Na ja, der Fußball, Spitzensport an sich, ist schon ziemlich durchzogen von windigen Gestalten. Selbst in den Fällen, wo uns das schwarz auf weiß bekannt ist, machen wir fast immer die Augen zu. Dass selbst Riesenskandale der Volksdroge Sport kaum was ausmachen können, haben einige Wettbewerbe schon wiederholt bewiesen. Fakt ist hingegen, dass Phänomene wie der "Bayerndusel" nie geprüft werden, zum Beispiel. Und wenn mal ein Portal einen Artikel schaltet, dann pickt es sich die Gelegenheiten raus, in denen in der Nachspielzeit gejubelt wurde, und bestätigt sich damit automatisch selbst. Als amüsante Gegenanekdote, als Hoffnungsschimmer, als Ausnahme, die die Regel bestimmt, wird hinten dann noch kurz Barcelona '99 erwähnt, der weinende Kuffour eingefügt, der in den Armen von Collina wie ein geschlagener Boxer hängt, q.e.d. , Textabgabe, ab in den Druck und fertig.
Mit so einer Berichterstattung kommen selbst die Etabliertesten durch. Aber als Analysten des großen Spektakels für die Massen bedienen sie wahrscheinlich auch nur das, was von ihnen erwartet so wird; Angebot und Nachfrage.
P.S.: Selbst Portale wie n-tv veröffentlichen solch einen Quark: http://www.n-tv.de/sport/fussball/fussball_kickwelt-statistik/Dusel-Bayern-Hertha-ist-besser-article4081081.html Dass Bayern generell im Schnitt mehr Tore schießt und weniger kassiert als der Rest der Liga, und das über die komplette Spielzeit - deshalb werden sie im Schnitt ja alle zwei Jahre Meister - ist da nicht mal ein Faktor. Selbst in den Dortmunder Meisterjahren war die Tordifferenz gleichwertig, auch in der Rekordsaison des BvB. Warum sollte das in den Schlussminuten von Partien anders sein, und wenn es so wäre, warum wurde das nicht untersucht? Wieso gelten wichtige Tore ab der 85. Minute per Definition als Glück? Verlinkt war das in einem Blog eines Redakteurs der WirtschaftsWoche, der nach Profilangaben die wirtschaftliche Seiten des Fußballs analysiert -- oh weh. Oder zum, pardon, Glück, möchte man meinen.
Wenn ich mal in meinen Erinnerungen herum krame und alte Kamellen abrufe, liegt die Sachlage klar auf der Hand. Am Samstag gingen sie mit einer extrem defensiven, physischen Marschroute aufs Feld. Meyer bekommt die Anweisung, großzügig zu pfeifen, damit sie sich mit elf Feldspielern über die Zeit retten. Ist aber laut Aussagen einiger hier alles purer Zufall. Sechs taktische Fouls und 'ne Schwalbe werden einfach ignoriert. Warum werden Schiedsrichter auf solche Szenen geschult und sensibilisiert? Damit sie ihr Know-How über Bord werfen, wenn die Bauern wieder ihren Rumpelfußball auspacken? Da wird eben ein klares Reglement außer Kraft gesetzt. Einfach so. Das zahlt sich natürlich auch aus, wenn auf der Gegenseite nicht solche Boliden wie Martinez, Boateng oder Dante über den Platz pflügen. Das Gleiche sah man bereits im letzten Jahr. Die Dortmunder reiben sich in überhart geführten Zweikämpfen auf und die Frage nach der Präsenz des Schiedsrichtergespanns schallt von Minute zu Minute stärker durch ihre Psyche. Ist aber eben alles nur Pech.
Pech, das bereits viele andere Mannschaften gegen die Bayern zuvor auch hatten. Glaubt hier einer, Meyer hätte genauso großzügig gepfiffen, wenn die Bayern den BVB am Samstag überfallen und meine Dortmunder zum taktischen Foul gegriffen hätten? Nur ein Narr glaubt das.
Mir geht es hier nicht um die Spielweise beider Teams oder Taktikanalysen. Man kann auch mit Glück ein Finale gewinnen. Das gehört nun mal zum Fußball dazu. Und der BVB wurde am Samstag um sein Glück betrogen, weil die Geschichtsschreiber der Knödeltruppe zum wiederholten Male einen anderen Ausgang für dieses Pokalfinale vorsahen. Keine Illuminaten! Nein, der Amigo hat's wieder routiniert wie eh und je gerichtet!
Einige mögen hier mit dem Finger auf mich zeigen und mich als schlechten Verlierer diskreditieren. Aber die schlechtesten Verlierer sind noch immer diejenigen, die sich Titel ergaunern müssen!
Ich hätte da die ein oder andere Anmerkung zu Deinem - in meinen Augen - in gewisser Weise interessanten Beitrag.
- Ich habe keine defensive Marschroute der Bayern gesehen.
- Einerseits schreibst Du von physischer Marschroute, dann sind es taktische Fouls. Eine physische Marschroute ist für mich als fussballerischen Grobmotoriker eher etwas wie - Achtung: Übertreibung - Umhauen, auf die Socken, Grätschen, Kratzen, Beißen. Das habe ich nirgends gesehen. Selbst die taktischen Fouls haben nicht vor physischer Marschroute gestrotzt. Und dann geht es Dir doch nicht um die Spielweise beider Teams. Das ist widersprüchlich.
- Seit wann spielen die Bayern Rumpelfussball?
- Die Bayern haben Martinez, Dante und Boateng. Dortmund hat Sokratis und Konsorten. Und Dortmund spielt körperlos? Na gut, ich erinnere mich an Reus, der auch mal gerne früher fällt als der Rest.
- Ich würde Dich bitten, unbewiesene Betrugsvorwürfe in Zukunft sein zu lassen.
- Dies gilt ebenfalls für despektierliche Äußerungen (Bauern, Knödeltruppe, usw.)
- Das Tor hätte zählen müssen. Korrekt. Hat es aber nicht. Leider. Es stand 0-0. Bis zum Fehler Weidenfeller/ Großkreutz.
Etwas weniger durch die vielleicht frustrierte Vereinsbrille, mehr Reflexion des Gesamten. Ein wunderbares Beispiel hat Mats Hummels gegeben.