Höhere kreativer Freiheit kann sich unterschiedlich auswirken, es kann ein riskanter Pass sein, der sonst nicht gespielt worden wäre, es kann ein Dribbling sein, obwohl Dribblings dem Spieler im Prinzip untersagt worden sind, etc. Wer im FM genau kontrollieren will, was auf dem Platz passiert, befindet sich auf dem Weg in den Wahnsinn. Das wohl Einzige, was 1:1 in jeder Situation befolgt wird, und wo man keine Tendenzen beeinflusst, ist die manuelle Manndeckung, und zwar so sehr, dass Spieler selbst Harakiri-Anweisungen mitmachen, obwohl es offensichtlich genau das ist: Harakiri und Nonsense. Heißt, wer seinen einzigen Mittelfeld-Anker anweist, den gegnerischen IV zu decken, der wird jedes Mal sehen, dass er in der Sekunde des gegnerischen Ballgewinns seine Anker-Position verlässt und zum IV läuft und bei ihm bleibt, bis der Ball zurückgewonnen wurde - oder aus dem Netz gefischt.
Auch relativ direkt beeinflussen lässt sich die Positionierung der Spieler (Mentalität und Läufe). Nicht umsonst gelten Mentalität und Läufe als die wichtigsten Regler, die maßgeblich beeinflussen, ob ein ausgeglichenes, logisch aufgestelltes Team mit genug schwer zu verteidigender Bewegung und Optionen auf dem Platz steht, oder ein unausgegorenes, das zudem komplett statisch ist, vielleicht sogar komplett gesplittet, denn auch beliebt: Alle Abwehrspieler auf "verteidigen"; alle Angreifer auf "Attack". Wobei das viele dazu verleitet, Mentalitäten manuell wild zu splitten, was schon vor Jahren von der Comm als recht unausgegoren ausgemacht wurde - weil die Mentalität ja nicht bloß Positionierungen beeinflusst, sondern generell, wie riskant/abwartend/sicher ein Spieler spielt. Im Worst Case instruiren Spieler Teams so, dass zwei Teams in einem auf dem Platz stehen. Die eine Hälfte will die Null halten und spielt sicher, die andere innerhalb der nächsten zehn Minuten drei Tore schießen und hoch riskant. Vieles andere ist jedenfalls auch an Attribute (Spielerqualität), Spielsituationen, Kontext und und und gebunden. Das hat sicherlich jeder schon mal gemerkt, der mit dem FM angefangen hat und keinen allzu groben Unfug gemacht hat: Huch, warum werde ich eigentlich mit Bayern direkt Meister. Ich dachte, das Spiel sei so komplex? Und warum geht eigentlich trotzdem fast immer ein Spieler auf den Ballführenden drauf, obwohl ich Pressing auf null komma null gestellt habe?
Umgekehrt brauch ich nicht jedem (bzw. vielen) Spieler(n) eine spezielle Aufgabe zuweisen, nur um dann über eine sehr dynamische Philosophie (Gleiche Mentalität und hohe Kreative Freiheit) zu sagen: Geht einfach raus und spielt Fußball und vergesst was ich euch grad instruiert habe! Lieber gebe ich da grob eine Aufstellung vor mit (hauptsächlich) allgemeinen Spieler-Rollen für die jeweilige Position.
Ja, wobei laut wwfan als Designer des TC die KI das gar nicht mal so richtig nutzt angeblich, vor allem mit den Rollenstruktur im Team passend zur Philosophie (generische und strikte). Ob die Unterschiede aktuell jeweils so stark herausgearbeitet sind, ist auch noch mal eine andere Geschichte. Man darf nicht vergessen, dass diese Konzepte zwar auf real existierenden Theorien beruhen, aber letztlich an die Limitierungen der Mechanik, also die Regler als Teil des Inputs und die Engine als Output gebunden sind. So kriegt man auch mit fluidesten Systemen keinen Fussball Total der holländischen Schule hin, in der Abwehrspieler zu Stürmern werden, Stürmer zu Abwehrspielern, in der alles fließend und situationsabhängig wechselt. Persönlich finde ich, die Duties sind fast wichtiger als die Rollen, weil sie die Bewegungen auf dem Platz unmittelbar beeinflussen, es sei denn PPMs überschreiben. Die Rollen unterschieden sich sich von den Anweisungen zumindest manchmal nur in Nuancen.
