Abschlusstabelle? Pokalfinale? Transferhistorie? Aber du kannst mir glauben, ich schreibe das hier nicht um zu posen! Mich ärgert vielmehr, dass das Spiel bereits zu Beginn der 2. Saison ein wenig seinen Reiz verliert. Im LLM Modus habe ich sonst mit Begeisterung Karrieren von 25-30 Jahren gespielt und immer einige Saisons gebraucht, um Struktur im Verein zu schaffen und dann auch aufzusteigen und Meister zu werden.
Kann ich mir auch nicht erklären, vor allem da Du schreibst, dass Du immer noch im Grunde einen Zweitligakader hast, wie sich das anhört. Wer sich die Matchaction ansieht und den Einfluss von Attributen von Statistiken, sieht, dass das im FM bisher ganz gut abgebildet war: Bessere Spieler können alleine mit Einzelaktionen den Unterschied machen. Wenn Du mit Bayern startest, macht es sogar vergleichsweise wenig aus, wenn Deine Anweisungen Ribery, Robben und Co. alleine lassen - die reißen alleine mit ihren regelmäßig gewonnenen Dribblings und Einzelaktionen was raus. Und wenn Kroos keine Passoptionen mehr hat, haut er halt mal einen raus und macht ihn rein. Die wirkliche Herausforderung ist es, einen Verein über den Erwartungen, über seinem Potenzial abschneiden zu lassen. Aber das ist schon heftig.
Ich lese gerade ein sehr interessantes englisches Buch namens "Soccernomics", das überprüft, ob einige Fußballweisheiten und Mythen den Fakten und Zahlen standhalten. Einer der Autoren will bei der Überprüfung der Tabellen im englischen Fußball der letzten Jahrzehnte herausgefunden haben: Es gibt wenige Manager, die wirklich einen Unterschied machten, wenns dann wirklich auf den Platz ging. In fast allen Fällen bestimmte das Gehaltsbudget (mit anderen Worten: das Geld und die Qualität des Kaders), wo ein Team sportlich abschnitt. Ein Großteil am Managerjob wäre PR-Kram, die Popularität von Spielen wie dem "Football Manager" gründeten damit mitunter auch auf Mythen, Glorifizierungen, Fantasien und wenig Kenntnis darüber, was ein Manager eigentlich den Tag lang wirklich so macht. Natürlich klammert das teilweise aus, dass der Manager im Grunde auch für den ganzen Kader zuständig ist, bevor es dann aufs Feld geht, und sind die höheren Budgets bei erfolgreicheren Clubs vielleicht nicht etwa die logische Folge von Erfolgen, während bei weniger erfolgreicheren Vereinen zwangsläufig wortwörtlich "kleinere Brötchen" gebacken werden müssen?
Allerdings halten sich die meisten Manager auch im Schnitt höchstens zwei Jahre, womit ein großartig langfristiger Einfluss gar nicht gegeben ist. Übrigens etwas, was ich im FM nicht gut abgebildet halte, sobald man mal einigermaßen im Sattel sitzt, kann man dort Jahrzehnte verbringen, während im echten Management schon ein Wechsel an der Spitze tödlich sein kann, oder eine Laune: "Wir versuchen jetzt mal was Neues, der Alte fliegt gleich mit." Den echten Druck hat man im FM eh nicht - während echte Manager alleine wegen des Zwangs zu kurzfristigem Erfolg und Druck von innen (Vorstand, Investoren) und außen (Presse, Fans, gerade in großen Städten eine gigantische Medienlandschaft generell, die jeden Tag öffentlich überprüft, was gemacht wird) Schnellschuss-Entscheidungen treffen, die es so in keiner anderen Branche gibt, grasen FM-Spieler gemütlich die Datenbank nach Talenten ab, kauen dabei Kartoffelchips und planen schon mal für die nächsten zehn Jahre vor, weil sie wissen: die sind absolut drin.
Wer sich dafür interessiert, kann sich einige recht provokante Thesen eines der Autoren hier ansehen, es ist auch der Autor von "Football against the enemy", eines der besten Fußballbücher, die ich je gelesen habe, wenn auch eins ganz anderer Art:
http://www.ft.com/cms/s/2/82601a98-837a-11de-a24e-00144feabdc0.html#axzz2rODUOkighttp://www.ft.com/intl/cms/s/2/82601a98-837a-11de-a24e-00144feabdc0.htmlIch fand das mit der Qualität des Kaders insofern im FM wie gesagt immer recht schlüssig. Ich erinnere mich noch, dass ich in den ersten Versionen teilweise sogar ziemlichen Käse eingestellt hatte - oder gleich gar nichts groß machte. Aber CL-Halbfinals mit damals noch nicht ganz so starken Bayern und deutsche Meisterschaften waren wegen Kader und Budget immer drin. Und wer urlaubt und alles dem Assi überlässt, wird sehen, dass auch der in der Regel in etwa die Erwartungen erfüllt. Aber das hier ist eine andere Dimension, und deckt sich auch nicht mit meinen Erfahrungen mit dem Spiel.
P.S.: Auch wenn der FM unterschiedliche Handlungsweisungen von KI-Managern nur beschränkt abbildet (im Editor gibt es z.B. die "Magath"-Option, die ihn regelmäßig sehr große Kader bauen lässt, Wenger setzt vor allem auf Jugendspieler, und bevorzugte Grundformationen werden auch abgebildet): In einem Testlauf im FM 2012 mal Mourinho zu Augsburg transferiert und Alex Zickler für Heynckes installiert. Bayern wurde Erster, Augsburg 18. In den internationeln Wettbewerb konnte ich sie allerdings dadurch bringen, indem ich den Augsburgern Messi und Ronaldo in den Kader steckte.