Und anscheinend fehlte Bolegs Mannschaft die magische Präsenz von Oleg am Fernsehbildschirm - es ist eine ganz schwarze Rückrunde, in den nächsten 6 Partien gelingt nur noch ein Remis (0:0 bei Wolyn Luzk), der Rest sind allesamt 0:1-Niederlagen. Teilweise sehr unglücklich, zweimal durch Eigentore (Shevchenko gegen Saporischschja, Torwart Makharadze gegen Charkiw), mehrere Verletzungen (u.a. Koshka, Matyazh, Petrenko) und Sperren (Rot für Smirnov gegen Obolon, mehrere wegen Gelb) und ein verschossener Elfer von Shavrin, den Boleg gegen den Willen seines Bruders rehabilitiert hat - völlig erfolglos.
Eine gute Nachricht aber gibt es - Wolyn Luzk und Niva Winnyzja sind noch schlechter, der Vorsprung beträgt immer noch 5 Punkte, und auch in der Tordifferenz ist Olympia natürlich viel besser. Bei nur noch 2 Spielen ist der Klassenerhalt also trotzdem schon fast sicher.
Oleg beschließt trotzdem, seinem Bruder die letzten Wochen noch genauer auf die Finger zu schauen und ihm am Spieltag jeweils einen Zettel mit einer einzuhaltenden Aufstellung zukommen zu lassen. Außerdem wendet er sich mit einer flammenden Ansprache und vielen mitgebrachten Geschenken (Rum, Wein, Sake, Schokolade) an die Mannschaft, um die Moral aufzurichten. Und er befördert Torwart Sidorov (17) und Flügelflitzer Davydenko (15) aus der Jugend.
Und tatsächlich gelingt mit einer weiter verjüngten Mannschaft im vorletzten Spiel beim favorisierten Arsenal Kiew ein unverhofftes 3:2, nach frühem Eigentor von Dmitriev sah es schon aus wie die Wochen zuvor, aber Shevchenko, Uvarov und Volkov sorgten, bei Mithilfe von Gegner-Verteidiger Shershun per Platzverweis, für den Erfolg.
Zum Saisonabschluss zuhause gegen Schachtar, das überraschend die Meisterschaft noch an Charkiw abgeben musste (5 Punkte Rückstand vor dem Spiel), sind dann zusätzlich zu 5 Verletzten auch noch 4 Mann auf U-Länderspielreise, sehr ärgerlich für Oleg. Es gibt dann auch erwartungsgemäß eine 0:2-Pleite, wobei Pavel Gorelov (OMZ/MZ, 19) sogar einen Elfer verschoss, aber eben das Geld die Tore schoss - in Gestalt von Demba Ba (TJ/OML, 29, SEN), den Schachtar im Januar 20 für sage und schreibe 22,5 Mio€ von Chelsea geholt hat und der dieses Jahr Platz 2 in der Torjägerliste hinter Cristaldo belegt.
Am Ende von Olegs Premjer-Liha-Premieren-Saison steht damit ein glücklicher, aber dank der soliden Hinrunde nicht unverdienter Klassenerhalt, als 14. bleibt der Verein trotz mieser Rückrunde mit 6 Punkten Abstand klar vor den Absteigern Wolyn Luzk (nach 5 Jahren Erstklassigkeit) und Niva Winnyzja (gar nicht aus dem Fahrstuhl ausgestiegen).
An der Tabellenspitze hat Lokalrivale Schachtar sensationell nach 5 Meisterschaften in Folge erstmals wieder den Titel verspielt, Metalist Charkiw (Platz 4 im Vorjahr) holt sich die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Der dritte Donezker Erstligist, Metalurh, zieht ebenso in die EL ein wie Dnipro Dnipropetrowsk und 2 der 4 Kiewer Clubs, Dynamo und Karpaty.
Torschützenkönig wird wie im Vorjahr Jonathan Cristaldo (26, ARG) vom frischgebackenen Meister, diesmal mit satten 30 Toren - im Vorjahr hatten kurioserweise 13 zur Kanone gereicht. Hinter ihm läuft wie erwähnt Schachtars Demba Ba ein (28T), dann folgt Santiago Garcia (24, URU) von Metalurh mit 16 Treffern.
Schlusslicht war Olympia leider bei den Zuschauerzahlen, 997 Gäste gab es im Schnitt, was aber immerhin eine Auslastung von 99,7% bedeutet - vermutlich hat sich ein einziges Mal ein Bus verfahren, was die paar freien Sitze erklärt. Leider gibt es finanziell überhaupt keinen Spielraum, um das winzige Stadion auszubauen.
In der halbjährlichen Kaderanalyse geraten sich Oleg und Boleg mal wieder in die Haare - Oleg ärgert, dass eine ganze Reise vielversprechender Jünglinge fast gar nicht eingesetzt wurden, teils sogar nur in den letzten beiden Saisonspielen, als er direkt die Aufstellung diktierte. Vermutlich wird er für die neue Saison Auslaufmodelle wie Shavrin und Pidnebennoy ganz aus dem Kader werfen müssen, um zu verhindern, dass Boleg in seiner Feigheit doch wieder auf diese zurückgreift. Auch im zentralen Mittelfeld denkt Oleg nun über einen harten Schnitt nach - die Platzhirsche Doroshenko und Matyazh haben die Anforderungen diese Saison nie erfüllt, trotzdem kommen die Talente bisher nicht an ihnen vorbei.
Ansonsten will Oleg sich gar nicht zu lange mit den individuellen Statistiken beschäftigen - zu deprimierend ist, dass niemand über 3 Tore oder 4 Vorlagen kam. Froh stimmt ihn aber vor allem, dass im Tor Makharadze wohl endgültig der Durchbruch gelungen ist, wenn auch durch Verletzungen von Zhdankov begünstigt.
Doch während Oleg sich noch mit diesen Interna beschäftigt, erfährt er plötzlich aus dem nebenher laufenden Fernseher, dass er offenbar den Rest der Liga nicht genau genug verfolgt hat - Serienmeister Schachtar hatte noch ein Nachholspiel, das sie 3:0 gegen Dynamo Kiew gewinnen, und damit holen sie sich tatsächlich doch noch die Meisterschaft von Metalist zurück! Nichts war mit der Sensation, sechster Titel in Serie.
Und für ein Quartett aus der Mannschaft ist die Saison auch noch nicht zu Ende: die vier 19jährigen IVanytskyi (DMZ), Samoilov (MRLZ), Volkov (VLZ) und Dmitriev (VRL) dürfen mit der ukrainischen U21 nach Toulon zum "Tournoi des Espoirs" fahren.
Finanziell sieht es wie gesagt düster aus, nach einem Rekordverlust von 778.022€ steht das Konto bei über 1,6 Mio€ Schulden, an die dringend nötigen Investitionen in Stadion und Trainingsgelände, oder auch nur Rasen, ist nicht zu denken. Droht im Sommer ein Ausverkauf der größten Talente, trotz langfristiger Verträge?