So sieht die Liste über die Saisonleistungen aus, die Oleg irgendwann beim Eisessen am Krim-Strand von seinem zu Besuch gekommenen Bruder überreicht bekommt. Als er sich einige Tage später, am 19.06., ausführlich damit beschäftigen will (es regnet und es kommt auch gerade nichts ordentliches im Fernsehen), unterbricht ihn ein Anruf (ja, auf Drängen von Präsident Gelzin musste er sich ein Telephon in seiner Datscha installieren lassen) des Olympia-Pressesprechers: Die paar Dutzend Fans des Vereins haben Oldie Roman Sanzhar (MLR, 33) zum "Spieler des Jahres" gewählt. Ein Misstrauensvotum gegen Olegs Jugendprojekt? Nunja, der Trainer nimmt es gelassen, Sanzhar wird eh nicht mehr ewig spielen.
Dieser Sanzhar soll dann auch mal den Anfang bei der Vorstellung der wichtigsten Spieler machen. Aus der Jugend von Lokalrivale/Partnerverein Schachtjar Donezk kommend, ist Roman schon seit 2004 bei Olympia, hat bisher 214 Ligaspiele gemacht. Seinen Torriecher entdeckte er aber erst jetzt unter Bolegs Anleitung: 31 Spiele, 6 Tore, 2 Vorlagen, Note 6.98 sind schon eine Rechtfertigung für die Fan-Auszeichnung, zumindest im Vergleich mit dem Rest der Mannschaft. Aber wie gesagt wird er nicht jünger und Oleg gibt ihm nur noch 1-2 Jahre, jenachdem, wie schnell er abbaut, und wie sich die nicht gerade in Massen vorhandenen Jugend-Alternativen auf den Flügeln entwickeln.
Zweiterfahrenster Mann ist Torwart Dmytro Zhdankov (27), der aber erst kurz vor Oleg und Boleg in Donezk eintraf, vorher war er erfolglos bei Erstligist Metalist Charkiw unter Vertrag. 26 Spiele mit nur 27 Gegentoren (9mal zu Null) hat er absolviert, die gute Statistik liegt aber wohl eher an seinen Vorderleuten, bei einer Note von nur 6.68. Er bleibt wohl noch eine Zeitlang Nr. 1, aber der junge Makharadze drängt heftig.
Höchste Stücke halten der ganze Verein, die Fans, Oleg und leider auch die Einkäufer der Konkurrenz auf Ivan Matyazh (24, MZ/DMZ), der am liebsten als "Balleroberer" aufläuft. Er kam wie Sanzhar aus der Shaktar-Jugend, war 2008-2010 schonmal als Leihspieler bei Olympia und jetzt nach 2 Jahren Pause endlich auf Dauer. Spielerisch hat er noch Luft nach oben (27S, 1T, 2V, 6.84), auch als Kapitän war er nicht so mitreißend, wie Oleg gehofft hatte. Aber ganz klar der Schlüsselspieler für die kommenden Jahre.
In der Abwehr hat die Chefrolle Dmytro Gryshko (26) inne, der sich als VR oder VZ am wohlsten fühlt, aber auch Libero, VL, DFR oder MR spielen kann. Auch er einer der letzten Neuzugänge vor Olegs Jugendära, kam von Erstligist Tschornomorez Odessa. Auch er mit eher durchwachsener Saison (20S, 0T, 3V, 6.77) und wohl von seinen Talenten her ohne weiteres Entwicklungspotential, trotzdem sieht Oleg ihn als einzigen echten Stützpfeiler der Abwehr an, um den herum er junge Talente aufbauen will.
Im Mittelfeld gibt es neben Matyazh noch drei gute Männer, von denen Oleg sich aber noch nicht sicher ist, wer sich letztlich durchsetzt, daher hier nur Kurzvorstellungen. Kyrylo Doroshenko (22, Shaktjar-Jugend, 2. Jahr im Verein) ist als DMZ/MZ/OMZ der offensivstärkste, spielte aber bisher sehr schwach.
Valeriy Lebed (23, ebenfalls Shaktjar-Jugend, ebenfalls 2. Jahr im Verein) ist nur als DMZ/MZ einsetzbar und entsprechend etwas defensiver orientiert, aber mindestens so talentiert und bisher auch solider.
Oleg Koshka (24, gleiche Provenienz) kann zwar auch MZ, wird von Oleg aber vor allem für die Flügel gebraucht - links fühlt er sich schon wohl, rechts wird ihm noch beigebracht. Vielleicht etwas weniger talentiert, aber wegen seiner dünner besetzten Positionen viel wertvoller.
Dann wären noch die beiden weitgehend blinden Stürmer zu nennen: Vadym Shavrin (23, wie der halbe Verein aus der Shaktjar-Jugend, immerhin 4. Jahr bei Olympia) hat letzte Saison in der Druha Liha noch 18mal getroffen, zeigt jetzt aber, dass er absolut kein Knipsermaterial ist: 29S, 5T, 2V, 6.73. Potential ist aber noch da, Hoffnung also auch, und die Alternativen wachsen nur langsam heran.
Vyacheslav Pidbennoy (24, Überraschung: Shaktar-Jugend, 3. Jahr) dagegen ist eigentlich Linksaußen, muss aber genauso oft als Ersatz für Shavrin aushelfen. Etwas Gefahr strahlt er dabei schon aus, aber nicht genug - 31S, 5T, 4V, 6.77.
Am meisten interessiert sich Oleg dank seines großen Plans natürlich für die ganz jungen Talente, von 19 abwärts. Da gibt es, wie schon gesagt, so einige mit baldigen Stammelf-Chancen. Aber vorerst sind die trotz einiger Persha-Liha-Einsätze noch hauptsächlich Olgas Metier, also beschäftigt Oleg sich erst nächstes Jahr ausführlich mit ihnen.
Finanziell war die Saison für Olympia übrigens ein Debakel. Obwohl Oleg mehrere 100k€ unter dem Gehaltsbudget blieb, machte man am Ende 1,15 Mio€ Verlust und steht nun mit rund 500k€ Schulden da. Daran entscheidend beteiligt dürfte die nahezu vollkommene Abwesenheit von Zuschauereinnahmen sein - mit 160 Dauerkarten und im Schnitt 380 Besuchern pro Heimspiel kamen insgesamt gerade mal 11.819€ zusammen, nur genug für das Gehalt von einer Handvoll Jugendspielern. Die Bilanz ist natürlich auch fast Negativrekord der Liga, nur die Dynamo-Zweitmannschaft zog nochmal 17 Gäste weniger pro Spiel an. Zu Fanliebling Arsenal Bila Zerkwa kamen dagegen satte 4853 Zuschauer.
Dies hat natürlich zur Folge, dass Oleg für die neue Saison 2012/2013 das Gehaltsbudget radikal gekürzt wird, mit 309k€ für die Mannschaft liegt er zum Glück ziemlich genau im Soll. (Dass die Tschrgrtschnkrgsk-Familie allein weitere 288k€ verdient, kehrt Oleg lieber unter den Tisch.)
Immerhin bleibt Präsident Gelzin realistisch und fordert auch dieses Jahr nicht mehr als einen Mittelfeldplatz.