich finde schon, dass der Videobeweis eine Bereicherung darstellt. Man merkt erst erst jetzt in der Summe wie viele Tore irregulär waren, bzw wie viele reguläre Tore verwehrt wurden. Er wird wohl auch nicht mehr abgeschafft, da sind jetzt zu viele Ligen und Verbände drin, bei der WM wird er auch schon eingesetzt.
Fraglich bleibt für mich aber auch der Einsatz des VAR, es gibt so viele gute Systeme mit VAR, warum hat man nicht einfach ein bestehendes, funktionierendes übernommen. Vor der Einführung haben viele von sogenannten "Challenges" gesprochen, das bedeutet, dass die Vereine die Entscheidung ob eine Szene überprüft werden soll treffen und nicht der Schiedsrichter. Liegen die Vereine richtig, dürfen sie auch weiterhin challengen, liegen sie falsch, hat sich die Möglichkeit des VAR in diesem Spiel erledigt. So wird meiner Meinung nach gewährleistet, dass zu viel gechallenged wird, die Vereine würden sich mehrere Leute heranholen die genau überprüfen und mitteilen, wann es wohl eine klare Fehlentscheidung war. Liegen sie falsch und kassieren sie dann eine Fehlentscheidung gegen sich, können sie sich nicht über den Schiri beschweren.
So würde man meiner Meinung nach den Druck von den Schiris nehmen und die Vereine in die Pflicht. Vielleicht könnte man noch irgendeine Regelung finden, dass man nur 60 Sekunden zurück kann o.ä. um zu vermeiden, dass Szenen von vor 5 Minuten neu bewertet werden, aber dafür gibt es kluge Köpfe die das ganze sinnig ausknobeln könnten.
Stattdessen lässt die DFL bzw. die FIFA die Schiris im Regen stehen, sie werden zur Zielscheibe der Emotionen, obwohl sie überhaupt nichts dafür können. Es gibt verschiedene Anweisungen innerhalb einer Saison, mal gibt es den VAR, bei einer identischen Szene gibt es ihn dann wieder nicht, im Stadion wird man völlig im Dunkeln gelassen was vor sich geht, VAR werden unterschiedlich bewertet da die Schiris auch nur Menschen sind und keine Roboter mit Regelwerksmatrizzen.
Warum nicht die Verantwortung auf die Vereine abwälzen? Die haben genügend Kohle um so manchen Verständigen zu engagieren, die dann ihre Spiele überwachen um die Challenge nicht zu vergeuden. Man kann hinterher nicht auf den Schiri schimpfen (was oft genug passiert, alleine in der CL was da wieder an Fehlentscheidungen heraus kam, obwohl es dort tatsächlich um unfassbar viel Geld geht) sondern ist selber in der Verantwortung die Fehler des Schiris zu korrigieren. Und Fehler passieren zwangsläufig, denn Schiris sind, wie schon geschrieben, auch nur Menschen mit eigener Wahrnehmung.
Fazit: Ich finde den Videobeweis gut und richtig, aber die Einführung und Umsetzung war ziemlich stümperhaft und irritierend für alle Beteiligten. Da muss noch extrem dran gefeilt werden, aber grundsätzlich halte ich den VB für unumgänglich. In diesen technischen Zeiten muss man sich einfach nicht mehr vollumfänglich auf das Auge einer Einzelperson verlassen, sondern kann sie unterstützen wo es nur geht.
Mein Fazit:
Irgendwie hab ich das Gefühl in Sachen Videobeweis wird man sich noch ewig im Kreis drehen.