Wenn SI allerdings an der TC-Struktur festhalten, so ist davon auszugehen, dass in zukünftigen Versionen die Unterschiede in Philosophien und Rollen stärker ausgeprägt sind, Engine-Programmierer Paul Collyer hatte sogar mal klar gesagt, dass er es vorziehen würde, dass sich das Spiel in diese Richtung bewegt, und dass die unterschiedlichen Rollen stärker unterscheidbar sind. Spätestens dann ist aber echt eine grundlegende Überarbeitung der miesen Dokumentation nötig, denn wer sich die Guides von wwfan und Co. nicht ansieht, der kriegt hiervon wenig bis gar nichts mit, weil das Online-Handbuch im Grunde urig alt und oberflächlich ist. Schlimm sind auch veraltete Tooltips im Spiel selbst. Oder dass gerade Alteingesessene den TC manchmal primär immer noch für ein Einsteigertool halten. Wer sich Patchnotes zu ME-UPdates durchliest, sieht auch immer wieder, was da alles getweakt wird, von Abwehrlinien bis zu Wahrscheinlichkeiten von direkten Bällen und Pressingaggressivität ist da alles dabei. Deshalb ist ja aktuell das Credo: Wer sich an "FUßballogik" samt "logisch in Regler übersetzte Maßnahmen" hält, wie sie über den TC ins Spiel implementiert ist, wird niemals richtige Probleme kriegen. Wer microtweakt, im Worst Case noch nach dem Motto "Trial&Error", der vielleicht schon. Abgesehen vom Trial&Error nicht zwingend, wohlgemerkt, aber vielleicht.
Ich glaube, die einfachste Unterscheidung bei der Philosophiefrage ist einfach der Level an kreativer Freiheit, der zu fluiden Systemen hin zusehends steigt. Strikte Systeme haben weniger. Wenn ihr also der Typ Manager seid, der will, dass Spieler sich strikt an seine Vorgaben hält und die Anweisungen erfüllt, ist das das richtige. Am anderen Ende der Skala stehen die beiden fluiden Philosophien. Interessant hierbei ist, dass wwfan im Gegensatz zu den meisten einen Barcelona-Stil eher strikt nehmen würde, weil er der Ansicht ist, dass im System des FC Barcelona Spieler ziemlich klar angehalten sind, Aufgaben und Rollen zu erfüllen. Das ist Interpretationssache des realen Barcelona. Weniger Interpretationssache ist es, dass die meisten Angriffsfußball zwingend mit "fluiden" FM-Systemen in Verbindung bringen und auch so nutzen. Es geht, wie gesagt, um die Grundsatzfrage Kontrollfreak vs. Generalist, und beide Managertypen schließen offensive als auch defensive Strategien nicht aus. Im FM-Handbuch steht/stand sogar mal, dass bei hoher kreativer Freiheit gerade bei Flair-Spielern die Kontrolle verloren gehen kann, Spieler machen ihr eigenes Ding. Weil kreative Freiheit, wie in den letzten Monaten kommuniziert wurde, ein direkter Boost auf den Flair-Wert eines Spieler ist, weiß man jetzt auch, warum das so da steht. Ein Team wie der FC Barcelona hat auch ohne Boosts schon viele Spieler mit hohem Flairwert. Das ist natürlich nicht per se negativ. Wenn man allerdings lieber jemand ist, der seinen Spielern klare Instruktionen gibt, die sie möglichst befolgen sollen, statt selbst Entscheidungen zu treffen, ist das ganz nützlich zu wissen.